wegen der mit diesen Dingen meist verbundenen sehr erheblichen Kosten kein Grund vor. Sonst könne man es ruhig den aus Wettbewerbsgründen an einer Sache interessierten Gewerbetreibenden und Verbänden überlassen. Verschlungen gegen das Wettbewerbsgesetz im Privatklageweg zu verfolgen, zumal dem Gericht der gleiche Strafraum zur Verfügung steht, ob die Tat im Wege der öffentlichen Klage oder der Privatklage verfolgt wird.
Luthers 450 Geburtstag
Stuttgart, 3. Nov. In einem Erlast des Kultministeriums wird darauf hingewiesen, datz sich am 1b. November zum N>0. Male der Tag jährt, an dem Dr. Martin Luther geboren wurde. Die allgemeine Feier des Tages ist zwar auf Sonntag, 19. November, verschoben worden. Aber es ziemt sich, dast die evangelischen Lebrer und Schüler des Landes auch am Ge- burstag selbst der Bedeutung des großen Reformators und deutschen Christen gedenken. Es wird deshalb u. a. folgendes angeordnet: 1. An Schulen, die in der Mehrzahl von Schülern evangelischen Bekenntnisses besucht werden, fällt der Unterricht am Freitag den 10. November aus. 2. Au Schulen, in denen die evangelischen Schüler die Minderheit bilden, find diese Schüler auf Antrag der Erziehungsberechtigten oder wenn sie über 14 Jahre alt sind, auf eigenen Antrag vom Unterricht zu befreien. Auf alle Fälle ist ihnen sowie den evangelischen Lehrern der Schulen Gelegenheit zur Teilnahme an Schülergottesdiensten zu geben. Wenn die evangelische Minderheit so groß ist, daß durch ihr Fernbleiben die Durchführung eines geordneten Unterrichts an der Mehrzahl der Klaffen erheblich beeinträchtigt würde, so kann der Schulvorstand den Ausfall des Unterrichts für alle Klaffen anordnen. 3. Evangelische Lehrer und Schüler der Volks- und Mittelschulen. der höheren Schulen und der Lehrerbildungsanstalten beteiligen sich geschloffen an den Schülergottesdiensten, die der Evangelische Oberkirchenrat für den Vormittag des 10. November anordnen wird. Für die evangelischen Lehrer und Schüler der Berbfs- und Fachschulen, die am Vormittag des 10. November zum Unterricht verpflichtet sind, gilt dasselbe, lieber die Ausgestaltung der gottesdienstlichen Feier unter Mitwirkung der Jugend werden sich Geistliche und Lehrer verständigen. In den Schulen sollen zu dem Zweck auch einige der weniger bekannten Lutherchoräle eingeübt werden.
Beginn des Neckardurchstichs — Einweihung der Wilhelm Murr-Stratze
Eßlingen, 2. Nov. Zu einer Feierlichkeit, an der die gesamte Eßlinger Bevölkerung lebhaftesten Anteil nahm, wurde die offizielle Eröffnung der Arbeiten des Neckardurchstiches bei Altbach—Deizisau. Die Vornahme des ersten Spatenstiches und die Einweihung der Wilhelm Murr-Straße durch den Reichsstatthalter — den Sohn und Ehrenbürger der alten freien Reichsstadt — gab der Veranstaltung ein besonderes Gepräge. Nach Besichtigung der Arbeiten am Abwafferkanal in Mettingen fuhren Gäste und Ehrengäste nach der Arbeitsstelle am Neckar bei Altbach, wo der Arbeitsdienst und eine große Menschenmenge versammelt war. Strombandirektor Conz gab einen Rückblick über die Geschichte des Projektes und feierte die Verwirklichung des alten Planes als Ergebnis der Bemühungen des Herrn Reichsstatthalters. Durch die Ausführung dieses Projektes werde wertvolles Neckarland hochwaffcrfrei, und viele Arbeiter bekämen Arbeit und Brot. Reichsstätthalter Murr erklärte, daß der Kampf der nationalsozialistischen Bewegung von jeher der Arbeitslosigkeit gegolten habe. Wenn bisher schon die Bestrebungen der Regierung von Erfolg gekrönt gewesen seien, so werde man nicht ruhen, bis auch die lebten Erwerbslosen wieder zu Arbeit gekommen seien. Man dürfe mit Zuversicht in die Zukunft schatten. Mit einem Appell, am Sonntag den 12. November seiner Wahlpflicht zu genügen, schloß der Reichsstatthalter seine Ausführungen. Nach einer Reihe weiterer Ansprachen, aus denen der tiefgefühlte Dank der Eß- linger klang, zog man durch die Webergasse — in der das Geburtshaus des Rcichsstatthalters steht, das mit Kränzen und Girlanden geschmückt war — und die Nrbanstraße, die fernerhin den Namen „Wilhelm Murr-Straße" tragen wird, zum Alten Rathaus, wo die Feier ihr Ende fand. Reichsstatthalter Murr nahm in „seiner" Straße den Vorbeimarsch einer Ehrenstandarte der Etzlinge Schutzpolizei ab. Im Alten Rathaus verlas Oberbürgermeister Dr. Klaiber den Taufakt der neuen Straße.
«G?as Zevpelins" letzter Erfolg
Friedrichshafen. 4. Nov. Die Dreieckfahrt des Luftschiffes „Graf Zeppelin", die den Höhepunkt und zugleich den Abschluß der diesjährigen Fahrtenperiode bildete, hat mit der Rückkehr des erfolgreichen Schiffes am Donnerstag früh in die heimatliche Halle ihr Ende gefunden. Wiederum hat der Zeppelin eine gewaltige Leistung mit einer Selbstverständlichkeit sonder
gleichen vollbracht. Stach den Feststellungen der Schiffsleitung hat das Luftschiff insgesamt nicht weniger als 33 609 Kilometer zurückgelegt, wozu es eine Fahrtzeit von rund 321 Stunden benötigte. Auf den neun Etappen, in die sich die große Fahrt gliederte, wurden folgende Strecken durchfahren: Fried- richshaieu-Pernambuco 7947 Km., Pernambuco—Rio 2040 Km., Rio—Pernambuco 2205 Km., Pernambuco—Miami 7174 Km., Miami—Akrou 2512 Km., Akron—-Chikago 553 Km., Chicago—Akron 630 51m., Akron—Sevilla 8509 Km. (längste Teilstrecke der Fahrt und gleichzeitig die 50. Ozeanübergueruug), Sevilla—Friedrichshafen 2039 Km. Die Fahrt des „Graf Zeppelin" von Sevilla nach Friedrichshafen war die 355. Fahrt seit der Indienststellung des Schiffes im Jahre 1928. Dr. Eckeuer, der nach der Einbringung des Schiffes in die Halle die Passagiergoudel in der gewohnten Frische verließ, und seine Getreuen können mit voller Genugtuung und Befriedigung auf ihre jüngste Glanzleistung zurückblicken, um nun in der kommenden Winterpanse nach dem anstrengenden Fährbetrieb des fünften Jahres des „Graf Zeppelin" für den kommenden, wohl nicht minder umfangreichen Fahrplan neue Kraft zu sammeln.
Neue Ergebnisse der Volkszählung
Das Statistische Landesamt hat nunmehr im Zuge der Aufbereitung des umfassenden Zählungswerkes vom 16. Juni 1933 die Feststellung der für Verwaltungszwecke allein maßgebenden Wohnbevölkerung abgeschlossen. Diese Feststellung war gleichzeitig mit einer Auszählung der Religionszugehörigkeit verbunden. Darnach betrug die Wohnbevölkerung Württembergs am 16. Juni 1933 : 2 695942 Personen, das sind 115 707 oder 4,48 Proz. mehr als bei der vorausgehenden Volkszählung vom 16. Juni 1925. Der Religion nach waren 1757 335 Personen Angehörige der evangelischen Landeskirche, 839 700 Katholiken, 54 391 sonstige Christen (hauptsächlich Zugehörige zu Sekten), 9938 Israeliten und 34 578 anderen Bekenntnisses oder ohne Bekenntnis. Im Vergleich zur Religionsgliederung von 1925 ist vor allen die Zahl der sonstigen Christen und der bekenntnislosen Personen sehr stark gestiegen. Die Zunahme beträgt bei den sonstigen Christen 6187 Prozent und bei den Personen anderen Bekenntnisses oder ohne Bekenntnis nicht weniger als 107,79 Prozent; demgegenüber hat sich die Zahl der evangelischen Christen (Landeskirche) nur um 2,03 Prozent und die der 'Katholiken um 5,38 erhöht. Die Zahl der Israeliten, die seit 1880 rückgängig ist, hat sich um weitere 8,21 Prozent vermindert.
Dem allgemeinen Bedürfnis entsprechend hat das Statistische Landesamt die Zahlen der Wohnbevölkerung und der Religionszugehörigkeit in der Nummer 13 seiner „Mitteilungen" nach einzelnen Gemeinden veröffentlicht. Diese Nummer kann zum Preise von 40 Pfg. von der Kartenverkaufsstelle des Statistischen Landesamts, Büchsenstr. 56, bezogen werden.
Deffer««g auf dem kaufmännischen Sleklenmarkl
Nach den Beobachtungen der kaufmännischen Stellenvermittlung des Deutschen Handlungsgehilfenverbandes — DHV. — hat sich die Stellenmarktlage auch im Oktober günstig entwickelt. Der Zugang neugekündigter Bewerber ist weiter zurückgegangen und hält sich in durchaus mäßigen Grenzen. Lediglich die Eintragungen Alt-Stellenloser sind verhätnis- mäßig hoch. Immer noch melden sich Bewerber, die früher, ohne Hoffnung ans Besserung ihrer Lage, ihre Bewerbung haben verfallen lassen. Tatsächlich rechtfertigt die Zahl der Neumeldnngen offener Posten den Optimismus.' Sie ist dreimal so groß als die Vergleichszahl des Vorjahres. Im gleichen Rahmen bewegen sich die Vermittlungsziffcrn. Sie könnten noch günstiger sein, wenn nicht immer noch viele Firmen, in vollständiger Verkennung der Struktur der Altersgliederung des Bewerberbestandes nur junge Bewerber einznstellen bereit wären. Der Verlauf der Sonderaktion zur bevorzugten Vemittlung von Altparteimigliedern, SA.- und SS.-Mäu- uern und Angehörigen der nationalen Verbände zeigt dagegen ein befriedigendes Ergebnis. Einen beachtlichen Fortschritt zeigte die Entwicklung des kaufmännischen Stellenmarktes diesmal auch im westlichen Industriegebiet und zum Teil auch in Sachsen und Mitteldeutschland.
Alles in allem beherrscht ein ausgesprochen zuversichtlicher Glaube die Lage. Der kritische Monat Oktober hat nicht nur keine irgendwie nennenswerten Entlassungen gebracht, er hat darüber hinaus auch — verglichen mit den jahreszeitlich begünstigten Sommermonaten — eine weitere Verbesserung der Vermittlungsziffer gebracht.
Aus WSll UNßj L.6KSW
Wieviel Salz itzt der Deutsche im Jahr? Nach den vorläufigen Ergebnissen der Steuerstatisti! wurden seit dem Inkrafttreten des Salzstcuergesetzes (16. Juli 1932) bis zum Schluß des Rechnungsjahres rund 20 Millionen Doppelzent
ner Salz in Deutschland gewonnen oder abgesetzt. Nicht ganz 2 Millionen Doppelzentner wurden versteuert, also als Speisesalz verwendet. In dreiviertel Jahren vertilgte jeder Deutsche rund 6 Pfund Speisesalz. Auf das Jahr umgerechuet braucht jeder Deutsche rund 7^ Pfund Salz. Dabei sind allerdings die Salzmeugeu, die wir beim Genuß von Salzheringen usw. verspeisen, nicht mit eingerechnet.
Die Hochzeit der siamesischen Zwillinge. Violet und Daistz
Hiltou, die siamesischen Zwillinge — die keineswegs ans Siam, sondern aus England stammen —, werden sich demnächst verheiraten. Sie hatten, als sie noch Kinder waren, einander gelobt, daß sie nur gleichzeitig heiraten würden. Daish hatte sich bereits vor einiger Zeit mit einem Kapellmeister verlobt, aber dem alten Gelübde zu folgen hatte sie zu warten, bis auch Violet einen Mann finden würde. Und nun ist es geschehen. Violet will vorläufig den Namen ihres Verlobten noch nicht verraten, aber man weiß, daß es sich um einen sehr bekannten englischen Boxer handelt. Da auch ihre Zwillings- chwester Daish den Namen ihres zukünftigen Schwagers nicht verraten will, wird man sich mit der Bekanntgabe ihrer neuen Familiennamen bis zum Tage der Doppelhochzeit gedulden müssen.
Auszug aus dem Stavdesregister Wildbad
Geburten:
11. 8.: Kurt Erwin, V. Badwärter Gottfried Schrafft;
18. 8.: Renate Klara, V. Versvrgungsanwärter Gotthard
Wagner;
30. 8.: Erna, V. Gutspächter Ernst Tubach;
22. 10.: Hans Friedrich, V. Verlader Theodor Schweizer;
24. 10.: Elisabeth, V. Gipser Karl Lipps.
Trauungen:
9. 9.: Diplom-Ingenieur Erwin Spiegel, Stuttgart und Antonie Maria, geh Woiber;
30. 9: Mechaniker Otto Baumann u. Mina, geb. Horkheimer; 4. 10.: Maler Albert Wilhelm Wolfs und Emma Wilhelmine, geb. Waidelich;
4. 10.: Lehrer Erich Albert Aisenpreis und Elfriede Margarete, geb. Rometsch;
7. 10.: Anlagenarbeiter Walter Funk und Luise, geb. König, Dobel;
11. 10.: Autovermieter Hermann Rometsch und Rosa Frieda, geb. Engclberger, Horburg;
14. 10.: Fabrikarbeiter Christian Lampart u. Johanna Frieda, geb. Käfer, Buoch;
16. 10.: Posthelfer Rudolf Karl Rothfuß und Hedwig, geb. Schanz, Calmbach;
20. 10.: Krastwagenführer Paul Maierbacher und Emma, geb. Jautz;
27. 10.: Anlagcuarbeiter Adolf Zoz und Berta Veronika, geb. Eitel;
27. 10.: Holzhauer Christian Friedrich Treiber, Sprollenhaus und Frieda Johanna, geb. Braun, Enztal.
Todesfälle:
2. 8.: Klara Eiscle, led. Haustochter, 29 Jahre;
4. 8.: Klara Mina Haag, Nonnenmiß, 2>L Fahre;
11. 8.: Christine Sofie Rometsch, geb. Trippner, 67 Jahre;
16. 8.: Christian Gustav Gutbub, Sattlermeister, 76 Jahre;
19. 9.: Auguste Charlotte Maisch, geb. Rath, 69 Jahre;
3. 10.: Luise Philippiue Wandpflug, geb. Treiber.
Birkenfelder Familien-Chronik
in der Zeit vom 1. bis 31. Oktober 1S33 Geburten:
24. 10.: Bruno Hugo, S. der Polisseuse Parta Spiegel. Eheschließungen:
6. 10.: Karl Ernst Reißer, Edelsteinschleifer mit Johanna Maria Seyfried,
13. 10.: Artur Bechtold, Goldschmied mit Luise Elsa Kalmebacher,
19. 10.: Karl Heinrich Vinnai, Maurer mit Lina Jost,
31. 10.: Gustav Dingler. Cdelsteinschleifer mit Elsa Mina Fix, 31. 10.: Albert Jckler, Goldschmied mit Maria Pfau.
Sterbefälle:
1. 10.: Wilhelm Friedrich Hildenbrand, Architekt, 50 I. a.,' 4. 1.: Christiane Juliane Roller geb. Oelschläger, Zimmermanns Witwe, 76 I. a.,
10. 10.: Luise Karoline Stahl, led. Poliseusse, 37 I. a.
Rätsel um den Tod des Malers van der Straat von Neinhold Eichacker.
25. Fortsetzung Nachdruck verboten
Seinen Worten fehlte jede höhnische Betonung. Nur seine Augen kokettierten leicht über die Tische hinweg mit der Referendarin.
„Haben Sie sonst noch eine Frage?" meinte er, sich erhebend.
„Nein," sagte Till freundlich. „Für heute genügt cs."
Mit einer lächelnden Verbeugung gegen Fräulein Kla- renbach wandte sich der Baron wieder zur Tür.
Till folgte ihm mit seinen Augen. Er stand schnell vom Tisch auf.
„Einen Augenblick noch, Herr Baron!" rief er ganz unerwartet. „Nur noch eine Frage: Waren Sie nach dem mißglückten Cafä-Nendezvous etwa noch in van der Straats Wohnung, um ihn dort zu sprechen?"
Der Baron war erkennbar zusammengezuckt, doch fing er sich gleich wieder.
„Ich bedaure, auch dies verneinen zu müssen."
„Ich danke sehr," nickte der Doktor behaglich. „Das genügt mir vollkommen. So — das wäre der erste Anhalt, den wir glücklich hätten!" bemerkte er heiter, als der Baron fort war. „Am Ende ließ er sich doch noch überrumpeln."
„Wieso?" fragte Kettler.
„Weil ich aus dem letzten Verhör Daxners weiß, daß er bei van der Straat war. Also hat er gelogen. Und das war die Dummheit. Hätte er die Rolle des Harmlosen weitergespielt und alles glatt zugegeben, so war nichts zu machen. Daß er sich zum Schluß doch einschüchtern ließ und uns nachweisbar anlog, setzt ihn in die Tinte."
„Und Sie ließen ihn laufen?" -
„Aber natürlich! Jetzt, wo er gewarnt ist, wird er allerlei tun, um die Spur zu verwischen. Durch das, was er
tut, zeigt er uns dann am besten, wo für ihn Gefahr liegt und wo etwas faul ist."
Der Amtsdiener öffnete leise die Tür.
„Herr Geheimrat von Schleicher!"
Assessor Till nickte.
Unmittelbar darauf trat der Geheimrat ins Zimmer. Man sah ihm an, daß diese Ladung und das Interesse der Presse im Korridor ihm peinlich gewesen. Er hielt seine Taschenuhr noch in der Rechten.
„Ihre Ladung kam mir sehr unerwünscht, meine Herren," sagte er hastig und ohne Begrüßung. „Man rief mich gerade aus einer wichtigen Konsultation. Meine Patientin war sehr ungehalten. Dann ließ man mich draußen im Gang lange warten. Meine Zeit ist sehr kostbar."
„Es ließ sich leider nicht umgehen, Herr Geheimrat," beeilte sich Kettler. „Bitte, wollen Sie Platz nehmen! Wir werden bald fertig sein. Nur einige Fragen!"
Der Arzt nickte flüchtig und steckte die Uhr ein.
„Also, fragen Sie, bitte, wo ich schon mal hier bin."
Der Landgerichtsrat blickte bittend zu Till hin.
Schleicher sah überrascht auf, als dieser ihn ansprach.
„Es handelt sich, wie Sie sicher vermutet haben, um den Fall van der Straat."
Schleicher nickte.
„Sie waren mit dem Ermordeten näher befreundet?"
„Gewiß — ja, seit Jahren."
„Würden Sie wohl die Freundlichkeit haben, uns über das Leben und auch den Charakter des Toten kurz zu informieren?"
Der andere räusperte sich ungeduldig.
„Daß van der Straat ein Maler von Ruf war, brauche ich Ihnen wohl nicht mehr zu sagen. Er war im übrigen reich und völlig unabhängig. Wodurch er zu seinem Reichtum gekommen ist, weiß ich nur andeutungsweise. Ich hielt es für taktlos, ihn danach zu fragen. Seine Familie war wohl vermögend. Dann hat er auch viel verdient. Früher soll er ein ziemlich abenteuerliches Leben geführt haben, be
vor er hier seßhaft wurde. Ein Diamantenfeld in Südafrika soll ihm gehört haben oder dergleichen. Jedenfalls hatte er allerlei Aktien. Das kann Ihnen besser die Rcichs- bank erzählen. Wir sprachen nur selten von seinen Geschäften."
„Herr van der Straat war, wenn wir richtig berichtet sind, ein etwas seltsamer Mensch, als Charakter?" unterbrach der Assessor.
„Ja. Wie alle Künstler. Er war etwas menschenscheu, launisch; hatte allerlei Sonderbarkeiten. Sie brauchen nur die Bücherei durchzustöbern, mit der er sich abgab. Befehlt es an Zeit, alles breit zu erklären. Ist wohl auch nicht wichtig. Im übrigen war mein Verkehr mit Herrn van du' Straat im letzten Jahr nur beschränkt. Ich sah ihn oft Monate nicht."
„Ganz recht," nickte Till. „Wann waren Sie das letzte- mal bei ihm?" fragte er plötzlich lebhaft.
Die Hand des Geheimrats zog sich leicht zusammen.
„Zuletzt? Ja, warten Sie mal! Ich war diesen Mmmt ja nur einmal bei ihm. Wenn ich nicht irre, war . am letzten Dienstag."
Assessor Till blätterte in seinen Akten.
„Verzeihen Sie, wenn ich Ihr Gedächtnis dabei unterstütze. War es nicht Donnerstag, am Tag des Todes?"
„Donnerstag?" Schleicher dachte mit krauser Stirn nach. „Ja — kann sein. Kann mich nicht mehr erinnern."
„Sr sah die Finte nicht!"
Tills Miene blieb sachlich.
„Es liegt uns begreiflicherweise daran, zu erfahren, in welcher Verfassung Herr van der Straat kurz vor seinein Tode war. Haben Sie ihn zufällig aufgesucht oder aus besonderem Anlaß?"
Der andere zögerte kurz, für Sekunden.
„Ja, er ließ mich rufen."
Till war interessiert.
„War er etwa krank — und kamen Sie als Arzt?"
„Nein. Er wollte mit mir ganz Privates besprechen."
(Fortsetzung folgt.)