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Mmtsblatt für das Oberamt Fleuenbürg
Re. 101 - »2. Jahrgang
Donnerstag de« 3. Mai 1SS4
OK. 3. 34: 4020
SaaewWer heraus!
Aufruf der RsMsregiemmg an alle Abstimmungsberechtigten
»«Nn, L MaL"
Der deutsch-polnische Ausgleich!
Von E. Frhr. von Reibnitz.
Für weite Kreise der Öffentlichkeit, nich nur des Inlandes, sondern auch des Auslande! völlig überraschend kam die Nachricht von den vor wenigen Monaten erfolgten deutsch-pol irischen Ausgleich. Man war beinahe versucht von einer diplomatischen Sensation zu reden so perplex war die spaltenlange Verwunderung etlicher Weltblätter, so unverhohlen das betroffene Erstaunen fremder Staatsmänner Was wenige Monate zuvor noch ins Reich de, Fabel verwiesen worden wäre, war mit einen: (schlage Wirklichkeit geworden: Ohne den allmächtigen Völkerbund anznrufen, oder die Mittlertätigkeit Dritter und Vierter zu gebrauchen, hatten Deutschland und Polen in einer freimütigen und offenen Aussprache den Weg einer friedlichen Verständigung gefunden.
Eine neue Phase in den politischen Beziehungen beider Länder ist eingetreten. Der Zustand unfruchtbarer Zurückhaltung ist einer Zeit nützlicher Zusammenarbeit gewichen. Sowohl diesseits als auch jenseits der Weichsel bringt man dem Nachbarvolk wachsendes Verständnis entgegen. Wenn auch der vollzogene Ausgleich keineswegs eine endgültige Ideallösung darstellt, so ist er doch der erste Schritt zu einer dauernden Gesundung Europas.
In dankenswerter Weste hat sich Freiherr von Neibnitz in seiner Broschüre „Der Deutsch-Polnische Ausgleich" um :ine allgemeinverständliche Klarstellung der vesentlichsten Punkte des Vertrags bemüht. Gleichzeitig zeigt er in objektiver Weise die irsächlichen Zusammenhänge des durch das Versailles-Diktat künstlich herbeigeführten iampfzustandes zwischen beiden Ländern auf. Wie kein anderer stt dieses kleine Büchlein ge- ägnet, in weitestem Maße Klarheit über das leutsä,-polnische Pr-'blem zu gewinnen; eS ist ,'ichtnngweisend und aufklärcnd sür jeden politisch Denkenden.
Empörender Ueberfall bei ber Innsbrucker Maifeier
ek. Wien, 2. Mai.
Ungeheure Empörung in allen nationalen streifen Oesterreichs hat die Nachricht von nnem unerhörten Ueberfall von Angehörigen der berüchtigten Penz-Platte, die sich offiziell „Gausturmkompanie der Tiroler heimatwehr" nennen darf, auf die Maifeier der reichsdeutschen Kolonie in Innsbruck ausgelöst.
Um von vornherein alle Zwischenfälle auszuschalten, hatten die Veranstalter dieser Feier, an der etwa 600 Personen teilnahmen. die Teilnehmer ausdrücklich gebeten, den Festsaal erst zu verlassen, wenn die vaterländische Maifeier, die gleichzeitig statLsands abgeschlossen ist. Während der Feier aber drangen etwa zwölf Heimwehrlente. die der genannten Penz-Platte angehören — eine Bande, deren Mitglieder z. T. mehr Vorstrafen als Lebensjahre zählen — in den Fcstsaal ein und begannen, Fahnen hernnterzureißen und Bilder zu zerstören. Ein herbeigeholter Polizeibeamter erwies sich diesen Banditen gegenüber als machtlos. Auf dringendes Ersuchen des Generalkonsuls Geheimrat Sall er wahrte die Menge die Ruhe. Die Hcimwehrbanditen trieben es aber immer ärger und scheuten vor keiner Provokation zurück. Daraufhin verständigte ein Festteilnehmer die Polizei, die mit einem größeren Aufgebot im Saale erschien und — statt die Ruhestörer zu verhaften — die .Träger" des neuösterreichischen Staates nach längerem Verhandeln zum Verlassen des Saales bewog. Aus Ersuchen des deutschen Generalkonsuls wurden dann die Fahnen und die Bilder des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers unter polizeilichem Schutz in das deutsche Generalkonsulat gebracht.
Ein Bericht über den empörenden Zwischenfall wurde unverzüglich dem Sicherheitsdirektor von Tirol zugeleitet.
Der deutsche -Gesandte in Wien hat daraufhin Gelegenheit genommen, gestern abend diese Vorfälle bei Bundeskanzler Dollfuß offiziell zur Sprache zu bringen.
Mk RelMregierung erläßt folgenden Auf« ruf:
Der Zeitpunkt, an dem die Saarbevölkerung nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages im Wege der Volksabstimmung über ihr künftiges Schicksal entscheiden soll" rückt heran. Der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest; fällig ist die Volksabstimmung vom 10. Januar 1935 ab.
Abstimmungsberechtigt ist ohne Unterschied des Geschlechts, wer am Tage der Unterzeichnung des Versailler Vertrages, d. h. am 28. Juni 1919 im Saargebiet gewohnt hat und am A b st i m m u n g s t a g wenigstens 20 Jahre alt ist.
An alle im Reich, außerhalb des Saargebiets wohnhaften Personen, die am 28. Juni 1919 im Saargebiet gewohnt haben und vor dem 11. Januar 1915 geboren sind, ergeht die Aufforderung, sich in der Zeit von Donnerstag, den 3. Mai, bis Sonnabend, den 12. Mai. bei ihrer Gemeindebehörde (Einwohnermeldeamt), in den L-tüdten auf Sen Polizeirevieren ihres letzigen Wohnsitzes zu melden. Das gilt auch für Personen, die sich schon früher als Saarabstimmungs- berechtigte gemeldet haben. Personalausweise and. soweit möglich. Nachweise über den Wohnsitz am 28. Juni 1919 (An- und Ab- meldeLescheinigungen, Beschästignugsz-engnisse usw.) sind mitzubringen. Wo und zu welchen Tageszeitungen die Meldungen entgegcnge- nommen werden, wird durch jede Gemeinde rechtzeitig besonders bekanntgegeben.
.Attentat
den Präsidenten Kim ?
vrovokationspläne der Separatisten Saarbrücken, 2. Mai.
Unter dieser, Ueberschrift schreibt die Tageszeitung „Deutsche Front" folgendes:
„Im Interesse der Wahrung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit an der Saar machen wir Regierungskommission und Polizei aus folgendes aufmerksam:
Die Separatisten und Emigranten Planen sür die nächsten Wochen systematisch d u r ch z u s ü h r e n d e Provokativst S «" «W'ALk'kFsA'N e auf die deutsche Tacrrbevölkerung, die besonders in der Zen WM 30. April "bis 6. Mai in gesteigertem
kk. Berlin, 2. Mai.
In Deutschland weilen gegenwärtig zwei Gruppen ausländischer Journalisten, um das neue Deutschland kennzulernen: polnische und südslawische. Tie südslawischen Pressevertreter veranstalteten am Mittwoch eine eindrucksvolle Heldcnehrung am Ehrenmal Unter den Linden, bei der ihr Sprecher n. a. sagte, daß die südslawischen Journalisten, die selbst fast durchweg Frontsoldaten sind, „durch Dich, gefallener deutscher Krieger, allen gefallenen deutschen Soldaten die Ehrenbezeugung leisten. Wenn uns der Krieg damals gegeneinander stehen ließ, so waren Wir damals Gegner, nicht Feinde. Zum Zeichen der tiefen Achtung, die wir in diesen Tagen für Dich und Dein Volk empfinden gelernt haben, grüßen wir Dich, gefallener deutscher Krieger, in Ehrerbietung und mit Schweigen". Die Journalisten legten dann einen großen Lorbeerkranz mit einer Schleife in den südslawischen Farben am Ehrenmal nieder.
Die in Deutschland bereits seit voriger Woche weilenden polnischen Journalisten nahmen am Dienstag an den Veranstaltungen des Feiertags der nationalen Arbeit teil, die sie begeisterten. Eine Ueberraschung war es sür sie, daß sie die in der Mittagspause entwickelten Ausnahmen von der Kundgebung i mLustgarten schon um 17 Uhr im Flugzeug nach Warschau senden konnten, so
Maße unternommen werden sollen. So wurden bereits seitens der KPD. und SPD logenannte AchtergruPpen gebildet, .'ie mit Schwarzpulver gefüllte Gefüsse in die Dienststellen der „Deuäschen Front"' werfen sollen. Dreier-Gruppen sollen die Führer ber Deutschen Front anrempeln und liefe, so bald sie Antwort geben, Niederschlagen. Ein Emigrant trägt sich geradezu mit einer Phantastischen Absicht. Er als Führer seiner Organisation will auf den Präsidenten der Regierungskommission ein Attentat aussüh- ren. Knox soll nicht getötet werden. Es ist lediglich beabsichtigt, Knox, wenn auch nur auf Tage, zur Niederlegung seines Amtes zu zwingen. Die entstehende Unruhe soll benutzt werden, um auf die Saar einen separatistischen Anschlag auszuführen. Die Burschen Phantasieren von einer „Republik Frei- Saar". die am 6. Mai ausgerufen werden soll.
Wir sind gerne bereit, der Polizei den Namen des Rädelsführers anzugeben. Wir sind weit davon entfernt, diese separatistischen Aktionspläne tragisch zu nehmen. Ihre Ausführung würde zweifellos an dem eisernen Willen der Saardeutschen scheitern, aber wir erwarten von der Negierungskommission, daß sie Vorsorge trifft, um diese unsauberen Pläne im Keime zu ersticken. Es handelt sich in erster Linie um landfremde und nicht abstimmungsberechtigte Elemente, ehemalige rheinische Separatisten, flüchtige Verbrecher und einiges einheimisches Gesindel. Tie Polizei ist in der Lage, diese Burschen im Handumdrehen kalt zu stellen."
Ars RrichsyrMenteil Jank an Saarbrücken
Berlin, 2. Mai.
Reichspräsident von Hindenburg hat an der Oberbürgermeister Dr. Neikes, Saarbrücken, folgendes Telegramm gerichtet: „Ihnen und Ser Stadtverordnetenversammlung von Saarbrücken danke ich für die mir durch meine Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt erwiesene Ehrung, die ich gern enigegennehme. Ich gebe bei dieser Gelegenheit meinem herzlichsten Wunsche nach baldiger Wiedervereinigung Saarbrückens mit dem Vaterland Ausdruck und hoffe, daß dann der arbeitsamen Stadt an der Saar ein neuer Aufstieg beschieden sein wird. Mit freundlichen Grüßen gez. von Hinden- bura. Reickisvräsident."
daß sie bereits in den Warschauer Spätabendblättern erschienen. Mittwoch flogen die polnischen Journalisten nach Hamburg, von Ivo sie nach Besichtigung des Hafens und einer Hafenrundfahrt nach Düsseldorf weiterreisten.
Der Polnische Journalistenbesuch in H a m- burg gestaltete sich zu einem eindrucksvollen Bekenntnis für die politische, wirtschaftliche und kulturelle Annäherung zwischen Deutschland und Polen. Nach einer Rundfahrt durch die Stadt, bei der die polnischen Herren mit großem Interesse die Denkwürdigkeiten und Baulichkeiten Hamburgs besichtigten, fuhren sie in den Hamburger Hasen und begaben sich an Bord des H a- pag-Dampjers Deutschland, wo der Vorstand der Hamburg-Amerika-Linie zu Ehren der polnischen Gäste ein Frühstück gab. Der Vorsitzende des Vorstands der Hamburg- Amerika-Linie, Oboussier, hieß die polnischen Gäste mit herzlichen Worten willkommen.
Für die polnischen Journalisten sprach sodann in glänzender deutscher Rede Hauptschristleiter Dunin-Keplicz vom Illustrierten Krakauer Kurier. Herr Dunin- Keplicz führte aus: Als wir gestern durch die festlich geschmückten Straßen Berlins fuhren und auf dem Tempelhofer Feld eine großartige Kundgebung von IV- Millionen Deutschen sehen konnten, da erregte unter den zahlreichen über die Straßen der Reichs-
volkSgeriAIShos sür Landesverrat
Berlin, 2. Mai.
Im Reichsgesetzblatt wird jetzt das Gesetz zur Aenderung von Vorschriften des Strafrechts und des Strafverfahrens vom 24, April 1934 veröffentlicht, über das schon kurz vor Ostern Mitteilungen gemacht worden sind. Das Gesetz dient dem Zwecke, die Strafvorschriften wegen Hochverrats und Landesverrat, die in verschiedenen Gesetzen und Verordnungen zerstreut sind, übersichtlich zu- sammenzusassen und noch wirksamer zu gestalten. Das vergangene Jahr hatte aus diesem Gebiet bereits diejenigen gesetzlichen Aenderungen eingeleitet, die dem Erstarken des Staatsgedankens und der Wertung entsprechen, die im neuen Reich schwere Vergehen gegen die Volksgemeinschaft finden, Aus diesem Gesichtspunkt waren insbesondere durch zwei Verordnungen vom 28. Februar und durch Gesetze vom 26. Mai und 13. Oktober 1933 die Strafdrohungen erhöh! und für schwere Staatsverbrechen auch die Todesstrafe angedroht worden. Das neue Gesetz spricht es noch deutlicher aus. daß derjenige, der seinem Volke die Treue bricht und den Bestand der Volksgemeinschaft gefährdet, sein Leben verwirkt,
Gleichzeitig mit der Neuregelung der Strafvor'chriften werden die Bestimmungen über das Verfahren in Hochverrats- und Landesverratssachen neu gefaßt. Dabei wird eine Schmierigkeit beseitigt, die sich bisher daraus ergab, daß das Reichsgericht nach den früheren Vorschriften zwei völlig verschiedene Ausgaben in sich vereinigen mußte, nämlich die des Hüters der Rechtseinheit durch seine Tätigkeit als höchstes Revisions- qericht und die eines erstinstanzlich urteilenden Gerichtshofs für die Staatsverbrechen. Beide Aufgaben hatten nur wenige Berührungspunkte. Sie werden deshalb künftig zwei verschiedenen Gerichtshöfen zugewiesen.
Für die bisher dem Reichsgericht obliegende erstinstanzliche Tätigkeit, die Aburteilung von Hochverrat und Landesverrat, wird ein besonderes oberes Gericht in Gestalt eines Volksgerichts- h o i geschaffen und das Reichsgericht wird ganz s'Lner der Fortbildung des NeichZrechts dienenden Aufgabe als Revisionsgcricht zu- rückgegeben.
Der Gerichtshof wird teils mit juristisch gebildeten Richtern und teils mit solchen Mitgliedern besetzt, die über besondere Erfahrungen auf dem Gebiete der Abwehr staatsfeindlicher Angriffe verfügen. Seine Mitglieder werden vom Reichskanzler auf Vorschlag des Reichsjustizministers ernannt. Der Zeitpunkt, ui dem der neue Volksgerichtshof "nammentritt, wird noch bekannt gegebev ''erden.
Hauptstadt gespannten Inschriften eine unsere besondere Aufmerksamkeit: „Ehrt die Hände, die Schwielen haben!" Wir brachten dies in Verbindung mit einem bekannten Wort, das unser Marschall Pilsudski in die Polnische Nation geworfen hat, all er sagte: „Die Zeiten des Wettstreits vor Eisen rmd Blut sind vorbei, nun komnrer die Zeiten des Wettstreits der Arbeit." Wii glauben, ein besseres Verstehen zwischen der Völkern als dadurch, daß man die gegenseitige Arbeit ehren und achter lernt, ist wohl nicht möglich.
Der Redner sprach sodann dem Vorstand der Hamburg-Amerika-Linie den Tank der polnischen Gäste aus und fuhr fort: „Ich möchte der „Deutschland" eine glückliche Reise wünschen und ich glaube, diese Reise nird nicht nur das Schiss Deutschland betreffen, sondern auch dasLandDeutsch- iand, das, so hoffen wir, in einem sicheren Hafen glücklich landen wird " Spontaner Beifall folgte den Ausführungen des polnischen Redners. Noch lange Zeit blieben sie polnischen Gäste mit ihren Gastgebern n angeregtester Unterhaltung über alle das Verhältnis beider Länder betreffenden Fragen zusammen. Sodann begaben sich die Käste nach einer Fahrt um die schöne Alster gim Hamburger Flughafen, um die Weiterreise nach Düsseldorf anzutreten.
Polnischer FreundlchaftSbeluch