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Amts-- UN- ÄnzeigeblaLI für -en Bezirk Calw.

82. Aahrgaug

Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Sams­tag. Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stad 1 and Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Dienstags den 12. März 1907.

Lbonnemintrpr. ind. Stadt pr. Viertelj. Mk. 1.10 incl.rrLgerl. LterteljLhrl. P-stbezugSpretr ohne Sostellg. f. d. Orts- u. Nachbar. ortSverlehr 1 Mt-, f. d. sonst. Berlehr Äk. I.tO, Bestellgeld 20 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung.

In Gemäßheit des Ministerial-Erlasses vom 8. Juli 1905 Minist.-Amtsblatt S. 321 wird den Ortsbehörden nachstehend die Zahl der am 1. Januar 1907 in jeder Gemeinde vorhanden gewesenen Unfall-, Invaliden- und Altersrentner mitgeteilt. Soweit in den einzelnen Gemeinden die Be­züge des Beamten der Ortsbehörde für die Arbeiterver- ficherung nach den in dem genannten Erlaß enthaltenen Grundsätzen geregelt sind, hat die Festsetzung der Belohnung für Ziffer 4 dieses Erlasses auf Grund der hienach angeführten Zahlen zu erfolgen.

Rentner:

Rentner:

1. Calw . . .

150.

23.

Neubulach

23.

2. Agenbach. .

11.

24.

Neuhengstett

14.

3. Aichhalden .

3.

25.

Neuweiler .

26.

4. Altbulach. .

23.

26.

Oberhaugstett

18.

5. Altburg . .

52.

27.

Oberkollbach

21.

6. Althengstett .

34.

28.

Oberkollwangen

9.

7. Bergorte . .

20.

29.

Oberreichenbach

13.

8. Breitenberg .

20.

30.

Ostelsheim .

14.

9. Dachtel . .

16.

31.

Ottenbronn .

14.

10. Deckenpfronn

30.

32.

Rötenbach .

15.

11. Dennjächt .

10.

33.

Schmieh . .

8.

12. Emberg . .

4.

34.

Simmozheim

30.

13. Ernstmühl .

3.

35.

Sommenhardt

23.

14. Gechingen .

17.

36.

Speßhardt .

17.

15. Hirsau . .

32.

37.

Stammheim.

73.

16. Holzbronn .

14.

38.

Teinach . .

17.

17. Hornberg

3.

39.

Unterhaugstett

12.

18. Liebelsberg .

12.

40.

Unterreichenbach

24.

19. Liebenzell

43.

41.

Würzbach

4.

20. Martinsmoos

8.

42.

Zavelstein .

13.

21. Monakam .

18.

43.

Zwerenberg .

6.

22. Möttlingen .

12.

Calw, 6. März 1907.

K. Oberamt. V o e l t e r.

Tagesrrenigkeite«.

* Calw 10. März. Im hohen Alter von 87 Jahren ist gestern abend Professor Plocher gestorben. Ein tatenreiches, überaus gesegnetes Leben hat damit sein Ende gefunden. Der Verstorbene ist am 23. August 1820 in Wildberg geboren. Er widmete sich nach der Schulzeit dem Lehrfach und wurde im Jahr 1843 als Reallehrer in Ebingen angestellt. Im Jahr 1847 wurde er an die hiesige Realanstalt berufen, wo er eine rege Tätigkeit entfaltete. Seine damaligen Schüler sind noch heute voll Lobes über seinen vorzüglichen Unterricht und seine treffliche Lehrgabe. Nach der Verschmelzung der Latein, und Realschule wurde er an dem neu gegründeten Reallyceum zum Klaffenlehrer an der 5. Klaffe bestellt. Im Jahr 1877 erhielt er den Titel eines Oberreallehrers und im Jahr 1890 erbat er sich seine Pensionierung, welche ihm unter Verleihung des Titels eines Professors gewährt wurde. Seither lebte er hier zurück­gezogen im wohlverdienten Ruhestand und brachte beinahe 60 Jahre in hiesiger Stadt zu. Auch von Seiten der Stadtgemeinde wurden ihm in Anbetracht seiner überaus ersprießlichen und langen Wirksamkeit verschiedene Ehrungen zu teil. Professor Plocher war eine durchaus be- scheidene und fromme Persönlichkeit, mit Strenge und Liebe suchte er auf seine Schüler einzuwirken und obwohl er aus Kenntnisse große Stücke hielt, so war ihm doch die Erziehung der Schüler ganz

besonders am Herzen gelegen und so beklagte er es schwer, daß die Examensforderungen der Erziehung immer weniger Spielraum ließen Der Verstorbene war mit Leib und Seele Schul­mann, er nahm es sehr ernst mit seinem Beruf und seinen Aufgaben, seinen Kollegen war er stets ein lieber Berater und Freund. Darum Ehre und Dank einem so wackern, braven und tüchtigen Mann, sein Andenken möge in hiesiger Stadt gesegnet bleiben!

Calw 11. März. Am gestrigen Sonn­tag fand in der Brauerei Dreiß die General­versammlung des Bezirks- Handels- und Gewerbevereins statt. Der stellvertretende Vorstand, Uhrmacher Zahn, eröffnete die Ver­sammlung mit dem Hinweis, daß der seitherige verdiente Vorstand, Gemeinderat Schlatterer, leider von seinem Posten zurückgetreten sei und eine Wiederwahl nicht mehr annehmen könne. Hierauf erstattete der Vorsitzende den Rechen­schaftsbericht, aus dem hervorging, daß der Verein im abgelaufenen Jahr eine sehr rege Tätigkeit entwickelte und zu allen, das Handwerk besonders interessierende Fragen, Stellung nahm, auch ver­schiedene Eingaben an die Behörden um Abstellung gewisser Mißstände richtete. Der Kassier, Serva trug den Kassenbericht vor und konnte dabei von einem günstigen Vermögensstand berichten. Die große Gewergeausstellung in Nürnberg wurde von 7 Mitgliedern des Gewerbevereins besucht. Jedes dieser Mitglieder gab einen Bericht über das Gesehene, über den Eindruck der ganzen Aus­stellung und besonders über die Branche, die zu seiner eigenen gehörte. Es war wirklich sehr interessant, diese Berichte zu vernehmen und mancher neue Gesichtspunkt wurde beleuchtet. Der Besuch solcher Ausstellung bleibt nicht ohne Nutzen, selbst wenn der Besucher seinen eigenen Geschäftsbetrieb nicht darnach einrichten kann. Die Vorstandswahl ergab ein sehr schönes Re­sultat. Der Vorsitzende, Uhrmacher Zahn, wurde mit allen abgegebenen Stimmen zum Vorstand gewählt und diese Wahl freudigst begrüßt. Der Vorsitzende nahm die Wahl dankend an und schloß daran die Mitteilung, daß der Ausschuß den seit­herigen Vorstand Schlatterer wegen seiner vielen Verdienste um den Verein zum Ehrenmitglied er­nannt und diese Ernennung in einem Ehrendiplom zum Ausdruck gebracht habe. Nachdem sodann die Hälfte des Ausschusses durch Neuwahl wieder ergänzt war, regte der Vorsitzende die Gründung eines Rabattsparvereins an, indem er ausführte, die Mitglieder des Gewerbevereins müßten zu gemeinsamer Organisation zusammen­stehen und der Konkurrenz der Warenhäuser und der Konsumvereine entgegenarbeiten. In ein­gehender Weise verbreitete sich sodann Präzeptor Bäuchle über Einrichtung und Zweck der Rabatt­sparvereine. Der Redner führte hiebei folgende Punkte aus. Es sei nicht zu leugnen, daß dem gewerblichen und kaufmännischen Mittelstand große Konkurrenz erwachsen sei. Die Wege zur Besse­rung der bestehenden Notlage seien verschieden. Einzugreifen habe die Gesetzgebung und die Selbst­hilfe. Die Gesetzgebung müsse verhindern, daß der Mittelstand durch das Großkapital ruiniert werde, aber alle Hilfe sei nicht vom Staat zu erwarten. Die Gesundung müsse aus dem Mittel­stand selbst kommen, das alte Vertrauen zur

eigenen Kraft müsse wiederkehren, mit Klagen allein sei nichts getan. Nur durch Organisation, durch Einkaufs, und Verkaufsgenoflenschaften werde in nachhaltiger Weise für den Mittelstand gesorgt sein. Als ein Abwehrmittel gegen die rücksichts­lose Konkurrenz der Warenhäuser und der Kon- sumvereine seien die Rabattsparvereine anzusehen. Diese seien noch jüngeren Ursprungs, fänden aber überall eine große Verbreitung, namentlich habe auch in Württemberg eine mächtige Bewegung zu gunsten dieser Vereine eingesetzt. Das Publikum habe ein Verlangen nach Gewährung von Rabatt. Diesem Verlangen kommen nun die Rabattvereine entgegen. Sie gewähren einen Rabatt bei Bar­zahlung und fördern dadurch das Barzahlungs­system, sie suchen also das unglückselige Borgsystem zu beseitigen. Die Käufer werden ferner veranlaßt, den Konsumverein und die Warenhäuser zu meiden und am Platze in den Geschäften zu kaufen unter Verzicht auf den Einkauf in auswärtigen Ver­sandtgeschäften und bei Detailreisenden. Die Geschäftsinhaber des Rabattvereins würden einen größeren Kundenkreis und vermehrten Umsatz haben. Daß der Einkauf bei den ansässigen Ge­schäften ein größerer sein werde, dafür werden schon die Hausfrauen sorgen, die sich den Rabatt nicht entgehen lassen werden, der Einkauf bei auswärtigen Firmen werde Nachlassen. Der Rabatt stelle allerdings eine Belastung des Mittel­standes dar, aber diese werde reichlich ausgewogen durch vermehrten Absatz. Diese Erscheinung trete überall zu Tage, wo Rabattvereine gegründet worden seien; die Berichte der Rabattvereine seien aus allen Städten sehr günstig ; die Kund- schaft kehre wieder zu den einheimischen Geschäften zurück. Die Organisation der Rabattvereine sei sehr einfach und weder für die Geschäftsinhaber noch für die Konsumenten mit einem Risiko verbunden. Zum Schluß gab der Redner der Versammlung zur Erwägung anheim, ob nicht auch hier die Gründung eines Rabattvereins vorbereitet werden soll. Der Vorsitzende dankte dem Redner für seine objektiven, klaren und sachlichen Aus­führungen und bemerkte, daß der Ausschuß diese wichtige Zeitfrage in weitere Behandlung nehmen und eventuell eine weitere Versammlung ein- berufen werde. Zimmermeister Westermann von Hirsau regte ebenfalls den Zusammenschluß der Handwerker an und tadelte scharf die Aus­wüchse beim Submissionswesen. Dieser Ansicht schloßen sich Flaschnermeister Essig und Bau- Unternehmer Gehring an, worauf die Ver­sammlung, die eine angeregte nützliche Debatte gebracht hatte, vom Vorsitzenden mit Worten der Aufmunterung zu treuer Arbeit geschlossen wurde.

8.V. Calw 11. März. Es war sehr schade, daß gestern ein unerbittliches Schnee-, Regen- und Tauwetter herrschte, das den Ausflug des Schwarzwaldvereins nach Teinach und den dortigen Bergwerksstollen sehr beein­trächtigte. Von Stuttgart waren zwar früh vor 6 Uhr in bester Hoffnung fast ein Viertelhundert Teilnehmer abgefahren. Aber die Aussichten wurden allmählich so geringe, daß in Weilderstadt sich nur, und zwar bloß für einen Teil der Strecke, 2 Personen anschloffen. Hier in Calw bestand der Zuwachs erfreulicherweise zu 50°/» aus Damen, aber zusammen waren dies auch bloß 4 Personen. Wie schon gesagt, war es sehr schade, daß die