pignie-Feier zum Gedenken der bei den Kämpfen von Villiers, Brie und Champignie gefallenen Angehörigen der württ. Regimenter, sowie der gefallenen und verstorbenen Kameraden des Vereins seit 1914. In großer Anzahl waren die Kameraden erschienen, auch Ehrenmitglieder und die Frauengrnppe des Vereins, sowie eine Abordnung der Hommerschen Vereine- Mit markigen Worten erklärte der Vorsitzende die damaligen Kämpfe und gedachte am Schluffe auch der gefallenen Kameraden ans dem Weltkriege. Gleichzeitig widmete er einen warmen Nachruf dem plötzlich ans dem Leben geschiedenen 1. Schriftführer und Führer der Trachtengruppe, Otto Kremer, der es wahrhaftig verdient hat, die Seele des Vereins genannt zu werden. Ein Mann, der wie kaum einer sein Schwabenland liebte, sei mit ihm dahingegangen, ein fast unersetzlicher Verlust für die Berliner Schwaben. Die Vereinskapellc spielte zu Ehren unserer Toten das Lied vom guten Kameraden.
In trefflichen Worten beschrieb nun unser Ehrenmitglied Herr Major a. D. Schüttle nach eigenen Erlebnissen die damaligen Kämpfe vor Paris, Ruhmesblätter in der Geschichte der alten württ. Regimenter, deren Standhaftigkeit den Franzosen ein für allemal die Lust zu weiteren Ausfällen verdarb. Starker Beifall folgte am Schluß der Rede, kam sie doch ans dem Munde eines unsrer letzten beiden Altveteranen.
Mit dem Wunsche, unsre Berliner Kriegcrfamilie bei der Weihnachtsfeier recht zahlreich wiederzufinden, schieden die Kameraden nebst Angehörigen von einander, um znm Weihnachtsfest zu rüsten in Deutschlands schwerster Zeit.
Höfen a. Enz, 5. Dez. Der Obst- und Gartenbauvercin hielt gestern nachmittag unter dem Vorsitz von Wilhelm Bo dam er in der „Sonne" seine 2. Hauptversammlung ab, deren Besuch vollauf befriedigte. Nach den üblichen Berichten wurden die Neuwahlen vorgenommen, die aber keine Acnde- rung in der Besetzung, der Acmter brachten. Unter Punkt „Verschiedenes" wurde beschlossen, im kommenden Jahr einen Rundgang durch die hiesigen Obstanlagen zu machen, um anschließend einen Vortrag eines noch zu bestimmenden Redners von der Landwirtschastskammer zu hören. Im Laufe des ireuen Geschäftsjahres soll auch ein Lichtbildervortrag über Banmpflegc gehalten werden. Endlich ist geplant, im Spätjahr eine Obstansstellnng hiesiger Erzeugnisse zu veranstalten. Eine lebhafte Anssprache entspann sich über die Bekämpfung der Wühlmaus, die ziemlich häufig hier auftritt. Sehr interessant war ein von Mitglied Wild mitgcbrachter KIcbgnrtel, der einige Tage Dienst getan hatte und der den Beweis lieferte, daß jetzt die Tätigkeit des Frostnachtspanners begonnen hat und es höchste Zeit ist, den Schädling durch Klebringe zu bekämpfen. — Von heute ab ist der freiwillige Arbeitsdienst in ein sogenanntes „halboffenes Lager" umgewandelt worden. Ein arbeitsloser hiesiger Jnngkoch besorgt mit zwei weiblichen Hilfskräften die Küche.
Schwann, 6 Nob Die 28jährigc Ehefrau des Goldarbeiters Wilhelm Friedrich Wildcnmann wurde gestern nachmittag entseelt in ihrer Wohnung aufgefundcn. Den Umständen nach zu schließen ist der Tod durch Vergiftung ein- gctreten. Da Mordverdacht vorliegt, wurde die Leiche beschlagnahmt und die Mordkommission aus Stuttgart gerufen. Dieselbe traf unter Führung von Kriminalrat Wvizenegger abends )4l> Uhr hier ein und nahm die notwendigen Erhebungen vor. Der Ehegatte der verstorbenen Frau verließ schon am Sonntag morgen mit dem sechsjährigen Kinde das Haus und ist bis heute nicht wieder zurückgekehrt. Trotz eifrigen Suchens gelang es bisher nicht, den Aufenthaltsort der beiden zu ermitteln.
Das Ehepaar Wildenmann bewohnt den oberen Stock eines schmucken Hänschens am Marktweg. Die unteren Räume werden vom Hauseigentümer benötigt. Der kleine Sohn Wilhelm Helmnth verbringt die meiste Zeit bei seinen Großeltern in Schwarzenberg, es ist reiner Zufall, daß er sich am Unglückstag bei seinen Eltern in Schwann befand. Oesters kam es vor, daß die Familie Sonntags zu den Eltern der Frau nach Schwarzenberg ging und dort einen oder mehrere Tage verbrachte. Deshalb fiel es auch nicht besonders auf, als der Mann mit seinem kleinen Sohn am Sonntag morgen gegen halb 9 Uhr eiligen Schrittes in den Werktags-Ansgchkleidern das Haus verließ. Man dachte eben, die beiden wollten nach Schwarzenberg wandern. Allerdings kehrten sie am Abend nicht zurück unv vle sowieso zurückgezogen lebende Frau bekam man am Sonntag nicht mehr > zu Gesicht, auch hörte man sic nicht arbeiten oder laufen. Die grausige Entdeckung wurde erst am Montag nachmittag von einer Schwester des Wildenmann gemacht, die mit der Stricke im Körbchen einen kurzen Besuch bei ihrer Schwägerin machen wollte. Zu ihrem Entsetzen fand sie dieselbe beneidet mit Strümpfen, Unterkleid und einem Pullover auf dem Bett ihres Gatten liegend tot vor. Der sofort herbeigernfenc Arzt Dr. Horst-Fcldrennach und Oberlandjäger Macco ordneten die Beschlagnahme der Leiche an und schlossen die Wohnung ab bis znm Eintreffen der Mordkommission. In der Zwischenzeit wurde au den verschiedensten Stellen über den Verbleib des vermißten Vaters und Sohnes nachgeforscht, doch leider vergebens, sodaß weiteres Unheil befürchtet werden muß. Wilhelm Friedrich Wildenmann wurde erst vor kurzem ans dem Bezirkskrankenhaus entlassen, wo er schon verschiedene Male zur Heilung eines langwierigen Ma- tzenleidcns weilte. Er gilt als leicht erregbar. Nicht ausgeschlossen ist, daß sich das Furchtbare schon ereignet hatte, als Wildenmann das Hans verließ, denn der Tod der Frau muß aller Wahrscheinlichkeit nach schon am Sonntag morgen ein- getretcn sein. Die Wohnung bot im übrigen einen sauberen, aufgeräumten Eindruck. Von einem voransgegangencn Kampf ist keine Spnr zu finden.
Man möchte nur wünschen, daß sich alles anders hcrans- stellt und daß es bei dem einen Opfer sein Bewenden hat. Im Bezirkskrankenhaus findet heute vormittag die Sezicrung der Leiche statt. Nach den Vermißten wird weiterhin geforscht, unter anderem soll im Laufe des Tages eine Waldstreife durch den Freiw. Arbeitsdienst veranstaltet werden.
Die Hairplkampfbah« für das 15. Deutsche Turnfest i« Stuttgart
, Das Herzstück des gewaltigen Festplatzes für das 15. Deutsche Turnfest 1993 in Stuttgart auf dem Cannstatker Wasen, die Hauptkampfbahn, geht nun ihrer Vollendung entgegen. Von der Tribüne ans genießt man einen Blick in die schöne Landschaft des weiten Neckartales, deren Abschluß im Hintergründe der Württemberg bildet, von dessen Höhe die Stammburg des ehemaligen Herrscherhauses herabgrüßr. — Der 4,5 Meter hohe Zuschaucrwall, der etwa 40 000 Menschen einen guten Ueberblick über das Oval der Kampfbahn ermöglicht, jst durchbrochen durch den 8 Nieter breiten Hauptanfmarsch- tunnel. Unmittelbar vor der Tribüne befinden sich die Anlagen für Hochsprnng und Wcitsprung, auf der entgegengesetzten Längsseite die 100 Meter-Laufbahn und die Hnrden- Lausbahn mit 110 Metern. Der Bogenabschnitt des Rennovals enthält ebenso wie der gegenüberliegende, entsprechende -Veil der Kampfbahn je zwei Anlagen für Hochsprung und Kugelstoßen und eine Anlaufbahn für Speer- und Diskuswurf. Die Feldereinteilnng in der Spielfläche und die Einrahmung der Laufbahnen ist durch eine dauerhafte, in
den Rasen eingelassene Zementeinfassung vorgenommen worden. In der Mitte des Spielfeldes und am Start und Ziel der Aschenbahn sind Fernsprcchanschlüsse eingebaut.
Das weitanslaüende Dach der Tribüne überdeckt die Zuschauerplätze rund 14 Meter. Es fehlen die störenden Tragsäulen vollständig, so daß sich von sämtlichen 15 Sitzreihen anS den etwa 3000 Zuschauern eine freie Sicht über das ganze Spielfeld darbictct Die Länge der Tribüne beträgt 100 Meter, die Breite 21 Meter. Auf den beiden Flügelseiten der Tribüne befinden sich zwei Anfmarschtnnnel von 6 Merer Breite. Ein Anfmarschtnnnel in der Mitte und und die 5,70 Meterhohe Eingangshalle teilt die Tribüne in zwei Raumhälften.
Der linke, für die Männer bestimmte Flügel enthält Mas- sengarderoben, zwei größere Mannschaftsräume mit je einem Brauscraum, Massageranm, einem Massenbranseranm mit 15 Brausen und die Aborte, ferner Vcrwaltnngs- und Sanitäts- ranm. Die für die Frauen bestimmte rechte Seite enthält die Massengarderobe, zwei große Maunschaftsräume mit je einem Branseranm, einem Massenbranseranm und 15 Brausen und die Aborte. Außerdem befinden sich in diesem Flügel die Räume für die Presse, die Polizei und der große Er- frischungsraum samt Küche und Vorratsränme. Zur Ueber- tragnng von Ansprachen, Bekanntgaben, musikalischen Darbietungen nsw. dienen 3 Großlautsprecher, welche für das Publikum unsichtbar in dem Tribünendach eingebaut werden. Die Besprechung der Lautsprecher kann auch vom Spielfeld ans erfolgen.
Die Kampfbahn, an der schon über ein Jahr gebaut wird, soll am Deutschen Turnfest durch eine besondere Feier eingeweiht werden und bildet gleichsam eine ftändige Anlage der Landeshauptstadt. . Sch.
Stammheim, OA. Talw, 5. Dez. (Die Verarmung der Gemeinde Stamwheim.) Die Finanzlage der Gemeinde Stammheim und die Wege zu ihrer Besserung war das Thema, über das Bürgermeister Dirr, nationalsozialistischer Landtaasabgeardneter. in einer von ihm auf letzten Samstag abend einberufenen Bürger-Versammlung sprach. In zweistündiger Rede sprach Bürgermeister Dirr über die furchtbare Notlage der Gemeinde. Wenn nicht der Staat eingreife, könne in allernächster Zeit an die Erwerbslosen keine Unterstützung mehr bezahlt werden. Das Geld zum Bezahlen der Gemeindebeamtcn und -Angestellten fehle ebenfalls. Diese hätten bis heute nicht einmal den ganzen Novembergehalt erhalten. Zum Schluß wurde eine Entschließung angenommen, wonach der Gemeinderat beim Landtag um ein langfristiges, womöglich zinsfreies Darlehen in der tzöhe.oon 20000 M. einkömmen soll, um die allerdringendstcn Bedürfnisse befriedigen zu können.
Nagald, 5. Dez. (Die Not der Schmarzwaldgemeinden.) Die Vertreter der Waldgcineinden und des Privntwaldbesitzes vom Bezirk Nagold hatten sich in Altensteig zusainmengefundcn, um über wold- wirischaftspolitische Fragen und über Maßnahmen auf dem Gebiet der tzolzverwertnng gemeinsam Aussprache zu halten. Bürgermeister Maier-Nagold schilderte die geradezu verzweifelte Lage der Schwarz- wäldcr Waldwirtschaft. Die Aussprache fand ihren Niederschlag in einer Entschließung, in der es u. a. heißt: Die Mitglieder des WUrtl. Waldbesitzervcrbands des Bezirks Nagold sehen sich aenötigt, nachdrücklich ihr Befremden aiiszudrückcn über den Weg, den das Württ. Finanzministerium und die Württ. Siaatsforstdirekllon mit Beginn der neuen Holzverkaufsperiode hinsichtlich des Holzabsatzes eingeschlagen haben. Mit Sorge verfolgen die Gemeinden den Vorgang der Staatsforstverwaltung,' wonach ab 1. Oktober 1932 ein Rabatt bis zu 1.50 Mark je Festmcter Rundholz bewilligt wird. Dies bedeutet eine schwere Schädigung des Gemeinde- und Privatwaldbesitzes. Die Versammlung erwartet mit Nachdruck eine Aenderung der Stellung von Finanzministerium und Staatssorstvermaltung.
Freudenstadt, 5. Dez. (Schneegestöber.) Ueber Nacht hat der Schwarzwald ein stimmungsvolles vorweihnachtliches Aussehen angenommen. Auf dem Feldberg setzte bereits am Samstag tüchtiger Schneefall ein. Sonntag abend fiel bis auf etwa 700 Meter herab zeitweilig Neuschnee, doch erscheinen vorerst nur die hochragenden Gipfel in ihrer weißen Kaputze. Auf der Hornisgrinde, im Ruhestein- und Schliffkops-Gebiet hat es geschneit, sodaß dort Hoffnung auf baldige Ausnahme des Sportverkehrs besteht.
Freudenstadt, 5. Dezbr. (Ausschreitungen nach einem Fußballspiel.) Anläßlich eines Fußballspieles zwischen den Spielvsreinrgungen Freudenstadt und Trossingen kam es zu Ausschreitungen seitens der Zuschauer, von denen ein Teil zunächst gegen den Schiedsrichter Stellung nahm, der aber in Schutz genommen werden konnte. Als dann die beiden Mannschaften das Spielfeld verlassen wollten, griff ein Teil des Publikums die Trossinger mit Schirmen und Stöcken an und verletzte zwei nicht unerheblich am Kopf. Die Freudenstädter Spieler kamen ihren Kameraden zu Hilfe, wurden nun aber gleichfalls angegriffen. Polizei mußte gerufen werden, um die Ordnung wieder herzustellen. Da es sich um schwere Körperverletzung handelt, wird ein gerichtliches Nachspiel nicht ansbleiben
Dätzingen, OA. Böblingen, 5. Dez. (Mißlungener Raub.) Am Samstag vormittag versuchte auf der Straße Aidlingen-Dätzingen ein ans Wanderschaft befindlicher Bursche einer Frau ihre Handtasche zu entreißen. Durch Hilferufe wurden aus dem Felde beschäftigte Personen aufmerksam, die gleich die Verfolgung des Räubers aufnahmen. Durch geschickte Verfolgung wurde er eingekreist, in eine Sackgasse getrieben, bei der Stegmühle festgehalten und dem zuständigen Landjäger übergeben, der ihn dem Amtsgericht Böblingen zugesührt hat. Der Täter ist 27 Jahre alt und stammt aus Birkmannsweiler, OA. Waiblingen. Die Frau ist von Aidlingen und befand sich aus dem Weg von dort nach Dätzingen zu einer Hochzeit.
Rottweil, 5. Dez. (Großfcuer.) Samstag mittag sind in Hausen a. Tann, hiesigen Oberamts, drei Wohn- und Oekonomiegebäude und die mit etwa 4000 Zentnern Frucht und Heu gefüllte, dem Baron von Cotta-Dotternhausen gebörenoe Zebntscheuer völlig abgebrannt. Drei weitere Häuser, die schon Feuer gefangen hatten, konnten von den Feuerwehren gerettet werden. An den Löscharbeiten beteiligten sich die Motorspritzen von Rottweil und Balingen und die Feuerwehren von Ratshausen, Thieringcn und Hausen a. Th. Die Entstehungsursache ist unbekannt.
Schwenningen, 5. Dezember. (Unterschlagungen bei der Firma Mauthe?) Ein Lohnbuchhalter der Firma Manche namens WUrthner hat, wie die „Süddeutsche Arbeiterzeitung" berichtet, im Verlaus der letzte» Jahre hohe Summen veruntreut — man spricht von 30 bis 70 000 RM. Er hat die Löhne verrechnet für Arbeiter, die schon Jahre lang nicht mehr bei der Firma beschäftigt waren, ebenso hat er bei Jungarbeitern und Jungarbeiterinnen höhere Löhne verrechnet, als ihnen in Wirklichkeit ausbezahlt worden. Entdeckt wurde der Betrug dadurch, daß ein bei der Firma nicht mehr beschäftigter Arbeiter eine vom Steueramt verlangte Steuerzahlung verweigerte mit der Begründung, daß er arbeitslos fest da aber von der Firma Manche für diesen Arbeiter immer noch Steuern an vas Finanzamt abgefllhrt werden, zog das Finanzamt bei der Firma nähere Erkundigungen ein, wodurch der Betrug dann entdeckt wurde.
Neckarsulm, 5. Dezbr. (Vom Neckar und Neckarkanal.) Eine Eingabe an den badischen Landtag, eine feste Neckarbrücke bei Obrigheim und Diedesheim zu erstellen,'wurde von der badischen Regierung dahin beantwortet, daß keine Staatsmittel hierfür zur Verfügung stehen. Dagegen ist das Projekt der Verbreiterung der Neckartalstrahe zwischen Eberbach und Neckarelz in das Arbeitsbeschaffungsprogramm ausgenommen worden. Am Donnerstag fand eine zufriedenstellend ausgefallene Probebelastung der mit dem Neckarkanal-Stauwehr verbundenen Brücke bei Hirschhorn statt.
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Vom Ries, 5. Dez. (Durch Schundromane verdorben.) Vor einigen Tagen wurde von Vorkommnissen berichtet, die über 14 Tage die Gemeinde Auernheim in Aufregung hielten. 10 Einbrüche, ein Drohbrief und Schüsse in der Nacht waren die Heldentaten eines — 17 Jahre alten Burschen, lind dieser Bursche war der eigene Sohn des
heimgcsuchten Schmiedmeisters Heinrich Linner, der zwei Dutzend elektrische Lichtleitungen gestohlen, mehrere Schlösser aufgesprcngt und das Schmiedgcbläse duraffchnitten hat. Auch den Drohbrief hat er geschrieben und als Abschluß seiner „originellen" Einfälle in der Nacht auf den eigenen Bruder geschossen. Der junge Mensch ist zu seinen Taten durch das Lesen von Schund- und Räuberromanen veranlaßt worden, die seine Phantasie erregten. Nun hat der Spuk von Auernheim sein Ende gesunden.
Die Bekämpfung der Tuberkulose
Stuttgart, 5. Dez. Am 28. November ds. Js. fand unter dem Vorsitz von Präsident Andre eine gut besuchte Mitgliederversammlung des Württ. Landesverbandes zur Bekämpfung der Tuberkulose statt. Nach dem Tätigkeitsbericht für 1931 waren im Betrieb 63 Fürsorgestellen, wovon 19 fachärztlich geleitet und 36 in Händen der Oberamtsärzte sind. Die Leistungen der Fürsorgestellen haben durchweg zngenom- men. Den Fürsorgestellen konnten zu ihrem Bekriebsaufwand vom Staat, Deutschen Zentralkomitee und Landesverband insgesamt 78 494 RM. als Jahresbeiträge überwiesen werden. Die Durchführung von 556 Anstaltskursen und 246 Asylie- rnngen für 317 männliche und 485 weibliche Kranke erforderte einen Aufwand von 359 340 RM die Zahl der Offen-Tuberkulösen betrug 72 Prozent aller Lnngentuberkulösen. Das im Eigenüetrieb des Landesverbandes befindliche Tuberku- losekrankenhans Sanatoriium Schönbnch bei Böblingen mit 74 Betten war dauernd gut belegt. Der ärztliche Geschäftsführer, Obermedizinalrat Dr. Krenser, hielt einen Vortrag mit Lichtbildern über die Entwicklung der Tuberkulose und die Bckämpfnngsmaßnahmen. Der Voranschlag für 1933 wurde genehmigt in Einnahme und Ausgabe. Im Tnber- knlosekrankenhaus Schönbuch ist der Verpflegungssatz seit Juli ds. Js. auf 6 RM. und für Mitglieder der Jnvaliden- nnd Krankenversicherung auf 4.50 RM. einschließlich sämtlicher Nennleistungen gesenkt worden. Znm Schluß hielt Dr. med, Ruescher, Chefarzt der Heilstätte Heuberg, einen Vortrag über die soziale Bedeutung der Erkrankung an Knochen- und Gelenktubcrkulose.
Die NatlorralsozisNsten bei der letzten Neichslagswahl
Stuttgart, 3. Dez. In den Mitteilungen des Württ. Stak. Landesamts findet die Reichstagswahl vom 6. November eine eingehende Würdigung. Von besonderem Interesse ist, was in der amtlichen Statistik über die Nationalsozialisten als die stärkste Partei gesagt wird. Es heißt da u. a.: Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ist trotz der Verluste noch immer in 29 von 64 Oberämtern die stärkste Partei. Ihre Stärke in den einzelnen Gebieten hängt in der Hauptsache von der konfessionellen Zusammensetzung der Bevölkerung ab; in evangelischen Gebieten verfügt sic über eine ungleich zahlreichere Anhängerschaft als in katholischen. Von einem bestimmten Einfluß war bisher — wenigstens in evangelischen Gebieten — änch noch die berufliche Gliederung der Bevölkerung, indem die landwirtschaftliche Bevölkerung in der Regel mehr znm Nationalsozialismus neigt als die gewerbliche und industrielle. Den höchsten Stimmenanteil erzielte er bei der letzten Wahl im Oberamt Gerabronn mit
52.9 Proz.; es folgen dann die Oberämter Crailsheim (45,1 Prozent), Calw (44,8 Proz.), Nagold (43,8 Proz.), Gaildorf (43,4 Proz.), Neuenbürg <42,1 Proz.), Kirchheim (40,5 Proz.) nsw. In 18 Oberämtcrn verfügt er über ein Drittel der gültigen Stimmen oder mehr. Den niedersten Anteil verzeichnet er im Oberamt Spaichingen mit 13,8 Proz.; verhältnismäßig gering ist der Anteil ferner in den katholischen Oberämtern Ellwangen (15,0 Proz.), Gmünd (15,2 Proz.), Kreis Sigmaringen (15,7 Proz.), Riedlingen (17,0 Proz.), Neresheim (17,5 Proz.) nsw. Im evangelischen Gebiet weist das indn- strierciche Oberamt Heilbronn den niedersten Anteilsatz mit
17.9 Proz. ans; den Gegensatz dazu bildet das Oberamt Heidenheim, wo trotz der zahlreichen industriellen Bevölkerung der Stimmenanteil 32,2 Proz. beträgt. Die Verluste des Nationalsozialismus dürften in der Hauptsache dem Bauern- nnd Weingärtnerbnnd zugefallen sein; jedenfalls zeigen die Oberämter, in denen er seine größten Verluste erlitten hat, das stärkste Anwachsen der Stimmen für den Bauern- und Weingärtnerbnnd. Dies gilt vor allem für die Oberämter Ochringcn, Gerabronn, Blaubeuren, Marbach, Sulz, Gaildorf und Besigheim. In geringerem Ausmaße hak auch die Deutschnationale Volkspartci frühere nationalsozialistische Wähler ungezogen, sodann der Christlich-Soziale Volksdienst und die Deutsche Volkspartei. Dafür sprechen hinsichtlich der Deutschnationalen Volkspartci beispielsweise die Veränderungen des Stimmenantcils im Oberamt Ludwigsbnrg und hinsichtlich des Christlich-Sozialen Volksdienstes die Veränderungen im Oberami Frendenstadt. Daß auch die Kommunistische Partei ehemalige nationalsozialistische Wähler übernommen hat, dürfte der Ausgleich von Gewinn und Verlust vornehmlich in den Obcrämtern Frendenstadt, Balingen, Ludwigsbnrg, Sulz, Nagold und Backnang beweisen. Im katholischen Gebiet des Wahlkreises sind die Verluste der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei zumeist viel niederer gewesen als im evangelischen; in einigen Oberämtern konnte sic den Stimmenanteil sogar noch etwas erhöhen, nämlich in den Obcrämtern Lentkirch, Wangen, Horb, Ellwangen. Biberach, Ehingen, Waldsee, Aalen und Neresheim; im evangelischen Gebiet gelang ihr dies nur im Oberamt Heidcnheim.
Die Wendelsche Millionen-Erbschaft
Stuttgart, 4. Dez. Seit nahezu zwei Jahren waren nicht weniger wie 3000 Menschen bemüht, an der Erbschaft von Ella Wendel teilznnehmen, die Wsiihrig in Ncwyork die Angen schloß und ihren wenigen Erben viele Millionen hinterlassen hat. Denn das stattliche Vermögen besteht ans insgesamt 75 Millionen Dollar Bargeld, aus 20 Millionen Dollar Schmuck und aus 100 Millionen Dollar Hans- und Grundbesitz. Also eine Angelegenheit, die mehr wie wenige Worte verlohnt. Darum ließen es sich gerade dle wirklich Erbberechtigten nicht nehmen, genaue Nachforschungen anzustellen, Stammbäume über Stammbäume anfznstetlcn, damit ja über alles volle Klarheit herrscht. Nnd diese wirklich Erbberechtigten sind im ganzen 19 Personen, von denen zwei in den Vereinigten Staaten wohnen nnd 17 in Deutschland, nnd zwar ausgerechnet in Württemberg. Nnn soll, wie die „Süddeutsche Zeitung" berichtet, demnächst die Entscheidung fallen, wann die Ricsenerbschaft a usbczahlt werden soll. Mehrere Rechtsanwälte sind bemüht, hier alles klarznlegen. Den Erben wartet noch eine Neücrraschnng. Das ist ein Testament, von dem keines der Erbberechtigten eine blasse Ahnung hat. Wie wird es abgefaßt sein? Werden die 19, meistens minderbemittelte Arbeiter nnd Kleinbauern, allerlei Vorschriften bekommen, sich allerlei Verpflichtungen unterwerfen müssen? Wer weiß es? Millionen stehen vor der Auszahlung. Mögen die Erben ihren Aufgaben gewachsen sein.
Abschluß der Elsatz-Woche
Tübingen, 4. Dez. Die Elsaß-Woche der Straßburger Burschenschaft Arminia hat nnn ihren Abschluß gefunden. Die letzte Veranstaltung brachte einen Lichtbilder-Vortrag von Dr. Kaiser-Wiesbaden über das Straßburger Münster, ferner einen Vortrag des Reichsnnanzministers a. D. Dlctrich über Sinn nnd Zweck der Grenzlandarbeit nnd einen Vortrag