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Mmtsblatt für

«las Oberamt Lleuenbürg

Nr. 289

Mittwoch den 11. Dezember 1935

93. Jahrgang

Um de« Lavalschea Fnedenspla«

Das enaiifche Kabinett erneut zusammengetreten Frankreich und England find sich einig

London. 10. Dezember.

Das englische Kabinett trat am Dienstag, mittag zur Fortsetzung der Besprechungen über den zwischen Hoare und Laval verein- barten Friedensplan zusammen. Die Sitzung bauerte etwas über eine Stunde.

Reuter bestätigt Dienstag abend, Satz über die Friedensbedingnngcn endgültig eine Eini­gung zwischen der britischen und der französi­schen Regierung erzielt worden ist.

Wie anschliessend an die Besprechung vom Dienstag abend zwischen Ministerpräsident Laval und dem britischen Botschafter Sir George Clerk sowie dem Unterstaatssekretär Sir Robert Vansittard bekannt wird, soll der Wortlaut der von Laval und Hoare am letzten Sonntag ausgearbeiteten Vorschläge im Laufe der Nacht nach Rom und Addis Abeba über­mittelt und den beiden Regierungen zur Be­gutachtung unterbreitet werden.

..Ein ernkteö Stadium"

Beratungen Edens mit den Dominion- Vertretern

Londöm, 1«. Dez. Der diplomatische Korrespondent des Reuterbüros berichtet: Die Kabinettsbesprechungen über die Ge­samtheit des Lavalschen Fricdensplanes haben rin so ernstes Stadium erreicht, daß die Do­minions zu den Beratungen hinzugezogen werden mutzten. Die Obcrkommissare Austra­liens, Südafrikas, Kanadas und Neuseelands hatten im Laufe des Nachmittags im Foreign Office mit Minister Eden eine Aussprache, deren Mittelpunkt die jetzt dem Kabinett vor­liegende Formel für die Lösung des abefsini- schen Konfliktes war."

Nach der Kabinettssitzung am Dienstag wurden die Besprechungen zwischen der bri­

tischen und der französischen Regierung fort­gesetzt. Sie dauerten am Dienstag abend noch an. Nach einer Meldung aus Paris suchten der britische Botschafter und der ständige Un- terstaatssekrctär des Foreign Office Sir Ro­bert Vansittard um 17.30 Uhr den Minister­präsidenten Laval auf, um ihn von den Ergebnissen der Sitzungen des britischen Ka- Linettes zu unterrichten.

Ministerrak auch in Paris

Am Dienstagvormittag fand ein Minister- rat unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik statt. Ministerpräsident Laval erstattete Bericht über seine Ver­handlungen mit Hoare. Der Mini­sterrat prüfte ferner die Bedingungen, unter denen die Beratung des Haushaltes für 1936 in der Kammer stattsinden soll. Ter Haus­halt soll noch bis zum 31. Dezember unter Dach und Fach gebracht werden.

Zusammentritt des Sachverständigen- ausschusses für die Sühnemaßnahmen

Der Sachverständigenausschuß für die Durchführung der Sühnenmaßnahmen trat in Gens am Dienstag nach zehntägiger Pause unter dem .Vorsitz des Schwedischen Vertreters Westmann wieder zusammen, um die weiteren Antworten der verschiedenen Negierungen zu prüfen und den Bericht an den Präsidenten der Sanktionskonferenz fer­tigzustellen. Der Achtzehner-Ausschuß, der die Erweiterung der Nohstoffsperre beschließen soll, wird, wie vorgesehen, am Donnerstag in Anwesenheit von Eden und Laval zu­sammentreten. Ob es zur Beschlußfassung kommt oder ob der Schwerpunkt der Genier Arbeiten in den Bölkerbundsrat, bzw. in einen neu einzusetzenden Fünfer-Ausschuß verlegt wird, hängt von der Stellungnahme Italiens ab, die für den heutigen Dienstag oder Mittwoch erwartet wird.

Vas Unterhaus zu den FriesenSvoeschlagen

Eine Ecliärmm Edens

London, 10. Dez. Trotz der Erklärung Baldwins, daß zur Zeit keine Einzelheiten über die im Gange befindlichen Friedens- evörtcrungen bekanntgegeben werden könnten, bestand die arbeiterparteiliche Opposition auf einer Anssprache über den italienisch-abessini- schen Streit.

Der arbeiterpartciliche Abgeordnete Lee Smith wies vor vollbesetztem Hanse darauf hin, daß der Ministerpräsident die zuerst in der französischen Presse und später in allen übrigen Zeitungen erschienenen Nachrichten über die Vorschläge keineswegs als müßige Annahme bezeichnet habe. Es sei klar, daß diese Berichte auf einer Indiskretion berich­ten und sie mancherlei Andeutungen über die Absichten des Außenministers enthielten. Wenn die Berichte auch nur zur Hälfte richtig seien, so würde das bereits im Widerspruch zu den Genfer Satzungen stehen. (Beifall der Opposition.) Der einfache Grundsatz, den England unterstützen sollte, laute, daß kein Angreifer in irgendeiner Weise ans seinem Angriff Nutzen ziehen darf. Italien solle aber sogar von der Provinz Ogaden Teile erhal­ten, die zu erobern es selbst bisher nicht in der Lage gewesen sei. Das Dilemma der bri­tische)! Negierung bestehe offenbar darin, daß die Negierung den Völkerbund zu unterstützen wünsche und gleichzeitig Mussolini und das italienische Regime nicht gefährden möchte. ES sei ihm. Smith, unmöglich, einzusehen, wie der Negus diese Bedingungen annchmen könnte, es sei denn unter der Drohung von Bomben und Gas.

Minister Eden begann seine Erwiderung mit dem Hinweis, daß der Verbindungsaus­schuß des Völkerbundes ausdrücklich englisch- französische Versuche gebilligt habe, eine Er- Lrterungsgrundlage zu finden. Was die Pa­riser Besprechungen der letzten Tage angehe, so seien zweifellos einige nicht unerhebliche Mißverständnisse ausgetaucht. Eden erinnerte

hierauf an den Sanktionsbeschluß zu Beginn des vorigen Monats und an die Tatsache, daß gleichzeitig Versuche gebilligt worden seien, eine Erörterungsgrundlage zwischen den bei­den Parteien zu finden. Die Pariser Vor­schläge seien bisher nicht einmal den Parteien zngesandt worden. Das Verfahren in Ver­bindung mit diesen Vorschlägen müsse noch zwischen der englischen und der französischen Regierung geklärt werden, und er hoffe, daß dies noch im Laufe des heutigen Abends mög­lich sein werde. Sollten die Vorschläge als Verhandlungsgrundlage von den Hauptbetei­ligten angenommen werden, so würde dies nur der Anfang in der Reihe der kommenden Auf­gaben sein.

Eden fuhr dann fort: Die drei Haupt­grundsätze, auf die die Vorschläge sich stütze», sind: 1. ein Gebietsaustausch, der beiden Sei­ten bestimmte Vorteile bietet, 2. Völkerbunds­unterstützung für Abessinien zum Zwecke so­zialer. wirtschaftlicher und verwaltungsmäßi­ger Entwicklung, 3. besondere Erleichterung für italienische Siedler und italienische Ge­sellschaften in Verbindung mit der wirtschaft­lichen Entwicklung.

Eden erwähnte alsdann die verschiedenen Presseberichte und sagte, daß viele von ihnen sckiwerwiegende Ungenauigkeiten enthielten.

Es sei ihm zur Zeit nicht möglich, die in Paris erörterten Vorschläge allgemein be­kannt zu geben. (Beifall auf den Regierungs- bäuken.) Eine Veröffentlichung der Vorschläge zu diesen! Zeitpunkt würde ihren Fehlschlag völlig sicher machen. Ein solcher Schritt komme erst dann in Frage, wenn die zuständigen Völkerbundsorgane die Vorschläge erwogen und einen Beschluß hierüber gefaßt haben. England habe stets klar zum Ausdruck ge­bracht, daß die Interessen dieses Landes an diesem Konflikt nur die Interessen als Mit­glied des Völkerbundes seien. England habe nichts mit der italienischen Innenpolitik zu

tun. Das würde auch die Haltung Edens für die ganze Dauer des Konfliktes bilden. Der Vorschlag, auf den man sich in Paris geeinigt habe, stelle nicht notwendigerweise den Stand­punkt der französischen Regierung oder den Standpunkt der britischen Regierung dar. Es handle sich vielmehr um Anregungen, die die Parteien instandsetzen sollten, zusammenzu­kommen. Das sei der einzige Mveck dieser Vorschläge.

Zur Opposition gewandt, erklärte Eden, es werde Sache des Völkerbundes sein, zu sagen, ob die Grundsätze der Genfer Satzung verletzt worden seien. England werde sich dann nicht beklagen, sondern dieses Urteil annehmen, ebenso wie es bereit gewesen sei, seine Rolle bei dieser sehr unwillkommenen Aufgabe zu spielen. Er werde sich am Mittwoch nach Genf begeben, weil die Politik der britischen Regierung sich auch weiterhin auf die Mit­gliedschaft beim Völkerbund stütze.

Sie dritte Atlantik-SluMel

Berlin. 12. Dezember.

Die Deutsche Lufthansa hat zur Zeit bei der Howaldts-Werst in Kiel einen dritten schwimmenden Flugstützpunkt, der sür den Lustpostdienst im Südatlantik be­stimmt ist. im Bau. In dem jetzt fast zwei Jahre durchgeführten, regelmäßigen Luftpost­dienst von Deutschland nach Südamerika wurden eine Reihe Erfahrungen und Er­kenntnisse gesammelt, die diesen Neubau not­wendig machten.

Zunächst ist es erforderlich, wenigsten? drei Schiffe einsatzbereit zu haben, um je­weils einen der Flugstützpunkte in der Hei­mat überholen und docken zu können. Gerade das ist sehr notwendig, da im Ausland die für diese Arbeiten erforderlichen Einrichtun­gen nicht immer zur Verfügung stehen. An­fänglich. als nur der Dampfer ..Westfa­len' vorhanden war und noch ältere Flug- zeugmuster verwendet wurden, hatte der schwimmende Flugstützpunkt hauptsächlich die Aufgabe, die 3050 Kilometer lange Atlantik­strecke zwischen Bathurst und Natal zu unterteilen. Nach Einsatz der lOTonnen- Wale und Indienststellung des Motorschif­fesS ch w a b e n l a n d' konnte der Ozean aus dieser Strecke von Küste zu Küste über­flogen werden. Die beiden Schiffe haben seit­dem hauptsächlich die Ausgabe, als schwim- wende deutsche Flughäfen an den Küsten zu dienen. Hier finden die nach jedem Fluge notwendigen Durchsichten an den Motoren und Flugbooten statt.

Das neue, jetzt in Bau befindliche Schiss wird eigens für den Atlantikflug erbaut. Es hat eine Wasserverdrängung von 2 000 Ton­nen und bekommt zwei MAN-Diesel-Motoren von je 1 000 Pferdestärken, die dem Schiff eine Geschwindigkeit von 15 Seemeilen in der Stunde verleihen. Zum Abschuß der Flug­zeuge wird eine Heinkel-Großflugzengschleu- der K 9 dienen: der Hebekran zum Änbord- nehmen der Flugzeuge wird von Kampnagel geliefert. Die Indienststellung dieses neuen Schisses wird etwa imMai1936 erfolgen.

An M deutschen Lehrer!

)er erste Aufruf des Gauleiters Wächtler Bayreuth, 10. Dezember.

Der neue Hauptamislsiter des NS.-Lehrcr- indes. Gauleiter Fritz W ä ch t l e r, hat an e Erzieher des deutschen Volkes einen Auf- if erlassen, in dem es u. a. heißt:Nachdem !r äußere organisatorische Ein- und Ausbau >s deutschen Erzieherstandes im NSLB. immehr fast vollendet ist, müssen zukünftig le Kräfte zur Erreichung des zweiten und wßeren Zieles unserer nationalsozialistischen rzichungsorganisation eingesetzt werden: der eltanschaulichen Ausrichtung aller deut- hen Erzieher und Erzieherinnen. Das Ziel /ißt: Jeder Lehrer und jede Lehrerin in Deutschland ist Träger und Repräsentant der ewegung. ist Künder der Idee Adolf Hit- rs! Das sei unser gemeinsames Arbeits- cogramm. Das ist Ziel und Aufgabe, die h mir selbst am Beginn meiner Arbeit

SvsprediM Adels Stoecker und das Msntum

Am II Dezember dieses JahreS jährt sich zum 100 Male der Geburtstag Adolf .StoeckerS. Er stand >n einem heroitchen Kampf gegen das Judentum und für eine gerechte Lösung der sozialen Frage. Bereits im Jahre lS2K schrieb Professor Dr. Walter Frank, der Präsident des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands, eine Bio­graphieHosprediger Adolf Stoecker und die christlich - soziale Bewegung' aus der wir einen Abschnitt veröffentlichen.

Dem Plus an politischer Macht, welche die antisemitische Agitation dem Hosprediger gebracht hat. trat eine derartige Summe von Gegnerschaft gegenüber, daß ein einzel­ner selbst wenn er wie der Hosprediger starke Rückendeckung besaß von ihrer Wucht mit dem Ersticktwerden bedroht wer­den konnte. Stoecker hat kaum die geistige und wirtschaftliche Macht ermessen, die den von ihm angegriffenen Faktoren, der libe­ralen Bourgeoisie und dem reichen Juden­tum. innewohnte. Es war der herrschende Zeitgeist, gegen den hier plötzlich ein ortho­doxer Prediger anstürmte, die liberale össeut- liche Meinung, der gegenüber höchstens noch die katholische Welt als geistige Macht in Betracht kam. Der herrschende Zeitgeist aber ist stets intolerant, auch wenn er liberal

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/»uolt 8!»ee!ter 1. Lin uulreevter llsmpker unä wackerer Oeutrcker.

ist. er hat stets seinen alleinseligmachenden orthodoxen Glauben, seinen Index verbote­ner Gedanken und seine Ketzer, die er je nach Zeitlage einem wirklichen oder auch einem moralischen Scheiterhaufen überweist In der Aera Friedrich Wilhelms Hl. und lV. hatte der preußische Staat und die protestan­tische Orthodoxie die Vertreter der rationa­listischen Wissenschaft unterdrückt und die modernjüdische Intelligenz zur Auswande­rung nach London oder Paris gezwungen. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten sich die Machtverhältnisse erheblich ge- ändert: die Söhne und Enkel der Verfolg­ten von früher saßen jetzt in der Herrschast mit ideologischem Mantel: wie der Sozialis­mus. so war jetzt auch der Antisemitismus eine von der herrschenden Klasse als ..un­moralisch' gebrandmarkte Richtung: letzteres vielleicht noch mehr, weil di? Sozialdemo­kratie immerhin noch in weltanschaulicher Be­ziehung dem herrschenden Liberalismus ver­wandter war. Eine liberale Tradition des 19. Jahrhunderts war die, daß nicht nur ..die Nachfrage nach der konfessionellen Zu­gehörigkeit verboten" sei. sondern auch «da beim Jugentum Nationalität und Konfession sich deckten) die Kenntnisnahme von der tat­sächlichen Existenz eines jüdischen Problems als Mangel der intellektuellen und morali­schen Bildung empfunden wurde. Der Anti, semitismus ist für die historische Betrachtung ebensowenig moralisch oder unmoralisch wie jeder andere nationale, soziale oder geistige Machtkampf. Das spezifische Motiv deS Stoeckerschen Antisemitismus war der geist­liche Anspruch auf eine Leitung der Massen­seele. welche die Kirche einst besessen hatte und welche jetzt durch die Presse ausgeübt wurde. Die Beherrscher der Presse aber waren im Besitze und deshalb im Recht. Auf den Prediger, der sie in dieser Herrschaft angriff, ließen sie das Nichtschwert der mo­ralischen Aechtung niederfallen.

Maximilian Harden, welcher gelegentlich