Italiens Nein
Grotz-rttarmle» vor schwerwiegenden Entscheidungen — Morgen Kabinetts
fitzung in London und Rom
Genf, 23. September.
Der Fünferausschuß des Völkerbundes, der bekanntlich Vorschläge zur „friedlichen" Lö- sung des italienisch-abessinischen Streitfalles — eine Art internationales Mandat über Abessinien — gemacht hatte, erhielt am Samstag die erwartete Antwort aus Rom: Eine klare Ab-, lehnung. Nach rund dreistündigen Beratungen hat der italienische Ministerrat, dem Musso- li n i einen ausführlichen Bericht über die politische und militärische Lage erstattete, die Ber- öffentlichung folgender Mitteilung beschlossen:
„Der Ministerrat hat von den im Bericht des Fünfer-AusschusseS enthaltenen Vorschlägen Kenntnis genommen. Er hat sie zum Gegenstand einer aufmerksamen Prüfung ge- macht. Bei aller AchtungdesvomFün- fer « Ausschuß unternommenen Versuches istderMinisterrat zu dem Entschluß gekommen, diese Vorschläge als unannehmbar zu betrachten, da sie keine ausreichende Mindestgrundlage für etwaige Abmachungen bieten, mit denen endlich und in wirksamer Weise den lebenswichtigen Rechten und Interessen Italiens Rechnung getragen würde."
Der Entscheidung des italienischen Minister, rates kommt weittragende Bedeutung zu, bedeutet sie doch eine unzweideutige Absage an dieBölkerbundsbestre- düngen selbst. Wie wichtig man in Italien leibst die Entscheidung ansieht, geht schon daraus hervor, daß der italien: s che Mini- st errat bereits am DrenStag wieder zusammentreten wird, um, wie es heißt, neben der Erledigung von Verwal- tungsangelegenheiten auch die politische Lage weiter verfolgen zu können.
Ciihnemagnahmen nur im Rahmen des Völkerbundes?
Tie beherrschende Frage ist nun: Wie weit wird Großbritannien gehen, um Italien von seinem kriegerischen Vorgehen gegen Abessinien abzuhalten? Die Nachrichten über die militärischen Vorbereitungen Großbritan- niens im Mittelmeer, die Flottenzusammen- zieynngen, die kriegsmäßigen Maßnahmen in Gibraltar und Malta, die Vorbereitun en in Aegypten, die Verlegung der Mittelmeerreisen britischer Schiffahrtsgesellschaften nach den Kanarischen Inseln, die Forderung der britischen Handelskammern auf Eintreibung der italienischen Handelsschulden — dies alles und noch vieles andere, wie z. B- die plötzliche Beunruhigung an der Börse von Kairo, die sogar Maßnah- men der Negierung notwendig machte —,
mußten natürlich den Eindruck erwecken, daß Großbritannien entschlossen sei, ein bewaffnetes Vorgehen Italiens notfalls mit Wa - fengewalt zu verhindern. Eine solche Hat- tung stünde auch nicht im Widerspruch zur Ueberlieferung Englands, das seine Stellung als Weltmacht nicht zuletzt seinem Auftreten als „Polizei" in den verschiedensten Wetter- winkeln der Welt verdankt.
Dennoch scheint sich der Kriegslärm in der internationalen Presse mit den wirklichen Absichten der brriischen Regierung nicht zu decken. Zumindest aber halten sich die Er- klärungen britischer Regierungsmitglieder bei aller in Genf gezeigten Festigkeit in einem sehr gemäßigten Nahmen. So erklärte der Innenminister, Sir John Simon, bei einer Kundgebung der Nationalregierung in Cleckheaton u. a.: „Die Frage der An- dungvon Sühne maßnah men ist zurzeit nicht akut. Sollte es der Fall sein, dann wäre es eine Sache des Völkerbundes als Ganzes, sich damit zu befassen." Und der Schatzkanzler Ne- villeCH amberlein unterstrich zu Che l- s e a diese Erklärung, die eine Absage an die Theorie des notfalls alleinigen Vorgehens Großbritanniens Hegen Italien bedeutet, durch den Hinweis, daß „der kollektive Sicherheitsgedanke auch die Haltung Englands im abessinischen Streitfälle bestimme"; ebenso betonte er in auffälliger Weise den Rückstand der britischen Rüstungen gegenüber Italien.
Größere Klarheit wird man vielleicht nach der am Dienstag st a t t f i n d e n d e n ersten Vollsitzung des Kabinetts gewinnen können, zu der bereits alle Mitglieder der britischen Regierung nach Lon- don zurückgekehrt sind.
Gerüchte, daß Italien die Insel Rhodos im Dodekanas an die Türkei abzutreten be- abstchtige, um die Freundschaft der Ankara- Regierung zu gewinnen, werden von der ita- ienischen Presse in scharfer Form als absurd bezeichnet.
Heute EuMetdung des Fünfer-AuSsidliNeS
Genf, den 22. Setzt. Baron Aloisi hat Sonntag Nachmittag den Vorsitzenden des Fünferausschusses, Mabariaga, aufgesucht und ihn im Aufträge seiner Negierung gewisse kritische Bemerkungen zu dem Bericht des Ausschusses übermittelt. Die Unterredung zwischen Madariaga und Aloisi hat keine Klä- rung der Lage erbracht. Der Fünferausschutz
wirb am Montag bormittag eine Sitzung abhalten. um zu tzrüfen, ob die von ihm eingeleiteten Vermittlungsvcrhandlungen als gescheitert anzusehen sind und er demgemäß sein Mandat dem Völkerbund zurückgeben mutz.
Die römische Sonnlagspresse zu den Fünservorschlöge«
Rom, den 22. Sept. Die Stellungnahme des italienischen Ministerrates zur abessinischen Frage wird auchweiterhin in der italienischen Oeffentlichkeit mit der größten Ruhe ausgenommen. Das ganze Interesse wendet sich jetzt wieder dem Fünferausschuß und den weiteren Bemühungen Lavals zu. Uebereiustimmend wird betont, daß der Fünferausschuß im Grunde genommen mit seinen Vorschlägen das Unvermögen Abessiniens, selbst geordnete Verhältnisse zu schaffen, zugegeben und damit im wesentlichen auch den italienischen Standpunkt angenommen, sich aber gescheut habe, auch seinerseits die von Italien gezogene Schlußfolgerung zu machen. Dementsprechend versucht die Sonntagsprosse nachzuweisen, daß sich der Unterausschuß auf den Standpunkt des italienischen Memorandums vom 4. Sept. stellen müßte. Auf dieser Grundlage, so erklärt Messagers, sei eine Aussprache möglich und vielleicht sogar nützlich. Italien sei auf keinen Fall aus vorsätzlicher Meinung gegen Erörterungen und Verhandlungen.
In einer Havasmeldnng aus Rom werden folgende Punkte aufgezählt, die nach italienischer Auffassung die Grundlage für neue Verhandlungen bilden könnten:
1. Es sei zu unterscheiden zwischen dem eigentlichen Abessinien und dem von Abessinien eroberten Gebieten, auf die Italien allein Anspruch zu haben scheine.
2. Die Abrüstung Abessiniens sei zu gewährleisten und das ist nur unter italienischer Kontrolle möglich.
3. Es sei davon abzusehen, Abessinien eine» Zugang zum Meere anzubieten, da er die Abrüstung Abessiniens unmöglich machen würde.
Im Jahre 1931 habe Italien einen Zugung zum Meere in Eritrea verweigert. Es könne keinen Zugung zum Meer auf dem Gebiet einer anderen Macht zulassen.
4. Der neue Verhandlungsentwurf müßte den im Dreiervertrag eingeräumten gebietsmäßigen Rechten Rechnung tragen, die der Fünferausschutz bisher übersehen zu haben scheine.
Die britische Sonntagspresse zur Lage
London, den 22. Sept. Im Zusammenhang mit der Ablehnung des Fünfervorschlages durch Mussolini gibt die britische Sonntagspresse ihrer Meinung dahin Ausdruck, daß die
Hoffnungen auf eine friedliche Regelung außer, ordentlich gering seien.
Der diplomatische Mitarbeiter der Sundah Times meldet ans Genf, daß ein Angriff auf Abessinien jetzt für unvermeidlich gelten Werde. Die nächste Entwicklung in Genf werde voraussichtlich die sein, daß der Völkerbund um ersten Mal den Streit formell unter Artikel 15 der Völkerbundssatzung erwägen und einen eigenen Bericht Herstellen werde. Die Vorschläge des Völkerbundsrates würden möglicherweise weniger günstig als die des Fünferansschusses für Italien ansfallen, die von einigen Ratsmitgliedern bereits als zu weitgehend betrachtet worden seien. Das Blatt setzt sich im übrigen energisch für Sühnemaßnahmen ein und schreibt: „Die einzige Friedensmöglichkeit besteht jetzt noch darin. Mussolini zu überzeugen, daß Sühnemaß- nahmcn unvermeidlich sind, wenn er unnachgiebig bleibt."
Die gegenteilige Ansicht vertritt der bekannte Publizist Garvin im Observer. Die einzige Lösung erblickt er in einer Lokalisierung des Konfliktes und in weitgehenden Zugeständnissen an Italien. „Englands aktive Intervention durch Sühueinaßuahnien gegen eine andere Großmacht würde nichts anderes als einen europäischen Krieg und einen Weltkrieg bedeuten. Ein vermeidbarer Krieg sei aber das größte Verbrechen gegen Gott und die Menschheit. Die Logik" des Völkerbundes als einen Grund für eine riesige Katastrophe anzurufen, mache das Verbrechen nicht besser, sondern noch schlimmer. Den Italienern müßten als Provinzhen.Ogadcn, Arussi, Har- rar und Danakil angeboten werden.
In einer am Sonntagabend veröffentlichten Meldung der britischen Nachrichtenagentur Preß Association wird erklärt, es seien alle Anzeichen vorhanden, daß die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs bei den Bemühungen, eine Sonderlösung des italie- nisch-abefsinischen Konfliktes herbeizuführen, eng zusammenarbeiten.
gl. Paris, 22. September.
Die französischen Sozialisten und Kommunisten haben sich über ein n e u e s g e m e i n. sames innerpolitisches AktionS- Programm geeinigt. In politischen Krei» sen glaubt man, daß die „Volksfront" zu einer neuen Offensive gegen daS Kabinett Laval schreiten werde, und zwar ohneNücksichtaufdieaußen» politische Lage — eine Art, die den Marxisten und Kommunisten seit jeher in allen Ländern zu eigen ist. Die Absicht sei, einen sofortigen Sturz der Regie» rung Laval herbeizuführen.
Stadtpflege Neverrbiirg.
SahlungS-Auflordeeung.
Auf jeden 8. eines Monats sind, wie allen Steuerschuldnern bekannt ist, die
Grund«, Gebäade« und Gewerbesteuern und GebSudeeutschuldungssteuern
an die Stadlkasse zu zahlen. Ohne besondere Mahnung verfällt bei Zahlungsverzug der Säumniszuschlag.
Ich erinnere an die Begleichung sämtlicher Steuerrückstände, ebenso an die Zahlung der Feuerwehrabgaben, Holzgeldern, Bürgersteuern, Pachtzinsen usw.
Es muß damit gerechnet werden, daß nach dem 10. Oktober 1935 die unbezahlten Beträge eingeklagt werden.
Den 23. September 1935. Stadtpfleger Essich.
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Dobel, cken 23. September 1935.
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Oott cker Allmächtige Kat Sonntag absnck V, 10 Okr unseren lieben Vater, Oroövater, Schwiegervater, Drucker, Sckwager unck Onkel
^mts- unck polixeickiener L. D.
im Mer von nähern 72 fahren von seinem kurren keicken ckurck einen sankten Dock erlöst.
ln tleker Trauer:
Seine Kinder und Unverwandte.
Deerckignng kMtwock nachmittag 3 Mir.
Ottenhausen, cken 21. 8eptember 1935.
Durch einen schweren Onglückskall versckleck heute »benck unser lieber Lohn unck Drucker
kwsldl SiiUrsr
im Mer von 15 fahren.
Om stille Teilnahme bitten
ckie trauerncken Hinterbliebenen:
SoNttol» ISVUror mit Drau Lin», geb. vuk. Dis Oesckwister: SorlruU unck krttr mit Mverwanckten.
Deerckignng: Dienstag nachmittag '/,3 Olir.
Lonweiler» cken 2l. September 1935.
osnttssslLLNs-
dkackckem unser lieber Vater, Oroövater unck Schwiegervater
kneärieli keoselllek I.
ckie letrte Ruhestätte gekuncken Kat, ist es uns ein De- ckürknis, allen ckenen unseren innigen Dank ausrusprecken, ckie uns in so reichem diak iiir-Deileick bekundeten unck ihn so rsklreich auk seinem letzten Lang begleiteten, insbesondere ckem Herrn Oeistlicken tllr seine trostreichen Worte, cker Krankenschwester tür ikre liebevolle pflege, ckem Drauenekor, sowie cken Kriegervereinen Lonweiler, peickrennack unck pkinrweiler.
Die trauernden Hinterbliebenen.
dieuenbürg, cken 23. September 1935.
VSNkLSgUNg.
pelmgekehrt vom Orabe unseres lieben Vaters
krieclricb Oirrdsed
ist es uns ein Deckiirtnis, kür ckie Zahlreiche l-eickenbe- gleitung, kür ckie trostreichen Worte ckes Herrn Oeistlicken, sowie tür cken ehrenden dlackruk cker städtischen Dlektrl- ritätsverwaltung unseren herrlichen Dank ru sagen.
Oie trauernden Hinterbliebenen.
macken wir jedem ckie Mkgabe einer kleinen Mrelge Im „Dnrtäler" oder ckie Vergebung cker Drucksacken-Mkträge. Onsere Düro- u. reisenden Mgestellten sind ckurck längere Schulung in cker Hage, alle prägen sackgemäö ru beantworten, sie sind kerner beauktrsgt, bei cker Mksssung cker Texte mit Rat unck Tat behilflich ru sein.
Ruten Sie uns bitte an
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am Nittwocb, 25. September „Daknkokkotel"
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