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gesteckt werden, um das Bier anzusaugen. Weiter ist der Gebrauch von Metallschroten verboten. Personen, die an ansteckenden Krankheiten oder an Hautausschlägen leiden, dürfen beim Abfüllgeschäft nicht Mitwirken. (Schw. M.)
Reutlingen I.März. In der Buchdruckerei der Firma Enßlin und Laiblin geriet der etwa 19jährige Buchdruckereimaschinenmeister Reichenecker gestern vormittag mit einem Arm in die im Gang befindliche Schnellpresse. Hiebei wurde ihm der Arm total zerquescht; ob eine Amputation nötig ist. läßt sich noch nicht feststellen.
Kirchheim u.T.I.März. Mit dem Bau der katholischen Kirche hier wird in nächster Zeit begonnen werden; die Baupläne, verfertigt von Architekt Cades in Stuttgart, sind bereits bei der Baupolizeibehörde eingereicht. Die Kirche wird zwischen die Schlierbacher- und Lindach- straße zu stehen kommen.
Welzheim 26. Febr. Das Herannahen des Bahnbaus Schorndorf—Welzheim, mit welchem demnächst begonnen wird, macht sich schon in vielfacher Beziehung bemerkbar; z. B. steigen die Bauplätze stark im Preis, auch hat dieser Tage eine mechanische Strumpfstrickerei die großen Räumlichkeiten zum Burgkeller auf vorerst mehrere Jahre gemietet. Angesichts der gesteigerten Güterpreise in der Nähe des projektierten Bahnhof, gebäudes — es handelt sich meist um Baumgüter — stehen der Stadtgemeinde kostspielige Grunderwerbungen bevor, so daß erwogen wird, ob nicht die projektierte Bahnhofanlage auf den unteren Wasen, der Eigentum der Stadtgemeinde ist und sehr geeignet wäre, zurückverlegt werden soll. — Die Frage der Errichtung einer Gasfabrik wird in nächster Zeit die städt. Kollegien beschäftigen.
München 28. Febr. Die Entdeckung eines lange verborgen gebliebenen M o r d s erregt hier ungeheure» Aufsehen. Seit Mai 1904 war der 22jährige Kaufmann Bernhard Hendschel, Sohn des Kommerzienrats Hendschel in Planegg, spurlos verschwunden. Verschiedene in letzter Zeit umgehende Gerüchte führten zur Verhaftung des ehemaligen Zirkusbesitzers David Niederhofer, der als Freund des verschwundenen gegolten und, wie die Nachforschungen ergaben, mehrere Hendschel einst gehörige Pretiosen an hiesige Juwelenhändler verkauft hat. Auf dem Areal des ehemaligen Zirkus „Bavaria" auf der Theresienwiese wurden ausgedehnte Nach- grabungen nach der Leiche des Verschwundenen veranstaltet. Heute mittag wurden das Skelett, Stiefel und Kleidungsstücke des Ermordeten in einer Tiefe von 2 Meter gefunden. In der Westentasche befand sich noch ein Zwanzigmarkstück.
München 1. März. In den Resten einer Westentasche wurde bei der Leiche der Hentschel
eine goldene Uhr und ein 20-^t-Stück gefunden, sowie eine Geldbörse mit 70 ^ Es geht jetzt die Version, daß Hentschel im Zirkus erschossen wurde und daß die Wertsachen entweder in der Eile oder um einem späteren Verdacht zu begegnen, bei der Leiche gelassen worden sind. Es gewinnt den Anschein, daß ein förmliches Komplott zur Beseitigung des Hentschel bestanden hat. Die Polizei sucht auch einen angeblichen Kaufmann Philipp Laßmann, der vor kurzem 2 Vs Jahre Zuchthaus wegen Wechselfälschung und anderer Betrügereien verbüßt hat. Ebenso dringend wird der Varwtö-Agent für photographische Vergrößerungen namens Groß gesucht. Niederhöfer soll dem Untersuchungsrichter gestanden haben, daß er von dem Morde an Hentschel gewußt habe, aber nicht er, sondern der polizeilich verfolgte Leopold Groß, der angeblich in Wien sein soll, habe das Verbrechen begangen. Bei der Leiche des Hentschel wurde auch ein Fläschchen Gift gefunden.
Berlin 1. März. (Reichstag.) Präsident Graf Stolberg eröffnet die Sitzung. Am Bundesratstisch: Graf Posadowsky, Frhr. v. Stengel, v. Tschirschky. Fortsetzung der Etatsberatung. Zunächst stellt Kontreadmiral Capelle die durch die Blätter gegangene Nachricht richtig, daß Marinesoldaten an den Flottenverein während der Wahlkampagne abkommandiert worden seien; es sei vielmehr richtig, daß einige Leute sich während ihrer freien Zeit einen Nebenverdienst zu verschaffen suchten. Sobald der Staatssekretär Kenntnis erhalten habe, habe er diese Beschäftigung untersagt. — Fürst Hatzfeld (Rp.) fuhrt aus: Im Vergleich zu früher nehmen die Parteifragen bei den Verhandlungen einen weiten Raum ein. Alle Parteien haben beim Wahlkampf mehr oder weniger gesündigt. (Sehr richtig!) Wenn auch der Flottenverein gesündigt habe, so seien doch dessen'Verdienste anzuerkennen. (Sehr wahr! rechts.) Das Volk habe kein Interesse daran, daß hier stundenlange Parteireden gehalten werden; es verlange positive Arbeit. (Lebhafte Zustimmung rechts.) Es habe ihn gefreut, daß der Reichskanzler den Reichstag zu positiver Arbeit aufgerufen. Dazu gehöre die Reform der Börsensteuer. Wenn der Abg. Gamp neulich eine Vereinfachung der Versicherungsgesetze befürwortet habe, so werde man auch eine Revision des Krankenkassengesetzes vornehmen. In erster Linie sind wir auf die Mitarbeit der nationalliberalen Partei angewiesen. Der Redner hofft schließlich, das deutsche Volk werde immer weiter von der Sozialdemokratie abrücken, vorausgesetzt, daß die Regierung und der Reichstag keine großen Fehler machen. (Lebh. Beifall.) Abg. Semmler (natl.) erklärt, aus den Worten des Abgeordneten Gröber habe ein elegischer Unterton geklungen, eine Trauer über verringertes Macht- gesühl (sehr richtig! bei den Nationalliberalen), und sicherlich sei das Zentrum mit seinem Verhalten vor der Auflösung nicht im Recht gewesen, vor Allem auch nicht mit der Bahn bis Ketmannshoop. Diese Bahn sei und bleibe für Proviant- und Truppen-Nachschübe unerläßlich. Das Zentrum habe auf die Regierung den Zwang ausüben wollen.
vom 81. März ab nicht mehr als 5000 Mann in den Kolonien zu lassen. Das sei unannehmbar gewesen. Redner hofft, daß die nationale Mehrheit sich dauernd findet, um zu verhindern, daß das Zentrum solche nationale Maßnahmen durchkreuzen könnte. Das Zentrum sei beherrscht von irredentem Machtgefühl, Gehässigkeit und unbegrenzter Rechthaberei. (Gelächter im Zentrum.) Redner widerspricht sodann der gestrigen Aeußerung des Abgeordneten Gröber, daß in diesem Wahlkampf der Kulturkampf zuerst von nationalliberaler Seite proklamiert worden sei. Weiter stellt Redner fest, daß das Zentrum skrupellos ein Dutzend Wahlkreise den Sozialdemokraten ausgeliefert habe. Den liberalen Parteien sei ja sicherlich durch die Situation eine große Verantwortung auferlegt worden. Selbstverständlich würden Konservative und Liberale an ihrer Eigenart festhalten. Abg. Singer (Soz.) meint, eine Niederlage habe die Sozialdemokratie nur in Bezug auf die Mandate erlitten. (Lachen.) Sie habe eine Viertelmillion Stimmen gewonnen und fühle sich nicht als zerschmettert, nicht als niedergeritten. Die letzte Wahl sei eine Präfektenwahl mit Regierungs-Kandidaten gewesen. Der Reichskanzler sei ein gelehriger Schüler Napoleons gewesen. Der Reichskanzler beschäftige sich mit dem sozialdemokratischen Dresdener Parteitag. Er solle sich lieber um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. (Gelächter.) Seine Fraktionsfreunde verbäten sich überhaupt auf das Ernstlichste den Ton, in dem der Reichskanzler mit den sozialdemokratischen Abgeordneten zu verkehren pflege. (Schallende Heiterkeit.) Für die Behauptung, daß die Sozialdemokr aten dem deutschen Reich ein Jena wünschten, solle der Reichskanzler Beweise erbringen. Bis er dies tue, erkläre er, Redner, die Behauptung mit seinen eigenen Worten für eine perfide Nörgelei. Die famose konservativ-liberale Paarung werde vielleicht die Folge haben, daß statt des Herrn Spahn, Herr Müller-Meiningen mit dem Zylinderhut ins Reichskanzler-Palais gehe. Einstweilen habe der Freisinn die Rechte um 32 Mandate verstärkt. Vielleicht sei dies nötig gewesen, um die Unterschrift unter den Ehepakt zu verlangen. Staatssekretär Graf Posadowsky bestreitet, daß er die ihm vom „Vorwärts" heute in den Mund gelegten Worte gesagt habe: die Ausführung des Programms des Reichskanzlers erfordere viele Millionen. Die sozialdemokratischen Redner sprechen wieder von Auspoverung der Massen durch unsere Zölle. Auch berufen sie sich auf das freihändlerische England. Bei unS sei die Belastung der Menge durch Zölle auf notwendige Lebensmittel geringer als in dem sogenannten freihändlerischen England. (Gelächter links.) Abg. Winkler (kons.) bittet darum, daß Verfassungsangelegenheiten Preußens dem preußischen Landtage überlassen werden. (Beifall rechts.) Bei der Polen- Politik der Regierung handle es sich nicht um eine aggressive Politik sondern um Repressivmaßregeln. Die preußische Regierung sei bisher viel zu langmütig gewesen. Da der Reichstag jetzt ein neues Gesicht habe, müsse von neuem versucht werden, ob die Arbeitswilligen dauernd ohne Schutz gelassen werden sollen, wobei ein Stück Staatsautorität auf dem Spiel steht. Auf die Fülle eingegangener
wie bei diesem Herrn Silas Brown ist mir noch selten begegnet," äußerte Holmes, während wir zurückwanderten.
„Also, er hat das Pferd?"
„Er versuchte es, zu leugnen; aber ich habe ihm alles, was er an jenem Morgen getan hat, ganz genau beschrieben, und er ist überzeugt, daß ich ihn dabei beobachtet haben muß. Natürlich find dir bei dem Abdruck die ungewöhnlich breiten Spitzen aufgefallen, und daß seine eigenen Stiefel genau dieselben hatten. Wie sollte sich auch ein Untergebner so etwas herausnehmen I Er war seiner Gewohnheit gemäß, der erste auf dem Platze gewesen, hatte ein fremdes Pferd bemerkt, welches über das Moor dahergetrabt kam, ging ihm entgegen und erkannte es mit Staunen an dem weißen Streifen vorn am Kopf, dem es seinen Namen verdankt. Der Zufall hatte ihm das einzige Pferd zugeführt, welches den Renner besiegen konnte, auf den er sein Geld ausgesetzt hatte. Das alles sagte ich ihm, und schilderte ihm dann, wie sein erster Antrieb gewesen wäre, das Tier nach Kings Pyland zurückzuführen. Da habe ihm aber der Teufel den Gedanken eingegeben, auf welche Art er Silberstrahl verbergen könne, bis das Wettrennen vorüber wäre; worauf er wieder mit ihm umgekehrt sei, um ihn in Capleton zu verstecken. Al» ich ihm das alles haarklein auseinandersetzte, gab er das Leugnen auf, und war nur noch bedacht, seine Haut zu retten."
„Aber seine Ställe find doch durchsucht worden."
„Bah, ein alter Pferdehändler wie Brown versteht sich auf allerlei Kniffe."
„Aber, fürchtest du denn nicht, das Pferd in seiner Gewalt zu lassen, da er ein Interesse daran hat, ihm Schaden zuzufügen?"
„Er wird es hüten, wie seinen Augapfel, liebster Freund. Nur wenn er es gesund und heil zum Vorschein bringt, darf er auf Gnade hoffen."
„Oberst Roß sieht mir nicht gerade aus wie jemand, der sehr geneigt wäre, Gnade für Recht gelten zu lassen."
„lieber die Sache hat auch der Oberst nicht zu entscheiden. Ick ver
fahre stets nach eigener Methode und teile den andern so viel oder so wenig mit, wie mir beliebt. Das ist der Vorteil, wenn man kein ange- stellter Beamter ist. Ich weiß nichtj ob du bemerkt hast, Watson, daß der Oberst mich etwas von oben herab behandelt, dafür will ich mir jetzt einen kleinen Spaß auf seine Kosten machen. Erwähne gegen ihn nichts von dem Pferde."
„Gewiß nicht ohne deine Erlaubnis."
„Das alles hat ja natürlich nur sehr geringe Bedeutung im Vergleich zu der Frage, wer John Straker getötet hat."
„Und willst du das jetzt zu erforschen suchen?"
„Bewahre; wir kehren beide mit dem Nachtzug nach London zurück."
Ich war bei diesen Worten meines Freundes wie vom Donner gerührt. Daß er eine Untersuchung, die mit so glänzendem Erfolg begonnen hatte, wieder aufgeben wollte, nachdem wir uns kaum ein paar Stunden in Devonshire aufgehalten, schien mir ganz unbegreiflich. Doch konnte ich nichts mehr aus ihm herausbringen, bis wir wieder in Strakers Wohnung angekommen waren. Der Oberst und der Inspektor erwarteten uns im Besuchszimmer.
„Wir fahren mit dem Nachtschnellzug zur Stadt zurück, mein Freund und ich," erklärte Holmes. „Ihre köstliche Luft hier hat uns bei dem kleinen Ausflug sehr wohl getan."
Der Inspektor machte große Augen, und um den Mund des Obersten zuckte es spöttisch.
„Sie geben also die Hoffnung auf, den Mörder des armen Straker festzunehmen?" sagte er.
Holmes zuckte die Achseln. „Die Sache hat ihre große Schwierigkeiten. Dagegen ist gegründete Aussicht vorhanden, daß Ihr Pferd nächsten Dienstag am Rennen teilnehmen wird. Halten Sie jedenfalls den Jockey in Bereitschaft. Jetzt möchte ich Sie nur noch um eine Photographie von I John Straker bitten." (Fortsetzung folgt.)