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Neuenbürg, 9. Febr. Die kürzlich vor der Handwerks­kammer in Reutlingen abgehaltene Meisterprüfung im Schneidergewerbe haben mit der Notegut" bestanden Emil Hiller. Neuenbürg und Karl Müller, Dobel. Gerne wollen wir mit den jungen Meistern hoffen, das; die aufgewendeten Opfer an Zeit und Geld sich durch ver­mehrte Aufträge wieder ansgleichen.

(Wetterbericht.) Ueber das Festland erstreckt sich ein schmaler Hochdruckrücken; bei Island befindet sich eine starke Depression. Für Samstag und Sonntag ist zwar zeitweilig anfheiterndes, aber immer noch zur Unbeständigkeit neigendes Wetter zu erwarten.

Calmbach. 9. Febr. Reges Leben herrscht zur Zeit in unserem G e w e r b e v e r e i n. Seine immer am ersten Mon­tag des Monats stattfindendcn Versammlungen erfreuen sich eines regen Besuches von seiten der Mitglieder. Es sind aber auch für unfern gewerblichen Mittelstand aktuelle Fragen und Probleine, die bei den letzten Versammnngsabenden im Mittel­punkte standen Ratschreibcr Kreeb hat sich trotz gegenwär­tiger Geschnftsüberhäilfmig voll und ganz in den Dienst der Sache gestellt und seine klaren, tiefschürfenden Vorträge zeug­ten von gründlicher Sachkenntnis. So sprach er am 9. Januar über Stencrgntscheine, am 6. Februar über die Bürgerstencr und wird ani 9. April über die Gewerbesteuer sprechen.

Schwann, 9. Febr. Nachdem die Abhaltung des im Herbst letzten Jahres vorgesehenen Sportfestes zu Gunsten der ört­lichen Nothilfe Schwann nicht möglich gewesen ist, soll nun am nächsten Sonntag, 12 . Februar, imWaldhorn" eine Not- hilfeveranstaltnng stättfinden. Der GesangvereinFrohsinn" hat sich in sehr entgegenkommender Weise bereit erklärt, die Ausführung des TheaterstückesMutterleid im Bettlerkleid" zu wiederholen. Bei der Abendunterhaltnng des Vereins am Sonntag vor acht Tagep war diesem Stück ein großer Erfolg beschieden gewesen. Tragische Schuld, entstanden durch allzu große Güte, verbindet sich hier mit der Mutterliebe, die mit dem Kind in die Armut geht; erst wie die Schuld gesühnt ist, kann die Gattin und Mutter wieder znrückkehren. Der Mutter­liebe entspricht die aufopfernde Liebe des Sohnes, der treu in aller Not bei der Mutter aushält. Gesangsdarbietungen wer­den zur Umrahmung des Abends dienen. Besonders aber soll noch hcrvorgehoben werden, daß Forstmeister Thomaß-Schwann in sehr großzügiger Weise sich bereit erklärt hat, sich in den Dienst der Sache zu stellen und durch Solovorträge in bekannt künstlerischem Bortrag zur Verschmierung des Abends bei­zutragen.

Waldrennach, 8. Febr. Am vergangenen Montag wurde der zweite freiwillige Arbeitsdienst in hiesiger Gemeinde er­öffnet. Die Arbeitsdienstwilligen erhalten neben voller täg­licher Verpflegung einen Arbeitsanzng sowie ein Paar Ar­beitsstiefel. Unter allgemeiner Befriedigung ziehen die jungen Burschen, die seit 1. Dezember 1932 immer wieder aus die Genehmigung dieses Dienstes voll Hoffnung gewartet haben, unter Leitung ihres pflichtbewußten Lagerleiters Lange mit Sang und Klang zur Arbeitsstätte. Ihre Leistung ist äußerst zufriedenstellend. Nächsten Montag wollen wir mit der schon lange Monate vorn Kulturbauamt unter tatkräftiger Mit­wirkung des Bürgermeisteramts vorbereiteten Wiesenentwäs- scrung im GewandLange Aecker" beginnen. Nachdem diese Wicseneutwässcrung infolge vorgerückter Jahreszeit schnell­stens zu Ende geführt werden muß, werden zu dem Arbeits­dienst weitere acht junge Leute von Neuenbürg zngezogen, welche wir heute schon begrüßen wollen. Wir dürfen hoffen, daß auch im Lager die alte Freund- und Kameradschaft, wie solche zwischen Neuenbürg und Waldrennach schon seit Mcn- schcngedenken üblich, weitergehegt und gepflegt wird. Dem Arbeitsdienst aber ein frischesGlück ans!".

. Wie man hundert Jahre alt wird

Die bisher bekannt gewordenen Methoden der Lebensver- längernng haben alle den einen Nachteil, daß ihre Erfinder dieselbeit nicht an sich selbst erproben konnten, weil sic zum größten Teil kaum über die 50 sind. Da gibt es nun einen Arzt, Univcrsitätsprofessor in Paris, der im November 100 Jahre alt wurde und sich dabei voller körperlicher und geistiger Gesundheit und des Aussehens eines 70jährigen erfreut. Das Mittel, 100 Jahre alt zu werden, sei sehr einfach, sagt Dr. Guhniot: Man brauche nur zu wollen. Aber die Menschen

lieben das Leben nur mit Worten, wenn es ans Taten an­kommt, können sic nicht einmal der kleinsten Annehmlichkeit entsagen, um ihr Leben zu verlängern. Sie sind bereit, die bittersten Arzneien zu schlucken, sich den schwierigsten Opera­tionen zu unterziehen. Langwierige Kuren werden nicht be­folgt, auch wenn sic noch so einfach sind.

Grundbedingung aber sei Mäßigung. Durchaus kein Asketeutum; schwarzer Kaffee, mäßiger Alkoholgenuß sind so­gar für den Hundertjährigen erlaubt. Dagegen ist es notwen­dig mit 60 oder 65 Jahren der Liebe zu entsagen. Auch sollen alte Leute nicht so viel essen. Dagegen braucht man sich an keine strenge Diät zu halten, sondern kann ruhig an einem Tage mehr essen, am anderen weniger, je nach Appetit. Als Hauptsache betrachtet Dr. Gnöniot jeden Abend und jeden Morgen mindestens 10 Minuten lang den ganzen Körper kräf­tig abzureiben. Dabei wird nicht nur das Blut in den feinsten Acdcrchen anfgefrischt, sondern das Bücken und Strecken des Körpers ist zugleich eine hervorragende Turnübung. Dank dieser Abreibungen und durch Atemübungen kann der Hun­dertjährige heute noch ohne Beschwerden 5 bis 6 Kilometer marschieren und alle seine Wege zu Fuß erledigen. Von außerordentlicher Wichtigkeit sind ferner Atemübungen in frischer Luft. Mehrmals täglich, wann es einem gerade ein­fällt, atme man so tief ein, als man nur kann, um dann ebenso kräftig auszuatmen. Damit wird verhindert, daß das Lungen­gewebe die im Alter häufig auftretende Schlappheit erleidet. Die Lunge bleibt frisch und elastisch, was ungeheuer wichtig ist, denn eine schlappe Lunge vermag immer weniger und weniger Luft anfzunehmen, bis die eingeatmete Luftmenge zur Blntnahrung nicht mehr ansreicht.

Außerdem muß, wer 100 Jahre werden will, noch eine moralische Vorschrift beobachten: Fröhlichkeit. Sie ist Wohl umso leichter einzuhaltcn, je besser die übrigen beobachtet wer­den; denn fiir einen gesunden Menschen ergibt sich Lachen und Frohsinn ganz von seihst.

Württsmbers

Freudenstadt. (Mit dem Motorrad verunglückt). E. Stiegele von hier, der gestern in Lützenhardt weilte, ist aus der Heimfahrt abends mit seinem Motorrad schwer verunglückt. In welcher Weise der Unfall sich zugetragen hat, ist noch nicht aufgeklärt. Der Verunglückte wurde von Mädchen, die mit ihre» Rädern heimwärtssuhren, mit dem Ge­sicht auf dem Motorrad und in einer Blutlache liegend bewußtlos aufgefunden. Das Sanitätsauto brachte den Schwerverletzten ins Be­zirkskrankenhaus. Stiegele hat einen Schädelbasisbruch erlitten.

Heilbronn. (Frühjahrs-Weinbörse). Die Frühjahrs-Weinbörse findet am Dienstag den 21. Februar, vorm. 11 Uhr, im Hotel Falken mit Kostprobe» und Versteigerungen guter Erzeugnisse statt. Es werden zahlreiche Genossenschaften und auch größere Güter mit ihren Pro­dukten auf der Versteigerung vertreten sein, die im Einvernehmen .mit den Vertretern des Hotel- und Gastivirtsgewerbes erfolgt. Die

Spezialerzeugnisse aus dem Unterländer Weinbaugebiet mit den Qua- litätssorten Weißriesling und Trollinger, sowie Schwarzriesling und Clcvner dürften wie immer, so auch jetzt wieder bei den Käufern guten Anklang und raschen Absatz finden.

Stuttgart. (Präsident Mergenthaler lehnt die Annahme einer Kleinen Ansrage ab.) Die von dem sozialdemokratischen Abgeordneten Heymann im Wllrtt. Landtag gestellte Kleine Anfrage, die sich gegen die Verbreitung des Wahlaufrufs der Reichsregierung richtet, ist, wie der N.S.-Kurier mitteilt, ooni Landtngspräsidenten nicht zugelassen worden, da sie nach Form und Inhalt eine Beleidigung, Beschimpfung und Verächtlichmachung der neuen Reichsregierung darstelle. Der N.S-Kurier bemerkt dazu, der Versuch des Herrn Heymann, unter Bezugnahme auf die Immunität die Pressenotverordnung zu um­gehen und auf diese Weise die Reichsregierung beleidigen zu können, fei somit gescheitert.

Stuttgart. (Landesausschuß der Deutschen Volkspartei). Der Landesausschuß der Deutschen Bolkspartei hielt am Mittwoch hier unter Vorsitz von Bürgermeister Rath-Lustnau eine Sitzung ab, in der eine Entschließung angenommen wurde, wonach alle vorhandenen nationalen Kräfte zu gemeinsamer Arbeit am Wiederaufbau des Vaterlandes zusammengesllhrt werden müssen und wonach ein Zu­sammenschluß aller zwischen den Nationalsozialisten und den, Zentrum stehenden Wähler begrüßt werden würde. Sollten Bemühungen in dieser Hinsicht erfolglos bleiben, so wird die Deutsche Bolkspartei selbständig und mit einem eigenen Wahloorschlag in den Wahlkamps eintreten unter Billigung der von der Reichsparteileitung vorsorglich getroffenen wahltechnischen Abmachungen mit benachbarten Parteien, die den Zweck haben, alle national bürgerlichen Stimmen zu sichern.

Stuttgart. (Ausgehobenes Verbot.) Laut Erlaß des Wllrtt. Kult­ministeriums vom 28. Januar 1933 ist das für Schüler geltende Ver­bot der Zugehörigkeit zur Hitlerjugend (nationalsozialistische Jugend­bewegung) aufgehoben, nachdem diese Organisarion dem staatlich ge­förderte» Württcmbergijchen Landesnusschuß für Jugendpflege ange­schlossen ist.

Stuttgart. (Reichskanzler Hitler spricht am 15. Februar in Stuttgart.) Wie von nationalsozialistischer Seite mitgeteilt wird, wird Reichskanzler Adolf Hitler im Reichstagswahlkampf in 12 Versammlungen im Reiche sprechen. Seine Reden wer­den im Rundfunk teilweise ans die Landessender, zum Teil auch im ganzen Reich übertragen. In Stuttgart wird Reichs­kanzler Hitler am Mittwoch, 15. Februar, sprechen.

Stuttgart. (Papen spricht in Stuttgart.) Außer Reichs­kanzler Hitler wird, wie wir erfahren, auch Rcichsvizekanzler von Papen im Reichstagswahlkampf in einer Kundgebung in der Stadthalle in Stuttgart sprechen.

Stuttgart. (Auffindung einer Kindsleiche.) Am Dienstag wurde zwischen der Bismarckciche und der Eharlottcnbnche im WaldteilPulvertnrm" die Leiche eines neugeborenen, aus­getragenen Kindes weiblichen Geschlechts gefunden. Das Kind war nach dem amtsärztlichen Gutachten lebensfähig und dürfte nach der Geburt gelebt haben. Die Leiche war in einem etwa 30:20:20 Zentimeter großen, grauen Pappkarton, der am oberen Rande durch Holzleisten verstärkt war, verpackt Die Geburt dürste nur kurze Zeit znrückliegcn. Das Paket ist kurz vor dem Auffinden am Fundort von einem unbekannten, etwa 10 Jahre alten Mann mit großem, graugrünem Rucksack am Fundort niedergelegt worden. Der Mann machte den Eindruck eines Landarbeiters.

Tübingen. (Ein antisemitischer Beschluß des Asta.) In der Asta-Sitznng am Dienstag wurde mit allen Stimmen bei einer Enthaltung noch folgender Antrag der Nationalsozia­listen angenommen: Wie wir erfahren haben, betätigt sich als Assistent des Herrn Prof. Dr. Rieger ein Jude namens Weinheber. Da wir es in der heutigen Notlage des deutschen Volkes als untragbar empfinden, daß Inden Stellungen eiü- nehmcn, die nur deutschen Volksgenossen zukommen, ersuchen wir den Asta folgendes zu beschließen: Der Asta hält es für unbedingt notwendig, alle freien Stellen nur mit deutschen Volksgenossen zu besetzen und nicht zu dulden, daß Juden auf deutschen Hochschulen lehren, während junge deutsche Akade­miker arbeitslos sind. Der Asta ersucht deshab Herrn Pros. Dr. Rieger, seinen jüdischen Mitarbeiter möglichst bald durch einen deutschen Volksgenossen zu ersetzen.

Göppingen. (Opfecstockmarder an der Arbeit). In der katholischen Kirche wurde am Dienstag nachmittag ein Unbekannter gerade in dem Augenblick ertappt, als er einen zuvor erbrochenen Opferstock leerte. Es gelang ihm, zu entkommen. Die Beute scheint nicht hoch zu sein, weil der Opferstock erst vor wenigen Tagen van der Kirckenbehörde geleert worden war. Offenbar hätte der Dieb zuerst versucht, zwei ändere in der Kirche aufgestellte Opferbecken zu erbrechen, was ihm aber nicht gelang. Bis jetzt konnte der Dieb noch nicht gefaßt werden.

Dürkheim, OA, Geislingen. (Verbrüht.) Infolge Umstür- zens eines Topfes heißen Wassers verbrühte sich das 2 Jahre alte Töchtcrchen einer hiesigen Familie derart, daß es im Krankenhaus Geislingen starb.

Laubach, OA. Aalen. (Im Eis eingebrochen.) Am Sams­tag morgen zwischen 6 und 7 Uhr hörte man von der Lein her Hilferufe. Als einige Leute nachschauten, sah man einen Mann, der sich durch das Wasser und die Eisschollen oberhalb der Brücke dnrcharbeitete. Er soll, wie dieKocherzeitnng" berichtet, gegen 5 Uhr morgens vom Weg nach Heuchlingen abgekommen sein und die Eisfläche der Lein für die Straße gehalten haben. Durch das eingetretene Tauwetter war jedoch die Eisdecke nicht mehr tragfähig und so brach der Mann ein. Ohne fremde Hilfe konnte er sich vollends heransarbeiten.

Der Mittelstand das Rückgrat des Staates

Stuttgart, 8. Febr. In einer gut besuchten Versammlung des Mittelständischen Ausschusses der Dentschnationalen Volks- Partei sprach Reichstagsabgeordneter Dr. Wider über die Lage der einzelnen Wirtschaftsgebiete. An die von Stadtrat Kächele geleitete Versammlung schloß sich eine rege Aussprache an. Zum Schluß wurde einstimmig folgende Entschließung ange­nommen:Der Mittelständische Ausschuß der Deutschnationa­len Volkspartei Stuttgarts steht in einmütiger Geschlossenheit und Treue und in opferbereiter Kampfgemeinschaft hinter dem Parteiführer Hngenberg und dem württembergischen Spitzen­kandidaten Reichstagsabgeordneter Dr. Wider, dem verdienten Mittelstandsführer Württembergs. Der Mittelstand kann nur gerettet werden, wenn eine grundsätzliche Abkehr von dem liberal-demokratischen Wirtschaftssystem und Wirtschaftsdenkcn erfolgt. Die Denkschnationalcn haben in berechtigkcr Zuver­sicht den felsenfesten Glauben, daß Hngenberg und seine Mit­arbeiter diese notwendige Umstellung unseres Wirtschafts­lebens vollbringen und damit die Gesundung für den Mittelstand und die gesamte deutsche Wirtschaft bringen kön­nen. Deutschnationales Wirtschaftsdenken heißt Sorge fiir den Mittelstand. Der Neuaufbau von Staat und Wirtschaft ist nur durch einen gesunden Mittelstand möglich."

Bischof Dr. Sproll überKirche und Politik-

Stuttgart, 9. Febr. In der vom Volksverein für das katholische Deutschland am Mittwoch abend im Festsaal des St. Vinzenz-Hauses veranstalteten großen Kundgebung machte Bischof Dr. Sproll interessante Ausführungen zu dem Thema Kirche und Politik". Die Religion sei von ganz entscheidendem Einfluß auf das Leben des Einzelnen, der Familie, der Ge­meinschaft und des Staates. Maßgebend für sie sei nur das Urteil der Philosophie, der Pädagogen und der Staatsmänner. Religion sei vor allein ein Erziehen, nicht nur ein Glauben. Wo der Gottesglaube tot sei, erleide die öffentliche Moral einen

schweren Stoß; die Moral sei aber die unentbehrliche Unter­lage eines Staates. Die Religion müsse man Vorleben. Das Volk glaube nur an eine vorgelebte Religion. Eine bloße Moralerziehung ohne das feste Gefüge der Religion sei un­möglich. Das Fehlen der Religion ziehe den sittlichen Verfall nach sich, dessen Symptome sich bereits in der zweiten Gene­ration hemerkbar machten. Noch nie sei ein Volk an Armut zngrundegegangen, aber an Glanbenslosigkeit und sittlicher Verkommenheit. Die Kirche mit ihrer großen Ausgabe könne an der Politik nicht achtlos vorübergehen. Kirche und Reli­gion müssen es ablehnen, dem Staate nur bloße Polizeidienste zu leisten. So konservativ die Kirche sei, so wolle sie doch nicht eine bloße Rcttnngsgesellschaft für ein morsches System sein Die Zustände, die der Kapitalismus geschaffen habe, dürften nicht mehr bestehen bleiben. Die Tatsache der allzuvielen Ueberarmen und des kleinen Kreises der Ueberreichen sei ein Beweis, daß die Erdengüter nicht richtig verteilt seien. Ein Wirtschaftsprinzip, das die Herabwürdigung der Arbeiter zur Ware, die Entwurzelung der Massen, die bis zur Unvernunft getriebene Rationalisierung, die Produktion unechter Güter zur Folge habe, nur um möglichst hohe Gewinne herauszu­schlagen, müsse bekämpft werden. Zuerst das Gemeinwohl, dann die Rentabilität! Es müsse eine Gesinnungsreform ein­treten, sie dürfe aber nicht radikal revolutionär sein, sondern müsse die Dinge ans dem Bestehenden organisch schaffen, auch dürfe sie nicht zu langsam erfolgen. Die Hebung der Volks­moral müsse eine Hauptaufgabe der Politik sein. Ein Volk, das nicht mehr spare, gehe dem Untergang entgegen. Dazu komme die Ueberbetonnng des niedrigen Trieblebens. Die Politik der Kirche könne nur dahin gehen, die Dämme zu stützen und zu festigen, die in Jahrhunderten ausgebaut wor­den seien, (schriftliche Grundsätze wehren dem Abgleiten in den Sumpf heidnischer Praxis. Lebendiges Christentum verlange aktive Teilnahme am Leben des Staates, und zwar dort, wo die das Leben beeinflussenden Entscheidungen fielen. Die Kirche sein können. Im anderen Falle habe sie das Recht und nicht mit Parteipolitik. Wir würden unser Volk nie zu neuer Sittlichkeit erwecken, wenn nicht zuvor die Versittlichnng der Politik gelungen sei. Je mehr die Politik auf soziale Gerech­tigkeit und Liebe eingestellt sei, desto zurückhaltender werde die Kirchr sein können. Im anderen Falle habe sie das Recht und die Pflicht, in den Ablauf dieser Dinge einzngreisen.

Die Ausschreitungen in Mössingen

Stuttgart, 8. Febr. Ueber die Politischen Ausschreitun­gen in Mössingen, OA. Rottenbnrg, wird nach den vorläu­figen amtlichen Feststellungen folgendes bekannt:

Am Dienstag den 31. Januar 1933 trat die Belegschaft der Weberei Pausa in Mössingen in den Streik, aufgehetzt durch den kommunistischen Stadtrat Wandel von Reutlingen, der in völliger Entstellung der Lage den Streikenden den Ausbruch des politischen Generalstreiks gegen die neue Regierung als unabwendbare Tatsache hinstellte. Die Streikenden zogen, vermehrt durch linksradikalen Zuwachs, vor die Trikotwaren­fabrik Konrad Merz in Mössingen und öffneten die Zu­gangstüren zum Betriebe, sowie die Zugänge zum Kesselhaus und zu den Arbeitssälen gewaltsam. Als die Aufforderung der Streikenden an die Belegschaft der Firma Merz, die Ar­beit niederzulegen, erfolglos blieb, wurden die Maschinen ge­waltsam abgestellt und die Arbeitswilligen mit Gewalt ans den Sälen entfernt. Die aufgeregte Menge zog nunmehr vor die Weberei von Gebrüder Burkhardt in Mössingen, die jedoch infolge rechtzeitiger Warnung die Zugangstüren ge­schlossen hatte. Die Streikenden stiegen zwar in größerer Zahl über den Fabrikzann, zogen es aber dann vor, das Weite zu suchen, als sie von dem Herannahen der ans Reutlingen her­beigerufenen Schutzpolizei erfuhren.

Im Zuge des von der Staatsanwaltschaft Tübingen bzw. von der politischen Polizei in Stuttgart im Verein mit der Landjägerei eingeleiteten Strafverfahren wegen Landfrie- densbrnchs wurden bis jetzt 54 Töter richterlich verhaftet und in verschiedene Untersuchungsgefängnisse eingeliefert. Weitere Verhaftungen stehen noch bevor. Der kommunistische Stadt­rat Wandel ist noch flüchtig.

Mosbach i. B. Die vom hiesigen Schwurgericht regen den Jos. Anton Amend, Schuhmacher aus Hamburg, am 15. März 1932 verhängte Todesstrafe wurde vom badischen Staatsministerium in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt.

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Berlin, 9. Febr. 2m Zeitungsoerlag von Auffenberg im Westen Berlins erschienen heute nachmittag vier Männer, die die Angestellten mit Revolvern bedrohten und die Räume nach den beiden dort tätigen Redakteuren durchsuchten, die jedoch nicht anwesend waren. Beim Verlassen der Geschäftsräume brachte die Bande einen Feuerwerks­körper zur Entzündung, durch den allerdings kein Schaden entstanden ist. Fluchtartig verließen die Burschen dann das Haus und konnten in einem auf der Straße bercitstehenden Kraftwagen entkommen. Auf einen Mann, der sie verfolgte, gaben die Burschen dann noch, bevor sie mit ihrem Wagen davonsuhren, zwei Schüsse ab, durch die aber niemand verletzt wurde.

Parts, 9. Febr. Wie dieChikago Tribüne" aus Oran meldet, hatten sich dort zwei Fremdenlegionäre eines Flugzeuges bemächtigt, um damit nach Italien zu fliehen. Einer der beiden, ein 23 jähriger Deutscher, Rudi Bachmann, sei von einem Nachtposten erschossen

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Zu dem Erdbeben in Südwestdeutschland

Karte des Schwarzwalds mit den angrenzenden Gebieten. Die Pst zeigen die Richtung der Erdbebenwellen an.