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Amtsblatt für

aas Oberami Aleuenbürg

Rr. 12

Donnerstag den 16. Januar 1936

94. Jahrgang

Der FeMag des Lipper Landes

Dev Führer in Detmold

Selimre zurülkgeilelli

Die Londoner Kabinettssitzung

London, 15. Januar.

Nachdem am Montag und Dienstag der bri­tische Verteidigungsausschutz das neue englische Aufrüstungsprogramm eingehend behandelt hatte, trat am Mittwoch das britische Kabinett zu seiner ersten Sitzung im neuen Jahre zu­sammen. Im Hinblick auf die bevorstehende Völkerbundtagung wurden die Schwierigkeiten erwogen, die mit der Frage einer Ausdehnung der Sühnematznahmen in Gestalt einer Oel- sperre Zusammenhängen. Da der Nachweis, datz die Oelsperre voll wirksam wird, indessen noch geführt werden mutz, wird eine endgültige Ent­scheidung erst fallen, wenn die Sachverstän­digen und die Mitgliedstaaten des Völkerbundes in Genf ihre Absicht hierüber ausgedrückt haben. Die beiden Häuser des Parlaments treten am 4. Februar zusammen. Sie werden umfassende gesetzgeberische Ar­beiten zur Aufrüstung zu erledigen haben.

DieDaily Mail" hatte schon vor der Kabi- nettssitzung gemeldet, datz Italien schon setzt genügend Oelvorräte für sechs oder gar neun Monate habe.Daily Herald" wirft Laval vor, daß er, um die Aufmerksamkeit von Ita­lien abzulenken, versuche, eine Panikstimmung wegen dir angeblichen Absichten Deutschlands zu erzeugen. Die von der französischen Presse aufgegriffenen Nachrichten von der deutschen Wiederaufrüstung seien lediglich ein französi­sches Ablenkungsmanöver.

Die Anweisungen

des britischen Kabinetts an Eden

Die Sitzung des britischen Gesamtkabinetts am Mittwoch, die l'/s Stunden dauerte, be- schäftigte sich ausschließlich mit außenpoli- tischen Fragen. Vor der Abreise des Außen­ministers Eden nach Genf wird keine weitere Sitzung stattfinden. Was die Oelsperre an- geht, so hat das Kabinett, wie verlautet, den Außenminister Eden angewiesen, die tech- nischen Gesichtspunkte dieser Frage im Ver­laufe der Genfer Beratungen zu klären.

Die Anweisungen des Kabinetts an den Außenminister Eden für die Genfer Aus­sprache über die Oelsperre gehen, dem diplo­matischen Korrespondenten desEvening Standard" zufolge, dahin, daß Eden zunächst die Auffassungen der übrigen Staatenver- tretcr seststellen soll. Eden werde England weder nach der einen noch nach der anderen Richtung hin festlegen. Vox der Abgabe einer endgültigen Erklärung werde er sich mit dem britischen Kabinett in Verbindung setzen. Das Kabinett habe in seiner Sitznnc, diele?- Ver­fahren gebilligt.

Wie in Ergänzung zur heutigen Kabinetts- sitzuug verlautet, hat sich diese zum größten Teil mit der Oelsperre beschäftigt. Die Frage, über die von den Ministern Aufklärung ver­langt wurde, bezog sch in der Hauptsache da­rauf, welche Haltung die ölliefernden Länder angesichts einer etwaigen Oelsperre einnehmen würden und was insbesondere Venezuela und Mexiko in dieser Frage tun würden. Nach einer eingehenden Aussprache hierüber kam man zu der Ansicht, datz es gegenwärtig un­möglich sei, festzustellcn, in welchem Umfange eine Oelsperre angewandt werden könne und in welchem Umfange die öllicferndcn Länder bereit feien, sich an der Oelsperre zu beteili­ge». Daher sei es unmöglich, sofort eine Entscheidung über die Verhängung der Ocl- sperre zu treffen, da niemand wisse, wie sie sich auswirken würde.

Wie weiter verlautet, wurde auch das Schicksal des amerikanischen Neutralitätsge­setzes erörtert.

Man nimmt allgemein an, daß das Kabi­nett» eine Fortsetzung der Sühnematznah- me« sei, jedoch erst durch eine Untersuchung an Ort und Stelle feststellen wolle, wie die Lage hinsichtlich der Oelsperre stehe. Diese Un­tersuchung werde auf der kommenden Genfer Tagung durch den Außenminister geführt werden.

Wie Reuter hierzu erfährt, handelt es sich nicht darum, das Für oder Wider der Oel­sperre festzustellen, sondern um die Entschei­dung über die Frage, ob diese Politik durch- geführt werden kann oder nicht. In London ist man der Auffassung, daß die Mitarbeit der MitglieLstaaten des Völkerbundes bei der Durchführung der Sühnemaßnahmen sich ver­stärkt habe. Der Außenminister wird nach Durchführung seiner Untersuchung in Genf dem Kabinett Bericht erstatten.

Detmold, 15. Januar.

Am heutigen Tage feierte Lippe den drit­ten Jahrestag der entscheidenden Landtags­wahl im Jahre 1933, die nicht nur dem sozialdemokratischen Korruptionsregime ein Ende bereitete, sondern auch den Weg frei machte für die Machtergreifung im Reich. Bereits Mittwoch vormittag fand die Eröff­nungskundgebung für die Erinnerungsfeier vor dem Rathaus in Detmold statt.

Die einlausenden Sonderzüge mit den alten Lipper Kämpfern wurden von großen Men­schenmengen jubelnd begrüßt. Als Stabschef Lutze ebenfalls angekommen war, begann der Zug der alten Kämpfer vom Bahnhofsvor­platz zum Rathaus, wo sich auch die Ehren­gäste aus der Partei, der Wehrmacht und den Behörden, sowie der braunschweigische Ministerpräsident Klagges eingefnnden hat­ten.

Als erster Redner sprach Gauleiter und Neichsstatthalter Dr. Meyer. Packend führte er den alten Kämpfern noch einmal die schicksalsschwere und verantwortungsvolle Zeit vor drei Jahren vor Augen. Anschlie­ßend sprach, stürmisch begrüßt, Stabschef Lutze. Die Idee und der Glaube an unse­ren Führer waren damals vor drei Jahren notwendig, um die Opfer jener Zeit bringen zu können. Auch heute wollen wir nur eins: dem Führer helfen, daß er erreicht, was er sich als endgültiges Ziel gesteckt hat ein großes, freies, starkes Volk in einem herr­lichen Deutschland!

Das Lippesche Land ehrk den Führer

Anläßlich de? dritten Erinnerungstreffens am 15. Januar 1936 wurde dem Führer und seinen Begleitern im Lippeschen Wahlkamps 1933, der damals den Auftakt zur Machter­greifung bildete, eine besondereEhrung zuteil. Westfälische und Lippe­sche Städte überreichten dem Führer und auch seinen Beglei­tern kunstvoll gestaltete Ehren- b ü r g e r b r i e f e. Am frühen Nachmittag des 15. Januar erschien auf der Grevenburg, wo der Führer während des Lippeschen Wahlkampfes 1933 gewohnt hat, und die einem alten Nationalsozialisten, dem Regie­rungspräsidenten von OynHausen ge­hört, der Gauleiter und Neichsstatthalter Dr. Meyer mit den Bürgermeistern und Ab- Ordnungen der Städte. Gauleiter Dr. Meyer stellte dem Führer die Bürgermeister und Abordnungen vor.

Dann überreichten ihre Ehrenbürgerbriefe: die 99 000 Einwohner zählende westfälische Bergarbeiterstadt Recklinghausen, die mit 34 000 Einwohnern größte Landgemeinde Preußens, Herten, Kreis Recklinghausen, die eine reine Vergbaugemeinde ist, die west­fälische Handwerkerstadt Stadtlohn i:n Kreise Ahaus und die herrlich gelegene Lippe­sche Stadtgemeinde Schwalenberg, die schon zweimal hundertprozentig sür den Füh rer und Deutschland gestimmt hat. Der

Führer dankte den Abordnungen, unter denen sich vorwiegend Bergarbeiter befanden, herz­lich für die Ehrung und unterhielt sich einige Zeit mit ihren Mitgliedern.

Gauleiter Dr. Meyer bat dann den Füh­rer, zu gestatten, daß seinen Mithelfern und Begleitern, nämlich Obergruppenführer Brückner, Reichspressechef Dr. Dietrich. Brigadeführer Schaub. Neichsbildbericht- erstatter Hoffmann und Brigadeführer Schreck das Ehrenbürgerrecht lippischer Städte verliehen werde. Die schönsten Städte des Lippeschen Landes seien für diese Ehrung ausgesucht worden. Mit Genehmigung des Führers erhielten dann Obergruppenführer Brückner den Ehrenbürgcrbries der Stadl Detmold, Reichspressechef Dr. Dietrich, der bereits vor 2 Jahren zum Ehrenbürger der Städte VadSalzuflen und Laage ernannt worden war, den Ehrenbürgerbrres der Stadt Bad Salzuflen, den er als Anerkennung für die Arbeit der besamten nationalsozialistischen Presse im Lippeschen Wahlkampf entgegennahm, Reichsbildbericht, erstatter Hoffmann den Ehrenbürgerbrief der Stadt Bad Salzuflen und Brigade- führer Schreck den Ehrcnbürgerbrief von Schwalenberg.

Am Mittag des heutigen Tages war neben Hunderten von Erwachsenen auch viele Hun- derte von Kindern, darunter zahlreiche Gruppen der HI., des Jungvolkes und des BdM. zur Grevenburg gekommen, um den Führer zu sehen. Der ganze Hof der Burg war dicht gefüllt von jungem Leben, und es war begeisternd, den Führer längere Aeit mitten unter den Kindern zu sehen, die chm ihre Hände hinstreckten und ihn so dicht um­drängten, daß er nur mühsam sich Platz schaffen konnte.

Vorbeimarsch in Detmold

Im weiteren Verlauf der Feierlichkeiten zur Erinnerung an 1933 fand vor dem Lan­destheater ein großer Vorbeimarsch sämt­licher nationalsozialistischen Organisationen aus dem Lande Lippe statt. An der Spitze des Zuges marschierten Einheiten der Wehr­macht, denen in langen Kolonnen SA., SS., HI., Arbeitsdienst usw. folgten. Vor dem Landestheater hatten die Ehrengäste, unter denen man jetzt auch Reichsorganisations­leiter Dr. Ley sah. Ausstellung genommen. Die umliegenden Anmarschstraßen waren von einer riesigen Menschenmenge umlagert. Unter flotten Marschklängen marschierten im Gleichschritt die verschiedenen Organisatio­nen vor Stabschef Lutze vorbei, der immer wieder mit erhobener Hand die Einheiten grüßte. Anschließend trafen sich die Ehren­gäste auf Einladung der Stadt Detmold im Foyer des Landestheaters zu einem kleinen Imbiß.

Gegen 18 Uhr zogen die Abordnungen un- zahllosen Volksgenossen zu den Flugzeug­hallen, wo am Abend die große Kundgebung den Abschluß der Erinnerungsfeier bildete.

müsse sie eine stärkere Seemacht haben als eine andere Macht, die ihre gesamten Streit- kräfte in der Nähe der Heimatgewässer zu­sammenziehen könne. Die Einrichtung einer gemeinsamen oberen Begrenzung sei daher in Einklang zu bringen mit den Befriedigungs­bedürfnissen des britischen Weltreiches, das Verantwortlichkeiten in den europäischen Ge­wässern, im Atlantik, im Indischen und im Stillen Ozean mit zu berücksichtigen habe. Großbritannien stimme mit Amerika darin überein, daß es unmöglich sei, zu behaupten, daß gleiche Rüstung auch gleiche Sicherheit ge­währleiste. Der Washingtoner Vertrag biete eine Garantie zur Sicherheit. Die Annahme des japanischen Vorschlags würde außerdem bedeuten, daß jedes Land berechtigt wäre, ebensoviel Schiffe zu bauen wie sein Nachbar, gleichgültig, wie groß seine Verantwortlich­keiten seien.

Aehnliche Erklärungen gaben die einzelnen Vertreter des britischen Weltreiches ab.

Auch die französische und die italienische Abordnung lehnten durch ihre Vertreter den japanischen Vorschlag ab.

Der italienische Vertreter erklärte, Italien wünsche nicht die Grundsätze zu bestreiten, auf dem der japanische Vorschlag beruhe, er habe jedoch Zweifel darüber, ob er praktisch durchführbar sei. Eine ähnliche Erklärung gaben die Franzosen ab.

Ner Führer bet einer Krsst-dmck-Mttde"-AnMrung

Nürnberg, 14. Januar.

Ter Führer traf am Montagabend über­raschend in Nürnberg ein und nahm im Nürnberger Stadttheater an einer ganz aus­gezeichneten Aussührnnq desZiqeuner- baron" sür die NSG. ..Kraft durch Freude" teil. Das Publikum, fast nur Nürnberger Arbeiter und Angestellte bereitete dem Füh­rer eine stürmische Huldigung.

Saarbrücken -

-te imtloilalsoziaWWeskö Stabt"

Französische Pressestimmen zu den Saarfeiern

Paris, 14. Januar.

Hatte die französische Presse ursprünglich die Absicht gehabt, den Jahrestag der Saar­abstimmung einfach zu übergehen, so mußte sie sich angesichts der eindrucksvollen Jahres- feiern im Gau Saarpsalz eines anderen be­sinnen. Einige Blätter glauben, gegen den NamenSaarpfalz" Einspruch erheben zu müssen mit welchem Recht, bleibt uner­findlich, da es uns Deutschen jederzeit gleich­gültig bleibt, wenn es den Franzosen heute einfiele, das Seine-Departement inCleineu- ceau" umzutaufen.

An den Saarfeiern selbst wird in der Presse nicht gekrittelt. Der Berliner Bericht- erstatter desJournal" bezeichnet die deut­schen Zeitungsaufsätze, in denen bedauert wird, daß die Franzosen trotz aller Be­mühungen des Führers nichts von einer Annäherung an das Reich wissen wollen, als ziemlich unangenehm".Ercelsior" ge- braucht zum ersten Male auch im französi­schen Text den AusdruckSaarlautern". Der Vertreter desJour" sagt, daß Saarbrücken innerhalb von Jahresfrist die nationalsozia­listischeste Stadt geworden ist. Allgemein könne man mit Vergnügen feststellen, daß man sich heute von amtlicher wie von seiten, der Bevölkerung bemühe, alles zu vermeiden,- was die Eigenliebe der Franzosen verletzen könnte.

Zugsrusammenftvß ln Englanb

London, 15. Januar

In der Nähe von Shrivenham lGr^. '^akt Berks) stieß am Mittwoch früh ein Person.n- zug mit einem Kohlenzug zusammen. Die Lokomotive und die ersten drei Wagen deS Personenzuges entgleisten und wurden zer­trümmert. Nach den bisherigen Meldungen wurden 23 Personen ins Krankenhaus ge­schafft. von denen mehrere schwerver­letzt sind.

Das gemeldete Eisenbahnunglück bei Shrt- venham war schwerer, als sich nach den ersten Berichten vermuten ließ. Es hat bisher zwei Todesopfer »nd 27 Verletzte gefordert. Unter den Getöteten befindet sich auch der Lokomo­tivführer, der im Krankenhaus an den Fol­gen schwerer Verbrennungen starb.

Japans Austritt vollzogen

Erklärungen der

London, 15. Jan. Der erste Ausschuß der Flottenkonferenz trat am Mittwoch nachmit­tag zu der angekündigten Sitzung unter dem Vorsitz des Ersten Lords der Admiralität zu­sammen.

Ans Ersuchen der japanischen Abordnung wurde der japanische Antrag auf eine gemein­same obere Begrenzung der Flottenrüstungen erneut zur Beratung gestellt. Der japanische Abordnungsführer, General Nagano, gab eine etwa X Stuirden dauernde Erklärung ab, in der er durch einen Dolmetscher u. a. sagen ließ, er bedauere es, daß die Ereignisse zu den gegenwärtigen Schwierigkeiten geführt hät­ten. Er wünsche klar festzustellen, daß Japan nicht die Absicht habe, einen Flottenrüstungs- wettbewerb herbeizusührcn. Japan wünsche ebenso wie jedes andere Land, daß ein Ab­kommen erzielt werde, welches zu einer tat­sächlichen Verminderung der Flottcnriistun- gen üshre, jedoch bei Japan leider keine andere Wahl gelassen worden sei, als die Konferenz zu verlassen.

einzelnen Mächte

Nach der Rede NaganoS wurden die Ab- ordnnngsführer der anderen Völker in alpha­betischer Ordnung aufgefordert, sich zu dem japanischen Vorschlag zu erklären.

Sie lehnten ohne Ausnahme den japani­schen Vorschlag ab.

Hierbei erklärte Norman Davis für Ame­rika, angesichts der gegenwärtigen Unsicherheit in der Welt sei eine Berichtigung der Stärke- Verhältnisse aber völlig unmöglich. Angesichts der Lage im Fernen Osten, in Europa und in Afrika lehnten die Vereinigten Staaten jede Aenderung ab, die ihre Sicherheit ver­mindern würde.

Für die englische Abordnung sprach Lord Monsell, der den englischen Standpunkt da­hin zusammenfaßte, die Gleichberechtigung zur See könne nicht allein für sich besprochen werden. Die Entfernungen von den Flotten­stützpunkten und die langen Verbindungswege müßten mit in Rechnung gestellt werden. Eine Macht mit weltweiten Verantwortlichkeiten müßte ihre Verbindungswege schützen. Daher