Der Reichstagsbrand -Vrozetz

Van der Lnbbe und der Handwerksbursche

Berlin, 21. Okk. Zu Beginn der Verhandlung teilte der Vorsitzende, Senatspräsident Dr. Bünger, mit, das; nach der Vernehmung des ersten Zeugen heute eine Besichtigung des Reichstages stattfinden soll.

Als erster Zeuge wird der Arbeiter Leo Organistka aus Rostiz vernommen. Er sagt aus, er sei vor einem Jahr auf der Wanderschaft in der Nähe von Konstanz mit zwei Wan­derburschen zusammeugetroffen und in ein Gespräch geraten. Die beiden anderen hätten sich als Weltreisende ansgegeben. Der eine von ihnen, ein Bursche mit schwarzem, zerzaustem Haar, bezeichnete sich als Holländer und wies dem Zeugen auch seinen Paß vor, der auf den Namen Marinus van der Lnbbe lautete. Dieser van der Lnbbe trug das kommuni­stische Abzeichen und einSowjethemd". Auf kommunistische Anzapfungen hin erwiderte der Zeuge, daß der Kommunis­mus für ihn nicht in Frage komme. Für ihn gebe es nur den Nationalsozialismus.

Darauf erwiderte Vau der Lubbe:In Deutschland hat es am längsten den Reichstag gegeben." Der andere fremde Wanderbursche erklärte:Du wirst noch von van der Lubbe hören." Darauf haben sich die drei voneinander getrennt. Als der Zeuge von dem Reichstagsbrand Kenntnis bekam, hat er sofort an van der Lubbe gedacht und daraufhin seine Mit­teilungen gemacht.

Vau der Lubbe wird dann zur Gegenüberstellung an der Anklagebank gestaltet sich wieder außerordentlich schwierig. Anklagebank vorgeführt. Seine Vernehmung gestaltet sich wieder außerordentlich schwierig. Schließlich blickke er in. der Tat einen kurzen Augenblick znm Zeugen hin, der ihn mit aller Bestimmtheit als den Mann wiedererkennt, mit dem er damals zusammengetroffen ist.

Vorsitzender:Van der Lubbe, kennen Sie nun den Mann wieder. Nehmen Sie mal den Kopf hoch!"

Van der Lubbe lacht ein wenig vor sich hin, bleibt aber so gut wie unbeweglich und stumm. Auch der Zeuge redet auf ihn ein und ruft ihm zu:Lubbe sieh mich mal au."

Vorsitzender:Kennen Sic ihn?"

Van der Lubbe:Nein."

Der Zeuge präzisiert dann die bei der Begegnung mit den Wanderburschen von dem Angeklagten van der Lubbe gemachte Aenßernng dahin:In kürzester Zeit gibt es in Deutschland keinen Reichstag mehr!" Weiter habe van der Lubbe im Laufe der Unterhaltung gesagt:Wenn wir Kom­munisten nicht drankommen, dann gibt es in Deutschland Feuer und Schwefel!" Den ihm vorgelegten Paß erkennt der Zeuge wieder. Die Eintragungen in den Paß laufen bis zum 16. März 1932. Ebenso wie der andere blonde Wanderbursche geäußert habe:An Vau der Lubbe wirst du noch denken!" habe auch Vau der Lubbe selbst gesagt:Tu wirst noch von mir hören." Der Zeuge war damals in Begleitung eines Kameraden, des Hilfsgärtuers Oskar Müller ans Württem­berg, dessen Adresse vom Gericht festgestellt wird. Die Be­gegnung fand einige Tage vor dem 15. Oktober 1962 statt.

Auf die Frage, warum der Zeuge sich mit seinen wich­tigen Wahrnehmungen erst im September gemeldet habe, er­widert er. er sei auf Wanderschaft gewesen, habe keinen Pfennig in der Tasche gehabt und habe sich gedacht: Dem haben sie nun ja das Handwerk gelegt. Von der Ausschreibung einer Belohnung habe er nichts gewußt. Erst im September habe er mit seinem Ortsgrnppenleiter über die Sache gespro­chen und dann auf dessen Anregung die Aussage gemacht.

Es wird sodann eine Verhaudlnngspause eingelegt zur Besichtigung des Brandwcges.

Nach der Vernehmung des Zeugen Leon Organistka un­ternahmen die direkten Prozeßbeteiligten einen zweistündigen Rundgang durch das Reichstagsgebäüde, wobei der Weg, den der Angeklagte Vau der Lnbbe bei seiner Brandstiftung ein- gcschlagen hat. genau besichtigt wurde. Kriminalkommissar Heissig. der die Führung unternommen hatte, gab ausführ­liche Erläuterungen und zeigte die einzelnen Brandstellen. Das Ergebnis dieser Besichtigung läßt sich dahingehend zu­sammenfassen daß es mehr als zweifelhaft erscheinen muß. daß Van der Lnbbe seinen ganzen Weg im Reichstagsgebäüde in der verhältnismäßig kurzen Zeit von 15 Minuten und mit

einer so vollendeten Brandwirkung gemacht haben kann.

Nach der Besichtigung durch die direkten Prozeßbeteilig­ten hatten auch die Vertreter der Behörden und der Presse Gelegenheit zu der gleichen Augenscheinnahme. Sodann nahm die Sitzung selbst ihren Fortgang. ^

Die Verhandlung wird fortgesetzt mit der Vernehmung des Kriminalkommissars Dr. Zirpins, der bereits in Leipzig seine Aussagen gemacht hat. Diesem Zeugen hat der An­geklagte van der Lubbe bei seiner Vernehmung am 28. Feb­ruar erzählt, er sei Sonntagabend in Henuingsdorf einge­kehrt und habe dort übernachtet. Der Zeuge machte Mitteilung jvon seinen hierüber angestellten Ermittlungen. Er hat die ! Angaben van der Lübbes nachgeprüft und dabei festgestellt, ^

> daß Vau der Lubbe die Nacht zum 27. Februar in Heu- ^ ! ningsdorf im Asyl verbracht hat. Es wird dann festgestellt,j ! daß van der Lubbe am Montag, dem 27. Februar, nach seiner

Vernehmung im Asyl zwischen 8 und 8.30 Uhr Henuingsdorf verlassen hat und zu Fuß nach Berlin zurückgekehrt ist.

Die Verhandlung wendet sich dann den politischen Hin­tergründen zu und insbesondere der kommunistischen Tätigkeit in Neukölln in der Zeit unmittelbar vor dem Reichstags­brände. Es wird der Diener Willi Hiutze aus Neukölln, Bergstraße, vernommen. Der Zeuge äußert sich über die Ge­spräche, die in dem Lokal von Schlaffste und in der Wohnung des kommunistischen Kellners Starker in Neukölln stattgefnn- dcn haben und an denen auch van der Lubbe teilnahm. Er erzählt u. a.: Zwei bis drei Tage vor dem Ucberfall auf das Wohlfahrtsamt Neukölln war ich in dem Lokal von Schlaffste. Um 10'Uhr vormittags betrat Vau der Lubbe zusammen mit Eugen Pfeiffer und einem anderen Neuköllner Kommunisten das Lokal. Die ganze Art der Einführung van der Lübbes war sehr auffallend. Lubbe stihrte das große Wort und sagte u. a., man sollte damit beginnen, daß mau planmäßig Un­ruheherde schafft, ohne dabei Personen zu gefährden. Der Kommunist Pfeiffer habe bei der Einführung van der Lübbes erklärt:Das hier ist ein holländischer Genösse, der uns zur aktiven Teilnahme (die nächsten Worte sind dem Zeugen ver­lorengegangen) zugeteilt worden ist." Im Zusammenhang mit derRoten Hilfe" sei auch der Name Torglers gefallen. Van der Lubbe selbst habe vorgeschlagen, den Ueberfall auf das Neuköllner Wohlfahrtsamt zu machen.

Als wesentliches Ergebnis der Aussage wird festgcstellt, daß van der Lubste bereit gewesen ist, an dem Uebersall mit­zumachen und daß er am Wohlfahrtsamt gewesen ist.

Im Zusammenhang mit dem Bericht des Kriminal­kommissars Heissig über seine Ermittlungen in Holland bringt Seuatspräsidenl Dr. Bünger dann einige Widersprüche und Abweichungen zur Sprache, die sich daraus ergeben haben, daß zwei in Holland vernommene Zeugen Alberta und Fink später in Zeitungen den Bericht des Kommissars in einigen Punkten bezüglich ihrer eigenen Aussagen korrigiert wissen wollten. Beide wollen z. B. nicht mehr wahrhaben, daß sie vor dem Kommissar bekundeten, daß van der Lubbe noch Mitglied der KPD. gewesen ist. Kriminalkommissar Heissig haste aber au seinem Bericht nichts richtig zu stellen.

Angeklagter Torgler regt dann eine Vernehmung der Holländer Fink und Alberta an. Rechtsanwalt Dr. Sack will derartige Anträge zunächst nicht stellen.

Der Angeklagte Dimitroff kommt dann ebenso wie früher schon in Leipzig wieder darauf zu sprechen, daß bei der persönlichen Vernehmung van der Lnbbes ein Dolmetscher nicht hinzugezogen worden sei.

Der Zeuge erwidert, die Hinzuziehung eines Dolmetschers bei der polizeilichen Vernehmung van der Lnbbes sei gar nicht nötig gewesen, da man sich mit van der Lubbe sehr gut habe verständigen können. Wenn wirklich einmal der Ange- ! klagte nicht sofort die Dinge erfaßt habe, so habe man sie ihm

> in sehr einfachem Stil vorgetragen. Dann haste van der Lnbbe j sebr gut verstanden.

- Dste Verhandlung wird dann auf Montag vertagt, i *

Washington. 23. Okt. Die Zahl der Arbeitslosen in den Vereinigten Staaten ist einer Bekanntgabe der amerikanischen Gewerkschaftsnnion zufolge in der Zeit von August bis Sep­tember um 1 700 OM zurückgegangen. Nach Schätzungen der American Federation of Labor beträgt der Rückgang wäh­rend der mit dem September endenden sechs Monate 3 6M M0.

»»

Ms Völkerschlacht

Schluß.

18. Oktober 1813

Napoleon hatte seine Truppen dichter um die Stadt zu­rückgezogen und behauptete im Süden Probstheida gegen die mörderischen Angriffe Schwarzenbergs mit der Hauptarmee. Sein nordöstlicher Flügel wankte, als Bülow mit Wucht gegen diesen vorging, fa, er wurde völlig geschlagen, ver­nichtet. Napoleon sah cs; er hatte den größten Teil des Tages auf dem Hügel in der Nähe der Ouandtschen Tabaks­mühle verbracht, zu der Generale, Adjutanten, Ordonnanzen flitzten ,im farbigen Hin und Her der Uniformen. Gegen Mittag hatte er sich persönlich nach Probstheida begeben, hatte die Gardebatterie durch seine suggestiven Persönlichkeitswir­kungen zum heldenhaften Widerstand aufgerufen. Aber aller Opfermut hatte nichts genutzt.

Nicht weit war es von hier bis zum Monarchenhügel, wo die Verbündeten Herrscher das Schlachtfeld übersähen, der enthusiastische Zar Alexander, der ernste Kaiser Franz von Oesterreich und der hoffnungsvolle, frohlockende König Fried­rich Wilhelm von Preußen.

Leipzig

Odeleben, der Napoleon beobachtete, beschreibt die ergrei­fende, ausklingende Szene dieses Tages, an dem sich des Welteroberers Stern wandte:

Als dann die Schatten des Abends länger und länger wurden, hatte er sich, ermüdet von einer schlaflosen Nacht und den übermenschlichen Anstrengungen und Aufregungen des Tages, neben seinem lodernden Wachtfeuer auf einen hölzer­nen Schemel niedergelassen, den man ihm gebracht hatte und war eingeschlummert. Seine Hände ruhten nachlässig gefaltet im Schoß und der Welteroberer glich in diesem Augenblick jedem anderen unter der Bürde des Mißgeschicks erliegenden Menschenkinde. Düster.und stumm standen die Generale um das Feuer, während die Truppen in einiger Entfernung zu­rückfluteten. Der Weltbezwinger am Trümmerhaufen seiner Hoffnungen! Ein tragischer, erschütternder Anblick! Plötz­lich schlägt eine Granate zischend in das Feuer und löscht es aus, als wollte es andeuten, wie in diesem Augenblick der glänzende Ruhmesschein seines Feldherrnlebens erlosch."

Wie Friedrich der Große bei Hochkirch, so ging Napoleon unverdrossen und zuversichtlich daran, mit unverwüstlicher Energie den neuen Tatsachen ins Auge zu sehen. In der Nacht noch befahl er den Rückzug seiner 80 000 Mann starken Kerntruppen und ließ Leipzig befestigen, um die Verfolgung der Feinde aufzuhalten.

1». Oktober 1813

Durch vier Tore waren 175000 Mann napoleonischer Truppen in die Stadt gekommen; durch ein Tor, das Ram- ftädter, drängten sie in wilder Hetze mit 80 OM hinaus. Nicht die Hälfte war übrig geblieben! Tote und Verwundete ver­stopften die Straßen, umgestürzte, explodierte Pulverkarren, Pferdekadaver und unbrauchbare Wagen machten die engen

Abzugswege schwierig passierbar. Aber noch war der Wider­standswille dieses einst ruhmesgekrönten Heeres nicht er­loschen! Als die Verbündeten zum Sturm auf Leipzig trom­melten, glaubten sie nicht an einen ernsthaften Widerstand mehr, aber als sie stürmten, mähte das Feuer gedeckter Schützen noch tausende von braven Truppen nieder.

Während Napoleon sich schon mit einem Garderegiment zu seinem persönlichen Schutz auf den Weg nach dem Rhein ^ gemacht hatte, verteidigten seine treuen Truppen die Tore! der Stadt mit heldenhafter Stärke, um ihren Kaiser zu decken.' Die deutschen Truppen, die zu den Verbündeten üsterlaufen wollten, wären fast von den Russen niederkartäscht worden. Im letzten Augenblick erkannten sich die Freunde und die Be­grüßung glich einer einzigen Umarmung. Nur der unglück­liche König von Sachsen, den Napoleon erpreßt hatte, spielte eine traurige Rolle; er suchte zu vermitteln.

Als erste drangen die Majore Friccius und v. Mirbach in Leipzig ein. Friccius selbst schildert diesen heldenmütigen Kampf:

Gleichzeitig aber drang der Feind von der Esplanade her mit großer Uebermacht gegen uns vor und wollte uns in die Totengasse zurücktreiben, wo wir ohne Rettung verloren ge­wesen wären. Es entstand ein entsetzliches Gemetzel, ein wahres Schlachten und Totschlägen...

Erst als auf den verstopften Straßen größere Verstärkun­gen herangeholt werden konnten, nahm mau Besitz von dieser Stadt, die nie heißer umstritten worden war.

BlüchersVorwärts! Kinder, vorwärts!" donnerte durch die Vororte Leipzigs. Und die Russen sind es gewesen, die dem beliebten General den NamenMarschall Vorwärts" ge­geben^ haben, nachdem er am 18. Oktober vom König von Preußen zum Generalfeldmarschall ernannt worden war.

Die Franzosen hatten zu früh die Elsterbrücke gesprengt und so fand ein Teil von ihnen den Tod; darunter einige Generale, auch der verehrte Fürst Poniatowski, der wegen seiner Ritterlichkeit sogar von den Gegnern geschätzt und be­trauert wurde.

Ein Zeitgenosse schilderte den Sieg der Verbündeten. Ein nicht endenwollendes Jubeln und Jauchzen, als die drei Mon­archen und ihre Feldherren auf dem Markt anrückten, der mit Tüchern und Fahnen festlich geschmückt war. Als Blücher er­schien, erhob sich ein donnerndes Jubelrusen. Der Zar ging auf ihn zu, umarmte ihn, küßte ihn mit den Worten:Mein lieber General, Sie hasten das Beste getan. Sie sind der Be­freier Deutschlands!" Blücher war gerührt, er sog krampfhaft an seiner Pfeife, die unter einigen Tränen auszugehen schien; der alte Haudegen antwortete:Majestät, ich habe nur meine Schuldigkeit getan. Aber meine braven Truppen, die haben mehr getan, viel mehr!"

Gneisemm, der edle, faßte den Eindruck des Sieges dahin zusammen:Wir sind arm geworden, aber jetzt sind wir reich an kriegerischem Ruhme und stolz auf die wieder errungene, nationale Unabhängigkeit. Diese Güter sind mehr wert als die unermeßlichen Schätze unter fremder Herrschaft!"

kus 8LsM unü

Neuenbürg, 23. Okt. Der MGV. Liederkranz- Freundschast hielt am Sonntag abend im Gasth. zum Grüueu Baum" eine außerordentliche Hauptver­sammlung ab, um die durch den Schwäb. Sängerbund vorgeschriebene Neuordnung des Vereins im Sinne des Füh­rerprinzips durchzuführen. Der Versammlungsbesuch hätte in Anbetracht der Wichtigkeit der zu behandelnden Fragen ein zahlreicherer sein könen, wenngleich eine Reihe von -Sängern durch andere Veranstaltungen abgehalten waren. Nach Be­grüßungsworten durch den ersten Vorstand und einem Rück­blick über die seit der Zusammenlegung der Vereine geleistete Arbeit in organisatorischer und anderer Hinsicht wurde zur Neuwahl des Führers geschritten. Die geheim vorgenommene Abstimmung ergab völlige Einmütigkeit hierüber, daß die Sänger mit der seitherigen Vereinsführung einig gehen und daß sie gewillt sind, dem bisherigen Vorstand auch in Zu­kunft treue Gefolgschaft zu leisten. Der wiedcrgewählte 1. Vor­sitzende gab in seinem Ausblick die Versicherung, daß er seine ganze Person einsetzen werde, wenn es gelte, für das Herrliche deutsche Lied einzntreten. Er knüpfte hieran die Bitte, daß auch die Sänger in ihrem Teil dazu beitragen, Diener am Volksganzen zu sein, indem sie tren und unverzagt zum deut­schen Liede, dem unvergleichlichen Kultnrfaktor, stehen. Durch die Pflege des deutschen Männergesangs tragen die Sänger in ihrem Teil dazu bei, dem nationalsozialistischen Staate zu dienen. Anschließend hieran wurden die übrigen Funktionäre bestimmt. Auch hier wurden die bisher bewährten Männer in ihren Aemtern neu bestätigt. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wurde eine Reihe weiterer Fragen besprochen und geregelt. Beschlossen wurde u. a., an dem im kommenden Jahre stattfindcnden Schwäbischen Landessängerfest in Heil­bronn im Preisgesaug mitzuwirken. Des weiteren befaßte sich die Versammlung mit der Festsetzung der Eintrittspreise für das am 19. November geplante große Herbstkonzert. Heute schon sei darauf aufmerksam gemacht, daß diese Veranstaltung sich vielleicht als Markstein im Konzertwesen der Stadt er­weisen wird, zumal auch das Streichorchester des Musikvereins Mitwirken wird, teils in selbständigem Auftreten und teils in Begleitung der packenden Männerchöre aus Opern Richard Wagners.' Erläuternde Einführungen in den Konzertstoff werden sr. Zt. an dieser Stelle gegeben werden. Eines sei jetzt schon verraten, daß die Sänger mit höchster Begeisterung an der Einstudierung der gewaltigen Chöre arbeiten. Bürge für einen vollen künstlerischen Erfolg ist der im Konzertleben weitbekannte Chorleiter des Vereins, Herr Ansmann.

Neuenbürg, 24. Okt. (Außerordentliche Generalversamm­lung der Gewerbebank.) Für den leider erkrankten Direktor H. Gollmer führte Geschäftsführer Rothenberger den Vorsitz, der einleitend erwähnte, daß schon bei der letzten Ge­neralversammlung vor vier Wochen auf die Notwendigkeit einer zweiten Versammlung hingewiesen worden sei; gemäß 8 18 der Statuten habe sie nur rein formalen Charakter, um der Aeudcrung des 8 22 zu ihrer Gültigkeit zu verhelfen und nmn habe aus diesem Grunde für heute auch nicht anders als mit einem geringen Besuche gerechnet. Die von der Zentrale in Stuttgart verlangte zweijährige Kündigungsfrist gelangte zur Abstimmung und wurde von sämtlichen anwesenden Mit­gliedern angenommen. Weiter nahm Herr Rothenberger Veranlassung, auf den vor vier Wochen verlesenen Revisions­bericht und seine Vorschrift znrückznkommen, daß die auf 31. Dezember 1923 ausgeschiedcnen Mitglieder zur Deckung des bilanzmäßig ausgewiesenen Verlustes herangezogen werden müssen, wie er bei allen Banken mehr oder weniger stark durch den wenigstens 40prozentigen Wertrückgang der verpfändeten Immobilien eingetreten sei. Er teilte mit, daß Vorstand und Aufsichtsrat sich auf den Versuch eines Vontelligwerdens bei der Zentrale in Stuttgart geeinigt hätten, daß sie von ihrer kategorischen Vorschrift der Heranziehung zur Verlustdecknng seitens der ausgeschiedenen Mitglieder Abstand nehme. Damit dürften die Voraussetzungen erfüllt sein, welche zur Erlan­gung der Bereinigungszüschüsse von 25 000 RM. angcsetzt waren.

(Wetterbericht.) Im Osten liegt Hochdruck, über Frankreich eine Depression. Bei vorwiegendem Einfluß des ersteren ist für Mittwoch und Donnerstag trockenes und zeit-, weilig heiteres Wetter zu erwarten.

Calmbach, 22. Okt. Unser Schwarzwaldverein machte heute seine H e rb st w a n d e r u n g in das Weinbau­gebiet unseres Obsramts. Um 12 Uhr gings hier ab, bei der Eyachbrücke einige hundert Meter die neu hergerichtete Dob- ler Straße aufwärts auf den von rechtsher einmündenden Fußweg zum Schwabtor, dann zur Ruine Straubenhardt und von hier über Schwann nach Niebelsbach. Rast wurde ge­macht imAdler" und weil da gerade Tanzmusik war, hasten wir nicht umhin können, das Tanzbein zu schwingen. Der Heimweg ging über Gräfenhansen, wo der Neue auch noch versucht wurde, zum Bahnhof Neuenbürg, wo uns der 10-Uhr- Jstng nach Hause brachte. Hochbefriedigt von dem herrlichen Hcrbstwandertag und dem Erlestten trennten wir uns mit ! einem frischen Waldheil.

! Calmbach. 23. Okt. Was lange währt, wird endlich gut,

! werden wir hoffentlich auch zu unserem Schwimmbad sagen ! dürfen, das nächstdern seiner Vollendung cntgegengeht. An der Einmündung des Würzbächleins in die Kleinenz gelegen, j wird es mit Enzwasser gespeist, das hier noch einwandfrei i ist und noch keine Kläranlagen hat passieren müssen. Wenn es auch dieses Jahr noch nicht gereicht hat, den Badebetrieb^auf- i-nehmen zu können, so wissen wir doch, daß es nächstes Jahr ! Wahrheit wird. Vielleicht kann das Becken diesen Winter als ! Schlittschuhbahn dienen und so einem uralten Sport auch ihier wieder anfgeholfen werden, wie cs beispielsweise vor 50 Jahren noch der Fall war. lieber Größe nsw. werden wir j bei passender Gelegenheit berichten.

j Feldrcnnach, 21 Okt. Heute nachmittag fand im Anschluß ! an die Prüfung der Pflichtfeuerwehr in Pfinzweiler, die unter ^ guter Führung von Kommandant Wilhelm Keller steht, die ; Visitation der Freiw. Feuerwehr Feldrcnnach statt. Punkt ,4 Nhr war die Feuerwehr in voller Ausrüstung angctreten. -Die Prüfung der Geräte führte zu keinem wesentlichen An­stand. Die Marsch- und Exerzierübungen, bei denen straffe Disziplin und gute Organisation besonders zum Ansdruck kamen, zeigten deutlich, daß die Freiw. Feuerwehr unter dem Kommando von Gottlob Stall in guten Händen ist. Auch bei der anschließenden Hauptübung war deutlich zu erkennen, daß Kommandant wie die übrigen Führer ihrem Posten durch­aus gewachsen sind. Als Brandobjekt wurde das Rathaus ge­nommen. Im Erdgeschoß war Feuer ausgebrochen. Es galt, die am zweiten Stock wohnenden Personen zu retten. In­folge des herrschenden Westwindes war das Nachbargebäude stark gefährdet. Der Kommandant löste die ihm gestellke Auf­gabe stestens und verlor den Kopf auch dann nicht, als er bemerkte, daß Bezirksfeuerlöschinspektor Stribel unbemerkt den Schlüssel zum Magazin abgezogen hatte. Klar und folge­richtig traf er zunächst Anordnungen zur Rettung der Per­sonen, sodann bestimmte er eine Abteilung zur Rettung der im Rathaus aufbewahrten Grundbücher usw. und ergriff dann die notwendigen Löschmaßnahmen, die in allen Teilen als gelungen stezeichnet werden konnten. Die Feuerwehr leistete hiebei ihr Bestes. In seiner Schlußansprache durfte Bezirks­feuerlöschinspektor Stribel feststellen, daß die Feuerwehr große Schlagfertigkeit zeige und was Disziplin und Ordnung anbelange, zu den besten Wehren des Bezirks zähle. Besonders hervorheüen konnte er auch das gute Verhältnis zwischen Ge­meindestehörde und Feuerwehr, das dadurch schon zum Aus-