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^ Littlich ersuchen dich

O Kindelein!

Daß diesem Haus.

Allen heraus.

Willst geben immerdar Dein Segen noch viel' Jahr',

O Jesulein!

O Jesulein!

Wir jetzund fertig sein.

So schlaf' denn wieder ein,

O Kindelein!

O Herzelein schlaf,

Schlaf, ach schlaf.

Doch schlaf' nicht, wen« wir Klopfen an der HimmelStür,

O Jesulein!

Fürwahr, Friedrich von Spee, der fromme Dichter, hat in seinerTrutznachtigall" kaum ein lieblicheres und naiveres Lied, als dieses Dreikönigslied meiner Jugendzeit.

Es war im Jahre 1849, da mich, der ich auf dem Kirchenchor Sopran sang, die Reihe traf, unter die Heiligen Drei Könige einzu- treten, ein Los, auf das ich um keinen Preis der Welt verzichtet hätte. Und als die Mut­ter mich zum alten Buchbinder Gottlieb Hinterskirch führte, damit er mir dieKrone anmesse", da war ich glücklicher und stolzer, denn ein römischer Dichter, der auf dem Kapitol gekrönt wird.

Jeden Abend von Weihnachten ab hielten wir Singprobe, wobei ich den Sopran und die zwei Mitkönige die Altstimme vertraten und desSchmied-Bälden Louis", ein vor­maliger Dreikönig, der jung sterben mußte, den Instruktor spielte. Den Baß übernahm der Sternenträger, wenn er cs nicht vor­zog, zu rauchen. Dann ward auch derSter­nen" in Reparatur genommen, geflickt, ge­pappt und frisch eingeölt. All das mit einem seligen Eifer, als ob es gälte, ein Schau­spiel für Menschen und Engel, für Himmel und Erde aufzuführen.

Was tut der Mensch nicht aus Eigenliebe! Der schwarze Drcikönig, Kaspar, war von uns Kindern von jeher am meisten bewun­dert worden, und deshalb war ich nicht wenig stolz auf seine Nolle und das schwarze Gesicht. Auch schritt der Kaspar stets in der Mitte seiner beiden Kollegen hinter dem -»Sternen" her.

Beim unteren Tor wurde abends sieben Utzr angefangen, und vor jedem Haus ein Lied, und wenn im zweiten Stock eine zweite Familie wohnte, ein zweiter Sang losgelassen. Aus dem unteren Stockwerk brachten die Kinder des Hauses, in einem Papier eingewickelt, die Sängcrgabe, und das war der innerste Kern des ganzen Königtums und der Sternendreherei die Leute im oberen Stockwerk brannten das Papier an und warfen die Kreuzer und Groschen wie Leuchtkugeln zu den Füßen der Heiligen Drei Könige". DerSchwarze" aber, als der vornehmste, hob nieein Geld auf", das besorgte einer der anderen, entweder der Mel­chior oder der Balthasar.

Wenn Könige und Stern den halben Lauf der Alt­stadt durchzogen hatten, kamen sie an das Haus mei­nes Detters Bosch, eines rei­chen Bäckers. Da ward seit alten Zeiten von den Heili­gen Drei Königen und ihrem Stern Einkehr gehalten. Der letztere wurde in den Haus­gang gestellt und einstweilen gelöscht, den Heiligen Drei Königen und ihrem Sternen­träger aber am Stubentisch Wein und frisch gebackene Brezeln serviert.

Ich bin überzeugt, daß es den wirklichen Drei Königen im Palast des Herodes, als sie ihn besuchten, nicht so ge­schmeckt hat, wie uns beim .Boschenvetter", da wir in königlicher Vertretung bei chm zu Tische saßen.

Dem Bäckermeister mußten ^

vir jeweils vor seinem Hause sD-Mr-

sein Lieblings-Dreikönigslied singen, dessen erste Strophe also lautete:

Ich lag in einer Nacht und ' schlief.

Da träumte, mir, König David ries:

Wie kann ich singen und träumen.

Wie kann ich singen und träumen.

Von den Heil'gen Drei König ein Lied!

Sie liegen zu Köllen am Rheine,

Sie liegen zu Köllen am Rheine.

Der Bäcker Bosch war ehedemzu Könen rm Rheine" aus der Wanderschaft gewesen and deshalb wollte er dieses Lied haben, über das der sonst so strenge Mann ganz veichherzig wurde.

Draußen warteten die Kinderherzen des ganzen Städtchens auf die Wiederkunft von Königtum und Stern, frierend in der kalten siacht, während die «Drei Heiligen" sich wärmten und gütlich taten. Doch nahm ihnen das in den Augen der Kinder nichts oon ihremHeiligenschein". Sobald der »Jägermurer" seinen Stern wieder leuchten ließ, war alles zufrieden, und die Fahrt ging weiter, den Häusern in der Mühlen- siraße zu.

Gegen zehn Uhr war die Sternenfahrt der Drei Könige zu Ende. Und dann grng's zum

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Tinderade", wie man dem Bierbrauer Zum grünen Baum". Seraphin Franz, einem Detter meines Vaters, sagte.

Hier wurde das Geld gezählt und ver­teilt. Denn dem Melchior und dem Baltha­sar wurde es die Nacht über nicht anvertraut.

Der Jägermurer bekam einen halben Gulden, und auf jeden König traf es über einen Gulden.

Königlichen Hochge­fühls voll und reicher als Krösus mich dün­kend, ging ich heim, wusch menr schwarzes Gesicht und legte mich zu Bette mit der Freude, morgen noch »inmal den schwarzen Dreikönig spielen zu können. Denn am Tag des .Festes selbst ging die Fahrt durch die Vorstadt und vor die Häuser amGraben."

Fast 39 Jahre spä­ter, am Abend vor dem Dreikönigstag 1 8 7 6, stand imKirchgäßle", im Dunkel der Nacht, eine lange Gestalt an der Ecke des westlichen Zehnt - Gebäudes, als eben die Heiligen Drei Könige vor dem Hause sangen, das zu meiner Zeit derBergfidele" bewohnte. Die Knaben hatten scheint's erst an- gesangen und waren von wenigen Kindern noch begleitet; sie san­gen das Lied:O Jesu­lein!" Da liefen dem Manne, der ungesehen in ihrer Nähe stand.

Lange «och folgte ich von ferne den Drei- königen und der still lauschenden Kinderschar durch die Gassen und träumte mich zurück in die Kinderzeit und in den Kinderhimmel. Ich hätte sterben mögen an jenem Abend, so

die Tränen Von den Winter im Dorf (Aus Kalender Kunst und Leben) Augen; er gedachte der Jugendzeit, seiner eigenen Dreikönigswürde und des kindlich seligen Glückes jener Tage, da auch erdem Sternen" gefolgt und ge­sungen:O Jesulein!"

selig und wehmütig zugleich war mir zu­mute.

(Aus: Heinrich HansjakobAus meiner Jugendzeit", Verlag Bonz L Co Stuttgart.)

Heut macht die Elfter Hochzeit mit der

Krähe.

Da kommen viele HochzeitSgäste.

Der Hahn, das ist der Hochzeitkbitter. Der heißt willkommen alle Gäste." Festredner ist der Habicht. Mundschenk der L>torch. Das Rebhuhn Koch. Der Eichelhäher wäscht auf. Nach dem Essen wird getanzt. Lerche und Schwalbe spielen Flöte. Der Zaun­könig bläst Horn. Die Wachtel Tuba oder Posaune. Soweit geht alles ganz lustig und ordentlich zu. Aber nunschnapst die Schwarzamsel, bis sie sichvor Betrunken­heit kugelt". Die Bläßente ist auch schonbe­nebelt". Das ärgert den sonst so vornehmen Fischreiher. Er schimpft wie ein Rohrspatz, Die Betrunkenen tun beleidigt. Es wird wohl eine Rauferei geben. Da. wirklich: Die Gras­mücke stößt die Bachstelze. Die Meise back­pfeift den Goldammer. Das Rotkehlchen packt den Finken. Der Würger faßt die Wald­schnepfe. Da heult der Wiedehopf. Irgend jemand hat ihn Stinkvogel genannt. Er be­schwert sich beim Kreuzschnabel ... Ein wüstes Durcheinander!

Wenn nicht der Kuckuck wäre! Er teil! mit seinem Ruf alles hübsch ab, tröstet und redet zum Frieden. Blitzschnell erfassen du Musikanten die Situation und spielen wie­der zum Tanz auf. Pirol und Nachtigall fangen an, wunderschön zu singen. Da sind die lärmenden Brüder mit einem Male ganz bezaubert, singen sich selbst die kleine Seel« aus dem Leibe, und alles ist wieder gut Es herrscht schönste Einigkeit. Die Bogel- hochzeit kann weitergehen.

Der Dorfbursche Janko hat die Bögel be- lauscht.Ist das ein Fest!" denkt er, und denkt weiter an seine Hanka. Die ist be- stimmt das schönste Mädchen auf der ganzer Welt, hat ein rundes, rotbackiges Gesicht, lachende Augen und blitzblanke Zähne. Stolz trägt sie ihre Tracht, die enge schwarz, seidene Jacke und den weiten, faltenreichen Nock. Im Winde flattern die langen, kni- sternden Bänder von der Flügelhaube herab. Zur Hanka will er gehen! Und er nimmt sie beim Kopf und singt ihr was ins Ohr. OttoModersohn (Aus wendisch heißt das):

Hanka, t^ moja,

Lanka, äa^ inulku vor na rnalu kdrvilku."

Sie VvgelhMeit U mm«««

Von Max Zeibig, Bautzen

In der Wintersrühe des 21. und 22. Ja­nuars kündet sich der Frühling zum ersten Male leise singend in den Zweigen an.Fa­bian und Sebastian lassen den Saft in die

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7,

«chlittensahren (Aus Kalender Kunst und Leben)

Neuer

Bäume gähn", so sagt eine alte zuverlässige Bauernregel. Die Tiere, die den Winter ver­schlafen, rühren und strecken sich und drehen ihren Kopf nach oben. Die Vögel rufen und locken schon beherzter, und am 25. Januar ist Vogelhochzeit.

Das wissen die wendischen Dorf- und Stadtkinder genau. Winters über haben sie ja mit den stillen Brüdern aus der Luft in guter Kameradschaft gelebt, haben ihnen Schutzhütten gebaut und schönes, körniges Futter gestreut. Nun kommen die Vögel, sich zu bedanken. Am Abend stellen die Buben und Mädchen blanke Teller an die Fenster, lieber Nackst geschieht ein Wunder. Am Mor­gen sind dre Teller dicht angefüllt von süßen, bunten Dingen.

Die Zuckerbäcker in Stadt und Land dür­fen den Tag nicht vergessen. Schon lange vorher gleichen ihre Schaufenster einem richtigen Frühlingsmärchenhimmel. Sie sind wahre Königreiche der Kinderfreude, so

schön fast, wie die bunten, glänzenden Weih­nachtswiesen, und verraten, wie fleißig die Zuckerbäcker waren. Sie haben aus Eiweiß, Zuckerschaum, Schokoladeguß und Marzipan kleine Vogelkörperchen zu Hunderten förm­lich hingezaubert, haben sie mit weißen, roten, goldenen oder himmelblauen Flügeln aus leuchtendem Glanzpapier besteckt und rote, gelbe oder schwarze Schnäbel angesetzt. Die Augen sind aus süßen Rosinen und blik- ken ganz treu und schwärmerisch. Nun schwirrt und schwatzt das gefiederte Völkchen durch den frohen Himmel seliger Kinder­gedanken. Da gibt es winterweiße Vögel, so zart und fein, wie frischgefallener Schnee, kleine Vogelpärchen, die schnäbeln sich in ver­liebter Lust. Auch dottergelbe, etwas schwer­fällig wackelnde Entenvölker sind zu sehen, und ganz große Hühnerscharen. Dazu liegen kleine Nester wirr umher. Manche sind aus wunderbar knusprig braunen Schokolade­zweigen geflochten. Das sind die Schwalben­nester. Die Storchennester aber sind einfach zum Anbeißen. Und alle sind angefüllt von ganzen Eierbergen, gesprenkelte Eier, wie sie der Kiebitz legt, auch rote und blaue, ja sogar silberne und goldene gibt es. Welch eine Lust! Welch herrlicher Dank! Das ist ein Fest.

Nun besinnen sich die Hühner, daß sie wie­der fleißig Eier legen müssen, fchöne, große, frische Eier. Die will die Bäuerin in Bautzen zu Markte bringen. Auch die ande­ren Vögel müssen an die Zukunft denken, an den Frühling und an den Nachwuchs. Also muß man zur Hochzeit richten.

Davon singen die Deutschen ein sehr langes, lustiges Lied. Aber das der Wenden ist fast noch länger und schöner. Es erzählt eigentlich so eine richtige, derbe Bauernhoch­zeitsgeschichte. Darin kommen alle Vögel der Heimat vor. Und so singt das Lied:

Hanka horcht, wird ganz rot und lacht da­bei. (Auf gut deutsch muß man sich das so erklären):

Hannchen, du, sei mein, Hannchen, gib mir dein Mäulchen nur ein kleines Weilchen!"

Wer weiß, was daraus noch werden kann . . .

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Der Winter

Ludwig Richter,

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Winterliche Behaglichkeit K. Sigrist.

Ein strenger Herr, der Januar,

Mit Kälte, Eis und Schnee fürwahr. Das Jungvolk liebt die Schlittenbahn. Der Aehne sitzt beim Ofen dran. H. R.

Es ist eine Kachel im Ssen...

Der Ofen im Volksmund

Das Weib und der Ofen gehören zum Haus.

Wenn der Ofen brummt, der Sturm bald summt.

Ritter mit Eis und Schnee tun dem Ofen noch vier Tage weh.

Hat d' Sonn' en G'walt, ist der Ose kalt.

E schö's Weib und e schöner Ose und e schöne Uhr zieret die ganz Stub.

Wo d' Stubetür gege d' Ose aufgaht, sind d' Weiber Herr.

An großen Oefen ist sich gut wärmen, sie bedürfen aber viel Holz.

Am warme Ose ist's gut g'wärme.

Der hat si' am kalte Ose g'wärme wölle.

Du wirst dich brennen am kalten Ofen.

Der nächst beim (am) Ose g'wärmt st'.

Es sucht keiner den andern hinterm Ofen, wenn ei nicht selber schon dahinter gewesen ist.

Er ist scho' hinterm nämliche Ose g'sesse.

Hinterm Ose ist au in der Stub, aber nit in der Mitte.

Wer st' allet fürchtet, ist hinterm Ose it sicher.

Wer allet hinterm Ose bleibt, kommt (in der Welt) it weit.

Hinterm Ose ist gut schwätze.

Hinterm Ofe hat no keiner auf Rom g'funde.

Hinterm Ofen und in der Höll (Ofenhafen) ist aller bösen Weiber Stell.

Der verkauft einen hinterm Ofen.

Wenn die Katze im Februar in der Sonne liegt, muß sie im März wieder hinter den Ose».

Der ist recht hinter den Ofen.

Es ist eine Kachel im Ofen. (Wenn Kinder dabei sind, die nicht alles hören dürfen.)

Du bist so dumm, ma' könnt de Ofe mit dir ei'pumpere.

Herausgegeben im Auftrag der NS.-Presse Würt­temberg von Hans Reyhing (Ulm a. DJ«