Bezugspreis,
Durch Träger monatlich RM. 1.4V einschließlich 20 Rpsg. Zustellgebühr, Zrurch die Post RM. 1.76 (einschließlich 36 Rpsg. Postzeitungsgebühren). Preis der Einzelnummer 10 Rpsg. In Fällen höherer Gewalt besteht Lein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder auf Rückerstattung des Bezugspreises. — Gerichtsstand für Leide Teile ist Neuenbürg (Württ.) Jernsprech-Anschlrrß Nr. 404
AnzelgerrpvelSr
Die kleinspaltige Millimeter-Zeile 7 Rpf., Familienanzeigen 6 Rpsg.» amtliche Anzeigen S.SRpfg.» Reklamezeile 21 Rpsg. Schluß der Anzeigenannahme 8 Uhr vormittags. Gewähr wird nur für schriftlich erteilte Aufträge übernommen. Im übrigen gelten die vom Werberat der deutschen Wirtschaft auf gestellten Bestimmungen. Vordrucke stehen zur Verfügung. Die Zeitung erscheint Mo., Di., Mi., Do., Fr., Sa
Verlag: Der Enztaler, G. m. b. H. Druck: C. Meeh'sche Buchdruckerei Inhaber Fr. Diesinger, Neuenbürg.
Amtsblatt für llas Oberamt Fleuenbürg
Wildvader RS-presse Birkenfelder, Calmbacher und Herrenalber Tagblatt
92. Jahrgang
VerantwortlicherSchriftleiterK.Steffin Anzeigenleiter Fr. Biesinger, beide in Asuenbürg a. Enz (Württemberg).
parteiamtliche nationalsoz. ^Tageszeitung
Nr. r«3
Samstag de« 1. September 1VS4
Finanzamt Wft in der ArdeitSWacht
Bedeutende Dergüusttgnugen für alle Steuerzahler zur Belebung der Wirtschaft
Berlin, 1. Sept. Staatssekretär Reinhardt sprach am Freitag im Rundfunk tm Zusammenhang mit der soeben abgeschlossenen Leipziger Herbstmesse über die steuerpolitischen Maßnahmen, die für die kommende Arbeitsschlacht im Herbst und Winter durchgesührt werden. Er führte u. a. aus:
In wenigen Wochen wird das neue Einkommensteuergesetz erscheinen. Es wird am 1. Januar 1935 in Kraft treten. Der Entwurf des neuen Einkommensteuergesetzes enthält eine Bestimmung, durch die das Gesetz über Steuerfreiheit für Ersatzbeschaffungen wesentlich erweitert wird.
Die nächste Einkommensteuererklärung ist im Februar 1935 für das Kalenderjahr 1934 abzugeben. Jeder Gewerbetreibende und jeder Landwirt hat die Möglichkeit, sein Steuereinkommen nach Belieben niedrig erscheinen zu lassen. Es kann sich für das Jahr 1934 sogar
einkommen- oder körperschaftssteuerfrei gestalten. Er braucht nur entsprechend hohe Summen für Anschaffung oder Herstellung von kurzlebigen Anlagen, Gegenständen oder für die Ersatzbcschafsung kurzlebiger Gegenstände, für die Zwecke des Luftschutzes oder des Sanitätsdienstes oder für Instandsetzung und Ergänzungen von Gebäuden aufzubringen. Die gleiche Möglichkeit hat jeder Gebäudeeigentümer, auch wenn er nicht Gewerbetreibender ist, hinsichtlich der Aufwendungen zu Zwecken des zivilen Luftschutzes und des zivilen Sanitätsdienstes und bei Instandsetzungen an seinem Gebäude.
Eine weitere finanzpolitische Maßnahme ist das Gesetz zur Förderung der Eheschließungen. Diese Tatsache wird zu immer größeren Nachfragen führen nach Möbeln und Hausgeräten und nach Kleinwohnungen.
Wir haben die Nachfrage nach Gütern und Leistungen bisher in erster Linie durch Gewährung von Steuervergünstigungen verschiedener Art und durch Gewährung von Ehestandsdarlehen gefördert. Wir gehen jetzt dazu über, auch durch
allgemeine Steuersenkungen die Nachfragen nach Leistungen und Gütern zu fördern, ohne Bindungen daran zu knüpfen. Nach diesem Gesetz werden die Familienväter eine weitere Entlastung erfahren. Der Familienvater soll für seine Familie einen größeren Betrag als bisher für die Lebenshaltungskosten zur Verfügung haben.
Durch die allgemeinen Steuersenkungen soll insbesondere die Berbrauchsgüterindnstrie belebt werden. Es ist in Ergänzung aller Maßnahmen auch notwendig, daß der Binnengroßhandel wieder zur Lagerhaltung übergeht. Zu dem Zwecke wird im neuen Umsatzsteuergesetz, das mit Wirkung vom 1. Jan. 1935 in Kraft treten wird, die Umsatzsteuer für den Binnengroßhandel einheitlich auf ^ Prozent statt 2 Prozent festgesetzt werden.
Es gibt für jeden Gewerbetreibenden, Landwirt und Gebäudeeigentümer reichlich Möglichkeiten, sich cinzureihen in die Front der Kämpfer um die Verminderung der Arbeitslosigkeit.
Jeder, der entsprechend handelt, dient der Volksgemeinschaft, und zwar dadurch, daß er zur Verminderung der Arbeitslosigkeit und der sozialen Not und gleichzeitig zur Gesundung von Wirtschaft und Finanzen beiträgt und schließlich sich selbst durch Verbesserung seiner Anlagen und durch Verminderung seiner Steuerschulden nützt. Für jeden Arbeitnehmer, insbesondere für jeden Familienvater wird sich durch Senkung der Abgaben und Beiträge eine immer größere Möglichkeit ergeben, die Aufwendungen zur Bestreitung der Lebenshaltungskosten seiner Familie zu erhöhen und auf diese Weise zur Belebung der Verbrauchsgüter bcizutragen.
SeutM-hollail-jsches Transfer- abkommen
Berlin, 31. August.
Zwischen der deutschen und der niederländischen Regierung ist heute ein Abkommen unterzeichnet worden, das die Transferierung von Zinsen auf die privaten deutschen Anlagen und sonstigen Schuldverpflichtungen nach Holland regelt.
Die für die Zinsiransserierung im Naymen dieses Abkommens erforderlichen Devisen wurden in voller Höhe aus der Bezahlung für zusätzliche Warenlieferungen zur Verfügung gestellt, die von der niederländischen Regierung nach Deutschland vergeben werden. Die holländischen Gläubiger, die au! Grund des Abkommens befriedigt werden, verzichten auf einen erheblichen Teil ihrer Zinsansprüche. Die so frei werdenden Beträge dienen teilweise der Amortisation der Schuldverhältnisse und zum anderen Teil der Förderung der deutschen Ausfuhr.
Barthou erstattet dem Mimsterrat Bericht Paris, 31. August.
Im Ministerrat. der Freitag vormittag unter dem Vorsitz des Präsidenten der Re
publik ab'gehatten wurde, erstattete Außenminister B a r t h o n eingehenden Bericht über die außenpolitische Lage. Er behandelte vor allem die österreichische Frage, die Volksabstimmung im Saargebiet, die Verhandlungen über den Nordostpakt und den Eintritt Sowjet- rnßlands in den Völkerbund. Ter Außenminister ließ von seinen Ministerkollegen eine Denkschrift über das Saargebiet gutheißen, die er dem Vötkerbnnds- rat zu überreichen gedenkt. Ans seinen Vorschlag wurde auch die französische Abordnung für Genf ernannt. Sie soll diesmal, um den vom Parlament vorgenonimencn Sparmaßnahmen Rechnung zu tragen, nur das notwendigste Personal umfassen: Mitglieder der Negierung, Beamte und technische Sachverständige. Die Leitung der Abordnung nber- nimt Barthou selbst. Hanptvertreter ist der Finanzminister Germain Marti n, der Hcindclsminister L a in o n r c n x.
Schwerer Zwischenfall in Feenost
Nüssen werde« als Täter eines Eisenbahnattentats beschuldigt
Schanghai, 31. August. Ein schwerer Eisenbahnanschlag ist etwa 40 Kilometer siidlich von Eharbin verübt worden. Die Verluste an Menschenleben lassen sich noch nicht übersehen. Nach den letzten Meldungen sollen 13 Japaner getötet und etwa 20 verwundet worden sein. Die Banditen hatten die Schienen aufgerisjen und brachten einen Personenzug zur Entgleisung. Darauf eröffneten sie ein wildes Gewehrfcner auf die umgestürzten Eisenbahnwagen, wobei zahlreiche Personen getötet und verwundet wurden. Die Banditen ergriffen darauf die Flucht und entführten sechs japanische Reisende, und, wie verlautet, zwei Amerikaner und einen Dänen. Japanische Bahnwachen lieferten den Banditen ein zweistündiges Gefecht, konnten jedoch nicht verhindern, daß die Räuber mit ihrer Beute entkamen. An die Stelle des Verbrechens ist ein Lazarettzug entsandt worden. Die Rettungsarbeiten und die Bergung der zum Teil entstellten Leichen wurden durch wolkenbruchartigen Regen stark beeinträchtigt.
Die mandschurische Polizei erklärt, daß Die Urheber der Katastrophe auf der Strecke Eharbin—Tschangtschun in den Reihen der russischen E i s e n b a h n a n g e st e l l- ten der Ostchinabahn zu suchen seien. D mandschurischen Zeitungen, die den japani en militärischen Kreisen nahestehen, verengen ein energisches Dnrchareisen sowie die aftnng einzelner führender L-owjet -: -ter.
Eharbin, i. Sept. Zu dem Ueberfall aus einen Eisenbahnzug bei Eharbin wird mitgeteilt, daß durch japanische und mandschurische Polizei beschleunigt eine Untersuchung durchgeführt werden solle, da die Ergebnisse dieser Untersuchung von großer politischer Tragweite für die Lage an -der chinesischen Ostbahn seien.
Von mandschurischer halbamtlicher Seite wird erklärt, daß gegenwärtig mehrere Personen in Haft seien, die unmittelbar oder mittelbar an dem Ueberfall beteiligt sein sollen, doch liegen noch keine näheren Angaben über die Hintergründe des Anschlages vor.
Die japanischen Militärbehörden betonen, daß nunmehr rücksichtlose Maßnahmen getroffen werden würden, um dem chinesischen Banditentum energisch zu Leibe zu gehen. Der Oberbefehlshaber der japanischen Truppen in Eharbin hat Verstärkungen aus Tschangtschun befohlen.
Der baltische Bund
» Riga, 31. August.
Die amtliche Verlautbarung über das bedeutsame Ergebnis der Rigaer Beratungen der Vertreter der Außenminister von Lett
land, Estland und Litauen hat folgenden Wortlaut:
„Die Konferenz der Vertreter Lettlands. Estlands und Litauens, die am Mittwoch ihre Arbeiten beendete, hat in allen Fragen eine vollständige Einmütigkeit zwischen den Vertretern der Staaten erzielen können. Der Vertragsentwurf wurde paraphiert und wird in den nächsten Tagen den beteiligten Negierungen zur Bestätigung vorgelegt werden, worauf man sich über Ort und Zeitpunkt der Vertragsunterschrift einigen wird.
Der Vertrag wird als Einverständnis- und Zusammenarbeitsvertrag bezeichnet (traits d'entente et de collaboration). Er enthält neun Artikel, die wiederkehrende Konferenzen der Außenminister vorsehen, die dabei die Aufgabe haben, eine llebereinstimmung in all den Fragen der Außenpolitik herbeizuführen, die eine gemeinsame Bedeutung für alle drei Staaten haben. Dieser Grundsatz der Uebereinstimmung der Außenpolitik bezieht sich nicht auf sogenannte spezifische Fragen, in denen ein Staat eine besondere Stellung einnehmen kann (Wilna- Frage z. B.). Des weiteren sieht der Vertrag eine Zusammenarbeit der diplomatischen und konsularen Vertretungen der drei baltischen Staaten vor. Der Vertrag legt auch den Negierungen die Pflicht ans, sich gegenseitig über die in Zukunft abzuschließenden internationalen Verträge zu unterrichten. Er läßt auch die Möglichkeit offen, daß andere Staaten sich ihm anschlicßcn. Außer dem Vertragstext selbst ist noch eine besondere Erklärung ausgearbeitet worden, derzufolge alle vertragschließenden Parteien es übernehmen, dje Verbreitung des Geistes der Zusammenarbeit und der Freundschaft der drei baltischen Staaten zu fördern, wobei für diese Propagandaarbeit alle zweckmäßigen Mittel angewandt werden sollen/
ZW Touristen nkgestürzt
Wien, 31. August.
Im Dachsteingebiet stürzten fünf Wiener Bergwanderer aus dem Hallstätte'r Gletscher in eine Spalte. Der vorausgehende Tourist hatte seine am Seil befindlichen Kameraden mitgerissen. Mit großer Mühe gelang es allen sünfen, sich aus der Spalte herauszuarbeiten. Alle hatten Verletzungen davongetragen.
In einer Eisengießerei in Carignan bei Lharleville sind beim Ausprobieren eines neuen Schmelztiegels durch eine Explosion 12 Personen verletzt worden, davon zwei schwer.
Tie neuesten Nachrichten über die Zuspitzung der schon lange bedrohlichen Verhältnisse in Ostasien treffen für Deutschland zusammen mit der Erinnerung an den Eintritt Japans in den Weltkrieg an der Seite unserer Gegner und an den Bruch der friedlichen und freundschaftlichen Beziehungen, die Deutschland mit der jungen Großmacht im Fernen Osten unterhalten hatte. Am 23. Anglist 1914 erklärte Japan den Krieg, nachdem ein an Deutschland am 17. gerichtetes Ultimatum unbeantwortet geblieben war, das in seinen Forderungen und in der Form so eingerichtet war, daß es nicht beantwortet werden konnte.
Tie Kriegserklärung war ein Fricdens- bruch, der damals iii Deutschland an die Stelle der warmen Sympathien mit dem fleißigen, intelligenten und in vielen seinen Volkstugenden trotz der Rassensremdheit mit deutschen Auffassungen verwandten Nation das bittere Gefühl erlittenen Unrechts gesetzt hat. Das Bündnis mit England verpflichtete Japan keineswegs zum Beitritt zu der Kindlichen Allianz, und eine Bedrohung japanischer Politischer oder wirtschaftlicher Interessen war durch dis deutsche Erklärung vom 12. August ausgeschlossen, nach der das deutsche Ostäsiengefchwaüer im Falle der japanischen Neutralität sich aller feindlichen Handlungen auch gegen England enthalten würde. Der Inhalt des Ultimatums und die der Kriegserklärung folgenden Handlungen zeigten deutlich, daß Japan in rücksichtsloser Verfolgung einer imperialistischen Politik die Lage Deutschlands benützte, um sich das Pachtgebiet von Kiantschon und den deutschen Jnselbesih im Stillen Ozean anzueig- nen, soweit er nördlich des Aequators und somit in der japanischen Interessensphäre lag. Daß diese Wendung, wie es schein:, wenn nicht herbeigeführt, so doch begünstigt wurde durch einen innerpolitischen Vorgang, nämlich die im Frühjahr erfolgte Ersetzung des in seiner Außenpolitik selbständigeren Kabinetts Pamarnoto durch eine dem englischen Kurs verschriebene Negierung Oknmi- Kato, wäre für die Vorgeschichte des Krieg- s von großem historischen Interesse, wenn sio ans der späteren Kenntnis der japanischen Akten die Vermutung bestätigen sollte, daß England an dieser innerpolitischen Umgruppierung in Japan nicht unbeteiligt war.
Jedenfalls waren die Gefühle des japanischen Volkes bei diesem Akt kühler Staats- raison kein treibendes Moment. Man hat cs in Deutschland, nachdem die erste Erbitterung über den grundlosen Angriff verwunden war. mit Genugtuung vermerkt, daß sich Japan in der Umwandlung einer ritterlichen Gegnerschaft in Haß und Verleumdung nicht beteiligte und nach Beendigung des Krieges bereit war. die auf gegenseitiger kultureller Wertschätzung beruhenden Beziehungen wieder aufzunehmen und in den alten Stand zu setzen. Weder der deutsche Kaufmann, noch der Gelehrte oder Künstler hatte dort die Stimmungshindernisse zu überwinden.- die ihnen sonst in fast allen am Kriege beteiligten Ländern entgegentraten und die in manchen auch heute noch nicht völlig abgetragen sind.
Auf dieser Grundlage eines wiederherg'- stellten freundschaftlichen Verhältnisses Kurden in Deutschland, nicht nur von der ofä- zielten Politik, sondern auch von der öffentlichen Meinung, die Vorgänge in Ostasien betrachtet. die trotz ihrer Verworrenheit und trotz des häufigen Wechsels der Szenen und Rollen nur Teile einer gewaltigen weltgeschichtlichen Wandlung sind, nämlich einer neuen Politischen Organisation der Völker des fernen Ostens, eines geschlossenen Eintrittes der gelben Nasse in die moderne Völ- kerwelt. Jupan beansprucht als das einzige gelbe Volk, das diesen Anschluß in einem be- wnndernswerten Aufstieg gefunden hat. in diesem Prozeß die führende Rolle und Hai diese Politik in den kriegerischen und diplomatischen Aktionen, die allen bekannt sind, bis in die neueste Zeit so weit Vorgetrieben, daß der Moment nicht mehr sehr fern sein kann, an dem die Entscheidung darüber fällt, ob die alleinige Führung Ostasiens durch das Eigengewicht der natürlichen Entwicklung Japan znsällt, oder ob es um diesen Anspruch mit den Kräften und Mächten sich messen muß. die an der Aufreckiterbaltuna des alten
M
Mi-
M-