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Neuenbürg, 6. März. Nach einem harten und unerbitt­lichen Wahlkamps hat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei einen glänzenden Sieg er­rungen. Von 18 403 gültig abgegebenen Stimmen konnte sie 11227 Stimmen, das sind 61 Prozent, auf sich vereinigen. Gegenüber der letzten Wahl bedeutet dieses Ergebnis eine Zu­nahme um rund hundert Prozent. Die Steigerung der Wahl­beteiligung auf 78,3 Prozent kam beinahe restlos der NSDAP, zugut. Die übrigen Parteien Haben teils ihre Stärke mit Er­folg verteidigt, teils sind sie, und dies trifft besonders für die früheren bürgerlichen Mittelparteien zu, zu völliger Bedeu­tungslosigkeit herabgesunken. Lediglich noch die Kampffront Schwarz-weiß-rot, die Sozialdemokratie und die Kommunisten konnten wesentliche Stimmzahlen erhalten. Deutlicher als mit Worteil ist somit dokumentiert, daß ähnlich wie im Jahre 1918 eilic Zeitenwende für Deutschland eingetreten ist.

Die Wahl selbst verlief im allgemeinen ohne Zwischenfall. Da und dort sah man aus einzelnen Häusern Hakenkreuz-, Stahlhelm- sowie schwarz-weiß-rote Fahnen wehen. Das Straßenbild war stark belebt. Abends 5 Uhr begann im Ober­amt die Zählarbeit, welche sich flott lind reibungslos abwickcltc. Schlag ans Schlag liefen von den einzelnen Gemeinden die Er­gebnisse ein. Gegen 1^9 Uhr konnte von der Geschäftsstelle desEnztälcr" die ersten Extrablätter, nach welchen ungemein starke Nachfrage herrschte, äusgegeben werden. In den ein­zelnen Lokalen wurde das Ergebnis lebhaft besprochen und am Lautsprecher des Radio die Landes- und Reichsresnltatc ab­geklärt. Mit Eintritt der Polizeistunde war es ruhig in den Straßen.

Am Vorabend der Wahl veranstaltete die NSDAP, in den überfüllten Räumlichkeiten des Gasthofcs znmBären" eine öffentliche Versammlung, die sich zu einer mächtigen Trcne- kundgebnng für Reichskanzler Adolf Hitler gestaltete und in welcher mittels Lautsprecher die Rede Hitlers aus Königsberg angehört wurde. Ortsgruppenleiter Finter und Stadtrat Girrbach sprachen eingangs der Versammlung, der Haupt­redner Pg. Dr. Knho r st ans Stuttgart im Anschluß an die Hitler-Rede in kurzer Ansprache zündende Worte über die Idee ihrer Bewegung und iiber das uneigennützige Wirken der Führer im Kämpf gegen den Marxismus für ein großes freies deutsches Vaterland. Von der imposanten Versammlung wurden stehend vaterländische Lieder gesungen. Die Feuer­wehrkapelle unter Kapellmeister Wendt unterhielt die Besucher in den Pausen durch flott gespielte Armee­märsche und Lieder-Potpourris, wofür sie dankbaren Beifall erntete. Auf den umliegenden Höhen wurden mit Einbruch der Nacht von SA.-Lenteu Feuer abgebrannt.

Die SPD. hatte mittels Handzettel ihre Genossen und Anhänger in das Gasth. Kiefer eingeladen, in welcher Ärbeiter- sekrctär Neuse aus Stuttgart sprach.

(Wetterbericht.) Unter der Einwirkung der westlichen Depression ist für Dienstag un Mittwoch immer noch mehrfach bedecktes und auch zu weiteren Niederschlägen geneigtes Wet­ter zu erwarten.

WürttemberZ

Stuttgart. (Durchführung der Verordnung zum Schutze won Volk und Staat.) Das Innenministerium hat durch Er­laß vom 3. März die Zuständigkeit des Landeskriminalpolizei­amt, der Bezirks- und Ortspolizcibehörden für die Durchfüh­rung der Verordnung znm Schutze von Volk und Staat ge­regelt. Das Ministerium erwartet von den Polizeibehörden, daß sie auf Grund der ihnen übertragenen Befugnisse zwar nirgends unnötigerweise, wohl aber mit aller Entschiedenheit da eingreifen, wo die Wahrung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung dies erforderlich macht.

Stuttgart. (Warnung vor dem Genuß von Barbenrogcn.) Der Rogen der Barben enthält vor und während der Laich­zeit, also vom Monat März an, einen stark wirkenden Gift­stoff. Nach Genuß solchen Rogens sind schon schwere Darm­erkrankungen (sog. Barbencholcra) mit Todesfällen beobachtet worden. Im April v. I. ist in Stuttgart eine Familie an Barbencholera erkrankt. Der Rogen ist auch in gekochtem Zustand giftig. Mit Rücksicht auf den herannahenden Beginn

der Laichzeit der Barben, die in die Monate April, Mai, Juni fällt, wird vor dem Genuß von Barbenrogen gewarnt. Das Fischfleisch selbst ist unschädlich.

Stuttgart. (Frauen protestieren.) Der Verband württ. Franenvereine hat wegen der Zwangsbeurlaubung der Frau Ministerialrat Dr. Bäumer im Reichsministerium des Innern an die Reichsregierung telegraphisch ein Protesttelegramm ge­richtet, in dem Frau Dr. Bäumer als leuchtendes Vorbild an hingebender Arbeit für Volk und Vaterland in Krieg und Frieden gepriesen und dringend gebeten wird, sie alsbald wie­der in ihr Amt einzusetzen.

Stuttgart. (Verwarnung desSchwarzwälder Volksfreund" in Rottweil.) DemSchwarzwälder Volksfreund" in Rott­weil wurde wegen eines Artikels in seiner Nr. 39 vom 16. Februar 1933, der einen Verstoß gegen die Verordnung des Reichspräsidenten znm Schutze des deutschen Volkes vom 1. Februar 1933 enthält, eine Verwarnung erteilt.

Buoch, OA. Waiblingen. (Erdbeben und Katze.) Mittwoch morgen 3.12 Uhr war hier ein solch starkes Erdbeben zu ver­spüren, daß viele Einwohner aus dem Schlaf gestört worden sind. Eine Katze hatte wohl eine Ahnung von dem Beben und hatte sich in ein Vett verkrochen; als der rechtmäßige Eigen­tümer sein Lager anfsuchen wollte, verteidigte die Katze so stark den Unterschlupf, daß sie ihren Herrn trotz sonst zärtlicher Liebe zweimal in den Arm biß.

Reutlingen. (Nene Siedlung.) Die Baugenossenschaft Reutlingen hat im Ringelbach von der Stadt ein etwa 200 Ar großes Gelände zur Besiedelung mit Kleinwohnungen er­worben. Etwa 40 Einfamilienhäuser können auf diesem Ge­lände errichtet werden. Der Preis für den Platz beträgt 3 Mk. pro Quadratmeter. In diesen Preis sind die Anfschließungs- kosten der Stadt mit etwa 17 000 Mk. einkalknliert.

Ulm. (Ein Arbeitsloser betrügt das Wohlfahrtsamt um 1200 Mark.) Der Arbeitslose Otto Friedrich hat es verstanden, das Wohlfahrtsamt 4 Jahre lang dadurch zu täuschen, daß er verschwieg, daß seine Frau zeitweise Verdienst hatte. So konnte er dadurch seine Zuweisungen in einer Höhe halten, die ihm nicht zustand. Das Wohlfahrtsamt ist um 1200 Mark geschädigt. Der Angeklagte erhielt wegen Betrugs 1)4 Monate Gefängnis.

Die Rundfunkstörer abgeurteitt

Stuttgart, 4. März. Am Samstag vormittag wurden die vier an der Rundfunkstörung vom letzten Donnerstag betei­ligten Sozialdemokraten vor dem Schnellrichter zur Rechen­schaft gezogen. Angeklagt war der 21 Jahre alte Elektromon­teur Ernst Walter, der 29 Jahre alte verheiratete Kraftwagen- führcr Theodor Veith, der Schriftsteller Reinhold Eckherdt und Waldemar Bellon, sämtliche von Stuttgart. Nach den Aus­sagen der Angeklagten wurde in dem im Gebäude derSchwä­bischen Tagwacht" befindlichen Jugendheim schon seit längerer Zeit besprochen, daß im Rundfunk etwas unternommen werden solle. Diese Anregung wurde schließlich von dem Angeklagten Bellon aufgegriffen, der der Reihe nach mit den übrigen An­geklagten in Verbindung trat und den Angeklagten Walter zur Ausführung des Planes gewinnen konnte. Die Rollen waren bei dem Komplott derart verteilt, daß Walter, der zuvor das Gelände sondierte, den Zwischenruf nachen sollte, während Eck- Herdt den Kraftwagen mietete, der von dem Angeklagten Veith gesteuert wurde. Der Angeklagte Bellon, den der Staats­anwalt als spiritus reetor bezeichnete, der bei der ganzen Ge­schichte aber eine klägliche Rolle gespielt habe, stellte eine Flic- gerhanbe und Motorradbrille zur Verfügung, die Walter anf- setzte, um sich unkenntlich zu machen. Mit Ausnahme des Angeklagten Bellon waren sämtliche Angeklagte im wesent­lichen geständig, nur der Angeklagte BeÜon wollte seine Be­teiligung nach Möglichkeit abschwächen, hatte aber damit kein Glück, da er von den übrigen Angeklagten belastet wurde. Da­mit derartige Taten nicht weiter Schule machen, beantragte der Staatsanwalt aus Gründen der allgemeinen Abschreckung gegen den Angeklagten Bellon als den Anführer 2 Monate Gefängnis und 6 Wochen Haft, gegen die übrigen Angeklagten je 6 Wochen Gefängnis und 6 Wochen Haft. Das Gericht erkannte bei dem Angeklagten Bellon auf 6 Wochen Gefängnis und 6 Wochen Haft. Bei dem Angeklagten Walter auf 4 Wochen Gefängnis und 6 Wochen Haft und bei den Angeklag­ten Eckherdt und Veith auf je 3 Wochen Gefängnis und je 6 Wochen Haft.

Sprengstoff-Anschlag

Schwenningen, 5. März. Der Polizeibericht meldet über den Sprengstoffanschlag: Freitag abend kurz vor 9 Uhr wurde auf das Haus des Schlachthofdirektors Dr. Schlenker in der Bismarkstraße 1 ein Sprengstoffanschlag verübt. Auf dem äußeren rechten Fenstergesims an der südlichen Straßenseite (Eingangsseitc) des Hauses wurde ein mit einer Sprengstoff- ladnng gefülltes Wasserleitungsrohr im Durchmesser von 5)L Zentimeter zur Explosion gebracht. Die inneren Wände dieses Wasserleitnngsrohres waren auszemcntiert. Innerhalb des Zements war ein fingerdickes Loch. In dieses Loch war der Sprengstoff eingelegt. Außerdem war das Wasserleitungsrohr mit dieser Sprengladung noch in ein Zementrohr einbetoniert worden. Die ganze Sprengladung läßt darauf schließen, daß sie von einem Fachmann ansgeführt sein muß. Einen Teil des Sprengkörpers hat es rückwärts geschlagen, während der andere Teil ins Zimmer geschleudert wnrdc-, Die Verheerungen in dem betreffenden Zimmer waren so stark, daß man die Wirkung der Sprengladung mit dem Einschlag einer Granate vergleichen kann. Die Einrichtung des ganzen Zimmers ist so gut wie demoliert. Am Aeußeren des Hauses wurde kaum etwas beschädigt. Personen wurden nicht verletzt, da sich zur Zeit der Explosion in dem Zimmer niemand aufgehalten hat. Die Ladung war offenbar mit einer Zeitzündnng versehen, wodurch es den Tätern möglich war, einige Zeit vorher noch das Weite zu suchen. Der Knall der Explosion war an ver­schiedenen Stellen der Stadt vernehmbar. Die Familie saß gerade im Wohnzimmer, das sich auf der anderen Seite be­findet, als sie durch die Explosion erschreckt wurde. Der Haus­bewohner bemächtigte sich eine begreifliche Unruhe, nachdem erst vor kurzem in dem Hause ein Einbruchsdiebstahl verübt wurde. Telefonisch herbeigerufene Schutzleute sperrten wenige Minuten nachher das Gelände nm das Hans ab, während ein Kriminalbeamter an Ort und Stelle Untersuchungen anstellte. Ob es sich nm einen politischen oder Persönlichen Racheakt, oder um einen böswilligen Streich handelt, konnte noch nicht festgestcllt werden. Ersteres dürfte jedoch nach Lage der Dinge Wohl kaum anzunehmen sein. Die Fahndung nach dem Täter wird eifrig fortgesetzt.

Wahlergebnisse aus württ. Oberämtern

Oberamt Besigheim. Stimmberechtigte 22 377, gültige Stimmen 18 694 (15 222). NS. 7690 (4223), Soz. 4203 (3825), KPD. 1466 (1856), Z. 181 (150), SchwWR. 569 (404), DBP. 114 (157), CVD. 747 (709), Dem. 713 (868), Bp. 26, BB. 2891 (2794).

Oberamt Böblingen. Stimmberechtigte 22 684, gültige Stimmen 18 897 (14 691). NS. 9232 (4680), Soz. 2550 (2012), KPD. 3023 (3330), Z. 408 (339), SchwWR. 1031 (738), DBP. 118 (252), CVD. 623 (832), Dem. 393 (507), Bp. 31. BB. 1488 (1804).

Oberamt Calw. Stimmberechtigte 18601, gültige Stimmen 15 880 (13 088). NS. 9708 (5861), Soz. 1078 (1973), KPD. 1081 (1534), Z. 214 (205), SchwWR. 899 (723), DBP. 187 (265), EBD. 917 (1085), Dem. 258 (261), Bp. 20, BB. 1518 (1881).

Oberamt Eßlingen. Stimmberechtigte 48 635, gültige Stimmen 42 725 (37 863). NS. 15 371 (9694), Soz. 10 613 (9532), KPD. 7097 (8075), Z. 3131 (2670), SchwWR. 2045 (1791), DBP. 401 (1051), CVD. 1935 (2155), Dem. 796 (879), Bp. 45, BB. 1-291 (1526).

> Oberami Freudenstadt. Stimmberechtigte 24 621, gültige Stim­men 19 956 (15 445). NS. 11 142 (5297), Soz. 2855 (2808), KPD. 1236 (2095), Z. 475 (375), SchwWR. 1065 (772), DBP. 222 (260), CVD. 1580 (1620), Dem. 268 (492), Bp. 29, BB. 1084 (1384).

Oberamt Gmünd. Stimmberechtigte 28 656, gültige Stimmen 25 086 (21 315). NS. 7402 (3240), Soz. 1262 (1272), KPD. 2500 (3112), Z. 11 727 (10 865), SchwWR. 725 (547), DB. 96 (152), CVD. 652 (844), Dem. 160 (340), Bp. 38. BB. 524 (609).

Oberamt Göppingen. Stimmberechngte 46 014, gültige Stimmen 40097 (34320). NS. 12 563 (7261), Soz. 8443 (6455), KPD. 7277 (8476), Z. 4160 (3595), SchwWR. 1398 (1018), DBP. 476 (743), CVD. 2397 (2371), Dem. 1465 (1497), Bp. 30, BB. 1897 (2415).

Oberamt Heilbronn. Stimmberechtigte 68397, gültige Stimmen 60487 (53567). NS. 18237 (9579), Soz. 19393 (18994), KPD. 6119 (7479), Z. 4062 (3662), SchwWR. 2885 (2173), DBP. 479 11008), CVD. 2224 (2301), Dem. 2593 (3001), Bp. 47, BB. 4448 (4778).

Oberamt Herrenberg. Stimmberechtigte 16339, gültige Stimmen 14269 (11 139). NS. 8248 (4372), Soz. 395 (385), KPD. 926 (1195), Z. 696 (607), SchwWR. 525 (340), DBP. 65 (106), CVD. 516 (520), Dem. 108 (170), Bp. 21. BB. 2769 (3313).

Reichstags-Wahlergebnis ans dem SberamtSberirk Reuenbürg

Ort

Stimmberechtigte

Stimmscheine

Abgegebene Stimmen

Ungültige Stimmen

Gültige Stimmen-

Von den gültigen Stimmen entfallen auf

1

National­

sozialistische

Deutsche

Arbeiterpartei

(Hitler­

bewegung)

5.3. >6.11.

2

Sozial­

demokratische

Partei

Deutschlands

5.3. 6.11.

Kon

nisti

Pa

Deutsck

5.3.

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sche

rtei

siands

6.11.

4

Zentrums­

partei

5.3. §6.11.

5

Kampffront Schwarz- Weiß-Rot

5.3. > 6.11.

Deutsche

Bolkspartei

5.3. 6.11.

8

Christlich-

Sozialer

Volksdienst

5.3. >6.11.

9

Deutsche

demokrat.

Partei

5.3. >6.11.

10

Deutsche

Bauernpart.

5.3. >6.11.

11

Bauern- und Wein­gärtnerbund

5.3. >6.11.

O

G

Neuenbürg . .

1877

118

1774

12

1762

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7

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72

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1869

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157

504

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