kruncttunkprosrsmm
Stuttgart (Mühlacker) 838 kl, 3«v m Freiburg i. Br. 527 Kt, 569 m
Abkürzungen: a. Ffm. — aus Frankfurt a. M-, a. Fbg. — aus Freiburg im Breisgau, a. Karlsr. — aus Karlsruhe, ». Mhm. — aus Mannheim, Sendungen ohne Ortsangabe sind aus Stuttgart; Z. — Zeitangabe, N. — Nachrichten, W. — Wetterbericht. L. — Landwirtschaftsnachrichten.
Sonntag, 28. Mai. 6.35 Hamburger Hafeukonzert; 7.40 Chorgesang des Singchors der Kriegsbeschädigten Stuttgart; 8.00 W., N., Gymnastik; 8.25 Die Ulmer Münsterglocken; 8.30 Evang. Morgenfeier; 9.20 Vaterländische Weihestunde: Der deutsche Psalter; 10.10—10.55 a. Fbg.: Kath. Morgenfeier; 11.15 Rede des Ministerpräsident Göring ans der Golzheimer Heide, der Richtstätte Albert Leo Schlageters; 12.00 a. Leipzig: Joh. Seb. Bach Kantate „Wo Gott der Herr nicht Lei uns hält";
12.30 Uebertragung vom Schlossplatz in Karlsruhe: Regimentstag der „Kameradschaft Bad. Leibgrenadiere", Weihestunde; 13.00 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Zum Mitsingen (Schallplattenkonzert); 14.25 a. Fbg.: Stunde des Handwerks: Syndikus K. Schöpflin spricht über „Deutsches Modeschaffen": 14.50 a. Schwetzingen: Kurpfälzisches Sängertreffen; 15.30 Stunde der Äugend; 16.30 a. Baden-Baden: Nachmittagskonzert; 17.00 a. Essen a. d. Ruhr: Schlageter-Feier, Hörbericht Kruppscher Arbeiter; 17.45 Fortsetzung d. Nachmitagskonz.; 18.00 Sportbericht; 18.15 Zum Schwäbischen Heimattag Pfingsten 1863: Was ein Schwab ist, muß schwäbeln; 19.00 Ans dem Schaffen der Lebenden: 20.05 a. Berlin: „Der Weg der Operette"; 22.00 Z., N., W., Sportbericht; 22.30 a. Wien: Zur Eröffnung des neuen österreichischen Großsenders am Bisamberg.
Montag, 28. Mai. 6.00 Z., W., Gymnastik, 6.30 a. Ffm.: Gymnastik: 7.00 Z., N.. W.: 7.10—8.15 Frühkonzert auf Schall- Platten; 10.00 N.; 10.10 Lieder; 10.40—11.10 Kompositionen von Lincke; 11.55 W.; 12.00 Buntes Schallplattenkonzert; 13.15 Z„ N., W.; 13.30 Volksmusik auf Schallplatten; 14.30 Spanischer Sprachunterricht; 15.00—15.30 Englischer Sprachunterricht für Anfänger; 16.30 a. Nürnberg: Nachmittagskonzert; 17.00 Pädagogischer Funk: Knltminister Schema, spricht über: „Die christliche deutsche Volksschule"; 17.35 Schallplatten; 17.50 Z., W., L.; 18.00 Deutschland, Seine Führer und Gestalter: Joseph Goebbels; 18.25 a. Ffm.: Schnellkursus in italienischer Sprache; 18.50 Z., N.; 19.00 a. Berlin: Stunde der Nation: Das Erbe der Väter; 20.00 „Erzähle, Kamerad!", Die Viertelstunde der alten Frontsoldaten; 20.15 Aus dem Pergamon- Saal des Alten Museums in Berlin, vor dem Pergamon- Altar: Iphigenie in Aulis; 22.15 Z., N.. W.; 22.35 Schachfnnk: Partieschach — Problemschach, eine kritische Gegenüberstellung; 23.00-24.00 Tanzmusik.
Dienstag. 30. Mai. 6.00 Z., W., Gymnastik; 6.30 a. Ffm.: Gymnastik: 7.00 Z., N-, W.; 7.10—8.15 Frühkonzert auf Schallplatten 10.00 N.; 10.10 Lieder; 10.40—11.10 Schulfunk: Deutschland, seine Führer und Gestalter: Joseph Goebbels; 11.55 W.; 12.00 Platzkonzert; 13.00 Schallplatten; 13.15 Z., N-, W.; 13.30 Schallplatten: Bekannte Tenöre singen; 14.30 Engl. Sprachunterricht für Fortgeschrittene; 15.00 Blumenstunde; 15.30 Frauenstunde. Vortrag von Frau Milli Bauer: Vater, Mutter, Kind und Staat; 16.00 Lieder von Hugo Wolf; 16.30 aus Köln: Nachmittagskonzert; 17.45 Z., W-, L.; 18.00 Frau Dr. E. Seeger: Ein Blumenteppich am ewigen Eise:; 18.25 Vortrag von Paul Uhland: Gorch Fock, der Dichter der Nordsee (-f 31. Mai 1916): 18.50 Z., N.; 19.00 a. Köln: Stunde der Nation: Abu Hassan; 20.00 a. Fbg.: Volksmusik; 20.30 Zum Schwäbischen Heimattag, Pfingsten 1933, Schwaben und Deutschland; 21.30 Unterhaltungskonzert; 22.10 Z., N., W.;
22.30 Stunde des Theaters; 23.00—24.00 Tanzmusik.
Mittwoch, 31. Mai. 6.00 Z., W., Gymnastik; 6.30 a. Ffm.:
Gymnastik; 7.00 Z., N-, W.; 7.10—8.15 Frühkonzert auf Schall- platten; 10.00 N.; 10.10 Lieder; 10.30—11.10 a. Mhm.: Kammermusik; 11.55 W.; 12.00 Schallplatten: Operetten-Weisen; 13.15 Z., N.. W.; 13.30 Volks- und Wanderlieder auf Schallplatten; 15.00 Kinderstunde; 16.00 Frau Martha Krockenberger: Evang. Arbeiterinnen kommen nach Stuttgart; 16.10 Liederstunde;
16.30 a. Ffm.: Nachmittagskonzert: 17.45 Z., W., L.; 16.00 Vortrag von Hans Vitzke, Berlin: Nationaler oder internationaler
Film?; 18.25 Dr. Gg. Maurer spricht über „Strahlen"; 18.50 Z., N.; 19.00 a. Hamburg: Stunde der Nation: Skagerrak; 20.00 a. Bad Kissingen: Konzert; 21.00 „Frauen stellen sich vor", Kleine Monologe von Jochen Klepper; 21.25 Johannes Brahms: Streichguintett Nr. 1 F-Dur, op. 88; 22.00 Z., N., W-, Schallplatte,,; 22.45—24.00 a. München: Nachtmusik.
Donnerstag, 1. Juni. 6.00 Z., W-, Gymnastik; 6.30 a. Ffm.: Gymnastik; 7.00 Z., N., W.; 7.10—8.15 Frühkonzert auf Schall- platten; 10.00 N.; 10.10 Lieder; 10.40—11.10 Alte Meister; 11.55 W.; 12.00 a. München: Mittagskonzert; 13.15 Z., N., W.; 13.30 Franz Völker singt (Schallpl.); 14.30 Spanischer Sprachunterricht; 15.00 Englischer Sprachunterricht für Anfänger; 15.30 Stunde der Jugend: Zum Tag der Skagerak-Schlacht; 16.30 a. München, Nachmittagskonzert; 17.45 Z., W-, L.; 18.00 Vortrag von Walter Brandt, Berlin: Was geht in Ehina vor?; 18.25 Vortrag von Kurt Frhr. v. Marchthaler über „Entwicklung, Aufhau und Zweck der Familienkunde"; 18.50 Z., N-; 19.00 a. Leipzig: Stunde der Nation: Musik der Romantik; 20.00 „Das Roscnband", Verse und Musik aus dem deutschen Rokoko; 21.10 „Ein Ball um 1900", Aeltere Tanzmusik; 22.10 Z., N., W. 22.30—23.00 Zeitgenössische deutsche Meister des Liedes.
Freitag, 2. Juni. 6.00 Z., W-, Gymnastik; 6.30 a. Ffm.: Gymnastik; 7.00 Z., N-, W.; 7.10—8.15 Frühkonzert auf Schall- Platten; 10.00 N.; 10.10 B-Dur-Trio von Beethoven, op. 97; 10.40—11.10 Das Kölner Kammerorchester (Schallplatte,,); 11.55 W.; 12.00 Mittagskonzert; 13.15 Z., N., W.; 13.30 Mozart: Symphonie G-Moll (Schallpl.); 14.30—15.00 Englischer Sprachunterricht für Fortgeschrittene; 15.15 a. Mhm.: Meine Sonu- tagswanderung. Wändervorschlag von Ludw. Vollrath, Reichskarte: Blatt Worms; 15.30 Musizierstunde; 16.00 Bekiehte Arien; 16.30 a. Köln: Nachmittagskonzert; 17.45 Z., W-, L.; 18.00 Vortrag von Kurt Gerlach über „Das Kulturleben der Schwaben-Alemannen im südwestdeutschen Raum"; 18.25 ans Mhm.: Vortrag von Heinrich Schlerff über „Der Werdegang der deutschen Fliegerei unter besonderer Berücksichtigung der gegenwärtigen Entwicklung"; 18.50 Z., N.; 19.00 a. Ffm.: Stunde der Nation: „Rheiu-Mainische Stimmen". „Ein Ehor menschlicher Bekenntnisse"; 20.00 a. München: Mäkler und Blükcn aus den Gärten der Erde, Eine Funkunterhaltung: 21.00 Lieder deutscher Minnesänger; 21.35 Klaviermusik: 22.10 Z.. N., W., Svortvorbericht, Schallplatten; 23.00—23.30 Franziskus, Fünf Stationen aus seinem Leben.
Samstag, 3. Juni. 6.00 Z., W., Gymnastik; 6.30 a. Ffm.: Gymnastik; 7.00 Z., N., W.; 7.10—8.15 Frühkonzert auf Schallplatten; 10.10 a. Karlsruhe: Estland — ein Sang vom Chiemsee; 10.40 a. Karlsruhe: Romauzen und Serenaden für Oboe und Flöte; 11.20 Z., W.; 12.00 W.; 12.20 Lieder von Schubert und Brahms; 12.50 Ins Manöver!, Eine Schallplattenfolge;
13.30 a. Köln: Mittagskonzert; 14.30 Z., N., W.; 14.45 Blumenstunde; 15.10 Heitere Anekdoten; 15„30 Stunde der Jugend;
16.30 a. Ffm.: Nachmittagskonzert; 17.45 Z., Sportdcricht; 18.00 Vortrag von G. F. Beck: Der Weg zur deutschen Kunst; 18.25 a. Fbg.: Caritasvortrag von Heinrich Höfler: Ein Ka- lcnderschreiber spricht zu uns; 18.50 Z., N.; 19.00 Stunde der Nation: Deutsche Pfingstbotschaft; 20.00 Zum Schwäbischen Heimattag, Pfingsten 1933: Silcher-Konzert; 21.00 Heiterer schwäbischer Abend; 22.20 Z., N., W.; 22.45—24.00 a. Berlin: Nachtmusik.
Gespenster in Königsschlöffern. Jedes Herrscherhaus hat sei,, Hofgespenst. Berühmt war die Weiße Dame des Hauses Hohenzollern, die durch ihr Erscheinen sedesmal einen Todesfall oder mindestens ein Unglück für irgendein Mitglied des Herrscherhauses ankündigte. Die Könige von Frankreich dagegen wurden nach den Aufzeichnungen der Chroniken regelmäßig am Vortage ihres Todes von einem merkwürdigen Gespensterzwerg, dem roten Mann, besucht. Aber auch dem Präsidenten Carnot soll der rote Zwerg am Tage seiner Ermordung erschienen sein und Napoleon soll ihn sogar dreimal gesehen haben. Ludwig XI- von Frankreich wurde von einem anderen Gespenst gewarnt, einem Mönche mit einer schwarzen Kutte, der acht Tage vor seinem Tode nicht nur vom König, sondern von seiner gesamten Umgebung, auch von seinem eigenen Sohne, gesehen wurde. Das Hausgespenst der Könige von England war eine verschleierte Weiße Frau, die im Tower
oer wachhabende Gardist aus das Gespenst Schüsse ab, d,e ms Leere trafen und durch den körperlosen Geist hindurchgingen, ohne ihn zu verleben Auch eine Bajonettattacke verlief ergebnislos, weil die Sstche ins Leere gingen. Schließlich sei noch auf die schwarze Frau hingewieseu, die Mitgliedern des Hauses Wittelsbach oder ihren Verwandten und Angestellten vor bedeutsamen Ereia nissen erschien. So wurde sie vor der Revolution in der Residenz mehrfach gesehen. Auch im Jahre 1928/29 soll sie erschienen sein, um angeblich das große wirtschaftliche Unglück angemeldet zu haben, das alsdann über Deutschland hereinbrach.
Käk§e/- LeLe
Kreuzwort-Rätsel
Waagerecht: 1. Geländeform, 3. Bauwerk, 7. nord, Sageugestalt, 8. Viehweide, 10. Geschlechtswort, 11. alkoh. Getränk, 12. Teil des Baumes, 13. europäische Landeshauptstadt, 15. Stechwerkzeug, 17. Blume, 20. Vogel, 22. geographischer Punkt, 23. Alpenfluß, 24. Monatsname, 26. unbest. Fürwort, 28. Ansiedlung, 30. Freiheitsheld, 31. Lebewesen. Senkrecht: 1. Einrichtungsgegenstand, 2. Besitztum, 3. Geländeform, 4. Schiffsteil, 5. Stadt in der Schweiz, 6. Kamelschaf, 7. Schweizer Kanton, 9. Zeichen, 14. deutscher Badeort, 16. Kopfbedeckung, 18. Lurchart, 19. Zahlwort, 20. Geck, 21. Behörde, 22. öffentliche Einrichtung, 25. Nebenfluß der Elbe, 27. Fisch, 29. Titel.
' Silben-Rätsel
Aus den Silben a bel bel crou dich dor e ei en er fort gen gen hat in lau li nia mer ne ne ne neis nung o o Pier ra re ri ri se si te ter the tin vi sind 15 Wörter zu bilden, deren erste und dritte Buchstaben, von oben nach unten gelesen, ein Sprichwort ergeben, (ch — ein Buchstabe.)
1. Künstler, 2. Geflügelart, 3. Küstenstrich am Mittelmeer, 4. Südsee-Menschenrasse, 5. Behältnis, 6. Naturerscheinung, 7. Signalinstrumeut, 8. Bankhalter, 9. Stadt an der Ruhr, 10. Kletterpflanze, 11. deutsche Universitätsstadt, 12. französische- Festung, 13. Männername, 14. Fluß in Ostdeutschland, 15. Handwerker-Organisation.
Lösungen der letzten Rätselecke
Kreuzwort-Rätsel. Waagerecht: 1. Rebus, 4. Leo, 5.. Tee, 7. Hansa, 8. Isar, 10. Rose, 13. der, 15. Erlau, 16. Abtei,.
17. rot, 19. Ehre, 22. Anis, 24. Salem, 25. Tip, 26. ein, 27. Erwin. Senkrecht: 1. Rohr, 2. Binse, 3. Star, 4. Los, 6. Eis, 8. Irene, 9. Adler, 11. Osten, 12. Elias, 13. Dur, 14. Rat,
18. Orlow, 20. Hut, 21. Espe, 22. Amen, 23. Inn. Silben-Rätsel: Arbeit schaendet nicht. 1. Agent, 2. Rinne,
3. Baden, 4. Esel, 5. Istrien, 6. Tonne, 7. Spiegel, 8. Cache- nez, 9. Hoheit, 10. Aster.
küri88ttakrt in8 ^e88in
Von K. A.
l.
Fahrt nach Lugano
Vom blauen Himmel strahlt die Maiensonne, und in warmen Wellen zittert die Luft über dem Pflaster und Asphalt des Züricher Bahnhofplatzes. Die Mittagspause ist vorüber, Menschen fluten wieder zurück an ihre Arbeitsplätze, und vollbesetzte Straßenbahnen schieben sich schwerfällig über die Limmatbrücken. Es ist Freitag vor Pfingsten. Drinnen unter der weiten, grauen Kuppel des Züricher Hauptbahnhofes sammelt sich ein Häuflein Studenten zur Fahrt nach dem Süden. Unverkennbar stehen unter ihnen auch einige deutsche Jungen in kniefreien Hosen, den vollbepackten Tornister auf dem Rücken, und sehen sich noch einmal mit heimlicher Neugier und erwartungsfrohen Gesichtern die ausgehängten Plakate an, die in ihren bunten Farben für Len Süden werben sollen. Drüben auf Bahnsteig 1 wartet bereits der Gotthard-Schnellzug mit einer mächtigen elektrischen Lokomotive als Vorspann. Mitten zwischen die vornehmen Schnellzugswagen hat man ihm heute nicht gerade stilvoll einen langen, biederen Kasten eingereiht, auf dessen Außenwand von ungelenker Schaffnerhand mit Kreide geschrieben war: „Reserviert für Studenten". Die Zeiger der großen Bahnhossuhr rücken mählich auf 14 Uhr, da wird der alte Wagen im Nu von jungem Volk gestürmt, und nach wenigen Minuten grinst und schwatzt aus seinen Fenstern eine kleine „-Internationale" aus fast allen Protestantischen Ländern Mitteleuropas, von Ungarn bis hinüber nach Schottland. Ein Ruck, leicht und sicher wiegt sich der Zug zur dämmerigen Bahnhofshalle hinaus und stößt hinein in den Hellen Glast der Mittagssonne.
Zunächst geht's an den warmen Ufern des Züricher Sees entlang, mitten hindurch zwischen blühenden Wiesen und weiß getünchten Vororthäusern. Ein Tunnel bohrt sich durch die Albiskette, und wir eilen durch die weite Ebene des Zuger Sees, aus der uns ein Ruch vou Blüten entgegenweht. Drüben vom Rigi und vom Pilatus schimmert der Schnee in Hellem Weiß herüber und spiegelglatt glänzt die Fläche des Sees herauf, da und dort treibk ein dunkles Fischerboot drüber hin, und blütenweiße Kirschbäume und blitzende Häuschen umrahmen den See. Zwischen den überwachsenen Geröll- Halden des Roßbergsturzes anno 1806 schiebt sich der Zug hindurch und gleitet an der lieblichen Einsamkeit des Lowerzer Sees voriiber, dessen Jnselchen schon Goethe auf seiner Jta- lienfahrt begeistert hat. In Brunnen hält der Zug für wenige Minuten, wie um einen Anlauf zu nehmen für die Tunnelfahrt entlang der Axenstraßc. Mit einstimmigem „Fabelhaft!" begrüßen wir die tief eingefaßte Mulde des Vierwaldstätter- iees mit dem dunkelgrünen Wasser, dessen Wellen der Föhn flfll teinen ^weißen Kränchen ziert, wenn er von Süden her mch mit den dunkel aufragenden Felswänden und gezackten Gipfeln, auf denen blendendes Weiß in der glitzert. Wir Pressen schier die Rahmen der Wagenfenster au,einander, um all die Herrlichkeiten vor uns. über und unter uns zu schauen und fest im Gedächtnis zu behalten. Hoch über dem sec streckt der Um-Rotstcck sein Haupt in den
blauen Himmel, und im Vorflick versperrt die Weiße Pyramide des Bristenstock den Zugang ins Reußtal. Wieder kommt der Zug für Minuten in Altdorf zum Stehen. Geschwind sind wir in Gedanken bei Tell und seinen tapferen Getreuen und wünschen uns im Stillen für unsere Heimat solche Hingabe. Rasch verengert sich das Tal der Reuß; milchiges Gletscherwasser schießt und schäumt über Felsen und Wehre, und der Zug donnert über Brücken und Gitterstege. In Spiralen schraubt er sich höher und höher, dreht sich in meisterhaft gebauten Kehrtunnels und schlängelt sich in zwei großen Bogen um das Kirchlein von Waffen herum, bis wir es schließlich hinter und unter uns lassen, das wir zuvor bloß vor und über uns gesehen haben. Immer enger treten die Talwände zusammen, die Bahn klemmt sich hart an den Berg oder schlüpft unversehens in ihn hinein, um der Enge auszuweichen. Tief unten gischtet und tost das bläuliche Wasser der Reuß zwischen Kraftwerken und verstreuten Häusern, und neben ihr windet sich die alte, schmale und staubige Gotthardstraße herauf. Schließlich aber gebietet der Berg dem Zug doch unerbittlichen Halt, sodaß ihm der eiserne Wille menschlicher Technik in zehnjähriger kostspieliger und gefährlicher Arbeit den Weiterweg durch die Felsmassen des Gotthard sprengen und bohren mußte. Der Zug hält vor der Einfahrt in den Tunnel noch eine kurze Weile in Göschenen. Wir steigen aus und atmen die frische Berglnft. Drüben gähnt schwarz und unheimlich der Schlund des Tunnels, der zwei Welten scheidet. Wir steigen wieder in unseren Kasten, schließen die Türen und ziehen die Fenster hoch. Ein schriller Pfiff. Lampen flammen auf, und schon kreischt und donnert der Zug in die schwarze Nacht des Berges hinein. Mechanisch leuchten von Minute zu Minute Signale auf und zeigen groß und deutlich die Zahl der durchlaufenen Kilometer an. Das Schwatzen und Singen im Wagen ist mählich verstummt, wir sitzen in unseren Ecken und träumen Wohl vor uns hin von Italien, von Zypressen, Orangen und Zitronen. Noch einmal überprüft man in Gedanken die paar Brocken Italienisch, die man noch rechtzeitig in den Ickten acht Tagen aufgeschnappt und zusammengelesen hat. Wir könncns uns ja nicht anders denken als warte sofort hinter dem Gotthard Italien auf uns, denn „Jl Dicino" — so hat man uns in der Schule gelehrt —, ist doch ein italienischer Fluß! Der Zug stößt und stampft weiter durch das Dunkel, vorüber fliegen die Signale mit den Zahlen 12, 13 und 14 — da. auf einmal ein dünner, fahler Schimmer, wir öffnen die Fenster, ein moderiger Dunst schlägt uns ins Gesicht, rasch wirds Heller, und endlich, nach einer langen Viertelstunde brechen wir wieder hinaus in das strahlende Licht der Sonne! Noch einmal schauen wir zurück: Hoch über uns das leuchtende Weiß des Dammanrn, und dicht über dem Tunnelausgang die unscheinbaren Ritzen und grauen Betonwände der Gotthardbefestigungen. In sausender Fahrt stürmen wir hinunter ins Tessintal. Aber wo bleibt Italien? Rechts und links rauhe Berawände. drüber hinaebreitet dürftige Viehweiden und armselige Hütten und Dörflein, unten das wirre Geröllbett des Tessin, an seinen Ufern schmale Streifen von Wiesen und Ackerland, die genau anfgeteilt und fürsorglich abqesteckt sind durch Schieserplatten oder Dorngestrüpp! „Italien" hatten wir uns anders gedacht. Aber halt: In Airolo lesen wir die ersten italienischen Anschriften an den Häusern — „Jl Rista-
rante", also doch „Italien", wenn auch bloß dem „Namen" nach! In grandiosen Kurven stürzt sich der Zug hinab durch' enge Schluchten nach Rodi-Fiesso und weiter senkt er sich wieder in verwirrenden Tunnelkehren von Stufe zu Stufe hinunter auf den Talboden des Tessin. Die Geröll- und Schutthalden des wilden Alpenflüßchens werden immer breiter, die grauen Talwände treten weiter zurück und lassen schließlich Raum für eine Ebene, in der der Tessin das Gletscherwasser vom Lukmanier und vom. kleinen St. Bernhard zu sich nimmt und weiterträgt, dem Lago Maggiore zu. Die Bahn biegt scharf nach Südwesten um, und auf einmal zeichnen sich am Horizont die Zinnen der Burg von Bellinzona ab, die durch einen Mauerkranz miteinander verbunden sind zum Schutz der alten Kantonshauptstadt. Hinter Bellinzona taucht der Zug in das Gold der scheidenden Sonne, hebt sich mit leichtem Schwung über die Eöene, die sich hinüberzieht zum Lago Maggiore, als einen silbrigen Streifen sehen wir ihn aufleuchten drüben im Westen — wenn dort hinten im Dunst des Abends Locarno ausgebreitet liegt, könnte es dann nicht am Ende jener Silberstreifen von Locarno gewesen sein, den vor uns auch schon ein Stresemann hie und da gesehen haben will? Immer noch hüllt die Abendsonne die Berge ringsum in goldene Strahlengewänder, als wir endlich m Lugano einfahren. Wir recken die versteiften Glieder, trotten zum Bahnhof hinaus und sehen hin über die zu unseren Füßen ausgebreitete Stadt, und hinunter auf die dunkelgrüne Platte des Sees, über die kleine Segelboote dahinhuschen, und über der sich waldige Bergkuppen hinanfziehen. Die Luft ist warm und üppig ranken sich blaue Glyzinien an den Hausern empor; unten am Strand spielt der Abendwind m Palmen und Zypressen. Ganz benommen von den vielen neuen Eindrücken steigen wir hinunter in die Stadt »nd erfragen uns den Weg nach dem Dörflein Agnnzzo. Nun gutS also — heißt das —, die ersten tappenden Schritte zu versuchen in der ungewohnten italienischen Sprache. Mit cm bißchen Herzklopfen steuere ich auf einen Mann zu, der gerade die Straße daherkommt und der Uniform nach wohl em Briefträger war, und sprndle ihm meine erste italienische Frage heraus: „Scusi, signore, mi sa indicare, dove e la via ad Agnuzzo?" — Bange Panse: Wird er mich wohl verstanden haben? klopft es in mir — aber halt, da höre ich M schon seine Antwort: ,,-Questa, guesta", und mit der Hano deutet er auf die Straße drüben am Hang, die sich m Schleifen zwischen Gärten und Villen hinaufwindet. Mit emem erleichterten „graste tante" dankte ich ihm für seine freundliche Auskunft, und dann stapfen wir lächelnd die Straße Humus- Die letzten Strahlen der sinkenden Sonne geben uns noch das Geleit, und langsam senkt sich der graue Dunst des Abends in die Täler und Dörfer um den Luganer See, als wir eno- lich reichen Erlebens Voll die paar armseligen Häuschen von Agnuzzo vor uns anftauchen sehen und mit müden «chritten üher das schmutzige Pflaster auf die Jugendherberge lossteuern, um dort die Nacht über zu bleiben. Eine laue, südliche Nacht hüllt uns ein in ihre wohlige Wärme, twn irgend woher huschen Herde, säst schwermütige Töne eines italienischen Liedes durch die Stille der Nacht, dringen durch d Mauerritzen auch zu uns herein und singen uns, leise ve-
klingend, in den Schlaf. . , - , >
(Fortsetzung folgt.)