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eines Schädelbruches, den er durch einen Schlag seines Pferdes erlitten hatte. Gestern nun wurde ein 55jähriger Dienstknecht, welcher gestern früh bei der Witwe in den Dienst trat, von dem gleichen Pferd an den Kopf geschlagen, so daß er schwer­verletzt darnieder liegt.

Ulm 24. April. Unter Leitung von Landes­oberstallmeister v. Pentz wurden heute durch den Württ. Pferdezuchtverein im Hof der Donau­bastion 19 Stück Holfteiner-Zuchtpferde verkauft. Die durchweg schönen Tiere fanden zu Preisen von 14002000 ^ raschen Absatz. Zu jedem Tier gibt der Verein einen Beitrag von 300

Berlin 24. April. (Reichstag.) Ein- gegangen ist ein Gesetzentwurf betreffend Her­stellung von Zigarren in der Hausarbeit. Ohne Debatte wird in dritter Lesung der Vertrag mit den Niederlanden über die gegenseitige Anerkennung der Aktiengesellschaften definitiv genehmigt. Dann wird die Beratung des Militäretats, Titel Kriegs- minister fortgesetzt. Abg. Bebel (Soz.) drückt zunächst seinen Zweifel aus an den Ersparnissen, die der Kriegsminister gestern angekündigt habe. Notwendig sei vor allem eine Abkürzung der Dienst­zeit. Auch die Landwirtschaft sollte doch diesen Wunsch hegen. Redner bringt dann eine Anzahl markanter Mißhandlungsfälle zur Sprache und befürwortet in seinen weiteren Ausführungen den sozialdemokratischen Antrag wegen der Erhöhung der Löhnungen der Mannschaften und Unteroffiziere. Zum Schluffe legt er Protest ein gegen die politische Betätigung der Kriegervereine, der Militär- und Flottenvereine. Militärvereine könnten machen, was sie wollten. Das sei ein Messen mit zweierlei Maß. Abg. von Oldenburg (kons.) erklärt, seine Freunde blickten voll Vertrauen auf die Armee und auf die Armeeverwaltung. Was die 13 Hauptleute anbelange, so wolle auch seine Fraktion, daß jeder Offizier das Gehalt seiner Stelle beziehe. Sie würden daher auch alles Notwendige bewilligen. Die Resolution Hompesch wegen der Portovergünstigung nähmen seine Freunde an, die Resolution Ablaß gegen die Soldatenmißhandlungen lehnten sie ab. Auch die Resolution Albrecht wegen Erhöhung der Löhnung würden seine Freunde ablehnen. Zu dem Friedens­kongreß solle man den Kriegsminister schicken. Er solle zu den Herren sagen: Deutschland gibt für Heer und Marine pro Kopf aus 13,40 Frankreich 23,21 ^ und England 30,68 Er solle da England und Frankreich sagen: Re­duziert Eure Aufwendungen erst einmal auf unser Mveau, dann werden wir weiter mit uns reden lassen. Abg. Müller-Meiningen (frs. Vp.) er­klärt namens der Freisinnigen: Wir werden nach wie vor alles bewilligen was nötig ist und werden alles nach bestem Wissen und Gewissen prüfen. Wir stellen das Interesse der Nation über die Partei. Was die Resolutionen anlange, so nehmen wir die Resolution Albrecht wegen Erhöhung der Löhnung an. Auch dem Antrag Hompesch wegen Portovergünstigung werden wir zustimmen. Redner empfiehlt dann den eigenen Antrag (Resolution) Ablaß in allen seinen Tellen. Weiter befürwortet Redner die Resolution Ablaß insoweit sie sich gegen die Mißhandlungen richtet. Unerträglich sei die Unterstellung der Reservisten unter das Militärgesetz während des ganzen Tages» wo eine Kontrollversammlung stattfindet. Dann verbreitet sich Redner noch über die Frage einer Reform des Beschwerderechtes. Abg. Liebermann von Sonneberg (w. Vgg.) lehnt die freisinnige Reso- lution ab. Der Luxus im Heere habe zweifellos nachgelassen. Für den Antrag Albrecht (höhere Löhnung) würden seine Freunde stimmen. Redner empfiehlt sodann die von ihm eingebrachte Resolution betreffend Anstellung von Militär-Zahnärzten. Krieg-minister von Einem betont, Mißhand­lungen in der Arme dulde auch die Regierung nicht. Diese seien tatsächlich zurückgegangen. Die Bestrafungen wegen Mißhandlungen hätten stch von 906 im Jahre 1904 auf 780 im Jahre 1906 verringert. Der Kriegsminister fährt fort, daß die Bezirkskommandos die bürgerlichen Elemente mit einer gewissen Gehässigkeit behandelten» glaube er nicht recht. Was Herr Müller-Meiningen über die Bewucherung von Offizieren sagte, sei richtig, aber ein Vorgehen dagegen sei sehr schwer; wüßte er ein sicheres Mittel, er würde es gerne an­

wenden. Der Minister wendet stch dann noch zu dem Anträge Albrecht betreffend Erhöhung der Löhnung für die Mannschaften um gegen den Ab- geordneten Bebel und dessen Partei zu polemisieren. Tatsächlich sorge die Militärverwaltug für ihre Untergebenen in einer Weise, die unübertroffen dasteht. Damit schließt die Sitzung. Morgen 1 Uhr Fortsetzung.

Berlin 25. April. (Reichstag.) Die Beratung des Militär-Etats wird fortgesetzt. Abg. Noske (Soz.) bemerkt, man erhebe gegen die Sozialdemokratie ununterbrochen Anklagen ohne jede Berechtigung. Er bestehe gar nicht auf dem Alles oder Nichts, nehme vielmehr auch mit Abschlags­zahlungen vorlieb. So hätten seine Freunde niemals, wenn sie auch den achtstündigen Arbeitstag forderten, sich dagegen gesträubt, den 10-Stundentag anzu- nehmen und so nähmen sie auch beim Militäretat jede Verbesserung an, die sie erlangen könnten. Ersparnisse ließen sich sehr leicht machen z. B. bei den Militärkapellen, die man einschränken solle. Dem sozialdemokratischen Anträge auf Erhöhung der Löhnung schreibe man lediglich agitatorischen Cha­rakter zu. Es sei seiner Fraktion gar nicht einge­fallen, damit Agitation zu treiben. Weiter wendet sich Redner gegen die Militär-Boykotte gegenüber den Wirten Er wisse auch sehr gut daß nicht ein einzelner Staat abrüsten könne. Das hindere seine Freunde aber nicht, das allgemeine Wettrüsten zu verurteilen. Auch sie hielten es für ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit, zu verhindern, daß Deutsch­land von anderen Nationen an die Wand gedrückt wird. Von den sozialdemokratischen Parteitagen sei die Kasernen-Agitation ausdrücklich verworfen wor­den. Kriegsminister v. Einem erwidert, er akzep­tiere die Feststellung, daß auch die sozialdemokratische Partei entschlossen ist, im Falle eines Angriffes auf Deutschland mit derselben Hingebung und Ent­schlossenheit zu kämpfen wie alle anderen Parteien. (Ruf bei den Sozialdemokraten: Selbstverständlich. Lachen rechts.) Nun müsse er aber protestieren gegen eine Aeußerung des Vorredners, als hätte er, der Kriegsminister, gestern mit unserer Stärke renommiert und mit dem Säbel gerasselt. Er habe nur gesagt, wir seien gezwungen, diese großen Aufwendungen zu machen, um kriegsbereit zu sein und der Reichs­tag habe in anerkennenswerter Weise alles bewilligt. Die deutsche Regierung habe feit 1871 stets eine friedliche Politik geführt und den Frieden aufrecht erhalten. Daß das deutsche Heer ein Musterwerk ist, leugne auch Herr Bebel nicht. Trotzdem wolle er das Heer abschaffen. (Widerspruch.) Jawohl! Denn Sie sagen doch: Nieder mit dem stehenden Heer, es lebe das Volksheer. (Zwifchenrnf links.) Eine tausendjährige Geschichte lehre, daß Volksheere stets nur dazu dagewesen seien, Kriege zu ver­längern. Man müsse bei unserem bewährten System bleiben, das bis jetzt den Frieden er­halten habe und ihn noch weiter erhalten werde. Das Volk müsse in einem gesunden Geiste erzogen werden. Die Manneszucht sei immer für ein Volk das Merkmal des Standes seiner Kultur. Unsere Manneszucht habe uns die Hochachtung der ganzen Welt erworben. Generalmajor von Valet des Bar res erklärt, die Wünsche wegen Neuregelung der Mlitäranwärter werde die Heeresverwaltung stch zu eigen machen. Auf die Anstellungsverhältnisse seien neue Vorschriften in Ausarbeitung. Abg. Graf MielczinSkt (Pole) führt Beschwerde über Boykott namentlich gegen Lokale und gegen polnische Geschäftsleute. Kriegsminister vonEinem erkennt an, daß der Boykott niemals eine schöne Sache ist. Er habe angeordnet, daß bei Boykottverhängungen stets erwogen werden solle, ob die Verhängung auf Tage oder auf längere Zeit erfolgen soll und Hand in Hand mit den Zivilbehörden vorgegangen werden soll. Grade bei den Polen sei der Boykott zu einer gefährlichen Waffe geworden. Sie sollten dafür sorgen, daß nicht polnische Hetzagitationen in die Kasernen hineinkommen. Bei einer Revision in einer Kaserne habe man eine ganze Anzahl Zeitungen aus Posen, Lemberg u. s. w. sämtlich der radikal­polnischen revolutionären Richtung angehörend ge­funden. Die Polen müßten dafür sorgen, daß diese Hetzen aufhörten. Sie führten den armen Soldaten schwere Bestrafung zu. Abg. Hagemann (natl.) polemisiert gegen die Sozialdemokraten und tritt sodann für Besserstellung der Büchsenmacher sowie vor Allem der Unteroffiziere ein. Hierauf wird die Debatte geschlossen und die Resolution Hompesch wegen der Porto-Vergünstigung einstimmig an­genommen, die Resolution Albrecht wegen Erhöhung der Löhnung gegen die Stimmen der beiden kon­servativen Fraktionen angenommen, ebenso die Re­solutton Ablaß wegen Soldaten-Mißhandlungen, Beschwerderecht und Bewucherung von Offizieren.

Berlin 24. April. In dem Prozeß gegen die ehemalige Kammerfrau der Prinzessin Amalie

von Schleswig, Anna Milewska, wurde die Angeklagte in vollem Umfange der Anklage frei­gesprochen und die Kosten der Staatskasse auf­erlegt. Der Staatsanwalt hatte anderthalb Jahr Gefängnis beantragt. _

Berlin 25. April. Vor der kaiserlichen Disziplinarkammer für Reichsbeamte gelangte heute der mit allgemeiner Spannung erwartete Prozeß gegen den zur Disposition gestellten Gouverneur in Kamerun, Jesko von Putt- kamer, wegen Paß-Fälschung und unerlaubter Beteiligung an kolonialen Erwerbs-Gesellschaften zur Verhandlung. Die als Zeugin vorgeladene Frau von Germar, alias Marie Ecke, ist nicht zur Stelle. Herr von Puttkamer wird zunächst über den ersten Fall vernommen. Er will sich wegen des Passes für Frau von Germar völlig guten Glauben zugeschrieben wissen. Auf den Vorhalt des Vertreters der Anklage ob er nicht die Ausstellung eines Passes überhaupt habe ab­lehnen können, erwidert Puttkamer, er habe ge­wußt, daß es in Hamburg ziemlich scharfe Vor­schriften gebe und die Ecke habe ihn so lange ge­quält, bis er den Paß ausgestellt hätte. In der weiteren Verhandlung spielt eine große Rolle der Entlastungsbrief, den die jetzige Frau von Ger­mar dem Angeschuldigten geschrieben hat und worin sie ihm auf seinen Wunsch bescheinigt, daß sie sich ihm gegenüber selbst falsch benannt hat. Herr von Puttkamer hält sodann eine Rede über feine Eingeborenen-Politik, für die er das gute Recht des Eroberers in Anspruch nimmt. Im Gegensatz zu seiner Landpolitik sei das Ziel der Miffionare für die Eingeborenen und nicht für die Kultur. So habe sich ein Gegensatz zwischen ihm und den Missionaren gebildet und er habe sich oft gegen Anordnungen von Berlin aus wehren müssen. Er habe nie eine Gesell­schaft begünstigt und jahrelang in Kamerun dem Tode ins Auge geschaut. Das Urteil des Ge­richtshofes lautete wegen dreier Dienstvergehen auf einen Verweis sowie 1000 Geldstrafe und Tragung der Kosten des Verfahrens.

Warschau 24. April. Wie die hiesigen Blätter aus Lublin melden, versteckte sich ein dort von der Polizei verfolgter Räuber in einer Schmiede. Polizei und eine Militär-Abteilung umzingelte diese. Der Räuber feuerte und tötete einen Polizei­beamten und verwundete einen andern. Hierauf wurden Kanonen aufgefahren, deren Feuer gegen die Schmiede gerichtet wurde.

General Booth, der gegenwärtig in Japan weilt, wird dort mit unerhörten Ehren überhäuft. Am Samstag empfing der Kaiser den Gründer der Heilsarmee, der die Heilsarmee­uniform angelegt hatte. Während des Tage« besuchte der General ein Armenhaus und wohnte einer Sitzung des Oberhauses bei. Sein Mittags« essen nahm er im Armenhospital ein. Der Kongreß der Buddisten begrüßte den General in feierlicher Weise.

Gottesdienste.

K «««tag Hantate, 28. April. Vom Turm: 12. Predigt­lied: 235. 9Y- Uhr: Vormitt.-Predigt, Stadtpfarrer Schmid. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söbnen. 2 Uhr: Bibelstunde iw Vereinshaus, Vikar Fischer. Iletertag Whilippi nnd Zaüoök, 1 Mai. 9'/- Uhr:

Predigt im Vereinshaus, Vikar Fischer. Nsnnerata«, 2. Mai. 8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinshaus. Stadtpfarrer Schmid.

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teiltgerneunduneut- geltlich Herr Chri­stian BSHner jr. Sigmarswangen (Württ.) mit, wie er auf einfache Weise von seinem langen und qualvollen Magenleiden efreit wurde.