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Neuenbürg, 17. März. Es sei nochmals daran erinnert, Laß die Frist der Anmeldung für die verbilligte Festkarte zum 15. Deutschen Turnfest in Stuttgart am 31. März abläuft. Sic beträgt für Turner 5 Mk., für Jugendliche 3,50 Mk. Später sich Meldende müssen dann 6,50 Mk. bezw. 5 Mk. bezahlen. Nur Jugendliche unter 18 Jahren sind in letzteren Betrag inbegriffen. Darin sind alle Vergünstigungen für Eisenbahn und Straßenbahn enthalten. Es empfiehlt sich daher, schon im eigenen Interesse, sich rechtzeitig anznmelden und von dieser Vergünstigung Gebrauch zu machen. Anmeldetermin spätestens bis 27. März, lieber die Quartierfrage erfolgt Näheres später. Sch.

(Wetterbericht.) Eine starke Depression bei Irland rückt gegen das Festland vor. Für Sonntag und Montag ist veränderliches, zu zeitweiligen Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.

Calmbach, 17. März. Am Mittwoch abend veranstaltete die hiesige evangelische Kirchengemeinde imAnkersaal" einen Gemeindeabend unter Mitwirkung des Kirchen- und Posauncnchors. Pfarrer Dr. Müller sprach in tiefschürfen­der Rede über Gustav Adolfs Leben und Wirken und führte im Anschluß daran eine Anzahl schöner Lichtbilder vor. Seine ernsten Ausführungen überWas hat uns evangelische Chri­sten Gustav Adolf zu sagen?" waren sicherlich allen Zuhörern ganz ans dem Herzen gesprochen.

Calmbach. 17. März. Die Mundharmonika füllt Säle. Dies bewies sich am letzten Sonntag, abends 7 Uhr, im Gast­haus z.Bahnhof", als die Alhaca-Hohner-Harmonika-Schule Calmbach den 1. Vorspielabend hatte. Die gesamten Lokali­täten des Gasthauses waren bis auf den letzten Platz voll­gedrängt, nm den Klängen des Hand- und Mundharmonika­spiels zu lauschen. Mit dem ChoralLobe den Herren" trat die Schule zum erstenmal an die Oeffentlichkeit und verdiente hohen Beifall. Die Schülergruppe zeigte eine gediegene Schu­lung und spielte mit Hingabe die gern gehörten Volksweisen. Das Programm füllte die gern gehörte Hauskapelle mit wohl­gelungenen Musikstücken aus. Eine Fantasie für Violine und Klavier zeigte eine fabelhafte Leistung der Äusführenden. Bei­fallsstürme konnten nur durch Zugaben besänftigt werden. Die Schule, die erst kurze Zeit besteht, ist hörenswert und die zweifellos hervorragenden Fähigkeiten des bewährten Leiters, Alfred Hang, versprechen auch für die Zukunft alles Gute.

Der Stahlhelm in Württemberg

Man schreibt uns: Das starke Interesse, das dem Stahl­helm in letzter Zeit von weitesten Kreisen der Bevölkerung entgegengebracht wird, veranlaßt den Stahlhelm noch einmal in kurzen Zügen einen Ueberblick über den Stahlhelm in Württemberg zu geben. Wenn der Stahlhelm auch schon vor vielen Jahren in Württemberg Fuß gefaßt hatte, so konnte man damals doch noch nicht von einer richtigen Stahlhelm- bcwcgnng sprechen. Erst der Kampf gegen den Joungplan, der vom Stahlhelm entfacht worden war, machte den Stahlhelm in Württemherg bekannt. Von da an begann auch ein starkes Anwachsen. Heute ist der Stahlhelm in Württemberg eine machtvolle Bewegung geworden. Zählen doch die vier würt- temhergisckien Gute Stuttgart, Hohenlohe (Oehringen), Alt- Württemberg (Reutlingen), Ulm-Obcrschwaben (Mm), viele tausend Kameraden. Gerade in den letzten Tagen hat der Stahlhelm den Beweis seiner Schlagfcrtigkeit angetreten, als er innerhalb weniger Stunden seine Kameraden an die politi­schen Brennpunkte heranbrachtc, wo er in sehr beachtlicher Stärke erschien und durch sein wuchtiges und diszipliniertes Auftreten überall das ganz besondere Interesse der Oeffent­lichkeit und der Behörden ans sich zog. Dieser Umstand hat zur Folge, daß zahlreiche Anmeldungen und Anfragen täglich bei den Dienststellen eingehen.

Stuttgart. (Staatspräsident Murr Protektor des DHV.- Reichsbernfswettkampfes.) Wie uns der DHV. mitteilt, hat der Staatspräsident Murr die Schirmherrschaft für den Reichsberufswettkampf des DHV. im Gebiete des Gaues Schwaben übernommen. Damit erfährt diese berufsständige Aktion des DHV. nun auch in Württemberg die Befürwor­tung seitens der nationalen Regierung, die auch anderen Ländern des Reiches schon zuteil geworden ist. Der Reichs­berufswettkampf wird am 19. März in 19 Orten Württem­bergs durchgeführt. Er gibt allen deutschstämmigen männ­lichen Kaufmannslehrlingen und jungen Gehilfen unter 22

Jahren ohne Rücksicht auf ihre Verbandszngehörigkeit Ge­legenheit, sich einer freiwilligen Prüfung ihres beruflichen Könnens zu unterziehen, Mängel und Lücken festzustellen und Wege zur Beseitigung zu finden.

Stuttgart. (Die Stahlhelmführer beim Staatspräsidenten.) Der Stahlhelm-Landesführcr Baden-Württemberg, von Neuf- ville, der bekanntlich als Nachfolger des Generals von Stulp­nagel zur Führung des Reichsknratoriums für Jugendertüch- tigüng bestimmt ist, stattete in Begleitung des Ganführers Major a. D. Merkel-Stuttgart dem Staatspräsidenten emen Besuch ab und übermittelte ihm die Glückwünsche des Stahl­helm-Landesverbandes. Der Staatspräsident brachte hierbei auf die Bereiterklärnng des Stahlhelms zu entschlossener Mitarbeit einen Wunsch nach weiterem kraftvollem Zusam­menwirken der großen Gruppen der nationalen Bewegung zum Ausdruck.

Stuttgart. (Amtsübernahme des neuen Kult- und Justiz­ministers Mergenthaler) Von zuständiger Seite wird mit­geteilt: Herr Minister Mergenthaler hat am 16. März seine Aemtcr als Kultminister und Jnstizminister übernommen. Anschluß an warme Worte des Dankes für seine Amtsvorgän­ger Dr. Bazille und Dr. Beherle machte der Herr Minister grundsätzliche Ausführungen über die Bedeutung der natio­nalen Erhöhung. Anschließend begrüßte er die Beamtenschaften der beiden Ministerien.

Stuttgart. (Unterkommissar für Ulm.) Vom Polizeikom­missar für das Land Württemberg wird mitgeteilt: Der Herr Polizeikommissar für das Land Württemberg hat am 16.- März 1933 zur Anfrechterhaltnng der öffentlichen Ordnung und Sicherheit den Standartenführer der SS. und Reichs­tagsabgeordneten Dreher als seinen Unterkommissar für den Bezirk der Polizeidirektion Ulm bestellt. Ihm unterstehen zu diesem Zweck sowohl die Polizeidirektion unter ihrem bisheri­gen Leiter, Polizeidircktor Schund, als auch die SA. und SS.-Formationen.

Stuttgart. (Spielplan der Württ. Landestheater.) Großes Hans: Sonntag. 19. März: Aida (7141014); Montag:; Dienstag: Tannhänser (71014); Mittwoch: Der Zigenner- baron (810)4); Donnerstag: Simone Boccanegra (8 bis nach 1014): Freitag: Der Rosenkavalier (71411): Samstag: Undine (7141014); Sonntag, 26. März: Die Meistersinger von Nürnberg (5141014); Montag:. Kleines Hans: Sonntag, 19. März : Die endlose Straße (1614) Dänische Ballade 71410); Montag: Der General nnd das Gold (8 bis gegen 1014); Dienstag: Heimkehr des Olympiasiegers (8 bis nach 10'/4); Mittwoch: Die endlose Straße (81014); Don­nerstag:: Freitag: Zweierlei Maß (81014); Samstag: Die Marneschlacht (714 bis nach 10); Sonntag, 26. März: Der 18. Oktober (1 bis gegen 6); Die Marneschlacht (714 bis 101: Montag: Heimkehr des Olympiasiegers (8 bis nach 1014) Uhr.

Zuffenhausen. (Tödlich verunglückt.) Bei den Grabarbci- ten am Fenerbach verunglückte am Donnerstag der etwa 50jährige verheiratete Notstandsarbeiter Albert Enrich. indem von einem in seiner Nahe befindlichen Durchbruch die Erb­massen gegen ihn herabstürzten. Obgleich die Mitarbeiter ihn innerhalb Nieniger Minuten ansgraben konnten, war er doch nicht zn retten, sondern verstarb nach ganz kurzer Zeit. Ob irgend jemand dabei ein Verschulden trifft, dürfte die cinzu- leitende nähere Untersuchung des Falles ergeben.

.Heilbronn (Oberbürgermeister Beutinaer wünscht einen Staatskommissar.) Oberbürgermeister Beutinger, der zurzeit krank ist bat an den Gemeinderat ein Schreiben gerichtet, in dem er sich am den Boden der neuen Tatsachen stellt und worin er mitteilt, daß er nach seiner Wiederherstellung sein Amt antreten wolle. Außerdem bat sich Oberbürgermeister Beutinger nach Stuttgart wegen Entsendung eines Staats- kommissars zur Führung der Rathausgeschäfte bis zu seiner Genesung gewandt.

Ulm. (Das Rathaus besetzt Oberbürgermeister Schwamm­berger im Urlaub.) Am Donnerstag abend gegen 149 Uhr wurde von eingekleideten Hilfspolizisten und SA. das Rat­haus besetzt. Auch wurden bei einzelnen städtischen Beamten Haussuchungen vorgenommen. Wie von nationalsozialistischer Seite verlautete, erfolgte diese Maßnahme, um eine eventuelle Beseitigung von Akten Hintanznhalten. Wie das Bürger­meisteramt mitteilt, hat Oberbürgermeister Dr. Schwamm­berger am Donnerstag einen Krankheitsnrlaub angetretcn.

Balingen. (Politische Gefangene in Balingen Im Hungerstreik.) Seit letzten Samstag sind in den Arrestlokalen des Balinger Oberamts- und Amtsgerichtsgebäudes 47 auf Grund der Verordnung des Landeskriminalpolizeiamtes in Schutzhaft genommene württ. Kommunisten untergebracht.

Brief aus Vwrzheim

Schwaches Frühjahrsgeschäft Allerlei Feiern Die Pforzheimer Bürgermeister Schluß der Theaterspielzeit Ein Maler der Arbeit

Im sanftgoldenen Licht der Frühlingssonne geht allen Menschen das Herz auf. Wenn der Himmel lacht, dann lachen auch die Augen. Sollte man meinen. Ja wenn die Men­schen nichts weiter znm Glück nötig hätten, als das allernot­wendigste und die Sonne. Doch die liebe Helle Sonne zeichnet auch allzu scharf die sonst kaum gewahrten Mängel an Mantel und Kleid nnd Anzug. Infolgedessen wäre etwas Neues un­bedingt nötig. Leider ist es garnicht leicht, den Konjunktiv ins Präsens zn verwandeln, so verlockend auch die hochmodernen Figuren aus den Schaufenstern Winken. Von Frühjahrsgeschäft noch keine Spur man behilft sich halt, wie es scheint, und wartet bis drei Tage vor Ostern. Das ist kein gesundes Ge­schäft. Da wäre noch manches zu tun, bis jeder seine ihm Ankommende Ausstattung besitzt. Man merkt gerade in der Stadt, wo ein gewisser Zwang zum Gutaussehen besteht, wo man sich nicht gut mitArbeits"-Kleidung ansreden kann, wie arm wir fast alle geworden sind. Die sorgfältigsten Bemüh­ungen, nm die Mängel nicht sichtbar werden zu lassen, be­ginnen allmählich zn einer Danaidenarbeit zu werden. So mancher, der sich vor zwei, drei Jahren noch stolz im eigenen Auto bewundern ließ, überlegt sich heute wochenlang, ob die Schuhe schon besohlt werden müssen, oder ob ers bei trockenem Wetter noch wagen kann... Es begegnet einem dieser und jener auf der Straße, dem man verwundert nachschaut. Das ist die Schattenseite der Lichttage, der Schatten, der auf die Feiern fällt.

Nun sind auch sie herum und die Fahnen sind wieder ein­gezogen. Am Sonntag halbmast; die Gefallenen-Gedenkfeier auf dem schön gelegenen Friedhof mit seinem großartigen Fernblick auf den Schwarzwald war noch nie so eindrucksvoll wie Heuer; noch nie waren so viele Menschen dort oben ver- sammelt. Diese Feier, bei der sich das Erwachen der Natur und die Erinnerung an das Vergangene so eigenartig berüh­ren, gehörte zu den stimmungsvollsten, die wir erlehten. Ganz anders obwohl auch eigen in seiner Art, verlief die Feier der nationalen Erhebung am Mittwoch abend auf dem Marktplatz, ^ llut und gern fünfzehntausend Menschen teilnahmen.

^ Stunde allerdings empfindlich kühl ^"^r der Feuerwehrkapelle rieben sich die Hände wahrend der Ansprachen, dm für sie Pausen bedeuteten, doch die unabsehbare Menge hielt tapser aus. Viele tausende Men­schen am emem Platz sind doch ein gewaltiger Anblick- wir hatten ihn am Tage vorher vom Rathausbalkon aus als der

neue badische Reichsbeauftragte Wagner die Polizei auf dem Marktplatz besichtigte. Als zum Schluß die Absperrkette fiel nnd ans den Zugangsstraßen alles aus den Platz stürmte, der binnen einer Minute einem wogenden Meer von Köpfen glich, von dem verworrenes Stimmengetöse empordrang, da waren wir recht froh über unseren sicheren Platz.

Nun ist auch Oberbürgermeister Gündert endgültig vom langjährigen Schauplatz seines Wirkens abgetreten; wer seinen Posten übernimmt, hat nichts zu lachen, klebrigeres hat sich die Behauptung von der Bewerbung des Finanzministers Mattes um den Posten als eine übelwollende Erfindung her­ausgestellt; er erklärte, daß er nie daran gedacht habe. Wie es mit dem jetzigen Stellvertreter wird, der bekanntlich wieder­holt angegriffen wurde, das weiß man nicht. Der neugebackene zweite Bürgermeister Dr. Gottlob, seit zwei Jahren als Ober­rechtsrat bei der Stadt, führte'sich hei der Feier am Mittwoch abend durch eine schneidige und mutige Ansprache glänzend ein. Pforzheim, bezw. der bisherige OB., scheint in ihm einen guten Griff getan zu haben. Auch der Kirchenrat Becker war nolens volens am Sonntag nochmals Mittelpunkt einer Feier, abends im Bürgerbräu, veranstaltet von seiner Ge­meinde, die den Saal in drangvoll fürchterlicher Enge erfüllte.

Noch ein Abschied ist zu vermelden: des Theaters. Am Montag schließt das Schauspiel mit der letzten Aufführung desAmphitryon" von Kleist. Man hätte noch mehr draus machen können, wenn die Proben nicht so hopplahopp gegangen wären wie überhaupt oft in dieser Spielzeit. Es ist eine tiefgreifende Umwandlung des Theaters bis zur nächsten Spielzeit zu erwarten. Jedenfalls muß eine Aenderung ein- treten, so oder so, zumal eine schwere Erkrankung einer der leitenden Personen dazukam und die mit Nachdruck betriebene Ersetzung des jetzigen halbdilettantischen Orchesters unter allen Umstanden durchgeführt werden scll. Der Theaterfreunde A?At heute ein besonderer Genuß: Wegener kommt und spieltJohn Gabriel Borkmann". Noch eine große Sache ist im Werden: ein Wagner-Festabend, am nächsten Sonntag vom Sinfonieorchester unter Mitwirkung von Gesangvereinen ver­anstaltet; damit bekäme der etwas dürftig verlaufene Musik- winter einen wirkungsvollen Abschluß, bevor die gefiederten Sauger uns nach draußen locken. In den Kreisen kultivierter Feinschmecker der Kunst hat man jetzt noch einen Genuß: die Ausstellung von Bildern und Zeichnungen Hildenbrands die er vom entstehenden Kraftwerk am Oberrhein mitbrachte So umstritten auch der Mann ist hier wuchs er über sich selber hinaus. Es entstanden Offenbarungen vom Leben der Arbeit; gemalte Gedichte eines von technisch-sozialer Span­nung erfüllten Europäers. Darum so bedeutend, weil sie ver­klärten. was man lange als Last empfand, von jetzt an aber frohe Aufgabe sein wird: Arbeit, freiwilliges Wirken und Schaffen.

Unter ihnen befinden sich sechs an dem seinerzeitigen Auf­ruhr in Mössingen beteiligte Personen, während die übrigen ans Stuttgart kommen. Die Ueberführung von Stuttgart hierher erfolgte im Lastkraftwagen. Einer der Inhaftierten trat bald nach seiner Einlieferung in den Hungerstreik, den er nach fünf Tagen in völlig erschöpftem Zustand wieder auf­gab. Die Berbringung der im Bezirk verhafteten kommuni­stischen Führer in auswärtige Gefängnisse nnd d4e Einlicfe- rnng auswärtiger Kommunisten in die Bezirksarrestlokale entspringt einer Vorsichtsmaßregel, durch die örtlichen Zwi­schenfällen vorgebeugt werden soll.

Ein Staatskommiffar für Stuttgart !

Stuttgart. (Der Staatskommissar für die Stadt Stutt- ! gart.) Das Innenministerium hat die Einsetzung eines Staatskommissars für die Verwaltung der Stadt Stuttgart i deshalb für notwendig gehalten, weil der Gemeinderat in > seiner derzeitigen Gestalt der politischen Zusammensetzung der I Bevölkerung in keiner Weise mehr entspricht. Der Herr Staats- ! kommissar Hat mit dem Herrn Oberbürgermeister die Art der ! Ausübung der beiderseitigen Tätigkeit vereinÜart. Sämtliche ' städtischen Beamten nnd Angestellten sind angewiesen, ihre Ge­schäfte wie bisher zu erledigen, solange keine anderen Anord­nungen getroffen werden.

Stuttgart. (Staatskommissär und Oberbürgermeister.) ! Oberbürgermeister Dr. Lantenschlager bleibt im Amt. Geän- ! dert hat sich, daß die letzte Entscheidung in allen Angelegen­heiten nicht mehr der Gemeinderat, sondern der Staatskom­missar hat. Das Ziel des staatlichen Eingriffs ist offenbar, den Gemcinderat in seiner Zusammensetzung dem letzten Wahl­ergebnis anznpassen nnd dann die Selbstverwaltung wieder freizngeben. Mehr als an eine Neuwahl denkt man an eine Neuverteilung der Sitze im bestehenden Gemcinderat, der gleichzeitig verkleinert werden soll.

Stuttgart. (Bürgermeister Dr. Klein beurlaubt.) Wie wir hören, ist Bürgermeister Dr. Klein, der in Abwesenheit des Oberbürgermeisters Dr. Lantenschlager das Hissen der Hakcnkreuzfahne auf dem Rathaus verhindern wollte, von Oberbürgermeister Dr. Lantenschlager beurlaubt worden. Die Zeitungsnachricht, daß diese Beurlaubung durch den Staats­kommissar für die Stadt Stuttgart, Dr. Strölin, erfolgt sei, ist nicht richtig. Auch die Nachricht, daß weitere Bürgermeister von dem Staatskommissar beurlaubt werden sollen, beruht, wie nnd von zustnädiger Stelle mitgeteilt wird, lediglich auf Kombinationen.

Mitteilung des Polizeikommiffars für das Land Württemberg

Stuttgart, 17. März. Der Polizeikommissar von Württem­berg, v. Jagow, läßt mitteilen, daß es ihm im unvermeid­baren Drang der Geschäfte der Uebergangszeit unmöglich ist, sämtliche bei ihm eingehenden Gesuche, zu deren Behandlung er nicht zuständig ist, zu bearbeiten und zn beantworten. Diese Gesuche müssen vielmehr von ihm an die zuständigen Stellen abgegeben werden. Der Polizeikommissar für das Land Würt­temberg Littet daher, in Zukunft solche Gesuche nicht bei ihm, sondern unmittelbar bei der zuständigen Stelle einznreichen.

Weiter dankt der Polizeikommissar für das Land Würt­temberg für die zahllosen Glückwünsche, die ihm anläßlich der Ncbernahme seines Amtes zugegangen sind. Es ist ihm zu ^ seinem lebhaften Bedauern nicht möglich, alle diese Glück­wünsche Persönlich zu beantworten. >

Verordnung über den Waffeneiuzug ^

i« Württemberg

Stuttgart, 17. März. Auf Grund der 88 1 und 2 der ^ Verordnung des Reichspräsidenten znm Schutz von Volk nnd . Staat vom 28. Februar 1933 wird vom Polizeikommissar > v. Jagow folgendes ungeordnet: 1. Das Polizeipräsidium ! Stuttgart nnd die Oberämter haben durch staatliche Polizei- ! beamte, nötigenfalls mit Unterstützung von Hilfspolizei nnd SA., SS. nnd Stahlhelm, sämtliche im Besitz von Privatper­sonen befindlichen oder bei Staats- und Gemeindebehörden verwahrten Heereswaffen, die entweder auf Grund der Ver­ordnung des Innen- und des Wirtschaftsministeriums über Maßnahmen gegen Waffenmißbrauch vom 4. Februar 1932 an­gemeldet oder deren Vorhandensein den Behörden auf sonstige Weise bekannt geworden ist, einzuziehen. Hcereswafsen sind: Maschinengewehre, Maschinenpistolen, Gewehre Modell 98, Karabiner Modell 98, Armeepistolen (insbesondere Pistole 08), sämtliche einschließlich der vorhandenen Munition, nnd Hand­granaten. Die Waffen sind zunächst bei den Oberämtern zu lagern. Bis auf weiteres ist jeweils zum 1. und 15. jeden Monats über die bei den Oberämtern eingegangenen Waffen an die Polizeigeräteverwaltung Stuttgart, Akademie, zn be­richten, die weiteres veranlaßt. Diese Anordnung gilt nicht für Waffen, deren Besitzer eine amtliche Bescheinigung über die Aufbewahrung von Heereswaffen in Händen haben. In ! Zweifelsfällen ist mit der Polizeigeräteverwaltnng Stuttgart, Akademie, fernmündlich Rücksprache zu nehmen. 2. Sonstige Schußwaffen, deren Besitzer weder einen Waffcnerwerbsschein, noch einen Waffenschein, noch eine Anmeldebescheinignng vor­zeigen können, sind ohne Ausstellung einer Empfangsbeschei­nigung auf dieselbe Weise einzuziehen. 3. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen werden nach 8 4 der Verordnung des Reichspräsidenten znm Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 mit Gefängnis nicht unter einem Monat oder mit Geldstrafe von 150^15 000 RM. bestraft.

Verbot der Niedlinger Zeitung

DieRiedlinger Zeitung" ist wegen eines Artikels, in dem das Hissen der schwarz-weiß-roten Fahne lächerlich gemacht worden ist, auf die Dauer von 8 Tagen verboten worden.

Dieser Sonderfrist gibt dem Polizeikommissar für das Land Württemberg Veranlassung, die Presse darauf hinzuweisen, daß irgendwelche leichtfertigen Herabsetzungen des Ansehens der von der nationalen Regierung anerkannten Flaggen von hier ans nnnachsichtlich geahndet werden.

SALÜSN

nk. Pforzheim, 16. März. Heute wurden von den 34 Bürgermeistern des Amtsbezirks Pforzheim nachstehende 12 auf höhere Anordnung mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Ein weiterer 13. Bürgermeister Bischosf von Dietlingen, der un­längst sein 25jähriges Dienstjnbiläum beging, hat bereits freiwillig sein Amt niedergelegt. In sämtlichen Gemeinden mit Ausnahme von Dietlingen hat am 5. März die nationale Front, in den meisten die NSDAP, allein die absolute Mehr­heit erhalten. Beurlaubt wurden die Bürgermeister Lampert- Bauschlott, Britsch-Büchenbronn, Grimm-Eisingen, Schneider- Göbrichen, Benz-Jspringen, Angenstein-Kieselbronn, Ruf- Langenalb, Hirn-Neuhausen, Pvpp-Obermntschelbach, Volz- Schellbronn, Schmitt-Stein und Schäfer-Wilferdingen. Die beurlaubten Bürgermeister gehörten verschiedenen Parteien an.

18 Ostjudeu ansgewiesen

Pforzheim, 17. März. Wie der Polizeibericht meldet, haben in Pforzheim 18 Ostjuden einen Ausweisungsbefehl erhalten. Sie müssen auf beschleunigtem Wege das Reichsgebiet ver­lassen. Deutsche Staatsangehörige jüdischen Glanhens befin­den sich nicht unter ihnen, es handelt sich vielmehr nur um sog-