./V 24. Amts- und Snzeigeblatt für den sezirk Salm. , 8 S. zahrgm»,.
Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag. Sam S- lag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Ergebnis der Reichstagswahl im VII. Württ. Wahlkreis.
Die am 5. Februar 1907 vollzogene engere Wahl eines Abgeordneten zum deutschen Reichstag im VII. Württ. Wahlkreis hat nachstehendes Ergeb-
nis geliefert:
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Wahlberechtigte
Abstimmende
Gültige Stimme»
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Calw
Herrenberg
Nagold
Neuenbürg
5810 4681 5351 4384 5364 4622 6787! 4840
4638
4377
4612
4785
2286 2352 1448 ! 2929 2525 i 2087 3587 1198
23312!18527118412 9846 8566
Hienach ist Heinrich Schweickhardt, Kaufmann in Tübingen, als gewählt verkündigt worden. Calw, 9. Februar 1907.
Wahlkommissär. Regierungsrat Voelter.
Tagesttenigkeiteu.
Teinach. (Egsdt.) Dem Glasermeister Schrägte von hier wurde im vorigen Jahre von der Zentralstelle für Handel und Gewerbe für eine ausgeführte Preisarbeit eins Anerkennung zuteil. In diesem Jahre wurde demselben für seine Arbeit — Fenster mit geschweifter Sprosseneinteilung — der erste Preis zuerkannt.
Neuenbürg 8. Febr. Durch böswillige Täter sind dem Fischzüchter Wittum in Pforzheim 40000 Stück junge Forellen in seiner Brutanstalt an der Enz durch Ablenkung des Wasserzuflusses getötet worden. Der Schaden beträgt mehrere Hundert Mark.
Sormts«, den IO. Februar 19O7.
AbonnemrntSpr.ind. Gtadtpr. Aiertelj. Mk.1.iüinel.TrägerI. Bterteljährl. PostLvzugSpreiS ohne L-stellg. f. d. OrtL- u. Nachbar- ortSverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20Pfg.
Böblingen 7. Febr. Der heutige Jahrmarkt, der vom Wetter, wenn auch etwas frisch, im ganzen wiederum begünstigt war, war ver- hältniimäßig mit Vieh aller Gattungen gut befahren. Bei Fettvieh war gegen den letzten Markt ein kleiner Preisrückgang zu verzeichnen. Dagegen hielt sich Einstellvieh aus den seitherigen hohen Presten. Fette Ochsen zahlten 1000 bis 1240 Zugochsen 750—1000 ^ da: Paar. Kühe kosteten 300—530 fette Rinder 250 bis 320 ^ und Einstellrinder 130—250 ^ per Stück. — Der Schweinemarkt war ebenfalls gut befahren, aber es entwickelte sich bei gedrückten Preisen ein flaues Geschäft, lodaß manches Stück unverkauft blieb. Milchschwsine galten 20—40 Läuferschweine 40 —80 ^ per Paar.
Stuttgart 8. Febr. Die Württem- bergische zweite Kammer, wie sich jetzt die Kammer der Abgeordneten nennt, hat in ihrer ersten Sitzung, in der zunächst noch der Alterspräsident Bantleon präsidierte, sich mit der Frage der Legitimation der Abgeordneten beschäftigt und ein längeres Referat des Abg. Dr. von Kiene entgegengenommen, das dieser namens des ständischen Ausschusses erstattete. Es wurde nun beschlossen, die Gewählten ohne Ausnahme für legitimiert zu erklären, die Abg. Andre-Oberndorf und Dr. Nübling-Münsingen, jedoch nur vorläufig unter dem Vorbehalt der späteren Prüfung und Entscheidung durch die Kammer. Die Anfechtungsschriften und Aktien über diese beiden Wahlen, gehen der morgen zu wählenden Legitimationskommission zu. Nunmehr folgte die Heuer politisch besonders interessante Wahl des Präsidenten. Der Namensaufruf ergab die Anwesenheit von 90 Abgeordneten. ES fehlte nur der Abg. Schlichte (Ztr.), der beurlaubt war; der Alterspräsident zählte nicht mit. Die Abstimmung ergab 56 Stimmen für Payer, der, da absolute Mehrheit den Ausschlag gibt, wiedergewählt war, was teilweise mit lauten Bravorufen begleitet wurde. Das Zentrum hatte für vr. v. Kiene gestimmt, der 23 Stimmen erhielt. Auf Staatsrat v. Balz fielen 8 Stimmen, auf Liesching und Walter je eine; außerdem wurde ein weißer
Zettel abgegeben. Präsident v. Payer hielt nun die übliche Dankesrede, in der er um Unterstützung und Nachsicht bat und versprach sein bestes dranzugeben, um die Geschäfte eifrig und unparteiisch zu leiten und die Ordnung, das Ansehen und die Würde des Hauses nach allen Richtungen zu wahren. Es wurde dann der Einlauf mitgeteilt, in dem sich der Etat, der Entwurf einer Bauordnung und ein Ausführungsgesetz betr. den Unterstützungswohnsitz befinden. Das Zentrum hat seine parlamentarische Wirksamkeit durch die Stellung von 7 Anträgen sozialpolitischer Natur begonnen. Ein weiterer Antrag bezieht sich auf die Revision der Geschäftsordnung. Diese 7 Anträge betreffen die Vereinigung der Gewerbeaufsichtsbeamten zur Erledigung wichtiger und schwieriger Geschäfte zu i einem unter dem Ministerium stehenden Kollegium ! unter Hinzuziehung von Arbeitgebern und Arbeitern, ! die Einführung gemischter Arbeitskammern, die Unterstützung derjenigen Gemeinden, denen durch den außerordentlichen Schneefall besonders hohe Kosten erwachsen sind, eine Revision der Gebäudebrandversicherung zu Gunsten der Versicherten, die Beseitigung der immer noch sich zeigenden Mängel im Submissionsverfahren, eine Revision des Beamtengesetzes und Uebcrnahme der Fleischbeschaugebühren auf die Bundesstaaten. Morgen finden die Wahlen der Vizepräsidenten, der Schriftführer und der Mitglieder mehrerer Kommissionen statt.
S tuttgart 8. Febr. (Vom Landtage). Die Neueinrichtung des Seniorenkonvents ist glatt zu Stande gekommen. Der Seniorenkonvent hat schon heute Abend seine erste Sitzung abgehalten: Zu denselben gehören außer dem Präsidenten v. Payer jeweils die beiden Vorstände aller Fraktionen und zwar vom Zentrum: vr. v. Kiene und Gröber; von der Volkspartei: Liesching und Schmidt; von der Deutschen Partei: Peof.vr. Hieberund Staatsrat v. Balz; vom Bund der Landwirte; Haug- Langenau und Kraut; von der Sozialdemokratie: Keil und Hildenbrand.
Neckarrems 8. Febr. In letzter Zeit wurden hier 3 Diebstähle verübt, ohne eine Spur von den Dieben entdecken zu können.
Dlls Doktor-Frimlem.
Novelle von Alwin Römer.
(Fortsetzung)
Es war Hubert Erdmann, der da als Retter in der Not erschienen war Ein Entschluß hatte sich in ihm ausgereift, in den Tagen seiner Abwesenheit. Er wußte nun, daß es eine große, starke Neigung war, die sein Herz noch einmal gefangen genommen hatte, und er wollte um Lenoren werben, wie auch seine Mutter sich entscheiden mochte. Wie eine gütige Fügung erschien es ihm, daß er der Geliebten hier begegnete, noch ehe er den Fuß über die Schwelle des eigenen Heims gesetzt hatte und der Wunsch wallte mächtig in ihm empor, die Gelegenheit beim Schopfe zu fassen und sich die Entscheidung über seine Zukunft auf der Stelle zu holen. Als der fröhliche Krieg durch gegenseitigen Zuruf zu einem ehrenvollen Waffenstillstand für beide Teile geführt worden war, wollte er endlich Lenoren begrüßen und sie zu einem kurzen Spaziergang an seiner Seite bewegen. Aber sie halte die letzten Augenblicke des Getümmels benutzt und war auf ihren Schlittschuhen hurtig davongefahren, als könne sie fliehen vor der herzklopfenden Unruhe, die sich ihrer bemächtigt hatte
Enttäuscht sah er sich überall um, bis sie hinter dem Gebüsch einer vorgeschobenen Uferpartie wieder sichtbar wurde. Da ließ er sich hastig von dem größten der Jungen die Schlittschuhe geben, schnallte sie an und jagte hinter ihr drein. Sie hatte eine Ausbuchtung der Teiches erreichen wollen, von der aus ihr Weg direkt nach Fichtenstein hinüberführte. Doch wie sie nun merkte, daß sie verfolgt wurde und nicht mehr dazu kommen würde, die Schlittschuhe abzuschnalleu, bevor Hubert Erdmann sie erreichte,
sauste sie. von einer seltsamen Angst erfaßt, nach der östlichen Verbreiterung des Teiches hinüber, die von der Dorfjugend wegen noch bestehender Einbruchgefahr sorglich gemieden wurde. Auch sie hatte man vor dieser Stelle gewarnt. Aber in diesen Augenblicken war ihr das alles gleichgültig. Ihre scheue Mädchenhaftigkeit hatte es wie durch ein zu ihr üderströmendes Fluidum erkannt, was in der Seele dieses Mannes zur Reife gediehen war. Ach. und dos durfte nicht fein! Es war ja nur eine nutzlose Qual, die sie sich und ihm ersparen mußte. Wie ein Pfeil fast schoß sie vor- wärts. Aber die Angst um ihr Leben, die ihn nun befiel, verdoppelte auch seine Kräfte. Der Zwischenraum, der sie trennte, wurde kleiner und kleiner. Nun waren es nur noch wenige Meter und jetzt konnte er sie fast mit dem Arm erreichen. Von drüben her klang aus den Kehlen der nachspähenden Kinder ein Helles ..Hurra" herüber. Da machte sie eine letzte verzweifelte Anstrengung. Aber er hatte damit gerechnet und kam ihr in einen: sausenden Bogen zuvor. Wie sie zur Seite ausweichen wollte, streifte er sie hart und wie mit einem Zauberschlage hatte die wilde Jagd ihr Ende gefunden. Beide hatten sie das Gleichgewicht verloren und kamen Seite an Seite zu Fall.
Hubert Erdmann holte tief Atem nach dem tollen Lauf. Ihm war trotz des Falles ungeheuer wohl. Doch ihr. in deren Ohren das Blut in jähen Stößen brauste, hatte der Atemzug wie ein leises Stöhnen gelungen. Sie raffte sich zusammen und erhob sich. Und nun fragte sie angstvoll sich zu ihm niederbeugend: „O, Gott, Herr Erdmann, haben Sie sich sehr wehe getan?"
Da lachte er hell auf und sah ihr in das glühende Gesichtchen.
..Nein, liebes Fräulein", flüsterte er dann, „ich fühle so gut wie nichts Aber Sie —?"
„Ich? — O, mir ist nichts geschehen, doch vorläufig handelt es sich um Sie!"