Marie-Luise zum Wiener Kongreß begleitete und m alle Ge­heimnisse eingeweiht war. Er schreibt wörtlich:Die Grunde, Ae Napoleon zur Rückkehr veranlaßten, muffen außerhalb Frankreichs gesucht werden." Es habe die Verbündeten nach­träglich gereut, daß sie Frankreich so glimpflich behandelt hätten; außerdem jagte ihnen die Nähe des Riesen dauernden Schrecken ein, und sie sahen bei ihrer Uneinigkeit kein Mittel, ihn völlig unschädlich zu machen. Ueber die Rolle des Gene­rals von Köhler, einer der vierKommissare", die den ge­stürzten Kaiser nach Elba begleiteten, und dem Napoleon angeblich blind vertraute, schrieb der Hofmarschall Graf Aon Sanvitti an seinen Ehef de Bausset: Köhler sei, von Elba kommend, durch Parma gereist, wo sich Sanvitti damals aufhielt; in Wien angelaugt, verleugnete der österreichische Unterhändler die ganze Reise. Als bloße Indizien fügt Bonhölier noch hinzu: Oesterreich habe Ende Januar 1815 ohne ersichtlichen Grund seine gesamte Armee auf Kriegsfuß gesetzt; am 2. Februar sei unerwartet der englische General Wellington nach Wien gekommen, und es sei bis jetzt nie­mand gelungen, die Anwesenheit des Kriegsmannes in der Kongreßstadt zu erklären, wenn nicht durch das Bedürfnis, bestimmte militärische Vorbereitungen zu treffen; Kaiser Ale­xander von Rußland, Napoleons Todfeind, habe fernerhin Äc ganz unerklärliche Order gegeben, Wien gegen Ende Feb­ruar, also mitten während der Verhandlungen, zu verlassen.

Dazu kommt das Verhalten Napoleons selber. Während seiner Reise durch Frankreich, und bei seiner Ankunft in Paris: die triuphierende Zuversicht, die er bis zum 20. März an den Tag gelegt, sei von diesem Datum- an einer bis zur Mutlosigkeit gesteigerten Niedergeschlagenheit gewichen. Car­not bezeugt in seinen Memoiren ausdrücklich: der Kaiser sei unruhig, bedrückt undfahrig" gewesen, als von Wien her ein abschlägiger Bescheid kam. In dieser Verfassung reiste er ab zur Armee, Waterloo entgegen.

Der Einfluß der Bourbonen

Soweit die Beweisführung des französischen Dramatikers; sie ist ganz interessant und zum Teil sogar überzeugend, hat jedoch den Fehler, einseitig zu sein, und die Hauptschuldigen, die Bourbonen nämlich, ganz zu verschonen; von seinen eige­nen, wankelmütigen Landsleuten zu schweigen. Ihm sei ein äußerst zuverlässiges Dokument entgegengehalten, das unseres Wissens bis heute noch nicht veröffentlicht wurde, und das den schwedischen Gesandten in Madrid, Graf Jakob Poutresson de la Gardie, zum Verfasser hat; wir entnehmen ihm folgende bezeichnende Stelle:Die ehemalige Königin von Spanien, die Schwester der schwedischen Kronprinzessin, sah Napoleon nach seiner Rückkehr aus Elba täglich; aus ihren Berichten geht hervor, daß der Kaiser ein passives Instrument in den Händen einer Partei war, die seine Rückkehr veranlaßt hatte, um ihren Einfluß zu stärken. Schon am Tage nach seiner An­kunft in Paris sagte Napoleon zu seiner Schwägerin (der ehe­maligen Königin von Spanien):Ich bin grausam betrogen worden: glauhen Sie mir, Madame, wenn ich Frankreich vor zwei Monaten so gekannt hätte, wie ich es jetzt kenne, wäre ich auf der Insel Elba geblieben. Ich bin betrogen worden, ich wiederhole es nochmal, und mache mir über meine Stel­lung keinerlei Illusionen; aber die Bourbonen sollen mir ihren Sieg, wenn sie ihn erringen, teuer bezahlen; denn die ganze Armee steht auf meiner Seite. Was nun die Pariser Kanaille angeht, so zähle ich nicht auf sie, und weniger noch auf die der Provinz; es sind Feiglinge, die ihre Herrscher wechseln, wie man ein Hemd wechselt; Elende, die den Ruhm, womit sie meine Herrschaft überhäuft hat, nicht verdienen." Und die Königin fügt hinzu: Der Kaiser erschien mir selt­samer denn je; er fürchtete sehr, ermordet zn werden, und ließ niemand wissen, ob er die Nacht im Elysee. in den Tui- lerien oder in Malmoison verbringen werde. Es fehlte ihm völlig an Geld; seine Brüder und besonders die Königin Hortense waren genötigt, ihm hohe Unterstützungen zukommen zu lassen. Dadurch würde die Schwierigkeit seiner Lage stark vermehrt.

Der schwedische Gesandte, an dessen Wahrhaftigkeit kein Zweifel ist. hielt sich damals persönlich in Paris auf. und sein Bericht stammt aus erster Hand; für die geschichtlichen Tat­sachen sowohl wie für die Art und Weise, wie der Kaiser da- rnals das französische Volk einschätzte, kann der Wert dieser Aufzeichnungen nicht hoch genug angeschlagen werden.

Eine holländische Warnung

Ueber die englischen Intrigen bei der Rückkehr Napoleons berichtet übrigens auch der holländische General und Diplomat de Gelder in seinen Denkwürdigkeiten: Man habe nie eine Erklärung dafür versucht, warum der englische Wachtflotten- kommandant vor Elba gerade in den entscheidenden Tagen der Flucht nach Florenz gereist sei, und warum er für diese schwere dienstliche Verfehlung nie zur Rechenschaft gezogen wurde. De Gelder erzählt dann noch folgendes Erlebnis: Als er eines Tages den napoleonischcn General Girard, der bei Waterloo fiel, besuchen ging, traf er bei ihm ein paar andere französische Offiziere, die ihm mitteilten, eben seien drei eng­lische Unterhändler dagewesen, die sich vertraulich erkundigten, welches die Haltung der französischen Armee sei für den Fall, wo man Napoleon nach Frankreich zurückkehren ließe. Der

Holländer warnte sie vor dem englischen Doppelspiel, doch die Offiziere bemerkten: er sei Wohl ein Feind Frankreichs, denn nicht die Bourbonen würden dem Lande Belgien wiedergeben, das Frankreich dringend nötig habe, sondern eben nur Kaiser Napoleon. Und die Geheimverhandlungen gingen weiter...

Aus alledem läßt sich heute mit ziemlicher Sicherheit der Schluß ziehen: Napoleon war, als er von der Insel Elba zu­rückkehrte, viel mehr ein Instrument, als ein selbständig Han­delnder. Es wurde um ihn herum ein drei- oder vierfaches Spiel getrieben, bei dem die verschiedenen Parteien einander zu überlisten hofften. Die Verbündeten mögen es auf die völlige Vernichtung eines Mannes abgesehen haben, der von einem Tag zum andern Europa wiederum in Brand setzen konnte; aber die imperialistischen Kreise in Frankreich selber, darunter die militärischen Führer, wollten den Kaiser dazu benützen, den Wiener Kongreß zu sprengen und Frankreich mit der Rheingrenze und der Einverleibung Belgiens die end­gültige Vorherrschaft in Europa zu verschaffen. Dazu sollte der erste Napoleon ein Werkzeug seiu, wie ein halbes Jahr­hundert später auch der dritte. Or. ?.

kr- Die Uebertragung der Kundgebung vom Stuttgarter Schloßhos am Mittwoch abend war funkisch ein Ereignis, hin­ter welchem die sonstige Programmfolge der Woche zurücktrat. Sicher sah der Stuttgarter Schloßhof seit den Tagen von 1870 oder 1914 kein solches Bekenntnis mehr zu Volk und Reich. Neu war auch die llebertragung der Sitzung aus dem Landtag mit der Wahl des Staatspräsidenten als funkische Hörfolge. In der Respektierung der Ueberlieferung, der geltenden Ver­fassung, des legalen Weges zur Herbeiführung des Regie­rungswechsels kam sie einem allgemeinen Volksempfinden ent­gegen. Vorausgegangen war diesen Darbietungen am Mitt­woch abend ein Hörspiel aus Schwabens Vergangenheit, ein Stück aus Alt-Stuttgarts Herzogszeit vom Ende des 17. Jahr­hunderts. Ein Verloöungsidyll im Hause des ehrsamen Stists- zinkenisten Ulrich Schabhardt war reichlich durchsetzt mit zeitgenössischer Musik. Diese war nicht ohne Reiz. Sie wurde auch guk gegeben; nur setzte sie eine gewisse Schulung des Ohres voraus. Leider konnten wir die Lieder von Hugo Her­mann, gesungen von Gertrud Hepp, am gleichen Tage nicht hören. Sie hätten uns interessiert in der Richtung, ob sich Hermann mehr einem natürlichen, ungezwungenen Kluß der musikalischen Linie zuwendet als bisher. Der letzte Sonntag stand im Zeichen des im ganzen Deutschen Reich begangenen Gefallenengedenktages. Dazu kam mittags die kurze program­matische Erklärung des Reichskanzlers inüezug auf die Reichs- farbcn mit dem Appell zur Disziplin. Im übrigen diente der Idee des Tages eine llebertragung ans Karlsruhe und das Abendprogramm, wobei allerdings die Abendmusik aus der Frankfurter Markuskirchc entfiel. Stuttgart trat über­haupt au diesem Tage etwas zurück. Unter der reichlich

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Stuttgart (Mühlacker) 833 stk 380 m Freiburg t. Br. 627 sitz 569 m

terhaltungskonzert; 18.15 Z., W., L.; 18.25 Aus dem Wirt­schaftsleben unserer Heimat: 23. Druckgewerbe; 18.50 a. Ffm.: Englischer Sprachuntereicht; 19.15 Z., N.; 19.30 Schallplatten;

19.45 a. Berlin: Der Ruf, Hörspiel; 21.00 Aeltere Tanzmusik; 22.00 Z., N., W.; 22.25 Schachfunk: Endspiele; 22.5024.00 Nachtkonzert.

Abkürzungen: a. Ffm. aus Frankfurt a. M-, a. Fbg. aus Freiburg im Breisgau, a. Karlsr. aus Karlsruhe, a. Mhm. aus Mannheim, Sendungen ohne Ortsangabe sind aus Stuttgart; Z. Zeitangabe, N. Nachrichten, W. Wetterbericht. L. Landwirtschaftsnachrichten.

Südfunkprogramm vom 19. bis 25. März 1933

Sonntag, 19. März. 6.35 Bremer Hafenkonzert; 8.15 W-, N., Gymnastik; 8.459.15 a. Karlsruhe: Stunde des Chor­gesangs. Ausf.: Casino Liederkranz; 9.30 Das Kloster Maria Einsiedel, Hörbericht; 10.50 Evang. Morgenfeier; 11.30 aus Leipzig: Joh. Seb. Bach: Kant. Nr. 159Sehet, wir geh'n hin­auf gen Jerusalem"; 12.00 a. Karlsruhe:Gottes Lob aus Kindermund Der geheiligte Tag"; 12.45 Vortrag von Otto «schwarz: Die Württ. Volksbühne; 13.00 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Heit. Schallplattenkonzert; 14.05 a. Karlsruhe: Stunde des Landwirts: Landwirtschaftsrat Würtenberger spricht überFeinde des Landwirts"; 14.30 Variationen über das Deutschlandlied; 15.00 Stunde der Jugend; 16.00 a. Wies­baden: Unterhaltungskonzert; 16.55 Zum 70. Geburtstag des Freiherrn Georg von Ompteda-Kreutz st; 17.20 Handharmo- Ulka-Konzert; 18.00 Die Lyrik des Steinmetzen Karl Maertin; 18-20 Klariuettenmusik; 18.50 Sportbericht; 19.10 a. Villingen: Schwarzwälder Buben singen; 19.35 Volksmusik auf Schall- Platten; 20.15 Das Geisterhaus von Weinsberg, Eine Hörfolge um Justinus Kerner; 21.15 Deutsche Meister (Unterhaltungs­konzert; 22.10 Z., N., W., Sportbericht; 22.4524.00 a. Köln: Unterhaltungskonzert.

, Montag, 2V. März. 6.15 a. Ffm.: Z., W-, Gymnastik; «^45 Gymnastik; 7.15 Z., N., W.; 7.208.00 Frühkonzert auf schallplatten; 10.00 N.; 10.10 Unterhaltungskonzert; 10.40 bis 11U0 Deutsche Arien von Händel; 11.55 W.; 12.00 Buntes Schallplattenkonzert; 13.15 Z., N W.; 13.30 a. Köln: Mittags- konzert; 14.30 Spanischer Sprachunterricht; 15.0015.30 Eng­lischer Sprachunterricht für Anfänger; 17.00 a. München: Un-

Dienstag, 21. März. 6.15 a. Ffm.: Z., W-, Gymnastik;

6.45 Gymnastik; 7.15 Z., N., W.; 7.208.00 Frühkonzert auf Schallplatten: 10.00 N.; 10.10 Slavische Lieder; 10.4011.10 Schulfunk: Aus dem Wirtschaftsleben unserer Heimat: 23. Druckgewerbe; 11.55 W; 12.00 a. München: Mittagskonzert; 13.15 A, N., Wetter- und Schneebericht; 13.30 Zweites Konzert für Pianoforte und Orchester in A-Dur von Liszt; 14.3015.00 Englischer Sprachunterricht für Fortgeschrittene; 16.00 Blu- menstnnde; 16.30 Frauenstunde: Hermine Daniel spricht über Die Frau als Photographin"; 17.00 a. Köln: Nachmittags­konzert; 18.15 Z., W-, L.; 18.25 Vortrag von Prof. E. Beutel: Unsere Milchstraße; 19.00 Tag des Buches; 20.00 Aus dem Schaffen der Lebenden, Musik-Literatur; 21.30 Bei uns zu LandeEssen und Trinken"; 22.00 Z., N., W.; 22.4524.00 Nachtmusik.

Mittwoch, 22. März. 6.15 a. Ffm.: Z., W.. Gymnastik;

6.45 Gymnastik; 7.15 Z., N., W.; 7.20-8.00 Frühkonzert auf Schallplatteu; 10.00 N.; 10.10 a. Karlsruhe: Moderne kleine Violinstücke; 10-40-11.10 Liederstnnde; 11.55 W.; 12.00 Mit­tagskonzert; 13.15 Z., N., W.; 13.30 a. Köln: Mittagskonzert; 15.30 Zum Tag des Buches: Zwiegespräch zwischen Buchhänd­ler und Leser; 16.00 Kinderstunde; 17.00 a. München: Nach­mittagskonzert: 18.15 Z., W-, L.; 18.25 Dr. Rob. Pfaff-Gies- berg spricht überDas Heerwesen des Dreißigjährigen Krie­ges"; 18.50 a. Fbg.: Vortrag von Prof. Dr. Witkap: Der Frühling der Gefallenen; 19.15 Z., N.; 19.30 Unbekanntes Eu­ropa, Die Provence: 20.15 a. Fbg.: Die Welt auf dem Monde;

21.45 a. Mhm.: Pfälzer Lieder zur Laute; 22.10 Z., N., W.; 22.4524.00 Unterhaltungsmusik.

Donnerstag, 23. März. 6.15 a. Ffm.: Z., W-, Gymnastik;

6.45 Gymnastik; 7.15 Z., N., W.; 7.20-8.00 Frühkonzert ans Schallplatten; 10.00 N.; 10.10 a. Mhm.: Stücke für 4 Celli und Klavier; 10.4011.10 Liederstunde; 11.55 W.; 12.00 aus Ffm.: Mittagskonzert; 13.15 Z., N., W.; 13.30 Volkslieder auf Schallplatten; 14.30 Spanischer Sprachunterricht: 15.00 Eng­lischer Sprachunterricht für Anfänger; 15.3016.30 Stunde der

gebotenen Marschmusik gefielen uns die Trauermärsche vom Sonntag mittag, sodann die altwürttembergischen Märsche aus dem 18. Jahrhundert am besten. Die Märsche wurden in der alten Originalbesetzung gegeben und atmeten ganz die behagliche Luft des Exerzierplatzes und der kleinstädtischen Garnison von damals. Die heutige Militärmusik ist schmissiger und schneidiger. Der zweite Geiger des Wendlinquartetts war mittags als Solist zu hören, begleitet von Dagmar Benzinger. Gegenüber dem delikaten, zurückhaltenden Spiel war die Be­gleiterin etwas zu temperamentvoll. Das Brahms'sche c-moll- Quartett war eine Offenbarung edler, dem Tageslärm ent­rückter Schönheit. Am Montag hörte man die Geigerin Karin Rossander. Dieser spannungsgeladene, schwebend-leuchtende Ton voll metallischen Glanzes nahm von Anfang an gefangen. Die Künstlerin fesselte auch in der Art, wie sauber und ab­geklärt sie die Berge von technischen Schwierigkeiten stürmte. Die vorausgehenden beiden Novellen des elsässischen Dichters Ludwig Diehl waren reife Erzählungskunst, von Theodor Brandt gut gelesen. Martin Längs HörfolgeMärz" gefiel uns schon wegen der heimatlichen Töne, die sie bot. Menschlich und geschichtlich gleich fesselnd sprach Matthias Geister über Marie Antoinette. Stadtpfarrer Dr. Schairer behandelte das Thema:Zuviel Menschen?"; er verneinte die Frage vom bio­logischen Standpunkt aus. Die Sonntagswanderung betraf Weinheim an der Bergstraße und diese selbst. Dort blühen schon die Mandelbäume, leider etwas abgelegen für den schwä­bischen Sonntagsverkehr. Dankbar waren wir für den Vortrag Professor Dr. Fichters vom Landesdenkmalamte, weil er sich so nachdrücklich dagegen wandte, daß das schöne Landschasts- üild unserer schwäbischen Heimat so wahllos verdorben werden darf. Das HörspielKunersdorf" belegt den Satz, daß oft alles gewonnen ist, wenn man alles verloren glaubt. Doch ging das Empfinden nicht bei jeder Szene restlos mit. Nächster Tage wird Wohl Max Reger zum Zuge kommen, da er am 19. März 60 Jahre alt geworden wäre. Wir freuen uns auf die Noten­schlachten des Frühvollendeten, stofert nicht politische Ereig­nisse diese Notenschlachten vereiteln.

Ko/rEt ll/rck

Franz Völker im SonderkonzertDie Hermannsschlacht" von Kleist im Badischen Landestheater

Herrenalb, 12. März 1933.

Das Sonderkonzert des Badischen Landestheaters brachte uns den allseits durch Grammophonplatten und Radioüber­tragungen weithin bekannten Tenor Franz Völker, der sich diesesmal nicht mit den leichten Kindern der Gesangsmuse abgab, sondern mit gutgewählten Opernarien brillierte. Den stärksten Beifall erntete er mit seinemBajazzo", seine Stimme zeigte eine ungemein Weiche Tongebung und eine im ganzen Umfang gleichmäßig ausgebildete Gesangstechnik. Was er an Stärke nicht erreichen konnte, das vermochte er glänzend durch die klare und wunderbar schön phrasierte Führung der Melo- dielinien auszugleichen. Mit der Kammersängerin Malie Franz zusammen hörten wir von ihm als Abschluß das packende Liebesduett aus derWalküre".

Auch Josef Krips hatte seinen glanzvollen Abend mit der einzig schön gestalteten Wiedergabe der Ouvertüre Die lustigen Weiber" und der 6. Symphonie C-Dur von Schubert. Diese beiden innigen aber gleichzeitig mit höchstem Lebensmut übersättigten Werke fanden in ihm einen Dirgen- ten, der mit ganzer Seele und Hingabe ihren Feinheiten nach­gespürt hat und so die Springlebendigkeit der neckischen Schu­bertsätze ebenso genial auszndeuten verstand, wie er auch die Verträumtheit des Andante dahinströmen ließ. Ich glaube, daß Karlsruhe die Werte Josef Krigs in ihrem verdienten und gebührenden Umfange erst wieder ganz zu würdigen versteht, wenn nur uach Kunstwerten gemessen wird.

Am Samstag gingDie Hermannsschlacht" von Kleist über die Sprechbühne. Trotz der Aehnlichkeit mit der Befreiungstendenz der Gegenwart konnte das wertvolle Drama nicht tiefgehend ergreifen. Kleist war ein ewiger Hasser gegen sich und gegen seine großen Zeitgenossen. So hat er gegen Goethe mit der gleichen Wut gekämpft, wie er seine Hermannsschlacht gegen die Franzosen und Napoleon schleu­derte. Daher sind alle Personen seines Dramas mit der Dä­monie seiner eigenen Seele belastet. Es sind zurückgedämmte Leidenschaften, die daun plötzlich in Ueberreizung zum Aus­bruch führen. Die Darsteller hatten es daher nicht leicht, diesen explosiven Charakteren eine dem modernen Empfinden angepaßte Form zu geben. Paul Hierl spielte seinen Her­mann bis zum Uebermut verwegen, wenn er auch die höhnende Verschlagenheit etwas zu stark andeutete. St. Dahlen mit sei­nem in Gesetz und Selbstzucht diszipliuierten römischen Feld­herrn Varus konnte die meiste Sympathie auf sich vereinen, sicher gegen die Absicht des Dichters. D. Ehrhardt blieb mit ihrer Thusnelda zu stark im vornehmen Stil einer modernen Dame haften, so daß der grausame Ausbruch verletzter Eitel­keit in der sie den römischen Hausfreund von einer Bärin zerreißen läßt, nicht zu überzeugen vermochte. Bühnenbilder und auch Kostüme waren mit großem künstlerischem Geschmack gebildet. sg.

Jugend; 17.00 Nachmittagskonzert; 18.15 Z., W-, L.; 18.25 Vor­trag von Landgerichtsdirektor Leibfried: Die Tochter wünscht eine Aussteuer zur Verheiratung, der Sohn eine Ausstattung zur Geschäftsgründung; 18.50 Dr. Ernst Müller sprichtZum 170. Geburtstag von Jean Paul"; 19.15 Z., N.; 19.30 a. Mhm.: Deutsche und italienische Opernmustk; 20.45 Taschenbuch der Grazien, Lieder und Gedichte a. alten Almanachen; 21.45 Joh. Brahms: Sonate f. Klavier in F-Moll,' Op. 5; 22.10 Z., N., W.

Freitag, 24. März. 6.15 a. Ffm.: Z., W-, Gymnastik;

6.45 Gymnastik; 7.15 Z.. N., W.; 7.208.00 Frühkonzert auf Schallplatren; 10.00 N.; 10.10 a. Karlsruhe: Koloraturarien; 10.40 Silcher-Lieder; 11.55 W.; 12.00 a. Ffm.: Konzert; 13.15 Z-, N., Wetter- und Schneebericht; 13.30 a. Köln: Mittags- kouzert; 14.3015.00 Englischer Sprachunterricht für Fort­geschrittene; 16.30 a. Fbg.: Frl. Dr. E. Gottlieb spricht über Helene Freifrau von Heldburg geb Ellen Franz"; 17.00 aus Pforzheim: Unterhaltungskonzert; 18.15 Z., W., L.; 18.25 Frl. M. Zandt spricht überDie Schulen auf dem Heuberg"; 18.50 Aerztcvortrag: Neuere, für die Gesundheit wichtige Ergebnisse der Atemgymnastik; 19.15 a. Fbg.: Meine Sonntagswande­rung; 19.25 Z., N.; 19.30Alte und neue neapolitanische Lie­der"; 20.00 Kann Henry zahlen?. Hörspiel, 21.00 a. Ffm.: Un­terhaltungskonzert; 21.30 Welchen Brief hätten sie gerne..., Fuuknovelle; 22.00 Z., N., Wetter- und Schneebericht, Sport- vorbericht; 22.3024.00 a. Ffm. Nachtkonzert.

Samstag, 25. März. 6.15 a. Ffm.: Z., W-, Gymnastik;

6.45 Gymnastik; 7.15 Z., N., W.; 7.20-8.00 Frühkonzert aus Schallplatteu; 10.00 N.; 10.10 See-Bilder op 55 von Edward Mac Dowell; 10.3511.20 Violinkonzert; 11.20 Z., Wetter- und Schneebericht; 12.00 Wetter- und Schneebericht; 12.20 Lieder­stunde; 12.50 Buntes Schallplattenkonzert; 13.30 Mittagskon- zert; 1/1.30 Z., N-, W,; 14.45 Jodel und Zither; 15.10 Alt­deutsche Lieder zur Laute; 15.3016.30 a. Ffm.: Stunde der Jugend; 16.30 Mandolinen- und Gitarrcnkonzert; 17.00 Nach- mittagskonzert; 17.50 Z., Sportbericht; 18.05 Vortrag v. Dipl.- Jng. H. Waldmann: Etwas über Autotreibstoffe; 18.30 Vor­trag von Dr. Karl Grunsky: Adolf Hitler, sein Weg und sein trag von Dr. Karl Grunsky: Adolf Hitler, sein Weg und sein Wirken; 19.00 A, N-, Wetter- und Schneebericht; 19.10 Schwä­bische Volksweisen; 19.35Die neue Etüde", Klavierkonzert; 20.05 a. Ffm.: Cagliostro in Wien, Operette; 22.15 Z., N-, Wetter- und Schneebericht; 22.30 Caruso singt (Schallplatten); 22.4524.00 a. Berlin: Unterhaltungsmusik.