Veränderungen in der päpstlichen Diplomatie

Berlin, 3. Nov. Nach einer Meldung derVoss- Ztg." aus Rom sind in Zusammenhang mit dem Konsistorium, das iur Mitte Dezember vorgesehen ist, größere Veränderungen ui der päpstlichen Diplomatie zu erwarten, die n. a. auch die Ver­tretung deS Hl. Stuhles in Deutschland berühren werden. In vatikanischen Kreisen heißt es, daß die Münchener Nun­tiatur in Anpassung an die deutschen Verfassungsverhaltmpe nach den Reichstagswahlen zur Aufhebung gelangen wird, io daß der HI. Stuhl nur noch am Sitz der Reichsregierung ver­treten sein wird. Man erwartet, daß der gegenwärtige Mün­chener Nuntius im Verlaufe des bevorstehenden Konsistoriums zum Kardinal ernannt werden wird.

Im Zusammenhang mit den schwebenden Verhandlungen zwischen der Reichsregiernng und dem Hl. Stuhl ist, so be­richtet das Blatt weiter, der Kardinalerzbischof von Köln, Schulte, heute in Rom cingetrosfen. Nach einem Empfang beim Papst hatte er eine einstündige Unterredung mit Kardi­nalstaatssekretär Paeelli. Gegenstand der Besprechung soll die Ausführung des Reichskonkordats gewesen sein, über die Mi­nisterialrat Bnttmann im Anstrage der Reichsregiernng be­reits in den letzten Wochen Besprechungen geführt hat.

VrrMär-ÄineMAer VickttangiMspalt

Paris, 1. Nov. .Nach einer Meldung aus Schanghai hat der Süwjetbotschafter der chinesischen Zentralregierung den Entwurf eines russisch-chinesischen Nichtangriffspaktes unter­breitet, der folgende Klauseln hat:

k. Die vertragschließenden Parteien verpflichten sich, ein­ander gegenseitig nicht anzugreifen.

2. Sie werden die Hoheit ihres Gebietes und ihrer Ver­waltung respektieren.

3. Wenn eine vertragschließende Partei einer dritten Macht den Krieg erklären sollte, wird die andere vertrag­schließende Partei nicht auf die Seite dieser dritten Macht treten.

4. Wenn ein Krieg zwischen einer der vertragschließenden Parteien und einer dritten Macht ansbricht, wird die zweite vertragschließende Partei auf Waffen und Munition, die für die dritte Macht bestimmt sind, das Embargo erklären.

5. Die Sowjets verpflichten sich, von jeder kommuni­stischen Propaganda in China abzusehen.

580 Kilometer Reichsaotobahnen für den Da« freige«eben

Berlin, 2. Nov. Generalinspektor Todt hat am 1. No­vember 1933 die Bauvorhaben der Reichsantobahnen Köln- DüsseldorfDuisburgDortmund freigegeben. Außer der be­reits in Köln eingesetzten Bauleitung wurde in Essen eine Bauleitung eingesetzt. Mit dieser Maßnahme entsteht für das Industriegebiet ein Arbeitsvorhabcn von 6070 Millio­nen RM. Insgesamt sind 560 Kilometer Reichsautobahnen vom Generalinspektor für den Ban freigegeben. Der Einsatz einer weiteren Bauleitung in Altona für eine Teilstrecke der Autobahnen BremenHamburgLübeck ist angeordnet.

Auch ftir den allgemeinen Straßenbau und für den Bau von Zubringerstraßen ist das Winterprogramm von 50 auf 80 Millionen RM. erweitert worden.

Um 115 Prozent Häher als im Borjahr

Die Autoindustrie erlebte seit dem Regierungsantritt Hit­lers einen gewaltigen Aufschwung. In den Monaten April bis August 1933 lag die Herstellung von Autos um 131 Pro­zent, der Absatz um 115 Prozent höher als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Die Kraftwagenindustric dürfte heute rund 76 000 Personen beschäftigen. Mit Recht weist die Autoindu­strie darauf hin, daß auch jetzt noch die Höhe der indirekten Stenern, die den Autofahrer belasten, von den Privaten sehr erheblich empfunden wird. Im Zuge der kommenden Steuer­reform wird bei einem Steuerabbau natürlich der Fiskus vorerst ans Gebiete Rücksicht nehmen müssen, die bisher keiner­lei Steuererleichterungen erhielten.

Rückgang der Zrvavasverstrigerunyen

WB. Berlin, 2. Nov. Nach Mitteilung des Statistischen Reichsamtes wurden im 2. Vierteljahr 1933 im Deutschen Reich unter dem Einfluß des erweiterten Rettungsschntzes nur 330 Zwangsversteigerungen land- und forstwirtschaftlicher Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 5388 Hektar durch- gcführt gegen 1704 Verfahren mit einer Gesamtfläche von 11290 Hektar im Vorjahr.

i Schnelltrlebrvagevoerkehr der Reichsbahn

Berlin, -1. Nov. Bei der 8. Wissenschaftlichen Tagung der ! Vereinigung höherer technischer Reichsöeamter machte der ! Direktor der Dentsäwn Reichsbahngesellschaft Dr. Leibbrand Ausführungen über Geschwindigkoitserhöhuugen auf den dent- ! scheu Rcichsbahnstrecken. Der Personen- und Eilzngsverkehr

> solle allmählich ganz auf Schnelltriebwagenverkehr umgestellt ! werden. Es werde in absehbarer Zeit notwendig sein, von j Berlin aus jede deutsche Stadt mit einem Frühzng bereits ! mittags zu erreichen, und nach einigen Stunden Aufenthalt ! abends wieder in Berlin zu sein.

> Die Haltezeit der Triebwagen solle auf 1530 Sekunden ! heraugedrückt werden. Zur Vcrkehrswerbnng soll auch die

dritte Klasse mit Polsterung versehen werden. Auch auf den Nebenbahnen werde die Geschwindigkeit von 60 ans 100 Km. heraufgesetzt werden. Die Lokomotiven würden für den Güterverkehr und für die großen internationalen Züge ihre Geltung behalten. Die Umstellung werde natürlich Jahre dauern. Die Kosten würden etwa 2 Milliarden Reichsmark betragen.

Derlrauensvolum für Kabinett Sarraut

Paris, -1. Nov. Die Regierung Sarraut hat von der Kammer ihr erstes Vertrauensvotum von 306 gegen 32 Stim­men erhalten. Dabei haben sich nicht weniger als 271 Abgeord­nete der Stimme enthalten.

Für die Regierung haben nur die Radikalen r^nd die kleinen Gruppen der linken Mitte bis zu den Linksrepubli­kanern Flandins und den katholischen Demokraten Champetier de Ribes abgestimmt. Dagegen stimmten die Kommunisten und einige unbeugsame Nationalisten. Der Stimme enthielten sich auf dem linken Flügel zunächst sämtliche Sozialisten, dann ein Dutzend Radikale, auf dem rechten Flügel die Gruppe Tardicn und die Gruppe Marin.

Die Gemeindewahlen in Enaland

WB. London, 2. Nov. Die Ergebnisse der Gemeindcwah- len liegen für mehr als 100 Städte und Flecken Englands und Wales vor. Es wurden gewählt: 970 Mitglieder der Arbeiterpartei, 614 Konservative, 576 Unabhängige und 231 Liberale. Die Arbeiterpartei gewinnt 176 Sitze, die Konser­vativen verlieren 106, die Unabhängigen 12 und die Liberalen 28 Sitze.

12 neue britische Kamvjflngzenge in Auftrag gegeben

London, 1. Nov. Der Lnftkorrespondent desDaily He- >rald" meldet., daß 12 neue Kampfeinsitzer, die in einer Höhe von 15000 Fuß weit über 200 Meilen Stundengeschwindigkeit erreichen können, vom Luftfahrtministcrium in Austrag ge­geben worden sind, um die Luftverteidigung von London und den umliegenden Grafschaften zu verstärken. Die Flugzeuge sollen die augenblicklich im Gebrauch befindlichen älteren Typen ersetzen.

Berlin, 3. Nov. (Conti.) Wie die Jnstizpressestelle Ber­lin mittelst, wurde im Zusammenhang mit der Aufdeckung der unglaublichen Mißstände und Betrügereien in den mar­xistisch verseuchten Krankenkassen am Freitag nachmittag der Baumeister Richard Brennd verhaftet.

Die Aufdeckung der unglaublichen Mißständc Lei den Krankenkassen hatte bereits früher in der Oeffentlichkeit i großes Aufsehen erregt. Den Gipfel der skrupellosen Aus- ^ bentnng der deutschen Arbeiterschaft durch die Vergeudung ihrer sauer verdienten Kasscnbeiträge leistete sich ein Berliner Baumeister namens Brennd.

Der verhaftete Banmeister Richard Brennd ist der allei­nige Inhaber der Banfirma Schmid L Brennd. der gleich­zeitig ehrenamtlich Vorstandsmitglied der Ortskrankenkasse für das Maucrhandwerk in Berlin war. Die Anklage wirft ihm vor. in den Jahren 192733 die von ihm vertretene Krankenkasse in schamlosester Weise um etwa 265 000 Mark geschädigt zu haben.

Sie Pmle der Tages km Rundfunk

geben morgen Dienstag den 7. November

um 2 Uhr Ministerialrat Dr. Guett um 5 Uhr Staatssekretär Reinhardt

Aus un6

(Wetterberi ch t. ) Im Norden stehen sich immer noch ein Hochdruck- und ein Tiefdruckgebiet gegenüber. Für Diens­tag und Mittwoch ist zwar zeitweilig bedecktes, aber trockenes Wetter zu erwarten.

Kommerzienrat Arthur Schmidt -f-

In der Nacht vom Samstag auf Sonntag verstarb uner­wartet an den Folgen eines Schlaganfalls unser hochgeschätzter Mitbürger, der bekannte Industrielle Kommerzienrat Arthur Schmidt, Leiter der Fa. Haueisen <L Sohn AG. Der jäh ans einem großen und reichen Wirkungskreis ab­gerufene Wirtschaftsführer ist am 1. Juni 1871. in Neuenbürg geboren und seit 1892 in der seit Generationen vererbten weltbekannten Sensenschmiede tätig und übernahm im Jähre 1906 die Leitung der Firma. Unter seiner Betriebsführung entstand 1928 das neue Werk, das zu den modernsten seiner Art in der ganzen Welt zählt. Mit der Umwandlung, in eine offene Handelsgesellschaft und Familien-AG. blieb er ihr alleiniger Vorstand. Als bezeichnendes Zeugnis für die Schätzung des verdienten Mannes in den Fachkreisen. darf Hervorgehoben werden, daß er in den Ausschuß des Deutschen Museums zu München berufen wurde, daß er außerdem eine Reihe von wichtigen Aemtern im Verband der Metallindn- striellAr zu betreuen hatte; auch diente er der Allgemeinheit als Handelsrichter in Tübingen. Seine Vaterstadt Neuenbürg verliert in dem Entschlafenen einen großherzigen und tätigen Förderer, Helfer und Berater, dessen Würdigung einem be­sonderen Artikel Vorbehalten bleibt.

/X Hcrrenalb, 5. Nov. (Vom Li e de r kr a n z.) Die gestrige Generalversammlung des Männergesang- vereins Licderkranz Herrenalb im HotelGermania" war 'n seiten der Sänger, Passiven und Ehrenmitglieder so gut sncht, daß der Saal bis auf den letzten Platz Besetzung fand. Nach Begrüßungsworten des Vorstandes K. Schweizer und dem Vortrag des Schwäbischen Söngerspruches hielt der Vorsitzende die einleitende Ansprache, betonte die besondere Wichtigkeit der diesmaligen Generalversammlung, ehrte die Totn, gab einen Rück- und Ausblick, verpflichtete jeden Sän­ger zu völliger Einordnung in die vaterländische Bewegung und zur unbedingten Notwendigkeit, am 12. November mit den Angehörigen dem großen Führer das Vertrauen zu be­kunden. Herm. Waidner erhielt für 25jährige treue Sängerschaft das Ehrenzeichen und die Ehrenurkunde. Schrift­führer W. Weißin ger gab in seinem Jahresbericht einen Ueberblick ühcr das Erreichte, das Anwachsen der Sängerzahl auf 62, die kirchlichen, politischen und familiären Feiern, er­zählte vom Dirigentenwcchsel. von dem bedeutungsvollen Er­folg beim Gansängerfest zu Vaihingeu-Enz (1. Preis im ein­fachen Volksgesang), richtete die dringende Bitte an jeden Einzelnen, den Verein durch Harmonie. Disziplin, Ruhe und Ordnung auswärts rn führen und schloß mit dem Vortrag von acht goldenen Regeln für Sänger. Kassier R. Kälin gab den Kassenbericht bekannt: ihm und dem Schriftführer dankte der Vorstand für treue Arbeit. Zn den Wahlen über­nahm Kreislet ter Böpple den Vorsitz. Auf seinen Vor­schlag fanden alle Vereinsbeamten Bestätigung. K. Kübler wurde als Strafkassier berufen. Für Anschaffung einer Vereinsfahne regte der erste Vorsitzende die Errichtung eines Grundstock? an. Chormeister Heiland leitete noch den Vor- traa prächtiger Männerchöre, womit die stimmungsvoll ver­laufene Generalversammlung ihren harmonischen Abschluß fand.

Wildbad, 1 . Nov. (Kein Warte raum.) Warten wird meist unangenehm empfunden; besonders dann, wenn kein Warternnm vorhanden ist. Der Bahnhof Wildbad der Reichs­eisenbahn hat einen zwar kleinen, aber brauchbaren Warte- raum geschaffen, nachdem der eigentliche Bahnhofswirtschaft geworden war. Trotz Platzmangel ist die Frage auch gelöst worden. Seitdem die Post zunehmenden Personenverkehr in den großen Postantos hat, und nicht nur die Einheimischen sondern auch recht viele Kurgäste, unter ihnen sind viele Ge­lenkleidende. sie benutzen, ist ein Warteranm nötig. Zwar steht vor dem neuen Postamt eine Sitzbank; der vorhandene Man­gel aber besteht nicht nur in zu wenig Sitzgelegenheit für Wartende, sondern auch darin, daß letztere jeder Witterung ausgesetzt sind.

Das alte Postgebäude, unmittelbar neben dem neuen ge­legen. ist im Unterhaus wieder leer geworden. Es entspricht dem Wunsch vieler und liegt auch im Interesse Wild­bads, wenn für die erwähnten Wartenden ein Warteraum

Göbbels in Karlsruhe Die HI. im Dienste der Winter­hilfe Nene Verkehrsinseln sichern belebte Uebergiinge Städtische Aufträge für das Bauhandwcrk Die Herbst­messe ist da

Der Donnerstag war ein großer Tag in der Reihe der Wahlveranstaltungen; Dr. Göbbels in Karlsruhe. Schon gegen 5 Uhr wird die Stadt lebhaft. Um 6 Uhr schließen die Ge­schäfte, Büros, Gaststätten und Kinos. Die Zngangsstraßxn zum Schloßplatz sind bereits durch SS. und. abgesperrt. Genau bezeichnet und festgelegt sind die Zngangswege für die anfmarichicrendcn Formationen, Verbände und Vereine. Ein kalter Novemberstnrm jagt über die Stadt; der Regen Peitscht gegen die Häuserfronten; in den alten Bäumen des Schloß­platzes knarren die kahlen Aestc: aber die Formationen mar­schieren. Der Geist der Frontsoldaten ist erwacht; in ungeheu­ren Kolonnen ziehen die Sechserreih , klingt der Marschschritt ans dem regennassen Pflaster. Um 7 Uhr ist der weite Platz des Schlossplatzes voll mit Menschen. Zehntaufende umkänmen die hochaufgebante Rednertribüne. Im Scheinwcrferlicht leuchtet der Schloßtnrm dahinter ans; in strahlendem Lichte stehen zwei riesengroste Buchstaben: Ja! Das Bekenntnis jeden Wählers am 12. Mai. Ein Spalier von brennenden Fackeln hält die Mitte der Zngangsstraße frei. Plötzlich ein aufbrausendes Heilrnfen. in die Zehntansende kommt Begeiste­rung ohne Ende, ein Brausen umhüllt den Platz. Göbbels grüßt stehen vom Auto ans. Einige Minuten darauf steht er auf dem Podium. In klarer und eindringlicher Rede zeigt er den heldenhaften Kampf des deutschen Volkes gegen ein haßerfülltes Ansland, gegen eine Welt voll Lüge und Ver­leumdung. Selbst in das Vertrauen von, Volk zu Regierung wird Zwietracht zu säen versucht. Aber d'ie Regierung ist sich seines Volkes sicher. In einer erst achtmonatlichen Regierungs­zeit hat Adolf Hitler eine Riesenanfgabe bewältigt. Und gegen die Hetze des Auslandes steht jetzt das Volk auf. Am 12. Nov. schlagen wir der Welt die Waffe ans der Hand, daß zwischen dem Volk und der Regierung ein Unterschied bestehe. Mit brausendem Beifall wurde Dr. Göbbels immer wieder unter­brochen, am Schluß stieg dann ans 80 000 Menschen ein Sieg- Heil auf. das der Regierung die Versicherung znm Änsdrnck brachte, daß auch wir Badener treu und freudig unsere Pflicht tun. Leider hatte der ununterbrochen niedergehende Regen die rückwärtig ausgestellte Lautsprecheranlagc unbrauchbar ge­macht, so daß die Zurückstehenden die Rede nicht mehr hören

konnten, aber trotz Regen hielten sie aus, in unentwegter Trotzigkeit.

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In großzügiger Weise ist die Mithilfe der Hitlerjugend für das Winterhilfswerk hier organisiert worden. In allen Kinos werden im November bei jeder Veranstaltung Samm­lungen für die Winterhilfe durch HJ.-Jungens und Mädels dnrchgeführt. Gleichzeitig werden in den Schulen und auf öffentlichen Plätzen große Wappenschilde mit dem Abzeichen der HI. zur Nagelung aufgestellt. Spielmannszüge und Mu­sikkapellen machen die Bevölkerung au die Nagelung aufmerk­sam. Die eingehenden Beträge werden restlos dem Winter­hilfswerk überwiesen. Die fertiggenagelten Schilde werden zur bleibenden Erinnerung an die größte Hilfsbereitschaft der deutschen Jugend in den Schulen und in den Heimen der Jugendorganisationen anfgchängt. Die Bevölkerung wird in Aufrufen zur tatkräftigen Mithilfe aufgefordert. Das Sozial­amt der HI. schreibt:Nur durch Einsatz aller Volksteile und Opferbereitschaft jedes einzelnen wird das Ziel des Führers verwirklicht, das heißt: In diesem Winter darf niemand hungern und frieren."

Letzte Woche hatte die Verkehrsstatistik der Stadt einen Rekord von Unfällen zu verzeichnen. Im Zusammenhang da­mit hat die Stadtverwaltung eine beschleunigte Durchführung der schon länger genehmigten Modernisierung der verkehrs­belebten Straßen und Plätze in Angriff nehmen lassen. Zu­nächst tritt an Stelle der veralteten und bei nassem Wetter für Radfahrer und Autofahrer äußerst gefährlichen glatten und schlüpferigen Asphaltbelage der Straßen die neue Ober- ftächenteernng. Damit ist das Rutschen und Schleifen der Gummiräder, die den häufigsten Anlaß der Verkehrsunfälle abgaben, unmöglich gemacht. Gleichzeitig werden eine Reihe von neuen Verkehrsinseln und einbetonierte Wegschranken an den verkehrsreichsten Uebergängen die Sicherheit für Fuß­gänger und Fahrer wesentlich erhöhen. Auch die alten be­weglichen Schranken am Adolf Hitler-Platz und ans der Kaiserstraße sind jetzt einzementiert worden, so daß das Um­fallen oder Abrutschen in den Fahrweg hinein, nicht mehr Vorkommen kann. Sicherlich werden diese Maßnahmen eine Herabminderung der Unglücksfälle gewährleisten.

Erfreulicherweise hat im Gegensatz zu früheren Jahren die Bautätigkeit mit der einbrechenden Winterzeit nicht ab­genommen. Die seit Monaten hier eingetretene Belebung des Banmarktes hat angehalten. Mit einem guten Beispiel gehen die staatlichen und städtischen Behörden durch Verge­

bung von Aufträgen diesesmal voran. So werden die be­gonnenen Jnstandsetzungsarbeiten im Schloßbereich fortgesetzt. Seit Wochen schon prangen die ehemaligen Wachhäuschcn am Eingang des Schlosses in ihrem neuen und schmucken Auf­putz. Besonders prächtig haben sich durch den hellgrauen Anstrich die kleinen Barockfiguren an den Dachgesimsen heransgemacht. Architektonische und bauliche Schönheiten sind damit wieder sichbar geworden, die vorher dem Blick des Be­schauers ganz verborgen geblieben sind. Nach diesem Muster soll jetzt eine durchgreifende Nenherrichtnng der ganzen Schloßfront vorgenommen werden. Auch die rückseitigen Fas­saden werden gründlichst erneuert und der alte brüchige Ver­putz durch einenn haltbaren ersetzt. Der neue Oelfarbenan- strich wird mit den bereits fertigen Vorbauten in Einklang gebracht werden. Im Anschlag sind so gegen 2000 Quadrat­meter Fläche für Oelanstrich und gegen 1600 Quadratmeter Neuverputz vorgesehen. Ganz neu sollen die Gebäulichkeiten an der Ecke ZirkelKronenstraße aufgebant werden. Der Staat läßt die dortigen Eckhäuser abbrechen und einen großen Umbau für die neuen Abteilungen des Finanz- und Wirt­schaftsministeriums errichten. Die abbruchreifen Gebäude gehören zu den ältesten Häusern der Stadt, ihr Äbbruch zählt zn den größten der letzten Jahre in der Karlsruher Bau­tätigkeit.

Bald weiß man es jetzt: Wenn die Herbst-Messe kommt, dann kommt der Regen, der Sturm und die Nässe mit. Die Schaubuden sind wieder der Hauvtanziehnngspnnkt für die Meßbesucher. Neben dem auch uns Alten ans der Jugendzeit noch wohlbekannten Berg- und Talkarussel sind diesesmal eine Reihe neuartiger Konkurrenzen eingetroffen. Auch die Achter­bahn rasselt wieder hoch über den Meßtrnbel hinweg; das Todesrad, die Geisterbahn, Hippodrom, Pferderennen, Schieß­buden, Theater der Weißen Mäuse sind da. eine Anzahl Varietes sticht mit verhüllten Geheimnissen und den üblichen verschleierten Damen die Besucher anzulocken. Mit den Schokoladeständen wetteifern die Waffelbäcker und Bratwurst- Verkäufer. Ueberall das altgewohnte Leben und Treiben. Nur bei den Warenbnden fehlen viele. Gleich am Eingang zur Messe zeigt die Budenreihe zahlreiche Lücken. Der wahre Jakob ist nicht da, auch die sonstigen Neuheiten, Erfindungen, Hoknspokns-Dingcr fehlen. Nur der Spitzen-Jakob ist von den altbekannten Ausschreiern wieder da, aber auch er hat seine liebe Not, selbst seine geschenkten Spitzen losznbringcn. Die Käufer sind vorsichtig geworden. Das Geld muß nutz­bringend angelegt werden. Aber trotzdem darf man beim Meßbnmmel nicht zn knickerisch sein. Die liebe Jugend freut sich an so kleiner Verschwendung. so-