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hangen? Ihr Fremdlinge vermögt uns freilich nicht zu beurteilen, Ihr lernt uns ja auch nie kennen, denn wir sind abweisend, zurückhaltend, schwer zugänglich, mit einem Wort — wir sind Bretagner I Was wissen Eure Gelehrten von unfern Mühen, unfern Kämpfen um den rauhen Boden ! Wer unter ihnen hat je der See und ihren Gefahren getrotzt, unsere Armut gekostet, mit uns gelebt und gelitten?"
Niemand regte sich, feierlich fuhr der Priester fort: „Und unsere jungen Mädchen —" er hob wie schützend beide Arme empor — „der Helland gebe ihnen seinen reichsten Segen! Das junge Kind aber, das vorhin ihr Hauptthema bildete" — seine Stimme schmolz zu zärtlicher Weichheit, sein Antlitz strahlte vom reinsten Mitleid — „meine Herren, meine werten Gäste — das ist ein mutterloses Kind; sie ist aus meiner eigenen Verwandtschaft."
Hamors Mienen zeigten die tiefste Bestürzung. „Können Sie mir vergeben! begann er hastig. „Ich allein bin der Schuldige! Ich brachte jenes unglückselige Gespräch auf, ich wollte freilich nichts Böses sagen, weder gegen Sie, noch gegen das Mädchen, ich wußte ja auch nicht, daß sie Ihnen nahe steht. Nun sehen Sie mich beschämt, bestürzt, ich weiß nicht, wie ich mein Bedauern ausdrücken soll!"
Thymert sah dem Maler mit seinen dunklen, durchdringenden Augen prüfend ins Gesicht: „Monsieur," sagte er dann etwas ruhiger, „sie steht mir sehr nahe, sie ist meine Nichte ü la moäe äs kretaAne. Anderswo wären wir wohl Vetter und Base. Bei uns ehrt man seine Familie. Mein Herr, was würden Sie empfinden, was würden Sie tun, wenn ich in Ihr Land, in Ihr Haus käme und von Ihrer Schwester so spräche, wie Sie von der meinigen gesprochen haben? Denn sie ist mir teuer wie eine Schwester."
Sein Gesicht verfinsterte sich bei dem Gedanken an gewisse Aeußerungen, die er vernommen.
„Sie würden sagen, daß ich ein halbwilder, unwissender Bretagner bin? — Sie würden mich zu Boden schlagen, mich niederschießen. Sagen Sie mir, Monsieur, was tun die Leute Ihres Landes, wenn man ihre Schwestern beleidigt?
Hamor stand ihm sprachlos gegenüber. Was hätte er auch Vorbringen können.
„Ich hörte Ihre Beleidigung," fuhr der Priester bitter fort, „aber," stieß er mit Anstrengung heraus, „ich hörte auch Ihre Verteidigung Und dafür danke ich Ihnen. Ich glaube Ihnen auch, Monsieur, wenn Sie mir sagen, daß Ihnen Ihre Worte leid sind," erst jetzt ergriff er langsam Hamors dargebotene Hand.
„Es ist uns allen herzlich leid," nahm Staunton freundlich da» Wort; „wenn wir auch nicht wissen konnten, daß unser Gespräch einen so persönlichen Charakter annehmen würde, so war es an und für sich doch durchaus ungehörig. Nehmen Sie die Versicherung, daß wir alle es sehr bedauern."
„Sie find gut und freundlich," sagte Thymert, befriedigt von Stauntons ehrerbietigem Wesen. „Ich danke Ihnen, lassen wir's nun gut sein, Messieurs; ich bin überzeugt, Sie werden nichts weiter über das junge Mädchen sagen, das in seinem unschuldigen Leben gar nichts getan hat, um wie heute die Aufmerksamkeit von fünf Männern auf sich zu lenken. Reden wir nicht weiter davon; ich war auch zu hastig, ich bin so wenig an die Welt gewöhnt und habe ein sehr heißes Blut. Entschuldigen Sie mich nur einen Augenblick." Damit schritt er schnell über den Vorplatz in sein Schlafgemach.
„Was für eine wundervolle Stellung," rief Hamor enthusiastisch und starrte dem Priester unverwandt nach. „Er hat wirklich etwas von einem Othello an sich, wenn ich ihn nur einmal im vollsten heiligen Zorn sehen könnte!"
Er zog sein Skizzenbuch hastig hervor und entwarf mit flüchtigen Strichen ein Paar mächtige Schultern, einen zornig zurückgeworfenen Kopf und warnend erhobenen Arm.
Als Thymert zurückkehrte, war er sichtlich bemüht, den unbefangenen Ton von früher wieder herzustellen. Aber sein innerstes Wesen blieb verschlossen. Es erinnerte Hamor lebhaft an ihr erstes Zusammentreffen. „Wir scheinen diesen liebenswürdigen Wilden aufs ernstlichste verwundet zu haben," überlegte er bei sich; wie kann ich nun jemals sein Vertrauen zurückgewinnen?"
Der auf allen lastende Druck war nicht wieder abzuschütteln. Er schien, als ob sich an Stelle des freundlichen St. Kadoc, der mit seinem geliebten Virgil unter dem Arme, Frieden und Behaglichkeit verbreitet hatte, eine kleine zornige Gestalt zwischen sie gedrängt habe, die ihre un- bedachten Worte von vorhin heraufbeschworen, und die nun niemand mehr zu bannen vermochte. Das zürnende schöne Gesicht unter der weißen Coiffe, die furchtlosen Mädchenaugen, schienen Rechenschaft zu fordern, wes- halb man sie in das Gespräch der Männer gezogen habe. So stand sie vor ihnen und wollte nicht weichen. Auch Thymert sah sie und sein Herz trauerte. Zu ihm erhob sie die fragenden vorwurfsvollen Blicke, die lieben Augen die er seit ihrer Geburt in dem unschuldigen Gesichtchen gesehen, aber in ihren blauen Tiefen vermißte er den freundlich heitern, sorglosen Ausdruck, sie schienen ihn mit der ernsten Frage zu verfolgen: „Warum läffest du mich von den Fremdlingen verunglimpfen? War für ein Recht gab ich ihnen, mich wie ein Stück Ware zu besprechen?"
„Und da» ist'S nun, was sie Kunst nennen," dachte er schaudernd bei sich selbst, während er fast mechanisch die Fragen seiner Gäste beantwortete. Sie empfanden es alle mehr oder weniger wie eine Erleichterung, als er seine Pfarrkinder zur Vesper herbeirufen mußte. Abermals standen die Freunde in der armen kleinen Kapelle, aber jetzt lag eine düstere Stimmung auf ihnen und Thymert» Augen blickten wie die eines verwundeten Tieres.
(Fortsetzung folgt.)
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