Württembeegischer Landtag

Die Junglehrernot

Stuttgart, 6. Dez. In der heutigen Sitzung des Land­tags gab es eine breitspurige Aussprache über die Jnng- lehrernot. Vom Ausschuß lag ein Antrag vor, oie Regierung zu. ersuchen, die noch vorhandenen unbeschäftigten Lehrkräfte aller Kategorien möglichst noch im Lauf des Planjahrs 1932 durch geeignete Maßnahmen zur aushilfsweisen Verwendung im Unterricht herauzuziehen. Der Abg. Blankenhorn (NS.) Lezcichnete die Not der stellenlosen Junglehrer als Volksnot, verlangte die Herabsetzung der Altersgrenze von 67 ans 65 Jahre und die Erleichterung der Zuruhesetzung vom 60. Le­bensjahr an. Er besprach sehr eingehend die Not der Stu­dienassessoren. Not und Elend und bitterste Verzweiflung herrsche bei vielen Junglehrern und Jungarademikern. Da sei es kein Wunder, wenn viele von ihnen radikalisicrt wür­den und deni Bolschewismus zuneigen. Der Abg. Schnecken-1 burger (Soz.) nannte es eine Kulturschande, daß es Schul- s klaffen mit über 90 Schülern gibt, während Hunderte von Junglehrern stellenlos seien. Aus katholischer Seite sei die Stellenlosigkeit noch größer als auf evangelischer. Von den drei katholischen klösterlichen Lehrerbildungsanstalten werde der staatliche Nachwuchs gefährdet. Der Abg. Küchle (Ztr.) erklärte, die Frage der Herabsetzung des Pensiousdieustalters stehe gar nicht aus der Tagesordnung. Das beste wäre es, wenn mau Stunden- und Schülerzahl auflockern könnte. Die Ausbildung von Lehrerinnen durch Ordensschwestern bedeute keine Konkurrenz. An zu früher Pensionierung habe die All­gemeinheit schon aus finanziellen Gründen kein Interesse. Der Abg. Kling (Ehr. VD.) bedauerte, daß einseitig auf dem Boden des Knlturwesens gespart werde. Der Abg. Keim (Komm.) trat dafür ein, daß die stellenlosen Lehrer sofort eingestellt werden und verlangte auch die Einführung der Schülerspeisung. Der Abg. Stooß (BB.) bczeichnetc die ganze Anssprache als AgitatiouSpolitik. Mit dem, was die Regie­rung bisher getan habe, könne man einverstanden sein, aber weiter könne man vorerst nicht gehen. Der Abg. Joh. Fischer (Dem.) behielt sich weitere Ausführungen für die Etatsbera­tung im Januar vor. Ministerialrat Dr. Löffler entschul­digte deü abwesenden Kultminister, der wegen einer grippe­artigen Erkältung nicht im Landtag erscheinen könne und schilderte die Bemühungen des Ministeriums und der Ober­schulbehörden, Lehrer an Auslandsschulcn, bei Erwerbslosen­kursen, beim Arbeitsdienst usw. unterzubringen. Von den evang. Lehrern sind jetzt alle, die 1931 das Examen gemacht haben, in Praktikautenstellcn untcrgebracht, sogar noch ein Teil von 1932, auf katholischer Seite alle Lehrer von 1930 und der größte Teil von 1931. Die Stcllentcilung habe sich im ganzen recht gut bewährt. Der Abg. Hilseubeck (Komm.) warf allen übrigen Parteien scheinheiliges Mitleid mit den Junglehrern vor.

Der Abg. Friedr. Schmidt (NS.) erklärte, die Zeiten seien vorbei, in denen die Sozialdemokratie erklären konnte, alle nationalsozialistischen Lehrer gehörten aus dem Staatsdienst hinausgeschrnissen. Hierauf wurde der Ausschußantrag ange­nommen und der Landtag beschäftigte sich nunmehr mit der Frage der Verwaltungsverciusachung. Hierzu beantragte der Ausschuß die Negierung zu ersuchen, dem Landtag, alsbald Vorschläge zu unterbreiten über eine allgemeine Verwaltungs- Vereinfachung. durch die eine weitgehende Kostenersparnis durchgcführt werden kann. Staalsrat Dr Hegelmaicr kenn­zeichnete den Antrag durch dm. Hinweis darauf,, daß die Staatsausgben in Württemberg vor 161,5 Millionen i. I. 1924 auf 118 Millionen i. I. 1931 herabgedrückt wurden. Wenn der Landtag neue Sparmaßnahmen wünsche, fo möge er sie augeben. Der Abg. Wachmann (NS.) erklärte sich für den Ausschußantrag, aber gegen eine Zusammenlegung der Ober­ämter. Der Abg. Winker (Soz.i verlangte die Schaffung eines unabhängigen Rechnungshofes, um das Gewissen der Bürokratie zu schärfen und bezeichnen' als Kernfrage jeder Staatsvereinfachung die Oberämtcrfrage. Der Abg. Stooß (BB.) wandte sich gegen de?. Ausschutzantrag, wünschte aber Einsparungen in der Zentralverwaltnng und eine Verein­fachung des Instanzenweges. Nach weiteren Ausführungen der Abg. Köhler (Komm.) und Dr. Otto Schmidt (Ztr.) er­klärte Finanzminister Dr. Dchlinger, die Regierung habe ihr Menschenmöglichstes getan. Die Oberämtcranfteilung müsse man in solcher Notzeit znrückstellen. Der neue Etat werde in 6 Wochen vorgelegt werden. Schließlich wurde der Ansschuß­antrag mit 32 nationalsozialistischen und sozialdemokratischen Stimmen gegen 25 Stimmen der übrigen Parteien angenom­men. Nächste Sitzung Mittwoch vormittag.

Die Regierung antwortet auf Kleine Anfragen

Schlechter Steucreingang

Stuttgart, 6. Dez. In der heutigen Sitzung des Land­tags wurden von der Regierung einige Kleine Anfragen be­antwortet. Aus den Antworten heben wir folgendes hervor:

Am l. Dezember 1931 waren 30,2 Prozent der für das laufende Rechnungsjahr 193l fälligen Staatssteuer im Rück­stand, am I. Dezember des Jahres 1932 dagegen 38,1 Prozent der für das laufende Rechnungsjahr 1932 fälligen Steuern. Angesichts dieser Entwicklung hat das Staatsministcrium nichr den Eindruck, daß Anlaß besteht, zu den wiederholt er­gangenen allgemeinen Anweisungen auf schonendes Vorgehen beim Steuereinzug noch eine weitere allgemeine Weisung hinzuzusügen. Die Staatsrcgicrung, die jetzt schon genötigt ist, eine Reihe von Beschlüssen des Landtags wegen Mangels an verfügbaren Mitteln nicht durchzuführen, kann reicht in noch weiterem Umfang auf die zur Deckung der Staatsans- gabcn erforderlichen Einnahmen verzichten. Ohne die Not­lage weiter Polkskreisc zu verkennen, muß doch an der Hand von zahlreichen Berichten der Steuereinzugsbehörden, wie auch aus den in den Zeitungen wiedergegebenen Verhand­lungen der Gemeindcräte über den Steuereinzug der Schluß gezogen werden, daß das Anwachsen der Steuerrückstände, das ohne begründete Ursache in wirtschaftlich gleich zu wer­tenden Bezirken sehr unterschiedlich ist, nicht allein auf die wirtschaftlichen Verhältnisse zurückznsühren ist.

Bei der derzeitigen Rechtslage ist es nicht zulässig, durch die Satzung oder im Aufsichtswege den Krankenkassen die Selbstbeschaffung der frcigegebenen Arzneimittel lm großen und ihre Abgabe an die Versicherten zu verbieten. Dagegen wird in der demnächst im Regierungsblatt erscheinenden Arzneiabgabenverordnung des Innenministeriums vom 17. November 1932 vorgeschrieben, daß Krankenanstalten die dem freien Verkehr überlassenen, im Deutschen Arzneibuch auf­geführten Arzneimittel aus einer Apotheke zu beziehen haben. Im Hinblick auf die große Notlage der Apotheken wird das Innenministerium u. a. in Erwägung ziehen, diese Maß­nahme auch auf die Selbstabgabe der Krankenkaffen auszu­dehnen.

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Bei der kürzlich vorgenommenen ersten höheren Justizdienstprüfnng ist für befähigt erkannt worden Nagel, Karl, von Neuenbürg.

Auf Grund der in den Monaten September, Oktober und November 1932 abgehalteuen mittleren Verwaltuugs- dienstprüfuug sind zur Uebernahme der iu H 1 der Verord­nung vom 16. Oktober 1913 (Reg.Bl. S. 244) bezeichneteu Aemter für befähigt erklärt und zu Verwaltungspraktikantcn bestellt worden u. a.: Rottuer, Erwin, von Salmbach, OA. Neuenbürg.

Neuenbürg, 7. Dez. Der kalte, scharfe Wind der letzten Tage brachte heute früh die ersten Schneeflocken. Allerdings fielen sic so spärlich, daß Noch kein Winterkleid die Erde um­hüllt.

(Wetterbericht.) lieber Mitteleuropa befindet sich ein Hochdruckgebiet, das die Wetterlage günstig beeinflußt. Für Donnerstag und Freitag ist zwar mehrfach bedecktes, aber vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.

Calmbach, 6. Dez. Die hiesige Ortsgruppe des Landwirtschaftlichen B e z i r k sv e r e i n s Neuen­bürg hielt am Sonntag den 13. November d. I. imWald­horn" in Calmbach eine sehr gut besuchte Versammlung ab, der ein sehr lehrreicher Vortrag des Herrn Landwirrschaftsrats Martini von der Württ. Landwirtschaftskammer folgte. Landwirtschaftsrat Martini führte etwa folgendes aus: Um den Kartosfelbau richtig zu verstehen, sei es notwendig, die Botanik der Kartoffelpflauze zu kennen. Charakteristisch sei für diese Pflauzcngruppc, daß sie unterirdische Stengel (Sto- lonen) mit Endvcrdickungen, die wir Knollen nennen, aus- bildc. Daß die Knollen keine Wurzeln sind, sehe man 1. an dem Grünwerdcn bei Luftzutritt, 2. an der Ausbildung klei­ner Blättchen an den Augen, sogen. Niederblättchen. Daraus ergäbe sich, daß die Bodenbearbeitung auf laug anhaltende Lockerung, also großem Luftgehalt des Bodens, abheben müsse. In der gleichen Richtung lägen auch die sogen, geborenen Kartoffelböden, dies seien solche Böden, die von Haus aus viel Luft enthalten wie z. B. Sand- oder Moorböden. So sei auch zu verstehen, daß der Stallmist zu Kartoffeln nicht nur als Dünger, sondern auch als Bodeuvcrbesserer wirke. Was die Stallöüuguug selbst betreffe, so sei au folgendem Grundsatz festzuhalten: Je schwerer der Boden und je trocke­ner daS Klima, desto früher müsse der Stallmist ausgcbracht werden. Als Dünger allein genüge er aber nicht, denn zu Höchslcrträgeu seien 2 Kg. 40proz. Kalisalz, 11s<. Kg. Stick­stoff, am besten Kalkstickstoff, und zur Gesunderhaltung und zur Erzielung eines guten Geschmacks ft! Kg. Supcrphosphat je Ar notwendig. Solche Gaben seien, selbst wenn man mit niederen Kartoffelpreiscn zu rechnen habe, rentabel. Die Aus­bringung dieser Düngemittel sollte im Schwarzwald erst van der Saatzeit au erfolgen (zweckmäßig zwischen Pflanzzeit und Auslaufen). Bezüglich der Pflanzmethoden sei unter den hie­sigen Verhältnissen das Stufcumachen neben dem Reihenziehen mit Häufelpflug oder Markeur auf 66 Zentimeter, bei 35 Zentimeter Abstand iu den Reihen zu empfehlen. Je Pflanz- stclle genüge eine Knolle im Gewicht von 80100 Gramm. Die zu kleinen Knollen seien aber weniger wert wie die großen. Bei den großen Knollen brauchte man zu viel Saatgut. Bei der Pslauzzeit sei zu beachten, daß die Bodentemperatnr 8 Grad Celsius betragen sollte. Zu früh gepflanzt schade etwas der Keimung, zu spät fehle es an Vegetationszeit. Das Pflanz­wetter müßte schön sein. Auch die Pflanztiese sollte selbst bei leichten Böden nicht mehr als 67 Zentimeter betragen. Bes­ser iei einige Zentimeter zu hoch, als einige zu tief. Weiter sei der Saatgutwcchsel, besonders wenn Abbauerscheinnngen auftreten, im Auge zu behalten. Eine gute Pflege verstehe sich von selbst. Im weiteren wurden die Hauptkrankheiten parasitärer Art wie Braunfäule, Naßfäule, Trockenfäule und Schorf behandelt. Im besonderen sei aber in hiesiger Gegend der Kartoffclkrcbs zu beachten. Seit einigen Jahren besän- deu sich Krebsherde, die den ganzen Kartoffclban tu hiesiger Gegend einmal in Frage stellen könnten. Gegenmaßnahmen seien: l. achtjähriges Einstellcn des Kartoffelbaues, 2. keine Verwendung von Abfalldüngcr aus krebsversenchten Grund­stücken, 3. sorgfältiges Räumen der Parzellen von Ernterück­ständen und Verbrennen derselben, 4. Verwendung von ge­sundem krcbsfestem Pflanzgut. Im Anschluß daran wurde der Bezug krebsfcster Kartoffclsorten wie krebsfeste Kaiser­krone, Modrows Aal, beide Frühsorteu; Direktor Johannsen, Abeudstern, Leide mittelfrühe Sorten; Erdgold, Preußen, Ackcrsegen, Böhms ovalgelbe, alle vier mittelspäte Sorten, empfohlen. <

Zur Wieseudüugung: Hier gelte es, die Frage sich vor- zulcgen, was wird gedüngt? Gute Gräser, minderwertige oder Unkräuter. Letztere dürsten eine Düngung nicht lohnen, Umbruch nur mit größter Vorsicht! Gute Düngung verbessere die Narbe. Versuche ergäben beispielsweise das Zurückgehen der Unkräuter von ll auf 16 Prozent und die Zunahme der Süßgräser von 21 auf 57 Prozent. Der Futtercrtrag blieb derselbe. Eine weitere wichtige Frage sei die Kalkfrage. Die Düngungsmaßnahmen könnten erfolglos sein, wenn cs an Kalk fehle. Zum Beispiel saure Düngung auf sauren Böden bringe keine Mehrerträgc. Kalk ist unentbehrlich für die gute Wiese und für die Erzeugung eines guten Futters. Der Kalk­gehalt soll nicht unter 0,25 Prozent herabsinken. Zur Prüfung stelle man mit Hilfe des Passon'schen Apparates den Kalk­gehalt fest. Eine normale Kalkdüngung sollte alle fünf Jahre, und zwar 30 Kg. je Ar, erfolgen. Auf vermoosten Wiesen sei Aetzkalk besser; hier genüge die halbe Menge. In bäuerlichen Betrieben werde aber meist zu einseitig mit Stall­mist, Jauche oder Abwässer gedüngt. Die Folge sei das Ueber- handnehmen von Kerbel, Bärenklau, Huslattich und eventl. Löwenzahn. In den meisten Fällen fehle es daher an Phos- phorsäurc. Mit Thomasmehl würden die Kleepflanzen gestärkt und vermehrt. Der Eiweißgehalt des Futters nehme be­trächtlich zu und hierin liege die Rentabilität der Anwen­dung der Phosphorsäure. Große Mehrerträge seien durch Stickstoff zu erzielen. Doch müsse der Heu- bzw. Milchpreis mit iu Rechnung gezogen werden, um die Nenrabilität zu sichern. Der idealste Dünger sei Kompost, der aber gut ver­arbeitet und vergoren sein müsse. Folgender Düngungsplan sei daher zu empfehlen: 1. Jahr: 3 Kg. Thomasmehl, 2,5 Kg. Kalisalz 40proz., 01,5 Kg. Kalkstickstoff oder Ammoniak je Ar. 2. Jahr: 23 Doppelzentner Stallmist je Ar. 3. Jahr:

2 Kg. Thomasmehl, 5 Kg. Kainit, Stickstoff nach Bedarf, im Herbst zuvor 20 Kg. kohlensaurer Kalk je Ar. 4. Jahr: 2 bis

3 Doppelzentner Stallmist je Ar. 5. Jahr: Halb Kompost, halb Jauche, 34 Hektoliter je Ar. Zur Jauche sollte 2 bis 3 Kg. Superphosphat mit verwendet werden. Richtige und reichliche Ernährung der Wiesenpflanzen sei notwendig, sonst müßten sie Hunger sterben und nur die Unkräuter würden

vegetieren. Richtig gedüngte Wiese gäbe reichliches und gutes Futter. Das uns fehlende Kraftfutter könne auf diese Weise am besten ersetzt werden. Das von Joh. Nep. v. Schwarz, dem ersten Direktor von Hohenheim, geprägte Wort sollte nicht iu Vergessenheit geraten! Es heiße: Auch bei uns sind nur gute Wiesen die Stütze der Viehzucht, die Hilfe des Ackerbaues, der Reichtum des Betreibers, das Kleinod jedes ländlichen Besitztums. Schlechte Wiesen sind aber des Besitz­tums wie des Besitzers Schande, der Viehzucht Nachteil und selbst mittelmäßige des Ackerbaues Last.

Neusatz, 6. Dez. Elisabeth Beckmann, gev. Pfeiffer, geboren 1840 in Neusatz ist vor kurzem in Naperville im Staate Illinois gestorben. Sie ist 1853 ausgewandert und war mit einem Segelschiff 60 Tage unterwegs. 1858 hat sie sich mit Philipp Beckmann, geboren in Kirchheimbolanden in der Pfalz, in Naperville verheiratet. Eine Tochter, Albertha Harmeg nies, geb. Beckmann, wohnhaft in Oak Park Wiscon­sin Ave 730, war über den Winter 1889 zum Besuch in Dobel.

Schömberg, 5. Dez. Vergangenen Sonntag veranstaltete die hies. ev. Kirchcngemeinde imOchseusaal" zum erstenmale eine Alten fei er, zu der alle 65jährigen und älteren Män­ner und Frauen von Schömberg, Oberlengenhardt und Schwarzenberg eingeladen waren. Dabei wurden die Erschie­nenen bewirtet und geehrt gemäß dem Gottesworte: Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren. Die muntere Jugend des Ev. Mädchenkreises brachte dabei den von Gemcindcgliedcrn gestifteten Kaffee und Kuchen an den Manu und bot sonst auch allerlei geistige Labung in Wort und Lied. Auch der Kirchenchor half mit und um­rahmte die Feier mit einigen Gesängen. Von den 73 über 65 Jahre alten Geladenen haben über 50 der Einladung Folge leisten können, darunter auch die 93jährige Ortsälteste Frau Aua Marie Schröter und der älteste Manu des Kirch­spiels, der 87jährigc frühere Gemeiudcpflcger Stahl von Oberlengenhardt. Die aus Dank und Wehmut, Würde und Bürde des Alters fein abgcstimmten Vorträge des Mädchen­kreises, die Ansprachen von Pfarrer Gaiser, Bürgermeister Hermann und Hauptlehrer Schick, in denen der Dank für die Lebensarbeit der Alten ausgesprochen und der Hoffnung Aus­druck verliehen wurde, daß eine spätere Feier recht viele wie­der zusammenführen möge, schufen eine frohe Stimmung. Buchhändler Ehrlich sprach in Poesie und Prosa tm Namen der Gefeierten für die dargcboteneu leiblichen und seelischen Genüsse allen denen, die bei der Feier mitgewirkt und das Zustandekommen ermöglicht haben, besonders auch dem Saal­besitzer Wilhelm Kustcrer, herzlichen Dank aus. Ihrem ehr­lichen Dank aber für eine gnädige Gottcsführung hat die Versammlung mit dem LiedNun danket alle Gott" freu­digen Ausdruck gegeben.

Schwann, 7. Dez. Die Leiche der am Montag nachmittag tot in ihrem Bett aufgefundencn Frau Martha Wilden- manu wurde, wie bereits berichtet, im Laufe des gestrigen Vormittags im Bezirkskrankenhaus geöffnet, um die Todes­ursache feststellen zu können. Dabei ergab sich, daß wie schon gestern andeutungsweise vermerkt die Annahme eines Verbrechens der Vergiftung nicht aufrecht erhalten werden konnte, sondern daß die Frau an den Folgen eines unerlaub­ten Eingriffes Plötzlich verschieden ist. Aus Verzweiflung hierüber hat sich vermutlich der Ehegatte mit Freitovabsichten von zuhause entfernt. Nach Lage der Dinge muß leider da­mit gerechnet werden, daß Vater und Sohn nicht mehr am Leben sind. Im Laufe des gestrigen Tages wurden die Wald- abteilnngcu rechts und links der Straße nach Neuenbürg von einer etwa 80 Mann starken Kolonne des freiwilligen Arbeits­dienstes nach den Vermißten abgesucht, die Streife mußte je­doch ergebnislos abgebrochen werden. Es haben sich keinerlei Anzeichen nach deren Verbleib ergeben.

Wie wir kurz vor Redaktionsschlutz erfahren, wurden die beiden Leichen heute vormittag zwischen Schwann und Den­nach an der Försterwiese in den Schluchten erhängt aufge­funden.

Freudenstadt, 5. Dez. (Nächtlicher Schuß). Auf dem unteren Marktplatz kam es in der Nacht zum Sonntag zu einer Schießerei. Zwei Freudenstädter wurden von zwei anderen Leuten angerempelt. Einer der Freudenstädter befürchtete einen Angriff mit einer Waffe und machte infolgedessen von feiner Tränengaspistole Gebrauch. Aus 3 Meter Entfernung ging die ganze Ladung dem Gegner ins Gesicht. Dieser war sofort betäubt und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Ein Auge des Verletzten scheint gefährdet zu sein. Die Waffe wurde beschlagnahmt.

Mühlacker. 6. Dez. (Auffindung eines Kriegsvermißten.) Am 30. November erhielt das hiesige Bürgermeisteramt von der Reichs- Archiv-Zweigstelle Stuttgart die Mitteilung, daß der ehemalige Land- sturmmann Karl Wielandt, Sohn des Glasermeifters Gottl. Wielandt. der im Kriege bei der 3. Komp, des Res.-Inf.-Regts. Nr. 246 gedient hat und seit 14. Sept. 1916 vermißt war, bei der Umbettung von Leichen gefunden wurde und auf dem deutschen Militär-Friedhof von Bermandoviller, s. s. ö. Brag für Somme in ein Einzelgrab gelegt wurde. Die Erkennungsmarke wurde von der französischen Behörde dem Zentralnachweisamt nach Stuttgart übersandt, von wo aus sie dem hiesigen Bürgermeisteramt zuging. Die Schrift aus der Erken­nungsmarke ist noch deutlich lesbar.

Stuttgart, 6. Dezbr. (Neue Kinderlieber von Gustav Pezold.) Die bis Weihnachten noch offene Subskription auf die 16 neuen Kin­derliederDie schöne Welt" (Mk. 1.80) des im vorigen Jahr in Kirchheim u. T. verstorbenen Dekans Gustav Pezold hatte bis jetzt schon ein so gutes Ergebnis, daß die Herausgabe gesichert ist. Das Heft erscheint demnächst in dem bekannten Musikverlag Albert Auer in Stuttgart.

Göppingen, 6. Dez. (Beim Holzfällen verunglückt.) Am Sams­tag vormittag verunglückte in der Gräfl. Rechberg'schen Waldung ein junger Holzfäller dadurch, daß er durch eine fallende Buche am Kopf schwer verletzt wurde. Neben ihm beschäftigte Kollegen leisteten die erste Hilfe und brachten ihn in ärztliche Behandlung. Ob die Ver­letzungen lebensgefährlich sind steht noch nicht fest. Der Verunglückte ist der Sohn des Gemeindepslegcrs Schmid non Reichenbach a. R.

Reutlingen, 5. Dez. (Einweihung des neuen Achalm-Tmmes). Am Samstag nachmittag wurde der neu erstellte Achalm-Aussichts- turm seiner Bestimmung übergeben. Kurze Ansprachen und ein Feuer­werk gaben dem Akt die Weihe. Architekt Ehmann übergab die Schlüssel des Turmes dem Vorsitzenden des Fremdenverkehrsvereins, Fabrikant Seiz: Wirtschastsminister Dr. Maier überwachte die Grüße der Staatsregierung. Mit Einbruch der Dunkelheit wurde der Turm bengalisch beleuchtet und ein 3 Meter hoher Holzstoß wurde ange­zündet. Abends fand in derHarmonie" eine Nachfeier statt, bei der in weiteren Reden die Bedeutung des Tages gewürdigt wurde.

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In allen Lpotbslcsn e-bslilicch rum ffrsir« von Kb4. 0.6-, l.ZO, 1.68. blur eicht mit clsm tzlsmonrrug ÄMmtlcn.' out joLo, porkung.