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Gesuche um Zulassung zu den Wteder- holungskursen sind mit einem schultheißenamtlichen Zeugnis über die Erfüllung vorstehender Bedingungen

siStesteaS bis 24. Mai d. I. an dasSekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart* einzusenden.

Stuttgart, 26. März 1907.

v. Ow.

Die Ortsbehörden

werden unter Hinweis auf Art. 12 bezw. 17 der Landesfeuerlösch-Ordnung vom 7. Juni 1885 Reg.- Bl. S. 235 veranlaßt, die Heuer verfallenen Wahlen der Fenerwehrkommandanten und ihrer Stellvertreter nächster Zeit einzuleiten.

Calw, 4. April 1907.

K. Oberamt.

Amtm. Rippmann.

Tagesuenigkette«.

Nagold 4. April. Am 5. April ist es ein Jahr, daß die Hirschkatastrophe, bei der 51 Personen getötet und 57 verletzt wurden, so schreckliches Elend über unsere Stadt brachte. Die Stadtbehörde läßt auf den Gräbern der Opfer eine gemeinsames Denkmal, eine kleine Grab- kapelle, welche die Namen der Verunglückten enthält, errichten.

Böblingen 2. April. Dem heutigen Jahrmarkt, der von dem denkbar schönsten Frühlingswetter begünstigt war, wurde wiederum ziemlich Vieh aller Gattungen zugeführt, besonders Kühe und Rinder. Der Handel ging im all­gemeinen ordentlich zu den seitherigen Preisen. Bei Ochsen und Stieren ging der Handel etwas flau. Ochsen galten 8501050^, Stiere 500 bis 800 ^ per Paar; Milchkühe 320600 fette Rinder 250330 Gnstellrinder 120 bis 240 ^ per Stück. Der Schweinemarkt war ebenfalls über Erwarten gut befahren. Der Handel ging aber bei beiden Gattungen bei ge. drückten Preisen flau. Läuferschweine galten 40 bis 80 Milchschweine 1526 ^ je per Paar.

Stuttgart 3. April. Die Finanz­kommission der zweiten Kammer beendigte heute in 5'/-ständiger Sitzung die Beratung des Postetats. Zu Beginn der Sitzung teilte der Vorfitzende ein Schreiben des K. Staatsmini­steriums mit, worin dasselbe bedauert, dem Wunsche der zweiten Kammer bezüglich der sofortigen, im Verordnungsweg erfolgenden Ge­währung freier Fahrt auf den württembergischen Staatseisenbahnen für die württembergischen Ständemitglieder und zwar aus rechtlichen Gründen eine Folge nicht geben zu können. So. dann wurde die Denkschrift des unteren Personals der K. Württ. Post- und Telegraphenverwaltung behandelt, soweit sie sich nicht schon auf erledigte Fragen der Gehaltsverhältnisse bezog. Es wurde hier einstimmig beschlossen, folgende Bitten der K. Regierung zur Berücksichtigung zu überweisen: 1. die Bitte um Zubilligung der Bezeichnung Herr" im persönlichen Dienstverkehr, 2. die Bitte um Einhaltung der Dienst- und Ruhezeit, so wie sie vorgeschrieben, 3. die Mtte um lieber- nähme der Stellvertretungskosten im Falle einer Erkrankung der Landpostboten und zwar auf Antrag von vr. v. Kiene und Liesching unter Ausdehnung der Bitte auf kurze Urlaubszeit. 4. Die Bitte um Ausdehnung der freien ärzt­lichen Behandlung auf sämtliche etatsmäßig an- gestellte Unterbeamte und zwar auf Antrag des Berichterstatters Liesching im Sinne einer weiteren Ausdehnung der freien ärztlichen Behandlung auf die Postunterbeamten. 5. Die Bitte um Neu­regelung des Lohnes der Telegraphenarbeiter im Sinne der Erhöhung des Lohnbezugs. Bezüglich zweier weiterer Bitten wurde Uebergang zur Tagesordnung beschlossen. Endlich wurde noch bei den Landpostboten ein kombinierter Antrag Graf-Liesching angenommen, der dahin ging, die Regierung zu ersuchen, die Belohnungen für die Landpostboten unter Berücksichtigung der täglichen Dauer der dienstlichen Inanspruchnahme und der pekuniären sowie strafrechtlichen Haftung durch Gewährung eines nicht unerheblichen Zuschlages zum ortsüblichen Taglohn zu erhöhen.

^ Reutlingen 3. April. Die unleidliche Sitte, verschlossene Bettflaschen auf den Ofen zu stellen, hat in einem Bauernhaus zu Mägerkingen,

hiesigen Oberamtr> den Ofen vollständig zertrüm­mert. Ein Glück war es zu nennen, daß sich um diese Zeit niemand im Zimmer befand.

Reutlingen 3. April. Die geplante Aussperrung der Maurer ist auch hier zur Tatsache geworden. Nach der Kündigung des im Vorjahre abgeschlossenen Vertrags seitens der Arbeitnehmer wurden neue Verhandlungen ein­geleitet, die jedoch zu keinem Ergebnis führten, es wurden nun heute sämtliche organisierten Maurer ausgesperrt. Die Arbeitgeber waren bereit, im nächsten Jahre eine 3prozentige Lohn- erhöhung eintreten zu lassen. Sie erhöhten erst voriges Jahr die Löhne um 5 Prozent. Der Stundenlohn eines 19jährigen Maurers ist jetzt 42 Pfennig.

Neckarsulm 3. April. In dem Staats- wald Langehalde brach am Ostermontag Nach­mittag ein Waldbrand aus, zu dessen Be- wältigung 30 Leute erforderlich waren. Trotzdem gelang die Dämpfung des Feuerheerdes erst nach mehrstündiger Arbeit. Der Schaden ist nicht unerheblich.

Heidenheim 3. April. Auch hier sind die Malergehilfen in eine Lohnerhöhung eingetreten, die jedoch durch eine Aussprache zwischen Meistern und Arbeitern, die für einen der nächsten Tage geplant ist, beigelegt werden dürfte.

^ Frankfurt a. M. 4. April. Die benach­barten Badestädte Homburg-Wiesbaden rüsten sich zum Besuch des Kaisers, der wie im Vorjahre wieder einige Zeit dort weilen wird. In Hom- bürg trifft das Kaiserpaar schon Mtte April ein. Der Aufenthalt soll der Erholung gewidmet sein. Der Kaiser bleibt bis zum 1. Mai in Homburg und besucht von dort aus den Großherzog von Baden. In Wiesbaden wird die Ankunft des Kaisers zur Einweihung des neuen Kurhauses voraussichtlich am 13. April erfolgen. Der zweite Besuch des Kaisers in Homburg erfolgt aus An- laß des großen Automobil-Rennens im Taunus am 14. Juni.

Berlin 4. April. Nach derVosstschen Zeitung ist es wahrscheinlich, daß der Kaiser in der zweiten Hälfte des Juni sich nach Kiel be­geben und mit derHohenzollern" eine Nord­landreise antreten wird.

Berlin 4. April. Zu der russischen Zirkularnote über die Haager Friedens, konferenz bemerkt dasBerliner Tageblatt" : Man braucht keiner von den großen Propheten und nicht einmal einer von den kleinen zu sein, um das Schicksal der zweiten Haager Konferenz deutlich voraus zu sehen. Weder das Abrüstungs­problem noch die Neugestaltung des Heeres werden auf dieser Konferenz wesentlich gefördert werden. Die Konferenz wird im besten Falle einige er­gänzende Bestimmungen über die Schiedsgerichte und das Recht, Angehörige neutraler Staaten am Kriege teilnehmen zu lassen und über die Legung von Seeminen formulieren. Die inte- ressanteren Forderungen werden von der Tages­ordnung verschwinden. Eine überraschende Wendung könnte die Konferenz nur nehmen, wenn England plötzlich auf seine Einwendungen in den Seerechtfragen verzichtete und dafür von Deutschland und Oesterreich Konzessionen in der Rüstungsfrage fordern sollte. Aber so sehr an gewissen Stellen der Wunsch bestehen mag, den Abrüstungsvorschlag zur Sprache zu bringen und so sehr man an anderen Stellen über eine neue Isolierung Deutschlands erfreut wäre, die mari- timen Interessen Englands sind zu groß, um für rein platonische Genugtuung geopfert zu werden.

Bochum 4. April. Ueber die für Juni geplante italienische Ausstellung für Rheinland und Westfalen werden Aufsehen erregende Mit­teilungen in der Presse veröffentlicht. Darnach sind alle mitgeteilten Unterstützungs-Erklärungen der italienischen Regierung gefälscht und ebenso die angebliche Mitteilung, die Königin-Witwe von Italien werde der Ausstellungs-Eröffnung bei- wohnen. Die Zusagung der westdeutschen Industrie zur Beschickung der Ausstellung soll auf Grund gefälschter Urkunden und Dokumente erfolgt sein. Das Ausstellungslokal ist seit mehreren Tagen

geschloffen. Ueber die Einzelheiten der Affäre, welche noch in volles Dunkel gehüllt ist, kursieren allerlei unkontrollierbare Nachrichten. Dem Schwindel kam man durch Zufall auf die Spur.

Bochum 4. April. Eine weitere Meldung über die Affäre der italienischen Aus­stellung für Rheinland und Westfalen besagt: Der geschästsführende Direktor der Ausstellung, der angebliche Profdssdr- Rosa, ist seit mehreren Tagen flüchtig. EinLMntersuchung stellte Be- trügereien in erheblWr Höhe fest. Der Flüch­tige bezeichnete sich als angebliches Mtglied der Universität Palermo. Weitere Nachforschungen ergaben, daß der angebliche Professor Rosa über- Haupt kein Professor ist, sondern ein italienischer Hochstapler. Der Pseudoprofeffor hatte Eingang in die ersten Handels- und Judustriekreise ge- funden und mit Hilfe dieser Verbindungen den großartigen Ausstellungsschwindel insceniert.

New-'Aork 4. April. Der Milliardär Rockefell er hat der Stadt Cleveland seine großen Besitzungen in Forest-Hill als Geschenk vermacht unter der Bedingung, daß sie als öffent- liche Parks dienen sollen. Er hat gleichfalls eine Summe von 2 Millionen Dollar gespendet zur Instandhaltung dieses Besitztums. Unter den weiteren Bedingungen befindet sich das Ver­bot des Verkaufs von Tabak und Schnaps, Er­richtung von Tanzlokalen und Legung von Straßen­bahnen in dem Park.

Amtliche Meldung aus Südwestafrika: Wie am20.v.M. mitgeteilt, hat Simon Köpper, Kapitän der Franzmann-Hottentoten, gegen Zu­sage von Leben und Freiheit versprochen, seinen ganzen Stamm zu sammeln und die Waffen bei Gochas abzugeben. Derselbe hatte am 17. März den Marsch dorthin angetreten. Nach einer Mel­dung aus Windhuk hat aber Simon Köpper sein Versprechen nicht gehalten, sondern ist mit seiner ganzen Werft wieder südostwärts in die Kalahari- Wüste zurückgekehrt. Dorthin ist ihm Major Pieser sofort gefolgt, um die bedingungslose Waffenstreckung zu erzwingen.

Vermischtes.

Calw. Bei der über Ostern in Frei, bürg im Breisgau stattgefundenen inter- nationalen Kaninchen-Ausstellung erhielt Georg Kolb jun. für ausgestellte Pelzwaren ausKaninchen- fellen den II. Vereinspreis.

Peter Rosegger hat dieser Tage vom deutschen Kaiser den preuß. Kronenorden II. Klasse erhalten. In den Tagebuchblättern, die er imHeimgarten" veröffentlicht, schildert der Dichter, wie ihm der Orden überbracht wurde. Ein heftiger Schreck. Wenn man auf so was sein Leben nie gedacht hat l Was war nun zu tun ? Zeitungen berichteten ich ginge nach Berlin; andere erzählten, ich hätte dem Kaiser gleich einen Brief geschrieben. Das erstere verbot die Kränklichkeit, das letztere würde ich kaum an die große Glocke gehangen haben. Ich sage es laut, mir tut es wohl» daß Wilhelm II., in dessen Haupte die Fragen der Welt pulsieren, die königlichen Gedanken wohnen daß dieser modern altruistische Fürst auch den Idealen eines Volkspoeten seinen freundlichen Gruß zuwinkt. Das dankbare Volk streut Blumen, der König Orden. Wer sich ziemlich sicher fühlt einerseits vor der Neigung, der Menge zu schmeicheln, andererseits vor der Gefahr, ein höfischer Sänger zu werden, der kann solche Aus­zeichnungen mit unbefangener Freude annehmen."

Warum die rumänischen Bauern rebellisch wurden, das beleuchten folgende Mt- teilungen derKreuz-Ztg." Das von dem Hohenzollernkönig Karl I. regierte Donaureich Rumänien hatte während der letzten zwei Jahre glänzende Ernten, so daß nirgends im Gegen­satz zu früheren Zeiten Hungersnot herrschte, der Staat mit glänzenden Mtteln rechnen konnte, die einen Ueberschuß von 37 Millionen Mark aufwiesen. Sehen wir aber einmal näher zu. Da stellt sich heraus, daß die an sich schon schr großen Mißstände in der Lage der moldauischen Bauern durch das von den jüdischen Gebrüdern Marcus, Calman, Froim, Saul und Abraham