Aus Slaül un6 L.SNÜ

(Wetterbericht.) Bei Island liegt immer noch eine starke Depression, deren Einfluß jedoch zurückgeht, da sich gleich­zeitig Hochdruckgebiete im Osten und über Spanien zeigen. Für Freitag und Samstag ist zeitweilig aufheiterndes, aber vorerst immer noch zur Unbeständigkeit neigendes Wetter zu erwarten.

Dobel, 7. Febr. (Ans dem Gemeinderat.) Eingangs der Sitzung wurden Armen- und Fürsorgesachcn behandelt und an notleidende Familien Lebensmittel und Schuhe zugeteilt, welche vom Roten Kreuz und vom Bezirkswohlfahrtsamt zu­gewiesen wurden. Das Kollegium entschied nach längerer Anssprache, sich an der Jugendnothilfe zu beteiligen und den gleichen Betrag pro Mann und Tag (1020 Pfg.) zu über­nehmen, in Höhe wie das Arbeitsamt. Die durch Wegzug des Oberlehrers Auch frei gewordene Wohnung wurde dem Hauptlehrcr Hetz zugeteilt, da derselbe Wohl zweifelsohne als Schulvorstand ernannt werden wird. Für die Zuteilung der Wohnung war noch mitbestimmend, weil Herr Hetz den Or­ganistendienst versieht und nebenbei die Erklärung abgab, daß, wenn je der ueuanfzichende Lehrer sich dem Gesangverein nicht als Dirigent zur Verfügung stellen würde, er dann einspringe. Die Notstandsarbeiten im Ort und am Jägerstich sollen in Bälde begonnen werden, da von der Württ. Forstdirektion nach Einsichtnahme der Baupläne die Genehmigung zur Ausführung der Arbeiteil am Jägcrstich und Bauernrank erteilt werden wird. Der Vertrag zwischen Gemeinde und der Württ. Forstdirektion betreffs Jägerstich und Bauernrank wurde vom gesamten Gcmeinderat unterzeichnet. Einem Ge­such des Albert König, zwecks Anbringcn eines Schachtes zur Anlage einer Hausleitnng in seinem Baugelände wurde ent­sprochen. Ausnahmsweise werden die Kosten für Schülcr- schrcibhefte ans Gemeiudekvsten übernommen. Ein Gesuch von einem Ncuhausbesitzer betreffs Steuernachlaß mußte abgelehnt und mit einer Verwarnung au den Gesuchstellcr zurückgegeben werden, da derselbe sich in unförmlicher Weise gegen den Gemeinderat ausgcdrückt hat. Einem Antrag des Forstamts Neuenbürg betreffs weniger Abgabe von Gerechtigkcitsbreun- holz konnte nicht entsprochen werden, da eben doch viele Bürger das Holz dringend benötigen zum Haushalt und die­selben das Holz nicht um Schleuderpreise absetzen an die Holzhändler. Entstandene Verzugszinsen, welche vom Staats­rentamt Hirsau augefordert wurden, konnten nicht aus die Gemeindekasse übernommen werden, es mußte der Betrag zu Lasten des Rechners der Rentkammerseitc gelegt werden. Jnstandsetzungsarbeiteu in den Lehrerwohnungen fanden nur teilweise ihre Genehmigung. Am Schluß der Sitzung wurde noch der Entscheid der Württ. Forstdirertiou bekanntgegeben über eine Eingabe um Ueberlassuug von Waldgruudstücken zur Ausrodung. Der Gcmeinderat war recht unangenehm berührt, weil auch gar keines der gewünschten Waldgrundstücke seine Genehmigung fand. Im Forstamt Herrenalb-Ost da­gegen wurde der Gemeinde Waldboden in Aussicht gestellt von der Forstdirektion, es wird daher der Gemeinderat in den nächsteil Tagen mit dem Forstamt Herrenalb-Ost hierüber verhandeln. d-

Herrenalb, 9. Febr. Gestern morgen 8.15 Uhr wurde hier ein starker Erdstoß wahrgenommen; schon vorgestern nach­mittag 10 Minuten nach 3 Uhr war der erste Erdstoß zu ver­zeichnen.

Wildbad, 9. Febr. (Erdbeben.) Gestern früh gegen 8 Uhr und gegen >»9 Uhr wurden Erdstöße hier wahrgenommen. Während das erste Beben nur in höher gelegenen Gebäuden außerhalb der Stadt beobachtet wurde, war das zweite Beben stellenweise derart stark, daß die Häuser der Stadt zu zittern begannen und die Bewohner höher gelegener Stockwerke er­schreckt zusammenliefen. Auf den Straßen bildeten sich Grup­pen, die Wahrnehmungen untereinander austauschten.

Lokalausstellung des Geflügel- und Kanincheuzüchterverelns

Neuenbürg, 8. Febr. Trotz aller Notzeit kann der hie­sige Geflügel- und Kaninchen züchterverein auf seine in allen Teilen wohlgelungene Ausstellung zurück­blicken, welche am 5. Februar in der städt. Turn- und Fest­halle stattfand. An Geflügel, Tauben und Kaninchen waren 126 Tiere ausgestellt, welche von den Herren Kessel und Knödel ans Pforzheim bewertet wurden. Wenn auch der eine oder andere Züchter nicht die gewünschte Note erhielt, so darf er deshalb den Mut nicht sinken lassen, denn nur so lernt man seine Zucht kennen und weiß, was an den Tieren fehlt, und was verbessert werden muß. Ohne Fleiß kein Preis; ein jedes Tier will auch gepflegt sein. Der Besuch war ein guter und ein schön und reich ausgestatteter Gabentempel verführte die Besucher zu reger Teilnahme an der Gaben­verlosung. Viel Anklang fand die Pelzmusterkollektion der weltbekannten Veredlnngsfirma Friedrich L Londwin, Leip­zig (Vertragsfirma des Reichsbundes deutscher Kaninchen­züchter). Wie werden die aus Kaninchenfellen hergestellten Pelze bewundert und sehr oft hörte man sagen, daß man es kaum glauben könne, daß dies aus Kaninchenfellen hergestellt wurde. Des Kaninchenzüchters Richtspruch sei dahin erwei­tert, daß es nicht nur heißt: Kaninchenfleisch muß Volks­nahrung werden, sondern auch Kaninchenfell muß Volks­bekleidung werde. So ein aus Kaninchenfellen hergestellter Pelzgegcnstand der Züchterfrau als Weihnachtsüberraschung, und das Interesse der Züchterfrau ist doppelt erweckt, wenn sie außer dem saftigen, wohlschmeckenden billigen Braten auch noch einen Pelz, Bettvorlage, Kinderpelzgarnitur oder etwas Modernes, Schönes erhält.

Preise erhielten: Geflügel: Weiße ind. Laufenten: Rud. Pfeiffer, Obernhausen 1 Ehrenpreis, 1 I. und 1 II.; Barne- velder: Karl Renz 1 E.-Pr. und 1 I., E. Weißinger 2 E.-Pr., 3 II., Ernst Neuhäuser 1 E.-Pr.; Silberbrakei: G. Seeger, Waldrcnnach 1 I.; Italiener, schwarz: Otto König 2 E.-Pr., Schmid, Waldrenuach 1 I. und 1 II., Ernst Neuhäuser 1 II.; Japanesen: Rud. Pfeiffer, Obernhausen 1 E.-Pr.; Brief­tauben: Paul König 1 E.-Pr., 2 II.; K. Metz für Brünner- kröpfcr, weiß: 1 E.-Pr., 1 II., schwarz: 1 I., Pfautauben, weiß: 1 E.-Pr., 2 I., 1 n., rot: 1 I., gelb: 1 II., blau:

1 I., schwarz: 1 E.-Pr.; Chinesische Mövchen: 2 I.; Kaninchen: Belg. Riesen: Wilh. Lutz 1 E.-Pr., 1 I., Schlegel 1 E.-Pr., Emil Genßlc 1 II.; Weiße Riesen: Wilh. Neuhäuser 1 E.-Pr.; Französ. Silber: Ed. Röck 1 I., Wilh. Neuhäuser 2 l., 1 II., E. Genßlc 1 II., Langenstein 1 I.; Gr. Chinchilla: Langen­stein 1 II.; Blaue Wiener: Ed. Röck 1 E.-Pr., Fr. Röck 1 II-, Karl Frautz 1 E.-Pr., 2 I.; Weiße Wiener: Otto König

2 E.-Pr., 1 II.; Schwarz Loh: Karl Frautz 5 E.-Pr., 6 I.,

3 II., P. Neuhäuser 1 II. Außerdem erhielten noch 28 Tiere dritte Preise.

Eine neue Möglichkeit, fei« Geld zu verliere«

In Zeiten wirtschaftlicher Not blüht nach alter Erfah­rung der Weizen derer, die aus der Verzweiflung ihrer Mit­menschen Kapital zu schlagen wissen. Nachdem infolge der strengen Reichsaufsicht unter den unsoliden Bausparkassen ein Massensterben eingesetzt hat, machen sich viele Gründernaturen den guten Gedanken des Zwecksparens zu Nutzen und gründen sog. Mobiliar-Zwecksparkassen, weil solche bisher keinerlei Konzcssionspflicht und Kontrolle unterworfen sind. Und was versprechen so viele Mobiliar-Zwccksparkassen? Daß sie ihren

Mitgliedern sehr rasch möglichstzinslose" Darlehen zum Ankauf von Möbeln, Fahrzeugen, Maschinen, Klavieren und sonstigen Mobilien, aber auch zum Zwecke der Entschuldung verschaffen. Meist können aber nur die zuerst Beigetretenen auf baldige Darlehen rechnen; die andern haben lange Warte­zeiten vor sich. Aber selbst die Ersten werden bei unsoliden Zwecksparkasseu böse Erfahrungen machen, denn vielfach stehen die Verwaltungsküsten in gar keinem Verhältnis zu der Kapi­talkraft der Sparer und der Zwecksparkassen. So hat bei­spielsweise eine Zwecksparkasse 90 000 RM. Unkosten verbraucht, während für die Mitglieder nur 56 000 RM. Spareinlagen übrig blieben. Es gibt heute in Deutschland Mobiliar-Zweck- sparkasseu, bei denen Vorstandsmitglieder weder eigene Mittel noch die nötige Sachkenntnis und Zuverlässigkeit besitzen, wiederholt verklagt und fruchtlos gepfändet wurden, Haft­befehle zur Erzwingung des Offenbarungseides erhielten, wegen Betrugs und Untreue mit Gefängnis bestraft worden sind. Wer aber mit den eigenen Mitteln nicht zu wirtschaften gewußt hat oder gar mit dem Strafrichter in Konflikt ge­kommen ist, wird schwerlich geeignet sein, Spargroschen zu verwalten. Darüber können hochtönende Firmennamen, marktschreierische Versprechungen und sorgsam ausgeklügelte Satzuugs- und Sicherheitsvorschriften nicht hinwcgtäuschen. Grenzt es nicht an Bauernfängerei, wenn die Darlehen als zinslos bezeichnet werden, obwohl vielfach die Beitrittsgelder, die Verwaltungskostenbeiträge und die Zinsansfälle auf Ein­zahlungen in ihrer Gesamtsumme jeden normalen Darlehens­zinssatz weit übersteigen?

Nach alledem kann nicht eindringlich genug empfohlen werden, vor Abschluß eines Zwecksparvertrags die Fiuanzkraft der Gesellschaft an Hand der Bilanz und die Persönlichkeit ihrer Vorstandsmitglieder auf Grund zuverlässiger Auskünfte nachzuprüfen und überhaupt bis zu einer gesetzlichen Rege­lung des Zwecksparwesens die größte Zurückhaltung zu üben. Von Reich und Staat aber muß erwartet werden, daß sie den vielseitigen Warnungen Gehör schenken, daß sie bald und gründlich gegen unlautere Elemente Vorgehen und den Brun­nen nicht erst zndecken, wenn das Kind hineiugefallen ist.

Laugstreckeufahrt eines Holzgaslastwageus

Das Württ. Landesgewerbeamt hat mit einem Lastwagen, der mit Holzgas getrieben wird, einen Dauerversuch über 10 000 Kilometer unternommen. Der Lastwagen machte die Fahrten zur Eichung der im ganzen Lande verteilten Boden­waagen. Unter stets voller Belastung und bei allen Gelände­verhältnissen, die im Lande zum Teil sehr schwierig sind, hat sich der Holzgasbetrieb dem Benzinbetrieb gegenüber als tech­nisch gleichwertig heransgestellt. Die Betriebskosten für Holz­gas waren aber ganz bedeutend niedriger und betragen je nach dem Holzpreis ein Fünftel bis ein Zehntel der Kosten bei Beuzinbetrieb. Die geringfügige Minderleistung hinsicht­lich der Ladefähigkeit infolge des Mitfahrens von Holz und des zusätzlichen Gewichts des Gaserzeugers ist praktisch be­deutungslos.

Wür1tsmbSr§

Calw, 8. Febr. Ein kräftiger Erdstoß konnte heute vor­mittag in der Stadt beobachtet werden. Die Stoßrichtung erfolgte etwa von Süd nach Nord. Die Erschütterung war innerhalb von Gebäuden als kurzes, kräftiges Rollen spürbar. Auch aus Bad Liebenzell liegen Nachrichten von diesem Erd­stoß vor.

Ludwigsburg. (In gefährlicher Lage.) Gestern abend sprang auf dem Bahnhof im letzten Augenblick eine Frau trotz der warnenden Zurufe der Beamten in den bereits anfahren­den Zug nach Kornwestheim und geriet dadurch in Gefahr, unter die Räder zu kommen. Der Lokomotivführer, der vom Führcrstand aus die Gefahr erkannte, brachte den Zug sofort zum Stehen, sodaß die Frau aus ihrer bedenklichen Lage be­freit werden konnte. Wie dieLudwigsburger Zeitung" hört, scheint es sich um eine Blinde zu handeln, die von der vor ihr Ansteigenden Begleiterin in kopfloser Hast im Stich ge­lassen worden war.

Stuttgart. (Politische Schlägerei.) Am 6. Februar, abends gegen 10 Uhr wurden in Cannstatt einige von einer Zusam­menkunft heimkehrende Nationalsozialisten von einer größeren Anzahl Kommunisten verfolgt und belästigt. Im Verlauf einer daraus entstandenen Schlägerei gab ein von der Ueber- macht hartbedrängter Nationalsozialist aus einer Scheintod- Pistole zwei Schreckschüsse ab. Die eingesetzte Polizei stellte in kurzer Zeit die Ordnung wieder her. Zur Aufklärung des Sachverhalts wurde eine Anzahl von Personen festgenom­men und nach kurzer Zeit wieder entlassen.

Stuttgart. (Verweigerung des Schloßhofes für die Hitler- kundgcbung.) Die Nationalsozialistische Partei hatte für die im Laufe der nächsten Woche stattfindende Kundgebung, in der Reichskanzler Hitler sprechen wird, um Ueberlassuug des Schloßhofes nachgesucht. Dieses Gesuch ist vom Statsmini- sterium abschlägig beschicken worden, da der Schloßhos für parteipolitische Kundgebungen grundsätzlich nicht freigegeben wird.

Stuttgart. (Demokratischer Vertretertag.) Die Deutsche demokratische Partei hält am kommenden Samstag, 11. Feb­ruar, in Stuttgart einen Landesvertretertag ab mit folgender Tagesordnung: 1. die kommende Reichstagswahl; 2. Aufstel­lung der Kandidatenliste.

Stuttgart. (Todesfall.) Der bekannte schwäbische Land­schaftsmaler Professor Karl Schickhardt ist im Alter von 66 Jahren nach schwerem Leiden gestorben. Viel Anerkennung haben seine württembergischen Landschaftsbilder gefunden. Ein gediegener Künstler der alten Schule und ein liebens­würdiger Mensch ist mit ihm dahingegangen.

Stuttgart. (Fürsorge für Geschlechtskranke in Württem­berg.) Die Landesversicherungsanstalt Württemberg gibt in ihrem Amtsblatt bekannt, daß sie infolge ihrer ungünstigen Finanzlage die Fürsorge gegenüber den an ansteckenden Ge­schlechtskrankheiten leidenden Versicherten und deren Fami­lienangehörigen erheblich einschränken muß, insbesondere durch Vereinfachung der Verwaltungsmaßnahmen. Es wird daher die Hauptberatnngsstelle künftig die etwa erforderliche Heilbehandlung von sich aus nicht mehr einleiten; die Durch­führung der Einzelkur zu beeinflussen, erscheint im Hinblick auf H 9 des Gesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrank­heiten vom 18. Februar 1927 zudem nicht erforderlich. Die Sparmaßnahmen sind in gleicher Weise für den Württ. Landesverband zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten vorgesehen.

Genkingen, OA. Reutlingen. (Die Bluttat.) Zu der Bluttat in Genkingen wird demReutlinger Generalanzeiger" noch mitgeteilt, daß der Täter, der 17 Jahre alte Arbeits­dienstfreiwillige Späth von Hirsau nicht der NSDAP., son­dern dem Stahlhelm angehöre. Der erschossene Bader von Gönniugen gehöre auch nicht als Mitglied der Kommuni­stischen Partei an.

Bernloch, OA. Münsingeu. (Trichinöses Fuchsfleisch.) Fleischbeschauer Johannes Betz hat bei einem in hiesigem Jagdrevier erlegten Fuchs Trichinen fcstgestellt.

Oberndorf a. N. (Srch selbst gerichtet.) Harte Schläge ür die Familie Zimmermanu vom Butschhof bringt die Nachricht aus Rottweil, daß der Gastwirt Karl Zimmermann.

nachdem er die Brandlegung in seinem Anwesen eingeräumt hatte, in der Montagnacht in seiner Zelle im Gefängnis sich selbst gerichtet hat. Damit hat eine tragische Geschichte ihren Abschluß gefunden.

Ebersbach, OA. Saulgau. (Verbrüht.) Samstag früh siel das dreijährige Söhnchen der Familie Neuburger in einen Kübel heißen Wassers. Das Kind verbrühte sich so stark, daß es am Sonntag den schrecklichen Verletzungen erlag.

*

Vom bayerischen Allgäu. (Frühling in den Bergen. Selbstmord eines Studenten.) Föhn und ausgiebiger Regen haben der Winterhcrrlichkeit ein rasches Ende gemacht. In den Allgäuer Bergen sind die mittleren Höhen völlig schnee­frei. Die Bergbäche schäumen und tosen, als ginge es dem Frühling zu. In den Hochwaldungen zwitschern die Meisen und Kreuzschnäbel wie mitten im Lenz. Im Hochgebirge zeigen lange Bahnen in grau und braun den Abgang der Lawinen an. Der 24jährige Student der Chemie Gustav Rotier aus München versuchte sich vor einigen Tagen in einem Hotel in Kempten mit Arsen zu vergiften. Er wurde noch lebend aufgefunden und ins Krankenhaus gebracht. Dort ist er an den Folgen der Vergiftung gestorben. Die Gründe des Selbstmordes sind in wirtschaftlichen Nöten zu suchen.

Verschiebung der deutschen Sdimeifterschasten?

Freudenstadt, 8. Febr. Der schneearme Winter bereitet dem mit der Durchführung der deutschen Skilauf-Meister­schaften beauftragten Schwäb. Schneelanfbund natürlich die schwerste Sorgen. Wenn in-den nächsten Tagen im Schwarz­wald nicht genügend Schnee fällt, wird mit einer Verlegung der für 17. bis 20. Februar in Freudenstadt-Baiersbronn vor­gesehenen deutschen Skimeisterschaften gerechnet werden. Die Entscheidungen darüber dürften am kommenden Mittwoch ge­troffen und Entsprechendes durch Ruudfunk und Presse be­kanntgegeben werden. Die Reichstagswahl am 5. März steigert dann noch die Terminschwierigkeiten in nicht vorgesehenem Ausmaß, doch sollen die Meisterschaften wenn irgend möglich durchgeführt werden. Sollte die Austragung in Freudenstadt- Baiersbronn am 18./20. Februar nicht möglich sein, so kommen, wie wir hören, für Freudenstadt-Baiersbronn noch zwei Ter­mine in Frage: der 26. Februar und der 12. März. Sofern nicht an diesen Tagen genügend Schnee im Schwarzwald vor­handen ist, kommt unter Umständen auch eine Verlegung für einen späteren Termin nach höheren Lagen, vielleicht bei Ober- stanfcn in Frage.

Die württ. Regierung und die Vorgänge in Preuße«

Stuttgart, 8. Febr. Die württ. Regierung wird, wie das Deutsche Volksblatt" hört, in dem neuen Konflikt (zwischen Reich und Ländern) nicht aktiv werden. Sie hat sich schon nach dem 20. Juli des vergangenen Jahres eine weitgehende Zurückhaltung anferlegt, ohne dabei die nachdrückliche Ver­tretung der Landesinteressen außer Acht zu lassen. Auch jetzt wird sie ein aktives Vorgehen der alten Preußischen Regierung und den preußischen Laudtagsparteien überlassen. Den Stand­punkt Württembergs darzulegen, wird Wohl in einer Reichs­ratssitzung oder bei einer Länderkonfereuz Gelegenheit ge­geben sein. Diese Zurückhaltung der Regierung ändert aber nichts an der Tatsache, daß, so bemerkt das genannte Blatt weiter, ohne Parteigrenzen in weiten Kreisen unseres Volkes, wo der Sinn für Recht vielleicht etwas lebendiger ist als in der borussischen Luft, das Vorgehen des Reichs als eine Rechtsverletzung empfunden wird.

Um die UeberparleiUchkeit des Rundfunks

Stuttgart, 7. Febr. Von zuständiger Seite wird mit­geteilt :

Der N.S.-Kurier vom 6. Februar 1933 richtet heftige Angriffe gegen den Staatskommissar der Süddeutschen Rund­funk Ä.G. wegen Nichtübertragung einiger Darbietungen.

Demgegenüber wird festgestellt, daß der Staatskommissar alle seine Maßnahmen im Einvernehmen mit seiner Vorge­setzten Behörde getroffen hat. Das Staatsministerium hat in seiner Sitzung vom Dienstag den 7. Februar erneut einstim­mig beschlossen, an der Wahrung der Ueberparteilichkeit aller Rundfunkdarbietungen entsprechend den Richtlinien für die Sendungen des deutschen Rundfunks festzuhalten. Diese Richt­linien sind erst vor wenigen Monaten mit Zustimmung des Reichsrats durch den Reichsminister des Innern erlassen wor­den. Im Reichsrat haben diesen Richtlinien auch diejenigen Regierungen ihre Zustimmung gegeben, die unter Führung von Nationalsozialisten stehen. In den Richtlinien wird aus­drücklich bestimmt:Der Rundfunk dient keiner Partei. Poli­tische Gegenstände sind sachlich zu behandeln. Werbung für Parteien und Bekämpfung von Parteien sind nicht zugelassen." Ein Abweichen von diesen Bestimmungen würde, insbesondere in Wahlzeiten, die überparteiliche Haltung des Rundfunks gefährden. Die Vorwürfe gegen die Haltung des Staatskom­missars und der Sendegesellschaft sind deshalb unbegründet und müssen nachdrücklich zurückgewiesen werden.

Generalmajor a. D. Th. Sproeffer ^

Stuttgart. 9. Febr. Gestern morgen verschied nach langer schwerer Krankheit im Alter von 62 Jahren Generalmajor Theodor Sprvesser. Mit ihm ist einer der bekanntesten würt­tembergischen Offiziere zur großen Armee abberufen worden.

Bei Kriegsbegiun rückte er als Hauptmann und Kompag- uiechef der MG.-Kompagnie des Jnf.-Regts. Kaiser Friedrich (7. Württ.) Nr. 125 ins Feld und wurde bereits am 23. August 191t, wenige Tage nach seiner Beförderung zum Major, vor Longuyon verwundet. Nach seiner Wiederherstellung Ende September 1914 führte er das 2. Bataillon 125 in Frankreich, Flandern, Polen und Rußland. Der Name Sproeffer ist un- trenbar verbunden mit der Erstürmung von Messines und den Kämpfen im Osten an der Bzura, Sucha, Rawka und Piliza, mit den Kämpfen um Przasnysz, um de« Bahnhof Paßjeckh, den Verfolgungen über Narew und Bug. Nach einem Sturz vom Pferde im Granatfeuer vor Bielsk, wegen dessen Folgen er sich in ärztliche Behandlung begeben mutzte, erreichte ihn im September 1915 ein Befehl des Württ. Kricgsministeriums, der ihm die Führung des württ. Gebirgs-Bataillons übertrug.

Vor wenigen Wochen ist das umfangreiche Geschichtswerk der Württ. Gebirgsschützen erschienen, dessen Hauptabschnitte von Generalmajor Th. Sproeffer bearbeitet wurden. Es ist die Abschlußarbeit seines Lebens geworden. Unvergänglich sind die Leistungen dieser tapferen schwäbischen Truppe, die unter seiner hervorragenden Führung im Oberelsaß, in Rumänien 1916, in den Karpathen 1917 und vor allem in Italien 1917 entscheidend in die Kämpfe eingriff. Er selbst hat immer be­tont, daß er die ihm dafür verliehenen Anszeichnungen, von denen nur das Ehrcnkreuz des Ordens der Württ. Krone mit Schwertern, das Ritterkreuz des Hohenz. Hausordens, höchste österreichische und bayerische Auszeichnungen und besonders der ihm am 10. Dezember 1917 verliehende Orden Pour le meritc genannt sein sollen, für seine Soldaten trage.

Wenige Tage nach der Ernennung von Major Sproeffer zum Kommandeur der inzwischen zum Regiment erweiterten württembergischen Gebirgstrnppe geriet er mit seinem Stab beim Angriff auf den Chemiu des Dames in schwerstes fran­zösisches Granatfeuer. Ein Splitter zerschmetterte seine linke Hand, die beiden Begleitoffizicre fielen. Dem Schwerverwnn-