Einer der Diebstähle wurde mit der größten Frechheit ausgeführt. Der Hausbesitzer war kurze Zeit außer dem Hause, die Ehefrau dagegen be> fand sich in der nebenanliegenden Stube. Der Dieb betrat das Zimmer, öffnete die Kommode, entnahm derselben 80 ^ und verschwand. Die Ehefrau glaubte, der Mann sei zurückgekommen und mache sich an der Kommode zu schaffen.

Horb 8. Febr. Gestern Abend wurde hier ein Eisenbahnwagen fetter Hammel vermut- lich nach Haslach verladen, in dem benachbarten Eutingen mußte der Wagen abgehängt werden, da auf dieser kurzen Strecke <3 Stück derselben erstickt waren; auf welche Weise das möglich war, ist bis jetzt noch ein Rätsel. Den Käufer der Tiere, Metzgermeister Franz in Haslach, trifft ein empfindlicher Schaden.

Nordstetten OA. Horb 8. Febr. Hier wurde heute vormittag aus Anlaß des 25jähr. Todestags von Berthold Auerbach im Beisein einer stattlichen Teilnehmerschaft aus nah und fern am Geburtshaus der Dichters eine Erinne- rungstafel enthüllt. Die Uebergabe an die Ge« meinde Nordstetten vollzog Geh. Hofrat Pros. Otto Güntter. Der Feier am Geburtshaus war ein schlichter Gedächtnisakt am Grabs Auer­bachs vorausgegangen.

Heilbronn. Seit längerer Zeit liefen Klagen über die schlechte Beschaffenheit der Milch ein, welche hiesige Abnehmer von dem Milchhändler Friedrich Brändle in Ellhofen, OA. Weinsberg, bezogen, Mehrfache Kontrollierungen führten zu keinem überweisenden Ergebnis, weshalb der Ver­dacht entstand, die Milch werde erst nach' vorge­nommener Kontrolle innerhalb der Stadt verfälscht. Dieser Verdacht fand durch eine am 28. Januar vorgenommene überraschende Untersuchung seine volle Bestätigung: die 24 Jahre alte Tochter Karoline Brändle. welche seit mehreren Jahren die Milch für ihren Vater hierher liefert, hatte in mehreren Milchkannen etwa 30 Liter Wasser verborgen, das sie ihrem Zugeständnis gemäß dazu benützte, die von ihr eingeführte Milch nach statt­gehabter Kontrolle zu verfälschen und dann an die Kunden zu verkaufen. Die Brändle brachte täglich etwa 75 Liter Milch in die Stadt und verkaufte hier etwa 115 Liter; sie hat also der Milch annähernd 40 Liter Wasser beigemischt und ihre Kunden damit betrogen. Die chemische Untersuchung der Milch hat bis zu 40"/» Wasser- zusatz nachgewiesen- Strafgerichtliche Untersuchung ist eingeleitet.

Mergentheim 7. Febr. Dem heutigen Schweinemarkt wnrden zugeführt: 382 Saug- und 18 Läuferschweine. Es kostete ein Paar Saugschweine 2445 Läufer 5272 ^ Etwa ein Drittel blieb unverkauft

Ulm 7. Febr. (Strafkammer.) Bis zum Sept. v. Js. kamen in dem Manufaktur-

waren- und Aussteuergeschäft von C. Doll hier Warendiebstähle von erheblichem Umfang vor, als deren Verüberinnen sich gestern 8 vormalige Ladnerinnen des Geschäfts vor der Strafkammer zu verantworten hatten. Es kam dabei zutag, daß die Beschuldigten teils selbst sich allerlei Waren, worunter hauptsächlich Aussteuerartikel, aus dem Geschäft genommen haben, teils sich solche gegen- festigverkauften", wobei entweder nur geringe oder gar keine Zahlungen geleistet wurden. Auf diese Weise und durch Wegnahme von Rabatt­sparmarken wurde da» Doll'sche Geschäft um etwa 2800 ^ geschädigt. Eine der Beteiligten wurde freigesprochen, die andern, Mädchen im Alter von 1726 Jahren, erhielten Gefängnisstrafen im Umfang von 10 Tagen bis zu 2 Monaten, wobei die erlittene Untersuchungshaft jeweils zur An­rechnung kam. Außer den Diebinnen hatten sich 3 Frauen, varunter waren 2 die Mütter von diesen, wegen Hehlerei zu verantworten; eine der Mütter ging straffrei aus, die übrigen erhielten 2 bezw. 3 Wochen Gefängnis.

Konstanz 8. Febr. Der frühere Expreß­gutbestätter Höfel, der kürzlich vom Schwur­gericht in der gemeldeten Eheaffaire (Höfel hatte bekanntlich den Liebhaber seiner treulosen Frau durch zwei Schüsse aus einem Terzerol in Brust und Rücken tödlich verwundet) freigesprochen worden ist, wurde seitens der Generaldirektion wieder angestellt. Diese Wiederanstellung ist Höfel wohl zu gönnen, da er gerechtfertigt aus der Gerichtsverhandlung hervorging und das Ver­trauen des Publikums ungeschmälert genießt.

Plankstadt b. Schwetzingen 5. Febr. Als Kuriosum dürfte von hier zu berichten sein: Heute früh fand die Vergebung der freigewor­denen Polizeidienerstelle statt Es hatten sich 5 Bewerber gemeldet. Anwesend waren in der Gemeinderatssitzung der Bürgermeister und 4 Gemeinderäte. Bei der Abstimmung erhielt jeder der 5 Bewerber je eine Stimme. (!)

Wimpfen 8. Febr. In einem Stalls des Klosters hier brach Feuer aus, das auch das Kloster selbst ergriff und die ganze Westseite in Brand setzte. Auch die Klosterkirche, die viele und reiche Kunstschätze barg, war gefährdet, wurde aber Dank der angestrengten Tätigkeit der Feuer­wehr gerettet.

Berlin 8. Febr. Die polnische Landtags- Fraktion hat darauf verzichtet, ihre Haltung be­züglich des polnischen Schulstreiks in einer besonderen Interpellation gegenüber der Staatsregierung zum Ausdruck zu bringen, nament­lich weil sie befürchtet, die erforderliche Unter­stützung zu einer solchen Interpellation nicht zu erhalten. Aus diesem Grunde will sie ihre Klagen und Beschwerden bei Beratung des Kultus- Etats Vorbringen.

Berlin 8. Febr. Nach den letzten der Kolonial-Zeitschrift zugegangenen Nachrichten ist es dem Hauptmann Dominik in Kamerun ge­lungen, die seit langer Zeit unbotmäßigen Makka-Häuptlinge zur friedlichen Unterwerfung zu bringen. Im Makka-Gebiet soll eine Militär- Station angelegt werden. Gegenwärtig hat Dominik den Auftrag, eine fahrbare Straße von Nangabokko über Bertua nach den Quellen des Gume-Fluffes anzulegen.

Berlin 8. Febr. Die Blätter berichteten dieser Tage, daß der ultramontaneBayrische Kurier" vertrauliche Briefe veröffentlicht habe, die während der Wahlkampagne zwischen dem Reichskanzler und dem Vorsitzenden des Deutschen Flottenvereins, General Keim, gewechselt worden sind und die nur durch Einbruch oder Diebstahl zur Kenntnis des offiziellen bayrischen Zentrums­organs gekommen sein können. DieVoss. Ztg." teilt hiezu mit, daß die Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen schweren Diebstahls ein­geleitet hat

Mailand 8. Febr. Bei der Explosion eines Sauerstoffbehälters wurde dem Besitzer der deutschen Apotheke, Hans Nikolai aus Leip­zig der Kopf vollständig abgerissen, sodaß er auf der Stelle tot war.

Mailand 8. Febr. Der Schneefall in ganz Oberitalien dauert fort. Besonders in Modena und Parma liegt der Schnee sehr hoch. In den Provinzen mußten die Kleinbahnen und die Straßenbahnen den Betrieb einstellen.

Pensa (Rußland) 8. Febr. Der Gou­verneur Alexandrowski, bekannt als General­bevollmächtigter des Roten Kreuzes im russisch­japanischen Krieg, wurde beim Ausgang aus dem Theater durch einen Revolverschuß getötet. Weitere Schüsse des Attentäters streckten den Ge­hilfen des Polizeimeisters, einen Schutzmann und einen ihn verfolgenden Theaterdekorateur niever. Der Mörder wurde schwer verwundet ins Hospital gebracht, wo er starb. Ueber den Mordanschlag werden noch folgende Einzelheiten berichtet: Als der Gouverneur gestern nach Schluß der Vor­stellung das Theater verließ, drängte sich ein junger Mensch durch das Publikum an ihn heran und feuerte einen Revolverschuß auf ihn ab, der den Gouverneur ins Genick traf und den sofor­tigen Tod herbeiführts. Nachdem der Mörder auch den Gehilfen des Polizeimeisters niedergestreckt hatte, bevor dieser seinen Revolver abzufeuern vermochte, flüchtete er in das Theater, wo der Direktor versuchte, den Mörder zu ergreifen; dieser feuerte auf den Direktor, traf aber nicht ihn, sondern einen Schutzmann, der tot zusammen­brach. Der Regisseur, der gleichfalls den Mörder festzuhalten versuchte, erhielt eine schwere Schuß­wunde. Die entstandene Verwirrung benutzend, flüchtete der Mörder darauf in die Damengarderobe

Ich danke ergebenst!" entgegnete er aufspringend.Aber es ist doch ein gutes Wort, was Sie da gesagt haben. Und wenn ich es meiner Mutter erzähle, wird sie zufrieden damit sein. Denn dieser kleine Wett­lauf war beinahe noch schöner als eine Tanzprobe, für die meine gute Mutter nämlich schwärmt!"

Eine Tanzprobe?" fragte sie erstaunt und ließ sich von ihm den Schnee von den Kleidern klopfen. Wie ist das zu verstehen?"

Das ist eine richtige kleine Geschichte, Fräulein Rümelin! Oder muß ich wiederFrau Doktor" sagen?"

Sie wehrte es unter einer reizenden Protestgebärde ab und er fuhr fort:

Meine Mutter hat nämlich ein köstliche« Rezept, um das gute Herz einer jungen Dame sicher zu ergründen!" Und nun erzählte er ihr, wie seine Mutter ihn hatte bewegen wollen, Fräulein Regina Kolbitz in eine kleine Temperamentfalle zu locken.

Und warum haben Sie es nicht getan?" fragte sie schalkhaft verlegen.

Da antwortete er von seinen Empfindungen fortgerissen:

Und das fragen Sie mich, Fräulein Rümelin?"

Sie sah ängstlich zur Seite und das Herz stand ihr fast still vor Schreck über den verräterischen Klang feiner Stimme.

Aber ich bitte sehr, Herr Erdmann" sagte sie unsicher und fing an, dem Ufer zuzufahren. Indessen so leicht wollte er sie sich denn doch nicht entgehen lassen. Er blieb hart an ihrer Seite und flüsterte leiden­schaftlich :

Ach, daß ich Sie liebgewonnen habe, Fräulein Lenore, müssen Sie ja längst fühlen. Und Ihre Hast, mir jetzt zu entfliehen, beweist es auch!"

Kein Wort weiter, Herr Erdmann!" bat sie erregt.

Es muß mir von der Seele herunter, was ich die Tage her in

meinem Kopfe hin und her gewälzt habe. Sie müssen mich ganz aus- sprechen lassen!"

Ich muß nach Haus!" sagte sie zögernd und lenkte dem Ufer zu, da sie in die Nähe des Platzes gelangt waren, von dem aus ihr Heimweg zu erreichen war.

So werde ich Sie begleiten!" erklärte er entschlossen und entledigte sich seiner Schlittschuhe. Und indem er ihr nun Ritterdienste leistete und auch ihr die Stahlschuhe von den zierlichen Lederstiefelchen löste, klang es leidenschaftlich bewegt, von seinen Lippen:

Wie lange hatte ich die Hoffnung aufgegeben, noch einmal ein Wesen zu finden, das mir so ganz das Herz ausfüllen könnte, wie einst Jngeborg Walter! Da kamen Sie, Lenore! Und schon an jenem Morgen, als ich Sie drüben am Waldrand fand, wo Sie in Ihrer schlichten Weise dem armen Taglöhnerkind Hilfe leisteten, schlug mir das Herz in stillem Entzücken. Seitdem habe ich Sie so lieb gewonnen, daß ich erkenne, wie gut es das Schicksal doch mit mir meint, trotz der langen, öden Jahre voll schweigsamen Entbehren« und grüblerischer Trauer! Und wenn nur ein Fünkchen von Neigung in Ihrem Innern für mich glüht, so lassen Sie mich jetzt nicht ohne Hoffnung von sich gehen. Lenore, ich bitte herzlich, sagen Sie nun ein Wort, ein einziges, das mir eine Aussicht bietet. Ich will ja gerne warten!"

Sie sah, fassungslos von diesem heißen Ausbruch seiner Empfindungen auf sein leicht gewellter Haar herab und große, schwere Tränen rollten ihr aus den schönen Augen. Ach, am liebsten hätte Sie dieses Haupt in ihre Hände genommen und ihm mit einem Kuß die Antwort gegeben, die ihr Herz mit jeder neuen Blutwelle diktieren wollte. Aber sie dachte an Jn­geborg und was sie ihr geschrieben. (Fortsetzung folgt.)