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Amtsblatt für clas Oberamt Lleuenbürg
Nr.«
Donnerstag den S. Januar 1S3S
94. Jahrgang
Feierstunde derMMnmen I
Berlin, 8. Jan.
Am Montagabend, am Tage des zehnjährigen Jubiläums der Deutschen Luft-Hansa, versammelten sich sämtliche Arbeitskameraden der Luft-Hansa zu einer würdigen Feier. Ueberall, nicht nur in Berlin und bei den Bezirks- und Flugleitungen im Reiche, sondern auch draußen, jenseits der Grenzen, an den Küsten des Ozeans, auf den schwimmenden Flugstützpunkten, vereinigten sich zur gleichen Stunde die Gefolgschaftsmitglieder zu einer solchen ,Feierstunde. Ausgenommen waren allein vlefenigen, die auch in dieser Nacht ausder Maschine ihren Dienst versehen mutzten, sei es auf den europäischen Nachtpoststrecken, sei es im Neberseedienst.
Die Hauptfeier fand im Marmorsaal des Zoo statt. Nach dem Einmarsch der Fah- neu brachte die Singschar der Lust-Hansa das Niederländische Dankgebet zu Gehör, worauf Arbeitskamerad Falz einen vom Kameraden Glas verfaßten Vorspruch oerlas. Sodann nahm der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Lust-Hansa, Staatsrat Dr. von Stauß, das Wort, um das Werden des Luftverkehrs noch einmal in großen Zügen zu schildern. Er gedachte dabei besonders derjenigen Männer, die als Wegbereiter des .Luftverkehrs ihr Leben Hingaben und sich im Glauben an ihre Sendung. Förderer eines, großen Kulturfortschritts zu sein, bis zuletzt in den Dienst für ihr Volk stellten. Während das Lied vom „Guten Kameraden" erklang, wurden die Namen dieser unvergessenen Männer verlesen. Pflichterfüllung und Treue zur Sache, zu Volk und Führung, wurden dadurcki gewürdigt, daß denjenigen Spenden übergeben wurden, die wegen Erreichung der Altersgrenze aus dem Betrieb ausschieden und jahrelang ihre ganze Arbeitskraft der Handelst,iftsahrt gewidmet hatten.
Staatsrat Tr. v. Stauß erinnerte fortfahrend an die Zukunftsaufgaben. Er gedachte der Taten unseres Führers, der auch dem Luftverkehr den Weg geebnet hat, auf dem sich der Aufbau und Ausbau entsalten konnte, sowie ferner des treuen Mitarbeiters des Führers, des Neichslust- fahrtministers Hermann Gbring, und des bei der Feier anwesenden Staatssekretärs Milch, unter deren Führung der deutsche Luftverkehr in den letzten Jahren die großen Fortschritte erreichen konnte. Doch noch harrten gewaltige Aufgaben der Lösung, denn erst am Anfang stehe die Entwicklung des Weltluftverkehrs, der berufen sei, die Begriffe von Zeit und Entfernung zu wandeln und damit die Welt uns wahrhaft zu erschließen.
Paris, 8. Januar.
Die Gerüchte von einer bevorstehenden Gewährung eines französischen Kredites in Höhe von 800 Millionen bis einer Milliarde Franken an Sowjetrußland haben sich inzwischen derart verdichtet, daß mit ihrer Echtheit gerechnet werden kann. Die Anleihe soll zu einem Zinsfuß von fünf Prozent gewährt und zu 80 Prozent dom französischen Staat garantiert werden. In zahlreichen französischen Wirtschafts- und Privatkreisen, besonders aber in den Kreisen der französischen Inhaber russischer Vorkrregsanleihen hat »lese Absicht der Regierung lebhafte Beun- rKhigung und Mißstimmung hervorgernfcn.
Tokio, 8. Januar.
Aussehen erregen hier Nachrichtei der Hauptstadt von Man: rzahlreiche sowjet:
^ Verschwörungen ir Ns ibirien. Jn.etwa 200 Fälle, solle «Bombenanschläge aul
Eisenbahnen und militärische Anlage, verübt worden sein. Auch wird berichtet das es „n BaikalgeSiet zuErhebungen de, Bauern gekommen sei. In N-rchinsk, Chabarowsk, Wladiwostok sollen ebenfalls Aufstände und schwereZusammenstöß« erfolgt sein, Lei denen insgesamt im letzten Jahr über ZOO Tote zu verzeichnen gewesen seien. Mehrere hundert Personen seien verhaftet und durch G i s t g a s h i n g e r i ch» t e t irorden.
Ausfahrt -er englischen Heimatflotte
in den Atlantische« Szeaa
London, 8. Januar.
Wie die englische Admiralität mitteilt, werden gewisse Einheiten der Heimatflotte, nämlich die Schiffe „Nelson", „Nod- n e y", „Furious", „O Kair o" und die 2 1. Zerstörer-Flottille, in lieber» einstimmung mit dem alljährlichen Brauch, etwa Mitte Januar eine Frühjahrs» kreuz fahrt antreten. Gleichzeitig werden die jetzt in Gibraltar befindlichen Einheiten der Heimatflotte. nämlich die Schiffe „Hood", „Na milli es", „Orion" und „Neptune" nach England zurückkehren. Ein ins einzelne gehendes Programm wird in Kürze veröffentlicht werden.
Die beiden erstgenannten Kriegsschiffe, „Rodney" und „Nelson" gelten in England als die mächtigsten Schlachtschiffe der Welt. Die „Nelson" hat eine Wasserverdrängung von 33 500 und „Nodney" von 33 900 Tonnen. Die „Nelson" führt die Flagge des Admirals Bakehouse, des Oberbeieblsbabers der englischen Heimatflotte.
London, 8. Jan. Die Frühjahrskreuz- fahrt der englische» Heimatflotte wird, wie ausdrücklich festgestellt wirb, nicht in das Mittelmcer, sondern in den Atlantischen Ozean, voraussichtlich in die spanischen und portugiesischen Gewässer führen.
Wie sich Reuter aus Rom melden läßt, haben die britischen Flottenbewegimgen dort beträchtliche Beachtung gefunden. Dem Reuter-Vertreter sei amtlich erklärt worden, die Lage würde tatsächlich beträchtlich entspannt werden, wenn die britischen Schiffe das Mittelmcer verließen. Falls es sich jedoch lediglich NM eine der üblichen Hebungen handele und die Schiffe zurückkehren sollten, liege natürlich keinerlei Veranlassung vor. irgend etwas dazu zu sagen.
Auf Anfrage an zuständiger englischer Stelle erfährt Preß Association, daß bei der Frühjahrsfaihrt der britischen Heimatflotte keine politischen Erwägungen mitspielen.
Was die französischen FlottenLswegnngen an,gehe, so finde die Behauptung, daß diese die Folge der kürzlichen technischen Besprechungen zwischen den britischen und den französischen Stäben über die Frage einer gegenseitigen Hilfeleistung sei, keine Stütze. Die
Bewegung der französischen Motte, so erklärt man, sei auf französische Initiative zurückzuführen.
Sie feanr. Flottenbeweguagea im Mittelmeer
London, 8. Jan. Die englische Abendpresse berichtet in großer Aufmachung über die Zu- sammenziehung der französischen Motte im Mittelmeer. In einer ausführlichen Pariser Meldung weist Reuter darauf hin, daß über 90 französische Kriegsschiffe aller Klaffen am 20. Januar im Mittelmeer oder in dessen Nähe kreuzen werden. An diesem Tage trete der Genfer Achtzehnerausschuß zusammen, von dem man annehme, daß er über Las Oel- aussuhrverbot gegen Italien beraten werde. Das Auftreten zweier weiterer französischer Geschwader Werde in einigen Pariser Kreisen als ein Zeichen dafür ansgelegt, daß die kürzlichen Besprechungen zwischen den britischen und Len französischen Flottensachverständigen Früchte getragen hätten.
Trotz der in amtlichen Kreisen in dieser Frage beobachteten Zurückhaltung verlaute, daß Liese Flottenbswogungen vielleicht eine Folge der wiederholten französischen Versprechungen seien, sich für einen Fall eines italienischen Angriffes auf die Engländer im Mit- telmecr zur Hilfeleistung bereit zu halten.
WlEungsbegrenzung aussichtslos?
Britischer Luftfahrtminister für weitgehende Aufrüstung
London, 8. Januar.
Der britische Luftfahrtminister Cunliffe- L, st e r, jetziger Lord Swinton, setzte sich auf der Konferenz der Konservativen Univer» sttätsverbände in Cambridge für eine weitgehende englische Aufrüstung ein, da er wisse, daß nicht die geringste Hoffnung auf die Erreichung einer Rüstungsbegrenzung bestehe, und man zum mindesten so starr sein müßte, um seine Rolle spielen zu können. Im übrigen erklärte er, daß die Einsetzung eines übergeordneten Wehrministeriums in England undurchführbar sei.
Neue a-eflinflche Protestnote
Genf, 8. Januar.
Der abessinische Gesandte in Paris hat eine neue Note an das Völkerbundssekretariat gesandt, in der erklärt wird, daß die italienischen Militärbehörden ihre „Politik der Terrorisierung" fortsetzten, indem sie auf dem nördlichen Abschnitt des Kriegsschauplatzes Giftgase gegen die abessinische,, Truppen verwendeten. Es handle sich nicht mehr um einzelne und zufällige Handlungen, sondern offenbar um die unerbittliche Durchführung der „planmäßigen Ausrottung des abessinische,, Volkes", die die italienische Regierung in ihrer Presse verkündet habe. Aus diesem Grunde wiederhole die abessinische Negierung ihre Bitte, daß der Völkerbund eine Untersuchung über die neuen und wiederholten Verletzungen des Kriegsrechtes und der internationalen Abkommen vornehme.
Der amtliche italienische Heeresbericht lautet: „An der Front südlich von Makalle hat unsere Artillerie TruppenzusammenZiehungen in der Richtung auf Amba Aradam be- schossen. Be, Zusammenstößen im Tembien- gebiet hat der Gegner 22 Tote auf dem Gelände zurückgelassen. Die Luftwaffe hat in, Gebiet des Aschanßi-Sees Bomben abgewor- fen. In der Umgebung von Alamata, südlich des Aschangi-Sees, haben die abessinische,, Bewaffneten, sobald sie unsere Flugzeuge ge- sichtet hatten, auf dem Boden drei große rote Kreuze aufgelegt, um die sie sich dann gesammelt haben."
Am 5. und 6. Januar haben italienische Flugzeuge auf der ganzen Nordfront Flugblätter in amharischer Sprache abgeworfcn. In diesen Flugblättern wird die Bevölkerung der nördlichen Provinzen aufgefordert, gegen die Negierung in Addis Abeba zu revoltieren, weil diese die wirtschaftliche Lage der Pro
vinzen ruiniere und Abgaben erhebe, die nur dem Negus zugute kämen. Ferner wird erklärt. die Regierung in Addis Abeba habe nicht das Recht, sich als Regierung Gesamt- abessiniens zu bezeichnen. Aus diesem Grunde seien die Abessinier auch nicht verpflichtet, ihr Blut für den Kaiser zu opfern. Am Montag traf in Dessie von der Nordfront eine Gruppe von Gefangenen ein. Man erklärt hier, die Gefangenen hätten keine Klagen über ihre Behandlung geführt.
Italien und -er Sümtz des Noten Kreuzes
Rom, 8. Jan. Nachdem die italienische Presse bereits mehrfach erklärt hatte. Laß die Abessinier das Rote Kreuz mißbrauchten, enthält nun zum ersten Mal auch der amtliche italienische Heeresbericht Nummer 91 einen diesbezüglichen Hinweis.
„Lavoro Faszista" beschäftigt sich am Mittwoch abend mit diesen Meldungen. Das Blatt behauptet, daß von abeffinischer Seite das Zeichen des Roten Kreuzes zum Schutz von Truppen- und Munitionslagern mißbraucht werde. Italien habe daher das Recht, den Schutz des No tri, Kreuzes auf abeffinischem Boden nicht mehr anzuerkenneu.
Acht Zote bet Smnibusungtück
Paris, 8. Januar.
Nach einer Meldung des „Jntransigeant" aus Casablanca, ist bei Marakkesch ein Kraftwagen in einen Abgrund gestürzt. Acht Eingeborene wurden getötet und weitere siebzehn mehr oder weniger schwer verletzt.
Fragen des Bauerntums
aus der Grünen Woche Berlin 1936
Von Or. Imwalluel 8ckZkter,
lleicllsllbteilullgsleiier im lleicksnskriiaall
Der Kamps um die Nahrungssreiheit des deutschen Volkes und alle Fragen, die im Nahmen der Agrarpolitik mit diesem Kampfe Zusammenhängen, sind nicht nur eine Angelegenheit des deutschen Bauerntums, kondern eine solche des ganzen Volkes. Jeder Volksgenosse. ob Städter oder Landbewohner, ob Bauer oder Verbraucher, muß mit seinem Teil zur Gewinnung dieser Schlacht beitragen. Daher ist es eine Selbstverständlichkeit, daß die Behandlung dieser Probleme aus der diesjährigen Grünen Woche einen breiten Raum einnimmt. Während sich die Grüne Woche vor der nationalsozialistischen Erhebung bedingt durch den früheren Meffecharak- ter. nur an einen beschränkten Teil des Volkes wandte, will die neue Grüne Woche allen Volksschichten, vor allem aber dem Städter und Verbraucher, etwas geben und bringen. Der Städter soll erkennen, daß der Kampf des deutschen Bauerntums in der Erzeugungsschlacht auch lür ihn geführt wird. Auf der anderen Seite soll aber auch er seinen Teil zum Gelingen dieses Feldzuges beitragen. Die Neichsnährstandsausstellungen wenden sich vor allem an den deutschen Bauern. Dort erhält er die neuen Kampfparolen. Die Grüne Woche aber gibt dis Nickitnng für den Verbraucher an.
Be, dem Teck der Ausstellung, für Sie der Reichsnährstand verantwortlich zeichnet, steht die Erzeugnngsschlacht. die wichtigste Maßnahme des vergangenen und heurigen Jahres, im Vordergrund. Der Städter soll die Schwierigkeiten kennen lernen, mit denen der Bauer tagtäglich zu ringen hat. Er soll sehen, daß der Kampf um die Nahrungsfreiheit nicht so leicht und einfach zu führen ist, wie es sich auf dem Papier darstellen oder errechnen läßt. In der Lehrschau ..Erzeugungs- schlacht" werden die vier Gebiete aufgezeigt, die im Vordergrund aller Maßnahmen stehen, bei denen die deutsche Erzeugung bis jetzt nicht in der Lage ist, den Bedarf zu dek- ken: die F „ t t e r m i t t e l - und Fettver - sorgung, die Gespinnstfaser- und Wollerzeugung. Bis heute sind wir gezwungen. Jahr für Jahr rund eine Million Tonnen Eiweiß, dazu die entsprechende Menge an Kohlehydraten, vom Ausland ein» zuführen. Durch neuzeitliche Weidetechnik. durch richtige Pflege, Düngung und Ernte der Wiesen, durch vermehrten Feldfuttcr- „nd Zwischenfruchtbau. durch Gärfutterbe- Handlung und Verringerung der Nährstoffverluste, durch Ertragssteigerung im Feld- sutterbau und vermehrten Anbau von Oelfrüchten und endlich durch Neulands gewinn ung, muß es gelingen, die Lücke der Futtermittelversorgung zu schließen. Damit hängt auch die Frage de, Fettverforgung aufs engste zusammen. Die Hälfte des deu^. scheu Bedarfes muß gegenwärtig noch einge^ führt werden. Es gilt vor allem die Fettleistung der einzelnen Tiere zu erhöhen. Ties kann durch entsprechende Zuchtwahl, durch Pflichtkontrolle bei Rindern und Prüfung der Mastfähigkeit und Erhöhung des Schlachtgewichtes bei Schweinen erreicht werden. Der Anbau von Oelfrüchten wird eine weitere Ausdehnung erfahren und damit zur Schließung der Fettlücke beitragen. Die Flachserzeugung. die im Vorjahre wieder die Hälfte des Bedarfes zu decken in der Lage war, gegenüber 10—20 Prozent in den Vor- fahren, wird in diesem Jahr die Zahl von 50 000 Hektar erreichen, was einer vollen Bedarfsdeckung gleichkommt. Tie Schafhaltung konnte im Vorjahr auf 4.5 Millionen Stück, gegenüber 3.4 im Jahre 1933, gebracht werden. Zugleich wurde die Einzelleistung an Wolle gehoben. Dieses Ziel der vermehrten Wollerzeugung wird weiter ver- folgt werden.
Die Sonderschau „Marktordnung und Verbraucher" gibt Aufschluß über alle landwirtschaftlichen Marktfragen. Der Besucher lernt die Zusammenhänge zwischen Arbeitsbeschaffung und Nahrungsmitteleinfuhr kennen, steht den gesteigerten Nahrungsmittelverbrauch durch die Erfolge der Arbeitsbeschaffung und versteht dadurch die vorübergehende Verknappung einzelner Lebensmittel. Zugleich aber muß er erkennen, daß es durch die Marktordnung nicht nur möglich war, die Versorgung unseres Volkes mit allen lebenswichtigen Nahrungsmitteln sicherzn-