Nr. 247
Montag den 23. Oktober
Jahrgang 1S33
Vwrzheimer Brief
Das Handwerk marschiert — Mer den kurzen Weg — Fahnen und Lichter — Reden und Lieder — Eine feine Opern-Aufführung — Mode gegen Mode
Die Ereignisse und Tatsachen, die in der Welt geschehen, sind stets interessant; noch netter ist oft das, was nicht geschieht. Da hatten wir doch am Sonntag unseren Handwerkerzug: sehr gelungen. Wenn es sich darum handelt, etwas Besonderes auszutifteln, dann braucht man nur den Handwerker aufzukriegen; an Einfällen fehlts ihm nicht, nur daß es ihm auch zuweilen einfällt, anszufallen und nicht mitzumachen und sich einen Extratanz zu leisten wie Italien zur Zeit des seligen Dreibundes. Das heißt — Tanzen kann man es eigentlich nicht nennen, was der Handwerkerstand tut, sondern mehr „auf der Stelle treten" und die andern weiter marschieren zu lassen. Jedoch ohne so klug zu sein, wie der Igel in der Fabel, der seine „Frau" anstellte und den armen rennenden Hasen mit den Worten empfing: „Ick bün all' hier."
Doch zur Sache, von dem, was nicht geschah. Der Zug hatte einen schönen langen Weg durch die Stadt zu nehmen mit mehreren großen Ausbuchtungen, so daß man die Strecke gut und gerne für eine ausgewachsene Nachmittagswanderung gelten lassen konnte. Ihn auf dem Marktplatz entlassen habend, wollten wir ihn noch einmal sehen und setzten uns in Be- dort eintreffen mußte, setzten wir uns gemächlich in Bewegung — es war noch viel Zeit! Aber plötzlich ertönte aus der Gegend, wohin wir strebten, das Bnmbum der Spitzenkapelle — und nix wie los! Als wir hinkamen, war bereits ein Stück vorüber, uns in schwere Bedenken versetzend, ob das Handwerk nicht am Ende diesesmal die Methode des Igels angewandt hätte. Doch allmählich stellte es sich heraus, daß dem nicht so war; ganz still und verlegen kam die Wahrheit heraus, daß der Zug eine der Ausbuchtungen im Sedanviertel kurzerhand geschnitten'hatte. Die Gesichter der Anwohner kann man sich denken, und den Widerschein des Zorns auf dem der Uebeltäter an der Spitze des Zuges braucht man nicht beschreiben. Und ausgerechnet die Bleich- und Dillsteinerstraße, die viele Handwerker behausen und mit am reichsten geschmückt waren, geschmückt sind, denn heute noch hängen Fahnen und Girlanden. Aber auch das röteste Rot verblaßt einmal in der Luft und in den Augen. Und die beleuchteten Brücken strählen oft umsonst, denn nur der einsame Polizeimann sieht sie, wenn er im Nebel um Mitternacht wandelt, denn die paar Werktagnachtbummelanten haben andere Sorgen mit ihrem Heimweg oder schweben in erdentrückter Sphäre. Nur ein trauriges Heldentum war wach und stabl einige Lämpchen, als es finster war. Prügel sind gar- nicht unübel; man kann sich ganz gut denken, daß damit die Angst vor Strafe eingebläut wird, weil man diesem Gelichter doch keinen Anstand beibringen kann.
Am Donnerstag fand dann die große Kundgebung im Saalbau statt, die vor allem bemerkenswert war wegen der drei Reden. Es sprach der Handwerker zum Handwerker, der Oberbürgermeister zum Volk über die Volksgemeinschaft — aber die dritte, die war das Besondere. Da wurden dem Handwerker die Pflichten vor Augen geführt, die er eingeht, wenn er die Hand des Mitbürgers fordert. Es war der Oberbauleiter von Oeschelbronn, der solchermaßen die hohen Gesichtspunkte fand; er sprach vom Neuland, das der Handwerker urbar zu machen habe und von der Kunst des Handwerkers, die im Mittelalter das geistige Gesicht des Deutschtums Prägte. „Zu hoch" sagten manche; sie mögen denken lernen und nicht „ans der Stelle treten".
Nun hat die Spielzeit im Schanspielhause auch ihren ersten wirklichen Erfolg gehabt mit dem „Wildschütz". Der Grund dazu lag in der Musik, in der von Lortzing und im Orchester unter seinem Dirigenten Hans Leger, in dem wir einen Könner von großem Format begrüßen dürfen. Von der Oper versprechen wir uns viel; die Darsteller zeigten sich ebenfalls von der besten Seite, bis ans den Tenor; er macht keine Figur und erreicht im Spiel nicht das, was die andern boten, trotzdem er, wie man sagt, weitaus die höchste Gage bewilligt bekommen hat.
Eine Art Tauziehen spielt sich jetzt im Gebiet der Mode ab. Ans der einen Seite der zweite „Deutsche Bilderbogen" der NS. Franenschaft, der am Montag im Schanspielhause steigt — eine Schau von Trachten deutscher Art. Ans welcher
Rätsel um den Tod des Malers van der Etraat von Rein hold Eich aller.
6. Fortsetzung Nachdruck verboten
„Ja. Das ist es! Gestört! Nach der Selbstmordkomödie hat der Täter sich sofort an den Schreibtisch gemacht, alles durchwühlt und offenbar etwas hastig gesucht."
„Warum diese Hast, wenn er sich allein im Haus wußte?" unterbrach der Assessor.
„Weil er sich schon gestört fühlte, Gefahr witterte. Wahrscheinlich war in diesem Augenblick der Diener zurückgekommen. Er hörte ihn im Hause gehen, konnte jeden Augenblick überrascht werden. In dieser Lage kam es dem Täter natürlich nur noch darauf an, seinen Zweck zu erreichen: das Gesuchte zu finden. Deshalb das hastige Durcheinanderwerfen der Sachen. In steter Gefahr der Entdeckung konnte der Mann-"
„— oder die Frau —," nickte Till.
Brandt zuckte nervös. „Konnte der Mensch natürlich nicht mehr daran denken, hier Ordnung zu schaffen. Die Komödie des Selbstmordes gelang nur zur Hälfte. Der Täter mußte sich entschließen, alles liegen zu lassen und schleunigst zu fliehen. Das ist die Erklärung."
„Bravo!" sagte Kettler in ehrlicher Bewunderung. „Das haben Sie wieder mal glänzend gemacht, lieber Brandt! Was sagen Sie, Doktor?"
Till nahm ohne Eile eine Zigarette aus seinem Etui und knipste das Feuer mit einem Finger.
„Tscha," meinte er ruhig, „wir könnten daraufhin diesen Fall als geklärt ansehen —"
Brand lächelte sicher.
„Wenn-"
„Was für ein Wenn soll es geben?"
Till blies leicht den Rauch hoch.
Seite wir mit unseren Hoffnungen mrd Wünschen stehen, braucht Wohl nicht gesagt zu werden. Vorläufig aber schwankt die Waage der Entscheidung über die Leistungen immer noch, zwischen den zur Vollendung gesteigerten Schöpfungen der raffiniert schlicht gemachten Mode und dem Künftigen, das gleichsam noch wie von den rauhen braunen Knospenblättern des ungefügen Naturtums eingeengt ist. Sie wird sich entfalten — die deutsche Mode, und nicht am Hausvogteiplatz in Berlin wird der schöne Falter aus der Hülle schlüpfen.
Kilei.
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Stuttgart Mühlacker) 833 Ich 86» m Freibur, i. Br. 527 Icll 569 m
kbkürzungen: a. Ffm. — aus Frankfurt a. M-, a. Fbg. — ins Freiburg im Breisgau, a. Karlsr. — aus Karlsruhe, s. Mhm. — aus Mannheim, Sendungen ohne Ortsangabe sind aus Stuttgart; Z. — Zeitangabe, N. — Nachrichten, W. — Wetterbericht. L. — Landwirtschaftsnachrichten.
Südfunk-Programm vom 22. bis 28. Oktober 1933
Montag, 23. Oktober. 6.00 a. Köln: Morgenruf; 6.05 a. Köln: Frühkonzert; 6.30 a. Köln: Leibesübungen I; 6.45 a. Köln: Leibesübungen II; 7.00 a. Ffm.: Z. u. Frühmeld.; 7.10 W.; 7.15 a. Köln: Morgenkonzert; 8.15 Wasserstandsmeld.; 8.20 a. Köln: Gymnastik der Frau; 8.40—8.50 a. Köln: Frauenfunk; 10.00 a. Ffm.: N-; 10.10 Unterhaltungsmusik; 10.50 a. Karlsr.: Sonaten für Klavier und Violine; 11.55 W.; 12.00 a. Köln: Mittagskonzert; 13.15 a. Ffm.: Z., N.; 13.25 Lokale N-, W-; 13.35—14.30 a. Köln: Symphonische Märsche und Tänze; 15.30 Das deutsche Land — die deutsche Welt: 3. Das Riesengebirge; 16.00 Nachmittagskonzert; 18.00 Französischer Sprachunterricht;
18.20 a. Karlsruhe: Homunculus — ein Blick in die Werkstatt, der Natur. Prof. Dr. A. König; 18.35 Erzähle, Kamerad! Mit Oberst Epp in der Eishöhle; 18.50 Z., L., W.; 10.00 a. Berlin: Stunde der Nation; 20.00 a. Ffm.: Griff ins Heute (Kurzmeld.); 20.10 a. Ffm.: Erstes Montagskonzert des Franks. Orchestervereins; 22.00 a. München: Vortrag über Oesterreich;
22.20 Du mußt wissen...; 22.30 a. Ffm.: Z., N.; 22.50 Lokale N., W., Sport; 23.30 a. Budapest: Nachtmusik; 24.00—1.00 a. Köln: Nachtmusik.
Dienstag, 24. Oktober. 6.00 a. Köln: Morgenrnf; 6.05 a. Köln: Irühkonzert; 6.30 a. Köln: Leibesübungen I; 6.45 a. Köln: Leibesübungen II; 7.00 a. Ffm.: Z. u. Frühmeld.; 7.10 W.; 7.15 a. Köln: Morgenkonzert; 8.15 Wasserstandsmeld.; 8.20 a. Köln: Gymnastik der Frau; 8.40— 8.50 a. Köln: Frauenfunk; 10.00 a. Ffm.: N.; 10.10 Schulfunk: Das deutsche Land — diL deutsche Welt: 3. Das Riesengebirge; 10.40 Sonate für Violoncello und Klavier; 11.00 Heroische Musik; 11.55 W.; 12.00 a. Köln: Musik des Südens; 13.15 a. Ffm.: Z., N.; 13.25 Lokale N., W-; 13.35—14.30 a. Ffm.: Mittagskonzert; 15.30 Klavier- Soli; 16.00 a. Köln: Nachmittagskonzert; 17.00 a. Köln: Kammermusik; 18.00 a. Ffm.: Italienischer Sprachnnterr.; 18.20 a. Ffm.: Lehren der australischen Wirtschaftskrise; 18.35 Zur württ. Heeresgeschichte, 1. Teil;: 18.50 Z., L-, W-: 19.00 vom Deutschlandsender: Stunde d. Nation: Bach-Brahms-Stunde; 20.00 a. Berlin: Vortrag des Reichsbunds für deutsche Sicherheit: Geheimrat Grüßer spricht über „Genf und die Weltwirtschaft"; 20.20 „Fehlzündungen"; 20.45 Ein kleines Kapitel Mozart; 21.20 Quellen, die die Wirtschaft speisen; 22.00 a. Ffm.: Z., N.; 22.20 Du mußt wissen...; 22.30 Lokale N-, W., Sport; 22.45 a. Köln: Schallplatten; 23.00 a. Köln: Handwerker- Schwänke; 24.00—0.45 a. Ffm.: Von deutscher Seele.
Mittwoch, 25. Oktober. 6.00 a. Köln: Morgenruf; 6.05 a. Köln: Frühkonzert; 6.30 a. Köln: Leibesübungen I; 6.45 a. Köln: Leibesübungen II; 7.00 a. Ffm.: Z. u. Frühmeld.; 7.10 W.; 7.15 a. Köln: Morgenkonzert; 8.15 Wasserstandsmeld.; 8.20 a. Köln: Gymnastik der Frau; 8.40—8.50 a. Köln: Frauenfunk; 10.00 a. Ffm.: N.; 10.10 Frauenstunde: Die Frau im öffentlichen Leben; 10.40 Lied und Tanz im Rokoko; 11.00 a. Mhm.: Badischer Wirtschaftsdienst; 11.55 W.; 12.00 a. Köln: Unterhaltungskonzert; 13.15 a. Ffm.: Z., N.; 13.25 Lokale N., W.; 13.35—14.30 a. Köln: Mittagskonzert; 14.30 a. Fbg.: Stunde der Jugend; 15.30 a. Fbg.: Akkordeon-Konzert; 16.00 a. Fbg.: Nachmittagskonzert: 18.00 a. Köln: Deutsch für Deutsche: Sprecherziehung (Gedichtvortrag); 18.20 a. Köln: Rasse ist
entscheidend; 18.35 Vom Werden und Sinn des deutschen Märchens; 18.50 Z., L„ W.; 19.00 a. Ffm.: Stunde der Nation: Deutscher Tanz; 20.00 a. Ffm.: Griff ins Heute (Kurzmeld.); 20.10 a. Kön: Madame Liselotte; 22.00 a. München: Vortrag über Oesterreich; 22.20 Du mußt wissen...; 22.30 a. Ffm.: Z., N.; 22.50 Lokale N., W., Sport; 23.00 a. Ffm.: Ouvertüren und Arien ans älteren Spielopern; 24.00—1.00 Nachtmusik.
Donnerstag, 26. Oktober. 6.000 a. Köln: Morgenruf; 6.05 a. Köln: Frühkonzert; 6.30 a. Köln: Leibesübungen I; 6.45 a. Köln: Leibesübungen II; 7.00 a. Ffm.: Z. u. Frühmeld.; 7.10 W.; 7.15 a. Köln: Morgenkonzert; 8.15 Wasserstandsmeld.; 8.20 a. Köln: Gymnastik der Frau; 8.40—8.50 a. Köln: Frauenfunk; 10.00 a. Ffm.: N.; 10.10 Blumenstunde; 10.40 Dumky-Trio op. 90 von Dvorak; 11.00 a. Mhm: Zitherduette; 11.55 W.; 12.00 a. Köln: Franz Liszt; 13.15 a. Ffm.: Z., N.; 13.25 Lokale N-, W.; 13.35—14.30 Mittagskonzert; 15.00 Kinderstunde 16.00 a. Köln: Bunter Nachmittag; 18.00 Spanischer Sprachunterricht; 18.20 Die gestaltende Volksseele. O. L. Merz; 18.35 „Zur württ. Heeresgeschichte", 2. Teil. Dr. O. v. Seeger; 18.50 Z., L., W-; 19.00 a. Karsruhe: Stunde der Nation? Konzert der badischen Staatskapelle; 20.00 a. Ffm.: Griff ins Heute (Kurzmeld.); 20.10 a. Köln: Karl Maria von Weber; 22.00 a. Ffm.: Z., W-, N.; 22.20 Mr mußt wissen...; 22.30 Lokale N., W-, Sport; 22.45 Schallplatten; 23.00 6000 Funken in 60 Sekunden! 23.30 Nachtkonzert; 24.00—1.00 a. Köln: Nachtmusik.
Freitag, 27. Oktober. 6.00 a. Köln: Morgenruf; 6.05 a. Köln: Frühkonzert; 6.30 a. Köln: Leibesübungen I; 6.45 a. Köln: Leibesübungen II; 7.00 a. Ffm.: Z. u. Frühmeld.; 7.10 W.; 7.15 a. Köln: Morgenkonzert; 8.15 Wasserstandsmeld.; 8.20 a. Köln: Gymnastik der Frau; 8.40—8.50 a. Köln: Frauenfunk; 10.00 a. Ffm.: N.; 10.10 Liederstunde; 10.30 Schallplatten am Vormittag; 11.55 W.; 12.00 Mittagskonzert; 13.15 a. Ffm.: Z., N.; 13.25 Lokale N., W; 13.35-14.30 a. Köln: Mittagskonzert; 15.00 Meine Sonntagswandernng. Wandervorschlag von R. Höllwarth; 15.15 Deutsche Hausmusik; 1.6.00 a. Köln: Nachmittagskonzert; 18.00 a. Ffm.: Englischer Sprachnnterr.; 18.20 a. Köln: Warum Familienforschnng?: 18.35 Aerztevor- trag: Der Gerichtsarzt. Obermed.-Rat Dr. Schmidt; 18.50 Z., L., W.; 19.00 a. Leipzig: Stunde der Nation: Den kleinen deutschen Musikfreunden; 20.00 a. Ffm.: Griff ins Heute (Knrzmeld.); 20.10 a. Ffm.: Deutscher Amateur-Sendedtenst; 21.00 a. Ffm.: Volksmusik; 21.30 a. Ffm.: Die Landschaft spricht — Eiselmaare; 22.00 a. Ffm.: Z., N.; 22.20 Du mußt wissen..; 22.30 Lokale N„ W., Sport; 22.45 a. Fbg.: Stunde d. Theaters; 23.00 a. Köln: Unrerhaltnngsmnsik; 24.00—0.45 a, Ffm.: Vom Schicksal des deutschen Geistes.
Samstag, 28. Okt. 6.00 a. Köln: Morgenrnf; 6.05 a. Köln: Frülstonzert; 6.30 a. Köln: Leibesübungen I; 6.45 a. Köln: Leibesübungen II: 7.00 a. Ffm.: Z. u. Frühmeld.; 7.10 !W.; 7.15 a. Köln: Morgenkonzert; 8.15 Wasserstandsmeld.; 8.20 a. Köln: Gymnastik der Frau; 8.10—8.50 a. Köln: Franenflmk; 10.00 a. Firn.: N.; 10.10 Wolksmnsik ans Schallplattcn; 11.10 Operettenlieder; 11.55 W-; 12.00 a. Köln: Unterhaltungskonzert: 13.15 a. Ffm.: Z.. N.; 13.25 Lokale 3k., W.; 13.35—14.30 a. Köln: Deutsche Volkslieder und Tänze; 14.30 a. Köln: Stunde der Jugend: Aus der deutschen Vorgeschichte; 15.15 Lernt morsen!; 15.30 .Handharmonika-Konzert; 16.00 a. Ffm.: Nachmittagskonzert; 18.00 a. Ffm.: Stimme der Saar; 18.20 a. Ffm.: Autostraßen und Autoindustrie; 18.35 a. Fbg.: Von schwerster und lohnendster Menschenliebe; 18.50 Z., L., W.; 19.00 a. Breslau: Stunde der Nation: Oswald Boelcke, dem Führer der deutschen Jagdflieger, zum Gedächtnis; 20.00 a. Fim.: Griff ins Heute (Kurzmeld.): 20.10 a. Köln: Von 6.00 bis 24.00, 1. Teil, Ein lustiger Querschnitt durch ein Rundfunk- Tagesprogramm; 22.00 a. Ffm.: Z., N.; 22.20 Du mußt wissen; 22.30 Lokale N., W.. Sport; 22.45 a. Köln: Unterhaltungsmusik: 23.00 a. Köln: Von 6.00 bis 24.00, 2. Teil; 24.00—2.00 Nachtmusik.
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„Wenn der Tote nicht leider an — Vergiftung gestorben wäre!"
Der Landgerichtsrat faßte unwillkürlich den Arm des Assessors.
„An Vergiftung?" fragten die Herren wie aus einem Munde.
Der Polizeiarzt, der sich bisher ganz in Schweigen gehalten, kam interessiert näher.
„Ja — an Vergiftung," nickte Till ernst und gelassen. „Ich wundere mich, daß Ihnen das noch nicht selbst ausgefallen ist. Sehen Sie sich das Gesicht dieses Toten hier an! Sieht so ein Erhängter oder Erwürgter aus? Der Einschnitt der Schnur ist da, deutlich zu sehen. Aber sonst..."
Inspektor Brandt schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Kreuzdonner — ja!?" fluchte er, wütend über sich selbst. „Der Tote hat ein ganz blasses Gesicht. Nicht geschwollen — keine blaue Verfärbung."
„Sie haben recht, Herr Assessor!" sagte Vollermann hastig. „Ein Erstickter würde eine ganz andere Gesichtsfarbe haben. Im Halbdunkel vorhin bemerkte' ich's nicht; aber jetzt im Licht fällt es mir auch sofort auf."
„Aber woher wissen Sie, daß der Tod durch Vergiftung eintrat?" fetzte Kettler hinzu.
Etwas in ihm wehrte sich gegen diesen plötzlichen Umschwung.
Till ging nach dem Schreibtisch und hob etwas auf.
„Sehr einfach, Herr Rat. Erstens, weil der Tote sonst keine Verletzung aufweist; und dann, weil ich dies Trinkglas hier neben dem Sekretär fand. Es lag zwischen Vorhang und Tisch. Ein Rest Flüssigkeit ist noch darin. Süße Orangeade. Einig« Tropfen wurden am Boden verstreut. Zwei Fliegen, die davon nippten, bezahlten die Schleckerei mit ihrem Tode. Ueberzeugen Sie sich! Wenn Herr Dr. Vollermann nachher die Orangeade untersucht und die Leiche seziert hat, dürfte er meine Behauptung bestätigen."
Inspektor Brandt hielt das Glas gegen das Licht. Seine Backenmuskeln kauten. Als fei es für ihn eine Anstrengung, drehte er sich nach den anderen um.
„Die Behauptung ist richtig. Er wurde vergiftet. — Im übrigen," meinte er,-wiederauflebend, „verhält sich das andere doch noch genau so. Van der Straat wurde dann eben vergiftet und darauf zu der Schlinge geschleppt, um den Selbstmord vorzutäuschen." ' ^
„Und die Spuren des Kampfes?" meinte Dr. Till lächelnd?" Hat der Tote zuerst gekämpft und dann doch noch das Gift genommen? Oder hat er erst das Gift getrunken und dann noch gekämpft?"
Brandt gab keine Antwort. Er sah seine schönsten Gedankengebäude zerbröckeln. „Haben Sie selbst eine bessere Lösung?" fragte er endlich.
„Nein —," sagte Till zögernd. „Vielleicht — oder ja —> wie man's nimmt. Jedenfalls weiß ich, daß es nicht so vorging, wie Sie es vermuten. Nach meiner Ansicht ist die Methode der Lösung auch falsch. Man muß nicht vom Aeußer- lichen, vom Scheinbaren ausgehen, sondern vom Innern; von den Motiven der Tat und des Täters. Haben wir das Motiv der Tat, so finden wir eher den Täter. Und kennen wir den Täter, so können wir auch seine Tat konstruieren."
Der Landgerichtsrat ließ sich, sichtlich ermüdet, auf einen Stuhl fallen.
„Wie wollen Sie aber aus dem Nichts ein Motiv finden, Doktor?"
Till klopfte die Asche von der Zigarette.
„Ein Nichts gibt es nicht. Etwas ist immer da. Irgendein Anfang. In diesem Fall haben wir sogar zuviel. Ein Teil ist nur Wahrheit, das andere Täuschung. Was, müssen wir finden. Und Motive haben wir schon zwei gefunden. Das erste ist Feindschaft.. "
„Daß man seinen Freund nicht tötet, ist allerdings anzunehmen," brummte Brandt übellaunig.
Till ließ sich nicht stören. „Ganz richtig. Obwohl auch das vorkommt. Und zwar im Affekt. — Hier lag aber offenbar kein Affekt vor, sondern eine wohlvorbereitete Handlung."
Der Landgerichtsrat rutschte nervös im Sessel.
„Dann dachte der Tote auch an keine Feinde, wie sein letzter Brief zeigt." -
(Fortsetzung folgt.)