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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Calw

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Lrscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Sam S- lag, Sonntag. JnsertionSpreiS 10 Psg. pro Zeile für Stad t and Bezirksorte; außer Bezirk IS Bsg.

Amtliche Lekarrntmachnngett. Kekamtmachmg detr. Maut- u. Klauenseuche.

Im Beobachmngsbezirk Pfrondorf mit den Gemeinden Emmingen, Mindersbach und Rotfelden ist die Seuche bis jetzt auf Pfrondorf beschränkt ge­blieben und eine weitere Verbreitung von letzterem Orte aus wohl nicht zu befurchten.

Die polizeiliche Beobachtung der Gemeinden Emmingen, Miudersbach «nd Rotfelden wird daher aufgehoben; Pfrondorf bleibt bis auf Weiteres unter Beobachtung.

In den beteiligten Gemeindenist dies ortsüblich bekannt zu machen.

Im übrigen gilt der Erlaß vom 16. d M. (Calwer Wochenblatt Nr. 62).

Nagold, 24. April 1907.

K. Oberamt.

I. V.: Mayer, Reg.-Assessor.

TssesAerügkeite«.

Calw 25. April. Die gestrige erste Vor­stellung des Zirkus Straßburger, die sehr gut besucht war, bestätigte durchaus den Ruf, der der Gesellschaft vorausgeht. Die Direktion hat seit ihrem letzten Hiersein manche Neuerung eingeführt, worunter namentlich die elektrische Beleuchtung zuzählen ist; aber auch neue Künstler haben die Gesellschaft vergrößert und das'gestrige Pro- gramm war daher ebenso vielseitig wie unterhaltend. Wie aus andern Blättern zu entnehmen, findet die schneidige Leitung des Unternehmens und die zum Teil hervorragenden Leistungen der Künstler- truppe überall Beachtung und Anerkennung; auch in größeren Städten darf der Zirkus Straßburger stets auf einen zahlreichen Besuch rechnen.

Vom 1. Mai ab wird in Emberg OA. Calw eine öffentliche Sprechstelle er­richtet. Die Anstalt befaßt sich mit der Annahme, Beförderung und Bestellung von Telegrammen. Auch ist bei derselben Unfallmeldedienst eingerichtet.

Gechingen O.A. Calw 25. April. Ein 5 Tage währender Holzverkauf in den hiesigen ausgedehnten Waldungen ergab folgende Preise: 100 buchene Wellen bis zu 40 tannene bis zu 16 Eichenholz bis 70 ^ per Festmeter, Buchenholz 1217 ^ per Rm.; im ganzen wurden etwa 700 Festmeter Langholz verkauft und bis zu 140°/» des Anschlags erlöst.

Effringen 25. April. Letzten Sonntag nachmittag fand hier im Gasthaus zum Hirsch die Generalversammlurg des nun 10 Jahre be­stehenden Nagoldgausängerbundes unter dem Vorsitz Bayer-Calw statt. Der hiesige Gesang­vereinEintracht" erfreute die zahlreich an­wesenden Vertreter mit einigen prächtigen Männer­chören, welchen reicher Beifall gezollt wurde. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete die Be­sprechung des am 2, Juni dr. Js. in Grunbach OA. Neuenbürg stattfindenden Sängerfestes mit Preis­fingen. Zu letzterem meldeten sich Heuer nur 9 Vereine: 4 imhöhern und 5 im niedern Volksgesang, (ca 60°/« der Bundesvereine), was bei der Ver­sammlung allseitiges Befremden heroorrief. Die Anschaung des Schwäbischen Sängerbundes, wonach das häufige Preissingen in den einzelnen Gauen nicht zur Veredlung de» Männergesang» beiträgt, ist nur zu begrüßen. Zu Preisrichtern für Grunbach wurden gewonnen die Herren Eberle-

Samsrag- des 27. April 1W7

Künzelsau, Reinfurth-Karlsruhe und Wengert- Stuttgart.

Stuttgart 22. April. Der in Oesterreich, in der Schweiz und einmal in Baden je wegen Taschendiebstahls vorbestrafte 20 Jahre alte angebliche Maler Rudolf Habermann aus Triest ist heute von der Strafkammer trotz hartnäckigen Leugnens wegen gleichen Vergehens zu der Ge­fängnisstrafe von sieben Monaten verurteilt worden. Er hatte im Februar d. I. vor dem Schaufenster eines hiesigen Warenhauses der Ehefrau eines Geschäftsreisenden ihren Geldbeutel mit 154 ^ Inhalt aus ihrer Hinteren Rocktasche gestohlen. Zwar hatte er sich eilends durch verschiedene Straßen geflüchtet, war aber auf dieser Fluchs von einem Zeugen bestimmt erkannt und noch am Abend desselben Tages im Besitze einer größeren Geldsumme, deren Erwerb er nicht aufklären konnte, betroffen und festgenommen worden.

Stuttgart 24. April. Im Hinblick auf die am 1. Mai in Kraft tretende Reform des Personen- und Gütertarifs auf den deutschen Eisenbahnen ist es notwendig, sich damit bekannt zu machen, wie der Uebergang vom alten in den neuen Tarif sich vollziehen wird. Natürlich haben, wie die amtlichen Uebergangsbestimmungen be­sagen. die Fahrausweise aller Art, die bis zum 30. April 1907 gelöst worden sind, ihre Gültig­keit bis zu deren Ablauf. Die Gültigkeitsdauer bemißt sich nach den bisherigen Tarifen. Zu Fahrausweisen, die für alle Züge gelten, sind Zuschlagkarten bei Benützung von Schnellzügen nicht zu lösen, wohl aber zu Fahrausweisen, die zur Schnellzugsbenützung nicht berechtigen. Die Fahrt kann nach bisheriger Art unterbrochen werden, eine Bescheinigung hierüber ist aber zur Gültigkeit der Fahrkarte nicht mehr notwendig und wird daher auch nicht mehr erteilt. Auf alte Fahrkarten ohne Freigepäck wird die Gepäck­fracht nach dem neuen Gepäcktarif berechnet. Auf deutsche Fahrkarten mit teilweisem Freigepäck soll der alte Gepäcktarif angewendet werden, ausge- nommen dann, wenn die Berechnung nach dem neuen Gepäcktarif sich billiger stellt. Bei Be- nützung von V-Zügen sind vom I.Mai ab Platz­karten nicht zu lösen. Für den Uebergang in höhere Wagenklaffen sind, weil die bisher ver­wendeten Fahrkarten zum 1. Mai die Gültigkeit verlieren, Zusatzkarten nach dem neuen Tarif zu bezahlen. In dem Personen- und Gepäckverkehr mit dem Auslande tritt am 1. Mai noch keine Aenderung ein. Die hierfür bestehenden Rück­fahrkarten werden auch fernerhin ausgegeben, auch wird Freigewicht in bisherigem Umfang gewährt.

Stuttgart 24. April. Für Radfahrer ist ganz besonders wichtig, wie sich nach dem neuen, vom I.Mai ab gültigen Tarif der Trans- port ihrer Räder auf der Eisenbahn gestaltet. Vom genannten Zeitpunkt ab werden unverpackte einsitzige Zweiräder ausschließlich Motorfahr, rüder auf Entfernungen bis zu 100 km nach Wahl des Reisenden entweder gegen Lösung von Fahrradkarten oder auf Gepäckschein abgefertigt. Auf Entfernungen über 100 km erfolgt die Ab­fertigung stets auf Gepäckschein. Wählt der Rei­sende die Abfertigung mit Fahrradkarte, so über­nimmt er damit die Verpflichtung, das Rad auf der Abgangsstation nach dem Packwagen zu bringen,

SboiinementHpr. ind. Stadt pr.Mertelj. Mk. I.IOincl.Drägerl. Rerteljilhrl. PostbeptgSpreiS ohne Bestell g. f. d. Ort»- u. Nachbai. rtSoerkehr 1Ml., f. b. sonst. Berlehr Ml. l.t«, Bestellgeld 20 Pfg.

es bei Zugwechsel auf Unterwegsstationen von Packwagen zu Packwagen zu überführen und auf der Bestimmungsstation am Packwagen in Empfang zu nehmen. Fahrradkarten werden nur gegen Vorzeigung oder bei gleichzeitiger Lösung einer Fahrkarte verabfolgt. Auf eine Fahrkarte darf nicht mehr als ein Rad aufgegeben werden, doch ist die gleichzeitige Aufgabe anderen Reisegepäcks zulässig. Mit der Fahrradkarte wird dem Rei- senden ein Abschnitt, eine Art Adresse, aurgehändigt, den er abzutrennen und dann die Karte an der Lenkstange zu befestigen hat. Vor der Aufgabe ist die Laterne und das am Rade befestigte Gepäck mit Ausnahme der Satteltasche und der innerhalb des Rahmens befestigten Gepäcktasche abzunehmen. Wird dem Reisenden das Rad zur Ueberführung in einen andern Zug ausgehändigt, so hat er den Abschnitt abzugeben. Dieser wird dem Gepäck­schaffner des neuen Zuges zugestellt, der ihn dem Reisenden bei Aufgabe der Rades zurückgibt, j

Stutgart 25. April. Bei der heutigen Ziehung der Stuttgarter Geld- und Pferde­lotterie wurden folgende Hauptgewinns gHogen: Es fielen 40000 ^ auf Los -Rro 41467, 10000 ^ auf 106851, 2000 ^ auf 84773, je 1000 ^ auf 16121, 89133, je 500 ^ auf 29333 89148, 92374 103549 25413 29619. Ohne Gewähr.

Tübingen 25. April. In letzter Zeit verunglückte ein Arbeiter aus Lustnau bei der Rückkehr von der Arbeit in Reutlingen dadurch, daß er unter die Eisenbahn geriet. Nachdem die Berufsgenoffenschaft der Textilindustrie die Ge- Währung einer Hinterbliebenen-Unfallrente ab­gelehnt hat, hat die Arbeitgeberin des Verun­glückten, die Direktion der Firma Gmünder in Reutlingen, in anerkennenswerter, hochherziger Fürsorge angeordnet, eine jährliche Rente von 300 ^ den Hinterbliebenen zu gewähren.

Göppingen 24. April. Ein Weber­streik steht hier in Aussicht. In einem großen Teil der Fabriken wurde letzten Freitag gekündigt, der Rest wird am nächsten Zahltag kündigen. Die Arbeitgeber wollen bis jetzt mit den Arbeit- nehmern nicht unterhandeln. Durch Fabrikanschlag gewährten sie 3°/° Lohnerhöhung. Die Arbeiter verlangen mindestens 10°/«. An dem etwaigen Streik werden sich über 1000 Arbeiter beteiligen. Die hiesigen Bäcker kündigen auf 1. Mai einen Preisaufschlag an. Außer dem Wegfall kleiner Vergünstigungen werden die Preise für Schwarz- und Weißbrot erhöht. Begründet wird der Aufschlag mit stetiger Steigerung der Roh­materialien und der Arbeitslöhne.

Göppingen 25. April. Aus Angst vor einer Aburteilung erschien der Arbeiter Traut- wein von hier nicht vor dem Ulmer Landgericht. Auf Anordnung der dortigen Staatsanwaltschaft sollte er nun polizeilich vorgeführt werden. Al­ber Polizist neben ihm herschritt, sprang Traut- wein an der Ludwigsstraße in den Mühlbach und suchte sich unter der Brücke zu verbergen. Er wurde jedoch entdeckt und mit vieler Mühe und pudelnaß aufs Trockene gezogen. Nachdem ihm andere Kleider angezogen waren, transportierte man ihn nach Ulm.

Rottweil 24. April. Am letzten Freitag starb in Altstadt ein verheirateter Bauer, infolge