Der Dollar - eineWeltrnacht von gellern
Newyorker Brief von Peter Senftcnberg
Newyork, Anfang März.
In Washington interessiert man sich für den fernöstlichen Konflikt, die europäischen Schwierigkeiten, die Verhandlungen mit Rußland und andere weltpolitische Themen., In Newyork und San Franzisko, in Chicago wie in Detroit bewegt den amerikanischen Durchschnittsbürger gegenwärtig nur ein einziges Problem: das Schicksal des Dollar. Europäer alauben zuweilen, das Weiße Haus sei das Natioualheiligtum der Vereinigten Staaten. In Amerika berichtigt man diesen Irrtum sehr bald: das Natioualheiligtum ist das Federal Reserve Board, die Hochburg des Dollar, der deutschen Reichsbank vergleichbar. Das Weiße Haus hat seine rührende Geschichte. Es wurde vor beinahe 150 Jahren in einem nur schwer zugänglichen Snmpsgelände als das erste Gebäude der neuen Hauptstadt Washington erbaut. Die große Villa brannte schon unter dem dritten Präsidenten bis auf die Grundmauern nieder und der tapferen Gattin Johnsons gelang es unter Lebensgefahr, zwei Schätze der Nation, ein Bild Washingtons und die Verfassungsurkunde, zu retten. Erst daun erhielt das Gebäude, um die Brandflecken zu verdecken, seine weiße Farbe. Die Geschichte des Weißen Hauses ist weiterhin romantisch verlaufen, wildwestähnliche Gelage unter den Parteianhängern des jeweiligen Präsidenten waren dort noch vor 50 Jahren keine Seltenheit. Aber ist die Geschichte des Weißen Hauses an Ereignissen und Spannungen irgendwie mit der Geschichte deS Dollars zu vergleichen?
Der Aufstieg des Dollars zur Weltmacht datiert eigentlich erst seit 50 Jahren und ist parallel geschaltet dem Aufstieg des Hauses Morgan. Vorher war der Dollar keine Gold- sonderu eine Silberwährung und seine Basis wurde immer wieder durch Inflationen erschüttert. In den Staaten, in denen die Formalität nichts gilt, hals man sich in solchen Krisenveriodeu des Dollar sehr einfach: stiegen die Preise und wurde das Geld knapp, so diente ein Ersatz vom Fahrschein und der Biermarke bis hinauf zur Schuldforderung als Notgeld. Dieser Behelf führte keine ernsthaften Erschütterungen herbei: wesentlich und entscheidend war es, daß der Bürger der Staaten trotz aller Wirren fest an den Dollar glaubte und die Währungskrise so durch den Glauben überwand, auch wenn er sich nur ganz Primitiv in einer Biermarke verkör- *
perte. Man muß diese Geschichte des Dollars kennen, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß auch die gegenwärtige Dollarkrise im Innern des Landes aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Glauben an den Dollar überwunden werden wird. Auf dem amerikanischen Kontinent bleibt der Dollar eine Macht. Was ist aber aus der Weltmacht geworden?
Als John P. Morgan der Vater in den achtziger Jahren zum ersten Male an der Spitze eines Konsortiums der Regierung in Washington Geld borgte, setzte man dieser Anleihe in Washington starken Widerstand entgegen und nahm sie mehr gezwungen als freiwillig. Jedoch zeigte es sich, daß sich diese Einflußnahme Morgans zum Guten entwickelte: unter der strengen Kontrolle von Wall Street hörte die uferlose Defizitwirtschaft in der Staatskasse auf, dieser Stabilisierung folgte die Festigung des Dollars und der große Aufstieg der amerikanischen Wirtschaft. Bis hierhin wäre gegen den Einfluß Wall Streets nichts einzuwendeu gewesen. Aber in dem Bestreben, große internationale Geschäfte zu machen, erzwang Wall Street eine Politik der Welteroberung durch den amerikanischen Dollar und die amerikanische Wirtschaft. Der Einbruch und Sieg in Mittel- und Südamerika, die Orientierung zu Frankreich hin, um der großen Geschäfte willen, machte den Dollar zu einer Weltmacht, die sich immer rücksichtsloser aus- wirktc. Der Höhepunkt schien erreicht, als nach dem Kriege in Europa die Inflationen einsetztcn und der Dollar als einziger Sieger auf dem Felde blieb. Jedoch läßt die Geschichte auf die Dauer ihre großen Absichten nicht in das Gegenteil verwandeln. Das Bestreben, Weltpolitik mit einer internationalen Machtpolitik nur um der Geschäfte willen gleichzusetzen, konnte auf die Dauer nicht erfolgreich sein. So erlebten wir, daß die Eroberung der Welt durch Amerika setzt in der großen Weltwirtschaftskrise durch ein riesenhaftes wirtschaftliches Erdbeben vernichtet wurde und Amerika selbst verspürt die Erschütterungen am deutlichsten. Und der Dollar muß sich, um seine Macht im Lande zu behalten, von der Weltmachtsposition zurückziehcn.
Die Newyorker Zeitungen ziehen wehmütige Vergleiche zwischen den Jahren 1928 und 1988. Damals konnte man mit zehn Dollar ein wertvolles Haus in Berlin kaufen, heute ist die Mark stärker als der Dollar und die Ueberklngen versuchen auf allen möglichen Wegen, immer noch gehortete Dollar in Mark umzuwandeln. Man fragt: „Haben wir das nötig gehabt?" imd richtet diese Frage insbesondere an John Pierpont Morgan den Sohn, dessen Weltmachtstellung mit der des * Dollars erschüttert ist.
Bittere Zeiten
für Onkel Sam
Der Chor der gesunkenen Valuten:
„Seht, da kommt der Onkel Sam, Der den Mund so voll einst nahm: Früher mar er unser Schwarm, Heute ist er selber arm,"
Weit un6 I,EdSn
8VVV ewige Staatsverträge sind nach Untersuchungen eines rumänischen Historikers abgeschlossen worden, die dem Wortlaut nach ewig gelten sollten. Eine Nachprüfung ergab, daß die durchschnittliche Geltungsdauer eines solchen „ewigen Vertrages" — zwei Jahre betrug!
25« Millionen RM. Jahresleistung der Bienen. Die wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Bienenzucht (Imkerei) wird leider meist unterschätzt. Rund 200 Milliarden Bienen aus fast 2 Millionen deutscher Bienenvölker sind im letzten Jahre auf deutschen Auen geflogen. In der Haupttrachtzeit haben sie in jeder Stunde über 10 Millionen Blüten besucht, haben dadurch Myriaden von Aepfeln, Birnen, Kirschen, Pflaümen, Wald- und Gartenbeeren, Mohn- und Rapskörnlein und die vielen Säcke voll Klee- und Blumensamen usw. erarbeitet. Diese Leistung wird auf 200 Millionen RM. geschätzt. Dazu kommen noch fast 50 Millionen für Honig und Wachs. Man sollte der deutschen Imkerei etwas mehr Beachtung schenken. Ist sie doch von wichtiger landwirtschaftlicher und volkswirtschaftlicher Bedeutung.
Rehbock als Jagdhelfer. Ein Bauer in Weilheim (Oberbayern) erbarmte sich im vorigen Winter eines Rehkitzchens, Lessen Mutter verendet war. Der inzwischen herangewachsene Rehbock begleitete seinen Besitzer verschiedene Male auf die Jagd, war keineswegs schußscheu und half sogar die Beute Haschen. Als der Besitzer des Bockes einmal einen Hasen schoß, wurde dieser vom Bock sofort verfolgt und von ihm dann einigemale in die Luft geworfen. Selbst als der Hase bereits im Rucksack des Jägers ruhte, erhielt er von dem Böcklein noch einige Püffe.
Auf der pfälzischen Eisenbahn. Ein Personenzug der vor drei Monaten eingeweihten Eistalbahn fuhr kürzlich von Eisenberg nach Ramsen (Rheinpfalz). Kurz vor der höchsten Eistalbrücke wurde der Zug durch Ziehen der Notbremse zum Stehen gebracht. Ein junger Mann stieg aus und erklärte dem Schaffner: „Fahren 's nur ruhig weiter, ich Hab' die Notbrems zöge, weil mei Kinnerwage, den ich uff der Plattform vom hinnerschtc Wage stehe Hab, aus dem Zug gefalle is. Ich geh zurück und such ihn." Zu seiner Frau, die zum Glück das Kind auf dem Arm trug, sagte er: „Fahr du weiter bis uff Ramse, dort kannscht warte, bis ich mit dem Kinnerwage nachkumm." Der Zug fuhr nun wieder weiter und die Fahrgäste lachten. Einen bitteren Nachgeschmack wird das junge Ehepaar noch bekommen haben, als ihm das Strafmandat wegen mißbräuchlicher Benützung der Notbremse Präsentiert worden ist. Ist das wirklich Mißbrauch gewesen?
^ Automat spielt Geige. Die Sammlung der Musikautomaten des Deutschen Museums in München, die unter LZ^rem den berühmten seinerzeit von Carl Maria von Trompetautomat von Friedrich Kaufmann dessen Schwesterinstrument im I^o tenburger Schloß cm Jahre 1805 Napoleon mit den
Klangen der preußischen Kavallerieattacke aus dem Schlafe
eiue wichtige Bereicherung erfahren. Es gelangte namlcch der cm Jahre 1911 von der Leip
ziger Firma L. Hupfeld AG. geschaffene Violinautomat „Phonoliszt-Violina" zur Aufstellung. Der Ton der Violine wird hier durch drei, mit je einer Spielsaite bespannte Geigen erzeugt, die gegen einen die Geigen umschließenden und um i sie umlaufenden, kreisförmigen Violonbogen angedrückt wer- ' den. Der Verkürzung der Saiten dienen mehrere durch kleine Blasebälge betätigte Tasten, die gleichsam den Fingern der linken Hand eines Geigers entsprechend, auf die Griffbretter der Geige herabgedrückt werden. Das durch Aenderung der Drehgeschwindigkeit des Bogens oder durch Vibricrenlassen der Saiten nüaucierbare Geigenspiel wird durch ein gleichfalls automatisch betätigtes Klavier begleitet. Der Violinautomat ist einer der letzten Versuche, auf rein mechanischem Wege künstlerische Musik wiederzugeöeu- Wenn er auch heute durch das Radio und durch die elektro-akustischen Musikinstrumente überholt ist, ist er doch ein Meisterwerk des Automatenbaues und hat als solches mit Recht im Deutschen Museum seinen endgültigen Platz gefunden. Das wertvolle Instrumente ist eine Stiftung der Firma Hupfeld-Gebr. Zimmermann, Leipzig, und zweier privater Gönner des Museums.
Im zwölf Zentner schweren Fußball durch Deutschland.
Zwei Mitglieder des 1. Fußballklubs in Regensburg machten sich mit einem 12 Zentner schweren Fußball auf den Weg, um damit Deutschlands Gaue zu durchstreifen. Sie haben bis jetzt 2800 Km. zurückgelegt. In 500 Arbeitsstunden wurde der Ball aus 600 Teilen zusammengesetzt. Er ist aus Eschenholz erbaut und läuft auf zwei Laufschienen. Die Inneneinrichtung ruht auf einer Hängeachse. Sie besteht aus zwei Betten zum Üeber- nachten, einer Kocheinrichtung mit Spiritus und einer Beleuchtung. Die beiden Sportler ziehen die Kugel mit Brustgurten. Täglich legen sie einen Weg von 21 Km. zurück. Sie wollen nach verschiedenen Umwegen nach München, an den Bodensee und von dort rheinaufwärts bis nach Norddeutschland. Allheil!
Ueber das Schicksal der Kriegs-Hirnverletzten hielt unlängst Dr. med. Schmidt, Nervenarzt in Gengenlach, im Bund für Kriegsbeschädigte einen Vortrag, dem wir entnehmen: Dr Schmidt betrachtete das Schicksal der Hirnverletzten zunächst von der Seite des Erleidens, im zweiten Teile stellte er es als eine Sache des Bemeisterns dar. Als das Auffallendste am Schicksal der Hirnverletzten bezeichnet er die Tatsache, daß sie überhaupt noch am Leben sind. In früheren Kriegen sind die Hirnverletzten fast ausnahmslos ihren Verwundung erlegen. Im letzten Kriege ist es bei uns der Chirurgie gelungen, 25000 Hirnverletzte am Leben zu erhalten. „Ware es aber nicht besser gewesen, die Hirnverletzung hätte den -vod herbeigeführt?" Diese Frage ist den Hirnverletzten schon oft cn schweren Stunden gekommen und oft hört man sie auch von Gesunden, wenn von Hirnverletzte gesprochen wrrd. Die Folgen der Hirnverletzung sind in der Tat sehr schwer. Neben den umschriebenen Störungen und Ausfällen, die am Anfang am meisten ins Auge fielen (Lähmungen, Störungen der Sprache, des Gedächtnisses, des Erkennens u. a.) treten jetzt im Laufe der Jahre immer mehr Allgemeinstörungen in den Vordergrund, vor allem aber die allerschwerste Folge, die Epilepsie, die bei über 50 Prozent der Hirnverletzten auftritt und ihre verheerende Wirkung auch in sozialer und beruflicher Hinsicht entfaltet. JHenn jene Frage mcht bejaht
werden soll, muß unser Volk den Hirnverletzten, die mit den Kriegsblinden das schwerste Opfer an Gesundheit und Lebenskraft gebracht haben, durch eine entsprechende Versorgung und Fürsorge dazu helfen, daß ihr Leben wieder eine lebens- wcrte Gestalt gewinnt. Leider ist ihnen bisher noch lange nicht in allen Fällen die nötige Hilfe zuteil geworden. Nur wenn ihm das Lebensnotwendige zur Verfügung gestellt wird, kann der Hirnverletzte sein Schicksal bemeistern. Ganz besonders wichtig ist für den Hirnverletzten auf diesem Wege die Ehe und die Familie. Hier sind seine stärksten Antriebe, aber auch seine wirksamsten Kräfte. Deshalb muß auch jede Fürsorge für die Hirnverletzten eine ausgesprochene Familienfürsorge sein. Da den Hirnverletzten infolge ihrer Verletzung vielfach die Entschlußkraft und Initiative herabgesetzt wurde, muß diese Fürsorge eine den jeweiligen Veränderungen angepaßte sein.
„Vater Teer", der Mann, der den Straßenstanb besiegte, ist dieses Jahr 70 Jahre alt geworden. Es ist Dr. E. Gug- lielminetti, in Brieg (Schweiz) geboren, und jetzt in Paris lebend. Um die Jahrhundertwende erlebte er als Arzt in Monte Carlo praktizierend das Aufkommen des Automobilismus und die dadurch bedingte unerträgliche Staubbelästigung. Die Sorgen um seine Patienten veranlaßten ihn zu Versuchen, die 1902 dazu führten, einen Teil der dortigen Straßen mit Steinkühlenteer so zu behandeln, daß fast völlige Staub- losigkcit erzielt wurde. Mit diesem Erfolg begann der Siegeszug der Oberflächenteerung durch die ganze kultivierte Welt. In der Geschichte des modernen Straßenbaues gehört sein auf dem 11. Internationalen Kongreß für Hygiene in Berlin 1907 gehaltener Vortrag „Ueber die Bekämpfung des Straßen- stanbes" zu den noch heute grundlegenden Arbeiten. Seine Veröffentlichungen über die Beeinflussung des menschlichen Organismus durch die Höhenluft, die sich auf seine Teilnahme au der Jansen-Expedition von 1891 zur Errichtung eines Observatoriums auf dem Gipfel des Montblanc gründen, bildeten später die Grundlage für die Ausbildung der Sauerstoffapparate für die Fliegerei, den Rettungsdienst in Bergwerken sowie in Unterseebooten. Den „Mitteilungen der Aus- kunfts- und Beratungsstelle für Teerstraßenbau" entnehmen wir die folgenden Episoden aus Gnglielmiuettis Feldzug gegen den Staub: Am 13. März 1902 machte er seinen ersten Teeruugsversnch auf etwa 10 Meter einer Landstraße in Monaco, deren Oberfläche nach Reinigung mit heißem Teer angestrichen wurde. Der Versuch gelang vorzüglich; die Teeröle drangen in die durch die Sonne erwärmte Straße zwischen die Schottersteine und verbanden sich mit dem Sand viel besser als Wasser, das bis dahin zu diesem Zweck verwendet wurde. Der Teer trocknete in wenigen Stunden und bildete auf der Oberfläche eine Art billigen Teppich. Automobile und schwer beladene Fuhrwerke fuhren darüber ohne Staub bei trockenem Wetter, ohne Schlamm bei Regen. Die Versuche wurden fortgesetzt, und voll Vertrauen in ihre Zukunft veröffentlichte Dr. Guglielminetti die Ergebnisse sowie die Art des Verfahrens. ohne im Interesse der allgemeinen Gesundheit irgendwie sich finanziell daran zu beteiligen. Im Mai 1902 kam er nach Paris, wo es ihm gelang, das Ministerium der öffentlichen Arbeiten und die Stadtbehörden zu bewegen, derartige Teerungsversuche systematisch und methodisch durchzuführen. Anfangs war es schwer, das nötige Geld für diese Versuche anfzubringen. Deshalb vereinigte Guglielminetti Automobilisten und Straßenanwahner zu einer Liga gegen den Staub, die durch finanzielle Beiträge, Feste usw. das nötige Geld zu- sammcnbrachte. Gleichzeitig bemühte er sich durch Vorträge in medizinischen Kreisen, in Fachvereinen und bei Ätadt- behörden. sowie durch Berichte in Kongressen und Artikel in der Presse in Deutschland, Oesterreich, England, Belgien, Italien und der Schweiz derartige Versuche ausführen zu lassen und ähnliche Staubligen zu gründen. Seine Staubliga veranstaltete 1901 in Monte Carlo und 1905 in Paris biedersten Kongresse gegen den Staub durch Teerung, zu welchen die französische Regierung Vertreter sandte, die später 1908 das Technische Komitee des ersten internationalen Straßenkongresses bildeten. Dr. Guglielminetti wurde zum Generalberichterstatter über die Frage der Staubbekämpfung durch Teerung ernannt, zumal sein Verfahren inzwischen Anerkennung gesunden hatte. 1908 wurde er Mitglied des Permanenten Internationalen Straßenkongresses. Seither hat Dr. Guglielminetti jeden der Straßenkongresse besucht. Das 25jäh- rige Jubiläum seiner Erfindung brachte ihm Ehrungen jeder Art aus allen Kulturländern
Wenn Dollarherrscher verrückt werden. Wenn der Durchschnittsmensch von einer Unregelmäßigkeit der Gehirnsfunktionen befallen wird, dann steckt man ihn meist in eine Heilanstalt. Bei Dollarkönigen tut man dies leider nicht. Sie können sich daher den unglaublichsten Blödsinn leisten. So hat ein Newyorker Millionenbesitzer den Plan gefaßt, eine Art paradiesischer Verbannung für Männer zu schassen. Frauen soll der Zutritt zur Verbannungsinsel verboten sein. Außerdem gibt es andere zahlreiche Verbote. Ein anderer Krösus, Multimillionär in Amerika, bestimmte in seinem Testament, daß für^ 1 Millionen RM. in Chikago ein Theater erbaut werden solle, in dem nur Stücke aufgeführt werden, die schon irgendwo ausgepfiffen wurden. — Wie wäre es, wenn Amerika mit seinen 17 Millionen Arbeitslosen das Geld geisteskranker Millionäre beschlagnahmen und zum Wohle der Arbeitslosen verwenden würde?!
Ist Napoleon verraten worden?
Paris, Mitte März.
ewigen fand im staatlichen Odeontheater die
Uraufführung eines Napoleonschauspiels in vier Akten und 35 Bildern statt, das nicht nur wegen seiner Länge — die Darbietung nahm volle fünf Stunden in Anspruch — sondern mehr noch wegen der darin verfochtenen geschichtlichen These großes Aufsehen erregt. Es handelt sich, kurz gesagt, um folgende Behauptung: Der Kaiser habe die Insel Elba nicht aus den bisher vorgeschobenen Gründen (Uneinigkeit unter den Verbündeten in Wien, Unzufriedenheit der französischen Nation und des Heeres, Einsamkeit, Geldmangel, Verbannungsgefahr nach einer entfernteren Insel) verlassen, sondern die Verbündeten selher hätten ihm zur Flucht ver- holfen, um dadurch Gelegenheit zu erhalten, Frankreich noch werter zu verstümmeln! Es habe sich also um eine richtige Falle gehandelt, in die Napoleon ahnungslos gegangen sei, nachdem er auf alle kriegerischen Abenteuer verzichtet und versprochen hatte, dem Bund der Mächte beizutreten. Sehen wir uns nun die Quellen und Gründe an, auf die sich der Verfasser St. Georges de Souhelier in der Hauptsache stützt.
Eine österreichische Intrige?
Der Marschall Ney, des Uebergangs zu Napoleon angeklagt, sagte am 20. und 22. August 1815 zu seinen Richtern: Er habe cn Frankreich den Bürgerkrieg gefürchtet und sei andererseits überzeugt gewesen, daß Oesterreich mit dem zurückkehrenden Kaiser im Bunde stand. Gleich bei seiner ersten Zusammenkunft mit Napoleon in Auxerre habe ihm dieser von dem österreichischen General Baron Köhler gesprochen, der als Abgesandter Wiens feste Zusicherungen gemacht habe. Vor der Pairskammer fügte Marschall Ney am 4. Dezember hinzu, man habe ihm gesagt, alles sei in Ordnung, und die englischen Schiffe hätten die Ueberwachung des Kaisers auf Elba aufgegeben.
Die Aussagen des Marschalls Ney werden durch die Erinnerungen einer hochgestellten Persönlichkeit bekräftigt: des kaiserlichen Palastpräfekten de Bausiet, der die Kaiserin