Fortschritt der Konferenz verhindert haben. Er beglückwünsche Herrn Macdonald zu dem Entschluß, in Genf einen Konven- tionsentwurf vorgelegt zu haben. Das sei vielleicht der ernzrge praktische Weg. um die Konferenz aus dem Netz der Komiteeberatungen. in das sie sich verstrickt habe, zu befreien. Man trete also jetzt in eine neue Phase der Konferenz. Die deutsche Delegation hege die feste Erwartung, daß dies die letzte sei und daß man schnell zu dem gewünschten Ziel gelange.
Botschafter Nadolny wies dann mit einigen Worten noch einmal auf die große Bedeutung hin. die man in Deutschland einem positiven Ergebnis der Konferenz beilege. Selbst abgerüstet und umgeben von hochgerüsteten Ländern muß Deutschland, erklärte der deutsche Vertreter, die allgemeine Abrüstung und die Angleichung der Rüstungen als eine wesentliche Bedingung für seine nationale Existenz betrachten. Gemäß den Grundsätzen, die erneut am 11. Dezember vergangenen Jahres von vier großen Nationen aufgestellt wurden, wünscht Deutschland sehnlichst durch eine Abrüstungskonvention die Schaffung eines Systems, das allen Nationen Sicherheit gewährt. Ein solches System würde in erster Linie durch eine wesentliche Abrüstung und einen gerechten Ausgleich der Rüstungen erreicht.
Zu dem Konventionsentwurf der englischen Regierung erklärte der deutsche Vertreter, er stelle mit Genugtuung fest, daß dieser Entwurf die Tendenz zeige, eine reale und substantielle Abrüstung zu verwirklichen. Er gebe der Hoffnung Ausdruck. daß es möglich sein wird, die allgemeine Zustimmung der Konferenz zu einer Konvention, die diese Tendenz zeige, zu erreichen. Er sei ferner überzeugt, daß ein großer Schritt in dieser Richtung gleichfalls die Lösung der anderen Probleme. die durch die Konvention zu regeln seien, insbesondere das der Gleichberechtigung, erleichtere. Deutschland habe ans dieser Konferenz immer das Ziel verfolgt, sich als ein Element des Friedens den anderen Staaten anzureihen. Diese Haltung werde es auch fernerhin beibehalten. Was die Einzelheiten des Konventionswurfs angehe, so behalte sich die deutsche Delegation die endgültige Stellungnahme für eine neue Entschließung vor.
Die Regierung Held zurüügeteeren
Verordnung des Reichskommissars
rv- München, >6. März. Der Beauftragte der Reichsregie- rnng, General von Epp. hat soeben folgende Verordnung erlassen :
Durch Schreiben vom 15. März 1933 läßt mir der bisherige Ministerpräsident Dr. Held mitteilcn, daß er mit dem heutigen Tage seine Amtsgeschäfte als geschäftsführender Staatsminister und Vorsitzender des Ministerrates niedcrgelegt hat. Aus Grund der Verfügung des Herrn Rcichsinnenministers vom 9. März 1933 über die Bestellung des Rcichskommissars in Bayern und in Anwendung des Paragraphen 64 Absatz 1 und 11 der Bayerischen Versassungsurknnde verordne ich hiermit zur Sicherheit, Ruhe und Ordnung im Freistaat Bayern das folgende:
I. Die nach Paragraph 57 ff. und anderen Bestimmungen der Bayerischen Verfässnngsurkunde dem Gesamtministerinm zustehenden Befugnisse stehen von jetzt ab ausschließlich dem kommissarischen Min.isterrat zu. Die von mir ernannten Staatskommissare führen von jetzt ab die Bezeichnung: „Kommissar für Minister".
II. Unter Aushebung aller entgegenstehenden Verfügungen oder Dienstanweisungen der bisherigen Regierung übernehmen die amtlichen Befugnisse nach 8 58 Absatz 3 und anderen Bestimmungen der Bayerischen Verfässnngsurkunde ohne jede Einschränkung in den einzelnen Ministerien die nunmehrigen kommissarischen Minister.
Die Befugnisse des Ministerpräsidenten und des Ministers des Aeußcren übernimmt als kommissarischer Ministerpräsident der Unterzeichnete.
Ich ernenne zu kommissarischen Ministern:
1. Für das Staatsministerium des Innern den Staatskom- miffar Adolf Wagner, Mitglied des Landtags;
2. für das Staatsministerium der Finanzen den Staats- kommiffar Siebert. Mitglied des Landtags;
3. für das Staatsministerium für Unterricht und Kultus den Reichstagsabgeordneten Schemm;
4. für das Staatsministerium der Justiz den Staatskom- miffar Dr. Hans Frank. Mitglied des Landtags.
III. Die Staatskommissare z. b. B. Hermann Esser. Mitglied des Landtags, und Hauptmann a. D. Ernst Roehm, sowie
der Staatskommissar Georg Luber, Mitglied des Landtags, bleiben im Amte.
IV- Diese Verordnung tritt sofort in Kraft.
München, den 16. März 1933. gez. Franz v. Epp.
Pensionen der früheren Minister Nemmele, Trnnk «nd Geitz gestrichen
Karlsruhe. 16. März. Die Pressestelle beim Staatsministerium teilt mit: Der Finanzministcr Köhler hat folgende Verordnung über die Abänderung der Gesetze über das Ruhegehalt und die Hiuterbliebenenversorgung badischer Minister erlassen:
Ans Grund der Verordnung des Herrn Reichspräsidenten zur Sicherung der Haushalte von Ländern und Gemeinden vom 24. August 1931 wird im Namen des badischen Volkes wie folgt verordnet:
' H 1. In Abänderung des Gesetzes vom 4. August 1920 über das Ruhegehalt und die Hinterbliebenenversorgnng des Staatspräsidenten Geiß und des Artikels 4 a des Gesetzes Wer die Abänderung des Besoldungsgesetzes vom 8. 6. 1923. sowie des Gesetzes über das Ruhegehalt und die Hinterbliebenenver- sorgung badischer Minister vom 21. Juli 1927 werden die gemäß den Bestimmungen dieser Gesetze fcstgelegten Rnhe- gehalte gestrichen.
Z 2. Die Verordnung tritt mit dem Tage nach ihrer Verkündung in Kraft.
Karlsruhe, 16. März 1933.
Der kommissarische Minister des Innern: (gez.) Rov. Wagner. Der kommissarische Finauzminister: (gez.) Köhler.
Die Westerplalte von der polnische« Berstkirkung
geräumt
Danzig, 16. März. Die polnische Verstärkung der Wachmannschaft auf der Westerplntte Kat gegen 22.43 Uhr mit dem polnischen Transportdampser „Wilja" die Westerplatte verlassen.
Japans neue Drohung
Tokio, 16. März. Der Vormarsch der japanischen Truppen nach Peking wird in einer vom Kriegsministerium veröffentlichten Erklärung für den Fall angekündigt, daß die Chinesen ihre Gegenangriffe auf die Japaner nicht einstellen. Wie es in der Erklärung heißt, würden die chinesischen Angriffe auf japanische Truppen in dem Gebiete an der Großen Mauer die Japaner zwingen, eine allgemeine Offensive gegen China einzuleiten. Für eine solche Entwicklung der Dinge wäre China allein verantwortlich zu machen.
Auf beiden Seiten der Großen Mauer werden im Abschnitt von Hsifengkuo beträchtliche chinesische und japanische Truppenmengen züsammengezogen. Auf japanischer Seite ist das Gros der Infanterie-Brigade Hatori in Stellung gegangen und in größter Heimlichkeit werden Verteidigungsanlagen von derartiger Stärke ansgebaut, daß sie beinahe den Charakter permanenter Befestigungen tragen. Zur weiteren Verstärkung der japanischen Stellungen wird ein größeres Jnsantericdepot sowie Artillerie herangezogen. Auch auf chinesischer Seite herrscht lebhafteste Tätigkeit. Dauernd treffen neue Truppen ein und gehen vor der Großen Mauer in Stellung.
Entfesselte Naturgewalten
Das japanische Außenministerium teilt mit, daß bei der letzten Erdbebenkatastrophe in Japan 3915 Personen nms Leben gekommen und vermißt worden sind. Für die Wiederherstellung der zerstörten Gebiete wurden 10 Millionen Mn zur Verfügung gestellt.
Wie aus Nashville (Tenncsse, NSA.) ergänzend gemeldet wird, hat der Tornado im mittleren Westen Nordamerikas 32 Todesopfer gefordert. Die Zahl der Verwundeten in dem betroffenen Gebiet beträgt 300.
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Neuenbürg, 17. März. Die Sektion Neuenbürg der Ge- meiudepolizeibeamten hatte es sich gestern Donnerstag anläßlich ihrer Musterung durch Stationskommandant Grüner nicht nehmen lassen, im Verlaufe des „gemütlichen Teiles" ihrem scheidenden Stationskommandanten dessen Wertschätzung und vorbildliche Dienstführung gebührend zum Ausdruck zu bringen. Als Zeichen steter Verbundenheit ließ sich die hiesige Sektion mit ihrem Kommandanten auf die Photographeuplatte bannen und verweilte nachher in anregender Weise zum letzen Mal mit ihm in der traditionsgemäßen Runde. Ein Amateur- Poet sorgte durch Vortrag eines selbverfaßten Prologs für die Stimmung und Bedeutung der Scheidestunde, wofür der Geehrte herzlich dankte. Es darf gesagt werde», daß das selten schöne Verhältnis zwischen Stationskommandant und Ge- meindcpolizei sich zum Nutzen der Allgemeinheit answirkt und es ist nur zu wünschen, daß unter seinem Nachfolger dasselbe Verhältnis weiterbestehen möge.
(Wetterbcri ch t.) Das Hochdruckgebiet verlegt sich allmählich mehr nach Süden. Von Irland rückt eine Depression vor, unter deren Einfluß für Samstag und Sonntag unbeständiges, mehrfach bedecktes, auch zu zeitweiligen Niederschlägen geneigtes Wetter zn erwarten ist.
Conweiler. 14. März. (Aus dem Gemeinderat.) Auf Grund des Anerkenuungsbescheides des Landesarbeitsamts ist die Förderungsfrist bis' 30. April 1933 zur Herstellung der > gemeinsamen Anlagen der Feldbereinigung I und II durch den Freiw. Arbeitsdienst unter Erhöhung der Zahl der Arbeits- dienstwilligeu auf 100 genehmigt worden. Voraussetzung jedoch ist. daß die Maßnahmen im geschlossenen Lager durchgeführt werden. Bei persönlichen Verhandlungen des Borsitzenden mit dem Direktor Schnaitmann des Arbeitsamts Pforzheim sowie mit dem Vertreter des Heimatwerks Dr. Martin wegen Umstellung vom halboffencn ins geschlossene Lager hat es sich gezeigt, daß die zuerst in Aussicht genommene Erstellung einer Baracke für die Gemeinde zn teuer kommt. Bemühungen, innerhalb der Gemeinde oder in unmittelbarer Nähe einen geeigneten Nnterkunftsraum zu finden, waren vergebens. In der heutigen Sitzung wurde nun nach einer regen Aussprache beschlossen, (nachdem anerkannt wurde, daß die Miete eines Lokals die Gemeinde billiger zu stehen kommt), die in der früheren Kunstmühle in Neuenbürg gelegenen zwei Fabrik- lokale zum Mietpreis von 80 RM. zur Unterbringung des Freiw. Arbeitsdienstes zu mieten. Ans diesem Anlaß kommen auch die Betrcuungskosten in Wegfall. — Genehmigt wurde ferner noch die Anschaffung verschiedener Einrichtungsgegenstände. Bettstellen werden lt. Zusage vom Hcimatwerk Stuttgart gestellt. Außerdem wurde noch bestimmt, daß derjenige Arbeitsdienstwillige, der nicht am geschlossenen Lager teilnimmt, keinen Anspruch auf Zuweisung von Fürsorgearbeit bei der Gemeinde hat. — Anschließend dankt der Vorsitzende der Gewerbebank Neuenbürg für die kostenlose Ueberlassung der Räume im Gasthaus z. „Sonne", in welchen: das halboffene Lager des F.A. bisher nntergcbracht war. — Gegen die Aufstellung des Sommerfahrplans der Kraftpostlinie Neuenbürg—Herrenalb (lt. Schreiben des Postamts Neuenbürg) wird von hier aus nichts eiugewendet. — Für die Zeit vom 15. März bis 31. Oktober wird (unter Zugrundelegung einer fünfstündigen Arbeitszeit und einer Belohnung von 30 RM. monatlich) Gottlieb Gann bei der Gemeinde als Feldhüter an- gcstellt. — Ein freigcwordenes Allmandstück wird dem Rangnächsten Karl Fauth, Glaser, zugeteilt. — Anschließend fand eine Sitzung der -Ortsfürsorgebehörde statt, wobei u. a. eine größere Anzahl Anträge auf Gewährung von Lernmitteln behandelt wurden.
Schömberg, 15. März. Der vergangene Sonntag fand seinen Abschluß in einem gutbesuchteu Gemein de abend, den der hiesige Evang. Kirchenchor mit einem abwechslungsreichen Programm im „Löwen"-Saal veranstaltete. Der Chor zeigte dabei nicht nur durch seine vorgctragenen Chöre sein Können, sondern auch durch seine gehaltvollen Aufführungen: Wie zwei in einer Nacht kuriert wurden, eine Aufführung nach der gleichnamigen Erzählung von Emil Fromme! und Barbara Uttmann, ein Festspiel aus dem sächsischen Erzgebirge ums Jahr 1562. Während das erste in heimatlicher Mundart gespielte Stück die Beseitigung der Ehenot zeigte, handelte das zweite von der Beseitigung der Arbeitslosigkeit und stellte die große Not dar, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert im sächsischen Erzgebirge herrschte. Sachsen war damals ganz protestantisch. Auch in den Niederlanden hatte Luthers Lehre Fuß gefaßt, sollte aber durch die furcht-
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(13. Fortsetzung.)
Der Operateur hatte bereits die Finger auf die Kurbel gelegt und wartete.
Swensen 'ah durch einen Schleier das schöne Gesicht seiner Frau, die in zärtlichem Tete-a-Tete mit ihrem Liebhaber, dem Filmschauspieler Glöckner, saß. — Erst ein langsames Erstaunen von unsagbarem Schmerz durchschüttert, dann ein gefährliches Flackern der großen, tief'chwarzen Augen! Die Pupillen weiteten sich glasig! Die Lippen schoben sich auseinander. daß die Zähne sichtbar wurden.
„Du-!"
Die eine Hand riß der Frau das Gewand vom Leibe, während die andere mit geballter Faust auf Glöckner niederfiel. „Schurke!"
Ein gellender Ruf!-Ein dumpfer Schlag auf den
Boden! Swensens Arme fielen entkräftet herab.
„Famos! — Einfach famos!" frohlockte Neuhoffs Stimme, die sich nach oben überschlug. „Glänzend, gnädige Frau! Swensen, meine Anerkennung. — Glöckner, das war fabelhaft! Komm einer und mach uns das nach! — Die Musik, bitte! Die Musik! Nein, nicht aufhören, winkte er dem Hilfsregisseur zu „Ganz leise weiterspielen. DW gnädige Frau wünscht „La Paloma" Wir machen zehn Minuten Pause."
Swensen war der erste, der nach beendeter Szene in den Park trat. War es möglich, daß er nun ein ganzes Leben
lang an diese Frau gebunden war?-E>n ganzes, ganzes
langes Leben! Seine Zähne knirschten hörbar Es mußte doch ein Auseinandergehen geben und wenn alles in Fetzen und Trümmer ging.
-st -st
Swensens Heim lag außerhalb der Stadt. Wer an dem hohen Gitter, das den Park umfriedete, vorüberfuhr, sah nur den kühn m d>e Luft springenden Turm, der mir dem Wipfelmeer der Baume in das Blau des Oktoberhimmels um die Wette strebte
Des Abends, wenn die Lichter des Tages am Erlöschen waren, spiegelte ein halbes Hundert Fenster in dem kleinen See, den sich der Künstler hatte anlegen lassen. Er lag reglos wie ein waches Auge zwischen Strauchwerk und Weiden und
erzitterte nur ab und zu leise unter dem Hauch des Windes, der von Westen her gestrichen kam
Der Friede, welcher nach außen hin über Swensens Besitztum lag, war gerade das Gegenteil von der Atmosphäre, die mit Gewitterschwüle im Inneren des Hauses brütete. Wenn im Nymphenburger Atelier die Lichter erloschen und in der Garderobe der letzte Rest von Schminke aus den Gesichtern gewischt war, wartete der Künstler auf seine Frau, die immer noch irgend etwas vergessen oder zu tun hatte, das einen Aufschub bedeutete.
Dann kam in Swensens Augen ein zorniges Glitzern. Er warf die angerauchte Zigarette auf den Kies und steckte sich sine neue an, schleuderte diese nach wenigen Zügen auf den Rasen und setzte die dritte in Brand. Kam dann endlich Frau Jnegars leichter Fuß über den Kies dahergeschwebt, lässig, ohne Eile, ging er, ohne auf sie zu warten, nach dem Auto und warf sich in die Ecke des Wagens.
„Gott," klagte sie, „nun ist wieder das Verdeck offen und ich bin so erhitzt." Und Swersten mußte sicb gedu'den, bis der Chauffeur das Dach des Kabriolets hochgestellt und festgeschraubt hatte.
Ohne ein Wort zu sprechen, saßen sie sich dann gegenüber und trugen jedes einen Vulkan in sich, der schon im nächsten Augenblick zum Ausbruch kommen konnte Ein ganz geringfügiger Umstand, irgendeine Frage, eine Mutmaßung, eine halbe Drohung, konnte die Katastrophe bringen. Swensen vermied es sogar, nur an das Knie seiner Frau zu streifen. Sie hielt die Arme fest gegen den Lech gedrückt und die Hände >m Schoße verschränkt oder in den weiten Aermeln ihres Seidenmantels verborgen.
„Wann sind die Aufnahmen im Nymphenburger Park zu Ende?" fragte sie, nur um das gräßliche Schweigen, das zwischen ihnen lag, zu brecyen.
„Nächste Woche!"
„Gott sei Dank!-Und dann?"
Er hob die Achseln und vermied es, seine Frau anzusehen, sie drehte verärgert das eine der Fenster zu halber Höhe und bog ^das schöne Gesicht der Abendluft entgegen. „Ich habe im Sinne, mich für ein halbes Jahr der Nelson-Filmgesellschaft zu verpflichten. Ich denke, ou wirst nichts dagegen haben," sagte sie gleichmütig.
„Nein!" Sie hörte sein befreites Aufatmen und bekam ein böses Flimmern in die dunklen Augen. Sie setzte nicht den geringsten Zweifel darein, daß er froh war. nicht mehr mit ihr als seiner Partnerin filmen zu müssen. Aber die Freude sollte ihm gründlich vergällt werden. Gott, war es denn möglich, daß Liebe so in das Gegenteil Umschlagen konnte, denn — wenigstens jetzt im Augenblick, haßte sie ihn. Sie
warf einen raschen Blick zu ihm hinüber. Er halte die Augen geschlossen und der Luftzug, welcher durch die geöffneten Fenster kam, ließ sein dunkles Haar um die Schläfen in tanzenden Wirbeln aufflattern.
Woran denkt er? fragte sie sich. Etwas wie Triumph schwang sich um die Linie ihres Mundes Sie hatte in seinem Geheimfach Briefe gefunden, die mit „Lenore" unterzeichnet waren. Sie konnte sich erinnern, daß er ihr gesagt hatte, er wäre verlobt, damals, als sie ihm die große Lüge, die zu ihrer Ehe führte, unterbreitete und ihn, u-n den Skandal zu vermeiden, beschwor, sie zu heiraten.
„Ich suhle mich Mutter," hatte sie ihm gestanden. „Wenn du mich in Schande kommen läßt, werde ich mich von dem Turm der Kirche, in welcher du getraut wirst, m die Tiefe stürzen, und du wirst ein für allemal unmöglich sein."
Er hatte ihr ohne weiteres geglaubt. Sie sah sein ver- Hweifeltes Gesicht wieoer vor sich, und wie er in ihrem Zimmer vor ihr kniete und immer wieder d>e Frage wiederholte: „Wie ist es denn möglich?-Kann es denn mög
lich sein?"
Sie hatte die Verstörte gespielt und ihm vorgestelll, daß es doch für seine Braut eine fürchterliche Enttäuschung sein würde, wenn sie von allem Mitteilung bekam. —
Vierzehn Tage später hatte er ihr dann gesagt, daß er seine Verlobung gelöst habe. Vier Wochen darauf machten sie Hochzeit Und nun waren sie ein halbes Jahr verheiratet und hatten sich satt, so satt, daß es für jeden eine Erlösung bedeutete, wenn sie einmal einen Tag nicht zusammen sein muhten
Die Szenen, welche sich in der letzten Zeit innerhalb ihrer vier Wände abgespielt hatten, waren gräßlich gewesen Er hatte den Betrug durchschaut und sie, enttäuscht von allem, was sie sich von dieser Ehe erwartet hatte, bereute, sich ihm auf diese Weise ausgeliefert zu haben. Wenn sie in Gesellschaft oder im Atelier zusammen waren, zeigte sie Trotz und Auflehnung gegen ihn Zu Hause aber empfand sie Furcht vor dem Alleinsein mit dem Manne, von dem sie sich alles Glück der Erde erhofft hatte
Sie schrak zusammen, als der Wagen plötzlich hielt. Der Ruck war so stark gewesen, daß es sie gegen die Schulter ihres Mannes warf Etwas unwillig bog er die Achseln zurück und rief nach dem Chauffeur, dessen Stimme jetzt scheltend klang:
„Das hätte böse ausfallen können, Gnädigste! Sie hcll'w doch gesehen, daß der Richtungszeiger nach links stand. sind mir direkt in die Maschine hineingslaufen. Das Verschulden trifft nur Sie allein."
(Fortsetzung fol-"