Freitag den 17. Januar 1986

94. Jahrgang Nr. 13

Der Enzlöler

Der Führer und Reichskanzler hat den Regie- rungsbaurat Vayhinger bei dem Reichsbau­amt Ulm zum Oberregierungsbaurat ernannt.

Bezirksnotar Wilhelm Wurster in Hall tritt nach Erreichung der Altersgrenze mit Ablaus des Monats April 1936 in den dauernden Ruhe­stand.

Im Bereiche des Landessinanzamts Stuttgart wurden versetzt:

Steueramtmann Schneck bei dem Finanzamt Oberndorf als Vorsteher an das Finanzamt Oehringen,

Steuerinspektor Klemm bei dem Finanzamt Balingen an das Finanzamt Steinau/Oder, Steuersekretär Lang bei dem Finanzamt Eß­lingen an das Finanzamt Ellwangen, Steuersekretär Kling bei dem Finanzamt Saulgau an die Lberfinanzkasse des Landesfinanz­amts,

Steuerwachtmeister Schneider bei dem Finanzamt Geislingen an das Finanzamt Ulm.

Der Herr Landesbischof hat die Pfarrei Neid- lingen, Dek. Kirchheim u. T-, dem Stadtpfarrcr Dr. Kiefer in Ebingen. Dek. Balingen, über­tragen.

Der Führer und Reichskanzler hat den Negie- rnngsrat Dr. Molfenter zum Landrat im Württ. Landesdienst ernannt.

Der Führer und Reichskanzler hat den Regie- rungsrat Engel, Oberamtsverweser in Ellwan­gen. zum Landrat ernannt.

Der Führer und Reichskanzler hat den Ober- studiendirektor Geizes am Lehrerseminar in Nürtingen auf seinen Antrag in den Ruhestand verseht.

Der Herr Reichsstatthalter hat im Namen des Reichs auf ihren Antrag in den Ruhestand ver- fetzt

Oberlehrer Kindler an der ev. Volksschule in Althütte, Kreis Backnang,

Hauptlehrcrin Franziska Wieland an der katt, Volksschule in Schechingen, Kreis Aalen. Der Herr Kultminister hat den Hausverwalter Heink'el an der Nationalpolitischcn Erziehungs- anstatt in Backnang aus seinen Antrag in den Ruhestand versetzt ch

Diensterlcdigung

Bei der milchwirtschaftlichen Abteilung der Landesanstalt für landwirtschaftliche Gewerbe in Hohenheim ist zum l. Februar 1936 die Stelle einer technischen Gehilfin wieder zu besetzen Er- forderlich sind Kenntnisse in Milch-Chemie und Bakteriologie. Fertigkeit im Maschinenschreiben ist erwünscht.

Bewerbungen mit Lebenslauf, Lichtbild, Zeug­nisabschriften und Nachweis der arischen Ab- ltammung sind binnen einer Woche einzureichen.

Ate BdM. MWulungstager im Rundfunk

Eine Sendung am 18. Januar von 1516 Uhr

Von: BdM.-Obergau wird uns geschrieben: Mit dem neuen Jahr wurde auch die Arbeit in den BdM.-Umschulunaslagern mit neuer Kraft Wieder begonnen. Daß im weiten Rahmen der BdM.-Gesamtarbeit gerade die llmschulungs- lager uns immer ganz besonders am Herzen lagen, ist bekannt. Und darüber, daß unsere Praktische Arbeit in den Lagern, unterstützt durch eine zielbewußte Propagandatätigkeit, immer mehr Anerkennung und Unterstützung in der Öffentlichkeit findet, freuen wir uns sehr, handelt es sich dabei doch um ein Stück bedeutungsvoller Aufbauarbeit für unser Volk.

Nun trat zu Beginn des neuen Jahres die Sa chbearoeitungJugenddes Reichs­enders Stuttgart an uns heran, mit der Ab- icht, eine Sendung überDie Umschulungs- ager des württ. BdM." zustande zu bringen. Fein! sagten wir. Und am 7. Januar war es ft> weit. Oberbannführer Nöthlichs, der

Jugendsachbearbeiter des Reichssenders, machte sich mit seinen Mitarbeitern Domay und Kutter ans Werk. Es ging zunächst nach Rudersberg, dann nach Mistlau. Die Mädel der Lager taten frisch und heiter ihr Mög­lichstes, so datz eine Sendung zustande kam, die ein gutes Bild vom Leben und Schaffen in un­seren Umschulungslagern geben wird. Von allen Betätigungsarten in den Lagern, vom Küchendienst bis zur Kleinkinderpflege,-wur­den Schallaufnahmen gemacht, die zur Zeit zu einer in sich geschlossenen Sendung zusammen- qcstellt werden. Besonders gut ließen sich die Aufnahmen in der Mistlauer Kinderstation an. Schön war auch der Ausklang: Flaggen ein- tzolen, während die Glocken der benachbarten

Es ist in weiten Kreisen noch viel zu wenig bekannt, daß seit Frühjahr 1935 an Stelle deS früheren Lehrerin nenseminars Mark- gröningen eine Aufbauschule für Mädchen besteht, wie es deren eine für die männliche Jugend in Saulgau gibt.Aufbaufchulen" heißen diese Anstalten, weil sie ihre Schüler und Schülerinnen nicht wie die anderen höheren Schulen schon nach der Grundschule ausnehmen, sondern ihren Lehrgang auf dem 7. Volksschuljahr aufbauen und in 6 Jahren mit der Neiseprüsung abschließen.

Es sind also in bezug auf den äußeren Ausbau höhere Schulen einer neuen Art, die vom Staat zu dem Zweck eingerichtet wor­den sind, begabte« Kindern vom Lande, die keine Gelegenheit zum Besuch einer höhe­ren Lehranstalt hatten oder deren Begabung erst später zutage tritt, die Erstehung der Reifeprüfung noch nach 7 Volksschuljahren in nur sechsjährigem Lehrgang zu ermög­lichen.

Außer Volksschülerinnen können in die Ausbauschule Markgröningen auch Mittel­schülerinnen sowie Mädchen, die seither eine der kleinen Landlatein- oder -realschulen be­sucht haben, im gleichen Alter ausgenommen werden. Außer guter geistiger Begabung ist auch gute Gesundheit und charakterliche Tüchtigkeit Voraussetzung für die Aufnahme. Die Aufbauschule ist grundsätzlich als Wohnheim (Internat) eingerichtet. Da­durch dient sie in besonderem Maße der Pflege des Gemeinschaftslebens im national, sozialistischen Sinn und bietet außerdem die Möglichkeit, die Mädchen neben dem wissen­schaftlichen Studium her körperlich zu schulen und sie, soweit es ihre Zeit er­laubt, zu allerlei häuslichen Betäti­gung e n im Gemeinschaftsdlenst anzuleiten. In finanzieller Hinsicht kommt der Staat der Leistungsfähigkeit der Eltern durch Ab­stufung der Beträge für das Unterrichts- und Verpslegungsgeld weitgehend entgegen.

Durch Ablegung der Reifeprüfung am Schluß des Lehrgangs erwerben die Mädchen das Recht zum Studium an einer Universität oder an anderen Hochschulen. Für die Abiturientinnen von Markgröningen wird häufig die Ausbildung als Volksschul­lehrerin in Frage kommen, die durch zwei­jährigen Besuch der Hochschule für Lehrer­bildung in Eßlingen erworben wird. Auch

Dorskirche den Abend einläuteten und der Mond groß über dem Jagsttal aufging.

Die Sendung ist im Rahmen des Hitler­jugendfunks am Samstag, dem 18. Januar, von 15 bis 16 Uhr zu hören.

Stuttgart, 16. Januar. (Tod esst urz vom Sozius.) Am Mittwoch nachmittag wurde in der Hedelfinger Straße die Beisahrerin eines Motorrades während der Fahrt vom Soziussitz auf die Straße ge­schleudert. Sie trug einen schwerenSchä. delbruch davon und mußte in das Kran­kenhaus Bad Cannstatt ausgenommen wer­den. Dort ist sie den erlittenen Verletzungen erlegen.

am HauswirtschafMchen Seminar in KirH- heim u. T. werden für Abiturientinnen zwei­jährige Lehrgänge abgehalten. Doch besteht für die Abiturientinnen von Markgröningen wie für die aller wissenschaftlichen höheren Schulen die Möglichkeit, auch ein anderes Studium zu ergreifen, zu dem sie Eignung und Neigung haben, z. B. das der Medizin, der sprachlich-geschichtlichen Fächer, der Naturwissenschaften, der Fächer für das künstlerische Lehramt u. a.

Wenn der nationalsozialistische Staat be­gabten Mädchen durch diese Neugründung eine neue günstige Gelegenheit zu Reife­prüfung und Studium bietet, so tut er dies, um die ihnen verliehenen Gaben dem Votts- ganzen dienstbar zu machen. Es ist somit der Frau, die das Zeug dazu hat, auch heute nicht, wie man so oft sagen hört, unmöglich gemacht, sich dem Studium und der Aus- Übung eines ihren Gaben entsprechenden Be­rufs zu widmen. Durch eine zweckmäßige Auslese der Bewerberinnen soll erreicht werden, daß ungeeignete Mädchen möglichst serngehalten, geistig begabte und mit wert- vollem Erbgut ausgestattete aber der ge­schilderten Ausbildung zugeführt werden.

Es ist selbstverständlich von vornherein anzunehmen, daß nicht alle diese Mädchen dauernd im Beruf tätig sein werden. Wer auch im Falle der Heirat werden sie als Frauen und Mütter besonders wertvolle Glieder der Volksgemeinschaft werden, die durch ihre vertiefte Einsicht in die Zu­sammenhänge, durch ihre Gewöhnung an planmäßiges, zielbewußtes Arbeiten und selbstverständliches Ein- und Unterordnen in ein größeres Ganzes später auch bei ihrer Haushaltführung, bei der Erziehung ihrer Kinder, bei der Mitarbeit in der NS-Frauen- schaft und bei anderer sozialer Betätigung sich stets des engen Zusammenhangs zwischen der Einzelfamilie und dem Volksganzen und damit ihrer Verpflichtung' bewußt bleiben, all ihre Kleinarbeit in Haus und Familie als Dienst am Volk und Staat zu leisten. Solche verantwortungsbewußten Frauen aber braucht unsere Zeit, mögen sie nun als leibliche Mütter ihre Kinder zu allem Gro­ßen erziehen, das unser Führer für unser Volk erstrebt oder aber im Berus ihre see­lische Mutterkraft in Ergänzung männlichen Wirkens einem weiteren Kreise zugute kom­men lassen.

Anton Schilling, der Ehrenvorstand der Sportvereinigung Ulm 1889. kann am Freitag aus 89 Lebensjahre zurückblicken. Der Jubilar ist Mitbegründer der Ulmer und der württembergi- schen Schwerathletik. Nicht weniger als L5 Jahre leitete er als erster Vorsitzender die Geschicke deS Ulmer Vereins.

Am Mittwoch überholte ein Perionenkraft­wagen bei der Pfefsermühle in Ellwangen einen Radfahrer namens Ott aus Gaishardt, der vom Kalten Markt Heimwärts fuhr. Dabei geriet der Kraftwagen dem Radfahrer zu nahe und warf ihn mit - erheblicher Wucht aus die Fahrbahn. Der Radfahrer trug von diesem Sturz ziemlich stark blutendeKopswunden da­von. Er wurde mit dem Sanitätskrastwagen in das Krankenhaus gebracht. Der Lenker des Kraft­wagens fuhr, ohne sich um den Verletzten zu kümmern, in rasender Fahrt weg. Er wurde aber durch den Landjäger namhaft gemacht.

Ulm, 16. Januar. (Versuchsfahrten Eßlingen Ulm.) Der Wechsel» strom-Schnelltriebwagen für 160 Stundenkilometer ist von der Maschinen­fabrik Eßlingen auf Bestellung des Neichs- bahn-Zentralamts München gebaut worden. Wenn die Wagen in Betrieb kommen, kann jetzt noch nicht vorausgesagt werden. Gegen, wärtig läßt das Reichsbahn - Zentralamt München aus der Strecke Eßlingen Ulm Bremsversuchsfahrten mit einem Wagen ausführen: Versuchsfahrten zur Erprobung der Laufeigenschaften werden sich anschließen. Der Wagen ist bei der Parade von Neichsbahnfahrzeugen, die am 8. Dezember in München stattgefunden hat, vorgeführt und damals auch vom Führer eingehend besichtigt worden.

Die neue lE 111 in Böblingen

Böblingen, 16. Jan. Eine besonders freu­dige Ueberraschnng erlebte am gestrigen Nachmittag der Flughafen Böblingen. Kurz nach 14 Uhr erschien am Horizont eine Flug- Maschine, die neue 8b! III. Ter Pilot, Flugkapitän U n t u ch t, machte sich ein be- sonderes Vergnügen daraus, die Maschine seinen württembergischen Kollegen vorzufüh­ren. Kaum über die Riedmühle hinweg drückte er die 8b! 111 bis etwa drei Meter über die Erde, um sie kurz vor dem Ver­waltungsgebäude wieder säst senkrecht hoch-" zuziehen. Das ganze Personal des Flug­hafens war ins Freie geeilt, um die neue Ueberraschung zu bewundern.

Heute vormittag ist diese neue und mit den modernsten Einrichtungen ausgestattete Vcr- kehrsmaschine zu ihrem Planmäßigen Post-- fing nach Sevilla vom Flugplatz Böblingen gestartet. Am Sonntag nachmittag gegen 15 Uhr wird Flugkapitän Untucht mit der Maschine wieder in Böblingen emtreffen.

SarnmruM

auf der Strecke Keawteir-Ssnv

Jsny, 16. Januar. Infolge der andauern­den Regensälle ereignete sich zwischen Moos und Weitnau auf der Bahnstrecke Kempten Jsny am Bahngleis ein Dammrutsch. Der Zugverkehr wird nur bis Hellengerst durchge- sührt.

Für besonders begabte Mädchen

Die Staatliche Aufbanschule für Mädchen i« Markgröningen

Von l)derrexierunx»rN>o vr. Vers Vollmer, Stuttxsrt

KOI^N von OKLKI-IN

Copyright by Prometheus verlay Dr. Eichacker, Grobenzell bei München

Es war einen Augenblick still in dem kleinen Gasthaus­zimmer, in das der Lärm vom Handelsviertel Agras ge­dämpft herüberklang.

James Rubee beobachtete das Gesicht der Frau genau. Sie war sehr blaß, ob sie Sorgen hatte? Das Gesicht von geradezu durchsichtiger Blässe, die dunklen Augen etwas verschleiert.

Ich bin müde, ich gehe schlafen", sagte Bernburg gähnend.

Wenn Ihr noch etwas in Romantik machen wollt", sagte er mit gutmütigem Spott.Laßt Euch nicht abhalten davon. Aber Rubee, nicht zu lange. Die Reise morgen bei der Hitze Wird wieder eine Strapaze sein . . ."

Ich denke, wir gehen noch etwas auf den Balkon heraus", sagte Nubee, und schob die schweren Glasscheiben auseinander.

Ein dichter Garten umgab das Gasthaus. Eins drückende, feuchte Schwüle stieg aus den Bäumen, aus dem gelblich- grünen Rasen, ein betäubender Duft fremder Blumen schlug zu den beiden Menschen empor.

Jo sah in die Finsternis hinaus.

Rubee trat näher.

Finden Sie nicht, daß ein fremdes Land die Menschen viel schneller zusammenführt?" fragte er leise.

Jo sah ihn erstaunt an.

Ich meine . . . nehmen Sie an, wir hätten uns irgendwo anders kennengelernt, glauben Sie, daß wir uns so nahe wären, wie heute abend?" ,

Jo schwieg noch immer.

Schließlich kam ein kargesvielleicht haben Sie Recht" aus ihrem Mund.

Ich möchte gerne wissen, was Ihnen fehlt, Fräulein Kersting . . ."

Mir fehlt? Aber wieso?"

Glauben Sic, ich merke nicht, daß Sie traurig sind?

W»

Kann ich Ihnen helfen? Haben Sie unangenehme Nach­richten aus der Heimat?"

Die Stimme kam warm und werbend zu Jo, sie sah James Rubees Helle Augen mit ängstlicher Spannung auf sich ge­richtet.

Ich danke Ihnen", sagte sie leise.Sie meinen es gewiß sehr gut. Aber ich brauche keine Hilfe... mir fehlt nichts..

Rubee sah sie lange an.Warum sind Sie denn nicht offen zu mir? Ich sehe Ihnen doch an, daß Sie etwas quält."

Jo lächelte. Ein stilles, Wehes Lächeln, das dem Mann ins Herz schnitt. Sie hatte schnell den Brief Hell's über­flogen. Seit langem wieder die erste Nachricht. Es klang etwas wie eine leise Verstimmung aus seinen Zeilen. Ge­wiß, er konnte ja nicht über ihr Leben bestimmen . . . aber weshalb sie ihre gesicherte Stellung in Monte aufgegeben habe und sich zu einer solchen Strapaze entschlossen habe? Das Ganze käme ihm etwas abenteuerlich vor . . . aber natürlich, es sei ja nun zu spät. Und auch er hätte allerlei Pläne, er würde noch davon schreiben. Dann Versicherungen seiner Liebe, feiner Sehnsucht . . . Aber das letzte Verstehen fehlte. Löste sich das Band, oder war es die Trennung, was die seltsame Kluft zwischen ihnen schuf?

Kommen Sie, es wird spät", sagte sie leise. James Rubee wagte keine Frage mehr, aber vor der Tür griff er fest nach ihrer Hand und küßte sie. Jo ließ cs leicht verwir-t ge­schehen . . .

» » -st

Das Justiz-Hotel liegt im Mittelpunkt von Neu-Delhi. Ein weiter, leuchtend-grüner Nasen umspannt das flache, weit­gedehnte Haus mit den breiten Veranden, Balkons, mit den riesigen Zimmern, die kleinen Sälen gleichen. Mangobäume, deren weiße Blüten silbern leuchten und würzigen Tust ver­senden, umstehen das Haus, auf den dicken Resten tummeln sich die Affen, Scharen von Krähen hocken in ihnen, um plötzlich mit wildem Gekreisch auszuflattern und aus Beute auszugehen.

Zwei große Tiere ließen sich vor Jv's Fenster nieder und schnappten nach ihrem weißen Hut, der achtlos auf dem Fensterbrett lehnte.

Lachend griff Jo danach und entriß den frechen Räubern die Beute. Dann setzte sie sich nieder und schrieb weiter:

Die Tage hier sind so unvergeßlich, daß ich das Wichtigste notieren muß. Es ist ein bunter Taumel, wenn auch nicht immer ein vorzüglicher, trotz aller Schönheit, für die ich so dankbar bin. Seit Tagen ist Professor Bernbnrg leicht erkrankt. Der Uebergang von der tropischen Hitze zu den heftig auftretenden Regengüssen, in die wir in Benares hineingerieten, ist ihm schlecht bekommen. Wir mußten hier in Delhi einen englischen Arzt zu Hilfe holen, und erschraken sehr über seine Auskunft: Malaria! Sie tritt zwar nicht schlimm bei ihm aus, äußert sich aber doch durch Schwäche, Müdigkeit und Fieber stark genug, so daß wir einige Ruhe­tage einschieben, ehe wir nach Haiderabad und Udaipur zu weiteren Studienzwecken fahren, von dort geht's nach Bom­bay zu einer Vortragsreihe an der dortigen Universität, dann quer durch Indien nach Kalkutta, über Madras nach Ceylon und von da das ist noch lange hin zurück . . .

Liebe Ti, ich will aber versuchen, Dir unsere letzten Ein­drücke zu schildern. Wir fuhren vom herrlichen Agra zuerst nach Benares, in Abänderung unseres ursprünglichen Pro­gramms. Die heilige Stadt am Ganges ist das Ziel aller indischen Wallfahrer, und der Eindruck ist auch wirklich un­vergeßlich. Terrassenförmig steigt die Stadt mit ihren Palästen. Moscheen, mit ihren Tempeln und Türmen über dem heiligen Fluß empor. Die vergoldeten Kuppeln der kost­baren Tempel leuchten in der Sonne, ein Gewirr von Reli­gionen, Sekten, Kasten, Bettler, die mit heulendem Zuruf jedem ihr Elend klagen, enge, heiße Straßen, kleine Kapcllchen, und über all dem wieoer die brennendheitze Sonne, der grellblaue Himmel.

Am ersten Tag schon standen wir lange Zeit am heiligen Fluß und sahen den Badenden zu, die in Scharen und unter entzückten Ausrufen in das heilige Wasser hinabtauchten. Sieche, Kranke, Alte schleppte man heran, sie alle sollte der heilige Fluß gesund machen. Nur wenige Meter von den Badenden versenkt man die Asche der Toten. Die Leichen werden vorher auf einem Holzstoß verbrannt. Die weißen Gewänder der Wallfahrer und Beter leuchteten so grell in der Sonne, daß uns die Augen schmerzten. In den nächsten Tagen durchwanderten wir das malerische Gewirr der Tempel und Moscheen. Nicht weniger als 60 Prüchnge Aufnahmen haben wir in den Paar Tagen gemacht.

(Fortsetzung folgt.)