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Beteiligung keine größere sein konnte. Denn im Teinacher St. Georgsstollen hatte man den sel­tenen Genuß, über die betreffenden Bergwerks­anlagen, insbesondere über die geologischen Ver­hältnisse derselben zwei Vorträge anzuhören, die gehalten wurden von den zwei Fachgelehrten Prof, vr. Endriß und vr. Schmidt, welch letzterer die Erschließung des Stollens (Zugänglichmachung) geleitet hat. Mit der Zugänglichmachung dieses Teils des einst nicht unbedeutenden Bulacher Bergwerks hat sich der Teinacher Schwarzwald, verein ein großes Verdienst erworben und wir hoffen, daß diese für Württemberg so seltene Berg­werksanlage fleißig besichtigt wird. Wer Genaueres darüber wissen möchte, den verweisen wir auf die interessante Abhandlung von vr. Schmidt in Nr. 2 des lausenden Jahrgangs der Schwarzwaldvereins, blätter.

Stuttgart 10 März. (Schwurgericht.) In Merklingen OA. Leonberg kamen in den etzten Jahren mehrere Brondiälle vor,die aus Brand­stiftung zurückzuführcn waren. Das Verfahren gegen die mutmaßlichen Täter mußte aber jedes Mal mangelnden Beweises halber eingestellt werden. In der Nacht zum 4' Februar brach wieder ein Brand aus, durch den fünf mit Ge- treide- und Futtervorräten gefüllte Scheuern zer­stört wurden. Das Feuer war in der Scheuer des Bauern Psäffle entstanden und verbreitete sich mit Schnelligkeit auf die angebauten Scheuern. Der Brandschaden bezifferte sich auf 17000 Der ledige 25 Jahre alte Taglöhner Friedrich Schnaufer, der sich in der Brandnacht in verdächtiger Weise im Ort umhergetrieben hatte, wurde unter dem Verdacht der Brandstiftung festgenommen. Nach anfänglichem Leugnen gab er zu, daß er den Brand durch Anzünden von Heu verursacht habe, weil ihn der Sohn des Psäffle kurze Zeit vorher zurechtgewiesen habe. Der Angeklagte gestand in der Voruntersuchung eine weitere Brandstiftung, die er in der Nacht zum 5. November 1906 in der Scheuer des Bauern Ludwig Weik verübt hatte. Durch das Feuer, das sich mit Schnelligkeit ausdehnte, wurden 3 Wohnhäuser und 2 Scheuern in Asche gelegt. Der Brandschaden beträgt 25000 Auch in diesem Falle war Rachsucht das Motiv der Tat. Das Urteil gegen den Angeklagten lautete auf 4 Jahre 6 Monate Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust, wobei das Gericht das getrübte Vorleben des Angeklagten, sowie das gemeine Motiv straferhöhend in Betracht zog.

Heidenheim 10. März. Die Handels- kammer ist weder für Schaffung einer Handels­hochschule noch für Einschränkung der Erlaubnis Waffen zu tragen und schärfere Kontrolle im Waffenhandel, spricht sich aber für Einführung des Postchekverkehrs nach den Grundzügen des schweizerischen Systems aus. Zur Frage der Haftung der Automobilbefitzer für Personen, und Sachschaden nimmt die Kammer erst dann Stel- lung, wenn die Regierung die veranstaltete En­quete über die durch den Automobilbetrieb her­vorgerufenen Unglücksfälle veröffentlicht hat. Weil der dänische Zolltarif eine Zollerhöhung für Ein- fuhr von Silberwaren enthält, will die Kammer Schritte unternehmen, um die Erschwerung des deutschen Silberwarenimports nach Dänemark zu verhüten, umsomehr als durch die bisher abge­schlossenen Handelsverträge, besonders mit Oester- reich, dieser Jndustriezeig schwer betroffen worden ist.

Darmstadt 9. März. Das hiesige Kriegs­gericht verurteilte gestern nach zweitägiger Ver­handlung'den Wachtmeister Leyerzapf vom 25. Artillerieregiment wegen Mißhandlung Unter- gebener in 647 schweren und leichten Fällen zu einem Jahre Gefängnis. In 306 Fällen er­folgte Freisprechung. Auf Degradation wurde nicht erkannt, weil in den letzten drei Jahren keine Mißhandlungen vorgekommen sind.

Berlin 9. März. (Reichstag.) Auf eine Anfrage des Präsidenten Grafen Stolberg erklärt der Staatssekretär Graf Posadowsky, der Reichskanzler sei bereit, die Anfrage über die Schiffahrtsabgaben zu beantworten. Ich werde die Ehre haben, dem Hause den Tag mitzuteilen, an welchem die Antwort erfolgen wird. Hierauf wurde diese Interpellation der Freisinnigen und

Sozialdemokraten von der Tagesordnung abgesetzt. Es kam nunmehr die Interpellation der Zentrums­partei über die Fortführung der sozialpolitischen Gesetzgebung, insbesondere über die frühere Vor­lage, betreffend die Rechtsfähigkeit der Berufs­vereine, über das Vereins- und Versammlungs­gesetz, die Schutzvorlage für die Arbeiterinnen, Verschärfung des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb auf dem Gebiete des Ausverkaufs- Wesens u. s. w zur Beratung Nachdem Graf Posadowsky sich zur Beantwortung dieser Anfragen bereit erklärt hat, betont Abg. Trimborn (Ztr.), der Reichskanzler scheine eine Absage an das Zentrum auch in Bezug auf die Sozialpolitik gerichtet zu haben, denn als er da­von sprach, wandte er sich an die neue Mehrheit, während doch das Zentrum bisher Träger der Sozialpolitik gewesen war. Redner erörtert aus­führlich die einzelnen Forderungen und sagt, das Zentrum werde auch darüber wachen, daß in der Sozialpolitik kein Stillstand eintrete. Staats­sekretär Gras Posadowsky: Der Reichskanzler und die verbündeten Regierungen seien fest ent­schlossen, die Sozialpolitik fortzusetzen. Der Reichs­kanzler habe während des Wahlkampfes und auch hier seinen Standpunkt entwickelt, aber das Haus könne nicht erwarten, daß der Reichskanzler sich, wie Vorredner verlangt habe, auf Einzelheiten einlosse. Der vorige Entwurf über die Berufr- vereine sei ganz mißverstanden worden. Der Entwurf habe nichts anderes gewollt, als die

rechtlichen Voraussetzungen für die Eintragung der Berufsvereine schaffen. Das Mißtrauen sei daher gekommen, daß man angenommen habe, das projektierte Gesetz über die Arbsitskammern sollte sich auf das Berufsvereinsgesetz aufbauen. Davon sei aber keine Rede. Beide hatten mit­einander nichts zu schaffen und daher werde jetzt die Vorlage wegen der Arbeitskammern zuerst vorgelegt werden, wahrscheinlich in der kommenden Session. Ob und in welcher Form dann der

Entwurf über die Berussvereine folgen wird, darüber werde sich der Bundesrat noch schlüssig machen. Die Vorlage wegen des kleinen Be­

fähigungsnachweis es sei im Bundesrat schon in zw eiter Lesung beraten. Wann sie an den Reichstag komme, werde von der Geschäftslage des Hauses abhängen. Ueber die Vorlage wegen des unlauteren Wettbe­werbes sei eine bindende Erklärung noch nicht möglich. Was ferner die Arbeitszeit der weiblichen Per­sonen anlange, so meine er, daß die llstündige Arbeitszeit nicht länger aufrecht zu erhalten sei. Der Staatssekretär hofft, daß in der nächsten

Session ein solches Gesetz vorgelegt werden könne. Man werde allerdings eine Uebergangszeit schaffen müssen. Wenn der Reichskanzler erklärt habe, er denke an eine Reform des Vereins- und Ver­sammlungsrechtes, so habe er diese Zusage natür- lich nur mit der Rücksicht getan, die er dem Bundesrat schuldig sei. Aber wenn er sage, er denke daran, so sei das kein leeres Versprechen, sondern sei selbstverständlich darüber in ernste Erwägungen eingetreten und die Regierung werde jedenfalls das ihrige tun. Er bitte dann aber auch, dis betreffenden Gesetze mit Wohlwollen zu behandeln. Es folgt Besprechung der Inter­pellation. Abg. vr. Hieber (natl.) wies die Darstellung Trimborns zurück, als ob das Zentrum allein die treibende Kraft in der Sozialpolitik sei. Auch der Abgeordnete Henning (kons.) spricht sich für Fortführung der Sozialpolitik aus. Abg. Hu 6 (Soz.) erklärt, die Sozialdemokratie sei bereit, an der Sozialpolitik mitzuarbeiten, man möge nur gute Vorlagen bringen. Nach einer Bemerkung des Abg. Bruhn (d. Rfp.) erfolgt Vertagung. Montag 1 Uhr Fortsetzung, eventl. noch die Interpellation wegen Strafprozeß-Reform.

Berlin 9. März. Wenn der Reichstag schnell arbeitet, so will die Regierung ihm noch einige wichtige Vorlagen unterbreiten wie den Gesetzentwurf betreffend Einschränkung der Maje- stäts-Beleidigungs-Prozesse, ein Zivil-Pensionsgesetz (falls der Entwurf zu diesem regierungsseitig in den nächsten Wochen fertig gestellt werden kann) und den Versicherungs-Vertrag der in der vom Reichstage gewünschten Fassung erscheinen wird und großen Schwierigkeiten nicht begegnen dürste.

Berlin 9. März. Ein schweres Ver­brechen ist gestern im Norden der Stadt ver­

übt worden, wo ein 19jähriger Italiener einen 32 Jahre alten Landsmann hinterrücks nieder­stach. Mit dem blutigen Messer in der Rechten stürmte der Mörder davon und rief unter den Passanten eine Panik hervor. Nach heftiger Gegenwehr gelang es ihn festzunehmen. Rache war das Motiv seines Verbrechens.

Berlin 9. März. Zu der Frage, ob die zweite Haager Konferenz darüber beraten soll, inwieweit durch internationale Abmachungen den Rüstungen der Mächte Einhalt zu gebieten sei, hat bisher keine Negierung definitiv Stellung ge­nommen Sicher ist nur, daß England einen dahingehenden Antrag einbringen wird und zwar vor Zusammentritt der Konferenz, damit die be­teiligten Mächte sich vorher über ihren Stand­punkt klar werden können. Die englische Regierung hat sich zur Formulierung der Antrages noch eine kurze Frist erbeten

Hamburg 9. März. Die beiden Hamburger DampferElisabeth" undJörgensen Wettern" und der Fisä, Kampfer H-8. 76 sind in den letzten Februarstürmen mit 34 Mann Besatzung unter­gegangen.

Hambu rg 9. März. Der DampferMarion" ist auf der Fahrt von Charlestou nach Beaufort bis zur Wasserlinie abgebrannt. 8 Neger verbrannten.

Paris 9. März Das große Baumwollen­haus Mouzon, eine Gebäude von 150 in Länge, 5 Stockwerke hoch, ist gestern durch eine Feuers­brunst zerstört worden.

New-Dork 10. März. Nach Meldungen aus San Franziska ist die japanisch-amerika­nische Affäre noch nicht endgültig beigelegt. Die kalifornischen Behörden haben beschlossen, sich jeder japanischer! Einwanderung zu widersetzen und zwar unter Annahme eines speziellen Ein­wanderungsgesetzes, welche; allen Asiaten die Ein­wanderung untersagt. Kalifornische Abgeordnete erklärten sich ebenfalls gegen jeden Vorschlag, durch welchen den Japanern gestattet werden soll, das Naturalisatio- srecht zu erwerben.

Tanger 10. März. Bei dem Gefecht, welches am Donnerstag zwischen Negierungstruppen und den Rebellen vom Stamm Bsni Ares statt­fand, zerstörten die Truppen 7 Ortschaften. Auf Seiten der Rebellen fielen 20 Manu. Einige gerieten in Gefangenschaft Die Truppen haben am Sonnabend die Offensive wieder ausgenommen. Raisuli ist nach Tazirut geflüchtet.

Handelskammer Kalw.

Tagesordnung

für die Sitzung am Montag, den 18. März 1907, nachmittags 2'/- Uhr.

1) Wahl der Beisitzer zum Durchgang des Handels­

registers.

2) Postchek-Verfahren.

3) Ruhepausen der Gastwirtsgehilfen.

4) Errichtung einer Handelshochschule in Würt­

temberg.

5) Die Pflichten des Gläubigerausschusses im

Konkursverfahren.

6) Verkehr mit Schießwaffen.

7) Eingabe des pharmazeutischen Landesvereins

betr. den Verkehr mit Arzneimitteln.

Vorfitzend er: Schriftführer:

«ek larrret ei».

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