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Dienstag den 10. Dezember 1S3S

Der Enztäler

03. Jahrgang Nr. 288

Jugend -

nalionalsozialisltsO geschult

Aus der großen Tagung der Bann- und Jungbannführer des Gebietes 20 (Württem­berg), die diese Woche in der Gebietsführer, schuleWilhelm Neth" (Schloß Solitude) stattfindet, sprach am Freitag der st v. Gau­leiter Schmidt. In ungemein umfassen­der und tiefschürfender Weise stellte er die Grundlagen, Entstehung und bisherige Ge­schichte des Nationalsozialismus heraus. Ter Nationalsozialismus ist eine revolutionäre Bewegung großen Stils und hat heute, zwei­einhalb .Jahre nach der Machtübernahme, noch keinen Abschluß gefunden, wie es die vielen allzu Klugen gerne haben möchten, im Gegenteil, wir stehen erst an einem Anfang. Wir wollen keine Kontinente erobern, wir wollen nur das Gesetz der Gemeinschaft wie­der finden und uns in unserem ganzen Tun und Handeln unter dieses Gesetz stellen. Wir haben noch manche Gegner. Dadurch, daß der Nationalsozialismus sich aus den natür­lichen Gegebenheiten entwickelt, besteht die beste Waffe gegen seine Gegner darin, daß er mit aller Klarheit und Kompromißlosig- keit einfach gelebt wird. Solch eine klare na­tionalsozialistische Lebensführung muß jeder gesunde Deutsche haben. Die Führer, die Vorbild sein sollen, müssen mit aller Uner­bittlichkeit die klaren Gesetze in ihrer Lebens­haltung zum Ausdruck bringen. Jeder Na­tionalsozialist muß innerlich brennen, bren­nen und doch Disziplin und Gehorsam ken­nen. Führer ist dann der, der am meisten von diesem Feuer durchdrungen ist. Nur er kann die junge Generation so erziehen, daß sie bereif ist, jede Last auf sich zu nehmen, wenn es um Deutschland geht, daß sie ster­ben kann fürs Reich.

Darauf ergriff der Leiter des Nundfunk- amtes und stellvertretender Leiter des Kul­turamtes der Neichsjugendführung, Oberge- bietsführer Cerff, das Wort. Ausgehend von der Stellung der Jugend zum Künstler­tum führte er aus, daß die Jugend des Dritten Reiches nur den Künstler anerkenne, der aus dem Leben der Gemeinschaft seine Werke schafft. Die junge Generation weiß, daß mit wachsendem Instinkt, mit feinem Fingerspitzengefühl alles, was heute an künst­lerischem Leben bei uns sich zeigt, abgetastet werden muß. Denn es ist oft so, daß der Gegner, der auf der Ebene der Politik über­wunden wurde, urplötzlich auf der kulturel­len Ebene mit verhängtem Gesicht auftaucht.

Auf der zur selben Zeit stattgefundenen Ta­gung der Kulturstellenleiter der Banne und Jungbanne des Gebiets sprach Gauunter­richtsleiter Oberstfeldmeister Richter über Grundgedanken und praktische Erfahrung auf dem Gebiete der Schulung des Reichs­arbeitsdienstes.

Musikvereinsgebäude und der Vorsitzende fragt den Kandidaten, ob er sich getraue, ein gegebenes Thema im fugierten Stil praktisch auf Klavier oder Orgel durchzuführen. Jawohl."

Man geht gemeinsam in die Pioristen- kirche. Sechter schreibt hier ein Thema auf: vier Takte. Aber der Präsident der Kommis­sion verlängert sie auf acht.

Das ist grausam!" flüstert ihm Sechter zu. Nun. Bruckner starrt das Blatt an die Kommission wird stutzig: es scheint nicht weit her zu sein mit diesem Kandidaten...

Da setzt sich eben dieser Kandidat namens Anton Bruckner, den damals schon seine FreundeMeister Antonius" zu nennen pflegten, an die Orgel, baut aus dem Thema eine vierstimmige Fuge auf und läßt eine freie Phantasie folgen, daß der ganzen Kom­mission angst und bange wird...

Zum Schluß gesteht der Präsident dem

Kollegen Sechter reuemütig:

Wissen Sie: eigentlich hätte dieser Bruck­ner uns prüfen sollen!"

Werkliebe

Eines Abends holt der Schriftsteller Eck­stein seinen Freund Bruckner in seiner Woh­nung zu einem Spaziergang ab. Bruckner komponiert gerade an dem Scherzo der gran­diosen Achten Symphonie, demDeutschen Michel", den er zeitlebens besonders geliebt hat. Die Notenblätter liegen auf dem Klavier, die Schrift ist noch ganz frisch.

Nun, die beiden Freunde steigen hinab. Aber kaum auf der Treppe, kehrt Bruckner um, nachzusehen, ob die Wasserleitung und das Gas abgedreht ist.

Dann gehen sie erneut und auf der Straße: jählings dreht Bruckner sich noch ein­mal rückwärts und klettert die vier Treppen

Mer Typ für Weihnachts-Geschenke

Einmal etwas anderes etwas Neues

MeMer Antonius

Geschichten um Anton Bruckner Eigentlich...

Anton Bruckner, der große schwerblütige deutsche Komponist, hatte in seiner Jugend sieben Jahre Musiktheorie bei dem einst be­rühmten Sechter studiert. Es kam der Tag der Prüfung

Die Kommission versammelt sich im Wiener

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Mit den bekannten Gewohnheitsgeschenken, die schon zur jährlichen Tributleistung gewor- den sind, hat man wenig Sorgen. Onkel Wal­demar bekommt die üblichen zehn Zigarren, das Stück zu zwanzig Pfennig, und außerdem eine halbe Flasche Weindrandverschnitt. Die Tante Alma erhält seit fünfzehn Jahren die Konfektschachtel für fünfundsiebzig Pfennig und ein Paar Pulswärmer. Das ist ihr gutes Recht, das hat sie zu fordern. Die Sache mit den Ge- wohnheitsgeschenken ist also schnell in Ord­nung gebracht. Aber nun kommen die lieber- raschungen, die Rosinen im Kuchen der Weih­nachtsgeschenke, die Dinge, an die niemand ge­dacht hat, und die deshalb die größte Freude auslösen.

Ein schwieriges Problem! Man sitzt mit einem Zettel in der Sofaecke und denkt nach. Was könnte ich noch dazulegen?" Man saust in die Geschäfte, man sieht sich um, man kommt immer wieder auf den Karton mit Seife oder auf die Flasche mit Duftwasser (sprich: Parföng!) zurück.Parföng habe ich nun schon zum hundertsten Male verschenkt!" stellt man fest und geht wieder nach Haus, setzt sich abermals mit dem Zettel in die Sosaecke und bohrt sich rein symbolisch gesprochen! den Bleistift ins Gehirn. Es mutz einmal etwas Neues sein! Es muß einmal etwas Großzügiges sein! Es muß einmal einSchlager" werden! Seien wir also neu und großzügig, laßt uns einmal ein paar Sommer- oder Winter­reifen verschenken, da kann niemand behaupten, daß wir keine neuen Ideen hätten.

Legen wir unseren Freunden, Verwandten, Bekannten und Mitarbeitern eine Reife unter den Weihnachtstisch.Das ist der Vorschlag eines Wahnsinnigen!" höre ich sagen.Ein Millionär will anständige Leute verhöhnen!" Nein, nein, das ist ein ehrenhafter und durchführbarer Weihnacbtsgeschenkvor- schlag. Das heißt: es braucht ja nicht gerade die ganze Reise zu sein. Verschenken wir die Anwartschaft auf einen wunderbaren Urlaub! Mit einem Wort: Verschenken wir eineKraft-durch-Freud e"-R eise« sparkarte!

Gibt es eine größere Freude als die Aussicht auf eine Reise zu Wasser oder zu Lande?Aus-

sicht" ist zu schwach! Begründete Aussicht ist richtiger.

Die Aussicht ist die Reisesparkarte, die Be­gründung sind die Sparmarken, die man je nach Wollen, Können oder Vermögen in belie­biger Anzahl einklebt.

Man muß dem Menschen eine Chance geben!" heißt es. Chance das bedeutet: Aus- sicht auf Erfolg. Möglichkeit eines guten Starts. Die Reisesparkarte mit einigen Sparmarken ist eine solche Chance.

Viele Menschen, die einem nahestehen, möch­ten gern mitKraft durch Freude" verreisen. Sie verpassen nur immer den Anschluß, weil sie nicht rechtzeitig mit dem Sparen beginnen. Liegt aber unter dem Weihnachtsbaum eine Neisesparkarte, in der schon einige Marken ihr aussichtsreiches Dasein führen, dann ist ganz abgesehen zunächst von dem rein finanziel­len Wert der Marken die seelische Hilfestel­lung gegeben, die lang geplante und längst er­sehnte Reise nunmehr baldigst Wirklichkeit werden zu lassen. Die Reise ist sozusagen plötz­lich in erreichbare Nähe gerückt, und das Wei­tersparen wird wie von selbst zur Ehrensache für den Beschenkten.

Wer schenkt wem?

Der Freund dem Freunde, die Braut dem Verlobten und umgekehrt, die Kinder dem Vater, der Vater den Kindern, die Hausfrau ihren Hausgehilfinnen und so weiter! Eine Reise ist immer und in jedem Falle ein will­kommenes Geschenk.

Mit einer Reisesparkasse, zu Weihnachten dargebracht, kann man sich ein Denkmal im Herzen des Beschenkten errichten. Reisesparkar­ten sind keine kurzlebigen Geschenke. Wenn das Parföng" längst ausgeduftet bat, wenn die Seife längst verschäumt, die Zigarren verqualmt, die Pulswärmer zerrissen sind, dann steht die Hoffnung auf die Reise noch in schönster Blüte. Selbst wenn dieKraft-durch-Freude"-Reise vorüber ist, wenn die schönen Tage des Urlaubs dahingeschwunden sind, bleibt als unzerstör­bares Geschenk noch immer die Erinnerung.

Kann man bessere Gaben bringen als Hoff­nungen, Erfüllung und Erinnerung zugleich?

Alsdann laßt uns Urlaubsreisen versehen- ken! Die Neisesparkarte sei das Weihnachts­geschenk in diesem Jahre!

zu seiner Wohnung abermals hinauf. Dies­mal dauert es lang, sodaß Eckstein dem Freund nachsteigt. Er erwischt ihn auf der Treppe und muß das geheimnisvoll-schüch­terne Bekenntnis hören:Weißt, i Hab nur den .Deutschen Michel' a bissel zu'deckt...!"

Nur zweien erlaubt!

Unterrichtsstunde bei Anton Bruckner. An der Tafel steht ein junger Mann und malt, jenseits aller Verbote, die der von Bruckner unvergessene Theorielehrer Sechter anfstellte, einige verwegene Akkordgcbilde hin.

Was is denn dös?" fragt stirnrnnzelnd der Meister.Dös san ja Quinten!"

Der Schüler sucht seine Stimmführung zu verteidigen.

A was! Quinten! Dös därs nur i und der Herr von Beethoven!"

Der Stoßseufzer im Wasser

Bruckner, leidenschaftlicher Schwimmer und Taucher, badet mit ein paar Freunden in einem oberösterrcichischen See. Das war die Zeit, in der Meister Antonius nicht einmal einen Verleger für seine Siebente Symphonie fand, während Brahms mit einer Symphonie viel Geld und Ehren einheimste.

Nun schön: Bruckner stüwt sich mit einem Hechtsprung in den See, taucht und ist ver­schwunden ...

Weiß der Himmel: er ist verflixt lange ver­schwunden-, sodaß den Freunden, obichon der Meister enorm dauerhafte Lungen hat, mäh­lich angst und bang wird. Mo schwimmen sie zu der Stelle, wo der Kamerad tauchte.

Und stehe da: Bruckners mächtiger Schädel taucht endlich aus dem Wasser auf, schnaubend und prustend.

Herrgott, Mensch, was ist denn? Was war denn das?"

Schweigen. Bis sich dem Müster Antonius die denkwürdigen Worte entringen:Jo, jo der Brahms...!"

Erziehung

Der -beste Kamerad des Kavalleristen ist natürlich sein Pferd, und vernachlässigte Pflege bekommt der Reiter stets sehr unan­genehm zu spüren. Gottlieb Wilhelm von Platen, Rittmeister in ein-m ostprenßischen Dragonerrcgiment, ließ es sich angelegen sein, diesen Grundsatz seinen Soldaten einznvrä- gen. Fand er einmal ein Pferd vernachlässigt, dann bat er den Reiter zu sich in die Woh­nung, setzte ihm eine Schüssel mit Herringen vor, gleichzeitig aber auch ein Buch über Pferdepflege, und ermahnte ihn. sich die In­struktionen gut zu merken. Die H-ringe waren scharf geräuchert, der Reiter m-ldete sich also stets sehr rasch, um seine LeUion aufzusageu und dann seinen Durst löschen zu können. Blieb er aber stecken, dann bestrhl ihm der Rittmeister, weiterzulernen und nicht zu ver­gessen, daß die Pferdcpflege das Wichtigste für den Reiter ist. War der Rittmeister dann hinlänglich zufrieden, so durfte er immer noch nicht hingehen u. etwas trinken, sondern mußte sich erst in der Kaserne beim Wacht­meister melden und eine halbe Stunde exer­zieren, um zu erfahren, wie es einer armen Pferdeseele zumute ist. wenn sie verdurstet ge­ritten werden soll.

VON O8LKI.IN

cspvrlsht bv Promktb-uS-'vci-lag Dr. Eich-ck-r, Sröbenzell bei München

Die Mamsell kam schon eilends herbeigelaufen und ver­sprach, das Vermißte zu suchen. Als Hannes sich für einen Augenblick nicht sehen ließ, fragte sie scheu:Ist er fort? Ist der Herr Doktor gut weggekommen?"

Ja, Mamsell, er ist fort . . Die Alte schluchzte leise in sich hinein.

AIS sie ihren Herrn in der Diele wieder auftauchen sah, »erschwand sie schnell, um das Vermißte herbeizuschaffen.

Jo sah sich in dem großen, ernsten Arbeitszimmer um. Wie kalt und unfreundlich das alles hier war! Ganz anders als das gemütliche Bauernwohnzimmer, in dem sie gestern noch mit Hell gesessen hatte. Die schweren, dunklen Vor­hänge ließen kaum das Tageslicht herein, auf dem Schreib­tisch lagen Zahlen, Tabellen, Aufstellungen, kein frohes Buch, keine Blume.

Da trat Hannes Grotenkamp schon wieder ein.Meine Haushälterin richtet ein Frühstück für uns", sagte er mit kühler Höflichkeit.Sie sind bereits sehr früh hier heraus­gekommen und werden etwas zu sich nehmen wollen . .

Nein", sagte Jo eisig.Ich nehme nichts von Ihnen, ich Warte, bis mir die Mamsell meine Tasche bringt und werde wieder gehen . .

Eine Weile standen sie sich schweigend gegenüber. Dann brach Jo plötzlich los:Warum hassen Sie Hellmut, Herr Grotenkamp? Warum haben Sie ihm die letzten Stunden in der Heimat verbittert? Warum weisen Sie seine Hand zurück?"

Wie ein Sturzbach kamen die heftigen Fragen hervor. Jo war selbst über sich erstaunt. Was gab ihr das Recht, so zu fragen und zu fordern? Hatte sie uneingestanden den Wunsch gehabt, Hannes Grotenkamp das alles ins Gesicht zu schleu­dern, als sie heute morgen hierher kam?

Hannes Grotenkamp sah sie finster an.Ich wünsche,

allein zu sein, das ist alles", sagte er scharf.Hellmut darf hier auf diesem Hof sich aushalten; aber ich will seine auf­gedrängte brüderliche Liebe nicht, ich wünsche nicht mit Sentimentalitäten belästigt zu werden . .

Er wandte sich ab und drehte ihr fast den Rücken zu. Jo kam es in den Sinn, daß es jetzt Zeit für sie sei, zu gehen, aber eine unerklärbarc Gewalt hielt sie an ihrem Platz fest und ließ sie weiterreden.

Einmal muß ich Ihnen das alles sagen", fuhr sie fort und ihre Stimme war ruhiger geworden, aber scharf und eindringlich wie zuvor.Wissen Sie, was Sie Hell damit antatcn, daß Sie ihm das Letzte zu nehmen versuchten, die Heimat? O ja, schütteln Sie nicht den Kopf, Sie haben ihm die Heimat genommen, der er sich immer noch so verbunden fühlte, durch Ihre Schroffheit und Feindseligkeit!"

Alles kam zusammen bei Jo, der schmerzliche Abschied von Hell, das Alleinsein, ein wilder Zorn auf den Mann da drüben, der lässig und unbeteiligt ihre Anklagen anhörte und mit spöttischem Lächeln auf den kostbaren Brillantring an seinem Finger niedersah.

Wissen Sie denn", fuhr sie jetzt fort,was es heißt, sich durch ein Studium zu hungern, wie Hell es getan hat? Ich kenne es zu gut. Ein ewiges Rechnen und Ueberlcgen: wie bezahle ich die Kolleggelder, wie schasse ich das Notwendigste an Büchern, wie mache ich's, daß ich eben lebe? Dieses ewige Laufen nach Werkarbeit und Beschäftigung bis in die späte Nacht hinein . . ." Sie atmete schwer. Dann trat sie ganz nahe an ihn heran.

Zwei Jahre hat Hellmut in der Grube gearbeitet, tags­über. Wissen Sie denn, was das heißt? Morgens in aller Frühe mit dem Rad zur Zeche, stundenlange schwere, unge­wohnte Arbeit in Staub und Nuß, und abends mit dem tod­müden Körper wieder an die Bücher. Und Sie, die Sie hier sitzen in Ihrem Reichtum, SiVkönnen es nicht überwinden, daß das Schicksal Hellmut gesunde Glieder gab, während Ihnen ein Unglück Schaden zufügte! Kann Hell dafür, daß Sie vor Jahren stürzten? Hat das Schicksal Sie mit Ihrem Reichtum nicht für Ihr Unglück entschädigt?"

Noch nie hatte jemand so scharf zu dem Grotcnkamphof- besitzer gesprochen, selbst Hell nicht. Er fuhr jetzt fassungslos bei ihren anklagenden Worten zurück.

Wollen Sie sich an der Welt und den Menschen rächen dadurch, daß Sie alles vernichten, was um Sie ist? Was nützt es, daß Sie Land zu Land fügen, daß Sie ein großes Vermögen anhäufen, daß Sie arme Menschen um das Letzte bringen, wie ein schäbiger Wucherer? Und dann wollen Sie es nicht verstehen, daß Hell darunter leidet, daß der Name Grotenkamp" einen anderen, häßlichen Klang hier bekom­men hat! Was könnten Sie alles Gute tun mit Ihrer Klug­heit und Ihrem Reichtum! Aber glauben Sie nicht, daß Hell noch jemals zu Ihnen kommt und Hilfe von Ihnen erbittet! Einmal tat er es, dazu war er berechtigt. Aber wir finden unseren Weg, wir brauchen Ihre Hilfe nicht. Und jetzt trennen sich Ihre und Hells Wege für immer!'' Sie stand hoch aufgerichtet vor dem schmalen Mann. Es war fast Be­wunderung in dem düsteren Blick, den er ihr zuwarf.

Und nun will ich gehen. Seit Monaten quälte eS mich, als ich sah, wie Hellmut unter Ihrer Feindseligkeit litt, darum sagte ich Ihnen das. Hell ist ja nun fort . . Ihre Stimme bebte leise.Ich gehe auch. Nun sind Sie so allein, wie Sie es sich wünschten, Hannes Grotenkamp. Versuchen Sie glücklich zu sein in Ihrer Einsamkeit, wenn Sie es können . .

Sie wandte sich scharf um und verließ das Zimmer. Hannes Grotenkamps fahles Gesicht war seltsam aufgewühlt, als sei seine Maske abgefallen.

Bleiben Sie", rief er heiser.

Aber Jo schritt schon über den Hof. Die Mamsell brachte ihr die Tasche. Wie sie die Fremde anstrahlte, wie sie sie bewundernd anschaute! Zum erstenmal sah Hannes Groten­kamp, wie schön die Braut seines Bruders war. Sie hatte die Mütze abgenommen und ließ den warmen Maiwind in den dunklen, hier und da bräunlich aufglänzenden Haaren spielen. Nun wandte sie der Alten das Gesicht zu! Welch schönes, gefestigtes Gesicht, das sogar jetzt blaß und er­regt nichts von seinem Reiz verlor. Hannes Grotenkamp überkam der Wunsch, sich vor diesem ernsten Gesicht zu rechtfertigen. Aber als er am Hoftor ankam, verschwand Jo's schlanke Gestalt schon im nahen Walde. >»>-

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(Fortsetzung solgkfl ^