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landwirtschaftlichen Kulturpflanzen." Ausgehend von der Unzulänglichkeit der Stallmistdüngung verbreitete sich der auf diesem Gebiet erfahrene Redner eingehend über die Anwendung des Kunstdüngers. Er beant­wortete hiebei folgende Fragen: 1. Welche Stoffe braucht die Pflanze? 2. Wann ist die richtige Zeit des AuSstreuens von Kunstdünger? 3. In welcher Zusammensetzung ist der Kunstdünger anzuwenden auf Wiesen, Klee- und Getreidefeldern? Dabei warnte er besonders vor einseitiger Düngung und erwähnte die von ihm in Ebhausen, Effringen und Gültlingen angestellten Versuche bei verschiedenen Boden- und Fruchtarten, die sich vorzüglich bewährt haben und beweisen, wie die richtige Anwendung des Düngers und zur richtigen Zeit bedeutend höhere Erträge unserer Felder ermöglicht. Bezüglich des Einkaufs der künstlichen Düngemittel gab Redner folgende Ratschläge: Kaufet im Großen, kaufet auf Analysenausfall, kaufet nie Mischdünger. Der Vorsitzende sprach dem Redner für seinen lehrreichen Vortrag den Dank der Anwesenden aus.

Frankfurt a. M. 29. Jan. Auf der Station Groß-Karben fuhr gestern Abend nach 9 Uhr der von Basel kommende Schnellzug Frankfurt a. M.Hamburg Nr. 75 auf einen Rangierzug. Beide Maschinen des Schnellzugs sind entgleist und sehr beschädigt. Der Heizer Koch aus Gießen wurde getötet. Schwer verletzt wurde der Lokomotivführer Pappert aus Frankfurt und der Heizer Gallins aus Gries­heim. Ferner wurde verletzt der Führer des Güterzugs, Gern ant aus Gießen. Der Frank­furter Rettungszug mit Arzt und Hilfspersonal traf 10 Uhr hier ein. Von den Reisenden soll niemand ernstlich Schaden genommen haben. Im Postwagen, der direkt den 2 Maschinen des Schnell­zugs folgte, waren 11 Postbeamte, von denen keiner verletzt wurde. Beide Hauptgeleise waren auf mehrere Stunden gesperrt.

Wien 29. Jan. Kaiser Franz Josef hat in seiner Gratu'ationsdepesche an Kaiser Wilhelm zu dessen Geburtstag den deutschen Kaiser auch zu dem Ausfall der Reichstagswahlen be­glückwünscht. Ebenso gratulierte der Minister des Aenßern, Baron Aehremhal dem Botschafter Grafen Wedelt zu dem erfreulichen Ergebnis der Reichstagswahlen.

Kingston 29. Jan. Drei neue Erd­stöße sind gestern hier verspürt worden, die den Einsturz einer Anzahl beschädigten Häuser zur Folge hatten. Zahlreiche Personen sind dabei verunglückt.

Ein gräßliches Grubenunglück.

Das Grubenunglück im Königlichen Saarbergwerk Reden , ist, was den Verlust an Menschenleben betrifft, das größte, welches sich bisher in diesem Revier ereignete. Die Un­glücksstätte ist 2000 m in nordwestlicher Richtung entfernt vom Förderschacht Die Strecke ist teil­weise durch Pferdeleichen gesperrt, dadurch werden die Rettungrarbeiten ungemein erschwert. Von den 600 Mann, welche zur Frühschicht anfuhren, konnten sich 3 Abteilungen in Stärke von etwa 450 Mann durch den Gegenortschacht bei Bildstock retten. Die übrigen 150 Mann befinden sich größtenteils in zusammengebrochenen Schächten

und gelten als unrettbar verloren. Die Rettungsmannschaften der umliegenden Gruben arbeiten unter Leitung des Vorsitzenden der König­lichen Bergdirektion Gehetmrat Krümmer mit großer Bravur, können aber der giftigen Nach­schwaden wegen nur sehr langsam Vordringen. Auf der offenen Strecke wurden bis zur Stunde 15 schrecklich verstümmelte und verbrannte Leichen gefunden. Werksbeamte der Gruben versicherten am Schacht, daß die Rettungsarbeiten mindestens eine Woche beanspruchen würden. Das ganze Grubenterrain ist von einer vieltausendköpfigen Menge umlagert und es spielen sich herzzerreißende Szenen ab, wenn eine neue Hiobsbotschaft vom Schachte herübergetragen wird.

Die Explostonskatastrophe auf der Reden- Grube stellt sich als viel größer und schrecklicher heraus, als man Montag früh annehmen konnte. Bis mittags schätzte man die Zahl der Toten bereits auf 160. Im Laufe des Vormittags wurden 50 verwundete Bergleute ans Tageslicht gefördert, von denen etwa 35 dem Tode verfallen dürften. Das Schicksal einer ganzen Abteilung ist noch unbekannt. Die Explosion erfolgte früh zwischen 7 und 8 Uhr. Am Nachmittag mußten die Retiungsarberten eingestellt werden, da an der Unglücksstelle ein Brand ausgebrochen war. Man schätzt die Zahl der Toten auf über 180. Bisher wurden nur 50 Bergleute lebend zu Tage gebracht.

Paris 29. Jan. Der Präsident der Republik hat an Kaiser Wilhelm folgendes Telegramm gerichtet: An S. M., Deutscher Kaiser, König von Preußen, Berlin. Mit tiefem Be­dauern erfahre ich die furchtbare Explosion schlagender Wetter, welche unter den Bergleuten des Bildstockschachtes der Grube Reden so viele Opfer gefordert hat. Es liegt mir am Herzen, E. M. mein aufrichtiges Mitgefühl auszusprechen und Anteil zu nehmen au der Trauer der so grausam heimgesuchtenBergwerksbevölkerung. (gez.) Falliäres.

Vermischtes.

Die Zahl der evangelischen Missionsschulen wird nach einer zuverlässigen Berechnung jetzt auf 24 557 angegeben. In diesen Säulen werden 1170700 Schüler und Schü­lerinnen unterrichtet. Hievon sind 1339 höhere Schulen, zum Teile vom Rang einer Hochschule. Die übrigen sind Volksschulen einfacher und ein­fachster Art. Welch' eine Fülle von Arbeit für die religiöse wie für die weltliche Bildung in nicht christlichen Ländern von den evangelischen Missionaren geleistet wird, zeigen diese Zahlen am besten. Die Zahl der Bibelübersetzungen betrug im Jahre 1905 482. Und zwar ist die ganze Bibel in 101, das Neue Testament in weitere 127 Sprachen übersetzt, außerdem gibt es noch Uebersetzungen von einzelnen Teilen der Bibel in 254 andern Sprachen und Dialekten.

(Eingesandt.)

Erwiderung.

Der Herr Verfasser des Eingesandt" in der Montagsnummer ds. Bl., der sich gegen die Gründung eines liberalen Vereins wendet, scheint von den Aufgaben und Zielen der liberalen Vereine

recht wenig zu wissen. Sonst würde er nicht diesen Verein in eine Linie mit den bestehenden politischen Parteiorganisationen stellen und von einer weiteren Parteizersplitterung reden. Wenn jener Herr sich mit der Entwickelung des Libera­lismus in den letzten Jahren etwas näher befaßt hätte, so könnte er allerdings keinen Zweifel darüber haben, daß es sich bei den liberalen Vereinen nicht um neue Parteigründungen handelt, sondern um die Einigung aller liberalen Männer, ohne Rücksicht auf ihre etwa schon bestehende Zu­gehörigkeit zu einer der vorhandenen Mittelpar­teien und mit dem Endziel des Zusammenschlusses des gesamten bürgerlichen Liberalismus. Daß in dieser Richtung gerade bei uns viel zu tun ist, hat doch der Wahlkamps genügend erwiesen. Daß der jungliberale Verein seiner programmäßigen Aufgabe der Betonung des liberalen Gedankens innerhalb der nationalliberalen Partei, sich bei uns in keiner Weise gewachsen gezeigt hat, wird jeder Unbefangene zugeben; über die Haltung der Jungliberalen in dieser Reichstagswahl herrscht ja rechts und links eine seltene Einmütigkeit des Urteils. In unserer Stadt aber, in welcher einer der leitenden Männer der Gemeinde in öffent­licher Versammlung eine Wahlunterstützung des Zentrums durch den Bauernbund gegen die bür­gerliche Demokratie als etwas Harmloses und Berechtigtes darzustellen und zu entschuldigen be­müht war, ohne daß die anwesenden Führer der Deutschen Partei oder der Jungliberalen ein Wort der Entgegnung gefunden hätten, in unserer Stadt kann jeder Schritt zur Zusammenfassung des entschiedenen nationalen Liberalismus nur begrüßt werden.

Was endlich die Angriffe des Herrn Ver­fassers des . Eingesandt" auf die Persönlichkeit des Einberufers jener Versammlung betrifft, so würde er bei etwas Sachkenntnis und Objektivität des Urteils sich sagen muffen, daß die von ihm kritisierte politische Entwicklung der angegriffenen Persönlichkeit im ganzen dieselbe Entwicklung war, wie sie der geistige Begründer und Führer der liberalen Vereine, Naumann selbst, durchgemacht hat, zu dem doch heute Zehntausende der Besten des deutschen Volkes mit Verehrung und Bewun­derung emporblicken und der auch stets bei den Besten seiner Gegner von der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken gerechte Würdigung ge­funden hat. Ist denn politische Weiterentwicklung der Persönlichkeit und das Streben nach Erkennt­nis des Besten eine Schande, oder schwebt dem Herrn Verfasser desEingesandt" die allerdings immer gleiche, konservative Haltung der Zentrums- wählermaffen als politisches Ideal vor?

Reklameteil.

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Amtliche und Privatanzeigen.

S-mmenharbt.

Stangenverkauf (rottanuene).

Am Freitag, de« 1. Februar 1907, von vormittags 9 Uhr an, kommen aus hies. Gemeindewald Tannenhau zum Verkauf:

Baustangen: 61 St. I s, 38 St. Ib, 30 St. II. Klasse, Hopfenstangen: 468 St. I., 296 St. II., 17 St. m., 143 St. IV., 123 V. Klasse,

Hagstangen: 18 St. i., 93 St. II., 24 St. ill. Klasse. Zusammenkunft beim Anker in Kentheim.

Den 28. Januar 1907.

Gemeinderat.

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Zur Besprechung betr. FastnachtSveranstaltnngen werden unsere Mtglieder (Damen und Herrn) auf Donnerstag, de« 31. ds.. abends 8 Uhr, ins Waldhorn eingeladen.

Handwerkskammer Reutlingen.

Gesellenprüfungen.

Wir machen bekannt, daß an Stelle des von seinem Amte zurückgetretenen Herrn Privatiers G. Schlattcrer Herr Uhrmachermeister K. Zahn zum Vor­sitzenden unserer Gesellenprüfungsausschüsse bestellt worden ist. Anmeldungen und Anfragen wollen deshalb an die letztere Adresse gerichtet werden.

CH. Fr. Fischte. H. Freytag.

Stadl Calw.

Randstein-Lieferung.

Die Lieferung von ca. 280 lfd. m bearbeiteten Randsteinen von Sand­stein zur Herstellung von erhöhten Gehwegen soll in Akkord vergeben werden.

Voranschlag und Bedingungen liegen beim Stadtbauamt zur Einsicht auf, woselbst auch diesbezügl. Angebote bis längstens Montag, den 4. Februar,

vormittags 10 Uhr, eingereicht werden wollen.

Den 30. Januar 1907.

Stadtbanamt.

Hohnecker.

Frachtbriefe,

Begleitscheine für Expreßgut, Packctadrefsen zum aufkleb*« «nd AnhSngeadrefse« sind -u habe« in der Druckerei d*. DL