Die deutsche Leuu

Wie schnell hat sich das Mißtrauen ein wenig eingeschlichen. Wo man es deshalb entrisst, bekämpse man es. Es ist kein Grund vorhanden, mißtrauisch zu sein. Man soll immer voll Vertrauen zu den Menschen sein, mit denen man lebt. Mißtrauen schafft eine unmögliche Lebens-Atmosphäre. Nur wo Vertrauen herrscht, kann man frei atmen, kann man etwas leisten, kann man froh und glücklich sein.

Eheleute sollen ineinander das größte Ver­trauen entgegenbringen. Nichts ist entwür­digender. als wenn eine Frau sich dazu her­beiläßt. ihrem Mann nachzuspüren, da sie ihm nicht volles Vertrauen entgegenbringt. Oder gar. wenn ein Mann sich damit abgibt, heimlich seine Frau beobachten zu lassen oder in ihre Erzählungen und Berichte Zweifel setzt.

Vertrauen ist das Fundament der E h e. Wo es nicht vorhanden ist. wird eine Ehe nicht von Bestand bleiben. Aber nicht nur die Ehegatten leiden unter gegenseitigem Mißtrauen. Was ebenso schlimm oder sogar noch schlimmer ist: dieses Mißtrauen über­trägt sich dann zumeist auch aus die Kinder. In Ehen, in denen das Vertrauen nicht vor­herrscht. kommt es häufig vor. daß die K i n- der den Eltern nicht vertrauensselig ent­gegentreten. daß sie den Eltern vieles ver­heimlichen, daß die Kinder untereinander mißtrauisch sind.

Durch Vertrauen, das man anderen ent­gegenbringt, gewinnt man selbst am meisten. Man soll sich eher selbst mißtrauen, als ande­ren mißtrauen. Durch ungerechtfertigtes Mißtrauen fördern wir nur Mißtrauen auf Ser anderen Seite. Wenn man jemanden Vertrauen entgegenbringt, auch Menschen, die schon einmal enttäuscht haben, werden sie dieses Vertrauen selten mißbrauchen, son­dern dankbar anerkennen und durch Taten und Zutrauen es zu vergelten suchen.

Störrische und verschlossene Menschen kann man durch ihnen entgegengebrachtes Ver­trauen umwandeln und zu mitteilsamen, zu­vorkommenden und ausgeglichenen Menschen gestalten.

Vertrauen bindet und kettet die Men­schen fest aneinander.

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Die heißen Tage machen eine besonders sorgfältige Pflege des Körpers nötig. Man wird am Morgen eine kalte Abreibung des ganzen Körpers vornehmen und wird sich am Abend vor dem Schlafengehen ein lau­warmes Bad gönnen. Um das Badewasser

besonders erfrischend zu machen, gibt man eine Badesalztablette hinein. Ist das Wasser zu hart, so daß es die Haut angreift, so soll man ein paar Tropfen Ammoniak oder auch etwas Hafermehl zusetzen.

Talkumpuder ist ein unerläßliches Er­fordernis an den heißen Tagen. Wenn die Füße leicht ermüden und heiß werden, soll man die Innenseite der Strümpfe mit Talkumpuder ausstreuen.

An heißen Tagen darf man niemals Schuhe anziehen, die im geringsten drücken oder sehr eng sind. Denn der Fuß hat ohnehin die Neigung, in der Wärme etwas aufzuschwellen, was durch zu enge Fußbekleidung nur noch verstärkt wird. Es ist deshalb ratsam, leichte, luftige Schuhe zu tragen. Man hat die Losung ausgegeben: laßt auch den Fuß atmen, und dieses Wort ist sehr vernünftig. Die durchbrochenen Lederschuhe oder porösen Leinenschuhe sind eine wirkliche Wohltat nicht nur für den Fuß. sondern für den ganzen Körper.

Die strumpflose Mode hat ihr Gutes, aber man soll sich hüten, längere Strecken ohne Strümpfe zu gehen. Blasen und Verletzungen am Fuß sind dann unvermeidlich. Es ist immer noch das beste, bei Wanderungen und zum Sport kurze Wollsocken zu tragen.

Strümpfe und Unterkleidung müssen bei heißem Wetter sehr oft gewechselt und ge­waschen werden. Am praktischsten ist es. die Strümpfe täglich zu waschen, sie halten sich auf diese Weise am längsten.

Daß man Wollkleider in der Hitze ver­meiden soll, versteht sich eigentlich von selbst.

Die Waschkleider sind das Gegebene für den eine sehr gefährliche Flüssigkeit ist, wie die Sommer. Je leichter und bequemer ie zu waschen sind, um so mehr kommen sie den Erfordernissen der Hygiene entgegen. Man soll Stoffe bevorzugen, die mit Wasser und Seife, und nicht mit Benzin gewaschen wer­den müssen. Abgesehen davon, daß Benzin vielen Unfälle, die dadurch verursacht wer­

den. immer wieder zeigen, bekommen die damit gereinigten Stoffe auch nicht das Frischgewaschene, was die wirklichenWasch. stoffe" so angenehm im Tragen macht. Hinzu kommt, daß die Benzinwüsche sich erheblich teurer stellt. Die empfindlichen Gewebe, die des Benzins bedürfen, sind nichts für den Sommer.

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Wir d. h. das Arbeitslager hatten also beschlossen, ein Fest zu geben und das ganze Dorf einzuladen. Wie wir nun unserSiedlerfest" aufzogen, davon soll der folgende Bericht erzählen.

Schon die ganze Woche vorher war mit den Vorbereitungen ausgefüllt. Wir haben die Ge­winne für die Schießbuden, Losbuden gemacht, haben die verschiedenen Programmnummern geübt, Wimpel zum Schmücken des Festplatzes fertiggestellt und vor allen Dingen Lieder ge­übt; dann Einladungskarten geschrieben über 300, denn wir mutzten auch noch unsere Nach­barsiedlung zu diesem Fest einladen. Unser Theaterstück, das natürlich bei einem solchen Fest nicht fehlen darf, haben wir gar nicht ge­übt; wir haben uns vorgenommen, ein ein­faches Volksmärchen als Stegreifspiel zu spie­len, und das ist uns dann auch sehr gut ge­lungen. Und nun die Schilderung, wie unser Fest tatsächlich vor sich gegangen ist:

Die neuere Medizin hat erkannt, daß die Heilkraft nicht nur in Medikamenten und Operationen liegt, sondern daß auch früh mit der Ertüchtigung des Körpers durch ge­eignete Leibesübungen begonnen werden muß. Sehr wichtig ist die möglichste Einfachheit dieser Uebungen. Eine Gurte, eine Rolle, eine Schnur und Gewichte können oft die teuersten Apparate ersetzen. Schon den kleinsten Kindern kann man eine vorbeugende oder heilende Gymnastik bei- bringen. Wir müssen uns immer vor Augen halten, daß Leibesübungen die Entwicklung des Organismus fördern, ihre Unterlassung aber das Gegenteil verursacht.

Der Säugling übt durch Strampeln und Umsichschlagen die Arm- und Bein­muskulatur meist schon von selbst genug, nicht aber die Nückenmuskeln, die ja für das spätere Sitzen so wichtig sind. Deshalb empfiehlt es sich schon vom 2. Lebensmonat an. das Köpfchen allmählich immer mehr aus der Bauchlage heben zu lassen, um Hals- und Rückenmuskulatur zu vermehrter Arbeit anzuregen. Um nach Ablauf des ersten Lebensjahres die Unsicherheit des Stehens und Gehens möglichst rasch zu ver­mindern. laste man die Kinder möglichst oft ihre Beine gespreizt stellen. So manches L-Vein wird durch diese einfache Maßnahme vermieden. Um Plattfüßen vorzubeugen, wird augeraten, die Kinder viel auf kurz geschnit­tenem Grase oder groben Kies herumlaufen zu lasten. Ständiges Augenmerk ist natür­lich schon von frühester Jugend an passen­dem Schuhwerk zuzuwenden.

Mit dem Schulbeginn müssen wir unser Augenmerk daraus richten. Haltungs­fehlern der Wirbelsäule vorzubeugen. Die Kinder müssen eine große Anzahl von Stun- den stillsitzen. Zum Ausgleich sind Uebungen durch Händeziehen. Aufbäumen aus Bauch­lage und Bauchmuskelübungen geeignet. Auch Schwimmen, Klettern. Seilspringen. Ringturnen verdienen besonderen Vorzug. Am besten wäre natürlich in allen Schulen

die Einführung einer täglichen Turnstunde.

Mit 11 und 15 Jahren setzt das über­raschende Wachstum ein. Die Körperzellen wachsen besonders rasch und sind dadurch natürlich besonders empfindlich. Zirku­lationsstörungen an den Beinen. Verbiegun­gen an der Wirbelsäule, Krampfadern kön­nen schon in diesen Lebensjahren ihren Ur­sprung nehmen. Der Arzt hat genügend Gelegenheit, durch einfache Anordnungen von sogenannten Arm- und Beinkreisen viel Gutes zu vollbringen. Nach Ablauf des drei­ßigsten Lebensjahres empfiehlt es sich, auf alle Fälle wenigstens morgens in der Frühe 15 Minuten Gymnastik zu treiben, und zwar abwechselnd Atemübungen, Arm- und Bein- seitwärtsspreizen. Arm- und Beinkreisen. Numpfseitwärtsneigen und Rumpsdrehen.

Schon diese Winke zeigen, wie leicht ein jeder sich oft selbst helfen kann. Dr. A. W.

Morgens, um 6 Uhr, wurde mit mehreren Blockflöten durch das Dorf das Wecklied gebla­sen:Es taget vor dem Walde". Die Zeit bis zum Mittag war ausgefüllt durch das Ein­richten der Buden und das Schmücken des Gartens.

Um 3 Uhr käme.: die Gäste. Unsere Siedler und die Neuendorfer kamen alle und wurden von den Mädchen empfangen. Viele setzten sich zuerst einmal an die Tische, die in einem großen Halbkreis um den runden Rasen standen. Dort harrten sie der kommenden Dinge. Wir mutz­ten überall ermuntern, die Buden und Stände zu besuchen. Allmählich sammelte sich überall, wo etwas los war, eine große Anzahl Schau- und Spiellustiger.

Von der Würfelbude her schallte dauernd das Holpern der großen Holzwürfel, die man in einem Eimer, anstatt in einem Würfel­becher, schütteln mutzte. Die Kinder erwürsel- ten sich Kreisel aus Garnrollen, buntbemalt, Windmühlen, die sich bei der frischen Brise tüchtig drehten, Bälle, kleine Faltkästchen, Ham­pelmänner, Fähnchen, Bilder und vielerlei an­dere bunte Dinge. Die Großen bekamen ein Festabzeichen angesteckt.

Unter einem Kirschbaum kauerte die Wahr­sagerin, neben ihr stand der Dreifuß mit dem Raucherwerk, über ihr am Baum war ihr Aushängeschild, das ihr seltsames Gewerbe an­kündigte. Die Siedler hatten bald heraus, daß dieseWahrsagerin" alles sagte, nur nicht was wahr ist. Trotzdem umringten sie ihren Platz mit Ausdauer.

Den größten Andrang hatte die Schießbude zu bewältigen. Das war etwas für die Män­ner, die Burschen und die Jungens. So leicht war das gar nicht. Man mußte einen Aufbau aus bunten Blechbüchsen herunterschießen. Das gab viel Lärm, ebenso wie das Würfeln.

An der Rätselbude hing ein großes Schild mit der Inschrift:Habt ihr geschnappt eine Bretzel, so kommt herbei und ratet Rätsel". Auf dem Wege neben unserem Haus machten die Kinder stundenlang Eierlaufen, Sackhüpfen

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Aus alten Lederhandschuhen lassen sich vor­zügliche Lederschwämme anfertigen. Man schneide aus den Handschuhen gleichmäßige Streifen oder Vierecke, reiht diese auf einen Bindfaden auf und bildet einen engen Ring, den man dann wie ein anders Leder zum Rei­nigen benutzt.

Neugekaufte Wäschekammern muß man vor dem Gebrauch eine Zeitlang in kochendes Was­ser legen und sie dann gut trocknen. Falls man dies nicht tut, muß man mit häßlichen Flecken auf der nassen Wäsche rechnen.

Weiße Seide wird nicht gelb, wenn man sie vor dem Waschen in kaltes Master, dem man Borax beigefügt hat, legt. Nach dem Waschen in warmem Seifenwah'er spült man sie kühl nach und gibt dem letzten Spülwasser einen Schuß Essig bei.

Fettflecke aus Leder und Stoffen kann man entfernen, wenn man über Nacht Kartoffelmehl oder geschabte Schneiderkreide einwirken läßt. Am änderen Morgen pustet man das Mehl weg.

Winke für die Küche

Kisteneier lassen sich kochen, wenn man sie i. das noch nicht kochende Wasser legt und vor­her mit einer Nadel einige Luftlöcher in die Schale gestochen bat.

Verlorene Eier laufen im Kochwasser nicht auseinander, wenn man sie nicht direkt ins Wasser gibt, sondern nach dem Aufschlagen erst in eine Tasse gleiten läßt und aus dieser vor­sichtig ins Wasser gibt. Dem Wasser muß ein Schuß Essig beigefügt werden.

Aerztliche Ratschlage

Pusteln im Gesicht kann man leicht besei­tigen, wenn sie nicht als Ursache eine Bluter­krankung haben, die dann nur vom Arzt zu hei­len ist. Man lege eine Hafermehlpaste auf, die man folgendermaßen herstellt: Man verrühre zwei Löffel Hafermehl mit vier Löffeln Glyze­rin und zwei Löffeln Kampferwasser zu einem dicken Brei, den man auf das Gesicht legt und zwanzig Minuten darauf beläßt.

und dgl. Spiele. Jedes zog dann mit einem Häuflein Gewinnen glückselig ab.

DerSchnellmaler", unsere künstlerisch be­gabte Cilly aus Cleve, die uns auch all die lustigen Budenschilder malte und die Kasperle­kulissen, porträtierte unter einem dicken alten Kirfchbaum alle Leute, die gern gemalt sein wollten. Schwungvoll arbeitete sie mit Pinsel und Palette. Zuerst traute sich niemand recht heran, aber nachher hatte der Maler vollauf zu tun.

Um 4 Uhr wurde die Kasteebude eröffnet. Nach und nach pilgerten alle dorthin und zogen mit ihrer Kaffeetasse irgendwo in den Schatten, wo dann der Kuchen ausgepackt wurde. Wäh­rend des Kaffeetrinkens kamen die kleinen Sied­lermädchen, so zwischen sieben und zwölf Jah­ren, alle mit Kopftuch und Holzpantoffeln, und tanzten auf dem Rasen:Geh mir nicht über mein Aeckerlein". Dazu sangen sie mit Hellen Stimmen.

Nach dem Singen trat eine Gruppe lustiger Menschen auf, die jeder ein anderes Lied sangen, bis sie sich, jeder mit seinem Lied, in einem sechsstimmigen Chor zusammenfanden. Eine Pause mit großem Kreisspiel für alle Kinder und großen Leute trat ein, und dann zog derHerr Direktor" in Frack und Zylinder mit seiner Truppe auf, die Kapelle voran mit den seltsamsten Instrumenten. Schlangenbän­diger, Kamelreiter, Chinesen warenauslän- difche Attraktionen", dann führte der Direktor noch eine Schauspielertruppe mit, die ein schau­riges Drama aufführte, und am Ende zauberte der Herr Direktor zur Begeisterung aller Kin­der. Die Kapelle spielte nach jeder Nummer einen Tusch, und unter ihren Klängen zog end­lich die Zirkustrupp-° zum Garten hinaus, ^

Da rief auch schon Kasperle aus dem Fenster des Wintergartens, wo er sein Theater aufge­schlagen hatte. Natürlich kam der Teufel, und lauter böse Quälgeisterchen halfen ihm. Als der Kasper sich verabschiedet hatte, kam das Theater", ohne das einfach kein Fest verlau­fen kann. Wir spielten das Märchen von Volk­mannVon der Königin, die keine Pfeffer­nüsse bekam, und vom König, der nicht Brummeisen spielen konnte."

Könige und feine Prinzessinnen sehen die Leute immer gern, auch dem Minister mit dem großen Orden waren sie zugetan, und die Szene,in der sich die Waschfrau mit dem Bäckersungen und der Marktfrau von der Hoch­zeit erzählten, machte ihnen auch Freude.

Aber das Schönste war, daß sich König und Königin entzweiten, nur weil der König schlechte Laune und die Königin Kopfschmerzen hatte, und weil sie ihm seine Strümpfe stopfen mußte. Zum Glück versöhnten sie sich wieder, und das war der Schluß.

Wir alle gingen an dem Abend mit dem Ge­fühl heim, daß unser Fest gelungen war und wir den Menschen damit etwas Freude für ihr schweres Leben mitgeven konnten. Verraten wollen wir nun noch, daß unser Fest uns und den Siedlern keinen Pfennig gekostet hat. Nur den Kaffee haben wir von unserem Lager ge­stiftet; aber es war kein Bohnenkaffee, sondern Wichtiger deutscher Kornkaffee.