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Reuenbürg. Gemeinderatssitzung am 14. März. Ober­lehrer Stolz hat der Stadtverwaltung mitgeteilt, daß er seine Dienstwohnung im zweiten Stock des alten Schulhauses auf Mitte Mai ds. Js. aufzugeben gedenke. Um die Räume dieser Wohnung zu Schulzwecken verwenden zu können, beschließt der Gemeinderat, den evangelischen Oberschulrat zu bitten, sich damit einverstanden zu erklären, daß die Wohnung als Lehrerdienstwohnung aufgegeben wird.

Der Ziegenbockhalter Heinrich Müller hat das Gesuch ge­stellt, ihn von dem noch ein Jahr laufenden Ziegenbock- haltun gsv ertrag schon jetzt zu entbinden. Der Ge­meinderat ist geneigt, diesem Gesuch zu entsprechen unter der Voraussetzung, daß sich ein anderer geeigneter Bockhalter fin­det. Allsschreiben soll erfolgen.

Das Stadtbanamt hat die Pläne für eine Enzverbes- sernng von d e r A u s m ü n d n n g des Unterkanals der Bügeleisenfabrik bis zum Brun neu weg links und rechts der Enz ausgearbeitet. Diese Pläne werden heute im Gemeindcrat erläutert und finden Anerken­nung und Billigung. Die Kosten betragen nach dem Voran­schlag 231000 RM. Vom Gemeinderat wird beschlossen, die Pläne der Ministerialabteilung für den Straßen- und Wasser­bau mit der Bitte um Begutachtung und Aeußernng darüber zu übersenden, welcher Staatsbeitrag zu dem Werk erwartet werden kann. Nach Vorlicgen dieser Unterlagen wird sich dann der Gemeinderat entscheiden, ob es möglich ist, die Sache dnrchzuführen und in welcher Weise.

Auf Grund einer Anfrage aus der Mitte des Gemeinde­rats wurde die Stadtpflege beauftragt, die Bäderpreise vom Schulhaus durchznprüfcn und evtl, eine Herabsetzung vor­zuschlagen.

Nachdem noch einige andere Angelegenheiten erledigt, wurde die Sitzung um 9>L Uhr geschlossen. K.

Berichtigung. Das für nächsten Sonntag angesagte Kir­chenkonzert der Kirchenchöre Neuenbürg und Wildbad muß besonderer Umstände halber bis ans weiteres verschoben werden.

(Wetterbericht.) Der Hochdruck über dem Festland hat sich abgeschwächt. Für Freitag und Samstag ist aber immer noch vorwiegend trockenes, wenn auch zeitweilig bedeck­tes Wetter zu erwarten.

Birkenfeld, 15. März. (Aus dem Gemeinderat.) Das Ge­such der Gemeindearbciter um Erhöhung ihres Stnndenlohnes von 50 auf 60 Pfg. wird vom Gemeinderat ans finanziellen Gründen einstimmig abgelehnt. Der Vorsitzende berichtet sodann über das Gutachten des Sachverständigen Herrn Ober­baurat Groß aus Stuttgart über unsere Wasserversorgung. Zur Durchführung der Kanalisierung des Kirchwegs waren Verträge notwendig mit der Reichsbahn wegen Erlaubnis zum Steinbrechen und mit der Firma Käser wegen Lagerung des überflüssigen Stein- und Erdmaterials. Die Verträge wurden vom Gemeinderat genehmigt. Aus der Mitte des Gemeinderats wird der Wunsch ausgesprochen, darauf hinzu­wirken, daß die Kinder nach dem Betglockläuten sich nicht mehr auf der Straße tummeln sollten, Eltern, Lehrerschaft und Polizei müssen hier Zusammenwirken, um diesen Mißstand zu beheben, auch wird das unnötige Herumstehen junger Leute auf öffentlichen Wegen und Plätzen bis spät in die Nacht hin­ein beanstandet, da damit sehr oft ein ruhcstörender Lärm verbunden ist und die Einwohnerschaft dadurch in ihrer Nacht­ruhe gestört wird. Der Gemeinderat gibt seine Zustimmung zur Erlassung einer ortspolizcilichen Vorschrift auf Grund der entsprechend gegen diesen Mißstand vorgegangen werden kann. Die Bettlermarken werden in den nächsten Tagen ins Haus gebracht oder können, soweit dies nicht geschieht, ans der Polizeiwache abgeholt werden. Arbeits- und Fürsorge­gesuche bildeten den Schluß der Verhandlungen in nichtöffent­licher Sitzung.

Herrenalb. Gemeinderatssitzung am 14. März 1933. Eine nochmalige Neberprüfung des Stadtpflegehaushalts für das Rechnungsjahr 1932 führt zu dem Ergebnis, daß eine Reihe im Voranschlag vorgesehener Aufgaben unausgeführt bleiben muß, da die Deckungsmittel nicht vorhanden sind und eine Erhöhung der Gemeindeumlage nicht in Frage kommen kann.

Der Antrag auf Ermäßigung der Gebühren für Schlacht­vieh- und Fleischbeschau sowie Trichinenschau wird zurück­gestellt. Nach Rechnungsabschluß ist zu untersuchen, ob und event. welcher Betrag einem Fond für die Erstellung eines Schlachthauses zugewiesen werden kann.

Das Pachtverhältnis für den Restanrationsbetrieb vom Freischwimmbad ist abgelaufen. Der Gemeinderat ist mit einer Verlängerung der Pachtdauer einverstanden, vorausgesetzt, daß die bisherigen Pächter ihr Pachtangebot entsprechend er­höhen.

August Wick, Farrenhalter, erhält die Erlaubnis, seinen dreijährigen Farren dem Verkauf auszusetzen.

Ein Gesuch um Gewährung eines Darlehens zwecks Ab­wendung einer Zwangsvollstreckung wird aus Konseguenz- gründen abschlägig beschicken.

Die Saisonreklame 1933 wird der Firma Rudolf Mosse Annoncenexpedition, Stuttgart zur Ausführung übertragen.

Der Gemeinderat nimmt davon Kenntnis, daß für die Badmeisterstelle am Freischwimmbad eine Bewerbung aus dem Kreise der Versorgnngsanwärter eingelaufen ist.

Der der Stadtgemeinde zugeteilte Reichszuschuß zur In­standsetzung von Wohngebäuden wird nach der Reihenfolge der Antragstellung für Jnstandsetzungsarbeiten zugeteilt.

Zum Schluß der Sitzung beschäftigte den Gemeinderat noch die Frage der Auslichtnng des Kurparks. Man einigte sich auf eine Kommission, die die Frage unter Zuziehung eines Sachverständigen für Parkanlagen lösen soll.

-ü- Herrenalb, 14. März. Zur Feier des 70. Geburtstags unseres Dichters Richard Zoozmann gab zuerst der Rundfunk den Hinweis auf das weitgreifende Lebenswerk des großen Dante-Uebersetzers, Lyrikers und Jugendschriftstellers. Die Stadtgemeinde Herrenalb schloß sich dieser Ehrung an. Bür­germeister Grüb überbrachke dem Jubilar persönlich im Sonnenhause" die Glückwünsche der Gemeindevertretung und Mgleich deren Absicht, auf dem Maienberggelände unweit des Dichterheims einen laufenden Brunnen zu errichten, der den Namen Richard-Zoozmann-Brunnen tragen solle. Freudig bewegt dankte der Dichter.

Darf mau auf Katze« schieße«?

Es war geradezu ein sittliches Gebot, eine Katze zu töten, die jede Nacht ans Haus kam und derart schrie, daß sie auch herabsausende Kartoffeln, Steine und Holzklötze nicht in ihrem weiteren Konzert störten" meinte der Angeklagte. Aber schon in der nächsten Nacht konzertierte die Katze wieder und da traf sie das tödliche Blei aus dem Gewehr eines im Hause wohnenden Jägers. Fortan konnte nachts das Kind des ge­plagten Vaters wieder ruhig schlafen. Aber der Papa wurde wegen Uebertretung zu drei Mark Geldstrafe verurteilt, weil man an bewohnten Orten nicht schießen darf. Er berief sich darauf, daß er aus einem Notstand heraus gehandelt habe; aber der Richter sagte, die Verkeidignng gehe fehl; die Katze könne nicht anhaltend so durchdringend geschrien haben, daß ^ geradezu ein sittliches Gebot war, die Katze zu erschießen. Auf die Revision des Angeklagten hob der Strafsenat des Ober- landesgerichts das Urteil auf und verwies den Fall an die Vorinstanz, das Amtsgericht in Frankfurt am Main, zurück, oa me seitherige Beweisaufnahme unzulänglich erschien. -

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Stuttgart. (Unterkommissar für die Oberämter Balingen, Horb, Oberndorf, Rottweil, Spaichingen, Sulz und Tuttlin­gen.) Vom Polizeikommissar für das Land Württemberg wird mitgeteilt: Auf Grund der Ztz 1 und 2 der Verordnung des Reichspräsidenten znm Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 ist bis auf weiteres Amtsrichter Dr. Mattheiß in Oberndorf als Unterkommissar zur besonderen Verwendung für die Obcrämtcr Balingen. Horb, Oberndorf, Rottweil, Spai­chingen, Sulz und Tuttlingen bestellt worden. Er untersteht dem Polizeikommissar für das Land Württemberg unmittelbar und hat die notwendigen Maßnahmen im Rahmen der Zu­ständigkeit des Polizeikommissars für das Land Württemberg im Benehmen mit den Landräten zu treffen. Die SS-- und SA.-Führer und -Formationen haben den Weisungen des Un­terkommissars unbediügt Folge zu leisten.

Stuttgart. (Rund 500 Kommunisten verhaftet.) In ganz Württemberg einschließlich Stuttgart wurden rund 500 Per­sonen in Schutzhaft genommen. Eine genaue Zusammenstel­lung der Polizei liegt noch nicht vor. Die Zahl der Ver­hafteten sind ans die verschiedenen Anstalten des ganzen Lan­des verteilt. Wahrscheinlich werden sie dann in Konzentra­tionslager nntergebracht, wo sie, statt das deutsche Volk zu verhetzen, wieder arbeiten lernen müssen.

Stuttgart. (Reparatnrznschüsse.) Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Nach der Verordnung des Reichspräsidenten über die Ueberuahme von Reichsbürgschaften für Jnstand- setzungs- und Umbauarbeiten und über die Instandsetzung von landwirtschaftlichen Wirtschaftsgebäuden vom W. Februar 1933 dürfen Jnstandsctzungszufchüsse auch für landwirtschaftliche Wirtschaftsgebäude gegeben werden. Die hieführ vom Reichs- arbcitsminister erlassenen Bestimmungen vom 17. September 1932/24. Januar 1933 wurden daher entsprechend geändert und im amtlichen Teil des Staatsanzeigers bekannt gegeben. Eine größere praktische Bedeutung dürfte aber der getroffenen An­ordnung zur Zeit nicht zukommen, nachdem die Mittel auch des zweiten Abschnittes der Reichszuschüsse znm größten Teil schon begeben sind und von vornherein dem vorhandenen Be­darf nicht entfernt genügt haben.

Stuttgart. (Für Besteuerung der Warenhäuser.) Die Ab­geordneten Dr. Schott. Dr. Wider und Hirzel der Deutsch­nationalen Bolkspartei im Württ. Landtag haben folgende Anfrage an das Württ. Staatsministerium gerichtet: Am 1. April 1933 läuft das Realsteuer-Sperrgesetz ab, das bisher verhinderte, in wirksamer Weise die zum Schutz des Mittel­standes erforderlichen Sonderzuschläge zur Gewerbesteuer für Warenhäuser. Einheitspreis- und Großhandelsgeschäfte zu er­heben. Wir fragen an, ob das Staatsministerium beabsichtigt, baldigst die nunmehr gebotenen Möglichkeiten restlos auszu­nützen.

Jlsfeld, OA. Besigheim. (Antozusammenstotz mit der Bott- warbahn.) Infolge des dichten Nehels fuhr ein von Heilbronn kommendes^ mit zwei Personen besetztes Auto auf den fahr­planmäßig 7.55 Uhr hier eintreffenden Zug von Heilbronn am Bahnhofübergang auf und wurde von der Maschine einige Meter weit geschleift. Das Auto wurde stark demoliert, die Insassen kamen wie durch ein Wunder ohne nennenswerten Schaden davon. Dieser Unfall zeigt wieder deutlich, daß auch bei den Schmalspurbahnen an den Uebergängen innerhalh Ortsetters unbedingt Schranken anzubringen sind, zumal der heutige Verkehr nicht mehr zu vergleichen ist mit der Zeit und dem Verkehr, als die Bahn gebaut wurde.

Tübingen. (Neunjähriger Lebensretter.) Der Polizei- Lericht meldet: Am 8. März fiel beim städtischen Boots­anlageplatz an der Wöhrdstraße während des Spiels ein 6jähriger Knabe in den Neckar. Er wurde, während die übrigen Spielkameraden davonliefen, von dem neunjährigen Ludwig Maier, Sohn des Bahnarbeiters Karl Maier, heraus­gezogen und vom sicheren Tode des Ertrinkens gerettet.

Göppingen. (Schützenverein polizeilich aufgelöst.) Im Verfolg des Verbots des Reichsbanners und der Eisernen Front wurde am Dienstag nachmittag der beiden Organisa­tionen angeschlossene KleinkaliberschützenvereinRepublik" aufgelöst. Die ln den Ergeschoßräumen des Gasthofes zum Stadtgarten" untergebracht gewesenen Schießbahnen wurden durch die Polizei unöranchbar gemacht und das Vorgefundene Material sowie die Gewehre beschlagnahmt.

Ulm. (Versuchter Mord.) Der 27 Jahre alte ledige Dienst­knecht Hermann Ulmer von Staffelberg, Gemeinde Ehingen, hatte sich wegen versuchten Mords zu verantworten. Der An­geklagte hatte eine Braut, die durch ihn schon Mutter ist und mit der er dieses Jahr Hochzeit feiern wollte. Er machte aber Extratouren, indem er sich nachts an die 18 Jahre alte Magd vom Jägerhof heranmachte und diese öfter besuchte, indem er durch das Fenster einstieg. Das Mädchen, das einen über­aus guten Ruf hat, verdat sich derartige Besuche. Der An­geklagte kam aber bald wieder und überfiel im Schlaf das Mädchen, das sich in seiner Schlaftrunkenheit nicht sofort energisch genug wehren konnte. Er erreichte, daß das Mäd­chen unglücklich wurde und der Geburt eines Kindes ent­gegensetzen muß. Als der Angeklagte darüber Sicherheit hatte, trat er mit Abtreibnngsgedanken an das Mädchen heran, das aber davon nichts wollte. Nun wollte er das Mädchen beiseite schaffen, denn seine Braut sollte von diesem Verhältnis nichts erfahren. Am 6. Dezember besuchte der Angeklagte mehrere Wirtschaften in Ehingen und machte nachts gegen 12 Uhr den dritten Besuch bei dem Mädchen in dessen Kammer. Er stürzte sich auf das Mädchen und würgte es so stark am Hals, daß hlutunterlaufene Stellen entstanden. Das Mädchen konnte noch schwach um Hilfe schreien, was den Angeklagten veranlaßte, von dem Mädchen abzulassen. Der Angeklagte gibt die Tat zu, will aber betrunken und seiner Sinne nicht mehr mächtig gewesen sein. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu fünf Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust.

Neuenstadt, OA. Neckarsulm. (Hindenburg und Hitler Ehrenbürger.) Der Stadtrat hat in feierlicher Sitzung ein­stimmig beschlossen, den Reichspräsidenten von Hindenburg und den Reichskanzler Adolf Hitler zum Ehrenbürger zu ernen­nen. Die Hauptstraße wird künftigAdolf-Hitler-Straße", der äußere MarktplatzHindcnburgplatz" heißen.

Hall-Stembach. (Im Spiel zu Tode gekommen.) Das sechsjährige Töchterchen des Kaufmanns Huttenlau in Stein­bach, das sich mit anderen Kindern unter Singen und Lachen auf den Anhänger desDr. Oetker-Reklameauto" begeben hatte, kam, als die Kinder auf der bergigen Strecke nach Hessental von dem langsam fahrenden Auto 'absprangen, unter ein Hinterrad. Es wurde ihm der Kopf zerquetscht, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt. Die Polizei war sofort zur Stelle.

Zur Reform der Nufallverficheruug

Stuttgart, 15. März. Der Verband württ. Gewerbe­vereine und Handwerkervereinignngen macht auf folgendes aufmerksam: Die Beitragssätze zu den Berufsgenossenschaften haben in den letzten Jahren eine dauernde Steigerung er­fahren. Es ist damit zu rechnen, daß auch die neuen Veran- tagungsbescheide, die in nächster Zeit Hinausgehen werden, im Durchschnitt eine abermalige Erhöhung um 100 Prozent erfahren. Eine solche erneute Belastung bleibt für viele Be­triebe einfach untragbar. Auch eine ratenweise Begleichung der Beiträge kann die vorliegenden Schwierigkeiten nicht be­seitigen. Helfen kann nur die Bereitstellung von Reichszu­

schüssen oder Darlehen, die im Laufe der Jahre wieder zur Abdeckung gelangen. Auf diese Weise sollten die Beiträge auf einen nicht mehr zu überschreitenden Höchstsatz gesenkt werden. Der Reichsverband des deutschen Handwerks hat im Sinne dieser Ausführungen erneut die Fühlungnahme mit dem Reichsarbeitsminister ausgenommen.

Generaldirektor Schapiro verhaftet

Im Verlauf einer staatsanwaltschaftlichen Untersuchung gegen die Direktion der in Konkurs geratenen Gesellschaft Neue Boden AG. in Berlin ist der Generaldirektor Jakob Schapiro und sein Schwager Dr. Markus Sakin unter dem Verdacht der Untreue und der Bilanzverschleierung festgenom­men worden. Beide beabsichtigten, nach Frankreich zu flüchten, und waren schon im Besitz der Auslandspässe und Visen. Be­kanntlich hat Jakob Schapiro auch einmal als Beherrscher der NSU. Vereinigte Fahrzeugwerke AG. in Neckarsulm eine Rolle gespielt, deren Aktien in württembergischen Kleinaktionär­kreisen sehr stark placiert waren und hat auch ohne Erfolg ver­sucht, die Majorität bei der Daimler-Benz AG. zu erlangen. Wie weiter Üekannt wird, soll gegen Jakob Schapiro auch wegen der Vorgänge bei NSU. in den Jahren 1927 und 1928 eine Voruntersuchung anhängig sein.

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Pforzheim, 15. März. Gestern nacht um 2 Uhr wurde eine im Stadtteil Brötzingen gelegene Wohnung polizeilich durch­sucht. Hierbei wurden kommunistische Flugblätter und ein Druckapparat gefunden und beschlagnahmt. Zwölf Personen

Angehörige und Parteigänger der Kommunistischen Partei

die sich hei einer Zusammenkunft in der Wohnung auf­hielten, wurden in Schutzhaft genommen.

Karlsruhe, 14. März. Heute abend 7 Uhr ist hinter dem Städt. Friedhof das Privatflugzeug O 2232 abgestürzt, das die AufschriftWilli Rosenfeld, Stuttgart" trägt. Die beiden Insassen wurden leichtverletzt ins Krankenhaus gebracht. Der Apparat ist völlig zertrümmert.

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Stuttgart, 15. März. (Wieder höhere Forsteinnahmen.) Infolge der Steigerung der Holzpreise verzeichnet der württ. Etatentwurf für 1933 seit verschiedenenen Jahren zum ersten Mal wieder eine Steige­rung der Einnahmen aus den Etaatswaldungen. Der Holzertrag ist in dem neuen Etat auf 13 Millionen angesetzt gegenüber 10,9 Mil­lionen im Vorjahr. Der Mehrertrag beträgt demnach 2,1 Millionen. Die nachhaltig erhebbare jährliche'Nutzung wurde entsprechend dem nunmehrigen Stand der Wirtschaftspläne mit 1 100 000 Fm. veran­schlagt. Der Fm.-Durchschnittspreis kann »ach den Erlässen der letz­ten Zeit mit 11 Mk. angenommen werden. Um nun aber alles Mög­liche zur Vermeidung eines Abmangels im Staatshaushalt zu tun, war es nach den dem Etat beigegebenen Erläuterungen erforderlich, den Restbestand des Forstreservefonds (Stand aus 31. März 1932 996 912 RM.) einzuwerfen. Dadurch errechnet sich ein Fm.-Durch- schnittspreis von 11.80 Mk. So ergibt sich ein Erlös von rund 13 Millionen.

Ludwigsburg. 15. März. (Der Ludwigsburger Pferdemarkt.) Der Ludwigsburger Pferdemarkt wies wieder einen sehr guten Besuch auf. Der erste Tag des Marktes diente beinahe ausschließlich rein geschäftlichen Zwecken: Beginn des Pferdemarkts und Hundemarkts und Eröffnung der Ausstellung. Am zweiten Markttag war vormit­tags der Preiswettbewerb der Pferde, Gespanne und Reiter. Die prächtigen Zuchthengste der Pferdezuchtvereine wurden mittags beim Festzug vorgefllhrt. Die Veranstaltung auf dem kleinen Exerzierplatz, die anschließend an den Festzug immer abgehalten wird, wies Heuer ein größeres Programm auf. Die Ludwigsburger Truppenteile und die ländlichen Reitervereine zeigten abwechslungsreiche und mit viel Beifall aufgenommene Vorführungen. Auch am zweiten Tag ver­lief der Markt noch zufriedenstellend. Für schwere Pferde zahlte man 10001200, für mittelschwere 8001000, für leichtere 50t bis 800, geringere Arbeitspferde erhielt man schon für 200300 Mark.

Danzig, 15. März. Die Lage auf der Westerplatte hat sich bis heute abend nicht geändert. Der polnische Transportdampfer liegt noch im Hafen. Auch ist nicht beobachtet worden, daß die polnischen Truppen Verstärkungen die Westerplatte verlassen haben.

Nashville, 15. März. Der gestrige Tornado in Tenncssi hat ins­gesamt 36 Todesopfer gefordert, lieber 200 Personen wurden verletzt. Mehrere kleine Orte wurden zerstört.

Hamburg, 15. März. Generalmajor a. D. Freiherr Karl von Schönaich, der durch seine pazifistische Tätigkeit bekanntgeworden ist, ist in der vergangenen Nacht aus seinem Besitztum in Rheinfeld bei Bad Oldesloe durch ein größeres Aufgebot preußischer Polizei in Schutzhaft genommen worden.

Der bayerische Staatskommiffar Waguer über die Gewerkschaften

München, 15. März. (Eig. Meid.) Der Kommissar für das bayerische Staatsministerium des Innern, Wagner, er­klärte in einer Unterredung mit einem Mitglied der Schrift­leitung desVölkischen Beobachter" zur Frage der Gewerk­schaften n. a.: Die Angriffe der Bevölkerung auf verschiedene Gewerkschaftshäuser sind zweifellos nur deshalb geschehen, weil bedauerlicherweise die Gewerkschaftshäuser nicht mehr Dienst­stellen waren zur Wahrung der wirtschaftlichen Interessen, sondern zum Teil als Politische Zentralstellen marxistischer Or­ganisationen benutzt wurden. Ich sehe den Grund vor allem auch darin, weil im Laufe der Jahre die nationalsozialistischen Arbeiter mit allen Mitteln ans den Gewerkschaften Vertrieben worden sind. Ich betone ausdrücklich, daß die Arbeiterorgani­sationen nicht gestört werden sollen und ich hoffe, daß die Arbeit in den Dienststellen der Gewerkschaften bald wieder aufgenommen werden kann. Ich werde die Gewerkschaften schützen und werde dafür sorgen, daß keine Uebergriffe mehr Vorkommen. Aber ich verkange auch, daß die Gewerkschaften sich in keiner Weise politisch, d. h. in marxistischem Sinne betätigen.

Wünsche des Einzelhandels

Berlin, 15. März. Die Hauptgemeiuschaft des Deutschen Einzelhandels hat in einem Schreiben an den Reichswirt- schaftsminister ihre wirtschaftspolitischen Forderungen für eine umfassende Regelung der Berufsverhaltmsse des Einzel­handels zusammcngefaßt. Als allerdringcndste Maßnahmen werden in diesem Sofort-Programm die Beseitigung /des Wettbewerbs von Betrieben öffentlicher Hand, ein Zugabever­bot und eine Novelle zur Gewerbeordnung verlangt.

Ferner bittet die Hauptgemeinschaft, Maßnahmen zur Er­schwerung der Neueinrichtung weiterer Einzelhandelsbetriebe für die Zeit der Schrumpfung der Kaufkraft zu prüfen. Hier­für käme eine Eröffnungssteuer, eine Sperre für Neueinrich­tungen und Sonderbesteuerungen verschiedener Formen von Großbetrieben in Frage. Ferner werden Steuerforderungen aufgestellt und die Möglichkeit der Gründung von Einzel­handelskrankenkassen erörtert. Auf allen diesen Gebieten brauche der Einzelhandel dringend die Hilfe des Staates, um seine eigenen Bemühungen einer Selbsthilfe (Genossenschafts­wesen, Zusammenarbeit mit dem Großhandel) zu stärken.