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Der deutsche Chorgesang in der Zeitenwende

Professor Dr. Stein hielt auf dem Sängertag in Königsberg eine bedeutsame Rede, die sowohl in der Deutschen als auch in der Schwäbischen Sängerzeitung ver- öffent licht wurde. Nachfolgend geben auch wir die Ausführungen Prof. Dr. Steins im Wortlaut wieder D. Schr.

Deutsche Sänger! Liebe Volksgenossen! Die gewaltige nationale und geistige Revolution, in der wir stehen, hat nicht halt gemacht vor der Kunst, sie ist im Begriff, auch im deutschen Musikleben alles Morsche, Ungesunde, Ueber- lebte und Parteipartikularistische hinwegzu- fegen und nach neuen Formen und Gemein­samkeiten, nach einem volkhaft verankerten organischen Aufbau zu streben. In einer Zeit, wo der organische Ganzheitsbegriff sich sieg­haft durchsetzt auf allen Gebieten des Poli­tischen, des völkischen und geistigen Lebens ergab sich die Forderung einer einheitlichen Gestaltung auch unseres deutschen Chorge­sangwesens von selbst einheitlich in der gesinnnngsmäsiigen nationalen Voraussetzung, einheitlich auch in der volkhaft bedingten künstlerischen und organisatorischen Zielsetz­ung. Kaum eine andere menschliche Betäti- . gung vermag so wie das Chorsingen das Gefühl der Zusammengehörigkeit im Dienst einer Idee, eben das Gemeinschaftserlebnis zu vermitteln, und so konnten sich unsere Chöre, wenn sie den Geist und den Sinn unserer großen Zeit richtig erfaßten, nicht mehr der Forderung nach Einheit, nach Zusammen­schluß und Gemeinsamkeit, wenn erforderlich, nach Ein- und Unterordnung, verschließen. Wie notwendig diese Forderung war, wissen Sie alle. Die unselige, echt deutsche und hof­fentlich nun glücklich überwundene Zersplitte­rung ^md partiknlaristische Eigenbrötelei feierten ja im deutschen Ehorgesangwesen ge­radezu Orgien

To mußte oenn nach dem nationalen Um­bruch die Forderung lauten: Zusammenschluß, innerer und äußerer Aufbau auf einheitlicher geistiger Grundlage. Wir mutzten jetzt ganze Arbeit leisten, wir durften nicht wieder an- fangen, um Kompromisse zu streiten, Aus­flüchte zu suchen, auf halbem Wege stehen zu bleiben. Es galt auch hier, das Gebot der großen geschichtlichen Stunde zu erkennen, jetzt, wo auf allen Gebieten unser Volk sich auf seine Kräfte besinnt. Liberalistische Son­derinteressen einzelner Personen oder Grup­pen, Geltungsbedürfnis, Ehrgeiz einzelner Dirigenten und Chöre Haben keinen Raum mehr in dieser großen Volksbewegung. Ver­dienste der Vergangenheit gelten nur noch, wenn sie sich vereinbaren lassen mit dem Zu- künsts- und Aufbauprogramm unseres Chor- gesangeS, das in erster Linie bestimmt sein muß durch die Pflege des volthaften und volkstümlichen Chorsingens im Sinne einer hohen, national, seelisch und weltanschaulich fundierten Kulturaufgabe.

Im neue» deutschen Volksstaat kann und wird der Chorgesang, diese wahre Volksmusik, an erster Stelle im Geltungs­bereich der Musikpslege stehen, wenn wir nur wollen. Es geht jetzt um die Zukunft des deutschen Chorsingens. Und so muß­ten alle egoistischen SonScrwünsche zu- rücktretcn hinter der großen Aufgabe der Schaffung einer nationalen Einheitsfront des deutschen Chorgesangwesens.

Diese erste uns von der Reichsmusikkammer gestellte Ausgabe: die Zusammenfassung und Gliederung aller deutschen Chöre in einzelne Fachschaften, ist heute nach eineinhalbjährigen Bemühungen erfüllt. Stach Erreichung dieser notwendigen organisatorischen Etappe kann und muß nun die künstlerische Aufbauarbeit einsetzen. Nachdem die von allen ersehnte Be­friedung im Chorleben eingctreten ist, liegt die Einzelarüeit nun den selbständigen Fach- Verbänden ob, und da möchte ich, meine Her­ren, an die Spitze unseres Anfbanprogramms vor allem die Forderung stellen: Gegenseitiges Verständnis, freie und ungehemmte Entwick­lung für die verschiedenen Gruppen, echter Kameradschaftsgeist in unseren der Gemein­schaft des Volkes dienenden Chören und Fach­schaften. Es ist mein heißer Wunsch, daß der Begriffbundesfremder Chor", der da und dort immer noch spukt, aus dem Vokabularium unserer deutschen Sänger verschwindet. Son­dern Sie sich nicht voneinander ab in klein­lichem Konkurrenzneid! Betätigen Sie neben den Aufgaben, die jedem Fachverband auf seinem Sondergebiet ja in überreichem Maße gestellt sind, echten Gemeinschaftsgeist im Dienste der Kuttst und unseres Volkes, indem Sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit, vor allem bei nationalen Feiertagen und bei der Aufführung großer Meisterwerke, sich zu ge­meinsamem Wirken zusammenfinden und da­

durch erst große künstlerische Leistungen er­möglichen.

Nachdem ich schon in meinem früheren Wirkungskreise mit Erfolg ähnliche Gemein­schaftskonzerte versucht hatte, haben wir in der vergangenen Woche in Berlin beim deut­schen Händel-Fest die Berliner Spitzenchöre des Deutschen Sängerbundes und des Reichs­verbandes der Gemischten Chöre für die Auf­führung eines Händelschen Oratoriums zu einem Massenchor vereinigt. Der Erfolg dieses von der Parteileitung des Gaues Groß-Ber­lin und der Reichsmusikkammer gemeinsam veranstalteten Konzerts vor über 10 000 Hö­rern im Sportpalast, war ein ganz außer­ordentlicher, und sofort nach dem Konzert wurde von verschiedenen großen Organisa­tionen aus der Wunsch nach Wiederholung solcher Aufführungen laut. Und das Wunder­volle, ja Erhebende bei dieser Aufführung war gerade die begeisterte Arbeitsgemeinschaft zwischen Berufs- und Laienmusikern, zwischen diesen etwa 1000 Chorsängern und 250 Or- chesteriniisikern. Die Begeisterung der Män- nerchorsäuger, die zum erstenmal an einem großen gemischten Chor mitwirkten, war besonders stark, und gerade sie waren mit Feuereifer bei der Sache. Bei solcher tätigen Einmütigkeit zwischen den einzelnen Gruppen des Chorsingens, Lei solcher gemeinsamen Hin­gabe an eine große künstlerische Aufgabe fallen die trennenden Schranken von selbst und gegenseitiges Verständnis und Vertrauen werden geweckt. In jeder größeren deutschen Provinzstadt ist eine solche Gemeinschaftsar­beit im Dienste eines großen Kunstwerks mög­lich, ja, es ist mir einmal gelungen, in Kiel die Chöre der ganzen Provinz Schleswig- Holstein., zur Ausführung eines Händel-Ora- toriums in solcher Massenbesetznng zu be­wegen und zu begeistern.

Wenn ich mich nun zu einigen Zukunsts­fragen des deutschen Chorgesangs wende, so möchte ich beginnen mit einer sehr materiellen und prosaischen, die keine Zukunftsfrage, son­dern eine der brennendsten Gegenwartsfragen darstellt, ich meine die

wirtschaftliche Not unserer deutschen Chöre.

Wie es damit in Wirklichkeit steht, brauche ich Ihnen nicht zu schildern. Gerade in den kleineren Provinzstädten ist ein katastrophaler Rückgang der Chorkonzerte zu konstatieren, und fast täglich laufen bei unserem Amt für Chorwesen und Volksmusik dringende Gesuche um Zuschüsse ein. Während sich ja die Kosten für ein A-caPella-Konzert in verhältnismäßig engen Grenzen halten, erfordert schon die Aufführung kleinerer Werke mit Orchester

Aomeri-Vrogramme emssriden!

86K. DieDeutsche Sängerbundeszeitung", das Amtsblatt des Deutschen Sängerbundes, in dem heute fast 25 000 Gesangvereine orga­nisiert sind, richtet eine dringende Aufforde­rung an alle Vereine, ihrer Pflicht der Programmeinsendnng nachzukommen. Der Deutsche Sängerbund hat bekanntlich mit der Stagma", der Rechtsnachfolgerin der frühe­renAfma" lindGema", ein Abkommen getroffen, wonach alle Werke, deren Kompo­nisten bzw. Bearbeiter noch nicht 50 Jahre tot sind, von den Vereinen zur Aufführung gebracht werden können, ohne daß es im Einzelfalle besonderer Vereinbarung mit der Stagma" bedarf. DieStagma" ist diejenige staatliche und gesetzmäßig begründete Anstalt, die auf Grund des Urhebergesetzes die Ein­ziehung der Beträge von seiten der Verpflich­teten und die Weiterleitung all die Kompo­nisten und Textdichter zu besorgen hat. Alle Beteiligten, die Komponisten und Textdichter, der DSB., die zahlenden Sänger und schließ­lich dieStagma" als Vertreterin der schaf­fenden Musiker, haben das größte Interesse daran, die eingegangenen Beiträge auch tat­sächlich den Komponisten zuznleiten, deren Werke anfgeführt wurden. Eine richtige Ver­teilung der Gelder ist aber nur dann möglich, wenn das Programm eingesandt wird. Hie­raus ergibt sich die ausschlaggebende Wichtig­keit, alle Vortragsfolgen an die vom Kreis bzw. Gan vorgeschriebene Stelle'einzusenden. Diese Selbstverständlichkeit scheint sich aber bei weitem noch nicht durchgesetzt zu haben. Immer wieder wenden sich Komponisten an den DSB., die genau Nachweisen können, daß ein bestimmtes Werk eine beträchtliche Auf- führnngsziffer erreicht, daß aber dieStag­ma" trotzdem keinen dieser Anfführungsziffer entsprechenden Anteil auszahlen konnte, weil eben die Unterlagen fehlten. Daher ergeht nochmals an alle Vereine das dringende Er­suchen, alle Vortragsfolgen an die zuständige

so erhebliche Mittel, daß sie durch die Ein­trittspreise unmöglich gedeckt werden können. Wir müssen mit aller Energie fordern, daß die Kulturarbeit der deutschen Chöre von den staatlichen und städtischen Behörden entspre­chend gewertet und finanziell unterstützt wird. (Lebhafte Zustimmung.) Diese Chöre, seien es nun Männerchöre, Madrigalchöre, Orato- rienvereine, die das Volkslied, das Kunstlied und die großen Meisterwerke der deutschen Musik, die Oratorien, Messen und Passionen, Werke, die aus unserem deutschen Geistesleben nicht mehr wegzudenken sind, selbstlos und mit echt deutschem Idealismus Pflegen und damit weiteste Volkskreise immer wieder an die unversiegbaren Quellen großer deutscher seelenhafter Kunst heranführen, können und dürfen nicht im Stich gelassen werden, und der jetzige Zustand muß endlich aufhören, daß eine Stadtverwaltung jährlich Hundert­tausende aufwendet für ihr Theater, das mit diesem Gelde seiner Steuerzahler zum Teil heute noch serienweise Operetten aufführt, die unser deutsches Kunstempfinden leidenschaft­lich ablehnen muß (Sehr richtig!), daß die gleiche Stadt aber ich spreche aus eigener Erfahrung nicht einmal 1000 RM. übrig hat zur Finanzierung einer Matthäuspassion oder eine Missa solemnis. Ich weiß, es gibt rümliche Ausnahmen, aber sie sind leider nur sehr vereinzelt. Nach der erfreulichen Mittei­lung, die wir soeben erhalten haben, macht offenbar die Stadt Königsberg mit dem heutigen Festkonzert den Anfang damit, ein großes Chorkonzert finanziell zu unterstützen, und ich möchte auch meinerseits der Stadtver­waltung für diese verständnisvolle Förderung meinen aufrichtigen Dank aussprechen. (Bei­fall.) Bisher war es aus rein finanziellen Gründen schlechterdings unmöglich, die Auf­führungen großer Chorwerke wirklich in die Breite zu tragen. Es war doch bisher die Regel, daß eine große Choraufführung, an der Hunderte von Menschen freiwillig und mit selbstloser Hingabe monatelang intensiv gearbeitet haben, gerade nur einmal und dann meist auch noch mit einem finanziellen Verlust aufgeführt werden konnte, weil jede weitere Aufführung schon dadurch unmöglich gemacht wurde, daß jedesmal für das" Orchester ein verhältnismäßig großer Beitrag zu zahlen war. Die überall vorhandene gute Absicht, diese kulturell so überaus bedeutsamen Werke auch der breiten Masse unseres Volkes, den kulturbcdürftigen, aber unbemittelten Volks­genossen zu niedrigsten Eintrittspreisen zu­gänglich zu machen, wurde durch diese unge­sunde Finanzpolitik zunichte gemacht, wäh­rend, wie ich schon vorhin sagte, auf der anderen Seite den zahlreichen Aufführungen künstlerisch und kunstethisch wertloser Operet­ten keinerlei Schwierigkeiten im Wege standen.

Die Chorvcreine dürfen ebenso wie die ernste» Opern- und Konzcrtorchester, wenn sie wirklich Träger einer musikali-

Stelle (Kreis bzw. Gau des DSB.) einzn- senden.

Oesterreichs Säuger B Deutschland!

86K In einemWiener Brief", der in derDeutschen Sängerbundeszeitung" jüngst veröffentlicht wurde, gibt der Berichterstatter ein Bild der augenblicklichen Lage der öster­reichischen Gesangvereine und ihrer Stellung zu Deutschland. Es heißt dort u. a.:Unbe­irrt dnrch die Tagesmeinungen geht die im OSB. vereinigte Sängerschaft ihren, durch eine mehr als 70jährige erprobte Ueberliefe- rung vorgezeichneten Weg; sie ist sich der Sendung des deutschen Liedes, dieses köst­lichen Kleinodes deutschen Wesens und deut­scher Kultur, bewußt und ist unablässig be­strebt, den Geist der schönen, volkstümlichen Kunst des Männerchorgesanges weiter empor­zutragen. Hart sind die Verhältnisse, unter denen sich heute das Leben vollzieht; hart in jedweder Hinsicht. Doch wir ostmärkischen Sänger, wir besitzen in unseren Gesangver­einen Stätten, in die wir uns zeitweise ans der Wüstenei der Drangsale und Mühselig­keiten des Alltages flüchten, um uns dort an unseren Liedern zu erquicken und uns da­durch die alten Ideale ungetrübt zu erhalten. Und darum sind wir Ostmärker zuversichtlich, singen unverdrossen weiter und bleiben mit unseren deutschen Sangesbrüdern auf der ganzen Erde auch weiterhin gleich im Stre­ben, gleich im Klang! Bundesehrenvorstand Jaksch sprach auch über das Verhältnis der österreichischen Sängerschaft znm DSB. und teilte mit, daß die österreichischen Bünde in die Auslandsüünde eingereiht wurden, eine Maßnahme, die mit Rücksicht auf die gegen­wärtigen Verhältnisse die zweckentsprechendste sei. Auf keinen Fall soll das Band, das uns mit dem DSB. verknüpft, zerschnitten wer­den, womit auch die maßgebenden regierenden Persönlichkeiten Oesterreichs einverstanden sind."

schen Erziehung des Volkes sein sollen, nicht abhängig gemacht werden von den Einnahmen, die sie bringen, sondern es mutz, ebenso wie bei den übrigen öffent­lichen Erziehungseinrichtungen, die Zn- schutznotwendigkeit als selbstverständlich betrachtet, dafür dann aber als Gegen­leistung nur wirkliche Kunst, eine bewutzt ethisch und national eingestellte Kultur­arbeit verlangt werden.

Ich erinnere an die Mahnung, die der Präsident der Reichskulturkammer, Herr Mil nister Dr. Goebbels, unlängst in Essen aus- gesprochen hat:Alle deutschen Volksgenossen haben Anrecht auf die deutschen Kulturgüter, und in Zukunft darf das Niveau der Kultur­institutionen einer Stadt nicht davon ab­hängig gemacht werden, ob deren Finanzen sich in günstigem oder ungünstigem Zustand befinden." Wir haben vom Amt für Chor­wesen aus über den Städtetag bereits einen Appell an die Stadtverwaltungen der deut­schen Städte gerichtet, die Arbeit der Chöre auch finanziell zu fördern, und wir hoffen zu­versichtlich, daß er von Erfolg begleitet sein wird. (Bravo!) Es ist auch zu hoffen, daß unsere, großen Kulturorganisationen, die NS-Kulturgemeinde u.Kraft durch Freude" künftighin die Volksbildungsarbeit unserer Chöre tatkräftig unterstützen. Verheißungsvolle Anfänge sind in dieser Richtung bereits ge­macht.

Schule mutz Grundlage des Chorsingens geben.

Ein schwieriges Problem, das uns alle be­wegt, ist die Nachwuchsfrage in unseren Chö­ren (Zustimmung), und da möchte ich, wie schon seit Jahren, auch hier wieder mit allem Ernst betonen, daß nur durch eine grund­sätzliche Neugestaltung des Musikunterrichts in der Volksschule dem traurigen musikalischen Analphabetentum weitester Volkskreise ge­steuert werden kann. Bei den Proben zu unserem Berliner Händel-Fest mußte ich wie­der die erschütternde Feststellung machen, daß die meisten Sänger der mittleren Gemischten Berliner Chöre mit den Noten auf sehr ge­spanntem Fuße stehen, daß auch hier wie bei den meisten Chören auf dem Lande mechanisch eingepaukt werden muß. Und bei der Prüfung der nsueintretenden Hochschüler ergibt ^.sich immer wieder das gleiche trostlose Bild, daß fw' keine Ahnung vom Singen haben und, obwohl sie schon feit Jahren ein Instrument spiel««*, nicht einmal die einfachsten Intervalle von Noten äbsingen können. Hier liegt der Kern des ganzen Problems der musikalischen Volks­bildung :

Die innere Gesundung unseres deutschen Chorwescns kann nur von der Schule aus, gehen.

Wenn wir unser Volk in seinen breitesten Schichten zu aktiver Mitarbeit beim Aufbau unserer Musikkultur heranziehen wollen, so kann das dadurch geschehen, daß die Schule an die natürlichste musikalische Betätigung an­knüpft, an das Singen, an den Chorgesang, der ja in keinen! Lande der Welt so zum All­gemeingut des Volkes geworden ist wie bei uns Deutschen, dessen Pflege nicht außergewöhn­liche Unkosten verursacht, der überall, selbst im kleinsten Bauerndorf möglich ist, wenn die Kehlen und Herzen richtig gestimmt und ge­leitet werden. Der Chorgesang ist für unsere deutsche Musik von geradezu entscheidender Be, dentnng, nicht nur quantitativ, sondern auch als seelischer Wertfaktor, denn

Chorgcsang ist tätige Leistung des Volkes, ist aktiver Beitrag des Volkes zur Musik­kultur.

Aus der Gemeinschaftsarbeit der Chore ge­winnen die Sänger jenes enge seelische Ver­hältnis zur Musik, zum einfachen Volkslied wie zum großen Meisterwerk, das der passive Hörer nur in den seltensten Fällen gewinnen kann. Das Chorsingen ist die idealste Form musika­lischer Gemeinschaftsarbeit, cs erzieht zur Dis­ziplin, zur Unterordnung, es führt zum ge­meinsamen Erleben großer Kunst.Dnrch seine Mitwirkung im Chor wird der Säuger uumit- telbar vom Werk durchdrungen, das sich nur dem Ringenden voll erschließt. So wird der kleinste Dorfchor, der nur schlichte Volkslieder zu bewältigen vermag, ebenso wie der große Chor der Provinz- oder Großstadt zur Keim­zelle tieferen Verstehens, zur Kerntruppe 0" Kamps um die VolksmusiklNltur, die wir alle ersehnen.

Die Erziehung unseres Volkes zum Chor- singen schon in der Schule ist also die dring­lichste Ausgabe. Ich muß da wiederholen, was ich schon so oft, seit langen Jahren gefordert habe. Ich werde es leidenschaftlich und verant­wortungsbewußt immer und immer wieder sagen, auf die Gefahr hin, von weiten Fach­kreisen, die diese bittere Wahrheit nicht hören wollen und aus gewohnten Gleisen nicht herausznfinden vermögen, mißverstanden und bekämvft zu werden Forts, folgt.