Donnerstag den S. Januar 1936

Der Enztäler

94. Jahrgang Nr. 6

Der ReichSstatthalter hat im Namen des Reichs den Kriminaloberkommissar Köhler beim Württ. Politischen Landespolizeiamt zum Krimi- nalinspektor der Besoldungsgruppe 8 b >md die Vermaltungspraktikanten Eberle und Klo tz - bücher bei der Landesversicherungsanstalt Wurt- tcmberg zu Obersekretären ernannt.

Der Wirtschastsminister hat im Namen des Reichs den Angestellten Hugo Hofmann der der Landesversicherungsanftalt Württemberg zum Verwaltungsassistenten ernannt.

Mit Ablauf des Monats März 1936 tritt Ge- fängnisverwalter Albin Fischer bei der Laiide-- strasanstalt Gotteszell krast Gesetzes in den da», ernden Ruhestand.

Der Landesbischos hat die Mustkdirektorstelle am Stift in Tübingen dem Stadtpfarrer Kiefner in Blaubeuren unter Verleihung der Amtsbezeichnung eines Kirchenmusikdirektors, die II. Stadtpsarrstslle in Leonberg dem Stadt. Pfarrer Braun in Giengen a. Br.. Dek. Heiden­heim und Würtingen, Dek. Urach, dem Psarr- Verweser Karl Di PP er in Würtingen. Dek. Urach, übertragen.

Von dem Bischof von Rottenburg ist dem Supe- rior der Franziskanerinnen in Reute. Msgr. Paul Pfaff, der Eintritt in den Ruhestand auf Ansuchen verwilligt worden.

Tiensterledigung

Die Bewerber um das Bezirksschulamt Waib­lingen haben sich binnen zehn Tagen bei der Ministerialabteilung für die Volksschulen zu mel­den.

Grüne Woche 19Z6

DieGrüne Woche 1936", die vom 25. Jan. bis zum 2. Februar stattfindet, ist in diesem Jahr besonders bedeutungsvoll und lehrreich. Sie fordert daher nicht nur beim Bauern, Landwirt und Landarbeiter Beachtung, die dort wertvolle Anregungen für den weiteren Kampf um die Nahrung'sfreiheit des deutschen Volkes erhalten, sondern ebenso sehr beini Städter, weil ja auch der Erfolg seiner Arbeit mit dem Erfolg der bäuerlichen Arbeit aufs innigste verbunden ist. Für den Laien sind auf der Ausstellung die Leistungen und Ziele der nationalsozialistischen Landwirtschaftspolitik in anschaulicher und leicht faßlicher Art dargestellt. Er lernt die Ursachen der Verelendung im ver­gangenen System kennen und begreifen, warum diese oder jene Maßnahme notwendig war. Dieses Verstehen und Begreifen aber schafft in der Volksgemeinschaft Werte, die sich in Zah­len nicht ansdrücken lassen. Es schafft die Er­kenntnis von der unlösbaren Schicksalsgemein­schaft zwischen Stadt und Land.

Die Jagdausstellung ist in diesem Jahr ganz besonders groß aufgezogen. Allen Jägern und Naturfreunden wird sie zeigen, welch kostbares Gut die deutschen Wälder ber­gen, und wie dieses Gut durch die entsprechen­den Jagdgesetze und praktischen Maßnahmen geschützt und vermehrt wird.

Das Reit- und Fahrturnier, das erstmalig in der nenerbauten Dcutschlandhalle abgewickelt wird, steht vollkommen im Zeichen des olympischen Jahres; aus vielen Nationen sind die besten Reiter gemeldet worden.

Erhöhung dsr EMjßurs Steuer

Im Neichsanzeiger vom 7. Januar wird eine Bekanntmachung der Reichsmonopolver- tvaliung für Branntwein vom 4. d. Mts. über die Essigsäure-Steuer veröffentlicht. Da­nach beträgt mit Rückwirkung vom 29. Sep« tember l934 die Steuer fürandere Essig­säure ld. h. soweit sie nicht in Anrechnung aus das Betriebsrecht oder Hilfsbetriebsrecht abgefertigt wird) >22.89 NM. (bisher 92.10 NM.) sür 100 Kg. wasserfreier Säure.

Nachts ereignete sich in Enzweihingen, OA. Vaihingen aus der Umgehungsstraßenstrecke zwischen Hauptstraße und Mühle ein tödlicher Verkehrsunfall. Unterhalb der Tankstelle stand aus der rechten Straßenseite, Vorschrift-, mäßig beleuchtet; ein Lastzug. Ein Motorradfah­rer fuhr aus dem Ort kommend aus den Lastzug auf und schlug den Kopf derart wuchtig an, daß der Tod aus der Stelle eintrat.

In Simmozheim, OA. Calw konnte Ehrt- stiane Konz, Witwe, in verhältnismäßig guter körperlicher und geistiger Frische im Kreise ihrer Angehörigen das Fest ihres 99. Geburtstages fei­ern. IL Kindern, von denen 7 am Leben blieben, hat sie das Leben geschenkt.

Lorch, OA. Welzheim, 8. Januar. (AuS d em T r ie b w a g e n g e s ch le ud e r t.) In dem Triebwagen, der 4.32 Uhr täglich von Gmünd abfährt, ereignete sich am Dienstag­nachmittag oberhalb der Station Deinbach, an der dieser Wagen nicht hält, ein Vorfall, der zur Vorsicht mahnt. Ein 12 Jahre alter Knabe aus Lorch wollte die nach seiner Meinung nicht fest geschlossene Türe etwas öffnen, um sie dann wieder zuzuschlagen. Die Türe wurde aber von dem scharfen Luftzug erfaßt und auf­gerissen, wobei der Knabe aus dem Zug geschleudert wurde. Er erlitt Verletzun­gen im Gesicht und an den Händen. Der Wagen, der nach etwa 150 Metern zum Stehen gebracht wurde, fuhr an die Unfallstelle zurück, aber der Knabe war schon von einem zu glei­cher Zeit vorbeifahrcnden Lastwagen aus­genommen worden, der ihn nach Hause brachte.

Horb, 8. Jan. (Gesteins- und Mauereinstürze als Folge des Regen Wetters.) Dieser Tage konnte man in der oberen Wilhelm-Murr-Strahe zwischen Bildechingen und Horb manche Gesteinslawine von den stei­len Böschungen niederstürzcn sehen. Infolge des Regen- und Tauwetters haben sich große Mengen Steine und Erdreichmas- s e n l o s g e l ö st und sind prasselnd in die Tiefe gerollt. Die Gräben sind an manchen Stellen bis obenauf gefüllt mit Steinen und Erde. Auch in Mühlen hat der plötzliche Witterungsumfchlag an vielen Haus-, Weg- und Gartenmauern Schaden verursacht. So sind an der Neckartalstraße zwischen Mühlen und Horb an zwei verschiedenen Stellen Mauerteile eingestürzt und in sich zusammengebrochen.

Ellwangen, 8. Jan. Vor einiger Zeit wurde im Briefkasten des hiesigen Finanz­amts ein geschlossener Brief mit 2 4 0 0 RM. in Noten und einem Begleitschreiben in verstellter Schrift und ohne Namensnennung des Absenders abgegeben. Der Brief ent­hielt die Bemerkung:Für nicht bezahlte Steuern*. Offensichtlich handelt es sich um die tätige Reue eines vom Gewissen geplag­ten Steuersünders, dessen Beispiel nur zur Nachahmung empfohlen werden kann.

Reichserziehungsminister Rnst völlig wieder hergestelll

Reichserziehungsminister Bernhard Rust ist von seiner Erkrankung völlig genesen und hat am Dienstag die Amtsgeschäfte wieder übernommen.

Sie öffentlichen Finanzen in Württemberg

Der ^-urlt. Industrie- und Handelstag be­laßt sich in seinem Jahresrückblick auch mit den össentlichen Finanzen und schreibt hierzu:

Tie lebhafte wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre hat naturgemäß auch auf die Finanzen der öffentlichen Körperschaften eine günstige Wirkung cmsgeübt. Die ersichtliche Besserung der Finanzlage der öffentlichen Körperschaften könnte vielleicht zu dem Schluß führen, in Württemberg der be­rühmtenLase" müßten die öffentlichen Finanzen geradezu glänzend stehen. Dies ist leider nicht der Fall, aus Gründen, die mit der Struktur der württembergischen Wirt­schaft Zusammenhängen. Als Hauptkenn­zeichen sür die bessere Wirtschaftslage in Württemberg wurde immer wieder auf die verhältnismäßig geringe Zahl von Erwerbs, losen hingewiescn. Diese nach den Statistiken nicht bestreitbare geringe Zahl von unter- stützungsbedürftigen Erwerbslosen und nur diese werden in der Hauptsache statistisch erfaßt und gewürdigt hat ihren Grund z. T. in dem engeren Zusammenhalten des Familienverbandes in Württemberg. Er­werbslose Angehörige werden von den ver­dienenden Familienmitgliedern, wenn auch unter großen Opfern, dnrchgehalten. Außer­dem kommt dabei folgender Umstand in Be­tracht, der von einer Reichsbehörde wie folgt dargelegt wurde:

Die in Süddeutschland in besonderem Maße anzutrefsende Treue zwischen Betriebs­sichrer und Gefolgschaft kommt darin zum Ausdruck, das, ein wirtschaftlicher Rückgang

weniger in oen eigenkiichen Arveikslosen- ziffern, als vielmehr in der Zahl der Kurz­arbeitenden ersichtlich wird. Während sich beispielsweise in Süddeutschland nur 4 Pro­zent der gesamten Arbeitslosen st»es Reiches befinden um Rheinland 20 Prozent), ist der Anteil an Kurzarbeitern bei dem Bezirk Süd­westdeutschland mit 18 Prozent der Neichs- fumme bedeutend höher als der des Rhein­landes (13 Prozent). Die Ursache kann nur darin gesucht werden, daß man hier bestrebt ist, seine Gefolgschaft solange als möglich im Betrieb zu halten und sie nicht auf die Straß? zu setzen."

Es ist also nicht etwa ein gütiges Geschenk des Schicksals, daß in Württemberg die Arbeitslosigkeit unter dem Reichsdurchschnitt geblieben ist, sondern es ist weithin ein unter persönlichen Opfern erreichtes Ergebnis der Betätigung einer ausgeprägten Gemein- schaftsgesinnung. Eine Betätigung dieser Auf­fassung ergibt die Feststellung, daß die Er- gebnisse der Umsatzsteuerveranlagung in Württemberg in den Jahren der Krise kei- nesweas soviel günstiger waren, als im Neichsdurchschnitt, und daß sie nach den vor­liegenden Arbeitslosenzahlen hätten günstiger ausfallen müssen.

In diesem Zusammenhang muh auch dar­aus hingewiesen werden, daß Württemberg an dem derzeitigen Aufkommen an Reichs­steuerüberweisungen und damit insbesondere an den infolge der Besserung der Wirtschaft ausschlaggebenden Einkommens- und Körper­schaftssteuern nicht nur keinen größeren An­teil bat im Verhältnis ru seiner Bevölkerung

als andere Teile des Reiches, sondern im Gegenteil einen geringeren. Tie Verteilung dieser Stenern ersolgt bis heute, also nun schon mehr als fünf Jahre, nach dem für Württemberg zufällig besonders ungünstigen Ergebnis des Geschäftsjahres 1929, während vorher alle zwei Jahre ein neuer Schlüssel ausgestellt wurde.

Andererseits sind m den Ausgaben der össentlichen Körperschaften in Württemberg, gerade weil der linterstützungsaufwand der össentlichen Fürsorge nicht die Höhe erreicht hatte wie in anderen Teilen des Reiches, auch bei anderen Aufgabengebieten nicht die Ein­schränkungen vorgenommen werden, wie in anderen Ländern. So ist z. V. von 1929 Iris 1932 der Zuschnßbedars im Volksschnlwesen im Neichsdurchschnitt bei den Gemeinden weiter stärker zurückgegangen, als in Würt­temberg. Dasselbe gilt sür die Straßenaus­gaben, obgleich gerade hier der Aufwand in Württemberg vorher über dem Reichsdurch- schnitt gewesen war. Es war also kein reiner Gewinn sür die Finanzen der össentlichen Körperschaften, daß Würtremberg weniger Fürsorgeausgaben hatte, weder in volkswirt­schaftlicher noch etatpolitischer Hinsicht. Bei Beginn des Wiederaufstiegs der Wirtschaft befanden sich daher die öffentlichen Körper­schaften in Württemberg, vor allem die Ge- meinden, abgesehen vom Fürsorgeetat, nicht selten aus einer höheren Ausgabebasis als in anderen deutschen Ländern, in denen jetzt der Rückgang der Fürsorgeansgaben entspre­chend größere Ersparnisse gebracht hat. Man darf deshalb nicht erwarten, daß heute nach dem Einsetzen der Wirtschaftsbelebung die össentlichen Finanzen in Württemberg all- gemeine Ausgaben gestatten, die anderwärts noch nicht möglich find, oder Steuersenkun­gen eintreten können, die im Reich im all­gemeinen noch zurückqestellt werden müssen.

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Industrie- und Handelsbörse Stuttgart am 8. Januar. Baumwoll-Garne, beste lüdd. Qualität: Nr. 20 engl. Trossel Warp- lind Pincops 1,531,56, Nr. 30 dto. 1,84 bis 1,87, Nr. 36 dto. 1,951,98, Nr. 42 Pincops 2,052,08 RM. d. Kg. mit 16 Prozent Zell­wolle ll- 0,17. Baumwoll-Gewebe, beste südd. Qualität: 86 Zentimeter Cretonnes 16/16 Pr. frz. Zoll aus 20/20er 31,131,6 Rpfa. mit 16 Prozent Zellwolle ll- 2,5, 86 Zentimeter Renforces 18/18 Pr. frz. Zoll aus 30/30er 30,631,1 Rpfg. mit 16 Prozent Zellwolle ll- 1,9, 86 Zentimeter glatte Cattune oder Croises 19/18 Pr. frz. Zoll aus 36/42er 26,527,0 Rpfg. mit 16 Prozent Zellwolle ll- 1,6. Obigen Preisen liegen die Notierungen für Devisen-Baumwolle zu Grunde. Garne und Gewebe aus Reichsmark- dez. Exoten- Baumwolle, diy fast ausschließlich gehandelt werden, bedingen höhere Preise. Bei diesen er­mäßigen sich die oben notierten Aufschläge für 16 Prozent Zellwolle-Beimischung entsprechend dem höheren Kostenanteil für Neichsmark- baumwolle. Nächste Börse am 22. Januar.

Ulmer Schlachtviehmarkt vom 7. Januar. Zufuhr: 9 Ochsen, 12 Farren, 51 Kühe, 12 Rinder, 260 Kälber, 167 Schweine. Preise: Ochsen a) 41^2, b) 3840; Farren a) 41Z4, L) 4041; Kühe a) 3840, b) 3337, c) 23 bis 32; Rinder a) 4VJ; Kälber a) 5860,

b) 5557, c) 5254; Schweine a) 56, b) 56,

c) 54, d) 52 RM. Marktverlauf: Großvieh ruhig, Ueberstand; Kälber sehr ruhig, Ueber- stand; Schweine Ueberstand.

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KOsilVN von O6MUN

Eopsri-Ht bv Prsmerbeus-Verlay Dr. Eichacker, Gröbenzell bei München

Schweigend fuhren sie zurück. Julia brach als erste dar Schweigen.Die Verschiedenheit der Klöster und Tempel hier ist Ihnen sicher schon ausgefallen", sagte sie.Eine uralt« Kultur ist das hier, sie zieht mich immer wieder von neuem an. Was ist dagegen das Können unserer Architekten! Kein« Form, ditz nicht abseitig, nicht anders, nicht ganz neuartig ist, gibt es hier. Die rundkupplige, moscheeartige Gebets­halle, von minarettenartigen Türmen umgeben, eine spitz- gieblig aufstrebende, in der Form etwas gotisch anmutend« Kirche hier, ein in Fels gehauener Tempel dort, Steinbalu­straden Und Tvrtttrme, vergoldete Kuppeln und einfacher, grauer Stein, glatte Wölbungen und verwirrend reich ge­schnitzte Steinarbeiten, immer Vielfalt, Ueberraschendes, Fremdartiges, das ist Indien , .

Sie hatten inzwischen Colombo erreicht.

Können wir eben am Postamt vvrbeifahren? Ich er­warte Post und kam noch nicht dazu?"

3ulia nickte auf die Frage Hcll's, der bald darauf eilig im Postamt verschwand und die Briefe sich aushändigen ließ.

*".^r Halle riß er einen von Jo's Briefen ans und ließ rhn fassungslos sinken.

2? als Sekretärin eines Professors? Was war denn das? Größere Jndienreise? Verwirrt suchte er die Zusammen­hänge zu begreifen. Er überflog noch einmal den Brief, ^""ng mcht so etwas wie ein kühler Hauch durch das Schrei­ben. War das seine zärtliche, anschmicgende Jo, die diesen Brief schrieb?

Ein kaltes Frösteln glitt ihm den Rücken herab. War es wahr, was man immer wieder sagte, daß die Entfernung auch die größte Liebe langsam erkalten ließ?

Hastig faltete er die Briese zusammen und trat in den glastenden Tropennachmittag hinaus.

.Unangenehme Nachrichten?" Julia Terborg fragte es

obenhin, aber ihr Blick ging aufmerksam über da? blasse Gesicht ihres Begleiters.

Hell schrak zusammen. Hatte diese Frau wieder instinktiv erraten, was er dachte?Ach, nicht direkt", meinte er knapp.

Von einer Frau?"

Ja . . ."

In Julia Terborgs Gesicht veränderte sich keine Miene. Rur ihre Hand umspannte straffer das Lenkrad.

Ihre . . . Frau?"

Nein, ich bin nicht verheiratet . . . meine Braut . .

Sie sind verlobt?"

Nicht offiziell", wich Hellmut etwas gequält aus.

Es gab für uns keine Möglichkeit» an eine Verbindung zu denken. Meine Braut war Erzieherin in einer Familie in Monte Carlo, sie hat jetzt einen Posten als Sekretärin und Reisebegleiterin übernommen . . ."

Julia Terborg lächelte . . . Ein überlegenes, etwas spöttisches Lächeln.

Sie sprach nicht mehr . . . Nur ein Zug eisenharten Willens grub sich um den grotzgeschnittenen Mund, ließ das Gesicht härter und grausamer erscheinen. Erst kurz vor dem Hafen begann sie von neuem zu sprechen.

Also, machen Sie sich recht schön, unglücklicher Bräuti­gam. Es wird nett werden. Mein Vater erwartet Sie heute abend. Vergessen Sie das nicht. . Sie winkte leicht mit der weißen Hand und drehte den Wagen in scharfem Ruck herum.

Hell sah ihr nach. Dann griff er erneut nach Jo's Brief. Nein, es war schrecklich, dieses Getrenntsein. Was war das für eine mysteriäse Geschichte mit Jo's Reife? Sehr wahr­scheinlich konnte ihn oder sie monatelang eine Nachricht nicht erreichen. Ob es nicht doch klug war, den Vorschlag Terborgs anzunehmen und sich durch di« Laune seiner Tochter eine Existenz zu schaffen. Schließlich, so eine Expe­dition konnte in jeder Hinsicht vorteilhaft für ihn sein . . . * » *

Bon dem großen Hotel aus hatte man einen herrlichen Blick über das Meer. Hellmnt Grotcnkomp trat eine Stunde später in den riesigen Gesellschaftssaal und wartete. Nach einer Weile trat er an« Fenster. Dieses Land, wenn das Io sehen könnte!

Und die Umgebung um ihn! Diener im langen, Weißen Sarong huschten geräuschlos hin und her und servierten die Speisen. Ihr dichtes Haar war am Hinterkopf zu einem glatten Schopf aufgebürstet, die braunen, unbeweglichen Gesichter glänzten wie Oel.

International das Publikum. Viel Engländer, Holländer, ab und zu ein Fez, ein blaues oder weißes indisches Ge­wand darunter. Auch viele Inder in europäischer Kleidung. Inderinnen in europäische Mode gekleidet, aber einzelne auch in ihren schönen Gewändern, dem langen, faltig fallen­den Kleid, das bis zu den Füßen reichte, den dünnen zart­weißen, silbernen Schal über den dunklen Haaren, oft war er spinnwebzart oder mit kostbaren eingewebten Blumen­mustern geschmückt.

Julia Terborg trat unterdessen ins Zimmer ihres Vaters.

Fertig? Der Dr. Grotenkamp wird schon warten . .

Terborg erhob sich und warf einen Blick in den Spiegel. Dann traf der Blick seine Tochter.

Donnerwetter, Julia? Du hast ja heute das beste Pferd aus dem Stall gezogen . . ." Julia zuckte die Achseln und warf nur einen zufriedenen Blick in den Spiegel. Der warf ihr Bild zurück. Schlangenglatter, schillernder, grüner Samt, floß in einfacher Linie an ihrem Körper bis auf die Erd«, alabastern schimmerten Arme und Schultern, die rotgoldenen Haare lohten.

Du bist ein ganz gefährliches, kleines Frauenzimmer", sagte Terborg mit einem Versuch zu scherzen. Er erschrak fast vor der verwirrenden Schönheit seiner Tochter. Daß so etwas im braven Holland lebe» sollte, war ja auch wirklich viel verlangt. Er sah seine Tochter an, die mit einem kleinen, silbernen Kamin noch einmal durch die Haare fuhr.

Der deutsche Doktor ist dein neuester, sehr getreuer Paladin", sagte er forschend.Ich glaube, du sprichst kaum mit jemandem anders."

Julia warf den Kopf zurück.Ein Verhör, Alterchen?"

Der alte Herr zuckte die Achseln.Ms wenn du nicht selbst wüßtest, daß du immer deine eigenen Wege gegangen bist . , . was soll ich da tun?"

Nichts ... als mich gewähren lassen. .

(Fortsetzung folgt.)