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Verlag: Der Enztäler, G. m. b. H. Druck: C. Meeh'sche Bnchdruckerei, Inhaber Fr. Biesinger, Neuenbürg.

Amtsblatt für 6as Oberamt Äleuenbürg

Nr. 204

Montag den 3. September 1934

92. Jahrgang

9er Austausch -er Arbeitsplätze

Eine österreichische Forderung

Berlin, 2. September.

TerAngriff" hat sich über einzelne Aragon der neuen Verordnung über die Verteilung und den Austausch von Arbeits­kräften mit dem zuständigen Referenten der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung und Arbeitslosenvermittlung in Verbindung gesetzt. Bei einer Unterhaltung mit Negie­rungsrat Dr. Timm ergaben sich folgende besondere Gesichtspunkte:

Wird sich das neue Gesetz aus die Gestal­tung des Arbcitsmarktes dauernd aus­wirken?"

Das Gesetz will die normale Gliederung wie­der Herstellen. Durch die unorganische Miß­wirtschaft in den vergangenen Jahren sind die Verhälltnisse völlig zerrüttet gewesen. Nach der Berufszählung im Jahr 1925 gab es im Reich insgesamt 18 Millionen Beschäf­tigte. Davon waren 8 Millionen Jugendliche, also rund 4 0 v. H. s ä m t l i ch e r B e s ch äs- t i q t e n waren Jugendliche unter 2 ö'Jahren ein unglaublich großer Pro­zentsatz!"

So ist die Dauer des Gesetzes also unbe­schränkt."

Jawohl, das Gesetz gliedert sich :n Zwei Teile, in Austausch von Arbeitsplätzen, der jetzt vorgenommen wird und zeitlich begrenzt ist; und in künftige Einstellung des Arbeiters oder Angestellten unter 25 Jahren, die durch das Gesetz endgültig geregelt wird, um die normale Gliederung des Arbeitsmarktes wie­der herzustellen."

Mit wem verhandelt das Arbeitsamt über die Durchführung?" ^

Mit den Betrieben direkt. Zur Erleichte­rung der Durchführung werden zuerst die großen Betriebe über 20 Arbeitskräfte erfaßt, während die kleineren Betriebe nur aus ve- sondere Anforderung ersaßt werden."

Werden von der Aktion sämtliche Jugend­liche erfaßt?" ^

Es bestehen bestimmte Vorschriften über die Jugendlichen, die in dieSondercutwn einbegriffen sind. Daneben werden natürlich die sozialpolitischen Voraussetzungen geprüft. Daneben gibt es noch eine Anzahl anderer Berufe, bei denen ein Ausscheiden aus dem Arbeitsprozeß der Vernichtung der Epinenz gleichkvmmt. Ich denke an Künstler,

Theaterangestellte usw. jN solchen Fällen muß der Betriebsführer die Einzel­heiten aus dem Meldeblatt vermerken. Es erfolgt dann eine genaue Prüfung, und es treten dieselben Vorschriften wie die für Beschäftigung Jugendlicher bei solchen beiten, für die sie sachlich besonders geeignet

sind, in Kraft." . , ^ ,

Zu welchem Termin erfolgt das Ausscheiden der Jugendlichen? Besteht nicht die Gefahr einer unfreiwilligen Arbeitslosig­keit in einer bestimmten Zeitspanne zwischen Ausscheiden aus der Arbeit und Wieder­unterbringung?" .

Nein, die Gefahr besteht nicht.. Die ju­gendlichen werden zu dem Zeitpunkt entlassen, zu dem sie vom Ar­beitsdienst übernommen werden können. Natürlich kann der Betriebsfüh. rer die Möglichkeit der vorsorglichen Kündi­gung gebrauchen, um den Jugendlichen ar vem Jenpunrr an oem er angesoroerk nnro, sofort abgeben zu können."

Was geschieht, wenn unsoziale oder st a a t s f ei n d li ch e B e t r i e b s füh r e r versuchen, die Durchführung der Verordnung zu sabotieren?"

Mit dieser Möglichkeit beschäftigt sich die Anordnung direkt nicht. Es tritt aber hier 8 6 des Gesetzes zum Schutze der nationalen Arbeit ein. Der Betriebsführer ist danach verpflichtet, seine sozialpolitischen Maßnah­men im Vertrauensrat zu erörtern. Zu die­sen sozialpolitischen Maßnahmen gehört die Durchführung der neuen Verordnung zwei­felsohne."

Wer Jugendliche ohne Zustimmung des Arbeitsamts einstellt, wird automatisch, aus Meldung der Polizei hin, bestraft. In allen anderen Fällen erfolgt Anzeige vom Landes­arbeitsamt."

Die ln Prag erscheinende ZeitungBohemia' ihrer deutschfeindlichen Berichterstattun« on der Rerchsregierung bis zum 30 . Novembe, -I. für das Deutsche Reich verboten worden.

die

Ar-

Bundeskanzler Schuschnigg verlangt völliges Selbstbestimmungsrecht

Innsbruck, 2. Sept. Innsbruck prangte am Sonntag zu Ehren der Landesgedenkfeier 1809 in reichem Flaggenschmuck. Schon in,den frühen Morgenstunden kamen Zehntausende Tiroler Schützen in ihren Trachten in Son­derzügen und Kraftwagen in Innsbruck an. Vor dem Denkmal Andreas Hofers hielt Bun­despräsident Miklas und Landeshauptmann von Tirol, Dr. Stumpf, und Generaloberst Dankel Ansprachen. Nach ihnen sprach Bun­deskanzler Dr. Schuschnigg etwa folgendes:

Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß nicht ein Fußbreit deutscher Boden dieses Landes irgendwann und irgendje­mand überantwortet wird, weil wir ver­antwortlich sind für die Zukunft. Man muß sich dann endlich damit abfinden, daß wir Oesterreicher die Selbstbestim­mung in Anspruch nehmen.

In einer Zeit wie heute kann es keinen Wettstreit der Parteien geben. Den Zeitpunkt, wann wir unser Volk zum Bekenntnis rufen werden, aber gewiß nicht in der Form der letzten Volkswahlen, diesen Zeitpunkt werden wir Oesterreicher selbst bestimmen.

Wir wollen Wächter und Bürgen nicht nur der Kultur unseres Volkes, sondern auch des Friedens in und außerhalb unserers Vater­landes sein. Darum der Kampf um die Frei­

heit und Selbstbestimmung, die wie ich ausdrücklich hier feststellen will von allen Staaten gleichermaßen zu achten ist. Es ist viel von der Befriedung im Lande die Rede. Jawohl, wir wollen den Frieden mit allen, denen der Glaube an das Vaterland und die Liebe zum Vaterland gemeinsam im Herzen sitzt, und angesichts der Erinnerung an die Helden von 1909 rufen wir einander zur Be­sinnung. Aber zwei Voraussetzungen: Es darf keine Waffen geben außer in den Händen derer, die bereit sind, sich für das Vaterland zur Verfügung zu stellen. Geheime Waffen­lager, die man für alle Fälle reserviert, sind ausgeschlossen, und es muß die klare Erklä­rung kommen, daß man nichts zu tun haben will mit den Methoden des Terrors, daß man einverstanden ist mit dem Grundsatz: Oester­reich den Oesterreichern! Und wenn ich noch ein drittes sagen darf: So sehr uns allen die Befriedung im Volke am Herzen liegt, so sehr wir betonen, daß wir nichts Unterlasten wollen, zu einem vernünftigen Frieden im Volke zu kommen, so klar ist es mir, daß wir nicht zu diesem Frieden kommen können, so lange irgendwo irgendeine Emigrantenpolitik den Ausschlag gibt. Die Geschichte lehrt: Emigrantenpolitik ist nie aufüauend und nie positiv.

Fremde Polizei

Genf, 1. Septeniber.

Der 58. Vierteljahresbericht der Regie- cungskomrnisfion des Saargebietes wird in Rens veröffentlicht. Er verbreitet sich, wie immer, über die wirtschaftliche, soziale, poli­tische und verwaltungstechnische Lage iw Saargebiet.

Gleichzeitig veröffentlicht das Völkerbunds- kekretariat einen Brief des Präsiden­ten der R e g i e r u n g s k o mini ss i o r an öen Generalsekretär des Völkerbundes vom 17. August 1934, in dem Einzelheiten über das Ergebnis der Prüfung de: im Büro des Arbeitsdienstes gefunde­nen Akten mitgeteilt werden.

Die Kommission begnüge sich heute damit die Aufmerksamkeit des Völkerbundsrates vor allem aus die Tätigkeit des Ar­beitsdienstes zu lenken, die eine Ab< teilung der Deutschen Front bilde. Aus die­sem Grunde fühle sich die Negierungskom- Mission auch verpflichtet, Abschriften dei wichtigsten Dokumente dem Völkerbundsrat gleichzeitig vorzulegen. Das wichtigste sei hier ein Brief vom 6. Oktober 1933, aus deni hervorgehe, daß 10 000 junge Saarländer in den Freiwilligen Arbeitsdienstlagern in Deutschland außerhalb des gewöhnlichen Dienstes eine besondere Ausbildung für den Saarkampf erhalten sollten. Aus einem anderen Dokument gehe hervor, daß ein besonderer Kredit von 12 Millionen RM. für den Unterhalt dieser 10 000 jungen Saar­länder zur Verfügung gestellt werde.

im SaarlaiÄ?

Alles in allem handelt es sich bei den ui dem Bericht angeführten Punkten um längst widerlegteSensationen" über den Arbeits­dienst. Daß der nationalsozialistische Arbeits­dienst ein Heer von Friedenssoldaten ist, das scheint offenbar sehr schwer zu begreifen sein. Bezeichnend ist auf alle Fülle, daß die Ne- gierungskommissiön von der an sie ergange­nen Einladung, die Arbeitslager zu besuchen, bis jetzt keinen Gebrauch gemacht hat.

Der Zweck des Berichtes ist an sich durch­sichtig. durch den an die Wand gemalten Ernst der Lage", soll gleichzeitig wieder ein­mal gezeigt werden, wienotwendig" es ist, fremde Polizeitruppen ins Land zu ziehen.

Sondierungen bei der Schwerz m Sachen Saarpollzei?

Wie die Genfer ZeitungLa Suisse" wis­sen will, soll bei der Schweiz auch schon eine Sondierung wegen einer etwai­gen Einstellung von Schweizern in die Saar Polizei durch Regierungen stattgesunden haben, die an der Volks­abstimmung im Saargebiet interessiert seien. Wan wolle offenbar vermeiden, daß der Völkerbundsrat im Sinne der Forderung von Knox seinen Antrag stellt, ohne vorher über die Haltung der betreffenden Länder unterrichtet zu sein. Das Blatt bestätigt, daß der Bundesrat in dieser Frage noch zu kei­nem Entschluß gekommen sei. Diese Frage solle bis Ende der kommenden Woche noch Weiter geprüft werden.

Dm die Verpaezuiig

Hunderttausend«

Oie Verptiezung der Hunderttausend;; ank dem Reicbs- parteitag in Nürn­berg bilde: ein or- ganisawrisebes Problem kür sieb. In diesem lakrs »-erden im grasen Orukange erstmalig seldstkabrende Kü­cken eingesetzt, dis mit Dieselmotoren ausgerüstet sind. Unser Sild reizt eins solcbe 6roL- teldkücke des Laues Ostbannover.

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Der Riesenftreik in Amerika

Washington, 1. September.

Wer etwa geglaubt hatte, daß die Slrnk- welle in den Vereinigten Staaten nach dem Zusammenbruch des großen Metallarbeiter­streiks in San Franzisko abebben würde, sieht sich durch die Ereignisse getäuscht. Unaufyansam wie ein Steppenbrand geht die Streikwelle weiter. Diesmal scheint es ernster zu sein. Es handelt sich nicht um eine wilde, von unorganisierten Massen getragene Streikbewegung, sondern um eine wohl- organisierte Aktion der gesam­ten Textilarbeiterschast.

Im Lause des Samstags beschloß die ge­samte amerikanische Textilindustrie, in Streit zu treten. So haben die Arbeiter der Seiden­webereien und -spinnereien beschlossen, sich mit Sen .streikenden Arbeitern der Baumwoll- mdustrie solidarisch zu erklären und ebenfalls in den Streik zu treien.

Auch die Arbeiter der Wr-ll-, Seiden- und stunstseidenindustrien haben die Anweisung rrhalten, sich al: dem Textilarbeiterstreit zu beteiligen.

Die verschiedenen Schätzungen über die Zahl der betroffenen Arbeiter gehen weit aus- nnander, doch' werden nach glaubwürdiger Zahlen mehrere hunderttausend Arbeiter den Streikbefehl Folge leisten. Das Arbeitsminifte- rinm hat die im Juli in den amerikanischen Baumwollspinnereien beschäftigten Personen aus 407 340 geschätzt.

New York Times" glaubt, daß über eine Million Arbeiter von dem Streik betroffen würden, wenn alle Arbeiter der Textilindustrie und der ver­wandten Industrie der Streikparole Folge leisteten.

Die Hintergründe

Tie Aktion richtet sich gegen entschei­de n d e B e st i m m u n g e n des aineri- kanischen Aufbau Programms. Es sind weniger wirtschaftliche Forderungen, aus denen das Schwergewicht liegt, als vielmehr Forderungen, die von entscheidender inner­politischer Bedeutung für die Ver­einigten Staaten werden können. Die Streik­leitung verlangt die Wiedereinstellung aller Arbeiter, die wegen ihrer Mitgliedschaft bei den Gewerkschaften entlassen wurden, ferner die Anerkennung des Textil Workers Union als offizielle Organisation der Arbeiter und Angestellten in der Textilindustrie. Die Einführung der 35-Stundenwoche spielt neben diesen beiden Forderungen eine: verhältnismäßig gering­fügige Rohe.

Lokomotive ohne Führer

81 Verletzte

Paris, 2. September.

Am Sonntagmittag gegen 12 Uhr hat sich km Pariser Ostbahnhos ein Eisenbahnunglück ereignet, bei dem nach den bisherigen Angaben 34 Personen mehr oder weniger schwer verletzt wordei sind.

Eine Rangierlokomotive ist ans einen in der Bahrchcjühalle stehenden Vorortszug aufgefah- rcn. Von den 30 aus Holz gebauten Waggons ist ein großer Teil eingedruckt und zertrüm­mert worden, besonders die Wagen, die sich am Kopfe des Zuges befand n. Zum Glück war der Zug noch nicht stark besetzt. 34 Personen wur­den bisher ins Krankenhaus eingeliefert. Da­von sollen 6 schwer verwundet sein.

Eine Untersuchung ist mittlerweile eingelei­tet worden. Bisher hat man festgestellt, daß die Rangierlokomotive, die auf den Borortzug auf­gefahren ist, im Rückwärtsgang ohne Hei­zer und Führer gefahren ist.

Paris, 2. Sept. Die Direktion der fran­zösischen Ostbahn gibt jetzt bekannt, daß bei dem Zusammenstoß 51 Personen verletzt wur­den, von denen 45 jedoch in ihre Wohnungen entlassen werden konnten.

*

DasPetit Journal" veröffentlicht eine Nach­richt aus Nom, derzufolge Mussolini nicht be- llbfichtige, italienischen Boden zu verlassen, um den ausländischen Staatsmännern einen Besuch ab­zustatten, die ihn in Italien ausgesucht haben. Dagegen werde König Victor Emarmel IH. ein« Reihe von Auslandsreisen unternehmen.