V i k ich
Das war das Ende
W 8s8V!!8sNlIg, VÄ
Von kruno örekim
Vom Waffenstillstand d;s Versailles
NlIIWlgll V8s!zW 0gs8!k!IlIIlS ll8l ks8lBi888, ÜI8 UllM !sz§i!>!ll88 Ws W IlMiN !Dsl88
Lopyrigbt by Verlag Piper, iVlüncken
In Newysek:
Die Stunde des Waffenstillstandes fällt in Amerika in die Nacht. Von Ufer zu Ufer Prasseln in Newhork die Garben der Feuerwerke, die Glocken der wenigen und neben den Wolkenkratzern so kleinen Kirchen — denn was sollte auch Gott hier unter all den Geschäften zu suchen haben — Verhallen im Lärm der Schifsssirenen und der Signalpfeifen. Auf die Brooklyn-Bridge fällt ein Sternenregen von Fren- Lcnfnnken und die Wolkenkratzer am Rande der Steinwüste leuchten weit hinaus in die spiegelnden Fluten. Den Broad- MY hinunter tobt ein entfesselter Zng, ein papierener Schnecfall senkt sich ans den Fenstern auf alle Straßen. Und so in den Städten des Westens wie des Ostens — vom Taumel der Freude werden sie nun zu einem Volke zusammen - geschweißt, die Söhne der Sieger und Besiegten des alten Europas. In dieser Nacht glauben sie die Herren der Welt zu sein. Sind sie nicht das jüngste unter den Völkern? Haben nicht ihre Soldaten drüben nur einmal ernstlich angreiscn müssen und hatten nicht die Deutschen gleich die Hände erhoben?
Raketen, Raketen! Für die Herren der Welt mehr Raketen noch als Rom und Mailand — und Gold für die Wall Street, die alles voraus berechnet und gewußt hat.
Und für Wilson nichts?
Eine Kabeldcpesche für Wilson ans Paris, eine Kabcl- hepeschc von jenem Oberst, der nie Soldaten kommandiert hat, ein Glückwunsch von dem wahrhaften Freund und Helfer, vom „Clearinghaus für alle":
„Die Selbstherrschaft ist tot! Lange lebe die Demokratie und ihr unsterblicher Führer. In dieser großen Stunde wendet sich mein Herz Ihnen zu — voll Stolz, Bewunderung und Liebe."
3« Wien:
Dem Besiegten läuten des Siegers Glocken nicht. Und des Siegers Stunde versinkt dort drüben hinter den zurückmarschierenden Soldaten im Grau der unseligen Tage.
Am Abend des elften Novembers bezogen die ersten Bolkswehrabteilungen in betont unmilitärischer Haltung, die sich sogar des Gleichschrittes als eines Zeichens der Unfreiheit schämt, mit offenen Mänteln und schiefsitzenden Kappen mit roten Rosetten, mit querbaumelnden Gewehren an Hanfgurten, die Schloßwache von Schönbrunn. An der Jnnenfront des Schlosses, klein vor dem weiten, herbstblätterbedeckten Raum, den dunkel die Gloriette bekrönt, standen ein paar Lohnautos von jungen Menschen umringt, bon halben Knaben noch. Die Militärakaüemiker von Mödling und Wiener-Nenstadt, die sich noch nicht in die Nachfolgestaaten verlaufen hatten, die letzte Wache des kaiserlichen Schlosses, wollten vom Kaiser Abschied nehmen.
Die Autos der kaiserlichen Familie fuhren los, durch den dunklen Vorhos, vorbei an der rauchenden Volkswehr, durch Ne unbeleuchteten Straßen einer erschöpften Stadt.
Die jungen Militärakademiker gehen auseinander.
Weil dies aber eine kleine, sittsame, ja eine anbefohlene ^ Revolution ist, ging die Volkswehr in kleinen Trupps durch Ne hallenden Prunkränme des kaiserlichen Schlosses, vorbei an den Gobelins und den Bildern der großen Kaiserin im weiten Reifrock, wanderten die Leute durch die blau- silbernen und rotgoldenen Zimmer, in denen, einem nur kurz zu Gaste weilenden Herrn gleich, der letzte Kaiser mit einfältigen modernen Möbeln, Waschtischen und Messingbetten zwischen den hochmütigen alten Sesseln und Diwans logiert hatte.
Niemand von den Leuten tobte, niemand lachte, niemand war frech, das einzige Zeichen der Revolution waren die fest in die Stirn - gedrückten Kappen, denn auch die ans Spitälern, Kanzleien und Ersatzabteilungen zusammengewürfelten Soldaten der Revolution empfanden noch jene von Franz Josef ererbte Scheu, die auch Kaiser Karl in den zwei Jahren seiner Regierung nicht ganz hatte vernichten können.
Im weiten Gebäude brannten alle Lichter in den beim Schritt der Nagelschuhe aufklirrenden Leuchtern. Dies ist dis Nacht, in der die Schlösser der Kaiser, Könige und Fürsten sterben und da ihr schal gewordenes letztes Lebensslämm- chen erlischt.
In Berlin
gab es weder Tag noch Stunde. Wie graue Bäche nach einem Unwetter strömten die Feldgrauen aus allen Straßen Unter dm Linden zusammen, zogen durch diese Siegesstraße Preußens zum Brandenburger Tor, rissen das Schwarz der Zivilkleidung mit und die abgehärmten Gesichter der blassen Frauen, umtosten die Siegessäule, bildeten sturmbewegte, sich stauende Tümpel, überströmten und zeigten, was diese Stadt nun wirklich ist— ein einziges großes meuterndes Militärlager, in dem nun überall die ehernen Könige, Kurfürsten, Generale auf den Brücken, Plätzen und in den Gärten dastanden wie verlassene Posten des Ruhmes, wie eherne und
steinerne Wächter vor den Straßen, die nach den Siegen Preußens benannt sind. Ruhelos trieb es die Menge wieder zurück — und nun standen sie vor dem Marstall, besahen die Geschoßeinschläge und die zertrümmerten Fenster und vor dem Schloß herum lagen noch die Flugblätter von gestern und vorgestern, die Extraausgaben, die den Ausbruch der Revolution in Frankreich, England und Italien verkündet hatten.
In dieser klaren, scharfen, vom Meer her kommenden Luft wurde nun gedacht: irgend einen Lohn, für all die Leiden, die man ertragen hatte, mußte es doch geben; die oben waren, haben uns geprellt um den Lohn, wir werden ihn nun selbst uns nehmen. Und dieses auf Parolen eingeschworene Volk wiederholte die Worte dieser Tage: „Das deutsche Volk hat auf der ganzen Linie gesiegt." Sieg muß ja sein nach solchen Mühen — wenn also nicht ein Sieg über die äußern, dann ein Sieg über die innern Feinde. Die Offiziere wurden angchalten, die Achselstücke wurden ihnen heruntergerissen — ja, warum haben sie uns denn nicht den Sieg geschenkt — fort mit der Vergangenheit, nun beginnt eine schönere Zukunft! Nun ist Deutschland ein freies Land und Berlin eine freie Stadt!
Aber seltsam, auf einmal war alles verwandelt. War es der scharfe, die Flugblätter vor sich her treibende Wind vom Meere, waren es die vielen lärmenden Matrosen und die Menge der verbissen dreinblickendcn Arbeiter mit den Gewehren, waren es 'die Leute aus dem Norden mit den breiten slawischen Duldergesichtern, deren Gehorsam sich nun in Hatz verwandelt hatte — mit einemmale sah alles so russisch aus. Nun suchten diese Menschen das Neue in den Straßen und auf den Plätzen, nun lauschten sie, gierig zu glauben, den überall aufflatterndcn Worten, nun stiegen, da die dünne kühle Oberschichte wie Eis gebrochen war, von unten her die grauen Fluten auf und warfen die zersplitternden Schollen > gegen das Ufer. Fahlgrün leuchteten die Kuppeln des Reichstages und des Domes — matt nur prunkte das Gold der Siegessäule und der hohen Laternen über den Kuppeln.
Die letzte Fahrt der deutschen Flotte
Am Donnerstag den 21. November, einige Minuten vor vier Uhr morgens begann die Flotte Großbritanniens die Ansfahrt aus dem Firth of Forth, der tiefen Bucht im Südosten Schottlands. Langsam hob sich der schwere Nebel, der seit fünf Tagen über dem Meere gelastet hatte, aber die Gestirne blieben von Wolken verhüllt. Au siebenhundert Schlachtschiffe, Kreuzer, Zerstörer und Unterseeboote lösten sich von der Vertäuung, es zogen mit der Großen Flotte hinaus die Flotten von Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika. Vom „Admiral Aube" wehte der Dreifarb Frankreichs, von der „Newhork" das Sternenbanner der Vereinigten Staaten. An der Spitze des Zuges dampfte die „Re- venge", die Rache. Sv zog es dahin, das eiserne England und sein Salzwasser schäumte auf vor den nach Süden gerichteten Kielen. Gegen acht Uhr gloste in ihrem Nebelsack das rötliche Licht der heraufkommenden Sonne. Nun teilte sich die Riesenflotte in zwei Teile und steuerte dem Treffpunkt zu, wo sie, am 56. Grad 11 Minuten nördlicher Breite und am 1. Grad 2 Minuten westlicher Länge, in diesem Gespinst erdachter Linien zwischen Himmel und Wogen, die deutsche Flotte erwartete. Die Große Flotte fuhr in voller Schlachtbereitschaft, die Bedienung bei den Geschützen, die Mannschaft auf den Gefechtsstationen. Dies ist Großbritanniens Tag und so weit das Auge blickt, schwimmt Großbritanniens Flotte, dunkel und groß unter der schwärzlichen Wolke des Rauches. Und dies ist die erste große Ausfahrt seit dem 19. Juli 1914, da die Manöver die bis dahin unvergleichlich größte Flottenvereinigung der Geschichte zustande gebracht hatten und die gesamte Armada in sechs Stunden mit fünfzehn Knoten Geschwindigkeit und in voller Flaggengala an Englands König vorübergebraust war. Und zehn Tage später hatte Winston Churchill, damals erster Seelord, dieser Armada den Befehl gegeben, mit abgeblendeten Lichtern und mit Volldampf sich nach Scapa Flow zu begeben.
Gegen halb zehn Uhr tauchten aus den leichten Nebelschwaden, die an diesem Tage nicht vor der Sonne Weichen wollten, die ersten deutschen Schiffe auf. Nur langsam kamen sic vorwärts, Mangel an Feuerung gestattete keine schnellere Fahrt. Auf ihren Masten wehte die deutsche Kriegsflagge, niedrig über ihnen, außerhalb der wogenden Nebel, zog sonnenüberflimmert ein englisches Luftschiff, ihnen voran qualmte, von dem englischen Kreuzer „Cardiff" geführt, ein leichtes englisches Geschwader.
Am Tage von Serajewo hatte die englische Flotte die deutsche zum letzten Male in Kiel besucht, das Gekläff beider Pressen hatte an diesem einen Tage geschwiegen und die Engländer waren von den Deutschen im Tauziehen und beim Fußball besiegt worden.
Bei diesem Gegenbesuch aber, bei dem kein Salut grüßte, kein Ruf erschallte, bei dem die Kolben der Maschinen so
schwach pochten wie Deutschlands Herz, kamen zuerst die Schlachtkreuzer, voran der „Seydlitz", der im Skagerrak mitgefochten, mit dem Breitwimpel des Kommodore Taegert, dann „Moltke", „Hiudenburg", „Derfflinger" und „von der Tann" — rechts und links eskortiert von der „Fearleß" und der „Blonde". Ihnen, folgten, ausgerichtet wie im Manöver, die neun stärksten Schlachtschiffe der deutschen Flotte: die fünf Dreadnoughts der Kaiserklasse: „Friedrich der Große" mit der Flagge des Kouteradmirals von Reuter voran, dann „Kaiser", „König Albert", chPrinzregent Luitpold" und „Kaiserin", dann die „Bayern", das eben erst fertiggewordene Großkampfschiff mit 28 MV Tonnen und acht 30-Zentimeter- Geschützen; dann der „Markgraf", der „Große Kurfürst" und „Kronprinz Wilhelm". Der „König", das einzige Schlachtschiff, das seine Flagge gegen die Meuterer von Kiel verteidigt hatte, lag, nicht fahrbereit, noch im Schwimmdock. Die Wächter dieser Eskader waren „Orry" und „Phaeton". Dann keuchten, von der „Boadicea" geführt, die sieben leichten Kreuzer: „Karlsruhe", „Frankfurt", „Emden", „Nürnberg", „Kolli", „Bremse" und „Brummer" heran.
Zwei und zwei, neben der gefangenen Flotte, setzten sich die englischen Schlachtschiffe wieder in Fahrt. Weit draußen, außer der Reihe, steht die „Queen Elizabeth", auf welcher der Admiral Sir David Beatth den Vorbeimarsch der siegreichen und der gefangenen Flotte abnahm. Aus dem Piek des Ad- miralschisfes wehte die zersetzte Flagge des in der Seeschlacht von Jütland gesunkenen Flaggschiffes „Lion". Donnernder Jubel und nicht endenwollcndcs Jauchzen brauste von den englischen Schissen aus, schlug über der deutschen Flotte zusammen und vermischte sich mit den Klängen der Musik auf dem Deck der „Elizabeth". ^ Da führte man die Hunnen gefangen ab, deren Pirakenflagge die Verbrechen des Unterseebootkrieges gedeckt, deren Offiziere im August 1914, in der Helgoländer Bucht, den Engländern, die sie gerettet, ins Gesicht gespien hatten. Der Vorbeimarsch verdämmerte mit seiner Spitze bereits im Nebel — und immer noch zogen Schisse vorüber, zum Schluffe, umringt von hundertfünfzig Zerstörern, weithin ausgebreitet airs dem schwer wogenden Meere, die vierzig besten deutschen Zerstörer.
Vor der kleinen Felseninsel May mitten im Firth of Forth gingen die deutschen Schiffe und ihre Wächter vor Anker. Die übrige Flotte kehrte zu den Stationen zurück, aus denen sie morgens ausgelaufen war.
Um vier Uhr nachmittags riefen die Pfeifen auf der „Königin Elizabeth" alle Mann auf Deck. Die Hörner bliesen das Signal Sonnenuntergang. Aller Augen wandten sich der britischen Flagge zu und grüßten sie.
"Fortsetzung folgt?
Frankreich in Woffen
Der Austritt Deutschlands aus der Abrüstungskonferenz hat die uns früher feindlichen europäischen Mächte in eine Peinliche Lage gebracht. Die Bemühungen, Deutschlands Zu- rückkehr in die Konferenz zu veranlassen, werden gegenwärtig mit Hochdruck betrieben. Was es mit Frankreichs angeblichen Abrüstungsabsichten in Wirklichkeit auf sich hat, zeigt mit aller Deutlichkeit in Wort und Bild eine Sondernummer der „Kölnischen Illustrierten Zeitung" unter dem Titel „Frankreich in Waffen".
Frankreich besitzt ein Heer und eine Rüstung, wie es beides die Welt noch nicht gesehen hat. Es hat im wahrsten Sinne des Wortes an seiner Ostgrenze eine „chinesische Mauer" errichtet, eine Festungskette ans Panzer, Eisen und Beton. Die Geschütze bedrohen in dem völlig entmilitarisierten deutschen „Vorgelände" zahlreiche wehrlose deutsche Städte. Besondere Beachtung erfordert die Tatsache, daß innerhalb von 6 Tagen 26 Infanterie-, 5 Kavallerie- und 4 Luftdivisionen in Bewegung gesetzt werden können, und zwar ohne eigentliche Mobilmachung und ohne Befragung des Parlaments. Von den in den Kolonien im Frieden stationierten 11 Infanterie- Divisionen und 6 Kavalleriebrigaden ist dabei noch nicht die Rede. Die französischen Grenzdivisionen haben erhöhten Etat und sind innerhalb weniger Stunden anfgefüllt und marschbereit. Vier Millionen Weiße und eine Million Farbige stehen ausgebildet für die Wehrmacht zur Verfügung. Nach drei bis vier Wochen tritt die „Nationale Armee" mit mindestens weiteren 20 Reservedivisioncn auf. Dazu kommen 6 oder 7 nordafrikanische Divisionen und 1—2 weitere Kavalle- riedivisioncn. 70 Infanteriedivisionen und 6 Kavalleriedivi- sivncn, dazu Korps- und Armeetruppen sind am Beginn der vierten Mobilmachungswoche zuverlässig verfügbar. 25 000 leichte und 18 000 schwere Maschinengewehre, 1500 Minenwerfer, 5400 Geschütze, 4000 Kampfwagen und 5000 Flugzeuge bilden die Ausrüstung dieser drei ersten Wellen. Die stärkste Luftflotte Europas liegt in den festunggeschützten Räumen der Grenzgebiete, um den ersten Schlag zu führen.
Besonders interessant ist die Entwicklung der Tankwaffe. Das Heft bringt n. a. eine Abbildung des lange Zeit geheimgehaltenen 62 Tonnen schweren neuen Durchbruchtanks, von dem gegenwärtig etwa 100 Stück in Ausrüstung sind. Frankreichs Rüstung zur See findet entsprechende Würdigung. Die bildlichen Darstellungen werden durch Aufsätze bekannter Fachleute erläutert. Ein Artikel über Frankreichs Bündnispolitik zeigt, daß auch der kleinste Brand zu einem gewaltigen, unlöschbaren Schadenfeuer werden kann, dem gegenüber der Völkerbund von vornherein machtlos ist.
Das Heft wirkt wie ein Warnungszeichen! Es wird seinen Ruf weit über Deutschlands Grenzen hinaustragen. In der ganzen Welt muß es die Schlafenden aufstöbern, die guten Willens sind, aber sich durch Lug und Trug einlullen lassen.
»vir
von
1^1
tsgH
ick'
V«
ii'H