VezugSpreiSr

Durch Träger monatlich RM. l.40 Unschli-blich 20 Rpsg. Zustellgebühr, durch die Post RM. 1.76 (einschließ­lich 36 Rpsg. Postzeitungsgebühren). Preis der Einzelnummer 10 Rpsg. In Fällen höherer Gewalt besteht dein Anspruch aus Licserung der Zeitung oder aus Rückerstattung de, Bezugspreises. Gerichtsstand für »etde Teile ist Neuenbürg (Württ.) Srrnsprech-Anschluß Nr. 404

DerantwortlicherSchristleiterK.Stesst» Anzeigenleiter Fr. Biesinger, beide in Neuenbürg a. Enz (Württemberg).

Der Emtäler

parteiamtliche nationalsoz. ^Tageszeitung

Rr. 147 - 92. Jahrgang

Wildbader NS-Presse Birkenfelder, Calmbacher und Herrenalber Tagblatt

Donnerstag de» 28. Juni 1934

Anzeigenpreis,

Die Lleivspaliige Millimeter-Zelle 7 Rpf., Familienanzeigen 6 Rpsg., amt­liche Anzeigen 5,5 Rpsg., Reklamezeile 21 Rpfg. Schluß der Anzeigenannahme 8 Uhr vormittags. Gewähr wird nur für schriftlich erteilte Aufträge über­nommen. Im übrigen gelten die vom Werberat der deutschen Wirtschaft aus­gestellten Bestimmungen. Vordrucke stehen zur Verfügung. Die Zeitung er­scheint Mo., Di., Mi., Do.» Fr., Sa.

Verlag: Der Enztäler, G. m. b. H. Druck: C. Meeh'sche Buchdruckerei» Zuhaber Fr. Biesinger, Neuenbürg.

Amtsblatt für das Oberamt Fleuenbürg

Barthou in Ungarn Mt willkommen

PottzeMche Schutzmaßnahme« bei der Durchreise Peotestoerfammlunge« im ganze« Laude

^ Budapest, 27. Juni.

lieber die Vorgänge in Bukarest und Bel­grad vefindet sich die gesamte ungarische Oessentlichkcit in starker Erregung. Tie im ungarischen Oberhaus Dienstag übermittelte und bereits gemeldete schriftliche Protest­erklärung des ungarischen Ministerpräsiden­ten Gvmbvs, die als ungarische Gesamt- meinnng aufzufassen ist, hat in ganz Ungarn starken Widerhall gefunden. Noch im Lause des Dienstagnachmittag wurden aus dem ganzen Lande außerordentlich stark besuchte Protestversammlungen gemeldet, in denen das ungarische Volk ganz im Sinne des ungarischen Ministerpräsidenten gegen die bekannten Aeußernngen Barthous einheitlich . und geschlossen Stellung nahm. Besonders stark wird die Aussprache zwischen König Karo! und Barthou kommentiert, in der Barthou dem rumänischen König gedroht habe, für den Fall, daß der König auf einer Militärdiktatur bestehe, die Revisionswünsche Ungarns wirksam unterstützen zu wollen.

In der Schlußsitzung des ungarischen Ab­geordnetenhauses haben die Abgeordneten sämtlicher Parteien gegen die Stellungnahme Barthous zur Revisionssrage feierlich und geschlossen protestiert.

Der französische Außenminister Barthou ist Mittwoch morgen mit dem Arlbergexpreß durch Budapest durchgereist. Die Budapester Polizei hatte umfangreiche Maßnahmen ge­troffen, um jede Kundgebung sit verhindern. Auf dem Bahnhof befand sich ein großes Po­lizeiaufgebot, das den verschlossenen Wagen des französischen Außenministers nach Einlauf dicht umstellte. Auch der Bahnhof selbst war durch große, zum Teil berittene Polizeiaufge­bote aogesperrt. Auch in der Zufahrtstraßen patrouillierten große Polizeiabteilungen. Aus dem Bahnhof waren außer dem Vertreter der französischen Gesandtschaft zahlreiche Jour­nalisten erschienen, die den französischen Außenminister interviewen wollten. Barthou, der seinen Wagen nicht verließ, empfing jedoch niemanden. Zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen. __ ,

VMM« Wrt I»W London

London, 27. Juni.

In» Unterhaus teilte Simon auf eine Anfrage mit, der französische Außenminister Barthou werde England vom 8. bis I 0. Juli besuchen. Dieser Besuch werde «eine Gelegenheit bieten, mit ihm Fragen gegenseitigen Interesses zwischen Frankreich und Großbritannien zu erörtern"'. Den vorläufigen Vorkehrungen" zufolge seien keine Besuche britischer Minister im Aus» lande geplant. ^_ .

12 Me in Lorient.

/ZU Wie es dazu kam

Paris, 27. Juni.

Die Schiffskatastrophe bei Lo­ri e n t hat nach den letzten Meldungen doch mehr Todesopfer gefordert, als man ur­sprünglich angenommen hatte.

Die in den Abendstunden des Dienstag wegen einsetzender Dunkelheit unterbroche­nen Nachforschungen sind am Mittwoch morgen fortgesetzt worden. Gegen mittag hatte man bereits sechs weitere Lei­chen geborgen. Es sind somit bisher be­reits 12 Tote zu verzeichnen. Man be­fürchtet aber, daß die Zahl der Todesopfer sich noch weiter erhöhen wird, da immer noch einige Fahrgäste des Dampfers Profpörito" in den Kabinen eingeschlossen sind. Taucher sind augenblicklich bemüht, das Schiff zu durchsuchen.

Eine Untersuchung über die Ursache des Unglücks wurde ebenfalls eingeleitet. Von den Dampfern blieb einer bei dem Zu­sammenstoß unversehrt, während der andere leck geworden war, so daß der Kapitän ihn auf Strand setzte. Es scheint, daß der Kapitän des DampfersMarie-Ange" ein falsches Manöver durchaefnbrt bat

und sür die Katastrophe verantwortlich ge­macht werden muß.

Im Krankenhaus vonLorient befinden sich 6 Verletzte, deren Zustand jedoch nicht besorgniserregend sein soll.

Zer Feind steht rM§!" auch in ZrMesLO?

Nadikalsozialisten stellen Antrag x

/ auf Auflösung der Rechtsverbände

gl. Paris, 27. Juni.

Die politischen Zusammenstöße in Frank­reich nehmen von Tag zu Tag an Zahl und Ausmaß zu. So kam es bei marxistischen Aus­schreitungen, die sich gegen die Rechtsverbände richteten, am Montag in Grenoble zu so schweren Zusammenstößen, daß 1 Toter und 16 Verletzte auf der Kampsstätte zurückblieben. In Bel stört wurden 22 Verletzte verzeich­ne!. Äm Mienstag kam es zu schweren Zu­sammenstößen in Men tone, wo zwei Per­sonen verletzt wurden.

Der Ernst der Lage wird gekennzeichnet durch die Verfügung des Innenministers, die die Polizeipräfekten ermächtigt, Hilfskräfte für die Polizei einzustellen.

Die Radikalsozialisten, auf die sich die Un­zufriedenheit der breiten französischen Massen konzentriert, haben im Kabinett die Auflö­

sung der Rechtsv-rbände, Action francaise, Jeunesse patriotiqne usw. beantragt. Innenminister Sarraut war auch bereit, eine solche Verordnung her- anszugeben. Die den Rechtsparteien entstam­menden Minister haben aber so scharfen Wi­derstand geleistet, daß der Gedanke zunächst zu­rückgestellt wurde.

Folgen -es Sonnenstichs

Paris, 27. Juni. Die politisch-literarische WochenzeitungVendemiaire", die sich als Or­gan der Frontkämpfer bezeichnet, behauptet, daß man sich in Berliner amtlichen Kreisen seit Anfang Juni mit dem Plan eines Riesen­luftangriffes auf Paris beschäftige, der Mitte Juli stattfinden solle. Das Blatt gibt auch den Zeitpunkt für diesen Luftangriff an, der auf den 15. Juli als Erinnerungstag des Aus­bruchs des Krieges von 1870/71 festgesetzt war. General Weygand sei ausschließlich nach Lon­don gereist, um sich mit dem englischen Gene­ralstab über die französisch-englische Zusam­menarbeit bei der Abwehr des Luftangriffes zu besprechen! Die englische Regierung habe Frankreich ihre volle Unterstützung zugesagt und alles sei bereit, um die deutschen Flug­zeuge zu empfangen.

Englische Lusiausrüstung

London, 27. Juni.

Morningpost" erklärt, daß das britische Kabinett jetzt endgültig beschlossen habe, eine Politik der Aufrüstung zu betreiben und daß in naher Zukunft eine wichtige Mitteilung hierüber zu erwar­ten sei.

Der politische Korrespondent des Blattes sagt in einem Aufsatz: Das Luftfahrtministe­rium bereitet gegenwärtig einen Plan vor. der die britische Luftstreitmacht auf die Stärke der größten Luftstreitmacht innerhalb derSchlagweite" Großbritanniens bringt. Es ist bereits bekannt, daß die britischen Vertreter bei den englisch-amerikanischen Be­sprechungen zur Vorbereitung der Flotten­konferenz von 1935 den amerikanischen Ver­tretern angekündigt haben, beim Zusammen­tritt der Konferenz werde eine beträchtliche Verstärkung der britischen Seemacht vorge­schlagen werden. U. a. wird eine Erhöhung der britischen Kreuzerstärke von 5V auf 70 Fahrzeuge verlangt werden. In gut unter­richteten Kreisen gewinnt indessen die An- sicht immer mehr an Boden, daß es infolge der großen Meinungsverschiedenheiten zwi­schen den Teilnehmern sich als unmöglich erweisen wird, die Konferenz im nächsten Jahre abzuhalten. Falls die Flottenkonferenz tatsächlich aufgegeben oder für unbestimmte Zeit verschoben werden müßte, dürfte die Regierung eine noch größere Verstärkung der Seestreitkräste verlangen, als sie gegenwärtig besteht.

Deutsch-briliW Besprechungen über den Transfer

Die deutsche Antwort auf die britische Transfernote

Berlin, 26. Juni.

Auf die britische TranZsernote vom 21. Juni 1934 hat die deutsche Negierung durch den deutschen Botschafter in London folgende Antwort erteilt: ^ ^

Die deutsche Regierung beehrt sich, den Empfang der Antwort der Königlich Briti­schen Regierung aus die deutsche Note vom 20. dieses Monats zu bestätigen.

Sie bedauert, den darin enthaltenen Ar- gumenten nicht folgen zu können, die zum Teil auf mißverständlicher oder unvollstan- diaer Veurteiluna des Verlaufes der Berli-

ner Transferkonferenz zu beruhen scheinen, und behält sich weitere Darlegungen hierzu vor. Sie bedanerr ferner, daß die Königlich Britische Regierung glaubt, ihren Stand­punkt durch Androhung von Zwangsmaß­nahmen durchsetzen zu müssen und dadurch ihrerseits genötigt zu sein, entsprechende Maßnahmen zur Abwehr der schlimmsten Schäden, die sich daraus für die deutsche Wirtschaft ergeben würden, zu vertreiben.

In der Annahme, daß es trotzdem der Königlich-Britischen Regierung ernstlich an einer für beide Länder fairen Regelung einer Frage liegt, deren Lösung anerkanntermaßen nicht von Deutschlands Bemühungen allein abhängt, nimmt die deutsche Negierung die Einladung der Königlich Britischen Negie­rung zu Besprechungen deutscher Vertreter mit Vertretern der Königlich Britischen Re­gierung in London an. Die deutschen Ver­treter werden heute nach London abreisen.

Die deutsch-englischen Transferverhand- lungen haben Mittwoch vormittag im briti­schen Schatzamt begonnen/ Zur Eröffnung dieser Verhandlungen schreiben dieTimes".

Ein Ausweg muß gefunden werden, schon deshalb, um den Geg­nern der Annäherung London- Berlin das Wasser abzu graben. Die britischen Unterhändler sind mit weit­gehenden Vollmachten versehen und man kann als sicher schon heute annehmen, daß das Clearingverfahren nicht Anwendung finden wird."

NeisMiisuna

nur sürBatrrlänbiM"

Der neueste Mas des österreichischen 4. Unterrichtsministers

oll. Wien, 27. Juni.

Der bereits angekündigte Erlaß des öster­reichischen Unterrichtsministers über die Be­schränkung der Zulassung zur Reifeprüfung aufvaterländische" Gesinnung ist nunmehr erschienen. Danach behält sich das Unter­richtsministerium das Recht vor, zu bestim­men. an welchen Mittelschulen in diesem Jahre Reifeprüfungen stattfinden dürfen, an welchen sie um einige Monate zu verschieben sind und wo sie ganz auszufallen haben. Der Erlaß richtet sich gegen die breite Masse der durchaus natio­nal gesinnten Mittelschüler, die

vk. 4. 34 3975

15 sichre Versailles

Der Arbeitsausschuß deutscher Verbände Zum 28. Juni

' " Berlin, 27. Juni.

Der Arbeitsausschuß deutscher Verbände veröffentlicht folgenden Aufruf zum 28. Juni:

15 Jahre Versailles! Heute vor 15 Jahren wurde das Versailler Diktat unter­zeichnet. Schon damals konnte cs bei keinem Einsichtigen als ein Instrument zur Wieder­herstellung eines wahren Friedens gelten. Die 15 seither vergangenen Jahre haben dem deut­schen Volk die größten Opfer auferlegt, sie haben aber ebensowenig der Welt wahren Nutzen gebracht, es sei denn, man nennt Nutzen das starre Festhalten an Machtpositionen, die nur auf der Niederhaltung der europäischen Mitte beruhen. In einem Zustand der Schwäche und Zermürbu: a nach vierjährigem heldenhaften Ringen wurde das Diktat unter­zeichnet. Die Kraft zu einemNein" brachte das deutsche Volk nicht auf. Es mußte daher den Weg durch die'te antr^ten.

Heute, nach 15 Jahren, kann es mit Stolz von sich sagen, daß es die innere Schwäche und Uneinigkeit überwunden hat. Damit ist der Anschlag, den das Versailler Diktat auf die Ehre und das Selbstbewnßtsein des deutschen Volkes darstellte, zunichte geworden. Das Ver­sailler Diktat wurde einem in ehrenvollem Kampf gegen die Uebermacht unterlegenen Volk auferlegt. Es fügte der Niederlage die äußerste Demütigung zu. Um den Widerspruch, den die Bestimmungen zu dem verheißenen Frieden des Rechts und der Gerechtigkeit dar­stellen, zu bemänteln, wurde die Lüge, daß Deutschland der Urheber des Weltkrieges sei, zur moralischen Grundlage des sogenannten Friedensvertrages gemacht. Gezwungen zur Unterschrift auch unter die Bestimmungen, die dem deutschen Volk die Ehre nehmen sollten, hat es dieses den Tatsachen nicht entsprechende Anerkenntnis niemals inerkannt und es tut dies heute weniger als se.

Durch widersinnige Grenzzie­hungen, durch Wegnahme des überseeischen Kolonialbesitzes, ist der Lebensranm des deut­schen Volkes unerträglich verkümmert. Wo Deutsche an den Grenzen oder zerstreut in fremden Statten wohnen, haben sie sich der schärfsten Angriffe auf ihr Volkstum zu er­wehren. Nur die Achtung vor der Eigenart eines jeden Volkstums kann Beruhigung und Frieden schaffen. Diesem echten Friedensge­danken stellt das neue Deutschland den sich über die Gegebenheiten des Blutes und Stam-

amTage der Jugend" zu wenig Begeiste­rung für die Regierung aufgebracht haben und nun durch die Nichtzulassung zur Reife­prüfung geschädigt werden sollen. .

Seftereeichisches Milttür schießt aus Kameraden

Wien, 27. Juni. Aufsehenerregende Sze­nen, wie sie sich bisher in Oesterreich noch nie abgespielt haben, ereigneten sich am Mittwoch abend in Graz. 400 dienstfreie Soldaten des Bundeshecres in Uniform zogen von ihrer Kaserne geschloffen in das Innere der Stadt und brachten Schmährufe auf die Heimwehr und Vizekanzler Starhemberg aus. Wo sie Heimwehrleute erblickten, verprügelten sie diese. Tie Heimwehrleute riefen Kameraden zu Hilfe und es kam zu großen Schlägereien. Zahlreiche Verletzte mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Bald hatten sich im Stadt­zentrug tausende von Menschen angesammelt, die ebenfalls erregt gegen die Heimwehr Stel­lung nahmen und Hochrufe auf die Armee ausbrachten. Die Tumulte setzten sich auch in anderen Straßen fort. Die Polizei war an­fänglich machtlos. Man mußte die im Dienst befindlichen Truppen des Bundesheeres her­beirufen, die gegen ihre Kameraden vorgingen und schließlich sogar mit gefälltem Bajonett die Menge ausemandertrieben.

Die Ursachen dieser Szenen waren Zwi­schenfälle, die sich tags zuvor ereignet hatten. Heimwehrleute hatten in einem Lokal einen Angehörigen der Bundesheeres verprügelt. Kameraden des Gezüchtigten beschlossen, Rache zu üben. Das Truppenkommando hatte von dem Plan gehört und den Ausgang für Mitt­woch untersagt. Die Soldaten hatten sich jedoch nicht an das Verbot gehalten.