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Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei (Inhaber Fr. Biesinger). Für die Schriftleitung verantwortlich Fr. Btesinger in Neuenbtzrg.

Nr. 3

Mittwoch den 4. Januar 1S33

S1. Jahrgang

Ser Krieg im

Kämpfe um Schanhaikwan Japaner

rv. Peking, 3. Jan. lieber die Lage in Schanhaikwan ist noch nichts Genaues bekannt. Die Japaner erklären, daß die Stadt gestern besetzt worden sei, während von offizieller chine­sischer Seite betont wird, daß die Stadt noch in der Hand der Chinesen sei. die heute morgen einen feindlicheil Angriff ab­geschlagen hätten. Die japanische Gesandtschaft teilt mit, daß über eine Besetzung Schanhaikwans durch Japan nichts be­kannt sei und dementiert die Meldung, daß an Tschanghsue- liang ein Ultimatum gerichtet worden sei.

Nach den neuesten Meldungen sind 8 japanische Kriegs­schiffe im Hafen von Tschinwaigtau, 16 Kilometer südwestlich Schanhaikwan, eingetroffen.

Wie gemeldet wird, sollen die Japaner bei dem heutigen Angriff gegen Schanhaikwan Svst« Mann und Flugzeuge ein­gesetzt haben. Zugleich wurde die Stadt durch Kriegsschiffe beschaffen. Die chinesische Besatzung ist 50vv Mann stark.

Das japanische Kriegsministerium erklärt in einer Mit­teilung an die Presse, daß der Kampf um Schanhaikwan von den Chinesen herausgefordert worden sei, die ans die Japaner geschossen hätten; das sei eine Auswirkung der bewußten chinesischen Politik, die darauf ausgehe, den Völkerbund zum Handeln zu zwingen.

Ein Telegramm des chinesischen Kommandanten im Ab­schnitt von Schanhaikwan, General Heschnhuo, meldet, daß die Japaner von den chinesischen Verteidignngstruppen zurück­geschlagen wurden, nachdem die japanische Artillerie mit Un­terstützung von Flugzeugen in einstündigem Kampf eine

Fernen Osten

fetzte« Flugzeuge und Kriegsschiffe ein

Bresche in die Mauer der Stadt gelegt hatte. Die Japaner haben sich dieser Meldung zufolge zurückgezogen, so daß die chinesische Garnison nunmehr in Erwartung eines neuen An­griffs die Verteidigungsstellungen ausbant.

China unterrichtet den Völkerbund

VV- Nanking, 3. Jan. Die chinesische Regierung hat dem Völkerbund Mitteilung von den Kämpfen von Schanhaikwan gemacht; sie hat aber keine Protestnote an Japan gerichtet und wird auch in diesem Sinne nichts unternehmen, bevor die Lage geklärt ist. Indessen hat sie den Truppen weitere An­weisungen gegeben, jedem Angriff auf die chinesischen Stel­lungen Widerstand zu leisten.

Schanhaikwan von de» Japanern besetzt

XV. Peking, 3. Jan. Nach amtlichen Depeschen des Vertreters der Vereinigten Staaten in Schinwantao haben die Japaner heute um 16.30 Uhr die Stadt Schanhaikwan voll­kommen besetzt.

Washington verfolgt die Lage in Schanhaikwan

XV. Washington, 3. Jan. Wie erklärt wird, verfolgt Staatssekretär Stimson aufs genaueste die Lage in Schan- haikwan. Man verhehlt nicht, daß er sie als sehr ernst be­trachtet.

Geheimrat Cuno

XV. H a M b 1 k r g ,-3. Ja».- De» frühere Reichskanzler Ge­heimrat Cuno, Vorsitzender des Vorstandes der Hamburg- Amerika-Linie, ist im 57. Lebensjahre gestorben.

Zum Ableben von Geheimrat Cuno teilt die Hapag mit, daß Dr. Cuno seit einigen Tagen an Anfällen von Herzneur­algie gelitten habe. Der Arzt hatte ihm am Montag geraten, schleunigst einen Urlaub anzutreten. Dr. Cuno war am Diens­tag früh im Begriff, sich für eine Urlaubsreise, die er mit seiner Gattin unternehmen wollte, zu rüsten, als ein Schlag­anfall seinem Leben ein Ziel setzte.

»

Der Name Cuno ist unzertrennlich verknüpft mit der Erinnerung an den Ruhrkampf und die Jnflationskatastrophe des Jahres 1923. Dr. Wilhelm Cuno, der aus Suhl in Thü­ringen stammte, war während des Krieges Leiter der Reichs­getreidestelle und übernahm 1916 im Reichsschatzamt das Hauptreferat für kriegswirtschaftliche Fragen. Im Jahre 1917 verließ er den Reichsdienst und trat in den Vorstand der Hamburg-Amerika-Linie ein, deren Generaldirektor er nach dem Tode Albert Ballins im Jahre 1918 wurde. Bei den Waffenstillstandsverhandlungen und den zahlreichen folgenden Konferenzen der ersten Nachkriegszeit wirkte Dr. Cuno als Sachverständiger für Schiffahrtsfragen mit.

Als im November 1922 die vom Reichspräsidenten Ebert gewünschten Bemühungen zur Erweiterung des Kabinetts Wirth scheiterten und zum Rücktritt der Reichsregierung führ­ten, wurde, inmitten der sich immer mehr , komplizierenden Schwierigkeiten mit der Reparationskomnüssion, Dr. Cuno mit der Kabinettsbildung betraut. Sein Kabinett derdis­kontfähigen Unterschrift" prägte in der Regierungserklärung den allmählich zum Allgemeingut gewordenen Programmsatz: Erst Brot, dann Reparationen". Denkwürdig blieb Cunos Angebot einer Rcparationsanleihe und eines Sicherheitspaktes im Dezember 1922, das freilich den französisch-belgischen Ruhreinbruch mit seinen katastrophalen Folgen für die deutsche Währung nicht mehr abwenßen konnte. Das Kabinett Cuno hatte die schwere Aufgabe, den passiven Widerstand und die Fürsorge für die zahlreichen Opfer des Rhein- und Rnhr- kampfes zu organisieren. Am 12. August, auf dem Höhepunkt der innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten, trat das Kabinett Cuno aufgrund eines von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktiou beschlossenen Mißtrauensvotums zuruck. Seine Erbschaft übernahm Gustav Stresemann.

Dr. Cuno widmete sich seitdem wieder mit großem Erfolge als Vorstandsmitglied der Hapag der Wiederanknupsnng internationaler Beziehungen der deutschen Schiffahrt, sowie dem Problem der Reparationssachliefcrungen. Er ist 56Lahre alt geworden.

Für Kolonialmandate und Rückgabe -es Korridors

L. p. Paris, 3. Jan. Das Problem der Revision der Ver­träge beginnt immer weitere Kreise der französischen Oeffent- lichkeit zu beschäftigen. Dabei ist festznhalten, daß es sich diesmal im Gegensatz zu den Erfahrungen früherer Jahre nicht um eine Antwort oder Abwehr Frankreichs auf irgend einen konkreten Vorstoß deutscherseits handelt, sondern um eine rein innerfranzösische Auseinandersetzung zwischen An­hängern und Gegnern der Revision. Bemerkenswert ist aber doch auch, daß zum ersten Mal die Revision von einem Teil der Linken nicht mit Widerwillen und unter dem Druck der Ereignisse, sondern als ein positives und konkretes Programm europäischer Aufbaupolitik bejaht und anerkannt wird.

Besonders aufschlußreich in dieser Hinsicht ist der heutige Leitartikel derRepublique". In diesem Aufsatz, der voll­ständig in Sperrdruck gesetzt ist und gewissermaßen ein Glau­bensbekenntnis bildet, ist wörtlich folgende Mahnung an die Parteien der Linken zu lesen:

Hoffentlich wird 1933 das Jahr der Revisionen werden, denn ohne Revision ist jede deutsch-französische Annähe­rung und jede europäische Entspannug unvorstellbar.

Die Gleichberechtigung Deutschlands ist grundsätzlich bereits anerkannt worden. Jetzt handelt es sich darum, diese Gleich­berechtigung so durchzuführen, daß sie eine weitgehende Her­absetzung der Rüstungsausgaben zur Folge hat. Damit allein ist es nicht getan. Deutschland muß im nächsten Jahre Man­date über jene Kolonialbesitzungen erhalten, die ihm ungerech- tcrweise geraubt worden sind, und auch die leidige Korridor­frage muß endlich geregelt werden. Die französische Linke, so schließt der Aufsatz, muß diese unvermeidbaren Abänderun­gen ans eigener Initiative und ohne Zeitverlust durchführen und nicht sich dieses Zugeständnis, so wie in früheren Jahren, nur widerwillig und so spät abringen lassen, daß die erhoffte moralische und Politische Entspannung ansbleiben müßte.

Polnischer Protest gegen England

XV. London, 3. Jan. Der polnische Botschafter in London hat heute im Foreign Office eine Beschwerde über die Silve­sterveranstaltung des englischen Unterhaltungsrnndfunks über­reicht. In der Silvesternacht hatte der eüglische Rundfunk Silvesterprogramme mehrerer europäischer Staaten übertra­gen. Bevor auf einen neuen Auslandssender umgeschaltet wurde, machte der Sprecher einige einleitende Bemerkungen. Bei der Umschaltung auf Warschau soll Polen, der Note zu­folge, als ein Land bezeichnet worden sein, daß ein Drittel seines Staatshaushaltes für Rüstungen ausgibt. In dieser Bemerkung sieht Polen die Verwendung der englischen Rund­funksender zu politischer Propaganda gegen eine befreundete Macht und fordert Maßnahmen, die eine Wiederholung un­möglich machen.

Der deutsche Einspruch im Falle Gilles

Das Beileid des Reichspräsidenten

XV. Berlin, 3. Jan. Der Herr Reichspräsident hat an die Witwe des verstorbenen Reichskanzlers a. D. Cuno das nach­stehende Telegramm gerichtet:

Zu dem schweren Schicksalsschlag, der Sie, gnädigste Frau, ind die Ihren durch das so Plötzliche Hinscheiden Ihres Herrn Äemahls betroffen hat, spreche ich Ihnen meine allerherzlichste Teilnahme aus. Me hohen Verdienste, die der.Entschlafene ich um das Vaterland und den Wiederaufbau seines Wirt­schaftslebens erworben hat, sichern ihm ein bleibendes ehren­des Andenken. ^

(gez.) von Hindenburg, Reichspräsident.

xv- Brüffel, 3. Jan. Gegen die Ausweisung des reichs- deutschen Kaplans Gilles aus Eupen hat am Dienstag der deutsche Gesandte bei der belgischen Regierung Einspruch er­hoben. Der Gesandte konnte auf Grund der über den Fall vorliegenden Darstellung des Kaplans Gilles darauf Hin­weisen, daß dieser während seiner Tätigkeit in Belgien die in politischen Dingen gebotene Zurückhaltung stets beobachtet und sich nicht nur jeder antibclgischen Propaganda sondern überhaupt jeder politischen Betätigung enthalten habe. Der Gesandte betonte besonders die Gefahr einer erheblichen Ver­schärfung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern, die sich aus Maßnahmen wie der Ausweisung des Kaplans Gilles und die dadurch in der deutschen Oeffentlichkeit hervorgerusenc außerordentliche Erregung ergeben müßte.

Grotzlampsmotml Januar

Als in der Silvesternacht sich in das Krachen der Feuer­werkskörper auch der Knall scharfer Pistolenschüsse mischte, die znm Beispiel allein in Berlin drei Tote auf das Pflaster treckten, war die Politische Vor- und Nachweihnachtsruhe da­hin. Einen Tag darauf, am 2. Januar, fand auch der offizielle Burgfriede" sein Ende. Politische Versammlungen, Demon­strationen und Kundgebungen sind wieder uneingeschränkt zu­lässig. Selbst der fällige Wahlkampf fehlt nicht: über das kleine Lippe wird eine Flut von 500 Versammlungen nieder­gehen. 60 Reichstagsabgeordnete werden auf rund 150 000 Einwohner losgelassen. Das neue Jahr fängt munter an.

Wer die politische Entwicklung mit illustonsloser Nüch­ternheit ansieht der ist nicht im Zweifel darüber, daß alle politischen Großentscheidnngen dieses Jahres bereits im Ja­nuar fallen. Das gilt nicht nur für die Außenpolitik, die bereits in der Mitte der nächsten Woche durch die vorberei­tende Weltwirtschaftskonferenz in Genf eingeleitet wird, in der Mitte des Monats die Ratstagung des Völkerbundes bringt und Ende Januar Deutschland zum ersten Mal wieder auf der Abrüstungskonferenz erleben wird, das gilt nicht minder auch für die künftige Gestaltung der innnenpolitischen Herrschaftsverhältnisse im Reich und in den Ländern. Piel- leicht tritt der Reichstag schon in der nächsten Woche zusam­men, auf jeden Fall aber wird noch im Januar die Entschei­dung darüber fallen, ob das Präsidialkabinett Schleicher eine parlamentarische Vertrauensplattform findet, oder ob erneut an den Stimmzettel appelliert werden muß.

Die stilistisch wohlgefeilten und scheinbar nichtssagenden Reden bei den diplomatischen Neujahrsempfängen enthalten für den, der zwischen den Zeilen zu lesen versteht, diesmal bereits die Anmeldung aller Probleme, die so rasch wie mög­lich gelöst werden müssen. Die Worte des französischen Bot­schafters Francois Poncet, der Abschluß des deutsch-französi­schen Handelsvertrages lasse zum ersten Malein Stück Him­melblau" über den Köpfen erscheinen, sind nicht aufs Gerade- wvhl gesprochen. Frankreich lebt im Konflikt mit Amerika, es zittert vor einer Wirtschaftskrise, und es befürchtet, daß die Anleihen, die nach Warschau, Prag, Belgrad und Bukarest geflossen sind, den Weg der 20 Goldmilliarden gehen könnten, die in seligen Friedenszeiten der russischen Aufrüstung dien­ten. Frankreich bedarf auf der Londoner Frühjahrskonferenz Deutschland. Die deutsche Außenpolitik, wie sie von Brüning und Papen eingeleitet wurde und von Schleicher fortgeführt wird, bedarf ihrerseits der deutsch-französischen Verständigung^ Die vorbereitende Weltwirtschaftskonferenz, die in einer Woche beginnt, könnte daher durchaus schon die Fronten für London abstecken. Und auf der Abrüstungskonferenz Ende Januar würde sich möglicherweise eine deutsch-französische Wirtschafts­annäherung auch dahingehend auswirken, daß Reichskanzler von Schleicher seinen wichtigsten Programmpunkt aus der Neujahrsansprache zu verwirklichen vermag,der deutschen Jugend im Rahmen der Miliz das Recht zum wehrhaften Staatsdienst wiederzugeben". Schlägt dagegen die Ab­rüstungskonferenz fehl, so ist gleich das ganze Jahr durch einen Mißerfolg belastet, der in keinem der beteiligten Länder ohne innenpolitische Folgen bleiben dürfte.

Bis dahin werden auch die innenpolitischen Entscheidun­gen schon gefallen sein. Die Regierung ist entschlossen, so rasch wie irgend möglich mit einer Programmerklärung vor den Reichstag hinzutreten und den Nationalsozialisten die Vertrauensfrage zu stellen. Es ist diesmal anders, als unter Papen. Denn die Januarabftimmnng des Reichstags dürfte nicht nur das Schicksal der Regierung, sondern noch stärker das Schicksal der Hitler-Partei entscheiden. Adolf Hitler hat zwar ebenso wie sein Stabschef Röhm in den Neujahrsbot­schaften unversöhnlichen Kamps angekündigt, seit Wochen je­doch sind besonnene Kräfte in der Partei am Werk, die prak­tische Verwirklichung diefer Kampfansage zu verhindern. Denn es steht außer Frage, daß die Partei nach den Fehlentschei­dungen des letzten Jahres und den tief beklagenswerten Vor­kommnissen in Dresden und anderswo einen außerordentlichen Rückschlag erleiden wird. Ein neuer Reichstag aber, iu dem Nationalsozialisten, Kommunisten und Sozialdemokraten sich eben die Waage halten und über ungefähr gleichstarke Frak­tionen verfügen, ist vollkommen arbeitsunfähig. So ist es verständlich, wenn sich Gerüchte um Gregor Straffer ranken, Reichskanzler von Schleicher beabsichtige, ihn noch vor den Reichstagsabstimmnngen als Vizekanzler in das Kabinett zu berufen. Schleicher arbeitet aber durchaus nicht auf eine Spaltung der NSDAP, hin, sondern er hofft immer noch, die Bewegung in ihrer Gesamtheit erhalten zu können und sie doch innerlich zu besiegen. Er hat es kürzlich als einen Be­weis für das vaterländische Verantwortungsbewußtsein Stras- scrs bezeichnet, wenn dieser nach dem Ausbruch seines Streites mit Hitler nicht eine Teilung der Partei erwogen, sondern sich still als einfacher Soldat der Bewegung zurückgezogen habe. Nur so kann er hoffen, allmählich Hitler doch noch von der Notwendigkeit eines neuen Kurses zu überzeugen. Gegenüber den Spekulationen auf eine Spaltung der NSDAP, verwies man bei einer Unterhaltung in der Wilhelmstraße auf das mißglückte Experiment bei der Spaltung der Dentschnatio- nalen. Man werde Straffer nicht zumuten, der Treviranus der NSDAP, zu werden. Das Beispiel der deutschnationalen Absplitterung unter Treviranus hat bewiesen, daß nur die Herrschaft über den Parteiapparat einen Wahlerfolg zu sichern vermag. Geht die Hitlerpartei den Weg des Nein-Sagens bis zu Ende, so wird bereits im Januar 1933 ihr Schicksals­monat sein.

Auch die Sozialdemokratie entscheidet mit einer unbeug­samen Kampfstellung gegen Schleicher mehr als nur einen gelegentlichen Oppositionserfolg. Es ist ein offenes Geheim­nis, daß der Allgemeine Deutsche Gewerkschafts-Bund der Reichsregierung Zeit lasten möchte, ihr Arbeitsbeschaffungs- Programm durchzuführen. Zwei Millionen Arbeiter mehr,