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Neuenbürg. Gemeinderatssitzung am 18. Oktober. Die anhängige Rechtssache fand nach Verhandlung durch Ver- ! ihre Erledigung.
^ Von der großen Wiese wird an der Bahnhofstraße ein RanPlatz im Meßgehalt von 3 Ar 63 Quadratmeter an Friedrich Waker, Buchdrucker, zu 6 RM. für ein Quadratmeter käuflich abgegeben. Ein weiteres Gesuch um Abgabe eines Bauplatzes im Maienplatz wird vorerst noch zurück-
^Nachdcm von dem Schuon ' schen Haus am Marktplatz die elektrische Freileitung entfernt und das Haus leer ist, soll dasselbe abgebrochen werden. Der Verkauf znm Abbruch erfolgt im Wege des schriftlichen Angebots.
Als Platz für die zu erstellende Wohnuugs- -lüt'ba racke wird mit Stimmenmehrheit die Wiese beim Armenhaus bestimmt. Vom Stadtbauamt sind Angebote ein- aeholt worden für die Erstellung der Baracke; die Vergebung soll erst nach dem Verkauf des Schnou'schen Hauses erfolgen.
Wegen weiterer Arbeitsbeschaffung für die Rio hlfa h r ts e r w e r b sl o se n ist beabsichtigt, im Stadt- mld au verschiedenen Waldwegen Verbesserungen vorznneh- men; zuvor soll eine Besichtigung an Ort und Stelle statt-
^ Im vergangenen Jahr Michaelis 1932/1933 sind 5 B ü r - „erg rund stücke durch Tod oder Wegzug der Inhaber frei geworden. Diese werden heute neu vergeben an: Albert Bender Sensenschmied, Karl Essig. Schreinermeisters We., Friedrich Höhn, Schlossermcistcr, Christian Maier, Schuhmacher und Reinhold Lutz, Sensenschmicd.
Dem Gemeinderat wird vom Vorsitzenden der Inhalt der Notverordnung des Württ. Staatsministeriums zur Sicherung des Haushalts der Gemeinden vom 11. Oktober 1932 bekannt gegeben. Da die Voraussetzungen hier vorliegen, Befreiungsgründe aber nicht gegeben sind, mutz die Bürger- steucr für das Kalenderjahr 1 933 mit 500 v. H. des Landessatzcs erhoben werden. Die Stadtgemeindc ist verpflichtet, bei der Erhebung das Lohnabzngsverfahren anzn- wenden. Der Gemeiuderat äußert seine Entrüstung über die Höhe der Steuer, welche die Leistungsfähigkeit der meisten I Steuerzahler übersteigt. . ,,
I Die mit Gesetz vom 24. September 1932 ru Württemberg > ab l. Oktober ds. Js. neu Angeführte Fleischstcuer ist durch die Gemeinden zu verwalten. Als Entschädigung erhalten sie 5 v. H. der Steuer. Vom Gemeiuderat wird als die Stelle, bei welcher die Anmeldung zu machen ist und von welcher die Schlachtsteuer festzusetzen ist — örtl. Steuerbehörde — die Stadtpflege bestimmt.
Nachdem bei der Stadtpflege ein Angebot auf eine bestimmte Menge Nadelstamm Holz eingegangen und dies vom Gemeinderat angenommen ist, wird die Aufbereitung des Holzes an die Holzhauer Alfred Mayer und Gen. zu den vereinbarten Preisen vergeben.
Vom Vorsitzenden wird Bericht erstattet über den 8. Verbandstag des Würm- und Enzgauverkehrsverbands in Vaihingen-Enz am 8. Oktober.
Nachdem noch eine Anzahl weiterer Angelegenheiten erledigt, wurde die Sitzung um 10 Uhr geschlossen. K.
Neuenbürg, 20. Okt. Die auf gestern abend in das Gasthaus z. „Eintracht" eiuberufene Versammlung des Ge- werbevereins zur Entgegennahme des Berichts über den Perbandstag in Ludwigsburg hatte einen nur mäßigen Besuch aufzuweisen. Vorstand Gollmer berichtete nach den üblichen Begrüßungsworteu in klarer und ausführlicher Weise über die Tagung. Darnach ist insbesondere in der Vertretertagung am Samstag nachmittag bei der Beratung der zahlreich gestellten Anträge gründliche Arbeit geleistet worden, die erkennen ließ, wie notwendig es ist, daß sich die Handwerker in den überall bestehenden Gewerbevereinen zur Vertretung ihrer Standes- und Gewerbeinteressen vollzählig zusammen- sinden. Eine aus der Mitte der Versammlung gestellte Zwischenbemerkung iubezug auf die hiesigen Kraftstrompreise rief eine längere Aussprache hervor. Vorstand Gollmer gab hierzu Aufklärung und versprach, über die gestellten Wünsche bei der Stadtverwaltung und im Gemeinderat Rücksprache zu halten. Unter „Sonstiges" wurde noch ein Rundschreiben über die Instandsetzung von Altwohnungen und sonstigen Haus- revaraturen zur Verlesung gebracht und dabei betont, daß sich jeder Handwerker über diese Verordnung orientieren sollte, damit er jedem Anfragenden klare Auskunft geben könne. Auch über die Verhältnisse auf dem Stadtbahnhof, namentlich in- bezug auf die Einsteigemöglichkeiten bei den Abendzügen, wurde ein längeres Wort geredet und aus der Mitte der
Versammlung verschiedene Wünsche hierzu vorgetragen. — Hierauf konnte Vorstand Gollmer die in allen Teile» wirklich anregend verlaufene Versammlung beschließen.
(Wetterbericht.) Im Westen liegt Hochdruck, im Nordosten eine Depression. Für Freitag und Samstag ist zeitweilig aufheiterndes, aber nicht beständiges Wetter zu erwarten.
Warnung vor Hanfierern mit Bestecken
Die Handwerkskammer Reutlingen schreibt uns: Aus verschiedenen Bezirken gehen der Kammer Klagen und Beschwerden darüber zu, daß Hausierer unter Anwendung unlauterster Methoden minderwertige Bestecke und Löffel als „Rostfrei" verkaufen. Die angeblich sehr billigen Preise sind aber in Wirklichkeit für diese Schundwaren viel zu hoch, denn beim ersten Gebrauch erweist sich schon die Minderwertigkeit derselben. Die Bestecke sind nur aus Eisenblech gestanzt und leicht vernickelt oder verchromt, sind aber mit der irreführenden Aufschrift „Rostgeschützt" oder „Rostsicher" gestempelt. Der angebliche Rostschutz blättert bald ab, außerdem schneiden die Bestecke nicht und sind deshalb gebrauchsunfähig, bilden also eine Quelle ständigen Aergers. Die sogenannten Horuhefte — in Wirklichkeit ganz minderwertiges Material — färben ab und zerbrechen bald. Die Löffel sind nur mit einem Zinn- überzng versehen, der im Gebrauch sehr bald verschwindet. Es wird deshalb vor dem Kauf solcher Bestecke gewarnt. Wer wirklich erstklassige Bestecke mit rostfreien Stahlklingen und Löffel bester Qualität kaufen will, der wende sich vertrauensvoll an die Fachgeschäfte am Platze bezw. im Bezirk. Diese prüfen die Güte der Ware und verkaufen nur beste, wieder schleiffähige Waren zu billigen Preisen. Die Fachgeschäfte bieten auch jede Garantie und außerdem die Möglichkeit, um- zutanschen oder zu reklamieren, während die Hausierer, die solche minderwertige Ware vertreiben, nie wicderkommeu.
Das Triseurhandroerk in der Wirtschaftskrise
Von dem Landesverband der Friseurmeister in Württemberg und Hohenzollern e. V. wird uns folgendes geschrieben:
Die allgemeine Notlage, in der sich die gesamte deutsche Wirtschaft sowie weite Bevölkerungskreise befinden, hat auch naturnotwendig das Frisenrhandwerk erfaßt. Besonders verhängnisvoll wirkt sich aber diese Krise hei dem Friseurhand- wer'k dadurch aus daß die Inanspruchnahme des Friseurs seitens der Kundschaft schlechthin einem mehr kulturellen als lebensnotwendigen Bedürfnis entspricht.
Das Bestreben aller Bevölkerungskreise, der gegenwärtigen Notzeit entsprechend, zu „sparen", um erst den lebensnotwendigen Bedarf zu sichern, hat es mit sich gebracht, daß auch die Kundschaft des Friseurs dessen friseurgewerbliche Bedienungen mit einschräukt und erst in letzter Linie hiervon Gebrauch macht. Das ganze Gewerbe hat für diese Begleiterscheinungen Verständnis und trägt ihnen Rechnung.
Aber trotz aller wesentlichen Einengungen in den Existenzmöglichkeiten, ist bisher alle Arbeitsleistung des Friseurs unter dem Gesichtspunkt erfolgt, daß dem Publikum unter Berücksichtigung hygienisch einwandfreier Bedienung für eine angemessene Bezahlung beste Facharbeit geboten werden muß.
Die außerordentlich große Verantwortung, welche jedem Friseurberufsangehörigen dadurch auferlegt wird, daß er nicht nur durch sachgemäß ausgeführte Behandlung von Kopf und Haar, die Gesundheit des Kunden zu schützen, sondern auch alle hygienischen Vorkehrungen zu treffen hat, welche weitgehendste Garantie bieten für die Gesunderhaltung von Haut und Kopfhaar, zwingt aber jeden Betriebsinhaber, ein Unkostenkonto aufrecht zu erhalten, das mit den Wünschen des Publikums bezüglich der Preisbildung nicht immer in Ueber- einstimmung zu bringen ist.
Ganz wesentlich sind die innerhalb der letzten Monate vorgenommenen Preisherabsetzungen für die verschiedenen Bedienungsarten und Arbeitsleistungen im Friseurgewerbe. Wenn aber darüber hinaus der „hillige" Preis zu marktschreierischer Reklame benützt wird, so halten wir es an der Zeit, eine ernstliche „Warnung" allen Bevölkerungskreisen zugängig zu machen. Unsere Feststellungen über die Art der Arbeitsleistungen der sogenannten „billigen" Friseure gehen dahin, daß für den angegebenen Preis entweder unsachgemäße fachliche Arbeiten geliefert werden, welche zu Schädigungen für den Kunden führen, oder aber gänzliche Außerachtlassung aller hygienischen Bestimmungen den Kunden in erhebliche Gefahren bringen, daß sie überhaupt nicht in der Lage sind, ihren notwendigsten Verpflichtungen nachzukommen.
Vielfach erhalten auch die bei den Reklamen angegebenen Preise insofern einen unlauteren Wettbewerb, als die Kunden bei Inanspruchnahme solcher Betriebe die Erfahrung machen müssen, daß der veröffentlichte Preis nur als Mittel
Schömberg und feine evangelische Kirche
Ein Beitrag zur Geschichte derselben
Mitgeteilt von Hauptlehrer Schick
Zu der ländlichen Jahresschlußfeier, die man bis heute noch Kirchweihe zu nennen pflegt, hatte man nach so viel Sorgen und Mühen in unseren bäuerlichen Familien jetzt ein oiecht am kuchenbesetzten gastlichen Tisch. Freilich konnte man hier diesmal auch nicht ohne Weiteres an dem eigentlichen «Mn und Zweck des Kirchweihfestes vorübergehen. Sind es hoch jetzt 100 Jahre her, daß mit dem Ban der hiesigen evan- Mlychen Kirche begonnen wurde. Am 22. Mai 1832 wurde her Grundstein gelegt, nachdem König Wilhelm I. von Württemberg am 10. Mai die allerhöchste Genehmigung dazu erteilt hatte. Bei der Einsicht des Berichtes vom 26. April 1831 hat Seme Königl. Majestät die Bemerkung gemacht, daß die schon ^ober 1828 geforderte Berichterstattung etwas lange an- Mtanden habe. Der Kirchenbau, dessen Voranschlag 16 300 Müden betrug, wurde auf Rechnung des allgemeinen Bau- wnos ausgeführt, den Bauplatz erstand die Gemeinde vom Wirt Jakob Kusterer um 800 Gulden. Das Dach der Kirche E 7. September 1832 aufgeschlagen, die Einweihung September 1833 statt, 5 Jahre, nachdem die erste bi? N ^ abgegangen war. Ebenso langwierig waren auch ie Verhandlungen, die während und nach der Erbauung ÄMsi. Kirche einsetzten. Es war vor allem das Verlangen ^wchspielgenossen nach Erbauung einer zweiten Empore, - Staub aufwirbelte. An und für sich wäre die Kirche ^-0 genug gewesen. Sie faßte 1007 Personen, unten 816 ul? E" Emporen der Schmalseite 191. Nun reichten aber «sL v für die Männer, die in der Zahl von 4—500
E Ärrche besuchend angegeben wurde, nicht aus. Und zu -"^uen wollten die Männer nicht Heruntersitzen, das ^lwn die Sitte anstößig sein und könnte leicht zu Un- nO,M"k!en und Störungen führen, wie es in der Eingabe des „r ^Vorstehers heißt. Deshalb wurde die Bitte vorgetragen, "oge die für spätere Zeiten vorgesehene Emporbühne gleich s errichtet werden. Das Gesuch wurde abgewiesen, im Gaudi" 5 Bittschriften ab. Schließlich versicherte der König „»^AElmrger seiner allerhöchsten Ungnade und verbot, die Bitte zu wiederholen. Als Gründe für die Ab- ""h wurden angegeben, daß die Kirche für eine Bevölke- ^ Mn 1563 Seelen wovon 60 Prozent als Kirchenbesucher Men, genügend Platz biete, daß man nichts An- s ge^> darin finden könne, wenn dem männlichen Geschlecht
auf der einen, dem weiblichen Geschlecht auf der anderen Seite des mitten durch das Schiff sich hiuziehenden Ganges, den ledigen Mannspersonen aber auf den gegenwärtig vorhandenen Emporbühnen ihre Plätze so lange angewiesen werden, bis dereinst die gestiegene Bevölkerung die Errichtung weiterer Emporbühnen erheischen werde; endlich, daß der allgemeine Baufonds kaum für die unvermeidlichen Bauten ausreiche. Die ästhetischen Gründe und die akkustischen Gründe des Pfarrers, daß ihm ohne diese Empore das Predigen schwerer falle, wurden nicht berücksichtigt. Auch das Konsistorium hat sich nicht für die Sache verwendet. Weitere schwierige Verhandlungen bildeten auch die Nachfordetmugen der Handwerksleute, die bei dem Kirchenbau sämtlich zu Schaden kamen, mit Ausnahme der Zimmerleute. Daß die ZimmerleUtü auf ihre Rechnung kamen, rührt Wohl daher, daß sie das Holz zu Revierpreiscn bekamen und ihnen auch die Vergünstigung zuteil wurde, daß sie das Holz in der nächsten Umgebung von Schömberg schlagen konnten. Alle anderen Handwerksleute, auch die Fuhrleute, hatten große Verluste. Der Maurer und Steinhauer Medinger von Deckenpfronn berechnet seinen Schaden auf 2000 fl. (— Gulden) bei einer Gesamtsumme von 7268 fl. 22 Kreuzer. Sein Gesuch um Entschädigung begründet er damit, daß die Brot- und Biktualpreise (Lebensmittelpreise) im Jahre 1832 ungewöhnlich hoch gestanden seien, daß die Bausteine schwieriger zu bearbeiten waren, und daß das Herbeiführen und Brechen derselben wegen der schlechten Wege und der häufigen Abänderungen in Anweisungen von Steiubrüchen sehr erschwert gewesen sei. Obgleich die Teuerung vom Frühjahr und Sommer 1832 als offenkundig anerkannt wurde und auch der Gemeinderat von Schömberg bezeugte, daß für die Arbeiter am Kirchbau das benötigte Brot in dem Orte Schömberg nicht aufgebracht werden konnte, wurde das Gesuch Me- dingers zunächst abgewiesen, ebenso die Nachforderungen des Schieferdeckers Löwenstein und des Uhrmachers Kröck. Auf Antrag des Kreisbauamtes erhielt Medinger jedoch durch Königl. Entschließung vom 23. März 1835 eine Entschädigung von 600 fl., Uhrmacher Kröck von Liebenzell erhielt nachträglich 38 fl. bewilligt. — Trotz der in Aussicht gestellten königlichen Ungnade wiederholen die Schömberger im Jahre 1853 ihre Bitte. Die letzte größere Erneuerung geht auf das Jahr 1887 zurück. Im Jahre 1889 wird vom Kirchspielrat eine Eingabe um Verkleinerung der Kirche gemacht. Erst 1928 wurde dieser Bitte gründlich entsprochen und auch eine durchgreifende Erneuerung durchgeführt. Im nächsten Jahre soll voraussichtlich das 100jährige Bestehen der jetzigen evangelischen Kirche fest- llch begangen werden.
zum Kundenfang dient, weil tatsächlich unter Hinweis auf besondere mit der Bedienung verbundene Arbeitsleistungen ein weit höherer Preis in Anrechnung gebracht wird, als in den Anpreisungen enthalten ist und solches stets zu Enttäuschungen und Verärgerungen führt.
Würt1embsr§
Freudenstadt. 19. Okt. (Fremdenverkehr). Freudenstadt zählte, wie „Der Grenzer" mitteilt, in der Zeit vom I. Januar bis 30. Sept. d. I. 33043 Kurgäste mir 222907 Uebernachtungen. Im Jahre 1931 waren es im gleichen Zeitraum 25833 Gäste mit 221673 Uebernachtungen. Die durchschnittliche Uebernachtungsdauer der Kurgäste betrug 13—14 Tage. Die Zahl der Uebernachtungen von Ausländern betrug im Jahr 1932 20809 gleich 9 Prozent der gesamten Uebernachtungen.
Mühlacker, 19. Okt. (Verdorbenes Fischwasscr.) Der Gemeinderat hat das Fischwasser in der Enz um 200 Mk. jährlich an vier hiesige Bürger verpachtet. Früher wurde ein Mehrfaches erlöst. Bevor die Industrie kam, war hier das beste Fischwasser Württembergs. Die Maulbronner Mönche gaben, wie der „Dllrrmenz-MUHlacker- Botc" berichtet, dieses Stück, auch wegen der Sandgewinnung aus der „Herrenwaag", in keine andere Hand. Heute ist es nach dem Urteil des Landessachocrständigen Dr. Smolian aus Stuttgart das geringste geworden. Es ist durch Abwässer so verschmutzt und verdorben, daß die Fische vollends zugrunde gehen müssen. Bessere Fische, Forellen, Hechte und Barben, sind fast verschwunden. Der Sachverständige empfiehlt, Karpfen, Schleien und auch Hechte einzusetzen. Bemerkenswert ist noch der Ueberrest alten Rechts, daß die Bürger Samstag nachmittag frei fischen dürfen und daß dieses Recht auch an den Tagen gilt, an denen die Enz Hochwasser führt. Die Gebühr für die Fischkarte sorgt dafür, daß keine Raubfischerei getrieben wird.
Oetrsheim, OA. Maulbronn, 19. Okt. (Falschmünzerwerkstätte entdeckt.) In einem neueren Hause wurde eine Falschmünzerwerkstätte entdeckt. Die ganze Familie wurde vcrhastet. Die Fälscher hatten 5 Mk.-Stücke hergesiellt.
Stuttgart, 19. Okt. (Steinzeitfund auf dem Steinhaldenseld). Beim Ausgraben eines Abwasserstollens für die Siedlung auf dem Steinhaldenfeld bei Cannstatt wurde am Dienstag ein interessanter Fund gemacht. Man stieß auf ein Skelett und einen Topf. Das Landesamt für Denkmalpflege stellte durch Prof. Dr. Götzler an der Fundstelle fest, daß cs sich hier um ein sog. Hockergrab aus dem Ende der jüngeren Steinzeit handelt, das aus etwa 2000 v. Chr. Geburt anzusetzen ist. Die Gräber haben diese Bezeichnung, weil zu jener Zeit die Toten in hackender Stellung beigesctzt wurden. Dem Toten war ein mit Schnur verzierter Topf beigegeben. Auch dies ist eine Hebung, die für eine bestimmte Gruppe, die sog. Schnurkeramikcr, charakteristisch ist.
Stuttgart, 19. Okt. (Lehrgang über Weinbau, Obstbau und Landwirtschaft.) An der Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg wird im Winter 1932/33 bei genügender Beteiligung ein vorwiegend theoretischer Lehrgang für Weingärtner abgehalten, in dem die wichtigsten Gebiete des Wein-, Obst- und Gartenbaus sowie der Landwirtschaft behandelt werden. Der Beginn des Unterrichts ist auf Dienstag den 8. November 1932, der Schluß auf Samstag den 4. März 1933 festgesetzt.
Poltringen, OA. Herrenberg, 19. Okt. (Erwischt.) In der letzten Zeit kamen hier zahlreiche Einbruchsdiebstähle vor. Der Täter Bernhard Sailer und ein Helfershelfer ist am Sonntag bei Holzgerlingen im Wald von Landjägern umstellt und verhaftet worden. Er ist bereits in das Gefängnis nach Tübingen eingeliefert.
Leonberg. 19. Okt. (Katzenwürgen — eine unerhörte Grausamkeit.) Dem „Leonberger Tagbl." wird geschrieben: Auf der Markung Hirfchlanden-Schöckingen soll am 22. Oktober eine jagdliche Veranstaltung abgehalten werden, bei der ein sog. Katzenwürgen vorgesehen ist. Lebende, zahme Hauskatzen sollen den Hunden zum Abwürgen vorgemorfen werden. Dabei kommt es vor, daß den Katzen vorher die Krallen herausgezogen oder abgezwickt werden, damit sie sich nicht wehren können. Das Ganze ist eine unerhörte Grausamkeit. In der Ankündigung der Veranstaltung wird sogar eine Staatsmedaille als Preis in Aussicht gestellt. — Gibt es denn gar kein Mittel, diese Tierquälerei zu verhindern?
Möckmühl, OA. Neckarsulm, 19. Okt. (Entsetzliche Bluttat). Der arbeitslose 42 Jahre alte Schäfer Kesselring im benachbarten badischen Adelsheim gab auf seine 37 Jahre alte Ehefrau drei Schüsse ab, die diese schwer verletzten. Er brachte sich dann selbst einen tödlichen Schuß bei. Die Beweggründe sind noch unbekannt.
Tettnang, 19. Okt. (Bürgersteuer — Amtliche Bekanntmachungen.) Der Gemeinderat hat mit 12 Stimmen bei einer Stimmenthaltung beschlossen, die Bürgersteuer mit 150 Prozent und im Lohnabzugsverfahren für 1933 einzuführen. — Der Verlag des in Friedrichshafen erscheinenden nationalsozialistischen Blattes „Der Oberschwabe" hatte den Antrag gestellt, ihm die amtlichen Bekanntmachungen der Stadt Tettnang ebenfalls zu Aderlässen. Dieser Antrag wurde aus grundsätzlichen Erwägungen heraus und weil auch der Verlag hier nicht zur Gewerbesteuer veranlagt ist, mit 9 gegen 4 Stimmen abgelehnt.
Friedrichshofen, 19. Okt. (Luftpostverkehr nach Südamerika). Die Reihe der diesjährigen Berkehrsfahrten des Luftschiffs „Graf Zeppelin" nach Südamerika soll mit einer am 24. Okt. in Friedrichs- j Hafen beginnenden Fahrt abgeschlossen werden. Bon Berlin aus wird zum Anschluß an diese Fahrt wieder ein Sonderflug der Deutschen Lufthansa die bis zum Postschluß am 23. Okt. um 11 Uhr bei dem Luftpostamt Berlin vorliegenden Sendungen über Stuttgart nach Friedrichshafen bringen, wo eine letzte Einlieferungsgelegenheit bis um 19.30 Uhr an demselben Tage besteht.
Friedrichshofen, 19. Okt. (Leichenöffnung). Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurde gestern nachmittag im Leichenhause des hiesigen Friedhofes durch Oberamtsarzt Müller in Ravensburg die Leiche der so plötzlich verstorbenen Maria Müller aus Waltenweiler (Gemeinde Ettenkirch) seziert. Das Ergebnis dieser Untersuchung liegt noch nicht vor, da die bei einer allenfalls vorliegenden Vergiftung in Mitleidenschaft gezogenen Weichteile einer chemischen Untersuchung unterzogen werden. Hierbei wird es sich dann zeigen, ob die beim Ausdruck der Krankheit gestellte Diagnose auf Wurstvergiftung aufrecht erhalten werden kann. Bis jetzt besteht noch keine absolute Klarheit über die Todesursache.
Unterkochen, OA. Aalen, 19. Okt. (Verunglückter Segelflieger). Gestern mittag wollte der 30 Jahre alte verheiratete Maschinenführer Heinrich Hunold von hier seine Prüfung als Segelflieger oblegen. Plötzlich wurde das Flugzeug von einer scharfen Windbö in rascher Geschwindigkeit an den Abhang des Grllnenbergs gedrückt. Dabei hat Hunold beide Oberschenkel gebrochen. Er mußte sofort ins Krankenhaus nach Aalen gebracht werden.
Staatspräsident Dr. Volz über die Verhandlungen mit de« Nationalfozialiste«
Weilderstadt, LA. Leonberg, 19. Okt. Staatspräsident Dr. Bolz sprach am Sonntag hier im Kepler-Saal in einer Wahlversammlung der Zentrumspartei des Bezirks Leonberg. Er kritisierte zunächst die Außen-, Innen- und Wirtschaftspolitik der gegenwärtigen Reichsregierung und äußerte sich dann über die parteipolitischen Verhältnisse. Er kam dabei auf seinen mit Leidenschaftlichkeit geführten Kampf bei den letzten Wahlen zu sprechen und erklärte: Wir sahen im Nationalsozialismus eine ernste Gefahr, weil diese Partei die Diktatur auf ihre Fahne geschrieben hatte. Ihre Alleinherrschaft wäre eure schwere Gefahr für unser Volk gewesen und deshalb haben wir so leidenschaftlich gegen den Nationalsozialismus gekämpft. Diesmal können wir den Wahlkampf ruhiger führen, weil wir diese Gefahr für überwunden betrachten. Wenn Wir nach den letzten Wahlen mit den Nationalsozialisten verhandelt haben, so deshalb, weil es die einzige Möglichkeit war, um im Wiuter über die politischen Unruhen hinwegzukommen. Darum haben wir den Kampf zurückgestellt und den Versuch gemacht, über die Frage eines Arbeitsprogramms für den