Donnerstag de« 7. November 19SS

Der EnzMer

- 93. Jahrgang Nr. 261

Der Herr Reichsstatthalter hat im Namen beS Reichs den beim Oberamt Waiblingen planmäßi­gen Obersekretär Meßmer, nunmehr Nechnungs- rat bei der Betriebsleitung der Landeswasserver­sorgung. auf dessen Antrag aus dem württem- belgischen Landesdienst entlassen, den Lehrer Dr. Julius Eberle zum Mittelschullehrer er- nannt, zu Hauptlehrern ernannt die Lehrer Wil­helm Berner, Karl Brösamle, Adolf Hai - gis. Gotthold Hof st etter, Wilhelm Horn- berg er, Ulrich Kraiß. Otto Kromer. Hein­rich Michelfelber. Ernst Münz, Emil Nägele, Karl Pfeiffer, Georg Neinert. Franz Sailer. Alfred Seeger. Gottlieb S t o ck i n g e r, Max Bett er, Max Wünsch, und die Lehrerinnen Lina Beck, Dora Eisele und Anna Held und die Lehrer August Albert, Georg Baumhauer und Josef Fa zu Hauptlehrern ernannt.

Der Herr Kultminister hat dem Mittelschul- lehrer Dr. Eberle an der Mittelschule in Geis­lingen a. d. St. eine Mittelschullehrerstelle an der Mittelschule in Heilbronn, >e eine Haupt­lehrerstelle an der evang. Volksschule übertragen: in Bitz, Kr, Balingen, dem Hauptlehrer Kro­mer daselbst; in Conweiler. Kr. Neuenbürg, dem Hauptlehrer Hornberger daselbst; in Friolzheim. Kr. Leonberg, dem Hauptlehrer Kraiß in Korntal; in Gschwend, Kr. Gail­dorf, dem Hauptlehrer Vetter in Schwäb. Gmünd; in Hei l b ro n n a. N. der Hauptlehrerin Beck in Wolsschlugen; in Herrenberg der Hauptlehrerin Held daselbst; in Hochdorj. Kr. Freudenstadt, dem Hauptlehrer Hatgis da- selbst: in H o h e n m e m m i n g e n. Kr. Heiden- heim, dem Hauptlehrer H o s st e t t e r daselbst; in I 8 n y. Kreis Wangen i. A.. dem Hauotlehre,

Seeger m Göppingen; in K o ch e r st e t t e n Kr; Künzelsau. dem Haupllehrer Pfeiffer in Widdern; in Künzelsau dem Hauptlehrei Mickel selber daselbst; in Merklingen Kr. Älaubeuren. dem Hauptlehrer Re > nert da­selbst; in Mönchberg. Kr. Herrenberg, dem Hauptlehrer Münz in Kleinengstingen; in Oggen ha usen. Kr. Heidenheim, dem Haupt- lehrer Stockinger in Mengen: in Roig- h e i m. Kr. Neckarsulm, dem Hauptlehrer Wünsch in Afperg; in Schornbach, Kr. Schorndorf, dem Hauptlehrer Berner in Schwäb Hall; in Schwenningen, Kr. Rottweil, dem Haupt- lehrer Sailer daselbst; in Stuttgart der Hauptlehrerin Eisele daselbst; in Melperts- Hofen, Kr. Crailsheim. dem Hauptlehrer Nägele in Stuttgart, und in Zillhausen. Kr. Balingen, dem Hauptlehrer Brösamle in Weil im Schönbuch, je eine Hauptlehrerstelle an der katholischen Volksschule in A l t k r a u t h e i m. Kr. Künzelsau. dem Hauptlehrer Fa daselbst, in Stasflangen. Kr. Biberach a. d. Riß. dem Hauptlehrer Albert in Wangen, Allg.'. tu Tannhausen, Kr. Ellwangen. dem Haupt­lehrer Baumhauer daselbst übertragen.

Der Herr Finanzminister hat den Verwaltung?, sekretär Bader beim Bezirksbauamt Gmünd zum Bezirksbauamt Ellwangen versetzt.

Verwaltungsobersekretär Nieger bei der Bau­abteilung des Finanzministeriums tritt, nachdem er die Altersgrenze erreicht hat. mit Ablauf des Monats November in den Ruhestand.

Im Bereich der Neichspostdirektion Stuttgart ist der Postsekretär Klopfer in Stuttgart-Unter- türkheim zum Postverwalter in AlpirSbach er­nannt worden.

Der Herr Lanbesbischof hat die Pfarrei Unter­gruppenbach, Dek. Heilbronn dem Pfarrer Schönberger in Grotzglattbach, Dek. Vaihin­gen a. d. E., übertragen.

LcktttäALLcke LktzonLA

Am Samstag kreiste ein verspäteter Wanderer über der Stadt Wangen i. A.. ein großer stattlicher Storch, der eigentlich um diese Jahres, zeit an den Usern des Weißen und Blauen Nil sich sonnen sollte.

Unfer Reutllnger Mitbürger Dr. med. Karl Hähnle feiert heut« in guter Gesundheit und staunenerregender Rüstigkeit im Kreise sei­ner Kinder. Enkel und Urenkel seinen SO. Ge. burtstag.

Kirchenmufikdirektvr Karl Bertnger von U l m konnte sein LSjähriges Jubiläum als Organist an der evang. Standortkirche begehen. Beringcr ist als einer der bedeutendsten Orgel- spieler unserer Zeit anerkannt. Dem Jubilar wur­den viele Ehrungen zuteil.

Jlsfeld, OA. Besigheim, 5. Nov. (Gro- ßer Brand in Il 8 feld.) In der Nacht zum Dienstag war in dem von den Familien Küfer Maier und Landwirt Karl Braun bewohnten Doppelgebäude auf der Bühne Feuer ausgebrochen, das ziemlich rasch um sich griff und in ganz kurzer Zeit das ganze Doppelwohnhaus mit angebauter neuer Scheune des Karl Braun bis auf den Grund niederbrannte. Von dem lebenden Inventar konnte alles geborgen werden, dagegen ist der Hausrat und das übrige tote Inventar mitverbrannt.

Bernloch. OA. Münsingen, 5. November. (In eine Schafherde gefahren.) Als der Schashalter Schmohl und fein Sohn aus Kohlberg in der Richtung von Oberstetten nach Bernloch mit einer Herde Lammschafe unterwegs waren, fuhr in ent- aeaenkommender Riwtuna ein mit Filder»

kraut beladenes Lastauto aus Stutt­gart in die Schafherde hinein, so daß auf der Stelle sieben Schafe notgeschlachtet werden mußten.

Versand von Weihnachtsliebesgaben ins Ausland

Von der Außenhandelsstelle für Württemberg wird uns folgendes mitgeteilt: Wie alljährlich, so werden auch in diesem Jahre wieder viele Volksgenossen ihren im Ausland wohnhaften An- gehörigem Freunden usw. Liebesgaben über- senden. Wir weisen darauf hin, daß entgegen der oft irrtümlichen Auffassung auch Liebes- gaben zollpflichtig sind; in manchen Fällen sind solche Pakete auch schon zollfrei dem Empfänger ausgehändigt worden. Wie hoch der Zoll im Be- stimmungsland ist, hängt jeweils von dem Inhalt des Pakets ab. In vielen Ländern ist es möglich, daß der Zoll durch den Absender nachträglich be- zahlt werden kann, wenn den vorgeschriebenen Postbegleitpapieren ein Zollgebührenzettel bei- egeben wird. Sendungen, die für Südamerika estimmt sind, müssen sofort bei den Postämtern aufgegeben werden. Postpakete nach Nordamerika sollten ebenfalls rechtzeitig, z. B. um den 15. Nov., zum Versand gebracht werden. In den Begleit­papieren ist jeweils der VermerkWeihnachts- liebesgaben",Lt>eisti»As-?eesent",Lackeaux äs dloel", je nach dem Bestimmungsland an- zubringen. Einem deutschen Zollamt sind die Pa- kete nicht vorzuzeigen, sie können bei jedem Post­amt direkt aufgeliesert werden. Auskünfte über Einfuhrbestimmungen erteilt die

Arbeitsbuch auch für ..Häusliche Dienste"

Antrag nicht hinausfchiebeu

Vom 1. Oktober 1885 ab wird mlk oer Ein- führung des Arbeitsbuches für die An-

ehörigen der BetriebsgruppeH äus -

iche Dienste" begonnen. Darunter sind alle Tätigkeiten zu verstehen, die im Nahmen der privaten Haushaltungen von Haus­gehilfinnen oder Angestellten, Lehrlingen oder Bolontärinnen verrichtet werden. So werden also außer den Hausgehilfinnen die haus­wirtschaftlichen Lehrlinge und die Mädchen im Hauswirtschaftlichen Jahr, die Haus­damen, Stützen, Haushaltspflegerinnen, Wirt­schafterinnen, die Hauslehrerinnen. Erziehe­rinnen, Kindergärtnerinnen und Kinder­pflegerinnen usw., aber auch die Diener und Hansgärtner Arbeitsbücher bekommen. Auch die regelmäßig stundenweise be- schästigten Arbeitskräfte wie Putzfrauen, Zu- geherinnen usw. brauchen ein Arbeitsbuch.

Wie erhalten diese Personen e i n Ar b e i t s b u ch? Sie fordern beim Arbeitsamt einen Antragsvordruck an. Darin finden sich Fragen über ihre Per­sonalien, ihren beruflichen Werdegang und ihre berufliche Tätigkeit. Die Fragen müssen wahrheitsgetreu und sorgfältig beantwortet werden. Zeugnisse oder sonstige Arbeits­papiere sind bereitzuhalten und dem Arbeits­amt auf Verlangen vorzulegen. Auf dem An­trag ist von der Ortspolizeibehörde (Ein­wohnermeldeamt), bei der der Antragsteller polizeilich gemeldet ist. die polizeiliche Mel­dung zu bescheinigen. Diese Bescheinigung wird kostenlos erteilt. Der fertige Antrag muß bei dem Arbeitsamt eingereicht werden, in dessen Bezirk der Antragsteller polizeilich gemeldet ist. Auf Grund dieser Angaben wird dann vom Arbeitsamt das Arbeitsbuch aus­gestellt.

Wenn also der Beschäftigte auch selbst da­für koraen muß. daß er ein Arbeitsbuch be­

kommt, so ist es doch Sache des Betriebsfüh- rers, in diesem Fall der Haussra«, sich darum zu bekümmern, daß dies geschieht. Sie hat selbst ein Interesse daran. Insbesondere kann sie bei Neueinstelluntvn im Haushalt aus dem Arbeitsbuch seststellen, was die Be­werberin, die sie in ihr Haus anfnehmen will, alles gelernt hat.

Es empfiehlt sich, die An t ra g st e ll u n g nicht h i na us z u sch i e b e n, da für die Einführung des Arbeitsbuches in der Gruppe Häusliche Dienste" nur einige Monate vor­gesehen sind. Von einem bestimmten Zeit­punkt ab, den der Herr Reichs- und Preu­ßische Arbeitsminister nach 8 2 des Gesetzes festsetzt, dürfen keineArbeitskräste mehr eingestellt werden, die nicht im Besitz eines Arbeitsbuches sind.

Es ist notwendig, daß die Hausfrau, wenn das Arbeitsbuch zwar beantragt, aber noch nicht ausgegeben ist. dem Arbeitsamt Anzeige von der Entlassung einer im Haushalt be­schäftigten Hilfskraft macht und deren neue Wohnung angibt, damit das Arbeitsbuch durch das Arbeitsamt richtig zugestellt wer- den kann.

Alle Haus frauen und die bei ihnen beschäftigten Arbeits­kräfte haben von sich aus dazu beizutragen, daß sich die Einfüb - rung des Arbeitsbuches für die BetriebsgruppeHäusliche Dienste" ordnungsmäßig und rei- bungslos vollzieht. Was nach Aus­stellung mit den Arbeitsbüchern zu geschehen hat. erfährt die Hausfrau und die Beschäl- tigte aus einem Merkblatt, das vom Arbeits­amt zusammen mit dem Arbeitsbuch über­geben wird. Weitere Auskünfte werden vom Arbeitsamt bereitwilligst erteilt.

Außenhaiidelsstelle für Württemberg, Stuttgart-Il, Kanzleistraße 35 (Zimmer 5), täglich von S.80 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 16 Uhr kostenlos. Wegen der Versandort (Warenprobe. Päckchen, Paket) wende man sich an die Postämter, bei denen auch die Begleitpapiere erhältlich sind.

Sas wirrttemberMe Ergebnis beim nationalen Spartas

Die württembergischen öffentlichen Spar­kassen sind bereits in der Lage, das Lan­desergebnis des diesjährigen natio­nalen Spartags, der bekanntlich am 30. Okt. stattsand, zu veröffentlichen.. In der Zeit vom 29. bis 31. Oktober, also in drei Tagen, wurden bei den 65 württembergischen Ver­bandssparkassen insgesamt rund 41 000 Ein­zahlungen mit einem Gesamtbetrag von über vier Millionen RM. ge­leistet. Auf den 30. Oktober, den nationalen Spartag selbst, entfallen allein über 21 000 Einzahlungen mit einem Gesamtbetrag von mehr als 17 Millionen RM. Neue Spar­bücher wurden vom 29. bis 31. Oktober 2814, am nationalen Spartag selbst 1327, aus­gestellt. Mit diesen Zahlen werden die Er­gebnisse des nationalen Spartages 1934 wesentlich übertrofsen. Die Einzah­lungsposten sind um über 7000 -- 50 Proz. gestiegen, der Betrag hat um über 50 000 NM. zugenommen.

Sie alle gaben

Spenden für das Winterhilfswerk

Südd. Lacks. E. Wörwag, Zujseiihaujen. Reichs­mark 300.; Erötzinger und Stelze.r, Stuttgart. NM. 120.; Roths Molkereimaschinensabrik. Stuttgart, NM. 100.; Krumrein und Kap. Feuerbach, NM. 150.; Feuerbacher Eisenhandel GmbH., Feuerbach, NM, 500.; Robert Egelhof. Fellbach. NM, 100.; Hermann Klaeger, Unter, türkheim, RM. 100.; Südd. Kolbenbolzenjabrik, Stuttgart. RM. 300.-; Ernst Müller 6 Eo Feuerbach. RM. 100.; Eugen Ulmer, Stuttgart, NM. 200.; Käst und Ehinger, Stuttgart, Reichs­mark 3000.; Hirth-Motorenfabrik. Stuttgart- Zuffenhausen. RM. 500.; Hirth Albert. AG.. Metallwarenfabrik. Stuttgart-Zufsenhansen Reichs­mark 1500.; Otto Graßhos, Stuttgart. Reichs­mark 5000.; G. Siegle K Co.. Stuttgart. Reichs- mark 1000.; G. Siegle L Co.. Stuttgart. Ncichs- gart, NM. 100.; Kühlersabrik Längerer und Reich. Stuttgart, NM. 500.; Lederfabrik, Zussen- hausen, NM. 3000.; Dörr. Schnellgaststätte, Stuttgart. NM. 300.; Daniel Rapp. Cannstatt, RM. 300.-; W. Köhler. Stuttgart. NM. 300.; K. Heß und Sohn, Waiblingen. NM. 350.; Südd. Kühlersabrik. F. F. Behr, Feuerbach. Reichs­mark 1000.; B. Birkel Söhne, Schwabennudel- Werke. Endersbach bei Stuttgart, 5000 Psd. Schwa­bennudeln und Schwaben-Maccaroni im Werte von NM. 3000.; Commerz, und Privat-Bank, AG.. Stuttgart. NM. 1500..

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Königin Christine

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Copyright by Prometheus-Verlag Dr. Eichacker, Gridenzell bei München

Das Volk sah den Schlitten und erkannte die Insassen.

Schickt diesen Spanier nach Hansel" brüllte einer von ihnen und brach damit die erste, ehrfurchtsvolle Stille.

Schickt ihn nach Hause!" schrie ein anderer, durch feinen Kameraden ermutigt.

Und die übrigen nahmen den Schrei auf, wurden von Minute zu Minute kühner;Schickt diesen Spanier nach Hause!"

Christine rührte sich nicht. Es war, als ob diese Worte sie körperlich träfen; sie lag wie betäubt. Sie schien den Sinn dieser Worte kaum zu erfassen. Diese Männer hatten gewagt, sie zu beleidigen, sie hatten gewagt, von ihrem Ge­liebten als vondiesem Spanier" zu sprechen?

Im Schutze des Palastes hatte sie bis jetzt den Zorn des Volkes gegen ihren Günstling nicht erkannt und noch brachte sie Graf Magnus nicht mit diesem Aufruhr in Verbindung. Sie begriff nur, daß ihre Leute Don Antonio beleidigten, daß sie ihn forthaben wollten und der bloße Gedanke daran ließ sie erschauern. Eine eisige Hand rübrte an ihr Glück.

Don Antonio selbst stand sehr gerade im Schlitten, die schlaffen Zügel in den Händen haltend. Er selbst fühlte sich durch das Geschrei nicht verletzt, er fürchtete nur für Christine. Schon vorher hatte man ihm öfter auf den Straßen, auf dem Wegs von der Gesandtschaft zum Palast, nachgeschrien, aber er hatte Christine davon niemals erzählt. Er besaß die ganze überlegene Verachtung des adligen Spaniers für ein­fache Bürger und ihre Beleidigungen hatten ihn nicht berührt.

Nur Nage bewegte sich in seiner Begierde, diese Beleidi­gungen zu rächen, unruhig auf seinem Pferde hin und her.

Schickt ihn weg, den Spanier", begannen sie von neuem, durch das Stillschweigen der Königin ermutigt u;d sie drängten sich noch näher an den Schlitten.

War ist mit Karl Gustav?" '

Befreit Euch von dem Spanier!"

Immer noch schwieg Christine» während sich die Menge um den Schlitten drängte und mit erhobenen Fackeln sie anstarrtr und anschrie. Sie war fassungslos, weil sie nun­mehr die Wahrheit erkannte.

Endlich rührte sie sich und sprach ganz leise und traurig: Wünscht mein Volk nicht, daß ich glücklich bin?"

Nein, sie wollten nicht, daß sie glücklich war, sie wollten, daß sie eine Königin wäre, einsam und groß.

Sie begannen von neuemNieder mit dem Spanier" zu rufen, aber nun erwachte Christine vollends. Sie sprach nichts mehr. Sie erhob sich langsam, jeder Zoll eine Königin und erwiderte ihre Blicke. Und in diesem kalten stolzen Blick erkannten st« ihre Herrscherin,, die Tochter Gustav Adolfs und sie wichen zurück. So stark wirkte ihre Persönlichkeit, ihre ruhige, eisige Ueberlegenheit, daß diese Männer, die einen Augenblick früher zur Empörung bereit wären, zur Seite schlichen und das Geschrei zum Flüstern wurde, bis auch das Flüstern erstarb. Erst als der Weg frei lag, ließ sich Christine wieder nieder, Antonio zog die Zügel an und die Pferde stürzten wieder vorwärts. Sie hatte nicht ein Wort gesprochen, und dennoch hatte sie gesiegt. Don Antonio hätte am liebsten seine Bewunderung für diese göttliche Frau in die ganze Welt hinausgeschrien. Aber die Schlacht war nur halb gewonnen. Die Männer taten nichts, als Christine an ihnen vorüber fuhr. Sie schmähten sie nicht mehr, nahmen aber auch ihre Mützen nicht mehr ab.

Don Antonio fuhr unmittelbar nach dem Palast, Aage bildete die Nachhut.

Hinter ihnen aber blieb die Menge erregt zurück, andere kamen noch hinzu und der Menschenanflauf wuchs von Minute zu Minute.

Wieder stieg der Mann mit dem roten Gesicht auf eine Kiste, brüllte sic an, schalt sie Feiglinge, weil sie den Spanier nicht heruntergerissen und getötet hätten, als sich ihnen die Gelegenheit dazu bot.Wenn sie ihn nicht fort­schickt, müssen wir ihn beseitigen", schrie er.

Und nun schämten sie sich wirklich, daß sie sich vor einer Frau geduckt hatten. Nunmehr wollten sie aber den Beweis erbringen, daß sic auch Mut Hütten.

- o,f nach dem Palast!" ries ein Mann.

Der Schrei pflanzte sich fort.

Rach dem Palast! Nach dem Palast!"

Im Augenblick waren sie wie toll. Ihre Scham und diese Worte machten sie trunken. Sie stürmten durch die Straßen, dem Schlitten nach. Aus den Schenken, aus den Gassen kamen sie herbei und ließen sich mit dem Menschenstrom mit fortreitzen. Diese wahnsinnige Menge, diese schreiende Horde, Waren keine Menschen mehr.

Christine und Antonio vernahmen den Lärm hinter sich, aber sie wandten sich nicht um. Don Antonio spornte nicht einmal seine Pferde an, voll von Verachtung, er hielt sie sogar ein wenig zurück, um seine Unerschrockenheit zu be­weisen. Voller Bewunderung bemerkte dies Christine. So sehnlich sie auch wünschte, den Palast zu erreichen, beglückte sie doch der Gedanke, daß ihr Geliebter so ruhig und mutig war. Aber sie wünschte nun schnell Graf Magnus zu sehen. Sie war jetzt sicher, daß er mit diesem Aufruhr irgendwie in Verbindung stand. Sein Schweigen in der letzten Zeit, der leise Triumph in seinen Mienen hätten sie warnen müssen. Aber jetzt wußte sie, daß dieser Höfling sie ver­raten hat und sie wußte, daß sie ihn verbannen würde. Nun wollte sie mit ihm abrechnen.

Die Menschenmenge kam immer näher und näher. Aage blickte besorgt zurück und zog die Pistole ans dem Gürtel. Er konnte nicht verstehen, warum dieser Spanier nicht auf die Pferde einhieb. Er hielt es nicht für Mut, sondern für Dummheit, so langsam dahinzukriechen, wenn die Gefahr so dicht hinter ihm saß. Hier zeigte sich wieder der Unterschied zwischen einem Spanier und einem Schweden. Der Schwede überlegte und war nüchtern, der Spanier lebte für erne Geste, für eine romantische Tat kalter Herausforderung oder heroischen Mutes.

Christine dagegen würdigte Don Antonios Verhalten vollkommen. Sie wollte nicht, daß er schneller fuhr. Etwas Großartiges lag in seiner Verachtung, als ob es einem solchen Pack unmöglich wäre, ihn oberste zu beleidigen. Aber der Lärm der Rotte hinter ihr ließ sie erschauern.

Bald jedoch kam der Palast in Sicht. Die Wache salu­tierte, die Tore flogen auf und der Schlitten fuhr ein.

(Fortsetzung folgt.)