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parteiamtliche nationalsoz. Tageszeitung

Wildbader NS-Preffe Birkenfelder, Lalmbacher und Herrenalber Tagblatt

Amtsblatt für

Uas Oberamt Aleuenbürg

S3. Jahrgang

Samstag den 21. September 1935

Nr. 221

Lenlt Ralle« ela?

Bor der Antwort Mussolinis auf die Dorschttige des Fünfsransschusses

Rom, 20. September.

Wenngleich die Vorschläge des Fünferaus- lchusses ,n hiesigen politischen Kreisen auch weiterhin mit größter Skepsis beurteilt wer­den, so unterläßt man es doch jetzt all­gemein, die Vorschläge rundweg abzulehnen. In ihrer gegenwärtigen Form seien sie aller­dings, Wie an zuständiger Stelle erklärt wird, für Italien nicht annehmbar, falls nicht noch einschneidende Aenderungen vorgenom­men werden sollten. In dieser Absicht wer­den, wie man hinzusetzt, die Vorschläge des Fünferausschusses in Rom von der italieni­schen Regierung zur Zeit einer Prüfung unterzogen. Wie rasch diese Prüfung durch- gesührt werden kann und wie weit der auf Samstag vormittag einberufene Mimsterrat bereits endgültig zu diesen Vorschlägen Stellung nehmen kann, läßt sich zur Stunde noch nicht übersehen.

Rom, 20. Sept. Nach einer ersten Ueber- prüfnng der Vorschläge des Fünferausschnsses hat Mussolini am Freitag nachmittag den französischen Botschafter Chambrun und Staatssekretär Snvich sowie den englischen Botschafter Sir Eric Dr-nmmond empfangen. Obwohl über diese Unterredungen nichts ver­lautet, ist man doch in politischen Kreisen ge­neigt, ihnen im Hinblick auf eine mögliche Weiterbehandlung dos ilalionisch-abossrnischen Konflikts eine gewisse Bedeutung beizulegen. Der Ernst der Frage wird frrMch nach wie- vor allenthalben und besonders auch ans französischer Seite mit besorgter Skepsis be­urteilt.

Die Antwort des auf Samstag vormittag angesetzten Ministerratcs dürfte nach Ansicht italienischer unterrichteter Kreise mit Bemer­kungen verknüpft sein, die ihrerseits den Gegenstand weiterer Beratungen des Fttnfer- ausfchusses bilden könnten. Im Hinblick auf diese Möglichkeit wird in hiesigen autorisier­ten Kreisen' der größte Wert auf die Fest­stellung gelegt, daß die militärische Aktion Italiens in Ostafrika, die als Vorbeugungs­maßnahme gedacht sei, nicht über den Charak­ter ähnlicher kolonialer Maßnahmen hinans- gehen soll, wie sie wiederholt in anderen Kolonialabschnitten durchgeführt worden seien und wie man sie unter Einsetzung von Tanks und anderen modernen Kriegswaffen zurzeit an der nordindischen Grenze erlebe.

Auf keinen Fall werde Italien eine Ini­tiative ergreifen, die den italienisch-abessini- schen Konflikt auf Europa ausdehnen und den europäischen Kontinent in kriegerische Verwicklungen ziehen könnte.

Das große Festessen, das der Kaiser von Abessinien, wie angekündiht, am Donners­tag abend für die in Addis Abeba weilen­den Vertreter der Weltpresse veranstaltet hat, nahm in Anwesenheit von 88 Pressever­tretern einen glänzenden Verlauf. Im Ver­lauf des Abends nahm der Kaiser das Wort zu einer Ansprache, in der er nochmals wie­derholte, daß er niemals ein Man­dat, welcher Form es auch sei, an­nehmen werde, das die Unab­hängigkeit seines Landes ver­letzen würde. Er faßte wörtlich: ..Ueber 2000 Jahre unserer Freiheit haben wir un­sere Fähigkeit gezeigt, uns ohne Protektorat selbst zu regieren. Als Führer des Kaiser­reiches und Beschützer meines Volkes werde ich im Kriegsfälle selbst das Heer gegen den Feind füh­ren, aber Gott wird es zu verhindern wis­sen, daß unser Streit mit Italien einen blu­tigen Ausgang nimmt. Wir können Italien keine wirtschaftlichen und Gebietszugeständnisse ge­währ e n, o h n e e i n e G e g e n le i st n n g zu erhalten, oder Italien dadurch von einem Angriff abzuhalten. Als unabhängiger Staat wachen wir über unsere Freiheit.".

Sewerwrgrmg Ilslirrss gMerrs?

Paris, 2V. September

Der Berichterstatter desEcho de Paris" in London berichtet seinem Blatte, die eng­lische Marineleitung sei der Uebcrzeugung, im Ernstfälle Italien durch Abschnüren der Petroleumlieferungen matt setzen zu können. Dieser Absicht ent­sprächen auch die Flottenbewegungen. Die Schließung des Suezkanals würde die Versorgung durch den persischen Meerbusen und die Petroleumlinie von Abadan ab­schneiden. Die Bewachung der Palästina- kListe und Haifas würde die Zufuhren von Petroleum aus dem Irak sperren. Selbst wenn die Italiener dort Erfolg haben soll­ten, würden die Engländer leicht das Petro­leum an der Quelle in Mossul aufhalten können. Um den Italienern die Lieferungen aus dem Kaukasus abzuschneiden, sollen gegenwärtig Verhandlungen mit der türkischen Regierung über die Schließung der Dardanellen im Gange sein. Durch Sperrung der Meerenge von Gibraltar werde Italien von der Zufuhr amerikanischen Petro'" ? abgeschnitten. Es könnte dann

nur noch auf dem Festlandsweg üoer die Schweiz, Deutschland und mittelbar über Rumänien Petroleum beziehen, vorausgesetzt, daß die Lieferanten dieser Länder trotz der etwaigen Vorschriften des Völkerbundes überhaupt Italien versorgen könnten. Rach Ansicht zuständiger Kreise würde Italien binnen kurzem kein Petroleum mehr haben.

Manöver der ägyptischen Luftflotte

Die fünftägigen Manöverderäghp. tischen Luftflotte, die unter Füh­rung englischer Offiziere abgehalten tour- den, wurden am Freitag beendet. Sie be­standen hauptsächlich im Bombenabwurf auf Ziele in der Wüste. Die Verbindung zwi­schen dem englischen Hauptquartier und der neu eingerichteten Flugbasis an der Ostküste des Suezkanals wurde durch Flugzeuge sichergestellt. Die in Helmieh bei Kairo stehenden motorisierten Truppen erhielten die Weisung, sich für Wüstenexpeditionen bereitzuhalten.

Scharfe Sprache ilalisnifcher Blätter

Gazetta del Popolo" überschrcibt ihren heutigen LeitartikelEngland will den Krieg gegen Italien". Diese Worte mögen, so sagt das Blatt, nach den kürzlichen Acßerungen des britischen Außenministers überraschen) klingen, aber sie seien die durchaus logische Folgerung der englischen Haltung in Gens, der Kriegsschisfzusammenziehungen im Mit­telmeer und im Noten Meer, sowie der her­ausfordernden Sprache der englischen Zei­tungen. Es bestehe kein Zweifel darüber, daß sich England entschieden Italien entgegen­gestellt habe aus Gründen, die nichts mit dem Völkerbund zu tun haben. England be­eile,fich zu Sühnemaßnahnlen zu greifen. Es wolle den Krieg.

In ähnlicher, wenn auch nicht so krasser Form, äußert sich die TurinerStampa". Sie behauptet, Vngland stürze Europa mit satanischer Gelassenheit in den Abgrund. Die Entsendung der größten Schlachtschiffe der englischen Flotte,Hood" undNenown" in das Mittelmeer wird als Einschüchterungs- Versuch und Herausforderung bezeichnet.

Giornale d'Jtatia" schlägt schärfste Töne gegen England an, deren Ursache die Stel­lungnahme derTimes" und anderer eng­lischer Blätter zu den Ergebnissen des Fün­fer-Ausschusses ist, die mitoffensichtlichem Jubel" in beleidigendem Tone kundtut, daß -er Fünfervorschlag in keiner Weise den ita­lienischen Interessen Rechnung trage. In Genf sei nunmehr die Rücksicht auf italieni­sche Interessen beiseitegelassen worden. ES gebe dafür eine offene Repressalienpolitik, die von England gegen Italien inspiriert werde. Die Sympathien für die italienischen Aus- dehmmgsbedürfnifse, die Hoare zweimal vor dem Unterhaus geäußert hätte, seien nun­mehr zurückgenommen worden. Uebrig bleibe nur der Wille Englands, Italien eine Schlacht zu liefern.

Bedingte Annahme dusch Abessinien

Kein Verzicht auf Unabhängigkeit Der Kaiser vor Vertretern der Weltpresse

Addis Abeba, 20. Sept.

Die Vorschläge ' des Fünfer-Ausschusses werden weiter eingehend geprüft. Im großen und ganzen betrachtet man sie hier als a n- nehmbar. Allerdings steht die Regierung auf dem Standpunkt, daß sie gemäß ihren früheren Zusagen über wirtschaftliche Zuge­ständnisse, die allen Ländern gleiche Rechte einräumen, nicht in der Lage sein wird, Italien Sonderzugeständnisse einzuräumen, da diese unter Umständen Streitigkeiten mit den anderen interessierten Großmächten brin­gen könnten.

Im übrigen hat der Kaiser die Schaffung einer besonderen Polizei, die für die Sicher­heit der in Abessinien lebenden Europäer sorgen soll, bereits vorbereitet. Was die Kontrolle des Sklavenschmuggels an den Grenzen anbelangt, so ist man hier der An­sicht, daß dies die Aufgabe der anliegenden Länder sei, durch die der Schmuggel erfolgt. In der Frage der Aufnahme ausländischer Berater in die abessinische Regierung ist man nach wie vor zu Zugeständnissen bereit. Der Völkerbund solle seine Kandidaten Euro­päer oder Amerikaner Vorschlägen, der Kaiser behalte sich jedoch seine Einwilligung vor.

dre Beisetzung der verunglücken SA.-Münner

Ihr Opfer ist das Unterpfand für «vser Leben-

^ Göppingen, 20. September.

Jäh hat der Tod fünf selbstlose Kämpfer, Männer der SAN.-Standarte 120, aus der Reihe der Kameraden gerissen: Karl Bu Il­ling, August Musch, Georg Hauser, Julius Falk und Otto Widmann. Don­nerstag nachmittag wurden sie zu Grabe ge­tragen. Die ganze Stadt hatte halbmast ge­flaggt, Tausende gaben den toten Kamera­den das letzte Geleite. Mit den Abordnungen aller Gliederungen der Bewegung hatten sich zahlreiche Vertreter von Staat und Partei cmgefunden, an ihrer Spitze Gauleiter und Neichsstatthalter Murr, stellt,. Gauleiter Schmidt, Ministerpräsident Merg en­thalte r, Innenminister Schmid, SA.» Gruppenführer Ludin, als Vertreter der Obersten SA. - Führung Gruppenführer Lasch usw.

Nach Trostworten des evangelischen und des katholischen Geistlichen senkten sich die Fahnen und drei Salven des Ehrensturms donnerten über das offene Grab. Dann sprach Gauleiter und Neichsstatthalter Murr:

Immer, wenn wir an den Gräbern toter Mitkämpfer standen, erhob sich die schwere, bange Frage, warum dies schreckliche Opfer gefordert werden mußte, und immer gab es daraus nur eine Antwort, so bitter sie uns auch klingen mag: Kein Volk vermag zuteben, oynedaßGlreberdtetes Volkes bereit wären, sich für das Volk zu opfern. Ein Volk, dessen Glie- der nicht zu diesem Opfer fähig sind, ist zu ewigem Tod verurteilt. Aus ihren Gräbern erwächst die neue Saat, das neue Leben. Aus ihrem Geist entwickelt sich die Tat der kom­menden Generation. Ihr Leben, Kampf und Tod ist Vorbild für die Folgenden. So ist der Tod auch dieser Kameraden geadelt durch ein höheres, größeres Ziel: das Leben der Gesamtheit.

So wie ihre Vorkämpfer im Kampf für das ewige Reich ihr Leben gaben, so erfüllten sie ihre heilige, große Aufgabe in Treue bis zum Letzten, und wenn sie sich anschließen an die lange Reihe unserer unsterblichen Toten der Bewegung, so klingt in uns auf das Lied, das sie so oft gesungen: auch sie marschieren im

Geist in unseren Reihen mit. Ihr Opfer ist das Unterpfand für neues Leben. Das dankt ihnen ein ganzes Volk."

Gruppenführer Ludin gedachte der toten Kameraden im Namen der.:Wir wären zutiefst bedrückt, wenn wir nicht wüß­ten, daß diese Opfer einen großen, ewigen Sinn haben: den Weg zur Freiheit eines Volkes zu bereiten. Und ihre Treue schließt in sich die Mahnung für uns, zu jeder Zeit bereit zu sein."

Ministerpräsident Mergenthaler nahm Abschied von den Toten namens der Staatsregierung.

Neichsstatthalter Murr, die Gruppen­führer Ludin und Lasch und Ministerpräst- dent Mergenthaler legten Lorbeerkränze am Grabe nieder. Nach Beendigung der Trauer- seierlichkeiten sprachen Gauleiter und Reichs­statthalter M u r r, stv. Gauleiter Schmidt und Gruppenführer Ludin den Angehöri­gen die herzlichste Teilnahme aus. Ein Vor­beimarsch der Formationen am offenen Grabe beschloß die eindrucksvolle Trauer­feier.

Protest gegen die Reichstagsrede des Führers beabsichtigt ,

1p. Kowno, 20. Sept. >

In Kownoer politischen Kreisen erhält sich hartnäckig das Gerücht, daß die litauische Regierung gegen die Nürnberger. Reichs­tagsrede des Führers bei den Garantie­mächten des Memel-Statuts zu protestieren beabsichtige.

Reuter meldet aus Genf, Eden und La- val hatten am Donnerstag eine lange Be­sprechung mit den Vertretern Litauens und Lettlands, Lozoraitis und Munters, über die Frage der Zukunft von Memel. Es ver­lautet, die vier Staatsmänner seien über­eingekommen, die Frage auf diplomatischem Wege und nicht von dem Völkerbundsrat oder der Völkerbundsversammlung zu be­handeln.

Laval fordert Einhaltung des Memelstatuts

Paris, 20. Sept. Wie dasPetit Jour­nal" wissen will, hat Ministerpräsident und Außenminister Laval in öer Unterrredung, die er vor seiner Abreise von Genf mit dem litauischen Außenminister und dem lettischen Vertreter beim Völkerbund gehabt hat, noch einmal ausdrücklich betont, daß das Memel- statut von der litauischen Regierung strikt befolgt werden müsse und daß auch die Wah­len in größter Ruhe vonstatten gehen müß­ten, um jeden Zwischenfall zu vermeiden, der Folgen für Osteuropa nach sich ziehen könnte. Ueber diesen Punkt habe Laval nacheinander mit Eden, Beck und Aloisi gesprochen.

Gmchjjklm AlvtteMrrch in Manbul

Istanbul, 20. Sept.

Unter, großer Anteilnahme der Bevölke­rung ist Freitagvormittaa ein Geschwader der griechischen Kriegsflotte, das sich auS dem KreuzerHelli", den ZerstörernHy­dra",Spara",Aerax" undPanthera". den U-BootenTriton".Proteus",Kat- soniS" und einigen anderen Schiffseinheiten zusammensetzt, in den Hafen von Istanbul eingelaufen. Zugleich mit den Kriegsschiffen traf ein griechisches Geschwader von 6 Mili­tärflugzeugen ein. Türkische Kriegsschiffe und 2 Flugzeuggeschwader waren den Gästen ent. gegengesahren, um sie auf dem Marmara- Meer zu begrüßen. Die griechische Flotte wird einige Tage in Istanbul bleiben. Von den türkischen Behörden werden für die Gäste verschiedene Festveranstaltungen und Emp­fänge vorbereitet.

Im Hinblick auf die gegenwärtige poli­tische Lage gewinnt dieser Flottenbesuch in- ) sofern besondere Bedeutung, als dadurch die Freundschaft zwischen der Türkei und Grie­chenland eine neuerliche offizielle Bekräfti­gung erfährt.

D i c n e u e N n ! e r k n n s t d e r N e i ch s- s ü h r e r s ch u l e des A r b e i t s d i e n st e 8 In Golm bei Potsdam ist am Freitag von Reichsarbeitssührer Hierl feierlich ringe- weiht worden.