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Das glaube ich nicht, Mutter!" entgegnete er bestimmt.Ein Mädchen wie sie verkauft sich nicht!"

Ja, aber was denkst Du denn sonst?"

Sie weiß das von damals mit der Gräfin. Und darüber kann sie nicht hinweg!"

Dann ist sie falsch unterrichtet!" rief die alte Frau grollend.

Vielleicht!" sagte er apathisch.Aber was nützt das alles? Die Sache ist aus?"

Und ich glaube doch, wenn Du früher gekommen wärest!" fing sie noch einmal an.Denn- ich lasse es mir nicht ausreden: Der alte Doktor hat sie beschwatzt und sie fürchtet sich jetzt, noch zurückzutreten!"

Wenn du recht hättest, würde ich mich wahrlich nicht grämen. Denn dann hätte ich mich wohl böse in ihr getäuscht! Aber verlaß Dich drauf, Mutting, das ist ganz ausgeschlossen!" erklärte er und stand auf, um das qualvolle Gespräch abzubrechen.

Mein armer Junge!" murmelte die alte Frau, mit den Tränen kämpfend, und legte ihm die Arme um den Hals.

Er küßte sie auf die Stirn und machte sich sanft los, weil er fühlte, wie ihn der Schmerz übermannte.

Fährst Du noch in die Stadt zum Landrat?" fragte sie, ihm kummer­voll nachblickend.

Ich muß wohl!" antwortete er und schritt hinaus.

Es dämmerte bereits, als Hubert Erdmann den Wagen bestieg, der ihn in die Kreisstadt bringen sollte. Aber der leuchtende Schnee auf den Fluren hielt das Halbdunkel heute länger fest als an den vorhergehenden Tagen. Frau Erdmann sah es mit Befriedigung, denn sie hatte einen für ihr Alter ganz tüchtigen Weg vor. Gleich nachdem Hubert fort war, ließ sie sich ihren Pelzmantel bringen, barg die Hände in dem alten, aber gut konservierten Nerzmuff und wanderte über die weite Ackerfläche hin nach Fichtenstein zu, um im Sanatorium Holzbecher den weiblichen Arzt wegen ihrer Gallensteine zu konsultieren. Es hieß das eigentlich den Teufel an die Wand malen, weil sie seit drei Jahrs so gut wie nichts von diesen menschlichen Mneralien gespürt hatte. Aber da sie bei dieser Gelegenheit einen weit schwereren Stein vom Herzen loszuwerden hoffte, so ließ sie sich das nicht viel anfechten.

Der wohlgenährte Hausmeister der Anstalt, die Vertrauensperson sämtlicher Doktoren und Patienten, riß die etwas verschwommenen Aeuglem, wer weiß wie weit auf, als er in der Besucherin, die da im Dämmer­stündchen die Glocke gezogen, Frau Erdmann von Klein-Selkow erkannte. Besuch aus der Nachbarschaft gehörte nicht gerade zu den Alltäglichkeiten im Sanatorium. Der Hausmeister war in jüngeren Jahren Kutscher bei Schollmayers gewesen und hatte manch kalte Nacht auf Klein-Selkow auf seinen damals nochhöllisch seßhaften" Herrn warten müssen. Von da­mals her dampfte noch ein schwaches Räuchlein punschduftiger Dankbarkeit durch seine alkoholfreudige Seele. Frau Erdmann hatte dem Wartenden manche Herzstärkung angedeihen lassen. Er verbeugte sich daher respektvoll, wie vor einem Patienten der ersten Trinkgelderklasse und sagte:

Ei, das ist ja Madam Erdmann! Was führt denn gnädige Frau zu uns ?"

Ich möchte die Frau Doktor sprechen!" erklärte halblaut die Greisin.

O, die Frau Doktor?" entgegnete er flüsternd und zog die niedrige Stirn in ungeheuerliche Falten.Die ist leider nicht mehr zu sprechen. Die ist nämlich, was man so sagt, futsch!"

Was heißt das, Ginsterbusch?"

Er warf erst einen mißtrauischen Blick nach dem Seitenflügel zu den Privatgemächern des Direktors, ehe er Auskunft gab.

Es hat heute gleich nach dem Tisch einen fürchterlichen Krach ge­geben bei uns. Der Alte war, was man so sagt, rein aus dem Häuschen vor Wut. Da hat sie denn stantepeh ihre Sachen gepackt und ist abgefahren!"

Für immer?"

Er nickte.

Der Diener sagt, er hat sie heiraten wollen, und sie hat keine Lust dazu gehabt und, was man so sagt, ihr Glück mit Füßen getreten!" meinte er mit behaglicher Wichtigkeit. Die alte Frau, die sonst Dienstbotentratsch nicht ausstehen konnte, war beinahe froh über das Gerücht.

Das verstehen Sie nicht, Ginsterbusch!" entgegnete sie tadelnd.Ich hätte auch keine Lust dazu gehabt an ihrer Stelle! Aber wohin ist sie denn nun so über Hals und Kopf?"

Nach Wildenberg zu Landrats. Fräulein von Berkau ist ja eine Freundin von ihr!" berichtete der Hausmeister.

Wie sich dar aber dumm trifft!" murmelte die alte Frau nachdenklich. Hubert war ja auch zu Landrats gefahren. Wenn sie das hätte ahnen können, wäre sie einfach mitgekutscht. Einen glausiblen Grund dafür hätte sie schon ausfindig machen wollen!

Sind denn Madam Erdmann leidend?" erkundigte sich Ginsterbusch teilnehmend.Oder wollten Sie Frau Doktor in anderen Angelegenheiten"

Ich habe Gallensteine, Ginsterbusch !" befriedigte die alte Frau seine Neugier, nicht ohne ein bißchen rot dabei zu werden.

Ja, das soll manchmal höllisch fix kommen!" orakelte er, um seine Fachkenntnisse anzudeuten.Wir hatten mal eine Russin hier; die auch daran litt, und wenn sie gerade ihren Anfall kriegte, wär' sie am liebsten, was man so sagt, die Wände raufgekrabbelt vor Schmerzen!"

Das ist schon so!" bestätigte die alte Frau und wandte sich zum Heimweg.Na, guten Abend, Ginsterbusch!"

Jetzt kam ein Schlitten angeklingelt mit einer Dame, der ein hübscher Knabe zur Seite saß. Frau Erdmann warf einen flüchtigen Blick auf die neuen Gäste, erwiderte den ehrerbietigen Gruß des Rosselenkers, der an der nahen Bahnstation eine kleine Gastwirtschaft inne halte, und wanderte durch den Schnee davon. _ (Fortsetzung folgt-s

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