barste Ketzerverfolgung wieder ausgerottet werden. Die In­quisition trieb viele treugesinnten Protestanten aus dem durch seine Künste (Waffenschmiede-Spitzenarbeit) bekannten Lande. So kam auch eine adlige Fremde, deren Name wir nicht wissen, nach Annaberg in Sachsen. Dort lebte Frau Barbara Uttmann, eine reiche Nürnberger Patriziertochter, die mit dem Bergherrn Christoph Uttmann verheiratet war. Sie hatte ein warmes Herz für alle Not; aber sie erkannte, das; Wohltun nur vorübergehend helfen könne und schaute nach Arbeitsmög­lichkeiten aus. Sie nahm die todkranke Fremde in ihr Haus auf die ihr aus Dank eine Spitze selbst arbeitete. Schon im Fahr 1561 hat Barbara Uttmann die Spitzenklöppelei ein- qcführt und brachte damit die Kunst in Gang, die später der ganzen Gegend znm Segen wurde. Beide Stücke wurden von allen Darstellern mit viel Hingebung und gutem Erfolg ge­spielt. Dazwischen hinein ertönten Lieder des Chores aus alter und neuer Zeit, die Vaterlandsliebe, Heimatliebe und Liebes­treue verherrlichten. Die reine Freude eines gesunden Humors brachte der gelungene Gesangswettstreit über das Lied: Guter Mond, du gehst so stille, der aus Bayern und Franken stam­mende Wettstreit zwischen Sommer und Winter und das in üem Elsas; beheimatete, ini Jahr 1810 gefundene Volkslied Schwefelhölzle" znm Ausdruck. Von Frau Pfarrer Gaiser (Klavier) und Dipl.-Jng. Obenland (Violine) wurde edelste Musik ans klassischer Zeit dargeboteu: Menuett in Es-Dur und Largetto in A-Dur von Mozart. Beide Stücke waren eine willkommene Abwechslung und wurden dankbar ausgenom­men. Der gedrängt volle Saal hat bewiesen, das; Interesse für die Veranstaltung vorhanden war. Das; der Abend ge­lungen ist, und allen seinen Darbietungen voller Erfolg be­schicken war, bewies der reiche Beifall und ist der treuen Hin­gabe aller Mitwirkenden zu verdanken. Der Kirchcnchor und sein Leiter, Hauptlchrer Schick, haben das Lob verdient, das ihnen Pfarrer Gaiser unter würdigender Anerkennung der bisherigen Leistungen auf dem Gebiete alter Kirchenmusik namens der Zuhörerschaft am Schluß in seinen Dankcsworten aussprach.

Württembsrs

Wildberg, OA. Nagold. (Ehrenbürger.) Der Gemeinderat hat den Reichspräsidenten von Hindcnburg und den Reichs­kanzler Adolf Hitler zu Ehrenbürgern ernannt.

Egenhausen, OA. Nagold. (Im Steinbruch schwer ver­unglückt.) Der 23jährige Flaschner Julius Braun vom Chaus- scehaus arbeitete im Stcinbruch. Infolge Ansinnens des Ge­steins gab die Schicht, ans der er stand, nach und stürzte mit ihm einige Meter tief hinunter. Das Schlimmste war, daß ein, mehrere Zentner schwerer Stein nachstürzte und sehr wahr­scheinlich den Gefallenen traf. Schwer verletzt wurde der Un­glückliche ins Bezirkskrankenhaus Nagold übergeführt.

Freudenstadt. (Polizeiaktion gegen die KPD.) Wie be­kannt wird, hat am Mittwoch in den frühen Morgenstunden auf der Parzelle Langenau (Glasfabrik) eine größere Polizei­aktion stattgesundeil, an der die Landsägerbeamten, städtische Polizei usid die Hilfspolizei sich beteiligten. Im Verlause dieser Aktion gelang es, den seit Wochen gesuchten Führer der hiesigen Kommunisten Erwin Haist in seiner Wohnung fcst- zustellen und zu verhaften. Er wurde ins Amtsgerichtsgesäng- nis cingeliefert.

Ludwigsburg. (Aus der Schutzhaft entlassen.) Der am Montag abend von einer SA.-Gruppe in Schutzhaft genom­mene Geschäftsführer der sozialdemokratischenNeckarpost" in Ludwigsburg, Tischendorf, wurde am Mittwoch mittag vom Polizeipräsidium in Stuttgart wieder aus der Schutzhaft ent­lassen.

Stuttgart. (Verfügung des Polizeikommissars für das Land Württemberg.) Auf Grund der Verordnung des Reichs­präsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 ist verboten worden: 1. Das Tragen von Uniformen und Uniformteilen der SA.- und SS.-Formationen der NSDAP, und des Stahlhelms durch Unbefugte. 2. Das Tra­gen der Parteiamtlich anerkannten und eingeführten Abzeichen der NSDAP., ihrer Verbände und des Stahlhelms durch Per­sonen, die nicht Angehörige der NSDAP, und ihrer Verbände und des Stahlhelms sind. 3. Der Verkauf dieser Abzeichen an Personen, die sich nicht als Angehörige der NSDAP., ihrer Verbände oder des Stahlhelms ausweiseu. Zuwiderhandlun­gen werden mit Gefängnis nicht unter einem Monat oder mit Geldstrafen von 150 bis 15 000 RM. bestraft.

Stuttgart. (Personalveränderungen in der Schupo.) An die Spitze der württembergischen Schutzpolizei ist, wie der NS.-Kurier" hört, der bisherige Kommandeur der Schutz­polizei in Ulm, Oberstleutnant Wolfgang Schmidt, berufen worden, der der vorläufige Chef des Stabes des Landeskom­missars für die württembergische Polizei ist. Nach dem ge­nannten Blatt stehen grundlegende Personalverändernngen unmittelbar bevor.

Stuttgart. (Arbeitslosenfürsorge in Württemberg.) Als Darlehen und Zinszuschüsse für die wertschaffende Arbeits­losenfürsorge sind im neuen Etat wiederum wie im Vorjahr 150 000 Mark eingesetzt. Bei der Beurteilung des Plansatzes ist besonders zu berücksichtigen, daß in Württemberg zur Be­kämpfung der Erwerbslosigkeit seit dem Jahr 1927 eine Anzahl größerer Unternehmen eingeleitet und inzwischen teilweise durchgeführt worden sind. Für die im Gang befindlichen Ar­beiten dieser Art hat der württembergische Staat im Jahr 1933 voraussichtlich aufzubringen: Zum Ausbau des zweiten Gleises der württembergischen Nord-Süd-Strecke rd. 3 650 000 Reichsmark, für die Beteiligung am Ausbau der Staustufe Münster, zweiter Bauteil, 600 00 RM-, zur Einrichtung des elektrischen Betriebs im Stuttgarter Vorortsverkehr rund 2000 000 RM. Dazu treten neu die sehr erheblichen Mittel, die der Staat im Jahre 1933 in Auswirkung des Arbeits­beschaffungsprogramms des Reiches auf den Gebieten des Straßenbaus, des Meliorationswescns und der Wasserversor­gung aufwendet. Außerdem hat der Staat Bürgschaften in Höhe von rund 10 Millionen RM. übernommen zur Ermög­lichung von Arbeitsaufträgen an die württembergische In­dustrie.

Stuttgart. (Wilhelm Murr der sechste württembergische Staatspräsident.) Der am Mittwoch an die Spitze des Landes berufene Gauleiter Wilhelm Murr ist der 6. württembergische Staatspräsident. Der 1. württembergische Staatspräsident war der Sozialdemokrat Wilhelm Blos, der von Ende 1918 bis Juni 1920 im Amt war. Ihm folgte vom 23. Juni 1920 bis April 1924 der Demokrat Johannes von Hieber; dann kam von April bis Juni 1924 das Interregnum des Staatsrats Eduard Rau. Ihn löste als 4. Staatspräsident am 3. Juni 1924 der Deutschnationale Wilhelm Bazille ab, auf den als 5. volksstaatliches Oberhaupt am 8. Juni 1928 der Zentrnms- mann Eugen Bolz folgte. Der 6. Staatspräsident ist seit 15. März 1933 der Nationalsozialist Wilhelm Murr.

Stuttgart. (Konzentrationslager für die verhafteten Kom­munisten.) Ein Zug Hilfspolizei hat, wie derNS.-Kurier" berichtet, das Landesgefängnis in Rottenburg besetzt, iu dem sich in großer Anzahl die kommunistischen Häftlinge befinden. Für diese Häftlinge hat sich der Polizeikommissar nach einem anderengeeigneten Aufenthalt" umgesehen. Er hat 100 Mann SA. auf den Heuberg beordert, die dort das Konzentrations­lager vorbereiten, in dem, wie das Blatt schreibt, die Kommu­nistenführer Gelegenheit haben werden, sich zum erstenmal in nützlicher Arbeit für das Wohl der schaffenden Volksschicht zu betätigen.

Stuttgart. (Abgeordneter Ulrich iu Schutzhaft.) Nach Schluß der heutigen Landtagssitzung wurde der sozialdemo­kratische Abgeordnete Ulrich-Heilbronn beim Verlassen des Halbmondsaales im Wandelgang des Landtagsgebäudes auf Weisung des Polizeikommissars v. Jagow in Schutzhaft ge­nommen, nach einer halben Stunde jedoch wieder entlassen.

Stuttgart. (Ueberfall auf Generalkonsul Wanner Prä­mie für Ermittlung der Täter.) Vom Polizeipräsidium wird mitgeteilt: Am 13. März abends haben sich zwei unbekannte Männer unter dem Vorwand, sie seien Kriminalbeamte, in der Wohnung des schwedischen Generalkonsuls Dr. h. c. Wanner, des Vorsitzenden des Deutschen Auslandsinstituts, iu Stutt­gart im Hokengehren Nr. 2, Zutritt verschafft und haben den Generalkonsul tätlich angegriffen. Der Polizeikommissar für das Land Württemberg hat für Mitteilungen aus der Be­völkerung, die zur Ermittlung der Täter führen, eine Beloh­nung bis zum Betrage von 500 Mark ausgesetzt. Die Ent­scheidung über die Verteilung der Belohnung trifft der Poli­zeikommissar unter Ausschluß des Rechtswegs. Sachdienliche Mitteilungen, die ans Wunsch vertraulich behandelt werden, werden bei der Kriminalpolizei Stuttgart, Büchsenstraße 37, Zimmer 71 entgegengenommen.

Stuttgart. (Beweisaufnahme im Schloßbrand-Prozeß.) Im Schloßbrand-Prozeß des Bautechnikers Raff gegen die Stadt Stuttgart fand am Mittwoch die erste gerichtliche Be­weisaufnahme statt. Elf Zeugen wurden vernommen. Die Beweisaufnahme brachte eine Rechtfertigung der städt. Feuer­wehr. Die Zeugen bekundeten, daß die Räumung der gefähr­deten Wohnung erst veranlaßt wurde, als höchste Gefahr im Verzüge war. Die Maßnahmen des Leiters der Feuerwache II, Brandoberiugenieur Hammerstcin, waren auf keinen Fall ver­früht. Neuer Termin wurde aus 4. April bestimmt.

Stuttgart. (40 Ruudreisemöglichkeiten in Württemberg 25 Prozent Ermäßigung.) Die Reichsbahndirektion Stuttgart teilt mit: Zu den am 15. Januar d. I. für Winterreifen eiugeführten neun Rundreisekarten der RBDSt. werden vom i; April d. I. an weitere 31 Rundreisekarten für Rundreisen in Württemberg ansgegeben, sodatz nunmehr 40 Rundreise- möglichkeitcn in Württemberg bestehen, die teilweise in ba­disches und bayerisches Gebiet übergreifen. Die Karten, nur für bestimmte Rundreisen ansgegeben, enthalten eine 25pro- zentige Fahrpreisermäßigung und gelten je nach der Strecken­länge 1530 Tage lang mit beliebiger Fahrtunterbrechung. Die Karten sind nur ans einer beschränkten Zahl größerer Bahnhöfe fest aufgelegt, können aber durch jeden anderen größeren Bahnhof bestellt werden. Nähere Auskünfte erteilen die Aus'kunftsstelleu, Fahrkartenausgaben und Reisebüros.

Stuttgart. (Die große Hundeausstellung in Stuttgart.) Das Interesse für die große Hundeausstellung in Stuttgart am 9. April in der Gewerbehalle ist außerordentlich rege. So hat Reichspräsident von Hindcnburg einen Ehrenpreis über­senden lassen, der an die beste Zuchtgrnppe der Ausstellung mindestens drei Hunde der gleichen Rasse eines Züchters fallen wird. Außerdem hat sich die württ. Regierung mit namhaften Preisen an der Ausstellung beteiligt, desgleichen die Stadt Stuttgart, das Polizeipräsidium Stuttgart und die württ. Landwirtschaftskammcr. Zur Verteilung kommt ferner die Anwartschaft zum Internationalen Schönheits-Champio­nat für alle Rassen. Trotz der Not der Zeit und der höhen Hundesteuer rechnen die beteiligten Kreise mit einer Beschick­ung von 600 Hunden aller Rassen. Das Ausland scheint ebenfalls lebhaftes Interesse für die Ausstellung zu haben. Der Prospekt der Ausstellung ist erschienen und kann von der Geschäftsstelle des Bundes württ. khnologischer Vereine Stutt­gart, Urbanstraße 45/1, Fernsprecher 28919 bezogen werden.

Stuttgart. (Zu der falschen Hundesteuerpolitik der Ge­meinden.) Der Bund württembergischer khnologischer Vereine schreibt: Daß die behördliche Hundcstenerpolitik der letzten Jahre gerade das Gegenteil von dem, was damit erreicht wer­den sollte, hcrbeisühren würde, haben sämtliche khuologischen Vereinigungen und Stellen voransgesagt. Genützt hat es durchweg nichts, und so mußte diese Politik erst durch Zahlen ad absurdum geführt werden. Symptomatisch hierfür die Bi­lanz aus einer kleinen Stadt: Fulda, in der am 12. Februar 1933 der Magistrat die Steuer für den ersten Hund von 43 Mk. ans 25 Mk. ermäßigt hat, weil die Zahl der zu versteuernden Hunde von 750 auf 325, also auf weniger als die Hälfte, znrück- gegangen ist! Ein durchaus anerkennenswerter Schritt und wir hören ja auch schon häufiger erfreulicherweise vou ähn­lichen Entschlüssen aus anderen Stadt- und Landüezirken aber mußte es wirklich erst soweit kommen? Mußten Hunde­haltung und Hundcsport. die neben der ideellen Existenzberech­tigung ihre wirtschaftliche Bedeutung längst nachgewiesen Haben, erst derartig dezimiert werden, bis man das einsah. was wir von Anfang an voransgesehen haben? Wird die Stadt Stuttgart bald die richtigen Konsequenzen ziehen?

Neckarsulm. (Betriebrätewahl Lei NSU.) Die Betriebs- rätewahl bei NSU. hatte folgendes Ergebnis: Liste 1 Freie Gewerkschaften 340 Stimmen und 6 Bctriebsratsmitglieder, Liste 2 Christliche Gewerkschaften 81 Stimmen und ein Be­triebsratsmitglied, Liste 3 Gewerkschaftsopposition 24 Stimmen und kein Sitz (bisher ein Sitz), Nationalsozialisten 53 Stimmen und ein Sitz (bisher kein Sitz). Die Angestelltenwahlen hatten nachstehendes Ergebnis: Liste 1 Afa (freie Gewerkschaften) 22 Stimmen und ein Sitz (bisher 3), Liste 2 Gedag (Christl. Ge­werkschaften) 118 Stimmen und 5 Sitze (bisher 3).

Heilbronn. (Die Waldheide in Brand.) Durch das un­achtsame Wegwcrfen eines brennenden Streichholzes geriet am Dienstag nachmittag ein Drittel der Waldheidc, etwa drei Hektar, in Brand. Das Feuer konnte aber durch junge Leute, die dort oben Fußball spielten, durch Ersticken mittels Tannen­wedel gelöscht werden, ehe die vom Jägerhaus telephonisch herbeigerufene Motorspritze in Tätigkeit zu treten brauchte. Auch eine in den nahen Schießständen übende SA.-Formation, die auf einem Ueberfallauto anrückte, brauchte nicht mehr an den Löscharbeiten teilzunehmen. Durch das rasche und ener­gische Eingreifen der jungen Leute, unterstützt von einem her­beigeeilten Weinsberger Forstbeamten, wurde es in letzter Minute verhütet, daß der Heidebrand ans eine Schonung Übergriff.

Heilbronn. (Haussuchungen beim Reichsbanner.) Der Polizeibericht meldet: In Ausführung der Anordnung des Polizeikommissars für Württemberg wurden am Mittwoch bei den Funktionären des Reichsbanners und der Eisernen Front Haussuchungen durchgcführt und einzelne derselben in Schutz- Haft genommen. Im Rahmen dieser Ermittlungen wurden bei einem hiesigen Weinhändler 4 Karabiner beschlagnahmt. Es wurden Führer und andere Funktionäre des Reichsbanners sowohl hier als in Bückingen, Neckargartach und weiteren Ort­schaften in Schutzhaft genommen, so auch der Führer der hie­sigen Ortsgruppe, Holzwarth, ferner bekannte Funktionäre aus den Nachbargemeiuden.

Ein Staatskommissar beim Bürgermeisteramt in Stuttgart

Stuttgart, 16 . März. Innenminister Murr bat das Bürgermeisteramt Stuttgart benachrichtigt, daß die Zeitbcr- hiiltnisse ihn zwingen, die Verwaltung der Landeshauptstadt kommrffarisch in die eigene Hand zu nehmen. Er hat als Staatskommissar beim Bürgermeisteramt Stuttgart den natio­nalsozialistischen Stadtrat Dr. Karl Strölin bestellt. Wie ver­lautet, bleibt Oberbürgermeister Dr. Lautenschlager weiter im Amt.

Begrüßung der Beamte» des Staatsmiuisteriums

Stuttgart, 16. März. Von zuständiger Seite wird mit­geteilt: Der neue württembergische Staatspräsident, der heute sein Amt übernommen hatte, empfing nachmittags um 3 Uhr die Beamten des Staatsministeriums zur Begrüßung. Nach­dem Staatsrat Dr. Hegelmaier die einzelnen Beamten vor­gestellt hatte, richtete der neue Staatspräsident an die versam­melten Beamten eine kurze Ansprache. Er wies darauf hin, daß sich auf Grund des Volkswillens vom 5. März eine Um­wälzung im deutschen Volke vollzogen habe, die nur mit den größten Umwälzungen in der deutschen Geschichte vergleichbar sei und das wiedergutmachen solle, was der 9. November 1918 verdorben habe. Die Beamten des Staatsministeriums hätten bisher schon ihre Dienste dem Vaterland und Volk znr Ver­fügung gestellt. Er erwarte, daß das auch in Zukunft der Fall sein werde. Sowohl er selbst wie auch seine Bewegung ständen ans dem Standpunkt der Erhaltung des Berufsbeamtentums. Ihr Ziel sei ein Berufsbeamtentum, wie es dem guten Ruf des deutschen Berufsbeamtentums entspreche. Die Beamten müß­ten sich als Vertraueusperson sowohl des Volkes als auch der Staatsleituug betrachten, der sie unterstellt seien. Nur so werde das Beamtentum seine hohen Pflichten zum Wähle des ganzen Volkes erfüllen können. In diesem Sinne wünsche er mit den Beamten zusammen zu arbeiten. Staatsrat Dr. Hegel­maier dankte dem Staatspräsidenten für die freundlichen Worte der Begrüßung. Der Staatspräsident dürfe überzeugt sein, daß die Beamten mit voller Hingabe und Pflichttreue ihres Amtes walten werden. Die Beamten des Staatsministe­riums seien sich bewußt, daß sie ihr Amt in der Zentralstelle der Landesregierung mit besonderer Sorgsamkeit zu verwalten hätten. Im Namen aller Beamten dürfe er die Versicherung geben, daß sie sich alle Mühe geben werden, das Vertrauen des neuen Staatspräsidenten zu verdienen. Die Beamten des Staatsministeriums freuen sich ganz besonders, daß dem Lande Württemberg eine Staatsrcgierung und das hohe Amt des Staatspräsidenten erhalten geblieben sei. Im Namen aller Beamten übermittle er dem neuen Staatspräsidenten den Wunsch auf eine glückliche und erfolgreiche Arbeit zum Wohle unseres geliebten Landes Württemberg und eines starken Deutschen Reiches.

Weitere Derhaftunge»

Stuttgart, 16. März. Die Bekämpfung der Kommunisti­schen Bewegung, des Reichsbanners und der Eisernen Front ist immer noch im Gange. Wie derNS.-Kurier" berichtet, wurden in der Nacht von Mittwoch aus Donnerstag sämtliche Waldheime der roten Parteien besetzt und durchsucht. Um­fangreiches Material wurde beschlagnahmt. Die Untersuchung verlies ohne jeden Zwischenfall. Ferner sind noch folgende Einzelheiten zu berichten: In Eltin gen, OA. Leonberg, wurden 13 Kommunisten verhaftet, in Mönsheim 5 Kom­munisten und Sozialdemokraten. Haussuchungen bei Funktio­nären des Reichsbanners und der Eisernen Front ergaben in Heilbronn die Beschlagnahme von einer Pistole, 2 Revol­vern, 30 Schuß Munition, einer englischen Handgranate und 2 Seitengewehren. In. Güglingen, OA. Brackenheim, wurden 5 Angehörige des Reichsbanners in Schutzhaft genom­men, auch wurde Aktenmaterial beschlagnahmt; Waffen wur­den nicht vorgefunden. In Pforzheim wurden gestern 30 Wohnungen von Kommunisten durchsucht. Es wurden Stich- und Schußwaffen vorgefunden und beschlagnahmt, desgleichen Druckschriften. Eine Person wurde wegen Beleidigung des Reichskanzlers festgenommen. Zwei flüchtige Kommunisten konnten ermittelt und sestgenommen werden. In Degerloch wurden am Samstag 8 Kommunisten, am Montag und Diens­tag je ein weiterer verhaftet und an die Konzentrationslager Rottenburg, Münsingen oder Ulm eingelieiert. In Kirch- Heim-Teck wurde das Vermögen der Turngemeinde be­schlagnahmt. In mehreren Gemeinden des Bezirks Heiden- heim wurden Lei Funktionären des Reichsbanners und der Eisernen Front Haussuchungen vorgenommen. In Giengen wurden die Kasse und die Uniformen des Reichsbanners be­schlagnahmt.

Schulfeiern am 18. Mürz 1933

Stuttgart, 16. März. Der erste Erlaß des neuen Kult­ministers Mergenthaler lautet: Zur Feier der nationalen Er­hebung wird folgendes bestimmt: 1. In allen dem Kultmini­sterium unterstellten Schulen sind am Samstag, den 18. März 1933, Schulfeiern der nationalen Erhebung (für alle Klassen gemeinsam) zu veranstalten, deren Ausgestaltung im einzelnen den Schulen überlassen bleibt. An diesen Feiern haben alle Lehrer und Schüler teilzunehmen. Im übrigen ist der Tag schulfrei. 2. Schüler, die Mitglieder nationaler Jugendver­bände sind (z. B. Hitlerjugend, Nationalsozialistischer Schüler­bund, Jung-Stahlhelm) dürfen zu dieser Feier in Uniform erscheinen. 3. Die Schulhänscr sind an diesem Tage nach dem Flaggenerlaß des Reichspräsidenten vom 12. März 1933 mit der Fahne Schwarz-Weiß-Rot und der Hakenkreuzfahne zu beflaggen. Wo solche Fahnen nicht vorhanden sind, haben sich die Schulen mit den nationalen Verbänden in Verbindung zu setzen.

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Stuttgart, 16. März. (Schlachtviehmarkt.) Dem Donnerstag- morkt am städt. Vieh- und Schlachthof wurden zugeführt: 4 Ochsen, 4 Bullen, 9 Iungbullen, 16 Kühe, 14 Rinder, 164 Kälber, 198 Schweine, alles verkauft. Erlös aus je 1 Zentner Lebendgewicht: Ochsen, Bullen, Kühe, Rinder, Kälber k 3943 (letzter Markt: unv.), c 3538 (unv.), ck 3234 (3134), Schweine -> fette über 300 Pfd. 40 (unv.), b vollfleischige von 240300 Pfd. 3940 (unv), c von 200240 Pfd. 38-39 (unv.), ck von 160-200 Pfd. 3638 (unv ), Sauen M. Marktoerlauf: Großvieh nicht notiert wegen geringer Zufuhr, Kälber mäßig, Schweine langsam.

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Berlin, 16. März. Wie wir erfahren, ist der Sozialdemokratische Pressedienst mit sofortiger Wirkung auf 14 Tage verboten worden.

Fünf Unterkommiffare für Württemberg

Der Polizeikommissar für-das Land Württemberg, von Jagow, ibt folgenden Erlaß bekannt: Als meine Unterkommissare für das and Württemberg, insbesondere zur Durchführung des Runderlasses stressend Wafseneinzug vom 16. 3. ds. Zs. Rr. P. A. 2801/193 be­eile ich mit sofortiger 'Wirkung: Oberführer Gottlob Ber er. Ober- ihrer Christoph Diehm, Standartenführer Robert Zeller, Standarten- ihrer Otto von Haldenwang, Sturmbannführer Hermann Berchthold.

Lötzen (Ostpreußen), 16. März. Von offenbar linksradikalen Elementen wurde Donnerstag abend ein Bombenanschlag auf das Gebäude der Lötzener Vereinsbank verübt. Das große Portal des am Marktplatz gelegenen Hauses wurde vollkommen zertrümmert. Auch im Innern des Hauses wurde großer Schaden angerichtet. Der ganze Marktplatz wurde sofort von Polizei, Hilfspolizei und einer Abteilung Reichswehr abgesperrt; die anliegenden Häuser werden einzeln bewacht und genauer Kontrolle unterzogen. Unmittelbar neben der Vercinsbank liegt das Berlagsgebäude der national eingestellten Lötzener Zeitung.