Ein Rededuell

Dr. Goebbels in einer deutschnat. Versammlung

Berlin, 19. Oktober. (Eig. Meld.)

Die dentschnationale Wahlversammlung in der Hasenheide, wo Dr. Göbbels Gelegenheit gegeben wurde, mit dem Abg. Steuer und anderen de'ntschnationalen Rednern zu diskutieren, mußte schon eine Stunde vor Beginn polizeilich geschlossen werden. In der Hasenheide waren Tansende von Menschen versammelt und unter Einsatz aller verfügbaren Polizeilichste war cs unmöglich, die Massen abzudrängen. Zeitweise stockte der ganze Fuhrwerksverkehr. Gegen >28 Uhr war die Menge so stark angewachsen, daß die Polizei weitere Verstärkungen einsetzen mußte.

Kurz nach 8 Uhr erschien Dr. Göbbels, von seinen Anhän­gern mit minutenlangen Heilrnfen begrüßt im Saal.

Die Deutschnationalen verhielten sich beim Erscheinen des Diskussionsredners durchaus ruhig.

Nachdem der Saalschutz soweit wie möglich in dem großeil Raum Ordnung geschaffen hatte, eröfsnete Stadtrat Steinhoff die Versammlung. ES sprach dann zunächst der dentschnatio- nale Abgeordnete Schmitt-Hannover. Die Dentschnationale Volkspartci, führte der Redner ans, kämpfe nach wie vor gegen Links, gegen Weimar, gegen Versailles und gegen die Bolsche- wisierung unseres deutschen Vaterlandes. Die Frage sei nur, wer sich an diesem Kamps beteilige. Als der Abgeordnete aus die Dawes- und Nonnganleihe zu sprechen kam, ertönte ans der Versammlung ein vielstimmiges Oho, das den Redner veranlatzke, mit erhobener Stimme zu rufen, die Deutschnatio­nalen hätten stets gegen den DaweSPlan gestanden und seit jener Zeit sei eine Strnkturwandlnng innerhalb der DNVP. vor sich gegangen, wie sie jetzt den Nationalsozialisten bevor- ständc. Man dürfe nicht vergessen, fuhr der Redner fort, daß es bei Tausenden und Abertausende» guter Deutscher zurzeit der Wunsch sei, über den Parteihader hinaus die Idee von Harzbnrg verwirklichen zu können. Die Sorge dieser Tau­sende gehe auch dahin, daß die NSDAP, sich in ihren Grund- anschaunngcn gewandelt habe. Weite Kreise des Volkes seien auch in Sorge darüber, daß die Mannschaften der National­sozialisten auf der Straße gegen den roten Mordterror auf- tretcn, während im Landtag die NSDAP, mit den Kommuni­sten stimme. Sehr erregt wandte sich dann der Redner gegen die verschiedentlich in der nationalsozialistischen Presse aufge­tretene Acußernng, daß die Deutschnationalen am 9. Novem­ber 1918 in den Mauselöchern gesessen seien.Haben Sie denn," so erklärte der Redner mit erhobener Stimme,kein Gefühl dafür, wie Sie Männer beleidigen, die 1918 an der Front standen? Wissen Sie nichts von dem Niederwerfen des roten Terrors an der Ruhr und von den Kämpfen in Ober­schlesien? Ich bin überzeugt, daß damals auch viele in den Reihen der Kämpfer gestanden haben, die heute Nationalsozia­listen sind; aber man kommt doch nicht daran vorbei, daß z. B. Mitteldeutschland von dem von ihnen sehr iibel behandelten Herrn Düsterberg gerettet worden ist."

In seinen weiteren Ausführungen verteidigte der Abg. Schmitt dann die Politik Hilgenbergs.

Nach minutenlangen Beifallsrufen und nachdem die Ka­pelle das Flaggenlicd gespielt hattte, erteilte der Leiter der Versammlung, Stadtrat Steinhoff, dem Abgeordneten Göb­bels das Wort, der vorher die Bitte ausgesprochen hatte, 15 Minuten sprechen zu können.

Göbbels knüpfte in seiner Rede an das Wort des Vor­redners an, es gelte, die Fehler des Systems zu lignidieren. Diese Parole sei von den Nationalsozialisten populär gemacht worden, als die Deutschnationalen noch in der Regierung saßen. Die NSDAP, habe die Absicht, das ganze Volk zu gewinnen, und wenn gefragt werde, woher das Geld für die Reklame stamme, müsse er antworten, aus den Groschen unse­rer Arbeitslosen und den Parteigenossen, durch die 11 Mil­lionen deutscher Volksgenossen aufgerüttelt wurden. Auch die NSDAP, habe eine Strukturwandlung wie die Deutschnatio­nale Partei durchgemacht, aber sie habe sich oft von Menschen, nie aber von der Sache getrennt. Die Behauptung, daß die Nationalsozialisten den Reichspräsidenten abznsetzen geneigt seien, müsse er aufs schärfste dementieren. Die Nationalsozia­listen unterstützten auch solche kommunistischen Anträge, von denen sie die Ueberzeugung habere, daß sie gut sind. Sie hätten für die Aufhebung des Rotfrontkämpferbundes gestimmt, weil sie den Rotfrontkämpferbnnd in verbotenem Zustand für viel gefährlicher halten. Der Kommunismus könne nur durch eine

Die Kranbauern

» Roman von Rudolf Utsch

(Copyright 1931 by Verlag Alfred Bechthold in Braunschweig) 50. Fortsetzung.

Krieg!... Dieses schreckliche Wort! Wieviel Tränen und Schmerzen, wieviel Kummer und Entsetzen umfaßt es! Doch bei Heinrich löste es einen unendlich großen Jubel ans. Die Begeisterung packte ihn mit aller Gewalt. Das Wort hatte für ihn nichts Furchtbares an sich. Der Tod ans dem Schlachtfclde schien ihm eine Sühne für sein Verbrechen; auch konnte er ihn befreien von allen Gewissensanalen und einem elenden, durch eigene Schuld vergälltem Leben. Nur der Gedanke bereitete ihm Sorgen, daß man ihn, den Mörder, nicht zu dem bald ausbrechenden Völkerringen zulassen würde. Immer wieder stellte er sich die bange Frage: Soll ich mich in Magdeburg bei meinem Regiment melden? Soll ich es wagen?...

Zuerst schien ihm die Gefahr zu groß, und er überlegte, ob eS nicht besser sei, sich bei irgendeiner andern Truppe frei­willig zu melden. Aber das Pflichtgefühl rief ihn zu seinem Regiment! Sicherlich war seine Tat in Vergessenheit geraten, und jetzt, wo-es bald heißen würde: In den Krieg heraus aus den Garnisonen ! hatte man wohl nicht mehr die Zeit dazu, alte Akten nachzuprüfen. Und wenn man wirklich von seiner Tat wußte dort, beim Regiment so wollte er auf den Knien flehen, ihn kämpfen und auf dem Schlachtfelde sterben zu lassen. Das würde man ihm, der in den drei Jah­ren seiner Dienstzeit ein guter und gewissenhafter Soldat ge­wesen war, doch nicht versagen können... So fieberte es in seinem Kopfe, und er fühlte sich moralisch gehoben bei dem Gedanken, daß man ihm nicht grollen würde, wenn die Nach­richt einlief, daß er auf dem Schlachtfelde tapfer kämpfend gefallen sei.

Noch drei Tage blieb er in Köln in einem Hotel und ver­folgte intensiv die Entwicklung der politischen Ereignisse. Als am 19. Juli die Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland erfolgte, setzte er sich in den Zug und fuhr nach Magdeburg zu seinem Regiment.

17. Kapitel.

Mars-la-Tour, Trouville, Flavigny, Bezonvillc und Vionville! Wie mancher Tropfen deutschen und französischen Bluts floß am 16. August 1870 vor und in den Mauern dieser reizenden und friedlichen Ortschaften.

Die Schlachten vor Metz waren geschlagen, und die fran­zösischen Truppen hatten sich hinter die Festungswälle der Stadt zurückgezogen.

Weltanschauung, nicht durch ein Verbot überwunden werden. Gegen die Papennvtverordnnngen hätten sie sich ausgespro­chen, weil sie den Aermsten die größten Opfer auferlegten. Als dann Dr. Göbbels ausführte, daß die Nationalsozialisten mit dem Zentrum verhandelt hätten, um die Rechte des Volkes gegen die Regierung zu verteidigen, wurde er von dem anf- sichtsführenden Polizeioffizier unterbrochen, lieber den Unter­schied zwischen seiner und der Deutschnationalcn Partei führte er aus, der Nationalsozialismus werde keine Regierung unter­stützen, die solche Verordnungen erläßt. Sie gäbe die Rechte der Aermsten nicht für vier Ministerposten her.

Zu den Wahlen vom 6. November äußerte Dr. Göbbels, daß der Bolschewismus mindestens um 1L!2 Millionen stei­gen würde. Nur wenn eine wirkliche Volksbewegung anS Ruder käme, könne dem Bolschewismus Einhalt geboten wer­den. In der Wehrfrage hätte Rcichstagspräsident Göring aus­ländischen Pressevertretern erklärt, daß der Nationalsozialis­mus, wenn er noch so scharf gegen die Papenregiernng ein­gestellt sei, in dieser Frage nur eine Meinung habe. Zu dcr Frage, warum der Nationalsozialismus am 13. August nicht die Macht ergriffen habe, erklärte Dr. Göbbels, daß der Ein­satz ein Aeguivalent in der Macht finden müsse. Wenn Papens Politik scheitere, gehe er in den Ruhestand! Hitlers Fiasko würde die 11 Millionen Deutsche ihrer letzten Hoffnung be­rauben. Ein solcher Einsatz verlange die Sicherheit der Ge­winnung der Führung der deutschen Politik.

Nach einer sehr scharfen Polemik gegen Papen schloß Dr. Göbbels seine Ausführungen unter dem tosenden Beifall der Versammlung mit dem Satz: Wir glauben an unsere Sache und sind so unduldsam wie alle wahrhaft Gläubigen. Wir werden keine Politik machen, die den Bolschewismus schürt. Wir wollen nicht dasselbe erleben, was Spanien erleben müsse. Wir stellen das Wohl des Volkes über das Wohl der Partei. Auch er müsse sich gegen jeglichen Bruderkampf der nationalen Parteien wenden. Aber nur eine Partei könne die Führung haben, und das sei die Nationalsozialistische Pa"».

Nhch Dr. Göbbels sprach der dentschnationale Abgeordnete Steuer, bei dessen Rede es zu heftigen Protestaktionen der Nationalsozialisten «um. Als der Redner erklärte, er sti vere-t seine Soldatenstammrolle und die seines Freundes Schmitt- Hannover auf den Tisch zu legen und daun den Abgeordneten Göbbels bitten, die seine daneben zu leger:, erhob sich ein ungeheurer Proteststurm. Nach minutenlangem Lärm stimm­ten die Nationalsozialisten das Horst-Wessel-Lied an, während die Stablhelmkapelle das Deutschlandlied anstimmtc. Beim Ertönen der ersten Klänge des Deutschlandliedes stellten die Nationalsozialisten den Lärm ein, und sangen die erste Strophe des Liedes mit erhobenem Arm. Jedoch nach dem Gesang setzte der Lärm von neuem ein. Erst auf die Mah­nung Dr. Göbbels, sich durch keine Provokation zu weiteren Unruhen verleiten zu lassen, wurde es einigermaßen ruhig und der Abg. Steuer konnte seine Ausführungen fortsetzen. Er­stellte fest, er habe Dr. Göbbels nicht daraus einen Vorwurf machen wollen, daß er aus Gründen, die niemand anfechte, nicht irn Felde gewesen sei, sondern darüber, daß er die Re­densart von den Mauselöchern immer verallgemeinert habe.

Der Redner kritisierte die Koalitionsverhandlungen der Nationalsozialistcr: mit dem Zentrum, wobei er betonte, die Nationalsozialisten müßten sich doch darüber klar sein, daß das Zentrum nicht verhandele, um sich ihnen zu unterwerfen, son­dern um einen Weg zur Renaissance des Weimarer Systems zu finden.

Landtagsabgcordneter Steuer schloß seine Ausführungen mit den Worten, die Dcutschnationalen wollten ein Deutschland, das aus allen nationalen Kreisen bestehe.

Dr. Göbbels antwortete u. a., der Nationalsozialismus wolle die Ursachen deutscher Revolutionen beseitigen. Hitlers historisches Verdienst sei, daß er die Abwanderung vieler Men­schen, die nie zu einer bürgerlichen Partei gegangen seien, aus der nationalen Bewegung verhindert habe. Der National­sozialismus wolle die Verantwortung, aber auch die Macht. Göbbels sagte, er identifiziere sich nicht mit dem Faschismus oder Mussolini, aber er glaube, daß der Nationalsozialismus oder Hitler einmal die gleiche Rolle in Deutschland spielen würden.

Als Dr. Göbbels geendet hatte, stimmten die National­sozialisten das Horst-Wessel-Lied an. Es dauerte einige Mi­nuten, bis Reichstagsaboeordneter Schmitt das Schlußwort ergreifen konnte.

Nachdem der Versammlungsleiter dem Abgeordneten Schmitt-Hannover das Schlußwort erteilt hatte, setzten wie­derum im Saal lauter Lärm und laute Heilrufe ein, sodaß

Rasch überschritten das III. und X- preußische Korps süd­lich von Metz die Mosel, in der Absicht, den feindlichen Truppen den Rückzug abznschneiden und Metz zu umgehen. Jedoch hatte bereits ein großer Teil der französischen Armee Metz verlassen, um sich an die Maas zurückzuziehen.

Am 16. August, morgens in aller Frühe, stieß eine deutsche Kavalleriedivision mit vier reitenden Batterien auf die zu- rückzieheuden Franzosen, die, nicht ahnerrd, daß der Feind be­reits so nahe war, ein Biwak bezogen hatte. Die Deutschen sahen von der: Höhen von Trouville aus, wie die Schwadro­nen der französischen Kavallerie friedlich ihre Pferde zur Tränke führten sie konnten beobachten, wie die Soldaten abkochten und sich sonst auf sorgloseste Art und Weise beschäf­tigten.

Sofort eröffucten die deutschen Batterien das Feuer, und die plötzlich platzenden Granaten verursachten eine ungeheure Panik unter den Franzosen.

Das war der Auftakt zur Schlacht...

Nun traten die weiter rückwärts liegenden Divisionen des Feindes rasch unter die Gewehre, griffen die Preußen an und besetzten einige Dörfer.

Die deutschen Korps bekamen allmählich Verstärkung, und bis zur Mittagsstunde tobte der Kampf hin und her, ohne daß einer der Gegner einen nennenswerten Erfolg zu verzeichnen gehabt hätte. Die Franzosen wehrten sich ver­zweifelt, und da sie weit in der Uebermacht waren und immer noch neue Truppenmasseu heranzogen, erlitten die Deutschen furchtbare Verluste. Aber trotzdem gelang es dem Feinde nicht, die deutschen Linien zu durchbrechen, denn diese wehrten sich tapfer und hartnäckig sie wußten, daß von der Wen­dung dieser Schlacht sehr viel abhing. Auf der ganzen Linie wurden Wunder der Tapferkeit und Kühnheit vollbracht.

Heiß brannte die Sonne auf das Schlachtfeld und berei­tete den Kämpfenden, hauptsächlich den armen Verwundeten, gräßliche Qualen. Neben den rauchenden Geschützen der Bat­terien lagen haufenweise die Toten. Nur noch einige, be­reits vom Pulverdampf geschwärzte Kanoniere, schoben die Granaten irr die Rohre und feuerten ununterbrochen in die französischen Linien. Der Schweiß troff von ihrer: Köpfen.

Durch das Geheul der Kanonen und das Geknatter der Gewehre tönten die Schreie der Getroffenen, das Röcheln und Stöhnen der Sterbenden und Verwundeten.

De l'eau! An nom de ciel de l'ean, cameradc!" schrie dort ein blutjunger Franzose mit heiserer Stimme und krümmte sich am Boden.

Wasser!... Um Himmels willen, Wasser!" keuchte ein Deutscher.

Sanitäter liefen über das Schlachtfeld. Doch sie konnten nicht alles bewältigen und waren nicht imstande, bis in die vorderste Linie vorzudringen. Aber wenn das Feuer an irgendeiner Stelle des Schlachtfeldes nur im geringsten nach­ließ, sei es durch das Vorrücken der Truppen oder aus ande-

der Redner sich nicht verständlich machen konnte.

D. Göbbels betrat noch einmal das Rednerpult und er­klärte, seine Anhänger würden sich die Schlußworte nur dann ruhig mit anhören, wenn die Ausführungen nicht dazu be­nutzt würden, aufs neue gegen die Nationalsozialisten zu Hetzen. Stadtrat Steinhofs ersuchte wiederholt, Dr. Göbbels das Wort zu entziehen, was jedesmal ans der Versammlung heraus mit lauten Protestrufen beantwortet wurde. Schließ­lich trat soweit Ruhe ein, daß Schmitt-Hannover noch einmal sprechen konnte. Er bedauerte, so führte der Redner u. a. aus, daß Dr. Göbbels nicht auf alle seine Fragen geantwortet habe. Ferner müsse er sein Bedauern darüber aussprechen, daß Dr. Göbbels mit keinem Wort darauf eingegangen sei, daß auch in derr Reihen der Nationalsozialisten viele den Daves­plan begrüßt hätten. Bei diesen Worten setzte von neuem ein erregter Proteststurm ein, sodaß die weiteren Ausführun­gen des Redners in dem allgemeinen Tumult nntergingen. Als Stadtrat Steinhvff mit der Polizei drohte, war es mit der Ruhe vollkommen vorbei. Um Zwischenfälle zu vermeiden, spielte die Kapelle das LiedO Deutschland hoch in Ehren", das von allen Versammlungsteilnehmern mitgesnngen wurde.

Die Versammlung wurde daraus geschlossen. Dr. Göbbels verließ unter den Heilrufen seiner Anhänger den Saal.

Nach Schluß des Diskussionsabends korrrrte unter außer­ordentlich starkem Polizeiaufgebot der Abmarsch der Massen reibungslos vonstatten gehen.

Verschärfte Strasmatznahnren gegen Arrtodiebstahl

Ein Vorschlag des Reichsjustizministers Dr. Gürtner

Berlin, 19. Ott. (Eig. Meldung.) Die Vereinigung kraft- fahrender Journalisten (VkJ.) veranstaltete heute im Haus der deutschen Presse ihren ersten Vortragsabend dieses Win­ters. Irr seinem Mittelpunkt stand das ThemaAutodiebstahl". Der Abend gewann dadurch besondere Bedeutung, daß Reichs­justizminister Dr. Gürtner wichtige Mitteilungen über Maß­nahmen der Reichsregiernng zur verschärften Bekämpfung des Autodiebstahls machte.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des VkJ., Chefredakteur Steinfurth, hielt zunächst der Leiter des Dezer­nats des Berliner Polizeipräsidiums zur Bekämpfung des Automobil- und Motorraddiebstahls, Kriminalkommissar Wcrnebnrg, einen fesselnden Vortrag über die kriminalistische Seite des Problems. Er schilderte den Kamps gegen die Auto­diebe und Hehler, wie er in letzter Zeit nicht nur in Berlin, sondern auch in den anderen großer: Städter: des Reiches und im Auslande verschärft geführt wird. Vorn kriminalistischen Standpunkt aus müsse gefordert werden: Scharfe Strafen und vorsichtiges Umgehen mit der Bewährungsfrist, die Zusam­menfassung der vielen auf alle möglichen Städte verzweigten Diebes- und Hehlerprozcsse, soweit innere Zusammenhänge zwischen ihnen bestehen, Spezialkammern, mit besonders var­gebildeten Richtern und endlich die Schließung gesetzlicher Lücken, die den Dieben bisher ein Entschlüpfen erlaubten.

Im Anschluß Hierair berichtete der Spezialrichter Amts­gerichtsrat Tietz aus der juristischen Praxis, dcr betonte, daß unter der gegenwärtigen Rechtsprechung nicht alle Diebstähle erfaßt würden. Um den Kampf gegen die Bernfsdicbe wirk­sam führen zu können, müßte ein neues Gesetz geschaffen werden.

Nach Amtsgerichtsrat Tietz sprach Reichsjustizminister Dr. Gürtner, der mit Nachdruck betonte, daß in Deutschland ein drirrgendes Bedürfnis nach einer Neuregelung der Strafbe­stimmungen für Autodiebstähle vorliege. Im neuen Entwurf des Strafgesetzbuches sei eine Bestimmung vorgesehen, in der aber nur vor: dauerndem Entzug fremden Eigentums die Rede sei, während es sich ja bei dem Gebrauchsdiebstahl um eine vorübergehende Entziehung handele. Das Reichsjustizmini­sterium habe daher dem Kabinett den Vorschlag gemacht, irn Wege der Notverordnung ein anderer sei zurzeit nicht mög­lich eine Strafbestimmung zu schaffen, um dieses Problem der Antoentwendung leicht und befriedigend zu lösen. Aus dem Inhalt der Verordnung, die irr den nächsten Tagen ver­öffentlicht werde, hob der Minister hervor, daß, wer Kraftfahr­zeuge oder Fahrräder gegen den Willen des Besitzenden in Ge­brauch nehme, sich strafbar mache; da auch der Versuch strafbar sei, werde mar: schon das Ankurbeln eines Wagens als einer: strafbaren Vorgang bezeichnen können. Die Bestimmung sei auch auf Fahrräder und Motorboote ausgedehnt worden. Die Verfolgung solcher Vergehen soll nur auf Antrag erfolgen. Die Strafandrohung betrage ein Vielfaches dessen, was in der ausländischen Gesetzgebung bisher festgelegt sei.

reu Ursachen, so schritten sie an ihr Werk und luder: die Verwundeten auf.

Dort trieben hünenhafte Kürassiere Trupps von Gefange­nen zurück. Die Franzosen zoger: ängstlich die Köpfe ein vor den riesiger: Menscher:, die mit gezogenem Pallasch neben ihnen herritten und sie auf gut deutsch zur Eile autrieben.

Auf dem äußersten Flügel stand ein Regiment Infanterie, das von einem heldenmütigen, 19jährigen Jüngling befehligt wurde. Es hatte bereits dreizehn seiner Offiziere eingebützt. Trotzig und scharf gab der junge Regimentskommandeur seine Befehle. Schneidend drang seine Stimme durch das Getöse der Schlacht. Da Plötzlich entfiel ihm der Degen, er griff sich an den Kopf und legte sich lautlos auf der: zerstampfter: und zerrissenen Rasen.

Allmählich erschlafften die deutschen Truppen. Verzwei­felt wartete der General von Alvcnsleben auf Hilfe. In Eile rückten neue Regimenter heran, aber bis diese kamen, konnte der Tag entschieden sein. Derr Deutschen ging allmählich die Munition ans und während die Franzosen immer neue und frische Massen ins Gefecht warfen und immer mehr Bat­terien heranzogen, die ein verheerendes Feuer auf die deut­schen Linien eröffnet»:, begann die Kraft der Deutschen zu erlahmen unter der drückenden Augnstsonne.

Dem französischen Marschall Canrvbert war dieses nicht entgangen und er beschloß, nicht zu säumen, sondern noch ein­mal mit aller Macht zum Angriff überzngehen.

Der deutsche Befehlshaber, General von Alvcnsleben, er­kannte die Größe der Gefahr, und um sie abzuwenden und den bedrohten deutschen Divisionen Luft zu schaffen, befahl er seiner Kavallerie, gegen die anrückende feindliche Infanterie vorzugehen und namentlich die feindlichen Batterien zum Schweigen zu bringen. So glaubte er die Krisis, die die Deutscher: bedrohte, wenigstens so lange aufhalten zu können, bis zur Hilfe herbeieilenden Regimenter zur Stelle seien.

Hinter der kämpfenden Linie bewegte sich die Reiterei auf Viouville zu, als der Oberst von Voigts-Retz auf schnauben­dem Rosse herbeigesprengt kam.

Dumpf donnerten die Kanonen über die Höhen...

Der Oberst parierte Var dem General von Bredow, dem Kommandeur der Reiterei, und zügelte seir: schäumendes und dampfendes Pferd.

Herr General müssen den Feind attackieren. Die vor­gehende feindliche Infanterie muß durchbrochen und die Bat­terie!: da drüber: zum Schweigen gebracht werden! Sie machen uns was zu schaffen..."

Der Oberst mußte schreien, um verstanden zu werden. Die Reiterei hielt an. In der: Gesichtern der Reiter malte sich große Spannung.

Von jedem Regiment bleibt eine Schwadron zurück, sie soll nicht an der Attacke teilnehmen, sondern znm Rekog­noszieren dableiben!"

(Fortsetzung folgt.)