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Amtsblatt für den Gberamtsb ezirk Neuenbürg

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Adolf Mer beim

Berlin, 19. Nov. (Eig. Meldung.) Der Reichspräsident hat heute vormittag um X>12 Uhr Adolf Hitler empfangen. Obwohl man den Zeitpunkt der Besprechung geheimgehalten hatte, sammelten sich schon in den ersten Vormittagsstunden Schaulustige vor der Reichskanzlei und vor dem Hotel Kaiser­hof an. Die Polizei hatte keine größeren Absperrungen vor­genommen, sondern sorgte nur dafür, daß der Fahrdamm und die Einfahrt zur Reichskanzlei freigehalten und der Verkehr nicht gestört wurden. Kurz vor 11 Uhr fuhr dann der Wagen des Reichstagspräsidenten Göring vor der Reichskanzlei vor. Göring hielt sich jedoch nur eine knappe Viertelstunde bei Staatssekretär Meißner auf und kehrte dann in den Kaiserhof zurück. Kurz vor ^12 Uhr erschien Adolf Hitler in Beglei­tung Görings vor dem Hotel und begab sich im Wagen in die Reichskanzlei. Die Menge brachte auch jetzt wieder, wie schon beim Erscheinen des Reichstagspräsidenten Göring Heil­rufe aus.

Der Besuch Hitlers beim Reichspräsidenten dauerte genau eine Stunde. Um j^1 Uhr verließ Hitler das Haus des Reichspräsidenten in seinem Kraftwagen. Inzwischen hatte sich in der Wilhelmstraße eine so große Menschenmenge an­gesammelt, daß es dem Wagen des nationalsozialistischen Füh­rers schwer wurde, sich einen Weg zu bahnen. Die Menge durchbrach die Schupoketten und stürzte sich an das Ausfahrt­tor des Präsidentenhauses heran, sodaß es erst wieder ge­schlossen werden mußte. Dann erst war es der Schutzpolizei möglich, die Straße soweit freizumachen, daß der Wagen her­ausfahren konnte. Aber auch in der Wilhelmstraße selbst gab es immer wieder Stockungen, sodaß Hitler huchstählich nur schrittweise vorwärtskam. Die Ovationen setzten sich fort, bis Hitler im Kaiserhof ausgestiegen war.

Das EommuviquS

vv- Berlin, IS. Nov. Der Herr Reichspräsident emp­fing heute vormittag Herrn Adolf Hitler zu einer Besprechung über die politische Lage. Die Aussprache dauerte über eine Stunde. Es wurde in Aussicht genommen, sie in den nächsten Tagen fortzusetzcn.

Me Verhandlungen des Sonntags

Vertrauliche Zusammenkunft zwischen Nationalsozialisten und Zentrum Absage Hugenbergs an Göring

Berlin, 20. Nov. (Eig. Meldung.) Auch am Sonntag haben die Verhandlungen über die Neubildung der Reichs­regierung nicht geruht. Der Schwerpunkt liegt dabei bei den Parteien. Nachdem der Reichspräsident gestern die erste Etappe seiner Besprechungen abgeschlossen hat, war bekannt­lich vorgesehen, daß die Parteien, die für die nationale Kon­zentration in Frage kommen, zunächst untereinander Fühlung nehmen. Dies ist in der Form geschehen, daß Verhandlungen zwischen den Nationalsozialisten und dem Zentrum stattfan­den. Hitler selbst ist au diesen Besprechungen nicht initiativ beteiligt gewesen. Sie werden vielmehr von dem Reichs­tagspräsidenten Göring geführt und haben, wie verlautet, in seiner Wohnung stattgefunden. Adolf Hitler selbst hat sich den größten Teil des Sonntags im Kaiserhof aufgehalten und eine Reihe von Besprechungen mit seinen engeren Partei­freunden gehabt, lieber den Inhalt der Verhandlungen zwi­schen Nationalsozialisten und Zentrum wird auf beiden Sei­ten allerstrengstes Stillschweigen bewahrt, weil man unter allen Umständen vermeiden will, daß der weitere Verlauf durch Indiskretionen gefährdet werden könnte.

Anschlag auf Herriot

w. Paris, 20. Nov. Auf der Eisenbahnstrecke Paris Nantes wurde heute früh gegen 5 Uhr bei Angers fest- gestellt, daß die Schienen in einer Länge von 2 Metern auf- gerifsen waren. Der Zug, mit dem Ministerpräsident Herriot nach Nantes reiste, sollte einige Minuten später diese Stelle Passieren, konnte aber rechtzeitig zum Stehen gebracht werden. Mit 50 Minuten Verspätung konnte der Zug ohne Unfall seine Reise fortsetzen.

Herriot ist nach Nantes gereist, um dort an einer Feier zrr Erinnerung an die Bereinigung der Bretagne mit Frankreich teikzunehmen. Im Zusammenhang mit dieser Reise erinnert derMatin" an den Bombenanschlag von Rennes «nd behauptet, die Untersuchung scheine darauf hinzudeute«, daß die Täter damals ein Attentat gegen Herriot selbst ge­plant hätten. Das Blatt spricht von einer bretonischea Ge- hrimsekte kommunistischer Tendenz.

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Zu dem Anschlag auf der Strecke ParisNantes erfährt «Paris Midi", daß der Tatort ganz in der Nähe von Puy- garneric liegt. Um S Uhr früh hörte ein Wächter eine starke Detonation. Er ging dem Schall nach und fand die Eisen­bahnstrecke auf 2 Meter Länge gesprengt. Er konnte noch rasch die zuständigen Behörden unterrichten, so daß die Strecke rechtzeitig gesperrt werden konnte.

Der Anschlag anf die Eifeubahustrecke

zv. Paris, 20. Nov. Die im Laufe des Nachmittags und Abends im Innenministerium eingetroffenen offiziellen Aus-

Montag den 21. November 1N32

AeichSpcäsjdenten

Reichstagspräsident Göring hat auch versucht, mit den Deutschnationalen in Fühlung zu kommen. Diese Absicht ist aber zunächst mißlungen, und zwar deshalb, weil die Deutsch­nationalen Wohl erwartet hatten, daß Hitler selbst sich an sie wenden würde. DerMontag", der ja dem Geheimrat Hugen- berg nahesteht, berichtet darüber, daß die Verhandlungen in deretwas merkwürdigen Art" eingeleitet worden seien, daß Reichstagspräsident Göring an Sonntag nachmittag durch seinen Adjutanten den Geheimrat Hugenberg in das Palais des Reichstagsprästdenten zu sich bestellen ließ. Dr. Hugenberg ließ nach der genannten Quelle mitteilen, daß er Adolf Hit­ler wie stets, so auch jetzt zu einer politischen Besprechung zur Verfügung stehe. Er müsse es aber nach den Vorgängen der letzten Wochen ablehnen, einer in so ungewöhnlicher Form gehaltenen Einladung Görings nachzukommen.

Nach dieser Absage bleibt natürlich immer noch die Mög­lichkeit für direkte Besprechungen zwischen Hitler und Hugen­berg offen. Man kann aber Wohl annehmen, daß sie jetzt höchstens erst in einem späteren Stadium in Frage kommen, wenn zwischen Nationalsozialisten und Zentrum eine größere Klarheit erzielt worden ist.

Interne Besprechungen im Kaiferhof

Auch mit Deutscher und Vaherischer Volkspartei

Grundgedanken des nationalsozialistischen Vorgehens

Berlin, 20. Nov. (Eig. Meldung.) An die Verhand­lungen, die heute nachmittag stattgefunden haben, schloffen sich interne Besprechungen bei den Nationalsozialisten im Kaiser­hof, wo auch Adolf Hitler wohnt, und in engeren Kreisen der Zentrumsführung an. Von unterrichteter Seite erfahren wir, daß die Einladung zu den Besprechungen nicht nur auf das Zentrum und die Deutschnationalen beschränkt ist, sondern sich auch auf die Deutsche Volkspartei und die Bayerische Volks- Partei erstreckt. Es ist also sicher, daß auch mit den Führern dieser beiden Parteien verhandelt wird.

Zur Konstruktion dieser ganzen Verhandlungen werden von nationalsozialistischer Seite folgende Gesichtspunkte unter­strichen: Die Nationalsozialisten sind bereit. Positiv die Auf­gabe der Regierungsbildung in Angriff zu nehmen, wenn der Reichspräsident ihnen die Führung überträgt, d. h. Herrn Hitler den Auftrag erteilt. Dieser Auftrag liegt bisher nicht vor und deshalb werden die Verhandlungen auch nicht von Adolf Hitler geführt. Vielmehr ist nach nationalsozialistischer Auffassung zunächst Reichstagspräsident Göring der gegebene Mann. Das werde einmal durch seine Stellung als Reichs­tagspräsident bedingt, noch stärker aber durch die Tatsache unterstrichen, daß er von den Parteien gewählt ist, die t5om Reichspräsidenten zur Frage der nationalen Konzentration gehört worden sind. Seine Unterredungen mit den Parteien gehen von der Frage der Reichstagseinberufung aus, gelten weiter der Stellung der Parteien zum Kabinett Papen und von da aus den Möglichkeiten, die zur Bildung einer neuen Regierung führen können. Es wird betont, daß diese Ver­handlungen nur informatorisch sind und vorbereitenden Cha­rakter haben. Dabei ist aber kein Zweifel darüber, daß sie sowohl den Personeukreis als auch und das in erster Linie die Programmfragen einer gemeinsamen Kabinettsbildung umfassen. Es ist wahrscheinlich, daß Hitler im Laufe der neuen Woche vom Reichspräsidenten empfangen wird. Ob dies be­reits am Montag möglich ist, hängt nach Auffassung politi­scher Kreise in erster Linie davon ab, wie schnell die Ver­handlungen Görings vonstatten gehen und ob sie zu einem politischen Ergebnis führen.

künfte über den Anschlag auf die Eisenbahnstrecke Paris- Nantes bestätigen lediglich die bereits bekannten Tatsachen, d. h. daß das Gleis durch zwei Sprengkörper aufgerissen worden ist.

Es wird jedoch immer wahrscheinlicher, daß die Urheber weniger ein Attentat gegen den Zug des Ministerpräsi­denten verüben, als eine Demonstration veranstalten wollten.

Man glaubt, daß es sich um bretonische Autonomisteu han­delt, die gegen die Feiern zur Erinnerung der Vereinigung der Bretagne mit Frankreich zu protestieren gedachten. Wäre wirklich ein Attentat gegen den Minister geplant ge­wesen, dann hätten die Täter sicher zwei rotbrennende Later­nen, die als Haltesignal für jeden Zugführer dienen müssen, nicht auf dem Bahnkörper gelassen.

Der Ministerpräsident hat im Laufe des Abends die Rück­reise nach Paris angetreten.

Das eigene Kind anf die Schienen geworfen

Berlin, 20. Noo. Das Verbrechen an der 6 Jahre alten Rose­marie Pokorre Boddin, die am 11. November besinnungslos auf den Gleisen der Stettiner Bahn unterhalb der Grenzbrücke aufgefunden wurde, ist in überraschender Weise aufgeklärt worden. Täterin ist die Mutter des Kindes, Maria Boddin, eine 25jährige Frau, die in der Samstagnacht ein umfassendes Geständnis ablegte. Eie wollte das Kind beseitigen, um in den Besitz einer Versicherungssumme von 4000 RM. zu gelangen, die beim Tod des Kindes an dessen Eltern fallen sollte. Sie hat das Kind an dem kritischen Abend an dem übermannshohen Brückengeländer hinaufgehoben, angeblich um es hinüberschauen zu lassen, es dann bei den Fußsohlen gepackt und auf den Bahnkörper geworfen. Der Ehemann Boddin ist unter dem Ver­dacht, von dem Vorhaben seiner Frau Kenntnis gehabt zu haben, gleichfalls festgenommen worden.

9«. Jahrgang

Me Ausgabe

Während die aus der Volksvertretung hervorgegaugenen Politischen Führer mit dem Reichspräsidenten verhandeln, spricht man schon von der Möglichkeit eines politischen Waf­fenstillstandes. Er würde bedeuten, daß alleReformpläne" wie auch eine Reichstagsauflösung seitens der Regierung und Gewaltbeschlüsse seitens des Reichstages etwa bis zum Früh­jahr zurückgestellt würden. Das wäre keine Lösung. Die Aufgaben, die vor uns liegen, sind zu groß und zu dringend. Es handelt sich nicht nur um eine politische Entspannung, die uns aus der Atmosphäre der starken Verbitterung und zugespitzten Feindschaften Herausheben soll. Die Entwicklung der letzten Zeit hat in jeder Beziehung in eine Sackgasse geführt, und die Barrieren, denen wir uns gegenüber sehen, können nur in der Vereinigung aller Kräfte und nach einem großen einheitlichen Plan überwunden werden.

Als die Regierung Papen kurz nach ihrer Berufung einenkonstruktiven Aufbauplan" zur Bereinigung der poli­tischen und verwaltungsmäßigen Wirrnisse und zur Wieder­belebung der Wirtschaft ankündigte, da ging ein großes Hof­fen durch die Lande. Es war seit Jahren nach dem System des Fortwurstelns regiert worden. Es hatte kein Kanzler den Versuch gemacht, mit absoluter Rücksichtslosigkeit gegen ein­seitige Jnteressenwünsche den liebeln dieser Zeit von der Wurzel her beizukommen. Man hat immer nur Löcher zu­gestopft. Immer weitere Massen wurden von dem Gefühl ersaßt: es muß alles ganz anders werden. Aus dem Ver­sprechen, daß er diesem Wunsch und diesem Gefühl der Massen Rechnung tragen würde, erklärte sich zu einem Teil die sugge­stive Anziehungskraft Hitlers. Die Welt ist in der Tat in einer umwälzenden krisenhaften Wandlung begriffen. Die Menschheit ist vor Probleme gestellt, die die Generation vor uns kaum ahnen konnte. Der Weltkrieg als Tatsache und Erlebnis hat den Boden aufgewühlt, auf dem wir leben, hat neue Kräfte ans Licht gebracht, hat die Beziehungen des Zu­sammenlehens der Menschen, die zwischenstaatlichen Verhält­nisse, den weltwirtschaftlichen Austausch und die bestehende soziale Ordnung aufgerissen. Die Welt muß neu organisiert werden, und der Weg dahin kann nur führen über die neue Ordnuug der nationalen Gemeinschaften.

Um wieder stark und mächtig und reich an inneren und äußeren Werten zu werden, mutz Deutschland zunächst seine Armut organisieren. Immer mehr drängt sich die Erkenntnis auf, daß diese Aufgabe nicht restlos zu bewältigen ist auf der Grundlage früherer Methoden und Prinzipien der Wirt­schaftspolitik. Man kann an der Tatsache nicht vorübergehen, daß heute 70 bis 80 Prozent des deutschen Volkes irgendwie sozialistische Ziele verfolgen. Das Wort Sozialismus hat für manchen Bürger heute noch einen bösen Klang, weil er es aus früheren Erinnerungen verbindet mit klassenkämpfcrischen Theorien und mit einer Weltanschauung, die kein Vaterland kennt. Die furchtbare Tatsache der millionenfachen Arbeits­losigkeit und das Erlebnis der gemeinsamen nationalen Not hat allmählich der sozialistischen Idee ein neues Gesicht und eine neue Richtung gegeben. Sie stellt heute, wenn man sie richtig ausdentet, sogar in erster Linie ihre Forderungen an die arbeitenden Massen. Derjenige, der Arbeit hat, ist heute der glückliche Besitzer, weniger derjenige, der an irgendeiner Stelle Verfügungsrecht über das Kapital hat. Es war ein durchaus sozialistischer Grundzug in dem Programm Papens, wenn cs darauf zielte, daß die glücklichen Besitzer von Ar­beitsgelegenheit einen Teil ihrer Arbeit und ihres Lohnes an Arbeitslose abgeben sollten. Das war doch der Sinn der Arbeitsstreckung im Zusammenhang mit möglichen Lohnkür­zungen und Tarifauflockerungen. Der Widerstand wäre nicht so groß gewesen, wenn die Regierung an anderer Stelle ihren sozialen Willen rücksichtsloser zum Ausdruck gebracht hätte. Aber man hat erst nach unendlichem Hängen und Würgen versprochen, daß man die Riesengehälter in den staatlich kon­trollierten Betrieben auf ein vernünftiges Maß herabsetzen wolle, und man hat bis heute dieses Versprechen nicht gehalten. Wäre die Aktion der Regierung Papen mit einer solchen Maßnahme in gründlichem Ausmaß, nicht mit einem verspäteten Versprechen cingeleitet worden, so Hütte sich der Verdacht nicht so tief einfressen können, daß eineRegierung der Junker und Barone" mit dem System der Steuergutscheinc, der Lohnkürzungen und der Tarifauflockerung nur bestimmten Gruppen der Schwerindustrie und der Börse auf Kosten der arbeitenden Massen habe Geschenke geben wollen. Die Regie­rung hätte durchaus die Möglichkeit gehabt, von ihren all­mählich erworbenen Positionen in der Wirtschaft ihre Macht und ihre Kontrollmöglichkeit zu erweitern, um allen Aus­wüchsen der Profitwirtschaft da brutal entgegenzutreten, wo die Privatinitiative längst die Bedeutung verloren hat und wo die Generaldirektoren anonymer Gesellschaften und Truste eine einseitige Jntcressenpolitik betreiben, i'e den Notwendig­keiten der Gesamtwirtschaft entgegenlaufe:'. Zu bestreiten, daß es so etwas gibt, wäre Blindheit oder Torheit.

Es gab auch in der jetzt zurückgetretenen Regierung starke Kräfte, die nach dieser Richtung drängten, die sich nicht fürch­teten, mit veralteten Anschauungen zu brechen, die, mit einem wirklichen konstruktiven Aufbauplan, die Belebung der Wirt­schaft nach einem sinnvollen und allumfassenden Plan und unter der übergeordneten Idee, daß Gemeinnutz vor "Eigennutz gehe, durchführen wollten. Das Programm von Münster enthielt gewiß wesentliche Elemente eines solchen Planes. Aber es war offensichtlich mit Rücksicht auf Jnteressenten- gruppen verwässert und wurde dann nicht einmal gradlinig durchgeführt. Legen wir uns doch nicht selbst den Schleier vor die Augen: das Anwachsen der kommunistischen Bewegung rückt die Gefahr des Bolschewismus immer uäher, wenn nicht kühne Männer das Steuer unserer Wirtschaftspolitik ganz bald grundlegend herumwerfen. Ueberalterte Besitzverhältnisse, wie General Schleicher in seiner Rundfunkrede sagte, können dabei ebenso wenig berücksichtigt werden wie starre Geldtheo­rien, die den Notwendigkeiten der Zeit nicht mehr Rechnung