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Beginn neuer Unterrichtskurse an der K. Fachschule für Feinmechanik, einschl. Uhrmacherei und Elektromechanik, in Schwenningen a. R.
An der unter Aufsicht der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel stehenden staatlichen Fachschule für Feinmechanik in Schwenningen beginnen am 2. Mai d. I. wieder neue Unterrichtskurse.
Der Zweck der Fachschule ist, durch praktischen und theoretischen Unterricht in den verschiedenen Zweigen der Feinmechanik, einschl. Uhrmacherei und Elektromechanik, für diese Gebiete ebensowohl tüchtige Gehilfen und Werkführer als selbständige Gewerbetreibende heranzubilden.
Der Unterricht an der Fachschule umfaßt 3 ordentliche Jahreskursc für angehende Fein- und Elektromechaniker sowie Groß- und Taschenuhrmacher, welche mit einer Schlußprüfung (Gehilfenprüfung) abschließen, sowie im kommenden Schuljahr einen einjährigen höheren Fortbildungkurs mit anschließender Meisterprüfung insbesondere für solche Gehilfen der Fein- und Elektromechanik, welche sich in besonders gründlicher und umfassender Weise für die spätere selbständige Betreibung ihres Gewerbes oder für die Versehung von Werkführerstellen in der Großindustrie vorbereiten wollen.
Anmeldungen sind zu richten an den Schulvorstand, Prof. Or. Göpel, in Schwenningen, von welchem auch Schulprogramme und Auskünfte erhalten werden können.
Stuttgart, 5. Januar 1907.
Mosthaf.
Blitzabletterkurs.
Es ist beabsichtigt, an der K. Fachschule für Feinmechanik in Schwenningen einen Kurs zur Unterweisung von Schlossern, Mechanikern, Flaschnern, Eleltromonteuren usw. im Entwurf, Bau und Prüfung von Blitzableiteranlagen vom 4.-9. Februar d. I. abzuhalten. Zu dem Kurs werden im Lande ansässige, selbständige Handwerker und ältere Gesellen, in erster Linie solche, welche im Begriff sind, sich selbständig zu machen, zugelassen. Ein Unterrichtsgeld wird nicht erhoben. Auswärtigen minderbemittelten Teilnehmern können auf Ansuchen als Beitrag zu den Reisekosten die Auslagen für eine Rückfahrkarte vom Wohnort nach Schwenningen ersetzt werden. Gesuche um einen solchen Beitrag find Weich bei der Anmeldung anzubringen.
Anmeldungen zur Teilnahme an dem Kurs sind durch Vermittlung der Gemeindebehörde des Wohnorts oder des Vorstandes einer örtlichen gewerblichen Vereinigung bis spätestens 25. Januar 1907 an die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel einzureichen. Die Gemeindebehörden und die Vorstände der gewerblichen Vereinigungen werden ersucht, bei der Vorlage der Anmeldungen sich darüber zu äußern, ob die Angemeldeten nach ihrer Ausbildung und ihren Fähigkeiten voraussichtlich in dcr Lage sind, mit Erfolg an dem Kurs sich zu beteiligen.
Aus den Anmeldungen sollen im übrigen ersichtlich sein: Namen, Beruf, Berufsstellung (ob selbständig oder Geselle), Wohnort und Alter der Angemeldeten.
Stuttgart, 12. Januar 1907.
Mosthaf.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung von Unterrichtskursen über Obstbaumzucht.
Im kommenden Frühjahr wird wieder ein Unterrichtskurs über Obstbaumzucht an der K. landwirtschaftlichen Anstalt in Hohenheim und an der K. Weinbauschule in WeinSberg sowie erforderlichenfalls noch an anderen geeigneten Orten abgehalten.
Hiebei erhalten die Teilnehmer nicht nur einen leicht faßlichen, dem Zweck und der Dauer des Kurses entsprechend bemessenen theoretischen Unterricht, sondern auch eine geeignete praktische Unterweisung für die Zucht und Pflege der Obstbäume. Zu diesem Zweck sind dieselben verpflichtet, nach Anweisung des Leiters des Kurses in der Baumschule und in den Baumgütern der betreffenden Lehranstalt die entsprechenden Arbeiten zu verrichten, um die Erziehung junger Obstbäume, die Veredlung, den Baumschnitt und die Pflege älterer Bäume praktisch zu erlernen.
Die Dauer des Kurses ist auf zehn Wochen — acht Wochen im Frühjahr und zwei Wochen im Sommer — festgesetzt.
Der Unterricht ist unentgeltlich; für Kost und Wohnung aber haben die Teilnehmer selbst zu sorgen. Außerdem haben dieselben das etwa bei dem Unterrichte notwedige Lehrbuch, die erforderlichen Hefte, sowie ein Veredlungsmesser, ein Gartenmesser und eine Baumsäge anzuschaffen, was am Ort des Kurses selbst geschehen kann.
Die Gesamtkosten für den Besuch des Kurses mögen nach Abzug der Arbeitsvergütung noch ca. 150 betragen.
Unbemittelten Teilnehmern kann ein Staatsbeitrag bis zu 50 in Aussicht gestellt werden.
Für ihre Arbeit erhalten die Teilnehmer nach Ablauf der ersten vierzehn Tage eine tägliche Vergütung von 35 Pfg.
Bedingungen der Zulassung sind: zurückgelegtes siebzehntes Lebensjahr, ordentliche Schulbildung, gutes Prädikat, Uebung in ländlichen Arbeiten. Vorkenntnisse in der Obstbaumzucht begründen einen Vorzug.
Gesuche um Zulassung zu diesem Unterrichtskursus sind bis längstens 20, Februar d. I. an „das Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden. Den Aufnahmegesuchen sind beizulegen:
1. ein Geburtsschtin;
2. ein Schulzeugnis;
3. ein Nachweis über die Uebung des Bewerbers
in landwirtschaftlichen Arbeiten und etwaige
Vorkenntnisse in der Obstbaumzucht;
4. wenn der Bewerber minderjährig ist, eineEin- willigungserklärung des VaterS oder Vormunds, in welcher zugleich die Verbindlichkeit zur Tragung der durch den Besuch des Kurses erwachsenden Kosten, insoweit solche nicht auf andere Weise gedeckt werden, übernommen wird;
5. ein von der Gemeindebehörde des Wohnsitzes deS Bewerbers ausgestelltes Prädikatszeugnis, sowie eine Bescheinigung derselben darüber, daß der Bewerber bezw. diejenige Persönlichkeit, welche die Verbindlichkeit zur Tragung der durch den Besuch des Kurses erwachsenden Kosten für denselben übernommen hat, in der Lage ist, dieser Verpflichtung nachzukommen;
6. wenn ein Staatsbeitrag erbeten wird, was zutreffendenfalls immer gleichzeitig mit der Vorlage des Aufn ah meges uchs zu geschehen hat, ein gemeinderätliches Zeugnis über die Vermögens- und Familienverhälinisse des Bewerbers und seiner Eltern, sowie einen Nachweis darüber, ob die Gemeinde, der landwirtschaftliche Bezirksverein, oder cine andere Korporation dessen Aufnahme befürworten und ob dieselben ihm zu diesem Zweck einen Beitrag und in welcher Höhe zugesagt oder in Aussicht gestellt haben.
Die Zuteilung zu den verschiedenen Kursen behält sich die Zentralstelle vor, es wird hiebet die Entfernung zwischen dem Wohnort des Bittstellers von dem einen oder anderen Ort deS Kurses, soweit möglich, in Betracht gezogen.
Die Bezirks- und Gemeindebehörden, sowie die landwirtschaftlichen Vereine werden auf diese Gelegenheit zur Heranbildung von Bezirks- und Gemeindebaumwärtern besonders aufmerksam gemacht mit dem Ersuchen, geeignete Persönlichkeiten zur Beteiligung an diesem Kursus zu veranlassen. Stuttgart, 18. Januar 1907.
v. Ow.
Tagesneuigketten.
c? Calw 2s Jan. Am gestrigen Sonntag hielt der Bezirksverein für Geflügelzucht und Vogelschutz im Bad Hof hier seine Generalversammlung, zu der sich von hier und auswärts eine große Zahl seiner Mitglieder eingefunden hatte. Im Anschluß an die Begrüßung der Versammlung gab der Vorstand, Hr. Lehrer Fischer einen Ueberblick über die im abgelaufenen Jahr erledigten Vereinsangelegenheiten und über das vom Verein sowohl auf dem Gebiete der Geflügelzucht als auch des Vogelschutzes Geleistete. Der Rechenschaftsbericht des Kassiers Hr. Jul. Zapp lautete günstig wie auch der Mitgliederstand ein befriedigender ist. Die Jahreseinnahmen belaufen sich auf ^ 334.40, die Ausgaben auf 302.50, dasVereinsvermögenbeträgt-^t 401.61. Im Verlauf der allgemeinen Diskussion der Vereins- angelegenheiten sprach Hr. Kaufmann Knecht über die Notwendigkeit des Vogelschutzes und über die von ihm in dessen Ausübung gemachten guten Erfahrungen; während im vorigen Sommer und Herbst überall die Bäume infolge Raupenfraßes fast völlig entlaubt dastanden, seien in seinem Garten, in welchem er zahlreiche Nistgelegenheiten für Meisen etc. geschaffen und entsprechend geschützt habe, die Bäume schön belaubt und mit Früchten reich behängen gewesen und von Raupenfraß völlig verschont geblieben. Seine interessanten Ausführungen fanden allseitige Zustimmung. Nach der üblichen Verlosung, die des Guten und Schönen sehr viel bot, richtete der Vorstand noch an die
Geflügelzüchter die Aufforderung, die kommende Zuchtperiode fleißig auszunützen und jetzt schon darauf hinzuarbeiten, daß der Verein bei der voraussichtlich im Frühjahr 1908 hier stattfindenden Ausstellung der Gauvereine des mittleren Schwarzwaldgaus mit Ehren bestehen könne und schloß sodann die in allen Teilen schön verlaufene Versammlung.
Calw 28. Jan. Der Taglöhner Karl Kurz reiste gestern von Stuttgart nach Ostelsheim, in der Absicht, seine bei ihrem Vater, einem Bahnwärter an der Stuttgarter Linie sich aufhaltende Frau zu erschießen. Er feuerte durch das Fenster zweimal nach seiner Frau, ohne zu treffen, und stieg dann in die Wohnung ein. Der Schwiegervater wehrte sich mit seinem Seitengewehr und verletzte hiebei den Kurz erheblich. Ter Letztere wurde auf der Flucht in Schafhausen angehalten und verhaftet.
* Calw 30. Jan. Der Jahrgang 1907 der Schwarzwaldvereinsblätter bringt in seiner Januarnummer einen interessanten Aufsatz „Studien aus Kentheim OA. Calw" von Max Bach, der die Aufmerksamkeit der Leser in unserer Gegend besonders auf sich ziehen dürfte. „Aus Liebenzell" werden uns 4 schöne Ausnahmen von dem bekannten Schwarzwaldphotographen Blumenthal in Wildbad mit begleitenden Worten von C. M. vorgeführt. „Im Gebiet der Teufelswühle (Wirklichkeit und Sage)" ist GA. Volz- Heilbronn wohlbekannt und sucht auch die Schwarzwaldfreunde damit bekannt zu machen. Schullehrer Huber teilt aus Grund einer Handschrift von dem verstorbenen Pfarrer Köhler in Mcnschalken- zimmern ei e „Beschreibung Dornhans vor 100 Jahren" mit K Koch b-klagt den Untergang der Rume Urnberg," eins Viertelstunde südlich von Rohrdori bei Eutingen gelegen. „Was vor 300 Jahren beim Graben in und um Stuttgart alles gefunden wurde" schildert Theodor Schön. Dem verstorbenen Oberförster Schauwecker in Wildberg widmet L einen warmen Naä-ruf. Der Schriftleiter wünscht in einer Zuschrift an die Leser, es möge ihm zur Bearbeitung eines Aufsatzes Material über die Schliche und Gänge der Wilderer mitgeteilt werden. In starkem Wachsen ist der Pforzheimer Bezirksverein begriffen, es sind ihm nach dem Mitgliederverzeichnis 165 neue Mitglieder beigetreten. Die Einsendungen „Aus den Bezirksvereinen" bilden den Schluß der reich illustrierten und inhaltsvollen Nummer.
. Calw. Wie im vorigen Jahr, so schloß auch Heuer der Turnverein die Reihe der Weihnachtsfeiern der hiesigen Vereine. Der Besuch war, wie gewöhnlich, sehr groß. Eröffnet wurde die Feier mit der Gabenverlosung, nach deren Beendigung man viele vergnügte Gesichter sehen konnte; der Versuch, nur Naturalgaben anzunehmen und kein Geld mehr, für welches dann Gewinne eingekauft wurden, ist gelungen. Nach der Polonaise, an der sich über 50 Paare beteiligten, kam die Glanznummer deS Abends: Die turnerischen Aufführungen der Damenriege. Sie bestanden aus 2 hübschen Aufmärschen mit Musikbegleitung, Stabübungen mit eigenartigen Zwischenübungen, Keulenschwingen und Kreisen. Die Uebungen, von dem Leiter der Riege, Herrn Julius Zapp selbst zusammengestellt, zeigten die große turnerische Begabung desselben. Die Ausführungen waren hervorragend und stellten außergewöhnliche Anforderungen an Geist und Körper der turnenden Damen; nur durch eisernen Fleiß und unermüdliche Arbeit konnten so glänzende Erfolge erreicht werden. Reicher Beifall belohnte die Riege und ihren vorzüglichen Turnwart. Nach einem eingeschobenen Tänzchen kam das Liederspiel „Die wilde Toni", später der Schwank „Wurscht wider Wurscht" zur Aufführung. Hier zeigte sich, daß die Turner auch zum Theaterspielen Talent haben. Beide Stücke wurden vorzüglich gespielt und ernteten großen Beifall. Von jetzt an wurde sehr fleißig dem Tanz gehuldigt und mit großer Ausdauer die sehr reichhaltige Tagesordnung erledigt. Gewiß werden sämtliche Teilnehmer mit Stolz und Vergnügen auf den schönen Abend zurückblicken.
2. Wildberg 29. Jan. Letzten Sonntag nachmittag hielt der landwirtschaftliche Bezirksverein Nagold in der „Krone" seine Hauptversammlung unter dem Vorsitz von Oberamtmann Ritter ab. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete ein sehr interessanter Vortrag des Herrn Rüdiger aus Stuttgart, Vertreter der Staßfurter Kaliwerke, über: „Die Ernährung der