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parteiamtliche

.Mageszeitung

Wildbader NS-Preffe Birkenfelder, Lalmbacher und Herrenalber Tagblatt

Amtsblatt für

clas Oberamt Aleuenbürg

Nr. ll

Mittwoch den 18. Januar 1936

94. Jahrgang

SowjetruWche Drohungen gegen Japan

Umsturzpropagauda von der Tribüne des Zentral-Exekutiv-Komitees

Moskau, 14. Januar.

Am Montag abend sprach auf der Sitzung des Zentral-Exekutiv-Komitees der vom Ko­mintern-Kongreß her hinreichend bekannte Leiter der Komm. Gewerkschaftsinternatio­nale Losowski. Die Komm. Gewerkschafts­internationale ist eine Sektion der Komin­tern. Es ergibt sich also die bezeichnende Tatsache, daß Losowski als Mitglied des Zentralexckutiv-Komitees ein hohes Staats­amt mit "einer einflußreichen Stellung bei der Komintern verbindet.

In seiner Rede beschäftigte sich Losowski besonders mit Japan, das er mehrfach in heftigster Weise an griff. Er ge- brauchte u. a. die Wendung, daß die Sow- jetregierung eine besondere fernöstliche Armee eigens geschaffen habe, um diese lieben Gäste zu empsangen. Wenn, so fuhr er fort, ein amerikanischer Journalist geschrieben habe, die Sowjetregierung könne bei einer Nieder­lage in einem fernöstlichen Krieg allenthal­ben Gebiete im fernen Osten verlieren, Ja- van hingegen müsse mit dem Verlust Tokios rechnen, so müsse er sagen, die Sowjetunion beabsichtige nicht, Tokio zu erobern, wohl aber könne es sein, daß in einem solchen Halle die japanischen Proletarier ihre eigene Hauptstadt besetzen würden. Japan könne überzeugt sein, daß ein Krieg gegen die Sow­jetunion auch einen Krieg im eigenen Lande bedeute.

Nach dieser Anspielung wurde Losowski, der anscheinend vergessen'hatte, daß er nicht aus der Tribüne der Komintern sprach, noch deutlicher und sagte: Wir wissen, gegen wen die Proletarier dieser Länder ihre Gewehre kehren würden ... Ihr wollt Krieg haben, ihr Herren, probiert es! Und ihr werdet in euren eigenen Werken, Fabriken und Kolonien Krieg haben." (!) Diese Ausführungen Losowskis sind deutlich genug. Es muß unter­strichen werden, daß es sich bei dieser Hetz­rede 'diesmal nicht um eine Veranstaltung der Komintern gehandelt hat. die, wie man eifrig betont, angeblich nichts mitderSowjet- regierung zu tun hat. Diese Sätze wurden vielmehr'aus einer Versammlung gesprochen, die sich zur Betonung ihres amtlichen CharaktersS o w j e t P a r l a m e n t" nennt.

Nus der Dienstagsitzung wurde die Er­örterung des Volkswirtschaftsplanes sür 1936 beendet. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der die Außen- und Innen- Politik der Sowjetregierung gebilligt und der Vvlkswirtschaftsplan für 1936 bestätigt wurde.

Arabische Unruhen werden vorbereitet

Es liegen sehr greifbare Anzeichen dasttr vor, oaß Moskau unter Benutzung der inter­nationalen Spannung, der Unruhe am Mit- telmeer und der Erregung der Araber von Aegypten und Syrien bestrebt ist, die in P a- l ä st i n a herrschende jüdisch - arabische Spannung nach Kräften zu schüren. Moskau will offenbar auf diese Weise über den Um­weg einer nationalen Revolution im vor­deren Orient die bolschewistische Revolution vorbereiten.

Sowjetrussische Gelder fließen in der letzten Zeit immer reichlicher in die arabischen Kampforganisationen. Allein in den letzten beiden Monaten sind an gewisse arabische Vermittler 12 000 Pfund gezahlt worden. Mit diesen Geldern wird eine umfangreiche Einfuhr von Waffen durchgeführt, die teil­weise japanischer Herkunft sind und ihren Weg über Transjordanien und die Sinai- Halbinsel nehmen.

Die arabische nationale Bewegung und ihre Presse, die in der letzten Zeit sich gegen- über England noch angrlffslustiger zeigt als gegen die Juden, bleibt offenbar zumeist in Unkenntnis der wirklichen Drahtzieher. Tie Führer der arabischen illegalen Kampforga- nisation stehen nach dem Tode des kürzlich durch den Scheich Zalalonis erschossenen Scherch Kassam mit dem Leiter der kommu­nistischen Propagandazentrale für den vor­deren Orient in Verbindung, der seinen Sitz in Damaskus hat und der den Partei­namen Bogdanoff führt.

Die arabischen bewaffneten und auS- gebildeten k o m m u n i st i s ch en Abtei­

lungen zählen zurzeit 8000 Mann. Dop­pelt so stark ist der diesen Abteilungen zur Verfügung stehende Ersatz.

Auf Moskauer Anweisung hin, die über Damaskus kommt, sollen die arabischen Un- ruhen in dem Zeitraum bis Ende Februar ausbrechen, und zwar beginnend mit Ueber- sällen nicht nur aus Städte, sondern auch auf die jüdischen Landsiedlungen in Nordpalä­stina. Mit diesen Landsiedlungen ist die untergaliläische Ebene Jesreel zwischen Haifa und dem Jordan gemeint, in der die meisten jüdischen Siedlungen liegen. Auch Ueberfälle aus englische Stationen sind vorgesehen.

Ser franMche MiiMerrat

Paris, 14. Januar.

Ueber den Ministerrat am Dienstag vor­mittag verlautet in gut unterrichteten Krei­sen, daß Ministerpräsident Laval in seinen Ausführungen über die außenpolitische Lage besonders die Unterhaltungen der letzten Tage mit dem französischen Botschafter in Rom und mit dem italienischen Botschafter in Paris hervorgehoben hat. Man betont jedoch, daß sich weder in der Frage der Aussöhnung noch in der Frage der Verschärfung der Sühnemaßnahmen etwas Neues ergeben habe.

Es bestätigt sich, daß Ministerpräsident Laval die Wahlen für die Kammer

aus den 22. und 29. März festgesetzt zu sehen wünscht. Auf Wunsch des Präsidenten der Republik hat es aber über die Frage der Festsetzung des Wahltages keine Aussprache im Ministerrat gegeben. Man will zunächst den Abgeordneten Gelegenheit geben, ihre Ansicht bekanntzugeben. Erst dann will die Regierung einen entsprechenden Gesetz- entwurf im nächsten Ministerrat, der mög­licherweise noch im Laufe der Woche statr- sindet beschließen.

*

Paris, 14. Jan. Im Senat, der ebenfalls am Dienstag nachmittag wieder zusammen­trat, waren die 39 neuen Senatoren, die am 20. Oktober gewählt worden sind, zugegen. Bemerkenswert ist, daß zum erstenmal ein Kommunist Mitglied des Senats geworden ist, riämlich der Vorsitzende der französischen kommunistischen Partei, Marcel Eachin, der ans der äußersten Linken Platz nahm. Die Sitzung wurde von dem 89jährigen Alters­präsidenten Damecour, Senator des Departe­ments Manche, geleitet. In seiner Eröff­nungsansprache kam der Alterspräsident auf die allgemeine Weltkrise zu sprechen, die sich, nachdem sie die meisten Länder ergriffen hätte, nun auch auf Frankreich ausgedehnt habe und unter der Industrie, Handel und Landwirtschaft in gleicher Weise zu leiden batten.

Japanischer EinsperiW gegen die Vieemiichtekonseeear

Eine ErklSrnng Admiral Raganos

London, 14. Januar

Die japanische Flottenabordnung hat end­gültig beschlossen, die Londoner Flottenkon­ferenz zu verlassen. Ob die Japaner als Be­obachter in London bleiben, ist noch un­gewiß. Der Austrittsbeschlutz wird voraus­sichtlich in der nächsten Vollsitzung mitgeteilt Iverden.

Dienstag vormittag besprachen die ameri­kanischen und britischen Flottenkonserenzteil- nehmer die japanische Entscheidung und die Zukunft der Flottenkonferenz.

Der japanische Entschluß schafft, insbeson- dere im Fernen Osten, eine neue Lage, da Japan nunmehr auch in China frei von Bindungen Vorgehen kann. Andererseits dürfte die britisch-amerikanische Annäherung dadurch beschleunigt werden.

Wie Preß Association erfährt, hat die ja­panische Flottenaborönung gegen die Fort­führung der Verhandlungen als Viermächte- Konferenz den juristischen Einspruch erhoben, daß Sie Bedingungen eines Fünfmächte-Ver- trages nicht von einer Biermiichte-Konferenz festgclegt werden könnten. Die britischen und die amerikanische» Juristen erkannten jedoch diese« Ernwanb nicht als stichhaltig an.

Der japanische Admiral Nagauo erklärte einem englischen Pressevertreter gegenüber, Japan habe den ernsten Wunsch, die inter­nationale Lage nicht zu' verschlechtern.

Nach japanischer Auffassung bedeute ein Ausscheide» Japans nicht ein Rüstungswett- rennen. Japan beabsichtige nicht, seine Flotte bis zur Grütze der Flotten Englands oder Amerikas aufzueüsten, obgleich das derzeitige amerikanische Bauprogramm, das den gegen­wärtigen Flottenvertrag voll ausnutze, in Japan Beunruhigung verursache.

So lange nicht die anderen ein Flotten- wettrenueu hervorriefeu, werde sich auch Ja­pan zurückhalten. Gleichzeitig müsse betont werden, dass sich die Flottenverträge von Washington und London für die Berteidi- gungsücdürfuisse Japans als unbefriedigend erwiesen hätten. Das in Washington begrün­dete Verhältnissystem lasse Japan keine Ge­rechtigkeit widerfahren. Die Japaner seien der Ansicht, daß es. zwecklos sein würde, an Besprechungen über eine stärkemäßige Be- ! greuziing teilznnehmen, solange kein Abkom-,

men auf mengenmäßigem Gebiete erreicht sei. Zur Frage der Befestigung von Flottenstütz­punkten im Stillen Ozean, einer Frage, die durch den Washingtoner Vertrag geregelt war, erklärte ein Sprecher der Japaner, daß die japanische Abordnung diese Frage nicht gegen den Grundsatz der Gleichberechtigung anshandeln könne.

In Kreisen der amerikanischen Abordnung wird das bevorstehende Ausscheiden Japans aus der Konferenz mit gemischten Gefühlen ausgenommen. Einerseits belmuert man die Tatsache des Ausscheidens, andererseits emp­findet man es als eine Erleichterung, daß der Vorschlag ans Festsetzung einer gemeinsamen oberen Rüstungsgrenze endgültig von dem Programm der Konferenz verschwunden ist. Preß Association stellt fest, ein Ergebnis der japanischen Haltung bestehe darin, daß die Beziehungen zwischen der britischen und der amerikanischen Abordnung sich enger gestal­teten.

Mkchok Mker bedauert...

Berlin, 14. Januar

Der Neichsminister sür kirchliche Angelegen- heilen hatte den evangelischen Bischof von Breslau, Dr. Zänker, auf Freitag, den 10. Januar, zu einer Besprechung geladen. Die Aussprache fand in Gegenwart des Vor. sitzenden des Landeskirchenausschusses v. Eg er und der Mitglieder des schlesischen Provinzialkirchenausschusses, Pfarrer L o - heyde und Pfarrer Bessert, statt.

Bischof Zänker sprach dem Minister über den Verlauf der jüngsten Ereignisse bei den theologischen Prüfungen in Schlesien sein Bedauern aus und erklärte sich Vor­behaltslos bereit, mit dem Pro- vinzialkirchenausfchuß unter der Leitung des Landeskirchenaus­schusses auf der Grundlage der letzt geltenden Verordnungen zusammenzuarbeiten.

Reichsminister Kerrl hat darauf dem Lan­deskirchenausschuß mitgeteilt, er sehe im Hinblick auf die vom Bischof ihm abgegebe­nen Erklärungen und mit Rücksicht auf das Befriedungswerk in der Kirche sein Ersuchen auf Einleitung des Disziplinarverfahrens gegen den Bischof v. Zänker als erledigt an.

NW WlMtM ves Herrn

Von l)c. VVsIIsr 8 s , I i » a

In Moskau wurde wieder einmal die Propaganda, und Agitationstrommel heftig gerührt, und Herr Molotow stieß seine poli­tischen Fanfaren mit dem Brustton der Ueberzeugung in alle Welt hinaus. Im Zentralexekutivkomitee hielt er eine außen­politische Rede, in der er sich befleißigte, die sriedenspolitische Haltung des Bolschewis­mus in allen Nuancen zu demonstrieren. Sein Thema war weit genug gefaßt, um auch über die Grenzen Europas hinaus die Politischen Argumente der Sowjetmacht- Haber eindringlich, aber auch mit der ge­wohnten Tarnung, darzulegen.

Die Konstruktionen des Herrn Molotow suchen die sriedenspolitische Bedeutung Mos­kaus in einer Weise zu interpretieren, als ob ohne den Kreml bereits ein Krieg aller gegen alle den Erdball erschüttern ließe. Der Sowjetkommissar läßt fast alle mehr oder weniger bedeutenden Staaten Revue passieren und teilt sie gewissermaßen in irie- öensireuiidliche und friedcnsfeindliche Macht­gruppen ein. wobei er allerdings die Volker- bnnösstaaten als kapitalistische und imperia- Mische Gebilde bezeichnet, die entgegen ihrer scheinbaren Absicht letzten Endes doch auf kriegerische Auseinandersetzungen los­steuern. Die gefährlichsten Mächte sind jedoch für ihn diefaschistischen" Staaten und der östliche Nachbar Japan. Deutschland, Italien und dem ostasiatischen Jnsclrcich schiebt er gewissermaßen die entschlossene Absicht unter, Sowjctrußland angreijen und aniteilen zu wollen.

Derdeutsche Faschismus", wie Herr Mo­lotow den Nationalsozialismus zu nennen beliebt, habe angeblich die Politikterri­torialer Eroberungen" aus sein Banner ge­schrieben und drohe mitunerwarteten An­griffen einer lautlosen Kriegslnftflotte den Massenmord" verhängnisvoll zu inszenieren. Wie eineschwarze Wolke" laste die Deutsch­land unterschobene Absicht bereits über der Tschechoslowakei und das Reich sei ein .^Kriegslager" inmitten Europas verwandelt. So und mit ähnlichen Behauptungen sucht der Moskauer Kommissar gegen Deutschland Stimmung und Front zu machen, ohne aller- Vings offenbar selbst zu merken, daß seine der Aufrüstung der Noten Armee dienende Propaganda-Rede die Kriegspsychose, statt einzudämmen, vergrößert undver- s ch l i m m e r t. wenn er beispielsweise er­klärt:Der italicnisch-abessinische Krieg zeigt, daß die Gefahr des Weltkrieges immer mehr wächst und Europa immer mehr ersaßt. Die­ser Krieg hat erst begonnen und ist jetzt un- möglich vorauSzusehen. wann und womit er enden wird."

Wenn der Bolschewismus von den Segnungen seiner sozialistischen Errungen­schaften und seiner friedenspolitischen Sen­dung sowie Bedeutung im Konzert der in Genf vertretenen Nationen überzeugt ist, dann dürften derartige Feststellungen eigent­lich überflüssig und gegenstandslos sein. Bis jetzt haben sich unseres Wissens noch nirgends Dinge entwickelt, die dem Bestand des sowjetrussischen Staates von außen her irgendwie gefährden. Es ist keine kollektive Aktion und kein Militärbündnis gegen Mos­kau abgeschlossen worden, man hat sich im Gegenteil in Gens. Paris und Prag um die Gunst Moskaus bemüht und die

roten Machlyaver mit allen Eyren und Wur­den aus das Parkett der Weltdiploinatie ge- sührt, sie um ihre Unterschrift zweiseitiger Verträge gebeten und ihnen das Recht als Genfer Wortführer zuerkannt. Warum unter solchen Voraussetzungen eine gigantische Ausrüstung der weltrevolutionären Macht- zentrale erforderlich ist. vermögen wir nicht einzusehen, wenn wir die offiziellen Reden der roten Diplomaten ernst nehmen würden. Allerdings besteht neben dieser Moskauer Diplomatie die Komintern, die anläßlich ihres diesjährigen 7. Weltkongresses uns das and« re Gesicht des Bolsche­wismus zeigte. Auf dem Generalstab der Weltrevolution wurden die Parolen zur Unterminierung der Kulturstaaten gegeben.

In diesem Sinne bekommt dann freilich auch die Rede des Herrn Molotow genau so eine andere Bedeutung, wie die formvollendeten Beteuerungen seines Kolle­gen Litwinow in Genf. Die Rote Armee dient Wiel weniger der Lucherung der ü'm- jetrussischen Grenzen als vielmehr dem